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Ottendorfer Zeitung : 10.05.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-05-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191405106
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19140510
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19140510
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-05
- Tag 1914-05-10
-
Monat
1914-05
-
Jahr
1914
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 10.05.1914
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Eröffnung äer „8ugra". Die Leipziger Internationale Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik, nach der mo dernen Abkürzungsmethode „Bugra" genannt, ist am Mittwoch vormittag in Gegenwart des Königs von Sachsen und aller sächsischen Staatsminister, sowie der Staatssekretäre Dr. Delbrück und Dr. Solf als Vertreter der Reichsregierung feierlich eröffnet worden. König Friedrich August von Sachsen traf in Begleitung des Prinzen Johann Georg und der Prinzessin Mathilde in Leipzig um 11 Uhr ein und fuhr zum Ausstellungsplatz, wo er vom Präsidenten der Ausstellung, Dr. Ludwig Volkmann, und den Vertretern der Reichs- und sächsischen Staatsbehörden emp fangen wurde. Im Festsaal des Mittelbaues der Ausstellungshalle hielt Dr. Volkmann eine Begrüßungsrede, in der er heroorhob, daß das hier Geleistete dem graphischen Gewerbe zu dauerndem Ruhm gereichen werde. Er gedachte des ersten, im Jahre 1882 gescheiterten Planes, eine Leipziger graphische Weltausstellung ins Leben zu mfen, und der 1884 vollzogenen Gründung des „Zentralvereins für das gesamte Buchgewerbe", der nun unter seinem jetzigen Namen „Deutscher Buchgewerbeverein" das Ideal von damals verwirklicht habe. Der äußere Anlaß zv dieser großen Heerschau des Buchgewerbes sei das 150jährige Jubiläum der Königlichen Akademie für graphische Künste und Buchge werbe, die sich zur ersten und einzigen buch gewerblichen Hochschule Deutschlands entwickelt habe. Ein Dokumeut der geistigen Kultur aller Völker und Zeiten sei in der Buchge werbeausstellung geschaffen, ein Friedenswerk im besten Sinne des Wortes, international auf kraftvoller nationaler Basis. Nachdem der Staatskommissar Kreishaupt mann v. Burgsdorsf im Namen des Königs die Ausstellmrg eröffnet hatte, folgte ein Rund gang durch das Gelände. Die Ausstellung teilt natürlich das Los aller Ausstellungen, daß sie am Eröffnungstage noch lange nicht desichtigungsreif ist. Aus dem Vorhandenen aber kann man auf die Schönheit des Werden den und des Vollendeten schließen. Die Nach richt von der Eröffnung wurde durch 1200 Brieftauben in die Welt getragen. Ein buntes akademisches Treiben entwickelte sich in dem dem Heidelberger Schlosse nach gebildeten Gebäude der Studentenausstellung, wo die Leipziger Studentenschaft den König mit einem donnernden Salamander begrüßte. Ein Frühstück im Weinrestaurant der „Äugra" schloß den Rundgang, Prinzessin Mathilde wohnte nachmittags der Eröffnung des „Hauses der Frau" bei. In der Sonderausstellung „Schule und Buchgewerbe" fand ebenfalls eine Feier statt, die mit Gesang von Leipziger Schulkindern schloß. Von 4 Uhr nachmittags an wurde die Ausstellung für das Publikum geöffnet. Um V-5 Uhr begab sich der König mit seinem Ge folge nach dem Königlichen Palais, wo ein Festmahl stattfand. Abends um 8 Uhr 40 Minuten erfolgte die Rückreise nach Dresden. Im Hauptrestaurant gab es