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Ottendorfer Zeitung : 22.04.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-04-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191404223
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19140422
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19140422
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-04
- Tag 1914-04-22
-
Monat
1914-04
-
Jahr
1914
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 22.04.1914
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Diplomatische Zwischenspiele. Abbazia und Kork»! Man darf woh sagen, das; in diesen Tagen auf diese beiden Orte die Augen der ganzen politischen Welt gerichtet find. Weder die immer ernster werdende Lage in China, noch der mexikanisch-amerika nische Konflikt, noch der albanisch-epirotische Streit vermögen angesichts der Konferenzen zu interessieren, die in Abbazia zwischen den Ministern deS Nutzeren Österreichs und Italiens und in Korfu unter der Führung Kaiser Wil helms abgehalten werden. Während es sich aber in Abbazia im wesentlichen um wirt schaftliche Fragen und um die Wahrung der Adria-Interessen der beiden Länder handelt, wird in Korfu europäische Politik verhandelt. Weirte doch aus Einladung des Kaisers zu gleich mit dem Reichskanzler v. Bethmann Hollweg der griechische Minister des Nutzeren Streit, der griechische Ministerpräsident Veni zelos und der deutsche Botschafter in Konstan tinopel. Frhr. v. Wangenheim, auf der sagen- Umwobenen Insel. Fraglos wird nicht nur das albanische Problem in aller Ausführlich keit behandelt werden, sondern man wird auch versuchen, dem zwilchen der Türkei und Griechenland schwebenden Streit wegen der ägäischen Inseln ein Ende zu machen. Datz daneben die sämtlichen noch unge lösten Balkanfragen — uns ihrer sind leider recht viele — besprochen werden, versteht sich von selbst. Es kann für Deutschland unmög lich gleichgültig sein, in welchem Verhältnis Griechenland und die Türkei miteinander leben. Wir wollen und dürfen — mit Rück sicht auf die englisch-russisch-französischen Klein-Asienpläne — nicht die Freundschaft und das Vertrauen der Türkei verlieren, wir müssen aber auch im Interesse unserer Bundesgenossen ein möglichst gutes Verhältnis zu Griechenland herbeizusühren und aufrecht zuerhalten versuchen. Griechenland hat neben Serbien die grössten Triumphe in den beiden Balkankriegen davon- getragen, eS ist ohne Zweifel zu Lande und zu Wasser zu einer Macht geworden, mit der im Falle von Verwicklungen am Mittelmeer unbedingt gerechnet werden muß. Es hieße die Augen vor den Dingen der harten Wirk lichkeit verschließen, wenn man nickt erkennen wollte, daß Griechenland mit gleichem Be mühen vom Dreiverbands wie vom Drei bunde als Freund — man sprach in Frank reich sogar von einer Bundesgenossenschast — begehrt würde. Sollte es einmal zu kriegerischen Maß nahmen zwischen den beiden großen Staaten- bündnisien Europas kommen, so kann die griechische Neutralität zum ausschlaggebenden Faktor für die Entscheidung werden. Wenn fick die neuerstarkte Mittelmeermacht auf Seite des Dreiverbandes schlägt, ist ein wesentlicher Teil der italienischen und der österreich-ungari schen Streitkräfte lahmgelegt. Man sieht also, welche tiefinnere Bedeutung die Konferenzen auf Korfu haben. Herr v. Bethmann Hollweg wird einen schweren Stand haben, um die widerstreitenden Interessen so auszugleichen, daß niemand gekränkt ist. Daß man weder in Rußland noch in Eng land