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Älakfenftillftanä in Mexiko. Der Staatssekretär der Ver. Staaten Bryan teilt mit, daß Huerta seine Zustimmung zu einem sofortigen Waffenstillstand gegeben bat. Die Aufständischen sind dabei nicht eingeschlossen. Damit ist der Vermittelungsaktion der süd- amerikaniscken Staaten ein weit günstigerer Boden bereitet, als es bisher erschien. Man scheint in Washington den Bogen nicht mehr zu straff zu spannen wie anfangs. Denn daß Huerta bedingungslos abdanken wird, wie Präsident Wilson zuerst ver» langte, glaubt niemand, der den unbeug samen Charakter des mexikanischan Gewalt habers und den großen Anhang, über den er in seinem Lande gebietet, kennt und vorurteils los würdigt. Was wird Carranza tun? Die Aufständischen sind in die Abmachungen nicht einbezogen. Die Nachricht, daß Carranza seine Zustimmung zu den Schritten der süd amerikanischen Diplomaten bereits erteilt habe, scheint demnach verfrüht zu sein. Man hofft indessen in Washington, daß Carranza seine Einwilligung zu den Vermiitungs- verbandlungen bald bekannt a ben werde. In New Nork verbreitet m bereits das Gerücht, daß Huerta sich den Wünschen Wilsons gebeugt habe. Huerta amtsmüde ? Nachdem der englische Gesandte Carden dem Präsidenten Huerta namens der ameri kanischen Regierung mitgeteilt hat, daß nichts außer seinem Rücktritt den Erfordernisten der Lage entsprechen oder Frieden bringen könne, soll Huerta zum Rücktritt entschlossen sein und bereits Vorbereitungen zur Abreise getroffen haben. In New Nork will man sogar wissen, daß Huerta mit einigen An hängern nach Berlin fliehen wolle, wo er durch Vertrauensagenten drei Millionen Dollars sicher untergehracht haben soll. Natürlich sind das bloße Reporterphautasien. Japan vermittelt nicht. Huerta scheint noch immer im geheimen auf ein Eingreifen Japans gehofft zu haben. Aber trotz erneuter Versuche Huertas, die japanische Regierung zur Teilnahme an den Vermittlungsbestrebungen zu bewegen, hält der japanische Ministerpräsident Okuma an seiner Erklärung fest, daß Japan sich jeder Einmischung in den nordamerikanisch mexikanischen Konflikt enthalten wolle. Huerta sieht nun, daß das Zustandekommen des Waffenstillstandes auf Schwierigkeiten stößt, weil die von der Washingtoner Regie rung für die Erfüllung der Huertaschen Ver sprechungen verlangten Bürgschaften noch immer auf sich warten lassen und auch, weil über die Absicht des Rebellen-Generals Villa während eines Waffenstillstandes noch keine Klarheit bestehe. Dazu kommt noch, daß die Rebellen jetzt offenbare Fortschritte machen. Kämpfe um Tampico. Die Rebellen haben die Stadt Tampico vier Tage lang angegriffen und sind jetzt im Besitz aller wichtigen Punkte. Die Bundes truppen, die von Kanonenbooten unterstützt werden, haben einen Offizier unter Parla mentärflagge mit der Aufforderung zu den Rebellen gesandt, sich ihnen bei dem Wider stande gegen die Amerikaner anzuschließen. Die Rebellen haben dies abgelehnt, haben jedoch erklärt, sie würden den Amerikanern Widerstand leisten, wenn diese in das Gebiet der Rebellen einfielen. Sie beschossen den Dampfer der Wardlinie .Antilla", der unter kubanischer Flagge den Fluß hinauf nach Tampico fuhr. Der amerikanische Admiral protestierte. Die Rebellen ließen aber die Weiterfahrt nicht zu, da der Dampfer Vorräte für die von den Aufständischen belagerten Truppen Huertas an Bord führte. Nach kurzer Zeit eröffneten die vor Tampico liegenden Kanonenboote Huertas ein heftiges Feuer auf Lie Rebellen, so daß die „Antilla" unter der Deckung dieser Kanonade Tampico erreichen konnte. Heer uns flone. — Eine neue leichte Sommeruniform für die preußische Gendarmerie wird allgemein vom 1. Mai ab in Benutzung genommen. Das Tuch der neuen Uniformen ist ganz bedeutend leichter als das bisher für Winter und Sommer ver wendete dunkelgrüne Waffenrocktuch und hat bei der Vorlegung