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Ottendorfer Zeitung : 26.04.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-04-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191404266
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19140426
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19140426
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-04
- Tag 1914-04-26
-
Monat
1914-04
-
Jahr
1914
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 26.04.1914
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Der Tug gegen Mexiko. Die Ver. Staaten gehen mit Eifer an das mexikanische Abenteuer. Zwar betonte Präsi dent Wilson in einer Botschaft, die er persön lich in dem zu einer Extrasitzung zusammen- gerufen-n Kongreß verlas, daß kein Krieg gegen Mexiko, sondern lediglich eine Strafexpedition gegen Huerta geplant sei, aber in Wirklichkeit handelt es sich um einen weitausschauenden Kriegsplan, an dessen letztem Ende die Inbesitznahme der reichen Petroleumlager und Silberminen Mexikos steht. In einem Kriegsrat, der im Weißen Hause abgehalten wurde, ist als nächstes Ziel ein Vorstoh gegen Tampico und Veracruz ins Auge gefaßt worden. Es wird gemeldet, daß die Regierung der Ver. Staaten nicht die Absicht habe, Tampico zu bombardieren, da die Stadt nicht befestigt ist und das Beschießen unbefestigter Hälen durch die Haager Kon ferenz verboten ist. Es heißt, daß Marinesol daten und Matrosen dort unter dem Schutze der Kanonen der Kriegsschiffe an Land gehen werden, um die Stadt zu besetzen. In dem Falle, daß die Kriegsschiffe von Tampico ab berufen werden würden, um die Küsie zu blockieren, würde eine starke Besatzung in Tam pico zurückgelassen werden. In Veracruz liegen die Verhältnisse wesentlich anders, da der Hafen zum Teil befestigt und daher das Bom bardement erlaubt ist. Der Beginn der Blockade. Die Einleitung zu der bewaffneten Aktion der Ver. Staaten spielte sich bereits in Vera- eruz ab. Admiral Fletcher ergriff Maßnahmen, um das Eintreffen von Schiffen mit Kriegs« Munition, die dort erwartet werden, zu ver hindern. Der Admiral sandte den Komman deur Charles F. Hughes an Land und ließ alle Kauffahrteifahrzeuge benachrichtigen, daß sie sofort den Hafen verlassen müßten. Hughes stattete sodann den Kommandanten der briti schen und deutschen Kriegsschiffe, die im Hafen liegen. Besuche ab und teilte ihnen die ver änderte Lage mit. Veracruz erobert. Die Amerikaner schießen schnell. Eben erst meldete der Draht, daß die „Strafexpedition" beginnen soll, und schon haben die Kanonen gesprochen. Admiral Fletcher sandte dem Kongreß in Washington das folgende Tele gramm : „Trotz des heftigen Nordwindes, der augenblicklich weht, ist es mir am 21. April gelungen, die Infanterie von den Schlacht schiffen „Utak", „Florida" und „Prärie" zu landen. Ich habe die Hollstation be setzt. Die Mexikaner setzten der Landung unserer Truppen keinen Widerstand ent gegen, eröffneten jedoch ein heftiges Geschützfeuer sofort nach der Landung. Durch das Feuer unseres Schlachtschiffes „Prärie" wurden die Mexikaner jedoch bald aus ihren Stellungen verdrängt. Ich be setzte sofort sämtliche Zollämter und einen Teil der inneren Stadt. In den Straßen kam es hierbei noch zu unbedeutenden Hand gemengen, die aber bisher keinerlei Menschen opfer forderten." Wie weiter aus Veracruz gemeldet wird, betragen die Verluste auf amerikanischer Seite nur 4 Tote und 21 