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Schweres Brandunglürk in Kiel. Nachts drei Uhr hrach im Keller eines Kieler Wohn hauses Feuer aus, das sich durch die Glas türen der Holztreppen schnell bis in das Dach verbreitete. Die Feuerwehr fand drei Leichen und reitete vierzehn Personen über Leitern. Der Radiumschatz im Kehricht. In München wurden SS Milligramm Radium, das in einer Glasröhre und Blechkapsel von 8 Zentimeter Durchmesser eingeschlossen war, vermiß- und tags darauf beim Nachsuchen im Kehricht gefunden, der bereits mit der Eisen bahn nach dem Vorort Puchheim abgeführt, doch noch nicht entleert worden war. Der Kongres? für die Olympischen Spiele, der in Paris tagte, hat beschlossen, den griechisch-römischen Ringkampf und den freien Ringkampr in das Programm der Spiele aufzunehmen. Dagegen wurde das Bogenschießen und ein österreichischer Antrag, Gewichte und Hanteln zuzulassen, abgelehnt. Der englische Antrag, das Fußballspiel aufzu nehmen, wurde einstimmig angenommen, der französische auf Zulassung von Rugby-Fußball mit großer Mehrheit abgelehnt. Ein Zug in einen Fluss gestürzt. Im schottischenHochgebirgebeiCarbridgelJnv-rneß- shire) stürzte ein Wagen eines Personenzuges in den Fluß Dulnan. Angeblich sind 13 Passa giere ertrunken. Riesenbrand in einem Glasgower Dock. In einem Dock in Glasgow brach in den frühen Morgenstunden eine schwere Feuers brunst aus. 200 Mann der Feuerwehr be kämpften sie lange Zeit vergebens. Vier Schiffe im Dock sind abgebrannt. 360 Meter des Kais auf der Südseite und 60 Meter auf der Ostseite stürzten ins Dock. 200 Fässer mit Seehundöl verbrannten. Der Brand entstand dadurch, daß Arbeiter in einen mit Kreosot getränkten Pfosten mit einem rotglühenden Bohrer Löcher bohrten. Der Pfosten fing Feuer, das sich rasend ausdehnte. Mehrere Matrosen mußten von den brennenden Schiffen ins Wasser springen und sich durch Schwimmen retten. Erst um 5 Uhr nach mittags gelang es, des Feuers in den Dock anlagen Herr zu werden. Der Schaden wird auf fünf Millionen Mark geschätzt. Allerlei vom Tage. — Der Reichspostdampfer des Norddeutschen Lloyd „Bülow" lief bei starkem Nebel an der englischen Küste auf dem Strande fest. Die 130 Passagiere, die das Schiff aus Japan brachte, wurden an Land gesetzt. — Der Münchener Marinemaler Professor H. v, Petersen hat sich aus Furcht vor Er blindung im Münchener Kristallpalast er schossen. — Im Krankenhause Kufstein ist der Berg führer T a vonaro verschieden. Er hat zahl reiche Touristen, die sich tm Kaisergebirge ver stiegen hatten, mit eigener Lebensgefahr herab geholt und gerettet. Es werden ihm über zwanzig Lebensrettungen nachgerühmt. — Der russische Handelsagent in Hamburg, Kammerjunker Stremouakow. der jetzt dienstlich in Petersburg weilte, erstickte während des Essens, indem ihm ein Knöchel in den Hals geriet. Volkswirtschaftliches. Die Betriebseinnahmen der preußisch- hesfischen Staatseisenbahnen haben tm Mai 1914 gegenüber dem gleichen Monat des Vor jahres im Personenverkehr 6,2 Mill. Mk. gleich 8F0 Prozent weniger, im Güterverkehr ö,6 Mill. Mark gleich 4,23 Prozent mehr, insgesamt unter Berücksichtigung einer Mindereinnahme aus sonstigen Quellen 2,0 Mill. Mk. gleich 0,93 Pro zent weniger betragen. Der Kanal Berlin—Leipzig. Die Pots damer Handelskammer beschäftigte sich in ihrer letzten Sitzung erneut mit dem Kanalprojekt Berlin—Leipzig. In dem erstatteten Bericht wird darauf hingewiesen, daß dieser Kanal Leipzig Wasserverbindungen nach Hamburg, den sächsischen Elbehäfen und nach Böhmen geben, dann aber vor allem eine nahe Verbindung nach Berlin und Stettin schaffen würde. Berlin, das nach der Ober zu mehrere Wasserstraßen besitze, mit der Elbe aber nur