um 8 Uhr abends eine Begrüßungsfeierlichkeit für die zahlreichen fremden Gäste. Dr. Volkmann hielt eine Rede, die in deutscher, französischer, englischer und italienischer Sprache an die Vertreter der Ausstellungsgebäude verteilt wurde. Den Schluß des festlichen Tages bildete die feenhafte Beleuchtung des „Heidel- berger Schlosses" im akademischen Viertel. f)eer unä flone. — Auf einer sechsstündigen Fahrt erreichten der kleine Kreuzer „Rostock" 27,4 und der kleine Kreuzer „Karlsruhe" 27,6 Seemeilen Durch schnittsgeschwindigkeit. „Rostock" erzielte bekannt lich bei den ersten Probefahrten eine Höchst geschwindigkeit von 29,21 Seemeilen im Mittel. — Die Abreise der deutschen Division von Bahia Blanca nach Santos gestaltete sich zu einer herzlichen Sympathiekundgebung. Die Offiziere und Mannschaften waren während ihres Ver weilens im Kriegshafen Gegenstand größter Auf merksamkeit seitens der Vertreter der Regierung, der Provinzialregierung sowie der Kreise der Ge sellschaft. Marineminister Saenz Valiente hatte Gestern noch auf stolzen Rosten. 16s Roman von Hör st Vodemer. sForNehni,,.' Wrütten stand, den Säbel am Griff ge faßt, wie eine Bildsäule da und sagte kein Wort. „Wenn ich an Ihren Herrn Baier schreiben würde, er möchte wenigstens schnell ihre Schuld tilgen, — was meinen Sie?" „Herr Oberst, fast kann ich es selbst, es bandelt sich höchstens um fünfhundert Mark. . ." „Na, desto besser, haben Sie das Geld bei sich?" „Zu Befehl, Herr Oberst!" „Geben Sie es mir, ich werde mich sofort mit Ihrem Herrn Vater in Verbindung setzen, es wird wohl das Beste sein, nicht wahr?" „Gehorsamsten Dank, Herr Oberst, ich glaube es auch!" „Und in den nächsten Tagen, vielleicht morgen schon, bin ich in Berlin und werde den Herrn Polizeipräsidenten bitten, mich zu empfangen!" Wrütten legte dreitausendfünfhundert Mark auf den Tisch, der Oberst quittierte den Empfang. „Und halten Sie sich immer in Ihrer Wohnung auf, wenn Sie keinen Dienst haben, ich werde Ihnen telegraphieren, sobald ich nach Berlin komme!" „Herr Oberst wollen mir gestatten . . ." „Ach was. Dank! Aber rechtschaffen wütend bin ich auf Sie, das können Sie mir getrost glauben! Vor einem halben Jahr ist der Klossow um die Ecke gegangen, und wenn sich persönlich zur Verabschiedung des Geschwaders nach Bahia Blanca begeben. politische l<unclsehau Deutschland. "Kaiser Wilhelm trifft nach Beendi gung der Braunschweiger Tauffeierlichkeiten am 11. d. Mts. in Metz ein, wo Besichti gungen der Befestigungen westlich und nord westlich Metz' stattfinden. Am 12. Mai wohnt der Kaiser einer größeren Truppenübung in der Gegend von Ars-Laquenexy bei. Sodann kehrt der Monarch im Automobil nach Metz zurück, von wo er sich mittels Sonderzuges nach Wiesbaden begibt, um den Maifestspielen beizuwohnen. * Das bayrische Königspaar ist über Wien nach Eiwanowiz (Mähren) zum Besuch des Erzherzogs Eugen von Österreich gereist. Von dort hat es sich nach Sarvar in Ungarn zu längerem Aufenthalt begeben. * An den zuständigen Dienststellen finden zurzeit Beratungen über einen Gesetzentwurf zur Bekämpfung der Btenenkrank- heiten statt. Die ursprünglich geplanten gesetzlichen Maßnahmen sollten sich auf die Bekämpfung der Faulbrut der Bienen be schränken. Diese Art der Bekämpfung der Bienenkrankheiten hat sich jedoch als nicht ausreichend erwiesen, so daß man sich genötigt sah, an erhebliche Erweiterungen der Be kämpfungsmaßnahmen