Verwundete, während 300 Mexikaner gefallen sind. Nach dem Gefecht von Vera cruz begab sich der amerikanische Konsul zum General Maas, der die Truppen Huertas in Veracruz befehligt, um ihn zur Unterstützung der Amerikaner bei der Wiederherstellung der Ordnung aufzufordern. General Maas lehnte Lies ab. — Äon London kommt die Warnung, daß im Hafen von Tampico Unterseeminen gelegt seien, um die amerikanischen Schiffe zu vernichten. Tie Mächte und der Krieg. Der amerikanische Staatssekretär des Äuße ren Bryan hat die fremden Diplomaten zu einer Konferenz geladen, um ihnen die Lage klarzulegen. Die Vertreter der Mächte haben ! erklärt, daß sie sich unter allen Um ständen neutral verhalten werden. Diese Erklärung gab auch der japanische Botschafter ab. Die . Gerüchte von einem mexikanisch japanischen Geheimvertrag scheinen also ein Märchen zu sein. In letzter Stunde. In englischen Blättern wird noch einmal darauf hingewiesen, daß die Ver. Staaten den Vorwand für den Krieg schlecht gewählt hätten. Der.Krieg, dessen Verlauf und Ende noch nicht abzusehen seien, Hütte vermieden werden können, wenn die Ver. Staaten sich um ein Schiedsgericht bemüht hätten. — Man vergißt in England ganz, daß sich fast alle Kriege vermeiden ließen, wenn die Staaten sich dem ungewissen Schiedsgericht anoertrauen wollten. In letzter Linie ist ja auch dieser Streit eine Machtfrage und er kann nur end gültig durch die militärische Überlegenheit ent schieden werden. Politische ikunclsckau. Deutschland. * Nach den bisherigen Bestimmungen ver läßt das Kaiserpaar Montag, den 4. Mai, nachmittags Korfu, um sich nach Genua zu begeben, wo die Ankunft am 6. Mai gegen 8 Uhr abends erfoigen dürfte. Nach einem Aufenthalt von zwei vis drei Stunden wird die Reise nach Karlsruhe sortgesetzt. Die Ankunft daselbst erfolgt am 7. Mai nach mittags. Am 8. Mai wohnt der Kaiser einer größeren Gefechtsübung bei Türkheim bei und besucht dann die Hohkönigsburg, um von dort nach Karlsruhe zurückzukehren. * Reichskanzler v. Bethmann Holl weg, der nur fünf Tage auf Korfu zu ver weilen gedachte, wird erst am 27. d. Mts. nach Berlin zurückkehren. Dieser ständige Aufenthalt in der Nähe des Kaisers ist der beste Beweis für das unverminderte Ver trauen, das der Monarch seinem ersten Rat geber entgegenbringt. Vorläufig werden also die Rücktrittsgerüchte, die dem Kanzler bald Amtsmüdigkeit, bald eine schwankende Gesund heit andichten, schweigen. * Bei der Reichstagserfatzwahl im Wahlkreise Schmetz wurden für v. Halem (Reichsv.s 8490, für v. Saß-Jaworski (Pole) 7282 und für den sozialdemokratischen Kandidaten 107 Stimmen abgegeben, v. Halem ist also gewählt. — Bei der Hauptwahl vom Jahre 1912 hatten Herr v. Hatem 8307, der Pole 8487 und der Sozialdemokrat 161 bei 21 zer splitterten Stimmen erhalten. In der Stich wahl siegte sodann v. Halem (Reichsp.) mit 8608 über den Polen, der nur 8039 Stimmen erhielt. Die Wahlprüfungskommission des Reichstages hatte wegen angeblich vorge kommener Unregelmäßigkeiten und Wahlbeein flussungen die Ungültigkeit der Wahl beantragt und der Reichstag hatte demgemäß beschlossen. * Neuartige, sehr zweckmäßige Aus- bildungskurse hat die Stadt Oldesloe für solche Offiziere eingerichtet, die sich dem Beruf als Bürgermeister. Amts- und Gemeindevorsteher, Amtsan walt und Standesbeamter widmen wollen. Der erste Kursus hat unlängst be gonnen, dauert sechs Monate und wird die Teilnehmer theoretisch und praktisch in