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Ottendorfer Zeitung : 31.05.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-05-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191405316
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19140531
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19140531
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-05
- Tag 1914-05-31
-
Monat
1914-05
-
Jahr
1914
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 31.05.1914
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V« awsrrMben Sauern. Aus den verworrenen und widerspruchs vollen Nachrichten, die über den Ausstand der albanischen Bauern und seine Beweggründe zu uns dringen, ist kein klares Bild zu er langen. Einen Fingerzeig bietet das aus fällige Verhalten der Aufständischen zu Essad- Pascha und seiner Familie. Während un zweifelhaft der verbannte Pascha den Keim des Aufruhrs gesät hat, zeigten sich die Bauernscharen anfangs von starker Feind seligkeit gegen ihn beseelt und einige seiner Familienangehörigen haben durch die Kugeln der Aufständischen ihren Tod gesunden. Das hat zweifellos darin seinen Grund, daß Essad sich gestellt hat, als wolle er die seit lange gehegten Wünsche der Bauernschaft erfüllen. In Wirklichkeit aber fiel ihm das gar nicht ein, denn er hätte sich dabei ins eigene Fleisch geschnitten. Als die Bauern merkten, daß Essad sie nur als Werkzeug für seine ehrgeizigen Pläne gebrauchen wollte, aber gar nicht daran dachte, ihre sozialen Forde rungen zu bewilligen, erschien er ihnen als Verräter an ihrer Sache. Die albanischen Bauern standen bisher meist in einer Art Hörigkeitsverhältnis zu den Großgrundbesitzern, besonders in Mittel albanien. In den Bergen Nordalbaniens konnte die türkische Herrschaft unter den srei- heitsdürstigen Stämmen nie so recht Fuß fassen, und auch der weiter fortgeschrittene Süden kannte seit langem schon Freibauern. Aber auf dem flachen Lande Mittelalbaniens, wo die Türken als unbeschränkte Herrscher auf treten konnten, setzten sich die Paschas und Beis allenthalben als kleine unge krönte Könige fest. Auf ihren „Schifliks", den Herrensitze«, saßen sie trotzig und gewalt tätig. Die ausgedehnten Ländereien, die ihre Familien im Laufe der Zeit in ihren Besitz brachten, ließen sie nur zum Teil bewirt schaften. Sie selbst kümmerten sich um die Kultur ihres Landes nicht, sondern überließen sie sogenannten Erbpächtern. Diese Bauern waren eigentlich Leibeigene, trotzdem sie per sönlich frei waren. Denn abhängiger als sie von ihrem Pascha konnte kein Leibeigener von seinem Herrn sein. Aus diesem Zustande unwürdiger Sklaverei streben die albanischen Bauern jetzt heraus. Auf friedlichem Wege haben bereits einzelne Bauern versucht, sich ihren Anteil an den Staatsliegenschasten zu sichern. EinMalissoren- stamm, die Clementi, hat im vergangenen Jahr die ungeklärten inneren Verhältnisse be nutzt, um ein ausgedehntes Staatsgut an der Mündung des Mati, Gursi, in Besitz zu nehmen, sich dort anzusiedeln und das Gut unter sich aufzuteilen. Niemand vermochte, sie daran zu hindern, und man hat sich endgültig mit der Tatsache abgefunden. Eine weitere Besiedlung von Staatsgütern wird folgen, denn man ist entschlossen, dis albanischen Aus landsflüchtlinge auf solchen anzusiedeln. Aber unter solchen friedlichen Verände rungen hat auch eine andere, bedroh liche Bewegung unter den albanischen Bauern stattgefunden. In Mittelalbanien ist ein geheimer Bauernbund entstanden, der ganz dem aus unseren