der Probeuniform den Beifall des Kaisers gefunden. Die in der Armee und Marine erworbenen Abzeichen, wie z. B. Adlerknöpfe der Schießschulen, die Fechterabzeichen usw. dürfen auf der neuen Uniform nicht angebracht werden. Ms Paradeanzug ist jedoch nach wie vor der bisherige dunkelgrüne Waffenrock mit den er- dienten Abzeichen anzulegen. Eine weitere Dienst erleichterung hat der Sommer insofern mit sich gebracht, als den Gendarmen fortan allwöchent lich ein dienstfreier Tag zu gewähren ist, und dementsprechend ist es auch angängig, daß die Oberwachtmeister an einzelnen Tagen auch ohne besonderen Grund keinen Dienst verrichten. pluncisckau Deutschland. "Das kaiserliche Hauptquartier während der diesjährigen Kaisermanöver wird nch im Homburger Schloß befinden. Die Vorarbeiten für den Aufenthalt des Monarchen werden daselbst in umfassender Weise getroffen. " Das Prinzenpaar Heinrich von Preußen ist von der Südamerikareise wieder im Königlichen Schloß zu Kiel einge troffen. Der Prinz sowohl wie die Prinzessin sehen sehr frisch und gebräunt aus. "Der neue Statthalter der Reickslandc v. DplIwitz, der am 1. d. Mts. sein Amt angetreten hat, wohnte in Straßburg der Feier des Stiftungsfestes der Universität bei. Der Statthalter hielt eine kurze Ansprache, in der er seiner Freude darüber Ausdruck gab, daß seine erste amtliche Tätigkeit ihn in die Universität führe, der er vor 38 Jahren selber als Student der Rechtswissenschaft angehört habe. * Die R e i ch s t a g s k o m m i s s i o n für die Errichtung eines Kolonialgerichts hofs beließ auch in der zweiten Lesung Hamburg als Sitz des höchsten Kolonial gerichts. * Einer Anregung des Königs folgend und früheren Beschlüssen beider Kammern ent sprechend, hatte die dayrischeRegi.erring im Landtage eine Vorlage eingebracht, den Gemeinden zur Einführung der Ar beitslosenversicherung jährlich bis auf weiteres 7600V Mk. zu geben. Diese Vor lage hat die Abgeordnetenkammer mit einer erheblichen Mehrheit angenommen. Die Kammer derReichsräte hat nunmehr nach 5'/s stündiger Sitzung die Vorlage nach lebhafter Befürwortung Lurch den Minister des Innern mit allen gegen zehn Stimmen abgelehnt. Die meisten Prinzen stimmten für die Vorlage. Die erdrückende Mehrheit des Hauses stimmte jedoch dagegen, weil die Vorlage dem sozialdemokratischen Programm entnommen sei. Durch die einem Tadels votum gleichkommende Ablehnung ihrer Vor lage ist die bayrische Regierung, von der die Hälfte der Staatsminister der Ersten Kammer selbst angehören, in große Verlegenheit versetzt worden, jedoch dürften die Gerüchte von einer Kabinettskrise verfrüht sein. "Das Mitglied des Preußischen Abge ordnetenhauses Decker (Köln), das am 1. d. Mts. noch an der Sitzung teiknahm, ist auf der Heimreise plötzlich verstorben. — Er vertrat für das Zentrum den zweiten Kölner Wahlkreis Bergheim-Euskirchen. Ge boren am 29. Juni 1848 zu Wlödershof, nahm er als Gutsbesitzer auf Burghof lebhaften Anteil an der Selbstverwaltung, der er, seit 1908 Rentner» seine ganze Zeit widmete. * Die Breslauer Stadtverord neten stimmten dem Anträge des Magistrats gemäß der Vorbereitung einer Gründung einer Versicherungskasse gegen Ar beit s l 0 s i g k e i t zu. "Eine Senatsvorlage an die Bremer Bürgerschaft fordert 32 Millionen zur Vollendung der ersten Hafenbauten im Norden des Bremer Hafens, worauf vier Millionen Ersparnisse bei der ersten Hälfte in Anrechnung kommen. Bremen ist Preußen gegenüber verpflichtet, diese in sechs Jahren auszuführen, darunter die Nordschleuse, den Vorhafen und das Vorbasfin des Nordhafens. Früher sind bereits 39 Millionen verbaut worden. Osterreich-Ungarn. * Kaiser Franz Joseph hat bereits wieder kurze Audienzen erteilt. Man rechnet damit, daß der Monarch in etwa 14 Tagen wieder vollständig hergestellt sein wird. ?rautreich. * In einer halbamtlichen Note wird erklärt, daß das in deutschen Blättern verbreitete