und Frankreich die Bedeutung der Korsioter Konferenzen unterschätzt, zeigen die Stimmen der führenden Blätter. Natürlich hört man in Frankreich wieder einmai die" Mär von dem »unruhigen Deutschland, dessen Ränkespiel das Gleichgewicht in Europa er schüttert". Man braucht solche Ergüsse nicht allzu tragischen nehmen, aber man soll sie auch nicht unterschätzen. Sie gewinnen um so größere Bedeutung, als Frankreich wieder mit dem eng lischen Nachbar wegen seiner schwachen Land- streitkräste schmollt. Deutschland hat unstreitig — seit langer Zeit wieder zum erstenmal in dock- bedeutsamer Stunde — das entscheidende Wort in der europäischen Politik. Wenn ihm die Wucht nicht fehlt, wird es nicht nur be deutsam sein für Deutschlands Ste ung in der Welt, sondern auch für den Frieden Europas. ^Vvstnnmn. k)eer uncl floNe. — Von verschiedenen Seiten wird immer wieder die Forderung aufgestellt, Deutschland iolle in seiner Flotte, nach dem Muster von England, die Olfeuerung einführen. Wenn England viel schneller und ausschließlicher zur reinen Olfeuerung auf seinen Kriegsschiffen übergegangen ist als bei spielsweise Deutschland, so hat dies seinen guten Grund. Es ist ia längst ein offenes Geheimnis, daß den Engländern die vollzählige Besetzung ihrer Marine viel Kopfzerbrechen macht. Da nun die Wartung der Olkessel nur ein Drittel der Zahl der für Kohlenkessel nötigen Mannschaften be dingt, so begreist man leicht, warum England den Übergang zur Osieuerung für wünschenswert hält. Es fragt sich nun, ob wir dem englischen Bei- iviele Nachfolgen und mehr und mehr zur reinen Olfeuerung übergehen sollen oder nicht. Man wird, ohne die großen Vorzüge der Olfeuerung zu verkennen, doch zuqeben müssen, daß ein ge mischte? Feuerunqssystem wie daS in der deut schen Marine übliche unseren Verhältnissen mehr gerecht wird. Wir wollen uns die Vorteile der Olfeuerung keineswegs aus der. Hand nehmen lassen, nur wünschen wir deren Nachteile nicht unnötig in Kauf zu nehmen. Man hat daher bei uns seit 191l auf allen im Bau befindlichen Schiffen die Olfeuerung neben der Kohlenfeuerung ein geführt. Es ist also immer ein Teil der Kessel zur Olfeuerung eingerichtet, so z. B. bei der „Graudenz". Es werden demnach in Zukunst unsere Schiffe, teils wegen deS hohen Olvreises, teils wegen der häufig schwierigen Beschaffung dieses Heizmaterials, die normalen Marschfahrten in der Regel mit Kohle zurücklegen und die Olkessel nur dann in Gebrauch nehmen, wenn es sich um Erzielung sehr hoher Schiffsgeschwindig keiten handelt. — Ein schwerer Unfall ereignete sich in Staken bei Spandau. Dort ging ein Gespann der 1. Schwadron des Spändauer Trainbataillons durch. Die Pferde rasten die Straße entlang. Als ste ausgehalten wurden, stürzte sich eines der Tiere zu Tode. Drei Mann wurden nicht uner heblich verletzt. Politische kunctscbau. Deutschland. * Die Taufe des Erbprinzen von Braunschweig findet in Gegenwart des Kaiserpaares am 9. Mai in Braun schweig statt. * Die Meldung, daß dem Kaiser anläß lich seines bevorstehenden Besuches inStraß - bürg eine Adresse von Mitgliedern der Ersten Kammer über die Zaberner Vorgänge überreicht werden soll, entspricht nicht den Tat sachen. * Das Großherzogspaar von Baden ist zur Erwiderung des Antrittsbesuches beim bayrischen Königspaar in München eingetroffen. *Der frühere antisemitische Reichstags- abgeordete Rektor a.D. Ahlwardt ist im Leipziger Krankenhause gestorben. Er war vor einigen Tagen von einem Fuhrwerk über fahren und schwer