Suche löschen...
Ottendorfer Zeitung : 02.08.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-08-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191408025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19140802
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19140802
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-08
- Tag 1914-08-02
-
Monat
1914-08
-
Jahr
1914
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 02.08.1914
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Europas Sckicklalsftunäe. Der Krieg hat begönne«. Die österreichische Regierung hat nunmehr formell den Krieg an Serbien erklärt und die Kriegserklärung durch ihre Vertreter im Aus lande auch den Mächten bekannt geben lassen. Genau einen Monat nach der grauenvollen Mordtat von Serajewo will nun Österreich mit der Waffe sich die Genugtuung erzwingen, die ihm — für jeden Unparteiischen unver ständlich — von dem ewig unruhigen Nachbar versagt worden ist. Es war vorauszusehen, daß der in letzter Stunde gemachte englische Vermittlungsvor schlag auf die Entschließungen Osterreich- Ungarns ohne Einfluß bleiben würde. Nach der Überreichung der äußerst scharfen Note war an eine friedliche Lösung des öster reichisch-serbischen Konflikts nur dann zu denken, wenn Serbien sich bedingungslos unterworfen hätte. Es hat nun keinen Wert mehr, darüber Betrachtungen anzustellen, wie sich die Dinge dann hätten gestalten können. Man muß jetzt mit der Tatsache, rechnen, daß im Südosten Europas ein Kampf entbrannt ist, Ler leicht die unheilvollsten Folgen nach sich ziehen kann. Nur wenn die Völker Europas und be sonders Rußland und Frankreich zu der Ein sicht kommen, daß Osterreich-Ungarn gegen Serbien eine notwendige gerechte Strafexpe dition unternommen hat, bei der jede Ein mischung eines Dritten überflüssig und schäd lich wäre, nur dann wird es gelingen, den Brand zu lokalisieren. Österreich zieht für eine gerechte ForLerung in den Krieg, weil sein Verlangen nach Bestrafung und Verhütung von Verbrechen abgelehnt worden ist. Es muß nun sein Ziel, eine ausreichende Ge nugtuung durch Waffengewalt, zu erreichen suchen. Es muß noch einmal hervorgehoben werden, daß die österreichisch-ungarische Regierung von vornherein immer wieder betont hat, daß es von Serbien kein Gebiet erobern wolle. Niemand hat Grund, dieser Versicherung zu mißtrauen, und wenn man sich in Rußland nur diese Versicherung immer wieder vor Augen hält, so müßte doch die gesunde Ver nunft siegen; denn die kriegerische Unter nehmung Österreichs wird eben durch diese Verpflichtung tatsächlich nur zu einer Straf expedition, die unbedingt nötig ist, und die sich doch in dem Rahmen hält, der ihr von Anfang an gegeben worden ist. Ein Teil des Vorschlages, den Sir Edward Grey, der englische Minister des Äußeren, den Mächten zur Beilegung des Konflikts gemacht hat, ist ja nun durch Österreichs Kriegserklä rung und den Beginn des Einmarsches in Serbien hinfällig geworden. Das bedeutet natürlich nicht ein Scheitern des ganzen eng lischen Vermittlungsvorschlages, dessen wert vollerer Teil sich ja auf die Verhinderung einer wetteren Ausbreitung des Krieges be zieht. Freilich, die von Grey vorgeschlagene Botschafterkonferenz in London dürfte kaum zustande kommen, da Rußland sich völlig un entschlossen zeigt, während Deutschland diesem Vorschlag nicht zugestimmt hat. Deutschlands