die er wähnten Berufe einführen. Lehrkräfte sind der Bürgermeister, zwei Magistratsassessoren, ein Oberlehrer, der Stadtbaumeister und der Stadtsekretär. Die Offiziere, Lie sich dem Staats- und Kommunalbeamtenberuf widmen wollen, finden hier die schon lang angestrebte Ausbildungsmöglichkeit und haben die Kurse zahlreich belegt. *Die großherzoglich hessische Re gierung hat Veranlassung genommen, die fernere Ausstellung von Jagdscheinenan Ausländer für alle diejenigen Jagdgebiete, die in Nähe der Festung Mainz oder in strategisch wichtigen Landesteilen (Truppen übungsplätzen, Lustschiffhallen usw.) liegen, zu verbieten. Lsterreich-Ungarn. * Die Arzte sind übereinstimmend der An sicht, daß Kaiser Franz Joseph in einigen Tagen wiederhergestellt sein wird. Die Fiebererscheinungen sind gewichen, so daß der Monarch wieder einige Audienzen erteilen konnte. Eine öffentliche Bekanntmachung er klärt, daß zu irgendwelchen Besorgnissen keinerlei Veranlassung sei. Frankreich. * Das englischeKönigspaar wohnte nach Snem Frühstück im englischen Botschafts palast mit dem Präsidenten Poincarö der großen Trupp en sch au in Vincennes bei. Die englische Freundschaft für Frankreich fand in einem Geschenk des Königs Georg, das dieser beim Galadiner im Elyss ankündigte, beredten Ausdruck. Es besteht in fünf Bronze- Reliess, die eine Schöpfung des französischen Bildhauers Desjardins sind. Sie schmückten vor mehr als 200 Jahren den Sockel der Reiterstatue Ludwigs XIV.. die heute noch auf dem Platze des Victoires steht. Sie kamen dann in den Besitz König Georgs III. von England und blieben lange Zeit in einem Landhause des Königs in Dew aufbewahrt. Augenblicklich befinden sie sich im Schlosse Windsor. Balkanftaaten. * Die Nachricht, daß die Montene griner, die das ihnen zugesprochene Gebiet der ursprünglich albanischen Stämme der Grudi und Hoti besetzt haben, auch in das eigentliche Albanien eingedrungen seien, be stätigt sich nicht. Dagegen ist die Lage in Epirus nach wie vor ernst. Fürst Wil helm von Albanien hat einen Minister rat zusammenberufen, um über die allgemeine Lage zu beraten und die epirotische Frage zu erörtern. An dem Ministerrat nahm auch Essad teil. Es wurde beschlossen, 20 000 Mann unter die Fahnen zu berufen. bin Bürgermeister als ^ockstapler entlarvt. In einem Berliner Hotel wurde der zweite Bürgermei st er aus Köslin, Eduard Alexander, durch den Kösliner Staats anwalt und einen Berliner Kriminalkommissar verhaftet. Es hat sich herausgestellt, daß er ein steckbrieflich verfolgter Schwindler ist, der sich seine Stellung durch gefälschte Legittmations- papiere und Staatsurkunden er schwindelt hatte. Der Verhaftete heißt in Wirklichkeit Heinrich Thormann, ist vor mehre ren Jahren Kreisausschuß-Assistent in Nieder barnim gewesen und wird noch wegen einer nicht verbüßten, wegen Betruges verhängten Gefängnisstrafe von 400 Tagen seit Jahren steckbrieflich verfolgt. Der Fall ist weniger interessant, weil es sich um einen hohen Beamten handelt, als vielmehr wegen seiner Begleitumstände, die dem erstaunten Bürger aufzeigen, wie sich ein Gauner, dem das Glück hold ist und dem seine Persönlichkeit Vertrauen wirbt, von Stufe zu Stufe emporschwingen kann, wenn er nur die nötige Frechheit besitzt. Neben Heinrich Thormann verblaßt die Erinnerung an den guten Schuster Voigt, der 1906 die Lachmuskeln ganz Europas durch seinen Streich als „Hauptmann" gegen die Köpenicker Stadt kasse