deutschen Bauern kriegen bekannten Bundschuh ähnelt. Dieser Geheimbund, die Opanke, will die Ver besserung der sozialen Lage der Bauern, wenn es nicht anders geht, mit Waffengewalt hsrbeiführen. Diese Bewegung richtet sich natürlich in erster Linie gegen die Beis, deren Macht gebrochen werden muß, UM die Ziele der Opanke zu erreichen. Essad- Pascha hat es nun anscheinend durch Ver sprechungen, de« Bauern die ersehnte Freiheit und Besserung ihrer Lage zu verschaffen, ver standen, die Bewegung für seine gegen das neue Fürstenhaus gerichteten Pläne sich nutz bar zu machen. Als die Bauern merkten, was Essad-Pascha im Schilde führte, schalten sie ihm einen Ver räter. Sie versuchten nun von der Regierung mit Gewalt ihr vermeintliches Recht zu er zwingen. Als Essad-Pascha gefallen war, hat es der schlaue Fuchs verstanden, unter den Bauern die Meinung zu erwecken, als habe er sich doch für sie beim Fürsten eingesetzt und sei darüber mit diesem in Zwist geraten. Deshalb plötzlich der Umschwung zu seinen Gunsten bei den Aufständischen. Natürlich Gestern noch auf stolzen Rosien. Roman von Horst Dodemer. Marts,hnn>,.) »So ist es gekommen, daß Herr von Wnitten arg kompromittiert worden iä und, da er den Buchmacher nicht nennen will, das gebietet der Anstand, gibt es eigentlich für ihn nur einen AuSweg — schleunigst die Kugel!" Krau Hohlstoone sah mit finsteren Gesicht zum Fenster hinaus, Julia ging erregt im Limmer aus und ab. Endlich blieb sie vor Storglow stehen. „Denken Sie sich in meine Lage! Soweit sehen Cie ja wohl klar — ich habe also Herrn von Wrütten sehr sehr — gern, glauben Sie, er würde meiner Mutter und mir genaue Auskunft geben, wenn wir unS verpflichten, gegen jedermann zu schweigen?" »Das ist wohl möglich, gnädiges Fräulein!" »Dann fahren Sie, bitte, sofort zu Herrn von Wrütten und fragen Sie ihn!" Sie wurde mit einem Male sehr verlegen. .Es ist ungewöhnlich, ich weiß es wohl, aber wir Amerikanerinnen denken im großen und ganzen anders über solche Dinge — ver nünftiger !" Hch bin nicht in Zweifel, gnädiges Fräu lein, daß Herr von Wrütten Sie genau so be wundern wird wie ich!" O, eS ist ein guter Teil Egoismus dabei!" Ernst sah ihr Storglow in die Augen. „Liebe, gnädiges Fräulein! Und vor der beugt ein ritterlicher Mann das Knie, wenn sie sich in solcher Lage bewährt !" Da drückt ihm Julia herzlich ore ^aad. wird das Lügengewebe bei den Verhand lungen, die jetzt gepflogen werden, bald zer reißen. Deshalb ist aber noch lange nicht ge sagt, daß die Bewegung nicht auch für Fürst Wilhelm weitere schwere Gefahren in sich schließe. Denn neben den sozialen Forderun gen der Bauernschaft macht sich auch musel männischer Fanatismus breit. Und dieser ist ebenso unduldsam wie unberechenbar. 8t—n. * * * Österreich und Italien einig. Der italienische Minister des Äußeren Marchese di San Giuliano hat in der Kammer Gelegenheit genommen, den Sturm der italieni schen Presse gegen Österreich zu den Vorgängen in Albanien mit offenen Erklärungen zu be schwichtigen. Der Minister nahm Österreich gegen alle Anklagen ausdrücklich in Schutz und führte die unmittelbaren Ursachen der albanischen Unruhen auf den Übereifer des holländischen Stadtkommandanten Schleuß und auf die Einflüsterungen der lokalpolitischen Großen zurück, die die Geradheit des Fürsten Wilhelm zur Befriedigung ihrer persönlichen Interessen mißbrauchten. Italien und Öster reich würden gemeinsam für die Festigung der Stellung des Fürsten Wilhelm eintreten. Die Verhandlungen mitden Aufständischen. Die