Suche löschen...
Ottendorfer Zeitung : 17.05.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-05-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191405177
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19140517
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19140517
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-05
- Tag 1914-05-17
-
Monat
1914-05
-
Jahr
1914
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 17.05.1914
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Die grieckilcken „Deserteure". — Zur Lage in EpiruS. — Wenn früher von den Albaniern, im be sonderen von den Nordalbaniern, die Rede war, so wurden sie uns stets als brave und wackere Kriegsleute geschildert. Der Skyyetare ilt ia von Jugend auf im Waffengebrauch ge übt. Jedermann kennt ia aus illustrierten Reisebeschreibungen in Familienblättern zur Genüge die Bilder, die uns albanische Bauern auf dem Ritt zur Stadt mit vollem Patronen gurte! und umgehängtem Gewehr zeigen, oder Hirten, die mit der Mauserbüchse in der Hand die friedliche Herde bewachen. Und nicht nur Sukerlich ist die kriegerische Sitte der Nater in diesem Lande der ewigen Nationalitäten putsche und der Blutrache erhalten geblieben. Auch der kriegerische Geist der Ahnen hat sich auf die modernen Nordalbanier vererbt. Auch sie sind „Adlersöhne". Und nun erleben wir es mit Staunen, daß diese geborenen Kriegsleute von den nord- griechWen Freischärlern jämmerlich geklovft werden und nirgends gegen sie standbalteu können. Das Rätsel löst sich aber weit leichter, als es schien. Wohl sieben auf dem heißum- sirittenen Boden von Südalbanien epirotische Freischärler. Daß sie von griechischen Offizieren befehligt find, würde nichts ausmachen, denn auch die albanischen Milizen werden von hollän dischen Offizieren geführt. Die Nordalbanier sind ein viel besseres Soldajenmaterial als die Epiroten und würden diese sicherlich mit »kuligen Köpfen zum Lande hinausjagen, wenn nicht hinter den epirotischen Banden die griechischen „Deserteure" ständen. Die griechischen „Deserteure"! Da steckt des Pudels Kern. Mit dieser im athenischen Kriegsministerium ausgeklügelten, recht harm los klingenden Bezeichnung decktman eine wohl organisierte, mit allen technischen Hilfsmitteln ausgerüstete griechische Armee, die trotz aller offiziellen Rückzugsverficherungen in Epirus im Felds stehen geblieben ist. Mit Artillerie, Maschinengewehren und einem Verpflegungs train, der von der griechischen Grenze her ständig Nachschub erhält. Gegen diese moderne wohldisziplinierte Truppe, die sich aus Vater landsliebe den Makel der Desertion seelen ruhig anhaften läßt, können natürlich die alba nischen Freiwilligen nicht aufkommen. Die Albanier sind für den Kampf in großen taktischen Verbänden trotz aller Anstrengungen, die sich die holländischen Offiziere geben, selbstverständlich trotz ihrer sprichwört lichen Veranlagung für den Klein krieg noch lange nicht reif. Gegen die epirotischen Banden haben sie tatsächlich hier und da Vorteile errungen, sie aber nie ausnützen können, da die Freischärler stets sofort bei der griechischen Deserteurarmee Aufnahme und Stütze fanden. Die Disziplin dieser „Deserteure", die Taktik geschloffener Truppen- maffen müssen sich die Albanier erst mühsam aneignen. Vorläufig fehlt ihnen sogar noch das Verständnis für diese Dinge. Und ihr sicheres Auge und ihre sichere Hand genügen nicht für ein Feuergefecht mit einer nach modernen Grundsätzen ausgebildeten regu lären Truppe. Und