zu denken. Der neue Gesetzentwurf ist also eine Ergänzung oder Erweiterung des ursprünglich geplanten Ge setzentwurfs gegen die Faulbrut der Bienen. Zwar schreiten die Beratungen über diesen für die heimische Bienenzucht sehr wichtigen Gegenstand rüstig fort, doch steht noch dahin, wann dem Reichstag der Entwurf vorgelegt werden wird. Italien. * In Rom ist der Titularbischof von Corinth, Sabadel, im Alter von 64 Jahren gestorben. Der Papst hat den Ver storbenen, der aus Frankreich stammte, sehr hoch geschätzt. Russland. "In der Duma kam es bei Beginn der Debatten über das Reichsbudget, das bekanntlich ungeheuere Rüstungsforde rungen enthält, zu stürmischen Auftritten, weil die Linke den Kinanzminister am Reden verhindern wollte. Erst als auf Antrag des Präsidenten das Haus beschlossen hatte, die Schreier für 15 Sitzungen aus-uschließen und demgemäß die Gruppen der Linken den Saal verlassen hatten, konnte die Sitzung weiter- geführt werden. — Der Finanzminister wies in seiner Rede zum Budget darauf hin, daß neben einer grundlegenden Reform der Petersburger Börse vor allen die Er schließung der unerschöpflichen natürlichen Hilfsquellen des Landes in Angriff genommen werden müsse. Das Land bedürfe Geld, um das Eisenbahnnetz auszubauen und Land straßen sowie Kanäle anzulegen. Die Rüstungen seien geboten, weil auch die Nach barn unaufhörlich rüsten. V altanstaate ». "Der Streit um die Orientbahn en wird immer ernster. Der serbische Minister präsident P as ch its ch ist mit dem Ackerbau minister Jovanowitsch von der Bereisung der neuen Gebiete zurückgekehrt. Wie verlautet, verlangt die Orientbahngesellschaft für die Ablösung der Bahnen in jenen Gebieten sechszig Millionen Frank, während Serbien nur sechsunddreißig bietet, da sowohl der Bahnkörper als auch die Betriebsmittel in sehr fragwürdigem Zustand bei der Übernahme in die serbische Regie waren und die Gesell schaft beim Ausbruch des Krieges am Ende ihrer Konzession gewesen sei. Unter Mithilfe fremder Diplomaten hofft man jedoch, zu einem günstigen Abschluß zu kommen. 'Amerika. * Der amerikanische Staatssekretär Bryan gab bekannt, daß die Unterhändler der Ver. Staaten und Mexikos sowie die Vermittler der südamerikanischenABC-Staaten am 18. Mai in dem kanadischen Städtchen Niagara Falls zu einer mexikanischen Friedens konferenz zusammentreten würden. Da Carranza nicht mittun will, handelt es sich vor« läufig nur um den Ausgleich zwischen der Union und Huerta. Japan. "Die Regierung von Japan hat be schlossen, zwei Kriegsschiffe zur Teil nahme an derEröffnung des Panama kanals zu entsenden. — Unzweifelhaft hat sich in der japanischen Politik gegen Amerika ein Wandel vollzogen. Er hat seine Ursache aber nicht etwa darin, daß der gelbe Mann auf seine Absichten im Stillen Ozean Verzicht geleistet hm, er sieht nur die größere Gefahr in — Rußland, dessen Vordringen in Ostasien und besonders in der Mandschurei die japa nischen Diplomaten mit großer Sorge erfüllt. Veullcker Aeickstag. (Original-Bericht.! Beriin. 