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Gefangennahme Essad-Paschas. TKrahenkämpfe in Durazo. — Gefahr für den Fürsten Wilhelm! Während der Aufstand der Epiroten durch die Verhandlungen mit der internationalen Kontrollkommission auf Korfu beendet zu sein schien, hat sich in der Hauptstadt Albaniens ein seltsames Dram*, abgespielt. Aus Durazzo wird darüber gemeldet: Zwischen holländischer Gendarmerie und der Leibgarde des Kriegsministers Essad- Pascha kam cs in Durazzo z« einem Kampf. Das Hans Essad-Paschas wurde beschossen. Das Gefecht endete mit der Gefangennahme Essad-Pa schas, der sich an Bord des österreichisch- ungarischen Kriegsschiffes „Szigetvar" zur Verfügung des Fürsten in Gewahr sam befindet. Essad-Pascha versnchte die Durchführung seines Putsches in Ver bindung mit revolutionären Bauern, die vor Durazzo stehen. Als er ange griffen wurde, bat er nm Schutz durch die Konsulate. Das ist eine überraschende Wendung der Dinge. Und dennoch setzt sie den nicht in Er staunen, der Esiad-Paschas, des ewig Rast losen, Lebensgang einigermaßen kennt. Man munkelte ja schon vor der Ankunft des Fürsten Wilhelm auf albanischen Boden, daß Essad- Pascha nach der Fürstenwürds strebe. Er hat das immer in Abrede gestellt. Jetzt aber ist erwiesen, daß die Gärung inMittel- a! banien auf ihn zurückzusühren ist, und es fragt sich nur, ob er nur die gegenwärtige Re gierung stürzen oder auch den Fürsten Wilhelm beseitigen wollte. Die Umtriebe Essads. Nach Wiener Berichten soll Essad-Pascha eine wohlvorbereitete Revolte gegen den Fürsten ins Werk geletzt haben. Schon seit einiger Zeit wußte man, daß er mit auf rührerischen Bauern verhandelte, die Befreiung vomMilitärdienst und Sleuerfreiheitverlangten. Am Dienstag hatte er eine Audienz beim Fürsten Wilhelm, die sehr stürmisch verlief. Sie endete damit, daß Essad sein Amt niederlegte. Unmittelbar darauf organi sierte er mit seinen 5000 Parteigängern, die außerhalb Durazzos standen und 300 An hängern, die in seinem Hause in Durazzo untergebracht waren, eine Revolte. Er gab selbst das Signal zum Kampf, indem er den ersten Schuß gegen das fürst liche Palais abseuerte. Die von österreichisch-ungarischer Seite gelandeten Ge schütze erwiderten sofort das Feuer. Das Haus Esiad-Paschas wurde beschädigt. Es gab mehrere Tote und Verwundete. Sofort wurden österreichisch-ungarische und italienische Matrosen gelandet, die das Haus Esiad- Paschas belagerten und die Stadt besetzten. Esiad-Pascha schickte nun einen Parla mentär und bat um freies Geleit auf ein italienisches Schiff. Dieses wurde ihm jedoch verweigert, und um S Uhr früh tvurden Essad und seine Gemahlin auf das österreichisch-ungarische Stationsschiff „Szi- getvar" gebracht. Die Zukunft des Verräters. Der ehemalige Kriegsminister wird auf dein österreichischen Schiffe zur Verfügung'des Fürsten Wilhelm gehalten, der allein über sein Schicksal zu bestimmen hat. Sollte der Fürst die Verbannung Essads beschließen, dann wird dieser gefragt werden, wohin er sich zu begeben gedenkt. Das österreichisch-ungarische Kriegsschiff wird dann Essad an diesen von ihm selbst gewählten Aufenthaltsort bringen und dort ausschiffen. Der Fürst hat in Du razzo alle durch die Lage gebotenen militäri schen und polizeilichen Sicherheitsmaßregeln getroffen. Er wird von den italienischen und österreichischen Truppen unterstützt. s * » Essads Glück und Ende. Eine Mischung von Unbildung, maßloser Eitelkeit, natürlicher Intelligenz und brutaler Energie — das ist Essad-Pascha. Sicher lich eins der hervorstechendsten, jedenfalls aber die interessanteste Erscheinung in der Neugründung Les unabhängigen Albaniens. Seine Vorbildung war die alttürkische. Das heißt: