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Ottendorfer Zeitung y — —« Bezugspreis: viertelzLhrlich 1,20 Mark fr?> ins Zn der Geschäftsstelle abgeholt viertel jährlich 1 Mk. Einzelne Nummer <0 j>fg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag und Sonnabend Nachmittag. —S Unterimitungs- unä Änzeigeökatt H Anzrigrnpretr: Lür die »einspaltige Korpus-Zeile oder deren Raum m pfg. — Im Reklameteil für die »einspaltige Petit-Keile rs pfg. Anzeigenannahme bi» Uhr mittag». Beilagegebühr nach Vereinbarung. Nil wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel" „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Dnsck mit Vertag van Hermann Rühle, Buchtruckerei in Groß-Dkrilla. Nummer 8s Freitag, den s0. Juli M verantwortlich für tie Redaktion H. Rühl« in Groß-Dkrilla. s3. Jahrgang Oertttches und Sächsisches. Dttendorf-Bkrilla, 9. Juli IM. — Am kommenden Sonntag findet im Gasthof zu Cunnersdorf eiue Zusammen kunft von den benachbarten Gesangvereinen statt und seien an dieser Stelle alle Sanges liebenden noch besonders aufmerksam ge macht. — Die Schulferien und der Tierschutz. Zum Beginn der Ferienzeit sei an alle Eltern und Erzieher, namentlich an die Führer und Führerinnen der Ferienkolonien, die herzliche Bitte gerichtet: die Zett des fröh lichen Zusammenseins zu benutzen, den Sinn der Kinder auch auf deu Tierschutz zu lenken. Nicht nur die Schonung der Vögel, der Käfer, der Schmetterlinge, der Kröten und Frösche, der Waldschnecken und des sonstigen Getiers sollte man ihnen anempfehlen, sondern auch ihre Aufmerksamkeit sowohl den gut als den schlecht gehaltenen Haus und Zugtieren zuwenden. An den oft ohne Streu und Wasser an der Kelte liegenden unglücklichen Hofhunden und an den ost überlasteten und gemißhandelten Pferden sollte nicht ohne ein Wort der Teilnahme vorübergegangeu werden. Auch auf die in engen Käfigen, manchmal übereinander, in der Sonnenglut an den Häusern hängen den Finken sollte man die Kinder auf merksam machen und sein Mißfallen äußern. Dagegen dürfte nie unterlassen werden, über wohlgepflegtes, sich auf der Weide austummelndes Vieh freudigen Beifall zu äußern, überhaupt die Teilnahme an der Tierwelt, die den Kindern oft ganz fehlt, in jeder Weise zu erwecken. — Der heißeste Tag in diesem Sommer ist bisher der vorige Donnerstag gewesen. Schon am Mittwoch zeigte das Thermo meter 32 Grad Celsius im Schatten an; aber am Donnerstag kletterte die Queck silbersäule noch um einige Grade höher hinauf und erreichte beinahe 38 Grad im Schatten, die Hitze wäre geradezu unerträg lich gewesen, wenn nicht hin und wieder auffrischende Winde für etwas kühlende Labung gesorgt hätten. Aber wir sollen noch nicht an der Höchstgrenze der Jult- temperatur angelangt sein, so glauben die Meteorologen, und nach der Probe am Montag möchte man's ihnen schon glauben. — Nachdem am vorigen Freitag die Hitze sich wieder unerträglich gestaltete und nur ein kühles Lüftchen für Abkühlung sorgte, wurden wir am Sonnabend nachmittag durch ein schweres Gewitter mit Regen überrascht. Der Regen kühlte die Tempe ratur auch wieder etwas ab. — Neue Hitze im Anzuge. Der Äitter- ungSumschlag, der Sonnabend im westlichen Deutschland mit zahlreichen Gewittern ein gesetzt und der sich Sonntag auch auf die mittleren und östlichen Landteile verbreitet hat, ist nicht von langer Dauer gewesen In der östlichen Hälfte Deutschlands ist es auch nicht einmal zu erheblicherer Abkühlung gekommen, und wie das im Westen und Süden der Fall war, wo am Tage nach den Gewitter bet anhalienden Negenfällen das Thermometer an vielen Orten kaum 