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Manische Eifersüchteleien. Essad-Pascka ist vom Boden Albaniens verbannt. Sein Geist aber wirkt unruhe- stistend weiter. Statt in Durazzo selbst spinnt er das Netz seiner Ränke von Rom aus. Die Erregung italienischer Blätter über das angeblich eigensüchtige Vorgeben Öster reich-Ungarns wird aus Quellen gespeist, die in der Umgebung Essad-Paschas ihren Ur sprung haben. Daß Essad-Pascha nicht der Unschuldsengel mit schneeweißen Fittichen ist. als den ihn die österreich-feindliche italienische Presse hinzu stellen sucht, ist zur Genüge erwiesen. Aber man scheut sich in Italien nicht, die ganzen Vorgänge in der Stadt Durazzo, soweit die österreichische Einmischung in Frage kommt, zweckentsprechend zu ent stellen oder direkt Dinge zu erfinden, die über haupt nicht passiert find. So behauptet z. B. ein großes italienisches Blatt mit üblicher Entrüstungsmache, daß „die österreichisch- ungarischen Offiziere, die Essads Haus aus zwei Feldgeschützen beschossen, auf eigene Land und ohne ihren Kommandanten, den Maior Moltedo, von ihrem Vorhaben in Kenntnis zu setzen, gehandelt haben." Das ist barer Unsinn. Diese auf der An höhe nordwestlich Durazzos ausgefahrenen Geschütze sind Eigentum des albanischen Staates und wurden überhaupt nicht von österreichischen Offizieren kommandiert. Ein Major Moltedo ist in der österreichisch- ungarischen Rangliste überhaupt nicht vor handen. Von österreichischen Truppen trat nur das Matrosendetachement der „Szigetoar" in Tätigkeit, und diese beschränkte sich auch nur auf die Bewachung des fürstlichen Palastes und die Mitwirkung bei der Verhaftung Essads. Von seinen Waffen machte das Detachement überhaupt keinen Gebrauch. Mit ihm zugleich wurde ein italienisches Detachement gelandet. Die Landung geschah auf Wunsch des Fürsten und auf Verfügung des italienischen Admirals. Dieser, als Höchflkommandierender der fremden Kriegs marinen, ordnete an, daß ein aus den Matrosen der beiden Staaten zusammen gesetzter Truppenkörper unter Befehl eines italienischen Offiziers in das Haus Essad- Paschas eindringe, diesen verhafte und auf die „Szigetoar" bringe. Somit haben die Befehlshaber und die Truppen der beiden verbündeten Staaten in vollem Einvernehmen gehandelt. Auch die Behauptung, daß Essad-Pascha ein Opfer des übergroßen Einflusses des österreichischen Auswärtigen Amts auf den Fürsten Wilhelm sei, ist unrichtig. Der Fürst hat bisher mehr Rücksichtnahme auf Italien als auf Osterreich-Ungarn gezeigt. Sein erster Besuch galt Rom, nicht Wien, sein erster Orden wurde einem italienischen Prinzen verliehen, in seiner nächsten Umgebung befindet sich einsehr rühriger italienischer Sekretär. Dagegen hat er, um Lie ihm bekannte italienische Empfindlich keit nicht zu verletzen, den Besuch des Rektors der Wiener Universität nicht angenommen und sich gegenüber einer aus dem Präsidenten der Akademie der Wissenschaften, aus weltbe rühmten Gelehrten und Professoren der Uni versität und Studenten bestehenden Reisegesell- schaft, die ihm sympathische Grüße aus Öster reich Überbringen wollte, mit ein wenig dürftigen Höflichkeiten begnügt und die Be gegnung vermieden. Das sind Äußerlichkeiten, aber mindestens darf man aus ihnen den Schluß ziehen, daß der Fürst es vermeiden will, auch nur den Anschein zu erwecken, als neige er zu Öster reich hin. Die Italiener haben sicherlich keinen Grund, sich über mangelndes Entgegenkommen des Fürsten zu beklagen. Es scheint aber so, als ob man neuerdings in Italien die gemein same Arbeit mit Österreich in Italien dahin auffassen will, daß Österreich größere Pflichten, Italien größere Rechte haben soll. Das wäre im Interesse des jungen Königreichs Albanien ebenso zu bedauern wie in dem des Drei bundes und des europäischen Friedens. 