das sind eben die griechi schen Deserteure. Nicht einmal dreitausend Mann albanischer Gendarmerie vermögen sich mit diesem Griechenheere zu messen. Sie sind in ange strengter Arbeit von den holländischen Offi zieren zu einer recht tüchtigen Truppe für den staatlichen Sicherheitsdienst gedrillt worden, aber eine moderne Feldtruppe sind sie noch lange nicht. Viel weniger aber noch die Milizen, die durch immer neue Scharen zuströmender Freiwilliger verstärkt werden. Sogar aus Amerika treffen Kampflustige ein und schmücken sich mit kriegerischen Abzeichen, einer mit dem schwarzen Adler im roten Feld, einer mit dem Bildnis des neuen Mbret. Aber was will all der Kampfesmut dieser Heere besagen, gegen die Übung im modernen Waffenhandwerk, die die Gegner besitzen?! Schon seit dem Monat September des vorigen Jahres wimmelte der kleine Hafenort Santi Ouaranta von griechischen Soldaten und Offizieren, die mit Wissen der Regierung sich auf die Desertion vorbereiteten. Ganz offen wurde davon gesprochen, daß sie den griechischen Heeresdienst verlassen und zu den aufständischen Epiroten übergehen würden. Natürlich mit Pferd, Waffen und Kanonen. Und damit kein Unberufener die Herren Deserteure in ihrem Vorhaben störte, wurde den Fremden der Aufenthalt in Santi Ouaranta von den griechischen Behörden verboten. Man sollte nicht sehen, wie viel Waffen und Mu nition aus griechischen Arsenalen dort ausge laden und für die Maffendesertion bereit gestellt wurden. Es ist deshalb kein Wunder, wenn jetzt die Epiroten bei den Verhandlungen auf Korfu sich hartnäckig weigern, die Vor schläge der internationalen Kontrollkommission anzunehmen. — Von anderer Seite wird dem gegenüber berichtet, daß die Verhandlungen zwischen Epiroten und Albaniern einen be friedigenden Abschluß erhoffen lassen. 8t—n. Politische l<micLscdau. Deutschland. * Kaiser Wilhelm hat, von Metz kommend, in Wiesbaden Aufenthalt ge nommen, wo, wie alljährlich, die Maifest spiele stattfinden. Der Kaiser wird ge legentlich seines Aufenthaltes in Wiesbaden auch der Stadt Bad Homburg und dem Römerkastell Saalburg einen Besuch abstatten. Unter anderem will der Monarch die dort auf gestellten Gedenkbrunnen des Landrats von Brüning und den im Kurpark errichteten siame sischen Tempel besichtigen. Der Tempel trägt das Porträt seines Stifters, des verstorbenen Königs Chulalongkorn von Siam. * Aus Rcichstagskreiscn wird berichtet, daß die Verhandlungen zwischen der Regierung und den Parteien über die Besol dungsvorlage noch immer schweben. Man hofft trotz der anfangs ablehnenden Haltung der Regierung, doch noch zu einer Verständigung zu kommen. * Wie verlautet, wird das Breslauer Domkapitel die Bischofswahl am 27. d. Mts. vornehmen. *Wie aus Dresden gemeldet wird, will Generaloberst Freiherr v. Hausen nach Schluß des Landtags auf seinen Wunsch von der Stellung als Kriegsmini st er zurück- tretsn. Zu seinem Nachfolger ist der General adjutant des Königs Generalleutnant v. Car- lowitz in Aussicht genommen. *Die Zweite sächsische Kammer hat nach langer Debatte den Gesetzentwurf über die Weitererhebung der Wertzuwachs steuer mit knapper Mehrheit abgelehnt. * In der bayrischen Abgeord- netenkammer war erneut der Antrag auf Einführung des Verhältniswahl systems eingebracht worden. Bei der Be ratung erklärte der Minister des Innern Frhr. v, Soden, die Regierung sei nicht in der Lage, den Anträgen gegenüber eine andere Stellung einzunehmen als gegenüber ähnlichen Anträgen im Mai 1910 und im März 