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4vv«Jahrfeier in Schmiedeberg. Das Fest ihres 400 jährigen Stadtjubiiäums beging die im Riesengebirge gelegene Bergstadt Schmiedeberg in würdiger Weise. Die Stadt mit ihren alten Giebelhäusern war prächtig geschmückt, in den Straßen flutete ein ge waltiger Verkehr von Einheimischen und Fremden. Das Fest begann mit einer Vor stellung der Töchterschule. Daran schloß sich abends eine prachtvolle Illumination der Stadt mit Fackelreigen und eine wundervolle Beleuchtung der die Stadt umschließenden Höhen. Das Wetter war sehr günstig. Der Kamm des Riesengebirges lag völlig klar da, und von seinen dunklen Hängen leuchteten die letzten Schneereste ins Tal hinab. Gründung eines Weltsachsenbnndes. In der in Dresden abgehaltenen Festsitzung aus Anlaß des Sachsentages wurde ein Welt sachsenbund gegründet. Sächsische Lands mannschaften und Sachsenvereine veran stalteten mehrere Aufführungen, denen der sächsische Kronprim und seine Brüder bei wohnten. Am Nachmittag sand ein Festzug in heimischen Trachten statt, der vor dem König und der gesamten königlichen Familie, die sich mit den Staatsministern und dem Oberbürgermeister auf dem Balkon des Resi- denzschlosses befanden, defilierte. Bootsunglück auf dem Stettiner Haff. In der Dunkelheit und bet regnerischem Wetter wurde auf dem Stettiner Haff ein mit vier Männern besetztes Boot von dem Stettiner Dampfer »Saxonia" überrannt. Drei der Bootsinsafsen ertranken, der vierte konnte gerettet werden. Die Bootsfahrer hatten es Unterlasten, das Boot zu beleuchten. Unfall eines Eisenbaünzuges in Hol land. Beim Einlaufen des nachts in Hoek van Holland eintreffenden internationalen Zuges versagte die Bremse. Dis Lokomotive schnellte in den Prellbock, und der Vorderteil des Zuges durchrammte die dahinterliegende Mauer des Bahnhofsgebäudes. Es gab ein gewaltiges Krachen und eine heillose Panik, weil man glaudte, daß es viele Tote und Verwundete gegeben habe. Die Durch suchung der Waggons ergab jedoch, daß glücklicherweise nur einige Reisende kleine Schrammen und Kontusionen bekommen hatten. Vier Beamte im Dienste einer Spediteursfirma, die im Bahnhofsgebäude arbeiteten, wurden zum Teil schwer ver wundet. Das Stationsgebäude ist arg mit genommen. Bombenexplosion in einer Privat- wohnnng. Der Sohn eines Schneidermeisters in Genua fand auf der Straße eine Bombe und brachte sie in die elterliche Wohnung. Das Geschoß explodierte dort. Die Wände des Hauses wurden eingerissen, die Trümmer auf die Straße geschleudert. Einer zwölf, jährigen Tochter des Schneiders wurde der Kopf zerschmettert, vier Personen wurden schwer verletzt. Explosion in einer Anarchistenwerkstatt. Bei der Herstellung einer Bombe in der Wohnung des Anarchisten Arthur Caron in New Bork explodierte das Geschoß. Caron und zwei in seinem Zimmer befindliche Frauen wurden in Stücke gerissen, die drei oberen Stockwerke sielen ein, und zahlreiche Personen, darunter einige Passanten auf der Straße, wurden getötet. Viele Personen erlitten Ver letzungen. Die genaue Anzahl der Umge« kommenen konnte noch nicht festgestellt werden, doch schätzt die Polizei sie auf fünfzig. Die Erschütterung war so gewaltig, daß selbst die benachbarten Häuser schwankten. Caron war der Führer im sogenannten Tarry-Town-Krieg, wobei Rockefellers Leben bedroht wurde. Die Gerichtsverhandlungen sollen dieser Tage siatt- stnden. Allerlei vom Tage. — Die Gattin des früheren Generalfeld- Marschalls Grafen Waldersee ist im Alter von 78 Jahren in Hannover an einer Lungen entzündung gestorben. — Bei einem schwerenGewitter suchten in der Flur Porstendorf (Sachsen-Weimar) drei mit Grasmähen beschäftigte Männer Schutz unter einem Weidenbaum, der von einem Wetterstrahl getroffen wurde, dabei wurde der Landwirt Heinecke getötet. — Bei der Explosion eines Schmelz tiegels in einer Elberfelder Eisengießerei wurden