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Ottendorfer Zeitung ^Er"gspreis: vierteljährlich Mark frei in- In der Geschäftsstelle abgeholt viertel jährlich i Mk. Einzelne Nummer w pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag und Sonnabend Nachmittag. H unä Anzeigeökntt a - II Anzeigenpreis: Für die kletnspoltige Korpus-Zeile oder d«ren Raum io pfg. — Im Reklameteil für die kletnspaltige Petit-Zeile rs pfg. Anzeigenannahme btt;2 Uhr mittag«. Beilagegebühr nach Vereinbarung. Nit wSchenttich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel" „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Di»F mit Verlag von Hermann Rühle, Buchdruckerei in Groß-Okrilla. verantwortlich für die Redaktion H. Rühle in Groß-Okrilla. Nummer 76 Sonntag, den 28. Juni sM s3. Jahrgang Le! Oicdt u- »arn- unä 2LmtLicher Teil. Fällige Steuern betr. Der 2. Termin Gemeindeanlagen ist fällig und spätestens bis 1. Juli 1914 an die hiesige Ortsstenereinahme (Gemeindeamt) abzusühren. Nach gristablauf beginnt das geordnete Bcilreibungsverfahren. Ottendorf-Moritzdorf, am 26. Juni 1914. Der GemrindevorstanL. OertlicheS und Sächsisches. Gttcndorf-Vkrilla, 2?. Juni IM. 8.8.L. 80 Jahre evangelische Jünglings vereine. Die deutschen evangelischen Jkng- lingsvereine dürfen in diesem Jahre auf 8» Jahre Jugendarbeit zurückblickcri. Am 29. Februar 1834 wurde in Bremen von Pastor Tr. Mallet mit weilblickendem Verständnis für das Volkswohl nnd für die Bedürfnisse der Jugend der erste deutsche Jünglmgsverein unter dem Namen „Zu fluchtsstätte für Jünglinge" eröffnet. Und zwar in der richtigen Erkenntnis, daß die Arbeit nicht zum wenigsten besondere Räume erfordere, gleich in einem eigenen Herm. Zweck des Vereins war, junge Leute, die Sonntags besonders in allerlei Gefahren hinaus geworfen sind, eine be wahrende Zufluchtsstätte zu bieten. Die Arbeit wurde von vornherein in bewußt christlichem Geiste getan. Aus dem kleinen Anfang ist ein gewaltiges Werk geworden. Die deutschen evangelischen Jünglings- Vereine sind heule in einer National» Vereinigung mit 10 JünglingSbündniffen zusammengeschlossen, die 2510 Vereint mit etwa 150000 Mitgliedern umiaßt, Der Bremer Verein hat vom 13. bis 1b. Juni dieses JahreS sein 80jährigeS Bestehen durch eine Jubelfeier begangen. — Die Heuernte. Der berauschende Duft frisch gemähten Heues zieht durch die Luft; denn die Heuernte ist im vollem Gange. Zu hohen Haufen wird das gemähte, frische GraS aufgestapelt, wieder zerstreut, den Gluten der Sonne ausgesetzt, bet Regen wieder gesammelt und so in mühevoller Arbeit schließlich getrocknet. In schweren Wagenladungen wird es dann heimgebracht in die leren Scheuern, um aufbewahrt zu werden für die Zeiten des Winters. Ein wunderbarer Duft wohnt dem getrockneten Grase inne, ein Wohlgeruch, den der Landmann mit Behagen einatmel, der aber für den Städter, der ihn nicht gewöhnt ist, oft viel zu stark ist, so daß seine Nasen schleimhäute sich darob entsetzen. Er be kommt das — Heufieber, oder den sog. Heuschnupfen, und das macht sich dann ödes Jahr wieder geltend, so daß er von llun an die frischen Heumassen meidet. Wie herrlich ruht es sich aber zur Sommerszeit in trockenem Heu. Wie oft Wuß der reisemüde Wanderer mit einem Platze auf dem Heuboden vorlieb nehmen, wenn zur Reisezeit alle Betten vergeben sind. Er schläft dort ebenso gut, als auf der harten Matratze, ja meist noch besser. Für die Dorsjungen ist eine frischgemähte Wiese natürlich ein hübscher Tummelplatz. Die zarten Gräser zeigen keine harten Schnittflächen, es läßt sich also gauz vor züglich dort herumtollen. Die warme Witterung aber treibt das Gras zu neuem Wach-tum an und in wenigen Wochen schreitet der Landmannn züm zweiten Schnitt, zum Vrumet. — Zum Sterilisieren ist jetzt die richtige Zeit. Nur noch kurze Zeit, und wir sind mitten in den Monaten, in denen die Natur die Obstfrüchte reifen läßt Den Anfang machen die Kirschen und die Stachelbeeren, dann folg n die köstlichen Erdbeeren. Mitte Juli erscheinen die säuerlichen Johannisbeeren. Sie werden abgelöst von den ersten Frühbirnen und Pflaumen. August ist der Apselmonat und den Reigen schließen im