durch eine Wasserstraße über Brandenburg verbunden sei, würde eine zweite Verbindung über Luckenwalde und Jüterbog er halten, die zugleich den Süden der Mark Bran denburg aufschließen würde. Als Verkehrsgüter für den Kanal würden in Frage kommen Stein kohlen, Braunkohlen, Roheisen, Holz, Getreide, Düngemittel, ferner die Rohstoffe und Fabrikate der Steinbruchindustrie, keramischen, Textil- und chemischen Jnbustrie. Alle Erwägungen sprechen dringend sür die Verwirklichung dieses lange ge hegten Planes. Manäernäe Hiere. — Naturwissenschaftliche Plauderei. — In verschiedenen Gegenden Deutschlands, so u. a. in Köln, Düsseldorf und Beilin, sind in den letzten Tagen Riesenschwärme von Libellen beobachtet worden, die unabhängig eines Transportmittels bedient. Dieser Fisch, der eine besondere auf dem Kopf sitzende Vorrichtung — nach neuesten Forschungen seine saugsckeibenartig umgewandelte Rücken flosse — besitzt, saugt sich an größere schnell schwimmende Fische, bisweilen auch an Schiffs rümpfe an und kann so mit der Geschwindig keit eines mittleren Güterzuges seine Fahrten ausführen. Passive Reisende sind dann auch alle Parasiten und Halbparasiten, die von ihren Opfern ost meilenweitmitfortgetragenwerden: so legen die Neunaugen, an Maistsche und Lachse angesaugt, ihre Wanderungen äußerst bequem zurück. Im allgemeinen gibt es unter den Tieren Gelegenheitsreisende, die nur unter dem Zwange besonderer Um- und Notstände ihre Heimat verlassen, und echte Zweckreisende, Tu äen Vorgängen in Albanien. Baron Gumppberg (X) instruiert die Vorposten an der drei Kilometer von Durazzo entfernten einzigen Brücke auf dem Wege nach Tirana. Wie es den Anschein hat, sind die Truppen der albanischen Regierung mit wechselndem Glück bemüht, den Angriffen der Aufständischen Schach zu bieten. Jedenfalls stellen ihre Offiziere ihr Selbst ganz in den Dienst der Sache. Das trifft auch von dem albanischen Rittmeister Baron Gumppenberg zu, dessen Batterie auf den Höhen des Rasbul tapfer in die (schließlich verlorenen! Gefechte eingriff, und welcher, wie unser Bild zeigt, zu Pferde die an der einzigen drei Kilo meter von Durazzo entfernten Brücke auf dem Wege nach Tirana stehenden Vorposten instruierte und von ihnen Auskunst über die Stellung der Aufständischen in der Umgebung einholte. von der Windrichtung von Osten nach Westen zogen. In Berlin wurde ein Schwarm beob achtet, der weit über eine Million Tiere um faßte und mehrere Kilometer lang war. Solche großen Jnsektenzüge sind gerade bei Libellen eine große Seltenheit. Weit häufiger haben Naturfreunde schon Schmetterlings schwärme beobachtet, darunter ost solche von Kohlweißlingen. Der dänische Naturforscher Oersted berichtet bereits im Jahre 1847 von einem großen Libellenzuge. Auls neue wird durch die setzt beobachteten Libellenzüge die Aufmerksamkeit auf den Wandertrieb gewisser Tierarten ge richtet. Es darf wohl als festgestellt gelten, daß die Wanderungen der Tiere zum größten Teile Notreifen find, die im Kampf ums Da sein angetreten werden. Es scheint andererseits fast, daß manche Tiere ein gewisses Wohlgefallen an dem Wechsel ihrer Umwelt haben. Endlich ver ändern manche Tiere ihren Aufenthaltsort aus einem gewissen Bewegungsvedürfnis und Energieüberschutz heraus: manche Raubvögel unternehmen oft meilenlange Schau- und Balzflüge. Indische Wölfe und andere Hunderaubtiere vollziehen „Brunstrennen" usw. Fast alle Reisen der Tiere jedoch stellen sich als durch äußere Bedingungen erzwungene Maßnahmen hin, und hier entfaltet sich ein Bild unerschöpflicher Mannigfaltigkeit, sowohl was die Methode als die Zeit der Reise an langt, ob sie einzeln oder in Gemeinschaft an getreten wird. Anderer Fortbewegungsmittel