in Bewegung setzte. Im Herbst des vorigen Jahres wurde die Stelle des zweiten Bürgermeisters in Köslin frei, und auf die Ausschreibung der Stelle meldeten sich nicht weniger als 700 Bewerber. Unter diesen wurde der beim Magistrat in Bromberg angestellte Magistratsassessor Eduard Alexander gewählt. — Der neue zweite Bürgermeister trat seine Stellung im Dezember vorigen Jahres an, er wurde vom König be stätigt, und hat sich in den wenigen Monaten seiner Wirksamkeit in Köslin allgemeine Zu friedenheit erworben. Im Januar d. Js. ver heiratete sich Alexander mit der Tochter des Eisenbahnpräfidenten aus Bromberg, die er während seiner dortigen Dienstzeit als Ma gistratsassessor kennen gelernt hatte. Seit einigen Wochen spielte nun eine Er- presferangelegenheit gegen den zweiten Bürger meister. Er hatte nämlich, als er noch in Weißenfels tätig war, von einer Dame nach und nach 2000 Mark entliehen. Als diese Summe nun zurückgefordert wurde, da er reich geheiratet hatte, weigerte er die Zahlung und ! richtete einen Drohbrief an die Dame. Damit kam der Stein ins Rollen. Sie erhob Anzeige wegen Erpressung gegen den zweiten Bürger meister von Köslin. Es tauchte allmählich der ungeheuerliche Verdacht auf, daß der neue Bürgermeister ein Schwindler sei und mög licherweise gar nicht Alexander heiße. In Verfolg dieses Argwohns traf der Staatsan waltsassessor Dr. Luckwald von der Kösliner Staatsanwaltschaft in Berlin ein, da sich Bürgermeister Alexander in dienstlicher Ange legenheit in der Reichshauptstadt aufhielt. Krimina.kommissar Rahn verhaftete den Bürgermeister. Die Ermittelungen hatten er geben, daß man es mit einem Schwindler zu tun hatte. Obwohl der Verhaftete jede Auskunft über sein Vorleben verweigert, ist doch so viel fest gestellt, daß er Heinrich Thormann heißt, nie mals studiert hat und die Papiere eines Steglitzer Rechtsanwalts Eduard Alexander gefälscht hat. Er verlebte seine Jugendzeit im Königlichen Grossen Militär-Waisenhaus zu Potsdam. Im Waisenhause zählte Thormann zu den begabtesten Schülern. In seiner freien Zeit beschäftigte er sich viel mit dem Leien von guten Büchern und eignete sich dadurch eine Bildung an, die weit über das gewöhn liche Maß hinausging. Auch dichterisch hat « sich versucht und so manchen Spottvers verfaßt. Von 1906 bis 1909 war er unter seinem richtigen Namen Thormann beim Landratsamt Niederbarnim als Kreisausschutz assistent beschäftigt und versah seinen Dienst zur größten Zufriedenheit, bis man im Jahre 1909 Unregelmäßigkeiten auf die Spur kam, die er sich bei Veräußerungen von Kreis grundstücken hatte zuschulden kommen lassen. Die Folge davon war seine Entlassung und die Verurteilung zu 4000 Mark Geldstrafe oder 400 Tagen Gefängnis. Da er auf freiem Futz hlieb, so verschwand er und tauchte bald unter seinem Namen, nun mit dem Doktortitel aus gerüstet. in Schmargendorf bei Berlin auf. Hier forschte bald die Staatsanwaltschaft nach ihm und ließ ihn auch verhaften. Aber Thormann fand einen Ausweg. Auf den Ver- haftsbesehl stand nämlich Thormann aus Oste rode, er aber war aus Königsberg gebürtig. Und wirklich ließ sich der Staatsanwalt täuschen und ordnete seine Entladung an. Nun begann für Thormann die Umwandlung. Aus dem Schreiber wurde ein Magistrats assessor, aus dem Heinrich Thormann ein Eduard Alexander. Erst als Rechtsanwalt Dr. Eduard Alexander ihm gegenüber gestellt wurde, gab Thormann sein Spiel verloren, ohne aber ein