8t—L. * * Kämvfe bei Durazzo. Wie vorauszusehen war, ist es bei Durazzo zu schweren Kämpfen zwischen den aufständi- Geftern noch auf stolzen Rossen. 23s Roman von H orst Do d emer. tToril-tzunz.) Frau Manke merkte, dem Manne war das Fragen unangenehm, aber eines wollte sie doch noch wissen. „Voller kennen Sie denn den Pillow?" „Der hat bei mir gelernt!" „Bei Ihnen? — Davon hat er uns ja noch gar nichts gesagt!" „Weil ich ihn drum gebeten habe: daß sonst sein Maulwerk nicht stille steht, wissen Sie so gut wie ich! Aber der Junge hat was los, alles was recht ist, und er würde schon vorwärts kommen, wenn er nicht jede Mark verwettete!" Da machte Frau Manke große Augen. „Ich denke, der gewinnt so viel?" „Ist ja Unsinn! W-nn mal was geklappt hat, lebt er aus dem Vollen, und das letzte Geld ist bald wieder verwettet!" „So so! — Und meinem Manne macht er weis, unheimlich könne man draußen ge winnen!" „Frau Manke, die Wetterei ist eine Krank heit, wer ihr einmal verfallen ist, den läßt sie nicht wieder los!" Da bekam sie es mit der Angst zu tun. „Also Sie glauben wirklich nicht, daß auf die Dauer da draußen was zu holen ist ?" „Daran ist gar nicht zu denken! Bringen Sie Ihrem Manne bei, daß er hübsch zu Hause in seinem schönen Geschäft bleibt, — wenn's auch mein Schaden ist!" Kein Wort sagte Frau Manke weiter. schen Bauern und den Regierungstruppen ge kommen. Die Fürstin mit ihren Kindern weilte während der blutigen Ereignisse an Bord des italienischen Kreuzers „Misurata", wohin sie der Fürst geleitet hatte. Dieser selbst kehrte sofort auf seinen Posten im Palast zurück und jettete im Verein mit den holländischen Offi zieren die kriegerische Aktion, über den Ver lauf des Kampfes wird berichtet: Als die Nachricht kam, daß die Auf ständischen aus dis Stadt losmarschierten, gab der holländische Oberst Thompson, der von den Hügeln bei Durazzo aus zwei Ge schütze befehligte, den Befehl zum Feuern. Die Schüsse waren aber ohne Wirkung. Die albanischen Truppen Landen unter dem Beseht der Majore Siu.,' und Rosselma und des Hauptmanns v. Gumpenberg, der in der Schlacht schwer verwundet wurde. Die Bevölkerung von Durazzo geriet in Schrecken und verbarrikadierte sich in den Häusern, während die italienischen Seeleute zur Verteidigung der Gesandtschaft und des Palastes des Fürsten Vorbereitungen trafen. Am Nachmittag wurde der Kampf noch heftiger. Zahlreiche muselmännische Frauen flüchteten sich in die italienische Gesandt schaft und auf die Schiffe, die den Flücht lingen zur Verfügung gestellt wurden. In der Stadt befinden sich mehrere hundert Verwundete. Die Verluste der Aufständi schen sollen sehr groß sein. Nachdem sie sich blutige Köpfe geholt haben, scheinen die Aufständischen ruhiger geworden zu sein. Wenigstens wollen sie Unterhändler zum Fürsten schicken, um diesem ihre Wünsche zu unterbreiten. Essad-Pascha als Giftmörder. Der verbannte Essad-Pascha