7. Mai. Am Dienstag erledigte das Haus die namentliche Abstimmung über einen sozial demokratischen Antrag zur Konkurrenzklausel vorlage, nach dem bei der Erfüllungsklage Freiheitsstrafen unzulässig sein sollen. Er wurde mit 215 gegen 99 Stimmen der Sozial demokraten abgelehnt. — Nunmehr begann die allgemeine Aussprache zum Militär etat. Kriegsminister v. Falkenhayn führte aus, daß der Mannschaftsersatz ohne Schwierigkeit gelungen sei. 38 000 Mann seien sogar übrigbehalten worden. Abg. Schulz- Erfurt (soz.) hob hervor, daß seine Partei das stehende Heer als Instrument der Klassenherr schaft solange bekämpfen werde, als es bestehe. Abg. Erzberger (Zentr.) betonte, daß das Heer nicht eine Organisation gegen, sondern für das Volk sei. Auf die Durchführung der Vorlage könne das deutsche Volk nur stolz sein. Seine Freunde verlangen vor allem eine Beseitigung des Duellzwanges. Auch Abg. Bassermann (nat.-lib.) sah in der Wehr vorlage eine Notwendigkeit für die Erhaltung des Weltfriedens. Der Reichstag setzte am Mittwoch bei starkem Besuche die Beratung des Militär etats fort. Abg. Rogalla v. Bieber st ein (kons.) sprach ganz im Sinne der früheren bürger lichen Redner über die Durchführung -er Wehrvorlage. Er nahm sich dann der Generale a. D. an, denen „Politisieren" zum Vorwurf gemacht worden war. Sie hätten nur das getan, was jeder monarchisch fühlende Mensch denke. Redner streifte kurz die Besoldungsnovelle. Die Konservativen bedauerten ebenso wie der ganze übrige Reichstag die ablehnende Haltung der Regie rungen gegenüber den einmütigen Beschlüssen der Kommission, seien aber nicht durchweg damit einverstanden, daß die Kommission die Folgerung zog, nun auch den Offizieren die er höhten Stallservicezulagen zu streichen. Abg. Dr. Müller-Meiningen (fortschr. Vp.) nannte die pensionierten Generale und die Rüstungsindustriellen die grössten Feinde des Weltfriedens. Dank gebühre dem deutschen Volke für die Durchdringung der Wehrvorlage. Dann ver langt der Redner, daß mit dem Grundsatz der Zurücksetzung der Bürgerlichen im Ojsizierkorps gebrochen wird und fragt unter dem Kopf schütteln des Kriegsministers, ob ein Geheim- Erlaß bestehe zur Unterdrückung innerer Un ruhen. Auch eine Kluft will der Abgeordnete bemerkt haben zwischen Volk und Armee. Dank und Anerkennung spricht Abg. Hegenscheidt (Reichsp.) dem Krtegs- minister aus. Er nimmt die politisierenden Generale, die aus lauterer Absicht handeln, in Schutz, stellt fest, daß die Wehrvorlage die Volkskraft nicht erschöpft hat und betont: Unbedingtes Festhalten an der kaiserlichen Kommandogewalt und weder Politisierung noch Demokratisierung des Heeres! Abg. Wern er-Hers seid (wirtsch. Vgg.) nimmt sich der Zahlmeister und Jntendantur- beamten an und bittet um Maßnahmen gegen die Werber der Fremdenlegion. Kriegsminister v. Falkenhayn erklärt, er könnte die sozialdemokratische Frage, wie er zu Soldatenmißhandlungen stände, als Be ¬ leidigung betrachten, er unterstreiche die ver abscheuenden Worte des früheren Kriegs ministers v. Einem vollkommen. Jeder, vom Höchsten bis zum Niedrigsten, sei bemüht, diese Vergehen einzudämmen. Der Kaiser Halle den kommandierenden Generalen zur Pflicht gemacht, in dieser Aufgabe nicht inne zuhalten. Von einem Geheimerlaß zur Unterdrückung innerer Unruhen sei ihm nichts bekannt, auch eine Musterung nach Konfessionen finde nicht statt. Als der Kriegsminister auf die Zurückweisung von Einjährigen zu sprechen kam, die sozialdemo kratische Werbearbeit treiben, machte sich unter den Sozialdemokraten lebhafte Unruhe geltend. Mehrfach mußte Vizepräsident Dove die sozialdemokratischen Zwischenrufer um Ruhe bitten. Trotzdem ertönten wieder heftige Oho- Rufe und Widerspruch, als der Minister betonte, daß sich das deutsche Volksheer auf der Monarchie aufbaue. Gegen jede