Geständnis abzulegen, ober aus seinem Vorleben etwas zu erzählen. Er gab nun dem ebenfalls nach Berlin gekommenen ersten Bürgermeister die Schlüssel und Akr»n und sagte: „Für Sie bin ich erledigt." Ja, Heinrich Thormann ist für die Welt erledigt. Es ist kaum anzunehmen, dass er noch einmal eine Bürgermeisterstelle in Deutsch land einnehmen wird. Indessen wnd vor läufig noch seine Angelegenheit weite Kreise und mannigfach die Gerichte beschäftigen. Zunächst wird die Ehe des Hochstaplers, die ja unter falschen Voraussetzungen und mit gefälschten Papieren geschlossen worden ist, für nichtig erklärt werden. Dann aber wird auch noch die Frage zu er wägen sein, ob seine Amtshandlungen zu Recht bestehen. Er war vom König bestätigt und hatte in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Gewerbe- und Kausmannsgerichis Recht zu sprechen. Der Fall wird noch manchem gelehrten Richter Kopfzerbrechen machen, wie denn überhaupt sich an die ganze Affäre mancherlei Betrachtungen knüpfen lassen. Die Überraschung in Köslin war, als die Verhaftung des Bürgermeisters bekannt wurde, eine ungeheure. Thormann trat in Köslin äußerst sicher und selbstbewußt auf. Er äußerte oft, er habe sich aus den kleinsten Ver hältnissen heraus zu seiner jetzigen Stellung emporgearbeitet. Den Doktor habe er mit Auszeichnung gemacht. Die Beendigung seiner Studien habe er nur durch umfassende journa listische Arbeiten ermöglichen können. Er sei Mitarbeiter einer Anzahl erster Berliner Zeitungen gewesen. „Alexander" soll von seinem Schwiegervater eine große Mitgift-er halten haben und wohnte, sehr elegant, ein gerichtet, in der besten Gegend der Stadt. Gestern noch aus stolzen Rosten. ISf Roman von Horst Bodemer. fgtN'rbun«.' Paunitz hatte an diesem Morgen eine ernst liche Aussprache im EafS mit dem Kellner. „Es ist Herrn Hoffmann gestern nicht gut gegangen, er hat Geld aufnehmen müssen, von Herrn Schlager!" „Hier im CafS haben sie verhandelt?" „Ja, und zwar sehr lange, Herr Schlager wollte erst durchaus nicht!" „Und wer sind Hoffmanns Hintermänner?" „Ja, das weiß ich nicht, aber Herr von Paunitz, das wird für Sie doch eine Kleinig keit sein, festzustellen!" Der Kellner bekam das versprochene Geld, und der Halsabschneider trollte von dannen — in ein anderes Cais, das im Ruse nicht besser war. Dort verkehrten die „Onkels", die ihr Schäfchen durch die Rennen in Sicherheit bringen wollten. Er setzte sich zu einem Manne, der mit finsterem Gesicht vor sich hinstarrte. Die hagere Gestalt, das- bartlose Gesicht verriet den Jockey. Es war einer, der dienstunfähig ge worden, ein schwerer Rippenbruch batte die Lunge verletzt, so daß er seinem Berufe nicht mehr nachgehen konnte. „Nün, Mister Root, ist Ihnen die Butter vom Brot gefallen?" „Aber gründlich, Herr Paunitz, mir geht es schlechter wie einem niedergebrochenen Schinder!" „Ach, Sie werden schon wieder auf die Beine kommen!" „Wollen S i e mir hei ?" „Warum denn nicht!" Da hatte Paunitz seine Menschenkenntnis ja gleich an den rechten Tisch geführt! „Können wir ja gleich sehen! Laden Sie mich zu einem Frühstück ein!" „Kellner! — Für Mister Root einen Kaffee und ein paar Eier, mir eins Schale Melange!" „Das war doch ein Wort!" Mit seinen grauen Augen musterte der Jockey Paunitz scharf. „Also, Sie baden etwas für mich?" „Wie kommen Sie darauf?" Da lachte Mister Root bell auf. „Müßte man Sie nicht kennen! Wenn Sie sich nichts von dem Frühstück