durch umherfliegende Metallteile und glühende Schlacken fünfzehn Personen mehr oder weniger schwer verletzt. — In dem Kölner Vorort Sülz schaukelten mehrere Kinder auf einem großen, eisernen Hostor. Das Tor brach aus den Angeln und begrub drei Kinder unter sich. Eins war sofort tot, zwei Mädchen sind schwer verletzt. — Durch eine Benzin-Explosion wurden in Libau sechs Häuser eingeäschert. — Im Kriminalgefängnis in St. Gallen hat sich ein in Untersuchungshaft befindlicher Arzt Cr2ber20gm Äta. Von der Erzherzogin Zita, der »lieblichen italienischen Prinzessin, die dereinst Kaiserin von Österreich kein wird," entwirft ein Mit arbeiter der.Tribuna', der die Prinzessin in ihren Mäüchentagen kannte, ein Wefensbild. Zwischen den Olivenbäumen und dem Marmor jener Villa delle Pianore, die so vielen entthronten Fürsten eine Heimstätte war, sah der Italiener die kleine Prinzessin heranwachsen. Bisweilen konnte man sie mit Oie Schweizer ^anäesaussteUung m Oerri. 1) Ausstellungspavillon für das Hotelgewerbe. Links: Das große Musterrestaurant. 2) Der Pavillon für das nationale Wehrwesen. 3) Das schweizerische Musterdorf. In diesem Sommer findet in Bern die groß angelegte „Schweizerische Landesausstellung" statt, auf der im allgemeinen nur Gegenstände schweize rischen Ursprunges zugelassen sind. Die Aus stellung umfaßt sieben Hauptgruppen: 1. Urpro duktion, 2. Gewerbe, Industrie und Technik, 3. Handel und Verkehr mit Sport und Touristik, 4. Staatswirtschast und Volkswohlfahrt, ö. Wehr wesen, 6. Künste und Wissenschaften, 7. Inter ¬ nationale Bureaus. Auf unseren Bildern sehen wir das schweizerische Musterdorf, eine vorbild liche Dorfanlage von Architekt Jndermühle in Bern, bann den Ausstellungspavillon für das nationale Wehrwesen, dahinter den Pavillon der internationalen Bureaus und den AuSstellungs- pavillon für das Hotelgewerbe und das große Ausstellungsrestaurant der Ausstellung. bas Leben genommen. Er öffnete sich mit einem verborgen gehaltenen Messer die Pulsadern beider Arme. — Der Verband der italienischen Fracht dampfschiffsreeder hat die seit drei Monaten über ihre 200 Dampfer verhängte Sperre aufge hoben. Die Mannschaften sollen allmählich wieder eingestellt werden. — Das historische Schöffenhaus in Mecheln, das aus dem 13. Jahrhundert stammt, ist von einem Brande heimgesucht worden. An scheinend sind Dokumente vernichtet. einem fröhlichen Knaben spielen sehen, der dann eines schönen Sommers nicht wieder kehrte, um in jenem Garten seine Ferien zu verbringen. Es war Boris, der Erbprinz von Bulgarien, der Sohn von Prinzessin Zitas älterer Schwester; damals war der k eine Boris ein schmächtiger Knabe, der gern in seiner Heimatssprache kleine Lieder sang, im Garten nach Zita suchte und sie die beste und schöwie seiner kleinen Tanten nannte. Fröh lich jagten die kleine Prinzessin und der jung Prinz die Gräben entlang, und die Bäuerinnen der Umgebung schenkten den Kindern gerne Blumen und plauderten mit ihnen. Der ver storbene Herzog von Parma erzog alle seine Kinder dazu, gegen jedermann freundlich und höflich zu fein, und so kam cs, daß die Kinder aus der Villa delle Pianore sich viel mit den Nachbarn unterhielten. Dann wieder sah man die Prinzessin in den religiösen Prozessionen, schwarz gekleidet und ganz in Andacht ver sunken. So wurde aus dem Kinde ein Mädchen und aus dem Mädchen eine Braut; als der Bräutigam in Viareggio erschien, sah man beide ost zusammen; Prinzessin Zita hat es inzwischen gelernt, ihren langen Röcken Ehre zu machen, würdig, ja anfangs sogar ein wenig steif schritt sie einher, aber ihr Gesicht strahlte. Mit ihrem Bräutigam besuchte die Prinzessin Luca und das Grab der heiligen Zita, an dem sie am Tage ihrer Hochzeit auch eine Messe lesen ließ. Damals sah man sie weinen, wie auch am Tage der Verlobung; schnell aber siegte ihre Heiterkeit. Immer zog sie der Sport an, oft sah man sie