er lernte mit knapper Not schreiben, Türkisch und seine alba nische Muttersprache. Er ist aus der berühmten Familie der Toptani heroorgegangen, deren Namen allein schon in Albanien genügte, ihm einen gewissen Einfluß zu schaffen. Sein Vater war arm gestorben. Er wußte dies bald zu korrigieren. Bei den häufigen Albanierauf ständen war er einer der Hauptanführer. Um ihn nun zum Schweigen zu bringen, wurde er kurzerhand, obwohl er nicht die geringste Eignung hierzu besaß, zum Chef der Gen darmerie in Janina ernannt. Damit begann sein Aufstieg. Nach und nach wurde er der König Mittel albaniens und strebte, weil er seinen Einfluß kannte, nach der Königskrone. Durch diesen Plan machten ihm die Mächte einen Strich. So sagte er sich üenn: Wenn nicht Herrscher, Essad-Pascha. dann doch wenigstens nach dem König der erste Albanier. Das war er tatsächlich in den letzten Monaten. Er führte die Deputation nach Wied, er nahm den Fürsten in Emp fang, er kommandierte das Kabinett. Nicht Turkhan, der gegen eine so'chs Energie nichts zu bedeuten hatte. Unter den besseren Elementen des Landes hat Essad-Pascha auch nie einen einzigen Freund besessen. Ebenso wenig wie der Fürst ihm je Vertrauen schenkte. Der Norden war gegen ihn wie der Süden. Beide forderten in erster Reihe die Entfernung eines Menschen, dessen Vergangenheit nichts als Mord, Verrat und Untreue war, und von dem sie sich auch für die Zukunft nichts an deres versehen konnten. Nun ist mit einem Male sein Stern ver blichen. Interessant wird es sein zu erfahren, inwieweit Estah-Pascha nzit der Türkei in Verbindung stand. Politische Aunälckau. Deutschland. "Kaiser Wilhelm wird am 17. Juni der Eröffnung des Großschiffahrtsverkehrs Berli n—S Lettin beiwohnen. — Der Mon arch ist, von Wiesbaden kommend, wieder in Potsdam eingetroffen. "Am 24. Juni, während der Kieler Woche, wird der Kaiser die n e u en S ch l e u s e n des erweiterten Kaiser-Wilh e lm s -Kanals zum erstenmal passieren. Hiermit wird der Kanal dem Verkehr übergeben werden. Von einer Feier aus diesem Anlaß über den Rahmen der an dem Erweiterungsbau be teiligten Personen hinaus ist abgesehen. Die Bauarbeiten sind noch nicht in allen Teilen abgeschlossen. Die Verbreiterung des Kanals ist überall durchgesührt, die erforderliche Tiefe muß noch an einzelnen Stellen durch Bagge rungen erreicht werden. Auch die Brücken arbeiten sind noch nicht durchweg vollendet sie werden sich teilweise auch noch in das nächste Jahr hinein erstrecken. * Die Einwände gegen die Heran ziehung von Ausländern zum Wehr st eitrag dürften schon in allernächster Zeit von der deutschen Regierung im ablehnenden Sinne beantwortet werden. Einsprüche sind bisher erhoben worden von Holland, Belgien, Frankreich und Rußland. Die erste Beschwerde" stammt von Holland und dürfte wohl zunächst beantwortet werden. Die deutsche Regierung stützt sich in ihren Antwortschreiben auf die „Anfragen" der ausländischen Regierungen auf die unwiderlegliche Tatsache, daß bei dem Wehrbeitrag von einer Kriegssteuer im Sinne der Handelsverträge keine Rede sein kann, sondern von einer Abgabe. Mit dieser Ant wort ist die ganze Angelegenheit als erledigt anzusehen, da die Ablehnung endgültig ist und die Regierung sich auf weitere Verhand lungen über die Sache nicht einlassen wird. "Die Stichwahl in dem Reichstags kreise Osterburg-Stendal ist auf den 25. Mai festgesetzt worden. "In der Zweiten sächsischen Kam mer wurde mitgeteilt, daß die Regierung die Forterhebung der Wertzuwachs- steuer den Gemeinden überlassen werde. * Die Gemeinderatswahlen in Elsaß- Lothringen werden den Parteien unge fähr den bisherigen Besitzstand erhalten. Nur die Nationalisten verlieren einige Sitze, während