fährt fort, seine Unschuld zu beteuern. Er äußerte in Rom zu einem italienischen Journalisten, daß er die holländischen und österreichischen Offiziere gegen sich gehabt habe, die den Fürsten mit törichten und unsinnigen Attentats märchen verwirrten. Daß Essad-Pascha aber kein Engel ist, sieht man aus der Mitteilung des bisherigen Leibarztes des Fürsten, Dr. Berghausen, der nach seiner Heimatstadt Köln zurückgekehrt ist. Er erzählte u. a.: Zwischen Essad und dem holländischen Gendarmeriekommandanten Sluys bestand eine starke Rivalität, die schließlich dazu führte, daß auf Drängen Essad-Paschas Sluys versetzt werden sollte. Durch das Dazwischentreten des Vertreters Österreichs wurde das verhindert, und Sluys blieb. Damit war die Stellung Essads als Kriegs minister unhaltbar geworden. Essad befahl einem Diener, Sluys durch eine Tasse Kaffee zu vergiften. Der Diener weigerte sich, worauf Essad durch einige Getreue den Diener niederschießen ließ. Dr. Berghausen gab weiter an, daß auch zwischen Essad-Pascha und dem Hofmarschall v. Trotha ein sehr gespanntes Verhältnis herrschte. Herr v. Trotha sei auch daran schuld, daß Dr. Berghausen selbst seine Stellung beim Fürsten ausgegeben habe. Vom Fürsten selbst spricht der ehemalige Leibarzt mit großer Verehrung. Er hofft, nach Durazzo zurückzukchren. Deer unck flotte. — Wie die soeben erschienene Dienstaltersliste auswsist, hat das Deutsche Reich zurzeit fünf General-Feldmarschälle (vier Preußen, einen Bayern) und 20 General-Obersten (18 Preußen, zwei Bayern, zwei Württemberger, einen Sachsen). Die Marine zählt 43 Flaggoffiziere, von denen der jüngste 'sein Leutnantspatent 1886 erhalten hat. Das Eiserne Kreuz haben von den aktiven Offizieren nur noch einige Kommandierende Generale. — In Zukunft sollen bei den Bezirkskommandos in Preußen Sanitätsoffiziere a. D. und z. D. in größerer Zahl etatsmüßig angestellt werden. Bisher wurden überwiegend Zivilärzte zur Wahr nehmung des militärischen Dienstes bei den Be zirkskommandos herangezogen. Die Entschädi gungen, die diese für die dazu verwandte Zeit beanspruchen mußten, waren lehr bedeutend und überschritten weit den im Heeresetat aus- geworfenen Gesamtbetrag. Durch die Anstellung der Sanitätsoffiziere a. D. und z. D. lassen sich aber um ihren Mund legte sich ein entschlossener Zug. - Abends stürzte Pillow mit einem Freuden geschrei in den Laden. „Hurra! War Las ein Tag! Das heißt, Frau Meister, „fein mittel", aber 'nen Hunderter hat Ihr Mann für Sie erwischt!" Die Aushilfe kniy die Augen zusammen und sah den Gesellen mit einem scharfen Blick an. „Na, glauben Sie's vielleicht nicht?" Der Mann blieb ganz ruhig. „Wenn Sie mir Ihren Gewinn zeigen, — warum nicht?" Da streckte ihm der steche Pillow die Zunge heraus, drehte sich kurz um und fuhr sich mit der Hand durch's Haar. Nachdenklich nickend sah der Mann Frau Manke an. Die verstand ihn sehr wohl. „Ernst, wo haben Sie denn den Meister gelassen?" „Kommt gleich, draußen, ein Stück weiter unten, hat ihn noch jemand angesprochen!" „Wer denn?" Pillow zuckte die Achseln. „Einer, der sich ein paarmal bei uns'hat rasieren lassen, wie er heißt, weiß ich nicht! — Ja, wie ging denn das Geschäft? Auch gut?" Der Mann durchschaute seinen ehemaligen Lehrling. „Jedenfalls Lefler wie Ihres da draußen!" „Na, hören Sie mal!" „Wir können unsere Kaffe sehen lassen, nicht