15 Grad Wärme erreicht hatte. Immerhin sind östlich der Elbe namentlich am Sonntag sehr große Regenmengen gefallen; so hatte Breslau 26 mm Niederschlag. Montag trat jedoch besonders im Osten und Süden schon wieder erneute Erwärmung ein, und es ist zu erwarten, daß die alte Hitze sehr bald wiederkehrt. Sowohl über Nordost- wie über Südeuropa lagern Hochdruckgebiete, in deren Bereich beträchtliche Hitze herrscht, und diese Maxima haben mittlerweile wieder Einfluß auf die Wetterlage im größten Teile des Landes erlangt. Nur im Nordwesten ist es durch ein über der Nordsee verlagertes Minimum am Montag noch trübe und verhältnismäßig kühl ge wesen, jedoch steht weitere Zunahme der Wärme bei häufiger Gewitterneigung überall bevor. — Ein Mittel gegen die Ameisenplage. Wie oft passiert es einem, daß man sich im kühlen Waldesschatten ausgestreckl hat, säßen Träumen hingegeben und nun auf einmal durch winzige Stiche aus seiner Ruhe gebracht wird. Dann fängt das Jucken an und mit der Schönheit der Natur ist es vorbei. Schuld daran tragen die ebenso fleißigen wie bissigen Wald ameisen, die gern vom Blute des Menschen kosten, der sich in der Nähe ihrer Wohn stätte niedergelassen hat. Auch kommt es oft vor, daß sie in großen Scharen in die Landhäuser eindringen und oft für lange Zeit den Aufenthalt darin den Menschen unerträglich machen. Ein wirklich gutes und unbedingt sicheres Mittel sei unseren Lesern hiermit verraten: Die Ameisen können unter keinen Umständen den Pfeffer minzgeruch vertragen. Schon das bloße Kauen von solchen Pastillen befreit den Menschen in wenigen Augenblicken von seinen winzigen Quälgeistern und im Innern des Hauses genügen einige flache Teller, die mit einer pfefferminzhaltigen FlüßigkUt gefüllt sind, um das Haus von den ungebetenen Gästen zu säubern. — Eine neue Gaslampe hat die Gas industrie konstruiert: Die Killingsche Halb literlampe, die den Gasverbrauch um 50«/o herabdrückt. Beim gewöhnlichen Hängegas- glühltcht stellt sich die Oekonomie der Lampe auf ungefähr einen Liter Gasverbrauch pro Hefnerkerze. Die von der Versuchsanstalt des Deutschen Vereins von Gas- und Wasserfachmännern untersuchte Lampe ver braucht nach den neusten Feststellungen senkrecht nach unten, also dort, wo das meiste Licht gebraucht wird, pro Hefnerkerze nur 0,57 Liter Gas; ein noch günstigeres Ergebnis ist bisher nur noch bei Preßgas lampen beobachtet werden. Dresden. Am Dienstag vormittag er. !chien eine Frau bei der Kriminalpolizei und meldete, daß ihre Auswärterin Bertha Emilie Thieme, wohnhaft LavdhauSstraße 15, ihrem Dienste ferngeblieben sei. Sie vermutete, daß der Thieme ein Unglück zugestoßen sei. Die Wohnung wurde polizeilich geöffnet, doch konnten die Beamten zunächst nichts Ver dächtiges entdecken. Schließlich fand man die Leiche der Thieme in einem Reisekorbe, der mit anderen Gegenständen zugedeckt war. Der tote Körper war derart zusammengepreßt, daß Kops und Hände aneinanderlogen. Die Kriminalpolizei nahm sosort die Untersuchung aus und stellte fest, daß der Frau Thieme vor etwa 14 Tagen ein Sparkassenbuch aus einem unverschlossenen Komodenjchubrach entwendet und davon 250 Mark abgehoben worden waren. Als Dieb wurde der Neffe der Frau Thieme, der Kutscher Alfred Thieme, sestgestellt, der das Geld in leichtsinniger Weise verbraucht hatte. Er wurde in der Nacht zum Mittwoch verhaftet und legte gestern früh ein um fassendes Geständnis ab. Er gab an, daß leine Tante den Diebstahl am 2. oder 3. Juli bemerkte, weshalb es zn Auseinandersetzungen kam. Sie habe sich aber schließlich wieder be ruhigt, da er ihr versprochen