Verhandlungen mit den Aufständischen vor Durazzo haben bisher nur die Tatsache zutage gefördert, daß entgegen den von Rom und Paris aus verbreiteten Gerüchten nie mand die Rückberufung Essad-Paschas ver langt hat. Es wird immer klarer, daß die aufständischen Bauern den Zug nach Durazzo unternahmen, weil ihnen eingeredet wurde, daß ihre Religion und deren Betätigung in Gefahr sei. Die Lage in Durazzo ist ent schieden gebessert und dürfte in Kürze eine völlige Klärung bringen. Eingreifen der Großmächte? Angeblich hat Italien angesichts der Vor gänge in Albanien den Großmächten den Vor schlag unterbreitet, die Vollmachten der inter nationalen Kontrollkommission in Albanien zu erweitern und ihr die Sorge um den Schutz der öffentlichen Ordnung und um die Organi sation der gesamten Zivil- und Militärver waltung zu übertragen. Das würde natürlich nur bei Aufstellung einer internationalen Truppe in Albanien durchgesührt werden können. Wahrscheinlich wird man sich auf die Entsendung eines Teils der in Skutari stehenden Äesatzungstruppen beschränken. Politische Aunäscbau. Deutschland. *Jn Oberwiesenfeld bei München fand die erste Parade der gesamten Münchener Garnison vor König Ludwig von Bayern statt. Nach der Parade war in der königlichen Resi denz Militärtafel, bei der der König in einer Rede ausführte, datz die bayrische Armee keinem der andern Kontingente nachstehe. Wenn jede Armee, wenn jedes der fünfund zwanzig deutschen Armeekorps bestrebt sei. das beste zu sein, dann habe Deutschland nichts zu fürchten. Der König fuhr fort: „Sie wissen, daß ich ein großer Friedensfreund bin, und ich hoffe, der Friede wird uns auch noch lange erhalten bleiben. Aber die Aufgabe der Armee ist: sie muß sich zum Kriege vorbe reiten. Wir fürchten einen Krieg nicht." "Im preußischen Herrenhause sprach der Ministerpräsident und Reichskanzler v. Beth - mann Hollweg über das Verhältnis Deutschlands zu Dänemark. Im Ok tober vorigen Jahres habe die dänische Regie rung im Landthing erklärt, daß freundnach barliche Beziehungen zwischen Dänemark und Deutschland notwendig seien, und die Hoff nung ausgesprochen, daß sich die Beziehungen bessern werden. Dieser Wunsch könne sich aber nur erfüllen, wenn jede deutschfeindliche Agitation unterbleibt. Denn solche Agitation störe das gute Verhältnis, sie habe nicht nur lokale Bedeutung, sondern wirke auf die inter nationalen Beziehungen. *Zum Fürstbischof von Breslau ist vom Domkapitel der bisherige Bischof von Hildesheim, Adolf Bertram, gewählt worden. Der neue Fürstbischof steht im 66. Lebensjahr. *Der französische Großindustrielle und Erbauer von lenkbaren Luftschiffen, Clement Bayard, hat in der Pariser Presse einen Entrüstungsrummel in Szene gesetzt, weil er in Köln mit mehreren Be gleitern verhaftet und 24 Stunden in Ge wahrsam gehalten wurde, weil sie sich in ver dächtiger Weise an die militärischen Zwecken dienende Kölner Luftschiffhalle berangedrängt haben. In Köln wird über die Angelegenheit genaue Untersuchung geführt. Soviel kann schon fest gesagt werden, daß Clement Bayard durch sein eigenmächtiges Vorgehen sich sehr verdächtig gemacht, und daß eher von gres r Rücksichtnahme als von unange brachter strenge der Kölner Behörde die Rede sei rann. Herr Bayard wußte ganz genau, ich er sich der Halle nicht nähern durfte. Vs würden die Franzosen sagen, wenn c' deutscher Lustschiffbauer ihre mili tärischen ZAstschiffhallen auskundschaften wollte! — Der Kölner Polizeipräsident teilt noch folgendes mit: Clement Bayard und