verletzt worden. Der 68iährige, der lange Jahre dem Reichstage angehörte und dessen Name einst in aller Munde war, ist seit Jahren in Vergessenheit geraten und lebte seit dem Jahre 1905 in der Stille. Osterreich-Ungarn. * Kaiser Franz Joseph hat in be sonderer Audienz die bulgarischen Prinzen Boris und Kyrill empfangen. Kronprinz Boris sprach dem Kaiser den Dank für die Ver leihung des GroßkreuzeS des Stepdanordens aus. Prinz Kyrill dankte für seine Er nennung zum Oberleutnant des 11. Husaren- Regiments. In Wiener Hofkreisen legt man diesem Höflichkeitsaustausch besondere politische Bedeutung bei. Frankreich. *Die Schiedskommission zur Schlichtung der bergrechtlichen Streitigkeiten in Marokko hat in Varis seine Tätigkeit ausgenommen. Als Obmann der Kommission wird der vom Könige von Norwegen hierzu bestimmte Stiftsamtmann Gram tätig sein. Man hofft, daß die Kommission ihre Arbeiten Mitte Juni beendet haben wird. * Der ehemalige Minister des Nutzern Pichon erklärt in dem von ihm geleiteten .Petit Journal', da der Dreibund bedeutend stärker sei als der Dreiverband. Trotzdem meint er, daß England mit Frankreich durchaus kein Bündnis zu schließen braucht. Eng land will jür den Frieden in Europa tätig, nicht Hester in einem Angriffs- oder Re vanchekriege sein. England. * Das englische Mittelmeer-Ge schwader, bestehend aus neun großen Kriegsschiffen und zebn dazu gehörigen klei neren Kriegsfahrzerwen, soll in den nächsten Tagen einen Befuck in den österreichisch ungarischen Häfen Triest, Bola und Fiume abstatten. Ein österreichi sches Geschwader wird Ende Mai den Besuch der englischen Flotte in Malta erwidern, wohin um diese Zeit das englische Geschwader zurückgekehrt sein wird. Belgien. * Vie vor Monatsfrist in Brüssel aufge nommenen Schlußdesprechungen der Oberleiter derKamerunerGrenzvermessungen sind mit Unterzeichnung eines Protokolls ab geschlossen worden, das noch der Prüfung und Genehmigung durch die beiden Regierungen bedarf. Im allgemeinen wurde über den Ver laus der fast dreitausend Kilometer langen Grenze zwischen den Kommissaren volle Eini gung erzielt. Streitig geblieben sind eine Strecke von sechs Kilometern am Ubangi-Ufer und eine Insel im Logone-Fluß. Man wird, wenn die Regierungen das Abkommen ge nehmigt haben, die verbleibenden Streitfragen einem Schiedsgericht unterbreiten. Norwegen. * Der Arbeitsminister Castberg ist plötz lich von seinem Amte zurückgetreten, weil er, wie er in einem Briefe an den König schreibt, mit den Mitgliedern des Kabinetts in vielen Fragen nicht einig ist. Es handelt sich be sonders um die Einführung des erzwungenen Schiedsgerichts bei Arbeitsstreitigkeiten und um die Frage der Erleichterungen in der Be steuerung der kleinen Einkommen. Balkanstaaten. "Die Gerüchte, daß Montenegro an gesichts der Krise in Albanien mobili sieren will, bestätigen sich. Die Grenzstämme der Hoti und Gruda haben eine feindselige Haltung angenommen und drohen mit einem Ausstand. Die montenegrinische Regierung rechtfertigt mit dieser Gefahr in ihrer Grenz mark gegen Albanien die Zusammenziehung ihrer Streitkräfte. — In Koritza ist die Lage unverändert, die griechischen Banden bedrohen immer aufs neue die albanische Bevölkerung. Glücklicherweise hat der griechische Minister präsident jetzt — zum ersten Male — unzwei deutig sich gegen die Banden erklärt. In einem offenen Briete an ein Budapester Blatt schreibt er, daß Griechenland das Vorgehen der »Mörder von Koritza" ebenso mißbillige und beklage wie