habe, das Geld ratenweise zurückzuzahlen. Am letzten Sonn- abend habe er ihr 18 Mark gegeben, doch kam es in der Nacht zum Dienstag wieder zu einem Streit. Die Tante habe ihn mit sehr erregten Worten beschimpft. Da er etwas angetrunken war, holte er in seiner Wut aus dem Vorsaale ein Beil und erschlug damit ore Frau. Dann habe er die Leiche im Korbe oerborgen und Kleider auf den Korb gelegt. Später habe er die Kleider wieder weg genommen und den Korbdeckel zugeklappt. Die im Zimmer entstandenen Blutspnren habe er mit einem Scheuertuche entfernt und bis gegen 3 Uhr in der Stube auf einem Stuhls gesessen, worauf er sich ausgekleidet und sich ins Bett seiner Tante gelegt habe, um aus- zufchlafen, — Aus der Klingenberger Talsperre soll Wasser sür Dresden bezogen werden. Ueber die Wasserlirferung ist jetzt vom Rat mit der Weißeritztalsperrengenossenschast ein Vertrag abgeschlossen worden, zu dem noch die Zu stimmung der Stadtverordneten erforderlich ist. Ein anderer Vertrag ist mit der Ge- nossenjchaft und .der Felsenkellerbrauerei ver einbart worden. Für die Ausführung des Vertrages mit der Genossenschaft hat der Rat 291000 Mark bewilligt. Radeberg. Am Dienstag nachmittag kam in ein hiesiges Hotel ein junger Mann, bekleidet mit Reitjachen, und bestellte 8 Betten sowie Platz sür 17 Pferde. Die Pserde sollten von einem Rennstallbesitzer aus Reik bei Dresden eintressen, auf dessen Namen er auch ein Kuvert, sowie eine Rechnung schrieb. Vom Hausdiener borgte er sich Geld und wollte nach dem Bahnhof gehen, um zu sehen ob die Pferde eingetroffen seien. Da der Be treffende jedoch nach längerer Zeit nicht zurück- gekehrt war, schöpfte man Verdacht und setzte üe hiesige Polizei, leider zu spät, in Kenntnis die sosort Nachforschungen vornahm, jedoch ohne Erfolg. Fischbach, Am Sonnbend zog in den Nachmittagsstunden ein schweres Gewitter über unseren Ort, wie man es seit langer Zeit nicht erlebt hatte. Der Blitz schlug an vielen Stellen in die elektrische Leitung ein und zerstörte mehrere Zähler, viele Sicher ungen und Glühbirnen. Im Stalle des Herrn Gutsbesitzers Starke wurde eine Kuh um- geworfen, die anderen schienen einen schwächeren Schlag bekommen zu Haden. Infolgedessen scheinen auch zwei andere Kühe verkalbt zu haben. Pulsnitz. Ein Einwohner aus Ober- steina bei Pulsnitz, der wegen Vergehen gegen 8 218 des Reichsstrafgesetzbuchs in Hast ge- nommen war, hat sich im Amtsgerichts gefängnis erhängt. Kö.nigsbrück. Am 2. dss. Mts. wurde in Reichenbach von der Landgendarmerie ein erst 16 Jahre alter Arbeiter aus Galizien festgenommen, der einen anderen Arbeiter mit seinem Taschenmesser in die Brust gestochen hatte, wodurch dieser eine 13 cm lange Wunde davonirug, die vom Arzte genäht werden mußte. Bautzen. Aus der Bautzner Vogelwiese ist heute morgen vor 4 Uhr das große Schützen- zell durch Feuer vollständig vernichtet worden. Die Ursache des Brandes ist noch nicht bekannt. Das Zelt war Eigentum des Uniformierten Schützenkorps und wurde von dem Tambour major des Korps, des früheren Restaurateur Beck, bewirtschaftet. Eine Anzahl Gewehre der Schützen sowie Musikinstrumente der Schützentapelle sind mit vernichtet, desgleichen verschiedene historische Schützenzeichen u. a. m. Bei den Lösch- und Rettungsversuchen hat der Pächter, der nachts im Zelte schlief, an den Händen schwere Brandwunden erlitten. Klingenberg. Ein eigentümlicher Fall von Vergiftung mit einem künstlichen Dünge mittel hat sich hier ereignet. Der Gasthofs- oesitzer Thomas war während eines Gewitters mit dem Ausstreuen von Kalkstickstoff aus dem Felde beschäftigt. Um