die Sozialdemokraten mehrere ge winnen. Österreich-Ungarn. * Das Befinden Kaiser FranzJosephs ist unverändert. Die Heilung schreitet lang samer fort, als die Arzte anfangs glaubten. Jedoch kann der Patient jetzt bereits die üblichen Audienzen erteilen. Belgien. "Das dänische Königspaar ist zum Besuch des belgischen Hofes in Brüssel eingetroffen. Spanien. "Der Ausstand der Offiziere der Hand elsmarine nimmt immer größeren Umfang an, nachdem die Regierung vergebliche Vermittlungsversuche gemacht hat. Fast der gesamte Küflenverkehr ist unterbunden. Balkan üaaten. "Wie aus Konstantinopel gemeldet wird, hat der Sultan dem vor der türkischen Hauptstadt ankernden deutschen Kreuzer „Goeben" einen Besuch abgestattet. — Es ist das erstemal, daß ein Sultan ein fremdes Kriegsschiff betreten hat. Amerika. * Aus New Dark wird berichtet, daß Präsi dent Huerta in seine Abdankung ein willige unter der Bedingung, daß die V er. Staaten Mexiko eine Anleihe von 400 Mil lionen geben und die Magdalenen-Lai auf 99 Jahre für eine Million jährlich pachten. Anderen Nachrichten zutolge sollHuerta bereits alle Maßregeln zu seiner Flucht nach Europa getroffen haben. Deutscher Reichstag. (Original-Bericht.) Berlin. .20. Mai. Das Haus war am 19. d. Mts. in erregter Stimmung. Die Abgeordneten aller Parteien hatten vor Eröffnung der Sitzung eifrig zu raunen und zu flüstern. Hieß es doch, daß um ein Haar infolge des Konfliktes mit der Regierung wegen der Besoldungsvorlage, die gestern gescheitert ist, der Reichstag nach zweiein- vierteliähriger Dauer der Legislaturperiode aufgelöst worden wäre. Die Regierung hätte die Auslösung verfügt, wenn ein von der Sozialdemokratie eingebrachter Antrag: „Vorläufig für die Unterbeamten der Landdriefträgerklasse außerordentliche Zulagen von je 100 Mark im Gesamtbeträge von 2 560 000 Mark in den Etat einzust eilen mit dem Zusatz versehen, daß sie wegfallen sollten mit dem Zeitpunkt der Erhöhung des Gehalts um mindestens 100 Mark", die Unterstützung des Hauses gefunden hätte. Da die bürger lichen Parteien in der überwiegenden Mehr heit aber beschlossen hatten, dem Anträge nicht zuzustimmen, so war natürlich mit einer Auf lösung nicht mehr zu rechnen. Ohne wesentliche Aussprache wurde das so arg umstrittene Gesetz über die Konkurrenzklausel gegen die Stimmen der Sozialdemokratie an genommen. In dritter Lesung fanden auch 'Annahme die Vorlagen über die Gebühren- Ordnung für Zeugen und Sachverständige, das Duellgesetz und das Spionagegesetz. Bei den folgenden Wahlprüsungen wurde über die Wahl der Abgg. v. Massow, Graf v. Schwerin (kons.) und Bassermann (nat.-lib.) Beweiserhebung steschlosien. Die Wahl des Abg. Alpers (Welfe) soll noch einmal geprüft werden. Für gültig erklärt wurden die Man date der Abgg. Rogalla v. Bieberstein, Graf v. Westarp, Graf v. Carmer (kons.), Witt (Reichsp.), Dr. Pachnicke (fortschr. Vp.). Die nun folgende dritte Beratung des Etats eröffnete Abg. Ledebour (soz.). Er streifte in seiner langen Rede fast alle Fragen der inneren Politik und bezeichnete zum Schluß die Sozialdemokraten als die einzig wahren Vaterlandsfreunde. Da die anderen Parteien auf die Beteiligung an der Generaldebatte verzichteten, konnte sofort die Einzelberatung vorgenommen werden. Da aber wurden viels Wünsche auf Beseitigung „kleiner Schönheits fehler" laut. Dem Abg. Bassermann (nat.« lib.) antwortete Unterstaatssekretär Zimmer mann, daß nicht daran gedacht werde, das System der Sckmtzgenossenschaft iy Marokko zu beseitigen. Auf Bemerkungen der Abgg. Dr. Pfeiffer (Ztr.), Held (nat.