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Der Jnnadentschlanvbund vor dem König von Württemberg. Bei Stuttgart fand das große Geländespiel des Jungdeutsch landbundes statt, dem auch Graf Zeppelin beiwohnte. Nach dem Spiel und mehreren Festreden wurde ein Feldgottesdienst abge halten, worauf sich sämtliche Ortsgruppen, 2300 Knaben und Mädchen mit 400 Führern, auf der Straße nach Stuttgart aufstellten, um den König, der nm V-12 Uhr im Automobil eintraf, zu begrüßen. Generalfeldmarschall v. d. Goltz empfing den König und überreichte ihm mit einer kurzen Ansprache die Denkmünze des Jungdeutschlandbundes, wofür der König herzlich dankte. Darauf schritt der König in Begleitung der übrigen Herren die Front ab, worauf die Jungmannschasten unter den Klängen einer Militärkapelle nach dem Schlosse Solitude zogen, wo später abgekocht wurde. Der Kaiser hat an den Generalfeldmarschall Frhrn. v. d. Goltz ein Telegramm gerichtet, in dem er den Jungdeutschlandbund als einen „beachtenswerten Faktor im deutschen Volks leben" bezeichnet. Einbruch in eine Modell-A-lugzeng- onsstellung. Aus Anlaß des Prinz-Heinrich- Fluges war auf dem Flugplatz zu Frank furt a. M. eine Modell-Flugzeugausstellung arrangiert worden. Die Modelle, von denen viele von auswärts geschickt waren, waren jetzt bereits in Kisten verpackt und sollten zurückgehen. Einbrecher drangen aber in die Halle ein und zerstörten sämtliche Modelle. Die wertvollen Bestandteile haben sie mit genommen. Neue Wahlweiberschlachtcn. Die Lon doner Suffragetten geben keine Ruhe. Im Viktoriapark, wo sie eine große öffentliche Versammlung abhalten wollten, gerieten sie in Kampf mit der Polizei, wobei es wieder Knüppelhiebe regnete. Sechs Suffragetten wurden verhaftet und viele erlitten Ver letzungen. Das Publikum verhielt sich feind lich gegen die Wahlweiber und warf Steine nach ihnen. Ein russischer Fürst als Betrüger ver haftet. In Kertsch wurde Ler russische Fürst Obolenski verhaftet. Er soll große Fälschun gen und Unterschlagungen während seiner Tätigkeit in Ekaterinoslaw bei der Verwal tung der dortigen Tramway-Aktiengesellschaft begangen haben. Als er verhaftet wurde, versuchte der Fürst Selbstmord zu begehen. Polizisten entwandten ihm aber im letzten Augenblick das Giftfläschchen. Obolenski wollte von Kertsch aus nach der Türkei ent fliehen. Im Nebel zerschellt. In Liscomd bei Halifax wurden sechs Leichen, sowie Schiffs trümmer eines Leuchtschiffes angetrieben. Anscheinend ist die gesamte Besatzung verloren. Das Leuchtschiff hat augenscheinlich bei heftigem Sturm und dichtem Nebel in Liscomb Zuflucht suchen wollen, wobei es auflief und bie Mannschaft ertrank. Die Köpfe der Leichen sind schrecklich zerschmettert, weil sie auf die Klippen geworfen wurden. Allerlei vom Tage. — Ein demnächst vom Stapel laufender Dampfer des Norddeutschen Lloyds wird den Namen „Graf Zeppelin" erhalten. — In einer Sprengstofffabrik in Düren wurden durch eine Explosion vier Personen getötet und 28 verletzt. — Bei einem Automobilrennen in Petersburg kamen die beiden französischen Fahrer Dkeny und Plassan ums Leben. — Die türkische Regierung bestimmte für die Hinterbliebenen der drei Matrosen des deutschen Kreuzers „Gäben" je 10 000 Frank VolkswirtlckaMLckes. Eine Schweinezählung findet auf Beschluß des Bundesrats im Deutschen Reiche am 2. Juni 1914 statt. Es wird bemerkt, daß die Zählung keinerlei Steuerzwecken dient, sondern lediglich bie Förderung gemeinnütziger Zwecke beabsichtigt. Frachtverkehr mit Rußland. Der Aus schuß des deutschen Handelstages hatte an den preußischen Eisenbahnminister o. Breitenbach eine Eingabe gerichtet, in der über fehlerhafte Fracht berechnung der russischen Versandstationen und dadurch verursachte Nachforderungen Klage geführt wird. Der Minister hat jetzt den Bescheid erteilt, daß die russische Reichseisenbahnverwaltung zuge sagt hat: die russischen Grenzstationen streng an weisen