auf den Flugplätzen, bis man eines Tages erfuhr, daß sie mit ihrem Gemahl im Flug« zeug aufgestiegen sei. Aber im Grunde ihr«? Seele webte doch immer ein wenig Melancholie, es gab Tage, da sie traurig schien; vielleicht ist Lieser Zug ihres Wesens ein Erbteil von ihrer Mutter. Nach ihrer Verehelichung ist die Prinzessin Zita — nun Erzherzogin — oft in die heimat liche Villa delle Pianore zurückgekehrt, stets in Begleitung ihres jungen Gemahls; die ganze Provinz Luca durchreisten sie immer wieder, nach allen Teilen Italiens zog es sie hin. Der Mitarbeiter der ,Tribuna' hatte später auch Gelegenheit, den Erzherzog Karl Franz Josef zu sprechen, und er erhielt den Eindruck eines ernsten und nachdenklichen jungen Menschen, der wenig Worte macht. Von Italien sprach man; und es zeigte sich, daß der junge Erzherzog die Geschichte Italiens und die italienische Literatur sehr gut kennt; „er interessiert sich für alle Einzelheiten, die Italien betreffen und sprach mit Begeisterung von diesem Lande. Wenige Worte waren es, aber aus einem starken und tiefen Gefühl schienen sie zu kommen, es waren nicht die üblichen Phrasen der Höflichkeit." L,uf1sMffakrt. — Seine erste Landungsfahrt von Leipzig nach Gera hat das Zeppelin-Lustschiff „Sachsen" glatt zurückgelegt. Wenige Minuten nach der Landung auf dem Gelände des Flugstützpunktes in Gera stieg das Luftschiff unter strömendem Regen zur Rückfahrt nach Leipzig wieder am, an der das Fürstenpaar, der Erbprinz und Prinzessin Feodora teilnahmen. Die Landung erfolgte dort glatt. — Zu einem Geschwaderflug Hamburg—Kopen hagen waren die drei Flieger Caspar, Schlüter und Christiansen gleichzeitig aufgestiegen. Caspar und Schlüter trafen fast gleichzeitig über dem Kopenhagener Flugplatz ein und landeten mit nur wenig Mmuten Zeitunterschied. Schlüier wurde als Sieger von der Kopenhagener Aero nautischen Gesellschaft ein silberner Pokal über reicht. Der dritte Flieger Christiansen hatte bei der vorgeschriebenen Zwischenlandung in Kiel einen Unfall. Als er wieder aufsteigen wollte, zersplitterte der Nropreller seiner Maschine. Sein Fluggast wurde am Kopfe getroffen und verletzt. Summen verurteilt. GeriMskaile. Weimar. Wegen Beleidigung des Ersten Staatsanwalts am weimariichen Landgericht Dr. Blochmann ist der aus seinen vielen Prozessen bekannte frühere llnioersttätsprofessor Lehmann- Hohenberg angeklagt. Bei der Verhandlung vor der Weimarer Strafkammer ereignete sich der wohl einzig dastehende Fall, daß der Angeklagte mmtliche Richter des Landes als besangen ad- lehnte. Die Verhandlung muhte infolgedessen ver tagt werden. Toulon. Das Marinekriegsgericht in Toulon hat den Marinearzt Belley, der wegen Handels mit Krankheitsurlaubserteilungen, wegen Handels mit Waren aus dem Lazarett und wegen Unter schlagung von Geldern des Lazaretts angeklagt war, zu zwei Jahren Gefängnis, Degradierung und Erstattung der zu Unrecht eingezogenen »Irgendwo, Herr Graf. Es sind noch drei Schlafabteile vorhanden." »Dann nehmen Sie das freie dicht neben meinem eigenen Abteil, nicht wahr, George?" »Wie Herr Graf wünschen!" „Gut! Gute Nacht!" Und George zog behutsam die Tür hinter sich ins Schloß. Und während im Zwerg — dem Sonder zug — sich zwei Männer, der Graf und sein Begleiter, zur Ruhe begaben, und ein dritter, George, sich auf dem Sofa wälzte und keine Ruhe finden konnte, standen in dem Riesen — dem Orient-Expreß — in zwei verschiedenen Wagen zwei Menschen an den geöffneten Fenstern der Eingangstüren und blickten hinaus in die finstere Nacht. In dem einen Abteil war es ein Mann, in dem anderen eine Frau. Seit der Zug Wien verlaffen hatte, standen sie nun schon so. Und jedesmal, wenn irgendwo ein Licht auftauchte, spähten sie schärfer hinaus. Eine halbe Stunde war ver gangen, Dörfer und kleine Städte, im tiefsten Schlafe schon vorübergehuscht, als der Zug plötzlich durch einen kleinen Bahnhof