1912. Die Gründe lägen darin, daß die seinerzeit verlangte Verhältniswahl vom Landtag mit großer Mehrheit abgelehnt worden sei, und daß sich seitdem keine wesentliche Änderung in den Anschauungen der Mehrheit des Hauses ergeben habe. Die Regierung könne zu einem solchen Vorgehen nur die Hand bieten, wenn die Gesetze sich als veraltet er wiesen hätten. Frankreich. * Infolge der in letzter Zeit vorgekommenen Landungen französischer Militärflieger a u f deutschem Baden bat der Kriegsminister in Ergänzung seinerzeit erlassener Vorschriften verfügt, daß Militärflieger sich keinesfalls der Grenze nähern oder Flüge unternehmen dürfen, die sie zu einer üverfliegung der Grenze veranlassen könnten. Amerika. * Präsident Wilson erklärte in einer Unterredung, daß er unbedingt an den Erfolg der Friedenso erHandlungen in Ka nada glaube, denn nur so könnten weitere schwerere Verwicklungen von Mexiko abge wendet werden. — Huerta ist dagegen weniger überzeugt. Er hält daran fest, den Amerikanern kein Zugeständnis zu machen. Er klagt die Amerikaner an, daß sie nicht nur die Rebellenin jeder Weise unterstützen, sondern daß auch ihre Truppen in den Reihen der Aufständischen kämpfen. Afrika. *Eine französische Truppenab teilung, die vom Westen her nach Tasa vorrücken sollte, ist in Nordmarokko in schwere Kämpfe mit den Eingeborenen verwickelt. Zwar hat eine von Osten kom mende Abteilung Tasa schon vor einigen Tagen genommen, da nun aber beide Ab teilungen getrennt sind, ist ihre Lage sehr schwierig. Man rechnet damit, umfassende Verstärkungen entsenden zu müssen, um die beiden Abteilungen, die von allen Seiten be droht sind, zu retten. Vemscber Aeickstag. (Original- -'erickt.! B erlin. 14. Mai. Der Reichstag setzte am Dienstag die Be ratung des Heeresetats beim Kapitel Artillerie- und Waffenwesen fort. Auf Ausführungen des Abg. Büchner (soz.) bemerkte General major Wild von Hohenborn, daß Klagen über Mißstände in so vielgestaltigen Betrieben unausbleiblich seien. Alles Material werde aber eingehend geprüft. In der weiteren Aussprache lenkte Abg. v. Gräfe (kons.) die Aufmerksamkeit auf die wirtschaftsfriedlichen Arbeiterverbände und wies die Verdächtigungen gegen den Handwerkerbund zurück. Die Ar beiter werden immer mehr lernen, wo ihre wirklichen Freunde sitzen. Der Rest des Etats wurde genehmigt. Das Haus wandte sich zur Erörterung der Duala-Angelegenheft. Abg. Wels (soz.) spracki von Ausrottungsmaß nahmen und nannte die Verwaltung Kameruns unzulänglich. — Seine Behauptung, das Tele gramm über den beabsichtigten Duala-Aufstand seibeftellte Arbeit gewesen, wies Staatssekretär Dr. Solf als unzutreffend zurück. Saal und Tribünen waren am Mittwoch zur Fortsetzung der Duala-Erörterung wieder stark besetzt. Der gute Besuch trat bei der Abstimmung über die Forderung des Neu baus des Militärkabinetts besonders sinnfällig in Erscheinung. Wurde doch die Vorlage mit 268 gegen 75 Stimmen und einer Enthaltung abgelehnt. Bei der Etatberaturg für Kamerun ging zunächst Abg. Frhr. v. Rechenberg (Zentr.) auf die Tuala-Fragc ein. Die Regierungsdenkschrift böte nicht ge nügend Klarheit über die Enteignung. Jeden falls müßten die Eingeborenen voll entschädigt werden und Flutzzugänge erhalten. Abg. Keinath (nat.