-lib.), Dr- Müller - Mei - ningen (fortschr. Vp.) ging Kriegsminister v.Falkenhayn ein. Eine Kabinettsorder, die die Offiziere besonders instruiere für den Fall innerer Unruhen sei nicht vorhanden : da die Abgg. Ledebour (soz.) und Liesching (fortschr. Vp.) gleichwohl noch von dieser angeblichen Kabinettsorder sprachen, wiederholte der Kriegsminister seine Angaben. Der vom Abg. Bassermann (nat.-lib.) gestellte An trag auf Wiederherstellung der Regie rungsforderung nach einem Pressereferat machte den ersten Hammelfprung notwendig. Es blieb aber bei der Streichung mit 173 gegen 140 Slimmen. Den . zweiten Hammelsprung gab es beim Justizetat. Nach dem Anträge des Abg. Dr. Spahn (Zentr.), gegen den sich Staats sekretär Dr. Lis co richtete, wurde die be willigte sechste Reichsanwaltsstelle mit 161 gegen 136 Stimmen wieder gestrichen. Beim Reichskolonialamt rollte Abg. Dr. Frank (soz.) noch einmal den Dnala-Streit auf. Staatssekretär Dr. S o l f erklärte. daß Lie Kolonialverwaltung die Neger besser kenne. Nach dem Grundsatz:, alle Menschen sind gleich, ließe sich keine Kolonialpdlitik treiben. Die Neger würden gerecht behandelt, und nach dem Kolonialrecht sei die Verhaftung des Schwarzen Din gerechtfertigt. , v . Zum Postetat verlangt Abg. Zubtzil (soz.) unter stürmischer Heiterkeit, das. Gehalt des Staatssekretärs zu streichen,, da dieser.,den Staatsanwalt veranlaßt habe, ein Verfahren gegen ihn zu eröffnen: Staatssekretär Kräftke erwiderte: Das Verfahren habe die -Oder- postdirektion gegen Unbekannt beantragt, denn Herr gubeil wollte einen geöffneten Postbeutel erhalten haben. Schließlich habe Herr Zubeil aber erklärt, er habe den Beutel nur gesehen. Dann begründete Abg. Haase (soz.) einen Antrag, Len Landbriefträgern eine außer ordentliche Zulage von 100 Mark zu be willigen, da die Besoldungsvorlage ge scheitert ist. Staatssekretär Kühn bat, da es nicht an gängig sei, außerordentliche Zulagen durch den Etat zu bewilligen, den Antrag abzulehnen. Nach längerer Debatte wurde der Antrag gegen die Stimmen der Antragsteller abgelehnt. Ein Antrag der Reichspartei auf Wieder herstellung der Ostmarkenzulagen wurde nach kürzer Besprechung in namentlicher Abstim mung mit 201 gegen 131 Stimmen abgelehnt, bei zwei Stimmenthaltungen. Einige Etats wurden dedattelos erledigt. Nach über zehn stündiger Sitzung vertagte sich das Haus. Gestern noch aus stolzen Nossen. 811 Roman von Horst Boüemer. (Fortsetzung:) 29. Julia hatte keine Ruhe mehr. Immer wieder sah sie nach der Uhr, und wenn es klingelte, wartete sie mit pochendem Herzen auf des Dieners Erscheinen. Ihre Mutter sprach ihr gut zu. „Kind, Herr von Storglow ist Offizier, hat Dienst, vielleicht ist er überhaupt nicht in Berlin, er hat sich ja eine ganze Woche nicht sehen lassen!" „Mama — was dann?" .Nun, ich nehme nur das Unerfreulichste an, läßt er bis um vier Uhr nichts von sich hören, schicken wir Johann nach seiner Wohnung!" „Das hätten wir gleich tun sollen!" „Man ist nachher immer klüger! — Um was ich aber dringend bitten muß, verlier' den Kopf nicht, du bist eine Dame und darfst Herrn von Storglow nicht zu sehr hinter die Kulissen blicken lassen!" „Wenn aber unterdessen Wrütten ein Un glück zustößt!" „Ja, — dann können wir's auch nicht ändern! Überhaupt! Es wird gut sein, man nimmt das Allerfchlimmste an, so bewahrt man sich vor gar zu harten Enttäuschungen!" Da stampfte Julia energisch mit Lem Fuße auf. „Kommt Herr von Storglow bis um vier Uhr nicht, fahr' ich mit Johann zu ihm, und wenn er nicht zu Hause ist, — zu Wrütten!" „So etwas begreift man in Deutschland nicht, du bist hier nicht im freien Amerika!" „Das ist mir einerlei!" „Also warten wir, — ich werde mit Johann fahren, — um vier Uhr!" „Und ich mit!" „Nein, du bleibst hier, Herr von Storg low könnte gerade kommen und uns ver fehlen !" Julia schwieg, die Tränen