Ablehnung, die natürlich wieder zu einer heftigen Deutschenhetze in Frankreich und Rußiand Anlaß gegeben hat, ist durchaus gerechtfertigt und durch die Ent wicklung der Dinge begründet. Wenn eine Vermittlung, die auf die Neutralitätserklärung aller Großmächte abzielt, Zweck haben soll, muß sie schleunigst beginnen und wirksam werden. Mit Recht zweifelt die deutsche Diplomatie daran, daß der schwerfällige Apparat einer Botschafterkonferenz für diesen Zweck geeignet sei. Sie will vielmehr schleunigst weiter von Kabinett zu Kabinett direkt ver handeln. Ob diese Verhandlungen zu dem allseitig ersehnten Ziele führen, liegt bei Rußland. Dfls Zarenreich hat die Entscheidung über Krieg und Frieden zu fällen. Wenn sich die Petersburger Regierung gekränkt fühlt, weil Österreich einer Rotte von Fürstenmördern und Bombenwerfern, die in Serbien leider den Schutz der Regierung (um nicht weiter hinauf zu greifen) finden, den Garaus machen will, wenn der Zar aller Reußen, in dessen Hauptstadt schon oft Fürstenblut durch feile Mordbuben vergossen wurde, sich zum Schutze eines Staates aufwirst, der Ge setz und Gefühl, Überlieferung und Völkerrecht gleicherweise mißachtet, dann ist das Unheil nicht mehr aufzuhallen. Rußland hat die Entscheidung, und mehr als durch seine Be mühungen um die Friedenskonferenzen im Haag kann der Zar jetzt zeigen, ob er wirklich den Frieden liebt. Allerdings: Mars regiert die Stunde. .Man hat mir den Handschuh hingeworfen, ich hebe ihn auf!" soll Nikolaus gesagt haben, als die Note Österreichs bekannt wurde. Und wenige Stunden später wurden die ersten Verfügungen über eine teilweise Mobili sation gestossen. In dem Hinauszögern einer glatten nicht mißzudeutenden Er klärung Rußlands liegt die schwere Gefahr für den Frieden Europas; denn diese Verzögerung in Verbindung mit den stiegeri schen Vorbereitungen, die im Zarenreich ge troffen werden, hat Österreich zu einer weit umfassenderen Mobilisierung veranlaßt, als sie anfangs geplant war. Sind aber erst Txuppen gegeneinander aufmarschiert, dann ist der letzte Schritt bald getan. Europas Schick salsstunde hat geschlagen und Mars regiert die Stunde. Der Zar hat das entscheidende Wort. -* * * Österreichs Strategie. Infolge der beunruhigenden Meldungen aus Petersburg hat die österreichischeRegierung eine viel umfassendere Mobilisation angeordnet als anfänglich geplant war, da man mit der Mög lichkeit eines russischen Eingriffs rechnet. Der Aufmarsch gegen Serbien dürfte in wenigen Tagen beendet sein, und dann werden die Kämpfe auf serbischem Boden beginnen. Den Oberbefehl über die gesamten österreichisch ungarischen Streitkäfte hat Erzherzog Friedrich übernommen. Aufmarsch der Serben. Nachdem die Serben Belgrad geräumt haben, sind ihre Hauptstreitkäste nach Süden abmarschiert. Unmittelbar an der Donau stehen nur schwache Streitkäfte. Dagegen ist eine Division gegen Montenegro vorge schoben worden, damit die Österreicher nicht eine Vereinigung der montenegrinischen mit den serbischen Streitkästen verhindern können. Die Montenegriner befestigen die Grenze, wobei Hunderte von Frauen helfen. Den Oberbefehl über die serbische Armee hat Kronprinz Alexander übernommen. Rustlands Mastnahmen. Noch immer hatte man selbst an amtlicher Stelle Petersburgs damit gerechnet, daß Österreich nachgeben werde. Umsomehr hat die Mitteilung der Kriegserklärung über rascht. Es wurden sofort