zu wollen, die bis zur Grenze aufgelaufe nen russischen Vorfrachten sorgfältig nachzuprüfen und gegebenenfalls sofort richtig zu stellen, so daß spätere Nachforderungen möglichst vermieden werden. Vie Lift des Zournaliften. Es scheint, daß in diesem Jahre es keinem der zahlreichen griechischen Zeitungsoertreter und Berichterstatter gelungen ist, während des Aufenthaltes unseres Kaisers auf Korfu auch nur ein einziges Wort von ihm persönlich zu erfahren. Alle die vielfachen fein ausgedachten und sorgfältigen Versuche, ein Interview des Souverains zustande zu bringen, sind an der verschärften Aufmerksamkeit gescheitert, die von feiten des kaiserlichen Hofstaats aufgewendet verpflichtet, den Journalisten gegenüber keine Äußerungen fallen zu lassen. Als so jeder direkte Versuch aussichtslos erschien, faßte der Journalist, Spandormis mit Namen, den Plan, auf Umwegen zu seinem Ziele zu gelangen. Er ließ sich als gewöhn licher Arbeiter in die Schar der Italiener auf nehmen, welche bei den archäologischen Aus grabungsarbeiten auf Korfu beschäftigt waren. Der Kaiser hatte nämlich die Gewohnheit, auf seinen täglichen Spaziergängen sich da und dort mit den Arbeitern über alles mögliche, was ihn am Leben und an der Arbeit der selben interessierte, zu plaudern. So gelang es auch dem verkleideten Journalisten zu wieder holten Malen, mit dem Kaiser ins Gespräch zu kommen, und er wußte es dabei so geschickt einzu richten, daß er aus des Kaisers Mund die Biläer aus Durazo. wurden. Man führt diese Zurückhaltung auf feiten des Kaisers auf jene List eines griechi schen Jounaiisten zurück, die diesem vor un gefähr drei Jahren gelungen ist. Er hatte sich vorgenommen, koste es, was es wolle, ein per sönliches Gespräch mit dem Deutschen Kaiser herbeizuführen. Aber trotz der zahlreichen Empfehlungen, deren er habhaft werden konnte, gelang es ihm nicht, eine kaiserliche Audienz bewilligt zu erhalten; damals hatte Kaiser Wilhelm II. sich seinem Reichskanzler gegenüber interessantesten Dinge über die augenblicklich schwebenden politischen und wirtschaftlichen Fragen erfahren oder sie sich wenigstens in entsprechender Weise aus den kaiserlichen Äuße rungen ergänzen konnte. Schließlich war der Journalist so weit, daß er eines Tages ein zusammenhängendes Interview mit dem deut schen Kaiser seinem Blatte übersenden konnte. Seit jener Zeit hütet sich unser Kaiser noch mehr als vorher, mit den Arbeitern über irgendwie in diesem Sinne verwertbare Angelegenheiten zu sprechen und begnügt sich damit, sie hier und da nach rein technischen Einzelheiten zu bettagen. — Der Prinz - Heinrich - Flug hat, trotzdem Prinz Heinrich von Preußen alle Vorsichtsmaß regeln gebrauchte und den Start wegen eines aufziehenden Gewitters unterbrechen ließ, weitere Opfer gefordert. Die Leutnants Böder und Bernhardt kamen in der Nähe von Mellendorf unweit Osnabrück in gefährliche Gewitterwolken hinein und rannten, als sie deshalb im Gleitfluge niedergehen wollten, gegen einen Baum Ihr Albatros-Doppeldecker wurde zertrümmert, und beide Offiziere fanden den Tod. Ein andere? Flugzeug wurde vom Blitz gestossen, aber nicht beschädigt. Trotz der schwierigen Wetterverhält nisse stufen aber zur rechten Zeit neun Flieger wohlbehalten in Köln ein. — Der Flieger Gustav Hamel ist bei der Über- guerung des Ärmelkanals von Boulogne aus ver schwunden. Man nimmt an, daß er ins Meer gestürzt und ertrunken ist. Eine Suche durch Kriegsschiffe und Wasserflugzeuge hatte bisher keinen Erfolg. Zwei Wasserflugzeuge wurden während dieser Suche zertrümmert. GerLMskaUe. Berlin. Über die Bosheit seines Klavier spielers klagte vor dem Gewerbegericht ein Kino besitzer. Als in einem Kinodrama bei einem Hausbrand von den züngelnden Flammen Greise und Kinder flüchteten, spielte der Pianist, um den Kinobeätzer zu ärgern, das Lied: „Fritz, bleib' hier, du weißt ja nicht, wie's Wetter wird." Als der Besitzer den boshaften