schossen ihr in die Augen, nur mit Mühe behielt sie ihre Fassung. — Und Storglow kam — nach drei! „Gnädige Frau, gnädiges Fräulein, ich stehe zur Verfügung!" Frau Hohlstoone warf ihrer Tochter einen Blick zu, sie verstand ihn, allo mochte die Mutter erst einmal Herrn von Starglow „den Fall" auseinander setzen. Und sie tat es mit aller Gründlichkeit. „Ich möchte nun die Worte des Baron Pingstorff durchaus nicht auf die Goldwage legen, aber wir haben Herrn von Wrütten sehr gern, und wenn es auf irgend eine Art möglich ist, Unglück von ihm abzuwsnden, sind wir dazu mit Freuden bereit! Wir mußten uns nach einem Vermittler in dieser peinlichen Angelegenheit umsehen, und da glaubten wir ihre Dienste in Anspruch nehmen zu dürfen, Herr von Storglow!" „Meine gnädigste Frau, ich danke für Ihr Vertrauen!" Mit einem langen Blicke sah er Julia an, Lie bleich, ryit verweinten Augen in ihrem Stuhl saß. Da wüßte er, was die Glocke geschlagen hatte! „Gnädiges Fräulein, bitte, haben auch Sie unbedingtes Vertrauen zu mir, niemand hat bis heute vergeblich an meine Ritterlichkeit appelliert, ich werde sofort den Dingen auf den Grund gehen und Ihnen noch heute Abend Bericht erstatten! Freilich, es kann spät werden!" „Das ist einerlei — wir werden wagten!" ..Also auf Wiedersehen, keine Minute möchte ich verlieren!" — Und als Storglow in der Droschke saß und nach Wrüttens Wohnung fuhr, brummte er zähneknirschend vor sich hin: „Hängen will ich mich lassen, wenn dem kleinen Kerl nicht das Ekel von Pingstorff die Suppe eingebrockt bat, aus lauter Niedertracht, weil die schöne Julia nichts von ihm wissen will!" — Und als der Bursche die Türe öffnete und ihm sagte, daß der Herr Leutnant wegge gangen sei und nicht hinterlassen habe, wenn er wiederkomme, machte Storglow ein langes Gesicht. „Egal, ich hab' nichts vor und werde hier warten!" Er mußte sich eine ganze Stunde gedulden und als endlich Wrütten kam, erschrak Storg low, totenbleich sah der kleine Kerl aus. „Na, Freundchen, lassen Sie den Kopf nicht hängen, ich bring' Sie aus allen Nöten!" „Ach du lieber Gott, Storglow, das ist un möglich!" „Und wenn mir die Tausender nur so in der Tasche rumkollern?" „Nutzt mir das rein gar nichts!" „Wrütten, ich glaube doch! Haben Sie sich die Finger verbrannt, weiß ich ein famoses Heilmittel — wenn Sie mir klaren Wein ein- schenken!" „Das will ich gern, wenn es auch keinen anderen Zweck hat, als daß ich dann weiß, Sie werden mich verteidigen, wenn man mit Steinen auf mich schmeißt — ich hör's zwar dann nicht mehr!' Er erzählte den ganzen Vorgang. „Ich sitze in der Zwickmühle, so oder so, ein infamer Kerl bleib' ich auf jeden Fall!" „Nur hübsch langsam! Also, wie heißt der Buchmacher?" „Kann ich Ihnen nicht sagen! Ich hab' kein Recht, den Mann ins Unglück zu reiten, ganz abgesehen davon, daß man ihm gehörig auf den Busch klopsen würde, und mancher Kamerad mit hineinsegelte!" „Ich krieg ihn doch heraus!" „Möglich, — aber was hätten Sie damit erreicht?" „Für den Anfang eine ganze Menge, mein Lieber! — Und nun inal ein Männerwort! Haben Sie eine Ahnung, wer Ihnen dieses Bein gestellt hat?" „War wohl nur Zufall!" „Und ich sage Ihnen, ganz anders liegen die Dinge!" „Das glaub' ich nicht!" „Wir werden ja sehen! Aber nutz mal ruhig Blut. Also Ihr Ehrenwort will ich haben, daß Sie sich in den nächsten drei Tagen nicht über den Hausen knallen!. Und noch eines, sollten Sie es plötzlich sehr eilig mit Ler Ab reise haben, schön und gut. aber vorher ver ständigen Sie mich, und wir halten dann erst noch mal einen kleinen ^Privatdiskursch" mit einander!" „Ich seh'ja.Len Zweck nicht ein, aber wenn Sie meinen? — Also mein Ehrenwort!" „Adieu. Wrütten! Ich hab' nämllch da