wahr, Frau Manke?" „Das will ich meinen!" „Und ich laß in meine nicht reinsehen, Las find Privatangelegenheiten!" große ErMarnifie machen. Diese Sanitätsoffiziere, von benen bereits 18 bei größeren Bezirks kommandos etatsmäßig angestellt worden find, erhalten zu ihrer Pension einen Zuschuß von 1422 Mark. Polltikeks AMälekrm. Deutschland. * Der Kaiser hat durch einen Erlaß an den Reichskanzler den zahlreichen Deutschen im In- und Ausland, die freiwillige Wehr- beitrage geleistet haben, Anerkennung und Dank ausgesprochen. " Dis Reichsregierung kündigt in einer halbamtlichen Auslassung an, daß der Reichs kanzler geneigt ist, dem vielfach geäußerten Wunsche, daß bei Beginn der neuen Tagung ein Arbeitsplan zwischen ihm und dem Seniorenkonvent des Reichstags vereinbart werden soll, nach Möglichkeit zu entsprechen. Die Schließung des Reichstags sei nötig gewesen, um der ungeheuren Stoff anhäufung, die die Übersicht unmöglich machte und Planlosigkeit und Arbeitsunlust herbei führte, zu steuern. *Bei der Stichwahl im Reichstags wahlkreise Osterburg-Stendal ist der nationalliberals Kandidat Wachhorst de Wente gewählt worden. Er siegte über seinen konservativen Gegner Hoesch, der bei der Hauptwahl ihm um etwa 5200 Stimmen überlegen war, da Freisinn, Bauernbund und Sozialdemokraten geschlossen für ihn eintraten. * Auf der Hauptversammlung des deutschen Flottenvereins, die in Breslau tagte, hielt Professor Julius Wolf (Berlin) einen Vortrag über die steuerliche Leistungsfähig keit Englands und Deutschlands. Der Redner kam dabei zu dem Schluß, dass die finanziellen Reserven Deutschlands größer find als jene Englands. Die Gesamtsteuerlast in Deutschland beträgt etwa 4,3 Milliarden, in Großbritannien wird sie nach der 1914 er Finanzreform Lloyd Georges auf 4,9 Milliar den sich belaufen: das englische Volk zahlt also um 600 Millionen Mark mehr Steuern als das deutsche. Dabei ist das deutsche Volk um 20 Millionen zahlreicher, das deutsche Volksoermögen um 50 Milliarden höher als das englische. Das englische jährliche Volks- einkammen beträgt gleich dem deutschen 40 Milliarden. *Jn Saarbrücken fand die vierte Jahrestagung der wirtschaftsfried lichen Arbeiter- und Äerufsoer- bände Deutschlands statt. Ein Festzug von 12 000 Arbeitern durchzog die geschmückten Straßen. Der Hauptberichtserstatterbetonte das Festhalten an der Gemeinschaftsarbeit mit den Arbeitgebern und an nationaler Betätigung. An den Kaiser wurde ein Huldigungstelegramm gerichtet. Italien. * Papst Pius ernannte im Geheimen Konsistorium vier Bischöfe deutscher Zunge zu Kardinälen: die Erzbischöfe v. Hart mann (Köln), Dr. v. Bettinger (München), Czernoch (Grau) und den Fürstbischof Dr. Piffl (Wien). Belgien. * Die Kammerwahlen haben nach den bisherigen Ergebnissen einen kleinen Vorteil für die liberale Partei gebracht. Die Mehr heit des Ministeriums in der Kammer geht dadurch auf zwölf Stimmen herab. Nntzland. *Der Minister des Äußeren Sasonow bat in einer Rede die Beziehungen her kömmlich erFreunds ch ast mit Deutsch- Ian d betont und vor dem gefährlichen Presse- krieg gewarnt. Über den Abschluß eines neuen Handelsvertrages zwischen Rußland und Deutschland äußerte er sich recht günstig. Er unterstrich zwar die Festigkeit des Drei verbandes, stellte aber in Abrede, daß zu dem französisch-russischen auch ein russisch-eng lisches