seine drei Begleiter verfolgten nach den bei ihnen gefundenen Aufzeichnungen bei ihrer Reise nach D-utschland den Zweck, die in Mittel und Westdeutschland belegenen Luftschiffhallen so eingehend wie möglich zu besichtigen. Tat sächlich haben sie auch die Lustschiffhallen in Frankfurt a. M., Potsdam, Kuxhaven und Brunsbüttel-Hamburg besichtigt. In Ham burg wurden sie von der Polizei beobachtet, und ihrs Festnahme war dort bereits in Aus sicht genommen. * Der Wirts ch aftlich eAu ss ch uß zur Begutachtung und Vorbereitung handels politischer Maßnahmen trat in Berlin unter dem Vorsitz des Staatssekretärs Dr. Delbrück zu einer Ritzung unter Zuziehung einer größeren . ahl von Sachverständigen aus Handel, Industrie und Landwirt schaft zusammen. Zweck der Tagung war, eine Aussprache herbeizuführen über die viel fach verlangte Einrichtung eines sogenannten wirtschaftlichen General st abs und die damir im Zusammenhänge stehenden Fragen. Angeblich soll von der Bildung eines besonderen Ausschusses für Fragen der wirtschaftlichen Mobilmachung Abstand ge nommen, dis einschlägigen Fragen sollen viel mehr für den Bedürfnisfall in dem für die Begutachtung wirtschaftlicher und handels politischer Fragen bereits seit 1897 bestehenden Wirtschaftlichen Ausschuß erörtert werden. *Eine Erweiterung des Erbrechts des Staates will die Regierung nicht mehr Vor schlägen. Nachdem durch den Reichstagsschluß nun auch der Gesetzentwurf über das Erbrecht des Staates erledigt ist. darf es als ausge schlossen gelten, daß er aus eigener Initiative der Regierung wieder zur Vorlage gelangt. * Die Stadtverordneten von Elberfeld hatten beschlossen, dis Gemeindezuwach s- steuer fallen zu lassen, nachdem der Vorsitzende diese Steuer nur eine zur Verärgerung und allgemeinen Mißstimmung genannt hatte, die überdies nur wenig einbringe, aber als Hemm schuh gewerblicher Tätigkeit hart empfunden werde. Die preußische Regierung hat diesem Beschluß der Stadtverordneten die Genehmi gung versagt. * Ein sogenannter Kinderparagraph wurde in das dem badischen Landtag vor liegende badischeUmzugsko st engesetz auf Wunsch derKommissionderZwsitenKammer von der Regierung eingefügt. Hiernach erfahren die Umzugsgebühren sürverheiratete Beamtemit mehr als drei Kindern bis zum vollendeten 16. Lebensjahre eine prozentuale Steigerung, während denjenigen Beamten, die keine zu ihrem Hausstand gehörige Kinder haben, ein entsprechender Abzug gemacht wird. Diese Bestimmungen irden mit starker Mehrheit angenommen. Frankreich. * Wie verlo t, hat Kaiser Nikolaus den Präsidente PoincarS eingeladen, gegen den 26. Ist nach Petersburg zu kommen. Der ar habe dem Präsidenten gleichzeitig m len lassen, er würde sich freuen, wenn sei r Aufenthalt vier Tage dauern würde, anstatt sr in Aussicht genommenen drei Tage. ' sident Po'mcarö, der die Reise nach " srsburg zur See unter nehmen wird, irfte sich am 16. Juli ein ¬ schiffen. Aut der Rückfahrt wird sich Präsi dent Poincars nach Kopenhagen begeben, um den ihm vom dänischen Königspaar ge machten Besuch zu erwidern. Russland. *Wie die Petersburger Telegr. Agentur aus Nypin (Gouvernement Plozk) meldet, ist in der Nähe von Rypin ein mit zwei deutschen Offizieren bemannter Aeroplan niedergegangen. Die beiden Offiziere wur den festgenommcn. Der Acrovlan wurde an der Grenze beschossen und beschädigt. Balkanstaaten. *Die serbische Regierung bereitet sich aus neue kriegerische Verwicklungen auf dem Balkan eifrig vor. Sie bat einen Gesetz entwurf eingebracht, in dem für Rüstungs