Hetze müsse er dies Heer in Schutz nehmen. Wenn es wahr wäre, daß wir uns nicht mehr auf unser Heer verlassen können wie 1870, dann kann mir die ganze Kultur gestohlen bleiben. Gleichviel, woher die jungen Leute kämen, sie werden, so hoffe er, im gegebenen Moment als deutsche Männer fühlen. Dann nahm er die Rechte der kaiserlichen Kommandogewalt in Schuh, auf die der Reichstag keinen Einfluß habe. Das deutsche Heer sei nur das ge worden, was es ist, weil es dem Einfluß ehr geiziger Parteiführer entrückt sei. In der der Rede des Kriegsministers folgenden Unruhe auf allen Seiten des Hauses ging die Rede des Elsässers, Abg. Haegy, fast verloren. Er besprach noch einmal die Vorgänge in Zabern und nahm die elsaß- lothringische Bevölkerung gegen den Vorwurf in Schutz, daß sie militärfeindlich sei. Ein Generalmajor antwortete schließlich noch auf die polnischen Klagen, daß es pol nischen Soldaten überlassen llleibe, in welcher Sprache sie deichten. Weiter erklärte er, daß die Zivilversorgung der Militäranwärter eine stetige Sorge der Heeresverwaltung sei. Darauf vertagte sich das Haus. Maffenkreuzigung in Albanien. Täglich kommen neue Nachrichten über Zu sammenstöße zwischen Albaniern und Epiroten, die auf beiden Seiten viel Blutvergießen forderten. Bei diesem Nationalitätenkampf soll von den aufständischen Griechen in Epirus eine kaum glaubliche Freveltat begangen worden sein. Das amtliche Wiener Tele graphenbureau meldet: Der albanischen Regierung sind Draht meldungen zugegangen, wonach in Har- mova, südöstlich von Tepeleni, 80O mohammedanische Albanier, die vor den Epiroten nicht geflüchtet waren, gefangen genommen und in das benachllarte Dorf Skodra geschleppt worden sind. Dort seien sie in die orthodoxe Kirche gebracht und sämtlich gekreuzigt worden. Die Kirche sei dann in Brand gesteckt worden, und albanische Gendarmen, die zwei Tage später Skodra besetzten, hätten ihre verkohlten Leichname vorgefunden. Der Ort Harmova liegt im Gebiete von Argyrocastro, wo es in diesen Tagen auch nach Meldung von anderer Seite sehr schwere Kämpfe gegeben hat. Bei dem grimmigen Haß -wischen Epiroten und mohammedani schen Albaniern ist die entsetzliche Bluttat von Harmova immerhin möglich. Im Interesse der Menschlichkeit hoffen wir, daß das Gerücht, wie ja häufig, auch diesmal maßlos übertrieben hat. Die Kämpfe in Argyrocastro werden in einem römischen Telegramm ge nauer beschrieben. Angeblich liegen die Al banier augenblicklich vor der Stadt, die von einer starken epirotischen Garnison mit zahlreichen Kanonen und Maschinengewehren verteidigt wird. Die Epiroten wurden aufge fordert, sich zu ergeben, erklärten jedoch, daß sie lieber sich selbst und die ganze Stadt in die Luft sprengen würden. Man erwartet den Sturm der Albanier auf Argyrocastro. nun wieder eine solche Sache in meinem Offizierskorps passiert, dann heißt's gleich, man habe keinen guten Einfluß auf die Herren und eines schönen Tages hat man den Abschied in der Tasche! — Und nun tun Sie gar nichts, Sie hallen sich mir, wie sich das in solcher Lage auch gehört, anvertraut und ich werde den Dingen mit aller Energie auf den Grund zu gehen versuchen!" Wrütten war froh, wie er wieder auf der Straße stand. Er ging noch einmal zu Bleitersftedt und fuhr mit dem nächsten Zuge nach Berlin zurück. * * 1- Paunitz brannte der Boden unter den Füßen. Alle Viertelstunden erkundigte er sich, ob man ihn noch