Musikanten hinauswarf, ging dieser bin und klagte auf 10 Mark Kün digungsentschädigung. Man einigte sich schließlich auf 5 Mark. Flensburg. Der Witwe des hiesigen Groß kaufmanns Svenstrup, der im Sommer v. IS. bei dem folgenschweren Eilenbahnunfall in Bram- minge (Jütland) sein Leben einbüßte, ist seitens des dänischen Eisenbahnfiskus im Verglsichswege eine Entschädigung von 44 800 Mark zuerkannt worden. ^ermilcktes. Bogelzählung i» den Ver. Staaten. Nm festzustellen, ob die einzelstaatlichen und Bundesgesetze zum Schutze der Wild- und Insekten fressenden Vögel ausreichen, will das Landwirtschaftsdepartement der Ver. Staaten unter Mitwirkung aller Vogellieb haber im ganzen Lande eine Zählung aller Vögel veranstalten, und zwar soll sich diese auf die Feststellung richten, wie viele Vogel paare von einer bestimmten Abart innerhalb eines gewissen Bezirks brüten. Aus der Ver gleichung der Zahlen will man dann die Schlüsse ziehen, ob eine Erweiterung des ge setzlichen Vogelschutzes erforderlich ist oder nicht. Die bei der Zählung zu beobachtende Methode ist die folgende: Alle freiwilligen Teilnehmer sollen ein Gebiet von nicht weniger als zwanzig und nicht mehr als vierzig Acres beobachten. In den Kreis der Beobachtung ist nur das durchschnittliche Farmgebiet einzubeziehen, also Farmgebäude, Felder, gepflügtes Land, Weideland, nicht aber Waldland. Nur die tatsächlich inner halb eines gewissen Areals brütenden Vögel sind zu zählen, Vögel, die sich nur zur Fütterung einstellen, bleiben dabei außer Be tracht. Die Schätzung jedes Tages wird schriftlich festgestellt und von Tag zu Tag der Nachprüfung im Sinne etwaiger Verbesse rungen unterzogen. Die endgültigen Resultate sollen bis zum 30. Juni unter genauer An gabe des Grundbesitzes, des Charakters der Gegend, der Einteilung in Feld. Wege und Wiesen, der nennenswerten Änderungen im Vogelleben einer Gegend an das Landwirt schaftsdepartement in Washington eingeschickt werden. Nach 23 Jahren soll die Vogel zählung wiederholt werden. Luftige Ecke. Ein teures Geschenk. „Sieh doch, Männ chen, das schöne Schlummerkissen, das ich da für achtundneunzig Pfennig im Ausverkauf erstanden habe! Gefällt es dir nicht?" — „Ausgezeichnet, liebe Frau! Nur solltest du eine weichere Füllung hineinstopfen und einen anderen Überzug drüber machen!" °""" « standen, wie die Dinge lagen, aber sich so be handeln zu lassen ttn Beisein eines fremden Menschen, das ging ihm doch über die Hut schnur. Er wurde sehr ärgerlich. „Und ich hab' dir schon ein paar Mal ge sagt: kümmere dich nicht um Dinge, die dich nichts angehen! Wir wissen wohl beide, was wir an dem Pillow haben, geht der aus dem Geschäft, wird der Verdienst nachlassen!" „Dann hat aber auch das Rausgefahre zu den Nennen ein Ende!" „Meinst du?" Ihre Antwort wartete er erst gar nicht ab. Er griff zum Hute, riß die Tür auf und warf sie wütend von draußen ins Schloß. Herr Streym sah Frau Manke an. .Gewonnen hat Ihr Mann nicht!" „Nen ganzen Haufen verloren! Und daß st mir Geld gegeben, da steckt natürlich der Pillow dahinter!" Streym nickte nachdenklich. , „Ihr Mann paßt nicht nach Berlin, der ist Nicht fest genug!" „Das weiß ich leider schon lange, aber was soll ich machen? Etwa die Kinder merken lassen, wie unsere bisher so gute Ehe in Stücken geht? — Leider ist's wahr, der Ernst bat uns mit seinem Maulwerk tüchtig weiter siehosten, aber was nützt das, wenn er auf der anderen Seite nicht nur das Geschäft, sondern auch unsere Ehe kaput macht?" "Frau Manke, bleiben Sie fest, schmeißen raus! Wenn ich so ein Geschäft Gott wollte ich täglich auf den Knieen "Küken, glauben Sie es mir!" --Er Liegt. Herr Strem»! Vielleicht brinae ich auf diese Weise meinem Mann Vernunft bei!" — Und am nächsten Morgen setzte sie den Gesellen eigenhändig vor Lie Türe, trotz des Protestes ihres Mannes. Hohnlachend rief ihr Pillow zu: „Denken sollen Sie an mich, Frau Manke, und gestern hat der Meister, übrigens ein schöner Meister, das muß ich sagen, feste ver loren! Feste! Einmal hat er gleich fünfzig Mark gesetzt! Futsch sind sie gegangen!" Da kniff Frau Manke Lie Lippen zusammen, sagte kein Wort, schickte ihren Mann zur Hauskundschaft, Paul mußte zu Streym laufen und ihn zur Aushilfe holen, er wohnte in der Nähe, bis ihr Mann „von der Tour" zurückkam. 