September Wein trauben und Nüsse. Tann sind wir wieder auf das ausländische Obst angewiesen, wie Bananen, Apfelsinen, Feigen usw. Denn die Sonne wendet sich dann wieder süd licheren Breitengraden zu. Es ist jedoch nicht nölig, daß wir Wmter nnd Frühjahr hindurch auf eigenes Obst verzichten; durch Sterilisieren können wir nns genügend Vorrat auch für diese Jahreszeiten schaffen. In den letzten Jahren hat die Frischhaltung von Früchten und Gemüsen in der Küche gewaltige Fortschritte gemacht; das Ver ständnis für die großen Vorteile, die die selbe der Haushaltung bietet, dringt in immer weitere Kreise Um Früchte, Ge müse und Fleischspeisen längere Zeit auf- bewahren zu können, müssen sie durch ge eignete Mittel präpariert werden, damit die allen Speisen (gleichviel, ob aus dem Tier- oder Pflanzenreich stammend) an haftenden Mikroorganismen vernichtet werden, andernfalls die Speisen durch Gärung verderben. Durch Einführung ge eigneter Einkochapparate war der erste Schritt zur allgemeinen Verbreitung des Einkochens der Speisen getan. Ein weitrer Vorteil bietet sich der Hausfrau bei Ver wendung des Gaskochers oder -Herdes beim Sterilisieren. Bekanntlich ist für dauern des Frischhalten der eingekochten Speisen ein gleichmäßiges Einhalten der oor- geschriebenen Sterilisalionstemperatur un erläßlich Dieses ist beim Kohlenherd durch das stete Abbrennen des Brenn materials nur sehr schwer zu erreichen und erfordert ständiges Ueberwachen. Die Gas flamme dagegen bietet sichere Gewähr für ganz gleichmäßige Einhaltung der Tempe raturen. Zeigt das an jedem Sterilisations apparat angebrachte Thermometer die vor geschriebenen Hitzegrade, so ist nur ein Kretnstellen der Gasflamme notwendig, was durch einen Handgriff erreicht wird. Der Gasverbrauch wird dabei zurückgestellt auf 70-80 Liter pro Stunde, was einen Kostenbetrag von einem Pfennig ausmacht. Das Änkachen der in den Sterilisattons- apparat eingestellten Früchte erfordert je nach Anzahl der Gläser 120—150 Liter Gas. Danach kann sich jeder leicht die Kosten ausrechnen, wenn er den hierselbst für einen Kubikmeter 1000 Liter gelten den Gaspreis einsetzt. Im allgemeinen kostet das Sterilisieren mit Gas etwa 3-4 Pfennige pro Topf mit 4—6 Gläsern In halt, je nach Größe der Gläser und der notewndigen Srerilisationszeit. Dies den, Seidenstoffe und -bänder im Gesammtwerte von über 3 000 Mark er» beuteten Einbrecher, die mit Nachschlüsseln in eine Seidengroßhandlung der König-Johann- Straße in der Nacht zum Dnnnerstag ein- drangen. Dresden. Das Landgericht verurteilte den Gastwirt Ferdinand Robert Berthold in Dresden, der seit mehreren Jahren als Buch macher aus dem Glückspiel ein Gewerbe ge macht hatte, zu sieben Moualen Gefängnis, 500 Mark Geldstrafe und drei Jahren Ehren rechtsverlust. — Größere Scheckbetrügereien, die be züglich der äußerst raffinierten Art der Aus führung erhebliches Aussehen erregen und dem- zusolge auch ganz besondere Beachtung ver dienen, gelangten vor einigen Tagen durch reinen Zufall zur Aufdeckung. Der etwa 19jährige Kontorist B ... e, der zuletzt bei oer Firma Seidel L Naumann beschäftigt war, bekleidete ieit mehreren Monaten als Wicher eine Stellung in der in Vorstadt Cotta befindlichen Geschäftsstelle der Wirtschafts oereinigung einer im ganzen Reiche ver- breiteten Korporation. Der in der Friedrich- stadt wohnende Kontorist besaß gewandtes Auftreten, auch wußte er sich durch sein solides und bescheidenes Wesen Vertrauen zu erwerben. Dte Mitglieder des Gesamt- Vorstandes dieser Wirtschaftsvereinigung wohnen teilweise auswärts. Es ist handelsüblich und auch laut Statut erforderlich, daß für rechts- oerhindliche Quittungen stets zwei Vorstands mitglieder unterzeichnen. Um eine glatte Ab- Wickelung der Geschäfte zu ermöglichen, stellte ein auswärtiges Vorstandsmitglied immer eine Anzahl Blanko-Quittungen aus, welche dann im Bedarfsfälle mit der erforderlichen zweiten Unterschrift versehen wurden. Diejes im Geschäftsleben vielfach zu beobachtende Verfahren machte sich der junge Kontorist zu Nutze. Bei Ausfertigung oer zweiten Unter- schuft legte der Kontorist schlauerweise immer ein Stück Pauschpapier darunter, so