als der natürlichen bedienen sich nur wenige Tiere. Doch reist der Schiffshalterstsch ähn lich wie der Mensch „passiv", indem er sich die aus besonderen klimatischen Gründen oder der Fortpflanzung wegen ihre Züge regel mäßig antreten müssen. Gelegenheitsreisende, die wegen Übervölkerung auswandern, find die bekanntesten Reisenden aus dem Reich der wirbellosen Tiere, die schon in der Bibel er wähnten Wanderheuschrecken, deren Auftreten einer gewissen unaufgeklärten Periodizität unterliegt. Ähnlich steht es mit den be rühmten Lemmingzügen, der Auswanderung der nordischen Wühlmäuse, die millionenweise die Heimat verlassen und dabei zu grunde gehen. Mehr allmählich voll ziehen sich die Reisen anderer Nage tiere, der Hamster, Wurzelmäuse und vor allem der Wanderratten, die erst zu Anfang des 18. Jahrhunderts ihren leider nur zu erfolgreichen Siegeszug über Europa ange treten haben. Typische Zweckreisen find die der Fische, die aus den Erfordernissen des Fortpflanzungsgeschästes heraus erstaunlich lange Liebesrehen zurücklegen; so der Hering, der Lachs, der bis 1000 Meter hoch in die Quellgebiete der Flüsse hinaufsteigt und die selbe Reise bisweilen mehrfach unternimmt, während der Aal nur einmal vom Süßwasser ins Meer wandert. Auch die Vögel sind Zweckreisende, doch streitet man sich über diesen Zweck, der sich in der neuesten Lite ratur zu der Frage: Sommerfrischler oder Winterflüchter? zugespitzt hat. Man steht der bloßen „Winterflucht als Reisegrund" heute mehr zweifelnd gegenüber, und die meisten Forscher halten unsere Zugvögel sür ursprüng lich südliche Arten, die der Mangel an Brut plätzen allmählich nach Norden drängte und zu ihren erstaunlich weiten mit bewun dernder Schnelligkeit ausgeführten sommerlichen Liebesreisen -wang. Vereine und Versammlungen. Die 27. Wanderausstellung der Deutschen Landwirtschaftsgescllschaft wurde in Hannover auf der großen Bult in Gegenwart der Spitzen der Staats- und kommunalen Behörden durch den Prä deuten der D. L. G- Fürsten Adolf zu Schaumburg-Lippe feierlich eröffnet. Der Fürst wies in seinen Begrüßungsworten auf das hohe -fiel der Ausstellung hin, die den Zweck habe, dem deutschen Volke zu zeigen, daß die deutsche Landwirtschaft ihre Aufgabe, unser Vaterland mit dem wichtigsten Nahrungsmittel zu versorgen, zu erfüllen bestrebt ist. Sein Hoch galt dem Kaiser als dem Schirmherrn der deutschen Landwirtschaft und dem ersten aller deutschen Landwirte. Land- wirtschastsminister Frhr. v. Schortemer begrüßte die D. L. G. aus Anlaß der Ausstellung im Namen des Reichskanzlers und der preußischen Staatsregierung. Die Anwesenheit des Kaisers gab dem »weiten Tage der Ausstellung eik beson deres Gepräge. l-uMckMakrt. — In Breslau hat der Ostmarkenflug 4 he- formen. Die NennungsUste weist die stattliche stahl oon 36 Teilnehmern auf (8 Offizierflieqer und 8 Unleroffizierflieger auf Flugzeugen der Heeresverwaltung und 20 Zioilflieger auf Flug zeugen im Prioatbesitzf. Mit diesem Nennungs ergebnis können die Veranstalter außerordentlich zufrieden sein, zumal die Teilnehmer zum größten Teil bewährte Flugzeugführer sind. — Der russische Flieger Sikorski hat mit zehn "assanieren in einer Stunde 26 Minuten und 11 Sekunden eine Höhe von 2000 Metern erreicht und mit dieser Leistung einen Weltrekord aus gestellt. Er bewegte sich fast die ganze Zeit in gleicher Höhe. Jurist un<L (LlMenlcbM. Das Frredmannsche Tuberkulosehetlmtttel. Die lebhaften Erörterungen in den medizinischen Fachblättern und in der Tagespresse über bas Friedmannsche Tuberkuloseheumittel Haven, nach einer amtlichen Meldung der ,Nordd. Allg. Zlg.', die Medizinaloerwaliung schon seit längerer Zeit beschäftigt und ihr Anlatz gegeben, die fabrik