-lib.) nannte die Ent eignung eine Staatsnotwendigkeit, wegen des Handels und der gesundheitlichen Zustände erforderlich. Ähnlich sprach sich auch Abg. Dr. Bra band (fortschr. Äp.) aus, wenngleich er meinte, die Regierung habe manche Unge schicklichkeit begangen. Ganz auf den Boden der Regierung stellten sich die Abgg. v. Böhlendorff (kons.) und Dr. Arendt (Reichsp.). Wie die anderen bürgerlichen Redner erkannten sie den Wert der Kolonie Kamerun an. Dann verbreitete sich Staatssekretär Dr. Solf über die Kameruner Verhältnisse. Die neuerworbenen Ländereien im Süden seien besonders wertvoll durch den Munihafen und durch die starke Bevölkerung. Sanga könne bei richtiger Arbeit ebenso ge sund werden wie Englisch-Nigeria. Dann schilderte er die Vorgänge und Zustände, die zur Enteignung der Dualaneger geführt haben. Die für dis Eingeborenen bestimmten neuen Länder seien den alten durchaus gleich wertig. Es seien besonders die Häuptlinge, die der Enteignung Widerstand entgegen setzten. Ein Umschwung in den wirtschaft lichen Verhältnissen würde durch die Neu ordnung nicht herbeigeführt. Es handle sich auch gar nicht um „arme" Neger, das be weisen beispielsweise die an den Rechtsanwalt Dr. Halvert bezahlten 8000 Mk. — So ge schickt die advokatorischen Angriffe gewesen seien, so entsprächen sie doch nicht den Tat sachen. Bestrafungen aus Anlaß der Enteignung seien nicht Hunderte, sondern nur zwei vorgekommen. Nicht brutal, sondern mit väterlicher Milde sei gegen die Schwarzen vorgegangen, sie hätten ihr Ver sprechen zu gehorchen aber gebrochen. Uber Duala, dem größten Men an der afrika nischen Küste würde dauernd die deutsche Flagge weben und die Duala sollten sie nicht Herunterreißen. Abg. Davidsohn (soz.) griff demgegen über das Enteignungsversahren erneut an. Er habe zu der Verwaltung kein Vertrauen und der Reichstag dürfe die Behandlung der Duala nicht zulasten. Er vermisse in der Denkschrift der Regierung die Bekanntgabe der Verordnungen, auf die die Regierung die Beschlagnahme von Neger-Telegrammen und sonstige Maßnahmen stütze. Zu lebhafter Unruhe kam es dann bei einer gegen den Staatssekretär Solf ge richteten persönlichen Bemerkung des Abg. Ledebour (soz.). Bei der Abstimmung wurde der Etat an genommen, desgleichen die Resolutionen. Die Abstimmung über die Petition der Duala wird in ber dritten Lesung vorgenommen werden. Darauf vertagte sich das Haus. uns flotte. — Immer wieder werden Gesuche und An träge um Berücksichtigung bei Vergebung der Heereftieferungen an falsche Stellen gerichtet. Es ist deshalb im Hinblick auf die durch die letzte Heeresvermehrung erhöhte Bautätigkeit der Heeresverwaltung, die zahllose an die falsche Adresse gerichtete Gesuchs von Geschäftsleuten, Handwerkern, Baufirmen usw. im Gefolge hatte, von Wichtigkeit, darauf hinzuwsisen, daß Anträge zweckmäßigerweise nur an die zuständigen Militär behörden zu richten sind. Für alle mit Militär- bauten zusammenhängenden Anträge kommen be stimmungsgemäß nur die den Korpsintenban» turen unterstellten Militärbauämter in Frage. Handelt es sich, um Gesuche betreffs der Innen einrichtung von Gebäuden oder Gerätausstattun gen, so gehören diese vor die Garnisonverwal- tungen, sofern dabei Kasernen und Dienstwohn- gebäude in Frage kommen. Im anderen Falle find die Proviantämter, Bekleidungsämter, Gar nisonlazarette usw. die zuständigen Stellen. Für die Vergebung der Verpflegüngsmittel für die Truppenteile, der Küchengeräte und sonstigen Küchenbedürfnisse, sind allein die Küchenverwal tungen der einzelnen Truppenteile zuständig. Sehr häufig werden die Gesuche um Berücksichti gung bei der Lieferung von Fleisch, Körner früchten, Heu und Stroh an die Divisions- Intendanturen gerichtet. Ein solches Verfahren ist völlig