umfangreiche mili tärische Vorkehrungen in den westlichen Mili tärbezirken von Wilna, Warschau und Kiew, ebenso in Odessa gestossen. Alle im Auslande weilenden russischen Offiziere wurden dringend von ihrem Truppenkörper einberufen. — Beunruhigend sind Rußlands Unterneh mungen an der deutschen Grenze. Russische Truppen besetzten den Bahnhof Wir- ballen (die Übergangsstation bei Eydtkuhnen), und zwar Pioniere, Kavallerie, Artillerie und zwei Regimenter Infanterie. Außerdem haben die Russen alle ihre Grenzwege besetzt. Auf deutscher Seite ist eine Schwadron Ulanen aus Stalupönen nach dem Grenz- bahnhof Eydtkuhnen abgegangen. Außerdem hat Rußland auch noch eine andere gegen Deutschland unfreundliche Maßnahme gestossen. Die amtlichen russischen Telegramme für das Ausland gehen von jetzt ad nicht mehr über Deutschland, sondern über Stock holm. Die finnische Telegraphendstektion er hielt auf eine Anfrage bei der russischen Telegraphenverwaltung die kurze Antwort: »Die Verbindung mit Deutschland ist abgebrochen!" Die erzbereiten Franzosen. Die Meldung von den russischen Maß nahmen an der deutschen Grenze hat in Fransteich unbeschreiblichen Jubel ausgelöst. Man begann auch in Frankreich sofort mit Truppenbewegungen gegen die Grenze. Alle auf Urlaub befindlichen Mannschaften und Offiziere wurden sofort zurückberufen. Wie verlautet, richtete der Kriegsminister nach Petersburg ein Telegramm, das nur das Wort enthielt: „Erzbereit!" — Wie kriegerisch die Stimmung in Frankreich ist und wie sehr sie derjenigen von 1870 ähnelt, zeigt eine Äuße rung des Antimilitaristen HervS, der in seinem Blatte ,Guerre sociale' schreibt: „Falls die Katastrophe sich vollziehen sollte, würden wir internationalen Sozialisten ange sichts der Ohnmacht, durch einen aufrührerischen Generalstreik d en Krieg zu verbind ern, nur die eine Pflicht kennen, den Herd der Freiheit zu verteidi gen, welchen unsere Väter mit so viel Opfern ge schaffen haben. Zwischen dem kaiserlichen Deutschland und dem republikanischen Frank reich gibt es kein Zögern und keine Wahl." England rüstet ebenfalls. Im Unterhause erklärte Premierminister Asquiih auf eine Anstage, er könne über die europäische Lage nichts mehr sagen. — Aus Portsmouth wird gemeldet, daß die Admira lität in aller Stille rüste. Torpedoboote und Tauchboote würden seefertig gemacht, und in allen Regierungsdocks herrsche eine lebhafte Tätigkeit. Die englische Admiralität und das Kriegsministerium ständen in un unterbrochenem Verkehr, alle Schritte würden getroffen, um die Flotte und Armee auf Kriegsfuß zu setzen. Das Torpedo- Geschwader von Gibraltar, das nach Huelva kreuzte, wurde ebenfalls zurückberufen und traf in Gibraltar ein. Die Haltung der Balkanstaaten. Wenn auch zurzeit die Balkanstaaten dem beginnenden Kriege nur zuschauen, so ist es doch nicht ausgeschlossen, daß Ereignisse ein treten, die sie zu einer Stellungnahme veran lassen oder gar zwingen. Bulgarien, dem von Serbien ja schon eine Belohnung (Mazedonien?) in Aussicht gestellt ist, hat erklärt, es wolle neutral bleiben, aber es rüstet. Ebenso verhält sich Rumänien. In Griechenland herrscht eine ausgesprochene österreichfeindliche Stimmung, und es ist nicht ausgeschlossen, daß Serbien gegebenenfalls in Griechenland ein Bundesgenosse ersteht. Die türkischen Amtsblätter treten entschieden auf Österreichs Seite und begrüßen es mit Genug tuung, daß