mäßige Herstellung des Mittels zu prüfen und Äußerungen hervorragender Ärzte aus den ver- ichiedenen Teilen des Staates über ihre Er fahrung mit seiner Anwendung einzuholen. Über das Ergebnis dieser Ermittlungen hat neuer dings eine Beprechung im Ministerium des Innern unter Zuziehung vieler Sachoer ändiger siattgefunden. Hierbei ergab sich Überein stimmung der Meinungen dahin, daß von einer ausgesprochenen Heilwirkung des Mittels sowohl in Fällen von Lungen- wie oon sonstiger Tuber kulose nicht gesprochen werden könne. Anderseits sind sogar direkte Schädigungen nach der An wendung des Mittels festgestellt worden. Diese Erfahrungen haben eine Reihe angesehener Klinner veranlaßt, von der Verwendung des Friedmannschen Mittels überhaupt abzusehen. Von einem Verbot der Anwendung des Mittels muß Abstand genommen werden, weil dem deutschen Rechte eine Beschränkung des Arztes in der Wahl seiner Behandlungsverfahren fremd ist. Gericbtskalle. Berlin. Vor dem Gewerbegericht klagte der Arbeiter P. wegen acht Mark Lohn gegen den Pianosorte-Fabrikanten R., weil er nicht einver standen damit war, daß am dritten Ostertag nicht gearbeitet worden war. Da dem Beklagten die Beisitzer bestätigten, daß in keiner Berliner Tisch lerei am dritten Feiertag gearbeitet würde und dies auch dem Kläger übrigens vom Chef mil geteilt worden wär, so mußte Abweisung der Klage erfolgen. duftige Ecke. Selbstbewußt. „Herr Leutnant, wird sich Ihr Herr Bruder ebenfalls dem Milstärstande widmen?" — „Nein, meine Gnädigste! Wär' gegen den Zivilstand sonst von uns zu rückstchts- ios verfahren!" Licbeökorresvondenz. „Soeben erhielt ich deinen teuren Brief, er kostete 20 Pfennig Stras- Gedanke, Frieda vielleicht zu verlieren, genügte, ihn ganz klein zu machen. Deshalb sah er sie jetzt unschlüssig von der Seite an. Sollte er zu Kreuze kriechen? Ja. Aber nicht zu plötz lich. Ein wenig den Schein wahren. „So?" fragte , er also etwas spöttisch, aber schon in ganz ruhigem Tone. „Und wie wollen Sie das denn anstellen, gnädigstes Fräulein? Wenn man fragen darf?" „So!" Eine Sekunde stand Anton völlig verblüfft da, ohne recht begreifen zu können, was ge schehen sei. Frieda war von seiner Seite ver schwunden. Blitzschnell hatte stä sich unter die Vorübergehenden gemischt. Anton eilte zum Fahrdamm, ein paar Leute derb anrempelnd, und kam gerade noch zurecht, seine Braut im Innern eines Wagens verschwinden zu sehen, Das war nicht sonderbar. Droschken rollten in ununterbrochener Reihe die Straßen ent lang. Anton versuchte, an Friedas Wagen heranzukommen, wäre von einem daher sausenden Automobil fast überfahren worden und mußte sich schnell auf den Bürgersteig zurückretten. Indessen hatte der Kutscher seinen Gaul wieder in Bewegung gesetzt. Fast gleichzeitig kam langsam eine leere Droschke herangerollt, dicht an Anton vorbei. Er sprang hinein. „Kutscher: sehen Sie den gelben Gummi radler da vorne?" „Jawohl. Ein Taxameter." „Fünf Mark Trinkgeld, wenn Sie ihn im Auge behalten!" Der Kutscher knallte mit der Peitsche. „Schwer, Herr, am Silvesterabend bei diesem Gedränge. Aber ich will's versuchen." Frieda ihrerseits hatte einen schnellen Blick zurückgeworfen, — ohne Anton entdeckt zu haben, und sich dann zum Kutscher vornüber gebeugt. „Fahren Sie nur immer geradeaus. Ich gebe Ihnen die Adresse unterwegs." Und während der Kutscher des Mannes versuchte, Friedas Droschke im Auge zu be halten, ballte sich Antons Faust vor Ungeduld und sein Gesicht überzog wieder jene Röte, wie jedesmal vor einem Zornesausbruch. Aber diesmal versuchte er, seiner Herr zu bleiben. „Sie hat den Streit vom Zaune gebrochen, um allein fortzukommen," murmeiten seine Lippen. „Ist es ein abgekartetes Spiel mit George? Ist es Verrat?" Und mit von Eifersucht verzerrtem Gesicht beugte er sich nach vorn. „Kutscher, dal- Sie mir den Wagen nicht aus dem Auge verlieren!" 