alle zivilisierten Menschen. Hoffentlich handelt man in Griechenland auch demgemäß, indem man den Rebellen jedwede Unterstützung versagt. Amerika. * Der amerikanisch-mexikanische Konflikt scheint in letzter Stunde eine friedliche Lösung zu finden. Präsident Huerta hat sich bereit erklärt, die amerikanische Flagge mit 21 Schüssen zu begrüßen, und Präsident Wilson bat mgefagt, den Salut zu er widern. Er erklärt jedoch, daß damit keine Anerkennung Huertas als Präsident von Mexiko ausgesprochen sei. — Der Kampf umTorreron dauert fort. Zum Schutz der deutschen Reichsangehörigen in Mexiko wird der deutsche Kreuzer .Dresden" nach Tampico abgehen. Daß seine Anwesen heit dort äußerst notwendig ist, um Habe und Leben deiüscher Volksgenossen zu beschützen, geht aus den Schicksalen des deutschen Petro l eumd ampfers „Osaga" nur zu deutlich hervor, der von Tampico im Hafen von Tampa (Florida) einlief. Der Rumpf des »Osaga" ist von zahlreichen Kugelfi durchbohrt, zwei Mattosen sind auf dem Strande von Tampico durch abirrende Kugeln verwundet worden. Der Kapitän berichtet, daß im Petroleumbezirk von Tampico sich überaus heftige Kämpfe ab spielen. Afrika. *Jn Benghasi kam es zu neuen Kämpfen zwischen Eingeborenen und Italienern. Auf beiden Seiten gab es viele Tote und Verwundete. Nach achtstündigem Geleckt gelang es den Italienern, den Feind in die Flucht zu schlagen. Assen. *Die Vertreter der Mächte in Peking haben sich entschlossen, der chinesischen Regierung eine gemeinsame Note zu über reichen, in der auf die zunehmende Gelahr des Räuberunwesens hingewiesen wird. Iuan^chikai hat gegen die Banden 25 000 Mann aufgeboten und versickert, datz er den Plündereien und Mordbrennereien, und be sonders der von den Räuberbanden einge leiteten Fremdenhetze ein Ende macken werde. Der Hag von Düppel. Dis Erstürmung der Düppeler Schanzen am 18. April 1884. Fünfzig Jahre sind seit dem für Preußen so glorreichen Tage von Düppel vergangen — in unsere feierliche Gegenwart klingt die Erinnerung an diesen Tag wie ein Helden sang von Kampf und Tod und Sieg. In der Geschichte Preußens gibt es kaum einen zweiten Tag, der gleich glorreich, aber auch gleich blutig ist, wie jener 18. April vor fünf zig Jahren. Am 28. März war die Belagerung der Düppeler Schanzen von den Preußen unter dem Befehl des Prinzen Friedrich Karl be gonnen worden. Das Unternehmen forderte Entschlossenheit und Tatkraft; denn die Dänen hatten mit allen Mitteln der damaligen Be festigungskunst sich eine Stellung geschaffen, die man allgemein für uneinnehmbar hielt. Aber man wußte im preußischen Lager, daß der Ausgang des Krieges, ia, daß der Name Preußens von der Einnahme dieser wichtigen Stellung abhing. Die Schanzen erstreckten sich, auf einem Höhenzuge angelegt, auf drei Kilometer und stützten sich zu beiden Seiten auf das Meer, von wo ste teils die Befesti gungen auf Alfen, teils die dänische Flotte schützten. Die Preußen richteten ihren Angriff auf den linken schwächeren Flügel der feindlichen Stellung. Schlag auf Schlag rückten ste un aufhaltsam näher an die feindlichen Schanzen heran. Der ersten Parallele folgte in der Nacht vom 7. zum 8. April eine zweite, 300 Schritt vor der ersten. Schon an diesem Tage berichtete der dänische Höchstkommandierende nach Kopenhagen, daß „die Überlegenheit der feindlichen Geschütze unverkennbar sei", und daß „die alten dänischen Kanonen machtlos seien". Es war vergeblich, daß die Kopen hagener Antwort lautete: „Ausharren, die Wälle müssen