die Türkei kriegerische Maßnahmen trifft. Besorgnis der Neutralen. In Holland ist man wegen der ernsten Lage in schwerer Besorgnis. Unterstützt von der Stimmung der Bevölkerung, trifft die Regierung militärische Maßnahmen zur Sicherung der Neutralität. Alle Eisenbahnen und Grenzforts sind stark besetzt worden. — In Belgien ist der für den Kriegsfall vor gesehene verschärfte Grenzwachdienst durch Gendarmen und Zollwächter an der belgischen Grenze nach Deutschland und nach Frankeich in Funktion getreten. Auch ist ein Spezialtelegraphistendienft in den Kirchtürmen verschiedener Grenzorte, Lie als Beobachtungsstationen dienen, eingerichtet worden. Die Armee soll vorläufig auf den durch Einziehung aller Urlauber verstärkten Friedensstand von 100000 Mann gebracht werden. Dabei ist vorgesehen, daß in den Festungsforts volle Artilleriemannschast vor handen ist. -- Selbst in Spanien verur sachen die Nachrichten über den österreichisch serbischen Konflikt steigendes Unbehagen, da man sich wegen der Abmachungen mit Frank reich in die Ereignisse hineingezogen sieht. Mehrere Blätter verlangen ausgedehnte Vor kehrungen, namentlich die Ernennung eines Oberbefehlshabers. Amerika gegen Deutschland und Österreich. Die amerikanische Presse nimmt ihre Auf stellung auf der deutsch-feindlichen Seite. Die erste Nachricht ging dahin, das österreichisch ungarische Ultimatum an Serbien sei Berliner Arbeit. Die Leitartikel der führenden Blätter bürden die Verantwortung Osterreich-Ungarn und Deutschland auf unter den mannig faltigsten Begründungen. Die ,New Jork Times' behaupten, daß es nicht zu viel gesagt sei, daß die Wiener Kriegs, Meldungen hier mit Verächtlichkeit und Scham gefühl gelesen würden. Die einzige Friedens hoffnung bilde das Erwachen Les deutschen Gewissens. Die ,New Jork Tribune' schreibt, Rußland könne nichts anderes tun als die Herausforderung Osterreich-Ungams, die ihm ins Gesicht geschleudert worden sei, anzu nehmen. Sonst würde es sein Ansehen ver lieren. Noch eine Hoffnung ans Frieden. Wie verlautet, hat Kaiser Franz Joseph noch vor der Veröffentlichung der Kriegs erklärung an Serbien ein Handschreiben an den Zaren gesandt, das auf den Empfänger einen gewaltigen Eindruck gemacht haben soll. Obwohl niemand den Inhalt des Hand schreibens kennt, sind Hoffnungsfreudige doch geneigt, ihm eine entscheidende Bedeutung für eine günstige Wendung beizulegen. Es scheint sehr fraglich, ob ein Handschreiben, vorausgesetzt, daß es über haupt erfolgt ist, solche Wirkung haben kann; die russischen Maßnahmen deuten auf das Gegenteil. — Will man nach einem Anzeichen für die Möglichkeit einer friedlichen Lösung des Konflikts suchen, so kann eher die Reise Kaiser Wilhelms nach Wilhelmshöhe dafür gelten. Der Monarch beabsichtigt, in wenigen Tagen von Berlin abzureisen. Er rechnet also offenbar mit einer bevorstehenden Über windung der Krise. Politische KuncLWau. Deutschland. * Dis Reichsregierung ist bereits seit län gerer Zeit mit den Vorbereitungen zu einer Abänderung des Nahrungsmittel gesetzes beschäftigt. Den Anlaß hierzu gaben die zahlreichen widersprechenden Gut achten von Sachverständigen, auf die sich die Gerichte bei ihren Entscheidungen über die Beschaffenheit von Nahrungsmitteln stützen müssen. Um für diese Gutachten eine Unter lage zu schaffen, ist vor einer Reihe von Jahren unter Mitwirkung des Kaiserlichen Gesundheitsamts