33. In den EafSs, in denen Hoffmann und Paunitz zu verkehren pflegten, rutschte man auf den roten Plüschsosas und den Stühlen aufgeregt hin und her. Ein Schieber raunte es dem andern zu. „Den Paunitz haben sie auch festgenommen!" Alles mögliche wußte man zu erzählen. „Der Hoffmann Has rücksichtslos ausge plaudert, der Leutnant von Z., der Baron C. sind schon vernommen worden, auch der Sohn vom Kommerzienrat P-, dem der Paunitz so viel Geld geborgt hat!" Einer, der kein Geld, wohl aber einen tüchtigen Packen „Kavalierswechsel' besaß, die er trotz eifrigen Bemühens nicht unterbringen konnte, lachte. „Nun wird ihm durch die Rechnung ein gehöriger Strich gemacht. Durch den leicht sinnigen Jungen wollte er ja zum steinreichen Mann werden, wenn der alte Kommerzienrat mal stirbt!" Frau Paunitz hatte Pingstorff die uner freuliche Kunde schriftlich mitgeteilt. Derbe,and sich in einer heillosen Aufregung. Wenn er mit in die Affäre hineingezogen wurde, waren ihm die besseren Berliner Salons verschlossen. Als voll sah man ihn ja so wie so nicht an, hatte ihn aber dulden müssen und über manche derbe Bemerkung, die er von Zeit zu Zeit zu hören bekam, hatte ihm bisher immer sein dickes Fell hinweggeholfen. Nun hieß es schnell handeln; schleunigst mußte er Berlin verlassen, „unauffindbar" werden. Aus den Zeitungen konnte er ja er sehen, ob er irgend wie in die Strafsache mit verwickelt worden war. Blieb er hübsch im Hintersteffen, nun, so kam er nach der Ver handlung wieder zurück, dis Welt vergißt ja so schnell! Er suchte seinen Freund in der Dorotheen« straße auf, der schimpfte Mord und Brand. „Eklig kann dir Lie Geschichte ans Bein laufen und mir mit!" „Jungchen, ich will dir mal etwas sagen: Jetzt ist in Berlin doch nichts mehr los, mitten im Sommer, wir packen unsere Koffer und fahren ein wenig nach der Schweiz, dort werden wir schon ein paar Hühnchen rupfen können!" „Gut, reise du heute Abend ab, hier hast du ein paar Blaue, ich folge morgen früh mit dem V-Zug nach Basel, du steigst in Frankfurt zu mir ein!" „Sehr vernünftig, lieber Kerl!" Beide laben ein, daß es das Beste war. sie fuhren nicht zusammen von Bertin ab. Man konnte nie wissen ... Storglow war selbst in die Klemme geraten. Was er schon immer geahnt, daß Pingstorff und Paunitz keinerlei „Geheimnisse" vor ein ander hatten, war ihm zur Gewißheit ge worden, uttd weil er selbst bei dem Halsab schneider in der Kreide saß, mußte er vorsichtig sein. Vor allen Dingen lag ihm daran, den Buchmacher ausfindig zu machen, bei dem Wrütten gesetzt. Aber eS wollte ihm nicht ge lingen. Das wunderte ihn ja weiier nicht, denn die Leutchen pflegen verschwiegen zu sein wie das Grab. Der klein- Reiter tat ihm leid, noch mehr aber Julia Hohlfloone! Daß diL einen Menschen so lieb haben konnte, hätte eL garnicht geglaubt. Und eine tröstliche Ant wort mutzte er doch dem netten Mädel bringen! Wie er auch nach dachte, er sah nur einen Ausweg: Wrütten nahm sofort den Ab schied, ging ein paar Monate auf Reisen mit seiner jungen Frau und kaufte sich, wenn ein wenig Gras über die Geschichte gewachsen war, irgendwo in der Provinz am Also hieß es für ihn, der Amerikaners bei bringen, daß dieser Weg der einzig gangbare in der heiklen Situation war. Vielleicht konnte auch über Jahr und Tag Wrütten wieder in die Armee einsteten, mancher, der sich in ähnlicher Lage befunden, hatte sich schon cmf diese Weise gerettet! Er fuhr also hinaus auf den Kurfürsten damm und stellte den Damen erst einmal hübsch vorsichtig die Tatsache vor Augey. «N » tSortkluma lalat^