2. Die ganze Szene hatte sich schneller abge spielt, als sie sich erzählen läßt. Von dem Augenblick, wo die drei Freunde das Cast verlassen hatten, bis Frieda in die Droschke sprang, waren kaum fünf Minuten vergangen. Georges verfolgte indessen bedächtigen Schrittes seinen Weg. Wie träumend wandte er sich durch die Menge, die von Minute zu Minute dichter wurde, manchen schmerzhaften Rippenstoß entgegennehmend, ohne es auch nur zu bemerken. Er wohnte in einer der vielen Seitenstratzen in der Nähe des Stände hauses und hätte, wollte er wirklich nach Hause, vorerst einmal immer geradeaus gehen müssen. Dagegen wandte er sich an der nächsten Ecke plötzlich nach links, ging diese Straße entlang, bis er an die Ecke der Stieler Straße kam und bog dort ein. Vor einem Cast machte George halt, griff noch ordnend nach seiner Krawatte und trat ein. Die Bewegung eines Mannes, der ordnend nach seiner Krawatte greift, ehe er in ein Zimmer oder Lokal tritt, ist typisch nicht nur in Europa, sondern in der ganzen Welt. Es ist das sichere Zeichen, daß er dort drinnen jemand anzutreffen hofft, auf dessen Urteil, soweit dies seine Person angeht, er das größte Gewicht legt. Und so war es auch mit George der Fall. Er hoffte bestimmt, jemand in diesem Cast anzutreffen. Und traf ihn auch an. Der „Jemand" war eine reizende, kleine Blondine, die sich schon bei seinem Ei-itritt halb in ihrem Sessel erhob und ihm, sichtbar erstellt, ihre Hand entgegenstreck! e. George eilte auf das Mädchen zu, ergriff die dar gebotene Rechte und drückte sie lang und innig an seine Lippen. Dann, die Hand noch immer nicht steigeoend, nahm er neben dem Mädchen Platz. Meta Frobius — so hieß die Kleine — war zierlich wie ein Püppchen. Klein, sehr schlank, mit welligem, goldig schimmerndem Haar, einem ovalen Gesichtchen, das in ein allerliebstes rundes, mit einem Grübchen ver ziertes Kinn auslief, mit großen, blauen, schalkhaft blitzenden Augen und einem Munde, der nur zum Lachen geschaffen schien und dabet zwei Reihen allerliebster, kleiner Perien- zähne aufwies, - wobei sich dann gleichzeitig zwei tiefe Grübchen in den Wangen zeigten. mit einem Teint, der an viel frische Milch und ein wenig Blut erinnerte, war Meta Frobius ein Mädchen, das in jeder Gesellschaft dle Aufmerksamkeit aller auf sich gelenkt hätte. Ihr Vater hatte ihre Mutter aus Liebe ge heiratet, die ihrem Berufe als l-utzmacherln weiter nachgegangen war. Und bald, nachdem Meta geboren, war ihr Vater gestorben. Die Mutter, obwohl noch jung, hatte sich nicht wieder verheiratet, sondern ganz ihrem Kinde gelebt. Und als Meta erwachsen war, nahm die Mutter sie eines Tages mit sich in das Geschäft, wo sie schon so viele Jahre tätig war. Und dort fing dann auch Meta an, ihr täglich Brot selbst zu verdienen. Es war eines der ersten Putzgelchäste am Karlsplay. Metas Mutter war jetzt dort Direkttice und Meta selbst eine der geschätztesten Hilfs kräfte. George hatte sie auf der Theresienwiese kennengelernt. Ganz poesielos, er hatte sich an einem schönen Sonntag nachmittag neben ihr auf die Bank gesetzt, gegenüber einem Kasperle, dessen Ulk das Mädchen lachend ge lauscht, und sie angesprochen. Irgend ein harmloses Wort über das Wetter. Meta war, ganz gegen ihre Gewohnheit, auf das Ge spräch eingegangen. Sie war so guter Laune. Und dann war die Mutter, die sich nur aus einige Minuten entfernt hatte, wieder zurück- gekommen, und jetzt hatte sich George oorge- stellt. Dann war man ein wenig spazieren ge fahren, — und von damals datierte die Freundschaft. So r (Fortsetzung folgL)