eine Vereinbarung zur ein heitlichen Untersuchung und Beurteilung von Nahrungs- und Genußmitteln für das Deutsche Reich aufgestellt, die jedoch keinen amtlichen Charakter trägt und infolgedessen für die Gerichte nicht bindend ist. Deshalb soll eine Regelung auf gesetzlichem Wege er folgen. Vom Kaiserlichen Gesundheitsamt ist nun inzwischen begonnen, Entwürfe zu Fest setzungen über einzelne Gruppen von Lebens mitteln zu veröffentlichen, um allen Be teiligten Gelegenheit zu geben, Stellung dazu zu nehmen. Die gesetzgeberische Maßnahme beginnt daher in diesem Fall gewissermaßen damit, daß zunächst für die Aussührungsvor- schristen des Bundesrats die erforderlichen Grundlagen gewonnen werden, ehe der Gesetz entwurf selbst eingebracht wird. * Die Ergänzung zur Gewerbe ordnung betr. den Ausschank von Spirituosen, die im letzten Tagungs abschnitt vom Reichstag nicht erledigt worden war, wird dem Parlament unmittelbar nach seinem Wiederzufammentritt erneut vorgelegt werden. Frankreich. * Die vom Senat und der Kammer ernannte Unterkommission zur Einleitung einer Untersuchung über den Zu st and des Kriegsmaterials hat sich vertagt. Ihre Untersuchung hat angeblich erwiesen, daß die Verhältnisse, namentlich, was die Artillerie und die Vorräte an Lebensmitteln und an Schuhen anbelangt, die kürzlich geäußerten Beforgnisse nicht rechtfertigen. Balkaustaaten. * Der Fürst und die Fürstin von Albanien sind von Valona nach Du ra z z o zurückgekehrt. Die kriegerischen Ereig nisse in Serbien scheinen auf die Lage in Albanien günstig eingewirkt zu haben. Jeden- falls hat der Fürst in einer Unterredung er- neut erklärt, er werde unter keinen Umständen Albanien verlassen. Afrika. "Eine französische Kolonne hatte am 26. d. Mts., als sie ihren Vorstoß ins Innere fortsetzte, mit den Marokkanern einen schweren Kampf zu bestehen, in dessen Verlaufe die Franzosen 60 Tote, darunter einen Hauptmann, verloren. 88 Franzosen wurden verwundet. Die Franzosen mußten sich nach einigen Stunden zurückziehen. Vas Geheimnis des Zonderzuges. lös Originalroman von Heinrich Wildau. (Fortsetzung.) George lachte laut auf und Meta freute sich. So laut lachte kein Dieb. „Frag' die Herrschaften da," sagte er, auf Lie fünf Männer deutend, die im Kreise umher kagen und lächelnd der Unterhaltung der beiden folgten. „Die haben mich und den Grafen gefangen gesetzt und Pierre haben sie laufen lassen. Und sie behandeln uns wirklich famos. Aber — warum wir hier gefangen gehalten werden, — darauf bin ich selbst neu gierig !" Die Männer lachten vergnügt in sich hinein. „Und — und — die Brillanten," meinte Meta. „Die Brillanten?!" George erschrak. „Was ist damit?" fragte er hastig. „Sie sind gestohlen!" „Gestohlen?!" Meta nickte lebhaft. „Du sollst sie gestohlen haben, George l" „Ich?!" Wie das klang! „Ich weiß ja, daß es eine Verleumdung ist," rief Meta mit Tränen in den Augen aus und legte ihre Arme wieder um seinen Hals. .Ich habe es ja auch nie geglaubt!" Nur — sie sind eben gestohlen, und man sagt, nur Lu kannst —" Sie stockte. „Und — und — dann warst du ver schwunden —" Da hielt sie ganz inne. Eine peinliche Pause entstand, die durch den Mann, den sie alle Nummer eins nannten, unterbrochen wurde. „Ihr George ist unschuldig, kleines Fräu lein. Geht jetzt beide zusammen in die Hütte zurück zu dem Grafen. Wir lassen euch bald alle rufen und dann sollt Ihr auch alles er