flitzte. Es gehörte ein scharfes Auge und große Auf merksamkeit dazu, in der Sekunde den Namen des einzigen Schildes der Station zu lesen. Den beiden Wartenden aber schien es ge lungen, denn beide murmelten sie halblaut: .Hainberg". Und beide, wie auf Vereinbarung, Zogen tief Atem, steckten dann den Kopf zum Fenster hinaus und beugten sich so weit nach außen, daß sie die Absicht zu haben schienen, och aus dem Fenster zu stürzen. Und dann, nach wenigen Minuten, ver kündete ein dumpfes, charakteristisches Rollen, daß der Zug sich auf einer Brücke befinde. Wie ferner, grollender Donner dröhnte es, ein, zwei Minuten, dann folgte wieder das mono tone, rapide Ratatatat des Geleises auf festem Grunde. Zwei bleiche Gesichter kamen aus den Fensteröffnungen in des Innere des Wagens zurück, zwei Menschen blickten ängst lich fragend vor sich bin, über zwei Lippen kam bebend, unhörbar dieselbe Frage: »Was ist geschehen?!" Und dann bewegten sie sich, von der gleichen Ahnung getrieben, die Korridore entlang, über all um sich blickend, in jeden Abteil hinein spähend. Bis geschah, was geschehen mußte. Plötzlich, ganz unvermittelt, im Korridor zwischen zwei Wagen standen sie sich gegen über. »Frieda!!" »Anton!!" Die Rufe ertönten gleichzeitig. Die beiden starrten sich an, wie Gespenster. »Was — was tust du hier?!" »Und du?! Was tust du hier?!" »Ich - ich," fing Frieda an. Dann: „Hast du etwas fallen sehen?" »Nein! Du?!" „Nein!" Eine Paust. „Hast du George gesehen?" »Nein. Du?!" Anton antwortete gar nicht. Sie starrten sich nur immer noch an, die beiden. Jemand kam durch den Korridor. »Komm!" sagte Frieda hastig, „wir fallen auf." Zusammen betraten sie den Korridor des nächsten Wagens. Sie stellten sich an ein Korridorfenster, als besprächen sie draußen die Wolken, den Himmel, die vorbetfliegenden be leuchteten Fenster. „Erkläre, wie du hierher kamst," fing Anton an, um gleich hinzuzufügen: „Aber wozu. Ich weiß es ja — Ihr wollt gemeinschaftlich fliehen und mich um meinen Anteil bringen!" Frieda wandte ihm ein zornentbranntes Gesicht zu: „Du lügst, Anton!" „Ich sah euch am Silvesterabend zusammen trinken!" „Warum sollten wir nicht!" „Du bist meine Braut!" „Leider!" »Frieda!" Er ballte die Faust. Sie sah ihn fest an. »Leider! Wenn du so etwas von mir denkst!" Sollte er sich geirrt haben? dachte Anton. »Dann — warum bist du hier?!" fragte er weiter. Sie merkte den Unterschied im Ton lall. »Weil ich ihm nicht traute." Anton sah das Weib mißtrauisch von der Seite an. „Weshalb nicht?" „Er hat eine Braut, braucht Geld. Ich glaubte, er wollte alles bestatten!" »Und das wolltest du verhindern?" Frieda nickte. »Ich auch," sagte Anton. Sie blickten sich in die Augen, lasen die Seelen, und jeder ahnte richtig, was den anoeren ooruM ge bracht. »Und George?!" Ob's mißglückt ist?" Eine Pause. »Wir müssen es erfahren." Jetzt durchwanderten sie nebeneinander den ganzen langen Korridor. Durch sämtliche Wagen gingen sie. In jeden Abteil spähten sie hinein, unter den noch Wachenden war Mühlenberg nicht. Er hatte sich also schon zur Ruhe begeben. Und George war nirgends zu entdecken. Da begegneten sie einem Schlaf wagenkontrolleur und erschraken heftig. Es war ein Fremder. Im nächsten Augenblick aber war ihm Frieda entgegengetreten. »Pardon, mein Herr. Sind Sie der Schlaf- wagenkontrolleur dieses Zuges?" »Jawohl — mein Fräulein. Womit kann ich dienen?" »Oh, nichts. Nur — wir glaubten in diesem Zuge unserem alten Bekannten George Köhler za begegnen. Wir reisen hier recht oft, und so sind wir mit ihm bekannt ge worden." »Ganz recht, meine Herrschaften. Aber Kollege George ist auf dieser Reise in Wien ausgestiegen!" „AuSgestiegen? Wieso?" Der Gefragte zuckte die Achseln. „Das weiß ich wirklich nicht!" „Privatim, — oder ist er ab gelöst worden?" fragte Anton schnell. Aber auch darauf konnte der andere keine Antwort geben. s«, (Fortsetzung folgte