sich vor Regen zu ichützen, nahm er seine Schürze über den Kopf und begab sich nach seiner Wohnug. Hier stellte sich bald starkes Hautjucken ein, das auch ein sofort genommenes Bad nicht behob. Die herbeigerufene ärztliche Hilfe ordnete die Ueberführung in ein Dresdner Krankenhaus an. Die Rettung blieb jedoch aus, unter großen Schmerzen ist der Mann am anderen Tage gestorben. Ortrand. Eine bedeutende Anzahl Ferkelschweinr waren zu dem am vergangenen Montag hier abgehaltenen Wochenschweinemarkt angefahren. Trotzdem sich auch viele Käufer eingefunden halten, war der Geschäftsgang ein recht schleppender. Der Preis für das Paar >etrug 20 bis 38 Mark. Fette und Läufer- chweine waren nicht aufgetrieben. Rüde rau. Am Sonntag nachmittag in )er zweiten Stunde verunglückte nach dem „R. T." am Dorseingange an der Moritzer Straße ein Arbeiter beim Anstreichen der eisernen Teile am Mast der Starkstromleitung. Trotz vorheriger Anweisung des Vorarbeiters und wiederholter Zurufe seines Mitarbeiters lestieg er den Mast, um mit dem Anstrich zu beginnen. Als nun der Arbeiter mit seinen klettereisen die Höhe der Telephonleitung überstiegen und sich noch nicht wieder an- gegürtelt hatte, kam er mit dem Kopf mit der Starkstromleitung in Berührung und erhielt einen heiligen Schlag, sodaß er, am Kopse chwer verbrannt, rücklings fiel, mit dem Nacken auf zwei Telephondrähte zu liegen am und mit der Rechten sich krampfhaft noch estzuhalten vermochte. Nur dem schnellen Lingreifen hilfsbereiter Männer, die große Leitern herbetschafften, mit einer Leine den laut Jammernden am Gurt festbanden und nach Befreiung der Steigehaken den Ver unglückten herabließen, ist es zu danken, daß ein Absturz auS dieser beträchtliche» Höhe vermieden wurde. Ein Auto des Verbandes brachte den Unglücklichen nach Anlegung eines Notverbandes ins städtische Krankenhaus. Mühlberg a. E. Infolge einer Schiffs havarie am Brottewitzer Ausladeplatz kam es am Sonntag zu einer mehrstündigen Verkehrs- Lockung auf der Elbstrecke Köttlitz bis Alt- lelgern. Ein talwärts fahrender Kahn hatte sich quer über den Strom gelegt, sodaß kein Fahrzeug vorbeifahren konnte. Erst im Laufe res Nachmittags gelang es einem Dampfer )en festgefahrenen Kahn flott zu bekommen. Es hatte sich inzwischen sehr viel Schiffahrt zwischen Köttlitz und Altbergern angejammelt. Freiberg. Der am Montag eingeleitele Streik des hiesigen Transportarbeiterpersonals ist als gescheitert anzusehen. Die hiesigen Speditionsfirmen erhalten ein so zahlreiches Arbeitsangebot, daß die Posten der Ausständigen sogleich wieder besetzt werden konnten- Außer- dem waren 24 Arbeiter, die gegen den Streit gestimmt hatten, bei ihren Firmen wieder in Arbeit genommen werden. So konnten schon heute die großen Speditionsfirmen ihren Be trieb in vollen Umsang wieder aufnehmen. Die Arbeitgeber sind mit den Ausständigen, die Lohnerhöhung und Lohnerkennung des Tarifs verlangten, gar nicht in Unterhandlungen getreten. Rochsburg b. Penig. Beim Baden in der Mulde ertrank der 11 jährige Sohn des Rittergutspächters Hendel. Treuen i. V. Ler hier in der Pfarr gaffe wohnende Werkmeister Otto Götz ging am Sonnabend vormittag angeblich wegen Famtlienzwistigkeiten nach Plauen, um sich dort einen Revolver zu kaufen. Mit dieser Waffe ist er dann über Syrau, Mehltheuer, Oderpirk nach Mühltroff gewandert und hat sich rn der Nähe der Kiesgrube an der fis kalischen Straße Plauen-Schleiz drei Kugeln in den Mund geschossen. Am Sonntag abend gegen 10 Uhr meldete sich Götz als schmer verwundet auf dem Rathause zu Mühltroff und bat um Ausnahme im Kcankenhauje.