fahren . . ." Und er hielt den Vorhang des Zeltes offen und George und Meta taten wie gebeten. Als sie draußen waren, rückten die fünf zu einem engeren Kreise zusammen. „Und nun, Nummer fünf," sagte Nummer eins, „berichte!" Und Nummer fünf berichtete: „Ich glaube," sagte er zum Schluffe, „wir haben gewonnenes Spiel. Er hat bereits nach unseren Forderungen gefragt." „Und du hast geantwortet?" „Pipinoff geht nach London in die Ver bannung und bleibt dorl. Das Kabinett dank ab und unsere Leute kommen ans Ruder. Die Dokumente werden verbrannt." „Und was antwortete er?" „Bedenkzeit bis morgen wollte er haben. Und den Zug, den wollte er auch haben!" Die Männer lachten laut und kräftig. „Gut," sagte Nummer eins, „kann ihm werden!" „Ich fürchte nur eine Falle," meinte Nummer zwei. „Wieso?" „Nun, durch das viele Hin und Her kann man uns einmal folgen." „Sehr richtig! Der nächste Abgesandte mutz die Dinge unbedingt zum Abschluß bringen!" „Wie nun, wenn der gewaltsam zurückge halten, erkannt, und dann seine sämtlichen Freunde, Bekannten und Verwandten als Gegengeisel festgenommen werden. Ist schon mal vorgekommen, Brüder, wo bleiben wir dann!" „Ja," sagte ein anderer, „jetzt, wo wir so weit gegangen sind und unsere Forderungen gestellt haben, müssen wir doppelt vorsichtig sein." Eine nachdenkliche Pause entstand. Da machte Nummer eins plötzlich eine lebhafte Handbewegung nach dem Kopf. „Ich hab's," rief er aus. „Dies kleine blonde Mädchen hat uns die Vorsehung ge sandt. Sie schicken wir!" Die anderen blickten erstaunt auf. „Wenn sie uns verrät?" „Das kann sie nicht. Sie könnte nie den Bergweg beschreiben. Aber — sie würde es auch nicht tun, wenn sie es könnte!" „Wieso?" „Das werdet Ihr sehen." Und kurz entschlossen fügte er hinzu: „Nummer fünf, ruf das Mädchen." Bald stand Meta wieder ein wenig er schreckt im Kreise der Männer. „Kleines Fräulein, möchten Sie die Ehre Ihres Geliebten wieder Herstellen," fragte Nummer eins. „Wie könnte ich das?" „Möchten Sie?" „Oh, wie gern!" „Und seine Freiheit für ihn wiederge winnen ?" Meta konnte nur erstaunt auf den Sprecher blicken. „Nicht wahr, das möchten Sie?" Das Mädchen bejahte stumm. „Und fünfzigtausend Franken nebenbei ver dienen ?" „Scherzen Sie mit mir?!" „Nun, hören Sie! Sie sollen in der Hauptstadt eine Mission ausrichten. Und alles das, was ich Ihnen da gesagt habe — und mehr soll Ihr Lohn sein." „Wollen Sie?" „Ja — ja —" Und Meta streckte lebhaft bittend die Hände aus. „Dann, mein Fräulein, setzen Sie sich hier zu uns, und haben Sie genau acht." Fast eine volle Stunde sprach der Mann und die Augen des Mädchens wurden größer und größer vor Erstaunen. „Haben Sie verstanden?" „Ja — ja — genau - " „Und vergessen Sie nicht, Georges Leben, falls Sie uns verraten." Da richtete Meta ihre schönen blauen Augen auf Len Sprecher. „Sie brauchen nicht zu drohen! Auch ohne George würde ich Sie nicht verraten," sagte sie einfach und bestimmt. „Aber unter den jetzigen Umständen sehe ich in Ihnen meinen Wohltäter." Sie reichte ihm die Hand. * * Wieder saßen der Minister für Eisenbahnen, der Kriegsminister und der des Auswärtigen Amtes im Bureau des ersteren. Der Kriegs minister blickte auf die Uhr an der Wand. „Er muß gleich kommen," meinte er. „Sind die Wachen gestellt?" Die anderen bejahten. ... „Ob wir nicht doch viel riskieren» wandte
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)