ausgaben 122 800 000 Frank gefordert werden. Amerika. *Jn Mexiko sieht es noch immer nicht nach Frieden aus, im Gegenteil. Die Fremden fliehen vor den kommenden Ereignissen. Der Dampfer „Dpiranga" ist zur Aufnahme deutscher Flüchtlinge nach Puerto Mexiko abgegangen. In Tampico haben die Rebellen von den Ausländern Kriegs steuern erzwingen wollen. Vom deutschen Konsul verlangten sie 100 000 Pesos. Dieser aber verweigerte die Zahlung. Afrika. *Aus Aden liegt die Meldung vor, daß drei italienische Transportdampfer in Massaua Truppen an Land gesetzt haben. Ein weiterer Transport von 1000 Mann wird in Massaua erwartet. Die Beziehungen zwischen Italien und Abessinien gelten als sehr gespannt. Asten. *Die Republik China stirbt langsam, aber sicher ab. Präsident Juanschikai ist aus dem besten Wege, ein neues Kaisertum vorzudereiten. Er hat jetzt das alte Verwal tungssystem in den chinesischen Provinzen wiederhergestellt. Danach werden ganz wie zu Zeiten des Kaiserreichs dis Truppen unter die Kontrolle der Regierung in Peking gestellt und die Zivilgouverneure haben nur das Recht zur Eintreibung der Steuern und der Verwaltung der Justiz. Weiter werden alle Zivilgouverneure, sowie auch alle höheren Beamten ausschließlich vom Präsidenten er nannt werden. Nachdem Juanschikai sich so die unumschränkte Herrschaft gesichert hat, ist vom Präsidentensessel zum Kaiserthron nur ein Schritt. k)eer rmä flotte. — Die Maireise der Hochseeflotte schließt in der Nacht zum 29. Mai mit einer Durchfahrt des zweiten Geschwaders durch den Kaiser-Wilhelm- Kanal von der Elbe nach Kiel ab. Auch die kleinen Kreuzer, die seit dem Frühjahr d. I. der Nordsesstation mit Wilhelmshaven als Haupt- liegehafen zugeteilt sind, fahren nach Auflösung der Flotte in die einzelnen Schiffsoerbände nach Kiel, um dort bis auf weiteres Aufenthalt zu nehmen. — Nachdem die 'Überreste des französischen Panzerschiffes „Liberta" seit drei Jahren die Reede von Toulon verunstaltet haben, hat nun der Staat die vollständige Hebung des verun glückten Schiffes beschlossen. Man hat bereits die Kanonen und anderen selbständigen Teile des Schiffes an die Oberfläche gebracht; um jedoch das Ganze zu entfernen, ist eine Arbeit nötig, die vier Jahre bauern und etwa acht Millionen Frank verschlingen soll. Von unä fern. Wagncrspende an das deutsche Volk. Wie aus Bayreuth gemeldet wird, hat Frau Cosima Wagner und ihr Sohn Siegfried den Entschluß gefaßt, das Bayreuther Festspiel haus und den sehr beträchtlichen Festspiel fonds dem deutschen Volk als eine Stiftung zu Ehren Richard Wagners zu vermachen. Ein Vermächtnis von Svtt vnv Mark hat der in Berlin verstorbene Rentier Hart mann seiner Vaterstadt Halberstadt gemacht. Das Kapital soll zur Errichtung eines Waisen hauses dienen. „Also eilen Sie, bitte, Herr von Storglow!" Und als sich die Tür hinter ihm geschlossen hat, fällt Julia der Mutter weinend um den Hals. „Du bist mir doch nicht böse?" „Nein, mein Kind, nur hoffen wollen wir, Herr von Wrütten kann die bösen Befürch- tünoen, die ich immer noch nicht los werde, völlig zuschanden machen! Völlig — Julia!" „O, er wird es können!" „Wir werden ja sehen, mein Kind!" 34. Als Manke vom Bedienen der Hauskund- schast zurückkam, sagte ihm seine Frau in aller Ruhe: „Also, Gustav, ich hab' mir alles überlegt und mit Herrn Streym besprochen, der ist ein sehr vernünftiger Mann. Ein paar Tage hilft er jetzt früh mit bei uns aus, unterdessen suchen wir uns einen anderen tüchtigen Ge hilfen. Das Geschäft kann uns