versprächen, lüden Sie mich auch nicht ein!" „Meinen Sie? — Und in der Tat, Sie könnten mir einen großen Gefallen tun!" Der Jockey zuckte mit den Achseln. „Wenn etwas dabei zu verdienen ist, warum nicht?" „Kennen Sie Herrn Hoffmann?" „Den mit dem langen, schwarzen Bart?" „Ja!" „Natürlich!" „Er ist unter die Buchmacher gegangen!" „Weitz ich!" „Kennen Sie sein« Agenten?" „Nein!" „Hier haben Sie dreißig Mark, Mister Root, es folgt mehr, wenn Sie mir seine Zu träger alle nennen können!" Da pfiff der Jockey durch die Zähne, wenn Paunitz so mit dem Gelds um sich warf, würde noch viel auS ihm heranszuholen sein. „Gut, ich werde mich an Herrn Hoffmann heranmachen! Aber was liegt Ihnen eigent lich daran, zu wissen, was er anslellt?" „Meine Sacke, Mister Root!" „Na, auf mich können Sie sich verlassen!" „Weiß ich! Adieu, ich habe nämlich gar keine Zeit! Kellner zahlen!" Mister Root reckelte sich pflegmatisch auf dem roten Sofa. Da hatte er im Hand umdrehen ein paar Goldstücke, und wenn er's mit Paunitz und Hoffmann hielt, würde wahrscheinlich eine ganze Menge zu verdienen sein! — Paunitz aber ging langsam, die Hände auf dem Rücken, den Mittelweg „Unter den Linden" hinab. Dieser Hoffmann mußte eine gründ liche Lektion erhalten, denn er batte versucht, hintenrum ihm noch ein paar Schäfchen ab gutreiben, das war ihm natürlich nicht ge lungen! Aber besser war's schon, erwürbe unschädlich gemacht! 13. Pillow hatte für den Karlshorster Renntag eine Aushilfe besorgt, einen ruhigen, älteren Mann. „Meister, dem alten Kerl geht's dreckig, er hat früher 'n Geschäft gehabt, aber er verstand seinen Kram nicht!" „Das tut mir leid!" „Leid ?" Der Geselle zuckte mit den Achseln und machte ein spöttisches Gesicht dazu. „Was meinen Sie, was so in Berlin 'rumläust, weil es vor. die Hunde gegangen ist? Wer sich hier nicht durchbeißen kann wie 'ne Dogge, hat's Nachsehen!" „Ob er auch ehrlich ist, Ernst?" „Na, der Paul patzt ia auf, und zum Mausen oder Schummeln ist der viel zu dumm!" Und als die Aushilfe ankam, wollte ihm Manke eine große Predigt halten. Aber der Mann winkte ab. „Ich weiß schon, Ihr Junge bleibt mit im Geschäft und das ist mir recht, denn sonst" er blickte in die Ecke und schwieg. „Na, na, war nicht böse gemeint!" „Ich glaub's ja schon, Herr Manke! Und wenn ich meine Sache gut mache, darf ich öfters kommen?" „Natürlich — freilich!" Ganz aufgeregt war er geworden? Heute mußte ja alles glänzend gehen! Der Teufels kerl, der Pillow, hatte von Herrn von Wrütten ein „Hausabonnement" herausgeguetscht und zog ihm, wie er sich ausdrückte, „die Würmer aus der Nase". Für drei Rennen hatte er „totsichere" Sachen mitgebracht und für das letzte einen Geheimtip, den nur ein paar Ein geweihte kannten. In den Rennen ritt zwar Herr von Wrütten den betreffenden Gaul, aber sonderlich Lust ihn zu setzen, würden nickt allzuviel haben, denn die Sportzeitungen hielten nichts von ihm. Seine Frau machte aber gar kein freund liches Gefickt, als sie den Laden betrat, um ihren Mann und den Gesellen abzuho'en. Und als sie in der Straßenbahn saßen und nach dem Friedrichsbahnhof fuhren, erinnerte sie den Friseur an sein Versprechen. „Also, wenn's nicht wird, gehst du nicht wieder raus!" „Das heißt, Lene, falls ich die reichlich achtzig Mark verloren habe, aber das ist ganz ausaefchlossen!" „Nu — das werden wir sehen!" Als ihr Pillow gute Worte geben wollte,
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