unbedingt gehalten werden!" In der Nacht zum 11. April rückten die Preußen bis auf 500 Meter an die dänischen Werke heran. Vom 13. bis zum 17. April unterhielten 118 Geschütze ein fortdauerndes Feuer auf die Schanzen, in denen bereits völlige Mutlosig keit herrschte. Am 18. vormittags 10 Uhr schwieg dann plötzlich das verheerende Feuer und die Sturmkolonnen brachen los. Unauf haltsam ging es im schärfsten dänischen Kartätschenfeuer vorwärts, Brustwehren wurden erstürmt, Hindernisse beseitigt, Verhaue über stiegen. In 10 Minuten waren die Schanzen erobert. Uber 7V Offiziere und 1130 Mann waren im Kampfe auf preußischer Seite ge fallen, während die Dänen 110 Offiziere und 4700 Mann verloren. Ein glorreicher, aber blusiger Tag, an dem sich Pflichttreue und Feuerdisziplin der preußischen Truppen glänzend bewährten. Pächter. Von uncl fern. Verhängnisvolle Wettfahrt. In dem pommerfchen Dorfe Sommin unternahmen die Pächter Kurkowsky und Cieczynski auf dem Rückweg von einer Versammlung eine Wett fahrt., Das Fuhrwerk Kurkowskys fuhr dabei gegen einen Baum, und der Besitzer, sowie die Arbeiterfrau Wietczak wurden getötet. Blinddarmoveration an einem zum Tode Verurteilte». Der vom Güstrower Schwurgericht zum Tode verurteilte Mörder Koch wurde nach Rostock übergeführt. Er muß operiert werden, da er an Blinddarm- entzündung erkrankt ist. Gestern noch auf stolzen Nossen. 8j Roman von Hör st Bademer. t^ori'e^nng.) Noch heute herrscht me'sack be> den Leuten, die wenig von den Dingen verstehen, die Ansicht, daß es schwerer sei, ein P'erd gut über d'e Hindernisse zu steuern, wie über die stäche Babn. Ein Irrtum! Die Berechnung, die besten P'erde, je nach Temperament und Leistungsfähigkeit „auf Warten", dss beißt im Hintertreffen zu halten und dann kurz vor dem Ziele .vormwerfen" und zu „führen", muß genau ausprobiert sein, denn es gibt Vollblüter, die nicht die Tete nehmen wollen und wieder andere, die sofort vertagen, wenn ein anderes P'erd ihnen an die „Gurten kommt", das heißt neben ihnen im Rennen „liegt". Daher sagt man auck, das eine „kämpft sich treu nach Hause", Las andere „steckt den Kamps aus". Unter den Jockeys gibt es eine oroße Zahl, die Riesen'ummen erhaben, jährlich bis zu fünfzig-, ja hunderttausend Dark. Solche Honorare können sich natürlich nur Ställe leisten, Lie über ein großes und vorzügliches Pferdematerial verfügen! Aber bei den hohen Preisen, mit denen die Flachrennen zum Teil ausgestattet sind, verlohnt eS sich, für Lie „Routine" ein so hohes Geld anzulsgen. Und wei' an diesem Donnerstag ein Preis von 40 OVO Mark zum Austrage kam, war die Hoppegartener Rennbahn überlüllt. Da es sehr zweifelhaft war, welches Pferd siegen würde, redete man von einem „offenen Rennen". Es gab keinen „Favoriten", nickt eines wurde bevorzugt, sondern drei, vier in dem "eben Pferde starken Felde der „Union", die ein Vorexamen für das in Hamburg ein paar Wochen später zu lausende „Derby", der großen ^uchtyrniung der Dreijährigen war. Die Wetter hotten ihrs Lieblinge. Soviel war schon sicher, als der Starter, die rote Fahne senkend, das Feld entließ, der Sieger würde seinen Anhängern gewiß mindestens viersackes Geld am Totalisator aus ahlsn lassen. — Die Damen Höhlstoone waren auch an- we'end, in ihrer Begleitung befand sich der Baron Ringstorff. Sie hatten ihn gebeten, auf ein bestimmtes Pferd hundert Mark Sieg zu setzen. Er hatte den blauen Schein ge nommen und sich entfernt. Als das Rennen begonnen hatte, war er noch nicht w'eder zu