Bündnis sich gesellen solle. Balkanstaaten. * König Ferdinand von Bulgarien scheint der Stimmung im Lande nicht zu trauen. Zu seinem Schutze wurden besondere militärische Maßnahmen getroffen. Die Wachs am Palais wurde verstärkt und auf der Haupt wache eine Batterie Feldgeschütze aufgestellt. *Bei Ta za dauern die Angriffe der Beduinenstämms auf die französischen Sol daten weiter an. — Bei Tanger wurde ein Franzose von Eingeborenen gefangengenommen und weggeführt. — Die Kolonne des Generals Gouraud hat bei Udschda eine Bande von 300 Plünderern zurückgeschlagen. Ein Leutnant wurde getötet. Die Unsicherheit in Persien. Die Tätigkeit der schwedischen Gendarmen. Kürzlich lenkte der Tod des schwedischen Offiziers Grafen Lewenhaupt im Kampf mit persischen Räubern die Aufmerksamkeit auf die aufreibende und gefährliche Arbeit, die die schwedische Gendarmerie in Persien zu leisten hat. Die persische Regierung verfügt selbst über keine Armee. Nur die Kosakenbrigade, 3000 Mann unter sechs russischen Instrukteuren, und die schwedische Gendarmerie unter dem Kommando des Generals Hjalmarsson stellen die bewaffnete Macht dar, mit der die ein heimische Regierung ihren Anspruch auf Ge horsam gegenüber den Gesetzen und auf innern Frieden geltend machen kann. Die unruhigen Elemente im Lande be stehen teils aus Stämmen, die, wenn sich eine günstige Gelegenheit findet, bewaffnete Streit kräfte bilden, um Karawanen oder Städte auszuplündern, teils aus reinen Räuberbanden, die während der unruhigen Zeiten der letzten Revolution aufgekommen sind und voller Be geisterung ihr lohnendes „Gewerbe" ausführen. Eine derartige Räuberbande war beispiels weise die Abba-Bande, die zuerst den Haupt mann Möller überfiel, und gegen die im Kampf sodann der Graf Lewenhaupt den Tod fand. Die Gendarmerie hat großes Gewicht.darauf gelegt, neue Schulen für Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften zu gründen. Die alte Offizierschule, die sich schon lange in Teheran befindet, bildet einen viel zu schwachen Unter bau für die militärische Ausbildung. Mit seinen. 7000 Mann bewacht das schwedische Gendarmeriekorps jetzt persische Landstraßen in einer Gesamtstrecke von etwa 20 OfiO Kilo metern und überdies eine Landstrecke von zwei Meilen an jeder Seite des Wegs. Diese bewachte Zone' wird gewöhnlich in der Weise weiter ausgedehnt, daß eine Truppenabteilung ausgesandt wird, uin die Räuber wegzutreiben: wenn dies gelungen ist, werden über das ganze in Frage stehende neue Bewachungsgebiet nach einem geordneten System Wachen und Posten ausgestellt: es werden für die aus solche Weiss verteilten Gen darmerie-Abteilungen kleine „Forts" aus Lehm aufgesührt, in deren Dachballustraden sich Gucklöcher befinden. Im Anfang ihrer Wirksamkeit gab die schwedische Gendarmerie im allgemeinen die festgenommenen Räuber in Polizeigswahrsam: das hatte aber zur Folge, daß diese Perlen bald wieder aufs neue bei der Ausführung ihres „Gewerbes" angetroffen wurden. Jetzt sorgt deshalb die Gendarmerie selbst für die Bestrafung. Oster wird, wenn der ungesetz liche Zustand durch die Umtriebe der Räuber unerträglich geworden ist, der Belagerungs zustand verhängt, und es erfolgt dann meistens standrechtlich die Verurteilung der Schuldigen zum Tode. Dieses Verhältnis ist zwar bedauerlich, aber durchaus motwendig. Die schwedische Gendarmerie