ernähren, du wirft nicht mehr zu den Rennen fahren, dann werden wir auch vorwärts kommen! Der Pillow hat schon immer als Lehrling gesetzt und hat doch nichts bis heutr gewonnen, glaub' doch di« Dummheiten nicht, daß da draußen auf die Dauer was zu holen ist! Ich mache dir gar keine Vorwürfe, dein Lehr geld hast du nun aber gezahlt, und als ver nünftiger Mann und Familienvater heißt's jetzt Schluß gemacht, derm noch ift's nicht zu spät!" Manks nickte nur mit dem Kopf, er war froh, datz das Gewitter so faust vorbeigezogen war. Als aber S ,m und seine Frau das Ge schäft verlassen atten, griff er doch unwill kürlich alle Augenblicke nach den Sport zeitungen, wenn lein Kunde da war. So leichten Kaufes wollte er sein Geld doch nicht Hers ben» den Verlust mutzte er wieder wettmac sn, dann konnte ihm aller dings die ganze- N-nnerei gestohlen bleiben. Und wenn er st n Frau erst in den Glauben versetzt hatte, c labe mit den Dingen nichts mehr zu tun, würde sich schon Gelegenheit finden, hier un? da mal auf eine besonders günstige Sache eine Kleinigkeit „anzulegen". Hatte ihm doch r uer seiner Hauskunden, ein Lebemann, gesas, >aß der Zigarrenhändler in der Nebenstraße Wetten annehme. Und bei seinen Gängen siel es ja weiter nicht auf, er kaufte sich dort ein paar Zigarren und setzte ein paar Mark! Da war sein ganzer Groll verflogen! So würde sich die Sc. ; schon machen lassen, und man sparte das Rausgefahre und die Aus hilfe. Und dann war man einmal auf dem Rennplatz, so Haft , man doch keine Ruhe und setzte auch mal in einem „offenen" Rennen, weil man sich die Aufregung und die Mög lichkeit, zu gewinnen, doch nicht entgehen lassen wollte! Das war ety rs ganz anderes, wenn man zu Hause blieb. Ein» höchstens zwei Rennen suchte mm aus und wartete hübsch zu Hause, wie die Sache ablief. Und verlor man, war's nicht gar zu schlimm, die paar Mark waren zu verschmerzen. Vergnügt pfiff Gustav Manke ei r L edchen vor sich hin, schließlich hatte drr ganze Krach auch sein gutes gehabt, der Pillow war in der letzten Zeit wirklich gar zu frech geworden, und üaZ Geschäft nährte jetzt seinen Mann. Wrütten verbrachte die Zeit, in der er keinen Dienst hatte, zu Hanse. Das Essen ließ er sich aus einer Gastwirtschaft am Nollendorfplatz holen. Jeden Augenblick konnte Nachricht vom Regiment kommen, und was die brachte, war entweder ein Todesurteil oder die Aussicht auf einen längeren Stubenarrest. Vielleicht griff der Kommandeur auch erst ein, wenn die Untersuchung gegen Hoffmann weiter vor geschritten war. Aber die Hoffnung war doch nur äußerst schwach. Mochte nun die Karre laufen wie sie wollte, abwarten mußte er wenigstens, welche Nachricht ihm Storglow brachte. Er strengte seinen Kopf an und wurde sich doch nicht klar, wie eigentlich die Dinge lagen. Nur, datz Julia ihn lieb hatte» wußte er nun! Auch so dumm von ihm, daß er den Storglow gestern nicht einfach fest- gehalten und gefragt hatte: Ja, sagen Sie mal, wie hängt eigentlich der ganze Zauber zusammen? Aber er war ja wie vor den Kopf geschlagen gewesen! Und klar sehen mußte er nun, er seyte sich an den Schreib tisch, sein Bursche sollte sofort den Brief zu dem Gardedragoner hintragen. Da klingelte es. BleiterSstedt stand einige Augenblicke später im Zimmer. „Mein lieber Junge, der Oberst hat mit mir gesprochen, ich gehöre ja glücklicherweise dem Ehrenrate nicht an, da kann ich dir also ruhig sagen, was ich so aus den Worten unseres Kommandeurs rausgehört habe. M>o»
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