daß er zu der Blanko-Quittung noch eine zweite erforderliche Unterschrift aus sehr beqeume Art erhielt. Die durch das Pauschverfahren mit einer zweiten Unterschrift versehenen Schecks stellte der Betrüger bann in den nächsten Tagen über beliebige Beträge je nach Bedarf aus, um sich bei dem Dresdner Bankyause die Geldsummen auszahlen zu lassen, was natürlich auch immer anstandslos geschehen war. Wie verlautet, sind die Betrügereien nur dadurch und auch ganz zusällig aufgedeckl worden, daß bei der Ausfertigung einer zweiten Unterschrift versehentlich das unlergelegte Stück Paujchpapier aus dem Scheckbuche heraus ge fallen war. Eine bei dem betreffenden Bank haus sosort vorgenommene Kontrolle ergab, daß der Scheckbetrüger bereits mehrere für Tausend Mark gefälschte Schecks zur Ein lösung präsentiert hatte. Die Kriminalpolizei nahm den Scheckbetrüger alsbald hinter Schloß Apotheker betäubt und fi.l mit dem Gefäß zu Boden. Aus dem Transport nach dem Krankenhause gab er seinen Geist auf. Kamenz. Ein buntbewegtes, freundliche- Bild bot sich am Dienstag bei Ankunft der 5. Garde-Jnsanterie-Brigade aus Spandau auf dem hiesigen Bahnhofs-(Lesstng-)Platze, von wo aus die beiden Regimenter den Marsch nach dem Königsbrücker Truppenübungsplätze, unter klingendem Spiel antraten. Der Stadt rat zu Kamenz hatte für die Mannschaften von der Brauerei eine große Anzahl Fässer Bier anfahren und unter die strammen Vater landsverteidiger kowpagni.-we se verteilen lassen. Man merkte den durch solch liebenswürdigen Empfang auf sächsischem Boden überraschten Soldaten die Freude darüber deutlich an. Wilsdruff. Der 70 Jahre alte Privat mann Schmieder in Kleinschönberg stürzte beim Kirschenpflücken von der Letter und zog sich tödliche Verletzungen zu. Freiberg. In dem ältesten Stadtteil Freibergs, der Sächsstadt, brach vorgestern anchmrltag in einem der Stadt gehörigen Mietshaus in der engen, wickeligen Gerdergasse Feuer aus. Der Dachstuhl brannte voll- jländig nieder. Die Bewohner des Hauses, arme Leute, vermochten nur einen geringen Teil ihrer Habseligkeiten in Sicherheit zu bringen. Auch der Dachstuhl des Neben» gedäudes wurde stark beschädigt. Lommatzsch. Von emem schnellen Tod« ereilt wurde der Zimmermann und Haus besitzer Karl Hebenstreit. Beim Abnehmen von Kirschen in Scheerauer Flur stürzte er in der mellen Stunde, von einem Herzschlag getroffen, von der Leiter rücklings tot zu Boden. Leipzig. An der alten Elster wurde ein Dienstmädchen beim Kochen von del Flamme erfaßt, und die Kleider fingen Feuer. DaS Mädchen rannte in ihrer Verzweiflung die Treppe hinunter und stand vollständig in Flammen. Schließlich gelang es, die Flammen mit Betten zu .ersticken, und so das arme Mädchen zu retten. Es wurde dann mittels Sanitätswagen in das Krankenhaus gebracht. Die Brandwunden sind sehr gefährlich, be sonders an Brust und Armen hängt das Fleisch herunter, man glaubt aber trotzdem, daß das Mädchen mit dem Leben davon- kommen wird. Zwickau. Das hiesige Schwurgericht verurteilte den Landbriefträger Dalz aus Schönheide, der verschiedentlich Geldbeträge, die ihm auf seinen Bestellgängen zur Ein» zahlung übergeben waren, unterschlagen hatte, zu 1 Jahr 3 Monaten Gefängnis nnd 3 Jahren Ehrenrechtsoerlust. Reichenbach i. V. Hier ist in seiner Wohnung der 31jährige Eisendahn-Bauarbeiter Beier aus Mylau, dem vor acht Tagen von der Spitze eines Telegraphen mastes herab ein eiserner Schraubenschlüssel aus den Kopf ge- fallen war, seinen Verletzungen erlegen. und Riegel. Die sofort eingeleftele Unter- suchung dürste ergeben, ob der ungetreue Kon» wrist etwa aus diese Weise noch andere Betrügereien verübt hat. In der Geschäfts welt werden diese eigenartigen Betrügereien vereus lebhaft besprochen, dürsten doch auch gerade derartige Fälschungen Anlaß geben, aus Scheckbücher auch nach diese Richtung hin zu achten. — Der 57 jährige Apotheker Hermann Böhme bei der Firma Gehe u. Eo. wollte heule im Laboratorium Bletsäure umfüüen. Durch die entweichenden gtstigen Gase wurde der seit 27 Jahren bei der Firma beschäftigte llss beste Msoi-millel ist vr.Fstompson^ 8eiken puIver Qsrsntiert krrl von svkLckücken KestLnckteilen