soll jetzt von 7000 auf 12000 Mann vermehrt werden. Rußland hat gegen diese Verstärkung nichts einzuwenden, unter der Bedingung, daß die russische Kosakenbrigade um 1000 Mann ver stärkt wird und daß die Gendarmerie sich in den nördlichsten Provinzen auf die Bewachung der Wege und reine verwaltungsmäßige Arbeit beschränkt. Von unä fern. Verhängnisvolle Wettfahrt. Während der Verbandswettfahrt des Kaiserlichen Jacht klubs brach in der Regatta der Kriegsschiff boote über der Kieler Föhrde ein furchtbares Unwetter los. Von den großen Jachten brachen „Meteor", „Komet" und „Cecilie" die Großmaststänge. Von den Kriegsschiffbooten kenterten zwei Kutter. Sämtliche Insassen fielen ins Wasser. Fünf Mann ertranken. „Vor allen Dingen, Ernst, seien Sie mir gegenüber nicht so frech, ich vertrage das nicht, — verstanden?" „Frau Meistern, es war doch nicht böse gemeint! Liber was geht das denn andere Menschen an. wieviel ich gewonnen habe? Schließlich bin ich doch kein dummer Junge mehr!" „So—o, meinen Sie?" Dieses Mal hielt er es doch für geraten, nicht allzu vorlaut zu sein, denn auf dem Heimweg waren dem Meister allerlei Zweifel aufgestiegen, ob er doch nicht lieber seiner Frau sagen sollte, wie die Dinge standen, Not und Mühe hatte er gehabt, es ihm auszureden. Und nun hatte den noch so ein .Schafskopf" angeguasselt, wer weiß, wie die Karre lief, wenn er nach Hause kam. Das hatte er von seiner Gutmütigkeit! Seinen ehemaligen Meister war er behilflich gewesen, und der hatte an scheinend alles mögliche ungereimte Zeug zu- fammengeredet! Da betrat auch schon Manke den Laden. „Na, wie war's Geschäft?" „Ganz gut, Gustav! — Und hast du viel verloren?" „I Gott bewahre!" „Frau Meistern, ich hab' doch gesagt. . ." „Und ich sage Ihnen jetzt, Ernst, daß Sie für deute gehen können!" Schleunigst griff der nach feinem Hute, ein Gewitter schien im Anzuge zu sein. Ihm konnte es gleichgültig sein, wie der Meister mit seiner Frau fertig wurde! Und wenn es zum „krachen" kam, so ging er eben seiner Wege, dann brauchte er wenigstens den Vor schuß nicht abzuarbeiten, es war doch schön. man hatte etwas davon, mochte die Geschichte auslaufen wie sie wollte ! „Also guten Abend!" Raus war er wie ein Wirbelwind? — „Gustav, nun wollen wir einmal in Ruh und Frieden reden; unsere Aushilfe, Herr Streym, bei dem hat der Ernst gelernt, wußtest du das?" „Nein!" Und nun erzählte der, wie Pillow schon immer gewettet habe und niemals auf einen grünen Zweig gekommen sei. „Ein fixer Junge, alles was recht ist, aber er kann kein Geld in der Tasche behalten!" „Und heute habt Ihr verloren, nicht wahr?" „Keine Spur, Lene, — im Gegenteil!" „Gustav, Gott sei Dank, bist du das Lügen nicht gewöhnt! Mach' mir doch nichts vor!" Manke griff in seinen Rock und zog einen Hundertmarkschein heraus. „Da, Lene, der gehört dir! Leg' ihn auf die Sparkasse!" Ruhig steckte sie ihn ein. „Wenn nichts mehr von der Erbschaft da ist, hilft uns der vielleicht über ein paar schlimme Wochen weg!" Lene!" „Reg' dich nicht auf, Gustav! Ich kenn' dich besser und hab' dich lieb! Änbinden kann ich dich nicht, wenn du also in dein Ver derben rennen willst, sag' ich weiter nichts als: Denk an deine Frau und deine Kinder. Aber der Pillow kommt mir nicht mehr ins Geschäft — verstanden?" Wäre dis Aushilfe nicht im Laden ge wesen». vielleicht hätte Manie ehrlich emge-