zwecklös, da für die Fleischverdingung nur die Korps-Jntendanturen, für die übrigen Fälle die Proviantämter ausschließliche Zuständig keit besitzen. Von unö fern. Ein deutscher Bananeudampfer. Auf der Werft von Joh. C. Tecklenborg ist der erste der beiden neuen Bananendampfer der Hamburger Firma F. Laeisz vom Stapel ge laufen. Er soll ausschließlich zum Transport der auf den Kameruner Plantagen der Firma geernteten Bananen dienen. Um die Früchte, die unreif verladen werden und am Bestim mungsort nachreifen müssen, während der Seefahrt frisch zu erhalten, können alle Lade räume durch Kohlensäure-Kältemaschinen auch in der Hitze der Tropen ständig auf der Tem peratur von zehn bis zwölf Grad Celsius gehalten werden. Der Trick des Heiratsschwindlers. In Köln a. Rh. wurde ein Versicherungsagent unter dem Verdacht des Heiratsschwindels verhaftet. Er ist verheiratet und Vater mehrerer Kinder. Er hatte sich unter her Maske eines Aachener Zollbeamten mit einem Kölner Dienstmädchen verlobt.'Das Mädchen starb dieser Tage im Kölner Krankenbause Lindenberg an Herzschwäche. Als der Agent sich einen Totenschein aüsstellen lasten wollte, um sich in den Besitz der Lebensversicherungs summe zu setzen, wurde er seftgenommen. Es hat sich herausgestellt, daß der Agent das Mädchen durch Heiratsversprechungen be wogen hat. sich für die Summe von 8000 Mk. in eine Lebensversicherung ausnehmen zu lassen. Da die Police von dem Mädchen für ein ganzes Jahr voraus bezahlt worden ist, werden die Verwandten der Verstorbenen jetzt die Versicherungssumme von 3000 Mk. erheben können. Gestern noch aus stolzen Rossen. 19 > Roman von Horst Bademer. f?orl'ehnna/ „Mit Ihrer Frau?" fragte Pillow. „Nein!" »Da war Pillow wieder mobil wie ein Fisch tm Wasser. „Stecken Sie sich nur einen tüchtigen Batzen Geld ein, damit wir Ihrer Frau ein erfreu liches Resultat mit nach Hause bringen können!" .Haben Sie einen Tip?" „Einen, Meister? — Dreie, viere! — Sehen Sie mal".. . Die Sportzeitung zitterte in seinen Händen, einen langen Vortrag hielt Pillow, über „Flieger" und „Steher", Gewicht und Distanz, Herrenreiter und Jockeys, „grobe" Sprünge und Hürden. Manke summten die Ohren davon, aber einen tiesen Eindruck machte die Weisheit seines Gesellen doch auf ihn. 26. Baron Pingstorff betrat den Salon der Damen Hohlstoone, wie immer eine Faust Rosen in der Hand. Ziemlich kühl wurde er empfangen, abweisen hatte man ihn nicht können, denn die Damen standen gerade auf dem Balkon, als er in seiner Automobil droschke vorsuhr. Julia hafte in der letzten Zeit gemerkt, daß er allen Ernstes um sie warb, und ihn zu erhören war sie nicht ge willt. Sehr deutlich hatte sie es ihrer Mutter gesagt, und die war ganz einverstanden. Der Baron konnte ihrer Tochter sehr wenig bieten vnd aktiver Ossizier war er auch nicht. Nach ein paar Jahren, hatte er eines Tages gesagt, habe er den Dienst aufgesteckt, weil er ihn nicht befriedigt, „künstlerische" Interessen ließen sich so furchtbar schwer mit dem Beruf als Oifizier vereinigen, vor allen Dingen, wenn man bei einem Provinzkavallerie-Regimente stände. In Wahrheit hatten sich die Dinge etwas anders verhalten, er hatte den Abschied genommen, — weil er ihn sonst bekommen, denn seine Pflichttreue batte sehr viel zu wünschen übrig gelassen. Und ab und zu horte man auch von einertüchtigen Portion Schulden, die er sich in kurzer Zeit immer wieder auf geladen hatte, obgleich er ein paarmal von seinen Angehörigen „rangiert" worden war. „Ich hoffe, ich komme