nicht ans Telephon verlangt habe. Schließlich musterte der Kellner den Gast mißtrauisch. Der sah aber auch zu un heimlich aus. Über das gelbe Gesicht ging alle Augenblicke ein Zucken, die dunklen Augen irrten - m einem Gaste zum anderen, immer mehr sank die kleine Gestalt in sich zusammen, und wenn er nach dem Weinglase griff, zitterte die Hand. Stunde auf Siunde verging, da legte wie der einmal ein Dampfer an. Jeden, der aus stieg, musterte er, die Kriminalpolizei schickte ja ihre Leute überall hin, und daß sein „Signalement" schon bekannt gegeben war, konnte leicht möglich sein, — wenn der Hoff mann sich kein Blatt vor den Mund genommen hatte. Da sprang er auf, rieb sich die Augen, wahrhaftig, dort vom Dammer kam Mister Root. Er stürzte ihm entgegen. „Sie — Sie, — gleich muß ich Sie sprechen!" Einen Augenblick war Root zu Tode er schrocken, aber schnell hatte er seine Kaltblütig keit wieder. Der Mann da, der zitternd vor ihm stand, war ihm nicht gefährlich. Im Gegen teil, er hatte ihn in der Hand. „Herr Paunitz, was wünschen Sie?" Der zerrte ihn am Ärmel. „Kommen Sie — kommen Sie, da an meinen Tisch!" „So nobel? Wein! — Sie wollen mich wohl einladen, Herr Paunitz?" „Natürlich trinken Sie mit — natürlich I" „Aber ich Halle Durst auf Sekt!" „Meinethalben!" „Und Hunger hab' ich auch!" „Kann ich mir denken! — Kellner!" Sehr sorgsam suchte Mister Root aus. „Nu sagen Sie mir bloß . . ." „Alles, was Sie wünschen, aber erst auf dem Heimwege!" Mister Root ließ es sich gut schmecken und Paunitz hatte eine bedeutende Rechnung zu llegleichen. „Aber nun kommen Sie! Wir bummeln ein bißchen die Potsdamer Chaussee entlang, da stört uns kein Mensch!" Root überlegte, ob er sich nicht lieber mit kühlem Danke verabschieden sollte, aber schließlich sagte er sich: Der Halsabschneider wird eine Menge von mir wissen wollen, da läßt sich sicher noch ein „Geschäftchen" machen. „Wie konnten Sie nur dem Hoffmann alles sagen," schrie ihn Paunitz, als sie die letzten Häuter im Rücken hatten, aufgeregt an. „Herr Paunitz, er bezahlt besser wie Sie!' „Aber das ist doch eine Gemeinheit!" „Daß er llefssr bezahlt?" „Machen Sie doch keine schlechten Witze!" „Also, da wollen wir von „Gemeinheit" lieber nicht sprechen, Herr Paunitz, es Hat gar keinen Sinn, schlagen Sie sich an die eigene Brust! Ich bin ein armer Krüppel..." „Ja, ja, ja! — Was haben Sie Hoffmann eigentlich gesagt?" „Er hat mich anständig bezahlt, dafür hat er seine „Auskünfte" bekommen. Sie wissen doch, ich bin nebenbei auch Detektiv, und Ge schäft ist Geschäft!" Da sah Paunitz, daß er mit dem Mann doch nichts ansangen konnte. Er gab sein sausrverdientes Geld hin und hatte keinen Nutzen davon. „Adieu, Mister Root!" „Wie?" „Adieu — leben Sie wohl!" „Denken Sie vielleicht, ich gehe mit Ihnen bei Mondschein zum Spaße spazieren?" „Ich will aber nichts mehr von Ihnen wissen — und das sage ich Ihnen, wenn Sie noch das geringste gegen mich unternehmen, zeige ich Sie wegen Erpressung an!" „So - o?" „Ja und nun Adieu — zum letzten Male!" „Sie haben gesagt „Erpressung", Herr Paunitz, ich habe mir keine zuschulden kommen lassen und werde morgen selber zur Polizei gehen und ihr sagen, was an Ihnen dran ist, sür die Beleidigung aber sollen Sie gleich die Quittung haben!" Und ehe sich's Herr Paunitz versah, batte er rechts und links ein paar tüchtige Ohrfeigen erhalten.
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