ihnen zurückgehrt. Nun, das war kein Wunder bei dem Menschengedränge. Er lief am Sattelplatz Wrütten über den Weg, und dem blieb nickts anderes übrig, als mit dem Tagedieb ein paar Worte zu wEein. „Wohin lo eilig?" „Setzen!" „So — und welchen Schindrr?" „Irrlicht!" „Ahi" Wrütten wiegte den Kopf hin und her. „Haben Eie zu dem kein Vertrauen?" „WaS hesst schon Vertrauen, Pingstorff? Der Stall ist dieses Jahr im Pech, ein Wunder wäre es, er landete das Rennen! Ausgleichende Gerechtigkeit. Oder um mit Gemeinplätzen zu reden: Unter Herrgott hat schon da ür gesorgt, daß die Bäume nicht in den Himmel wachsen!" „Ja, auf welchen Eaul schwören Sie denn?" „Auf gar keinen!" „Nanu, einen Goldtuchs haben Sie doch allemal anlegen lassen!" „Und wenn ick's hätte, bände ich's Ihnen sicherlich nickt auf die Nase, zu welchem Schinder ich Vertrauen habe!" Da machte sich Pingstorff aus dem Staube und drückte sich am Totalisator herum, um zu hören, was die Leute von „Irrlicht hielten. — Das Rennen war gelaufen worden, „Irr licht" hatte gesiegt und einundfünfzig sür zehn wurde auf ihn ausbemhlt. — Wrütten schlenderte vor den Tribünen nach diesem Renne« herum, begrüßte hier und da ein paar Bekannte und traf auch mit den Damen Hohsstoone zusammen. „Haben Sie nicht den Baron Pingstorff gesehen?" fragte Julia. „Jawohl, vor dem Rennen bad ich ein paar Worte mit ihm gesprochen!" „Wir haben ihm hundert Mark zum Setzen auf „Irrlicht" gegeben, ihn aber noch nicht wieder getroffen!" „Nun, er wird schon kommen. Ader ich gratuliere, da Haden Ste ja eine Menge Geld gewönne«!" Julia Hohsstoone lachte. „Ack Gatt — na ja! Jedenfalls haben wir uns gefreut, daß wir daS richtige Pferd gesetzt haben!" Ist es ihr wirklich so einerlei, backte Written, dann müssen die Damen über gioße Mittet verfügen, aber wahrscheinlich tut sie nur so. Und da ihm dieser Herr Hoffmann, den er vorhin auch auf der Balm gesehen und ganz üüchtia. nur lo un Vorbeigehen, den Rat ge geben, auf „Irrlicht" zu setzen, gestern einen Tausender gegeben, so eilte es ihm augenblick lich nicht, Julia auf Tod und Leben den Hos zu machen. Fünfzig Mark hatte er ja auch auf den Schinder durch einen Trainer für sich anlegen lassen. Spieler pflegen zu sagen: Gs- f pumvtes Geld bringt Glück! Aber für heute wollte er das Schicksal doch nickt weiter herausfordern, drüben in Karlshorst stieg er selbst in den Sattel, an jedem Renntag, ge wöhnlich ein paarmal, dort wollte er „ope rieren", weil er die Chancen in den Rennen, die er selbst mit bestritt, am besten abwägen konnte. Wrütten blieb bei den Damen stehen, als sich aber Pingstorff nach dem nächsten Rennen noch immer nicht sehen liest, ging er ihn suchen. Nirgends war er zu finden. Ein Lächeln legte sich um seinen Mund. Wahrscheinlich batte der Gentleman kein Zu trauen zu „Irrlicht" gehabt und lieber den blauen Lappen in der Tasche behalten, fünf hundertzehn Mark würde der Baron schwer lich bei sich tragen, und wär's der Fall, nickt gern rauSrücken. Auch gut! Einen Konkur renten war er da sicherlich bei der schönen Julia los, Storglow schien ihm nicht ernstlich ins Gehege kommen zu wollen, der Himmel klärte sich auf über Konstantin WrüttenS sorgenbeladenem Haupte. Mit einem bedauernden Achselzucken kehrte er zu den Damen zurück. „Nicht ausfindbar! Vielleicht ist ihm schlecht geworden, die Hitze . . ." Während ihn Jutta so kom'sck von der Seile ansah, tagte die ziemlich korpulente Frau Hohsstoone r
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