nicht zu ungelegener Zeit, aber eine wichtige Angelegenheit zwang mich, zu so früher Stunde bei den Herrschaften vorzusprechen!" Dabei war es drei Uhr nachmittags. „Wichtige Angelegenheit?" Julia konnte es nicht hindern, daß ihr die Röte ins Gesicht schoß. Er legte es sich zu seinen Gunsten aus. Jetzt hieß es vorsichtig sein. . . oder sollten die Damen etwa schon wissen? . . . „Ich darf doch offen reden, nicht wahr? Da ich den Vorzug habe, als häufiger Gast in Ihrem Hause zu verkehren, gnädige Frau, kommt es mir wohl auch zu — hm ja — in gewisser Weise Sie zu — schützen!" Frau Hohlstoone schlug die Hände zu sammen. „Wir verstehen Sie wirklich nicht, lieber Baron! — Uns schützen?" Julia sah sich die dunkclroten Rosen sehr genau an. Was er nur wollte ?" „Also ich bitte Sie in Ihrem eigenen Inter esse, vorläufig Herrn von Wrütten nicht zu empfangen!" Da warf Fräulein Hohlstoone den Kopf mit jähem Ruck in den Nacken, während ihre Mutter den Baron erstaunt ansah, sie wußte gar nicht, was sie denken sollte. „Und warum nicht?" „Gnädiges Fräulein, so leid es mir tut, er ist in eine Angelegenheit verwickelt, die die Kriminalpolizei beschäftigt, eine Festnahme ist schon erfolgt!" Julia befiel ein Zittern. „Baron, ich bitte, reden Sie nicht in halben Worten, — entweder sagt man — klipp und klar — ja — das hat er getan — oder man schweigt!" „Glauben Sie mir, gnädiges Fräulein, es ist mir bitter schwer gefallen, den Damen so viel zu sagen! — Die Angelegenheit schwebt ja noch, und um Ihnen Unannehmlichkeiten zu ersparen, habe ich die Mitteilung gemacht! Im übrigen weiß man ja, wie geklatscht wird. Vielleicht hat Herr von Wrütten mit der ganzen Sache absolut nichts zu tun, — nur — ich glaubte mich verpflichtet, Sie zu warnen. So lange die Dinge noch nicht geklärt sind, wird es doch von Vorteil sein, die Damen treffen mit Herrn von Wrütten nicht zusammen!" Frau Hohlstoone mar eine energische Frau, sie trieb Pingstorff in die Enge, denn was er mit dieser Rederei bezweckte, konnte sie sich un gefähr denken. „Sie sind doch befreundet mit Herrn von Wrütten. Baron!" „Gott — befreundet ist doch wohl zu viel gesagt. — wir kennen uns gut!" „Und warum haben Sie es dann nicht für Ihre Pflicht gehalten, zuerst einmal zu Herrn von Wrütten zu gehen und zu fragen, was eigentlich an der ganzen Geschichte wahr ist?" . „Meine gnädige Frau, glauben Sie wirk lich, ich hätte eine erschöpfende Auskunft er halten? Sehr milde gesagt, zum mindesten ist Herr von Wrütten Partei!" Aber mit solchen halben Redensarten kam er bei der resoluten Frau gerade an die Rechte! „Das verstehe ich nicht! Es mag sein, daß ich die hiesigen Verhältnisse nicht beurteilen kann, deshalb verübeln Sie mir es nicht, lieber Baron, wenn ich Sie bitte, bis der Fall geklärt ist, unser Haus zu meiden. Wir sind zwei alleinstehende Damen, da Herr von Wrütten bei uns verkehrt hat — wir werden ihn selbstredend vorläufig auch nicht emp fangen —, dürfen wir als anständige Leirte weder seine Freunde — noch seine Feinde empfangen!" Sofort erhob sich Pingstorff mit rotem Kopfe. „Auf diese Antwort war ich allerdings nicht gefaßt, gnädige Frau, ich glaubte den Damen einen guten Dienst zu leisten!" Sie schritt zur Tür und klingelte. „Dafür haben wir Ihnen natürlich dankbar zu sein, Herr Baron!" Und als sich der mit zwei Verbeugungen ent fernen wollte, trat der Diener ein. Ruhig sagte Frau Hohlstoone: „Johann, der Herr Varon will sich empfehlen!"
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)