Gerücht von einem deutsch-franzö sischen Abkommen über die Fremden legion unzutreffend sei. Richtig sei nur, daß seitens der französischen Regierung ge wisse, auch in Berlin bekannt gewordene Maßnahmen getroffen würden zugunsten jener Leute, deren Minderjährigkeit bei Eintritt in die Fremdenlegion verheimlicht wurde. Englans. * Nach den friedlichen Auseinandersetzungen, die im Unterhause über die Lage in Ülster stattfanden, rechnet man allgemein mit einer ruhigen Lösung des Streites. Jedenfalls spricht niemand mehr von Blutvergießen und Revolution. Die englische Regierung läßt zwar nach wie vor die Küste von Ulster be wachen, um den Waffenschmuggel zu verhüten, doch denkt niemand mehr an Ge walttaten. Freilich weiß auch noch immer niemand, am welche Weise die Selbstver waltung in Ulster durchge'ührt werden soll. Russland. "Das Ministerium des Innern hat an die Behörden für Bauernangelegen heiten erneute Weisung gegeben zur strengen Beachtung der vorgeschriebenen Maßnahmen im st ampfe gegen dieTrunksuchtauf dem Lande. ^aUanstaaten. * Der Präsident der früheren Regierung von Albanien Kemal - Bei steht angeblich an der Spitze einer Verschwörung, die auf Umwandlung der Monarchie in einen Bundesstaat Albanien abzielt. Die Durazzoer Regierung kennt die Ver zweigung des Komplotts. Mehrere Ver haftungen stehen bevor. Der gegenwärtige Aufenthalt Kemal-Beis ist nicht bekannt. "Nach einer Meldung aus Cetinje haben albanische Banden an drei Stellen die montenegrinischen Posten ange griffen, sind aber zurückgedrängt worden. Die montenegrinische Regierung, die von neuen Vorbereitungen der Albanier verständigt wurde, hat sich an dieGrohmächte mit dem Er suchen um Einschreiten gewandt. Asien. "In Persien will jetzt die Regierung mit aller Energie Ruhe und Ordnung schaffen. Eine Gendarmerieabteilung hatte in einem Kampfe mit Räubern, die eine nach Schiras gehende Karawane geplündert hatten, neun Tote und zwölf Verwundete. Die Räuber wurden sämtlich gefangenge- nommem Die Regierung erklärt, daß in kurzer Zeit das Räuberunwesen beseitigt sein werde. Deutscher Keickstag. (Original-Bericht, t Berlin. 2. Mai. Der Reichstag befaßte sich am Donnerstag mit der sozialdemokratischen Interpellation betr. Vorlegung einer Verfassung für Mecklen burg. Nach der Begründung durch den Abg. Herzfeld (foz.) erklärte Staatssekretär Dr. Delbrück, daß sich der Stand punkt der Regierung in der Verfassungsfrage nicht geändert habe. Der Reichskanzler sei daher nicht in der Lage, den An regungen der Interpellation zu entsprechen. Nach kurzer weiterer Erörterung schloß die Besprechung. Die erste Beratung des Dampferfuboentionsgesetzes wurde vom Staatssekretär D'r. Delbrück begründend eingeleitet. Er wies auch darauf hin, daß nur die Australische Linie der Unterstützung be dürfe. Die Vorlage wurde ohne Erörterung der Budgetkommisston überwiesen. Es folgte die erste Beratung des Vertrages über den Schutz des Lebens auf See. Nach einer kurzen Begründung des Staatssekretärs Dr. Delbrück wurde der Vertrag ohne Debatte angenommen. In der nur mäßig besuchten Freitags- sitzung wurde die Frage der Sozialdemokraten nach den angeblichen Erkrankungen, Todes fällen und Selbstmorden infolge strapaziöser Übungen des 143. Infunter ie- Regiments in Straßburg in so offen verneinendem Sinne beantwortet, daß an der Unverbürgtheit der einschlägigen Gerüchte nicht gut mehr zu -weifein ist. Gmeralmaior W,i ldvon Hohenborn teilte mit, daß der Reichskanzler sich und den Reichstag für unzuständig halte, in Angelegenheit der Truppenausbil dung mitzureden. Ebenso erfolgte die Ab lehnung einer Antwort auf die Frage, ob das Heilmittel des Geheimrats Mallebrein gegen ansteckende Krankheiten amtlich empfohlen werden soll, denn die Bejahung der Frage hätte einer Reklame für das Mittel, die Ver neinung einer Verurteilung des Mittels gleich gestanden. und solche Wirkungen sind natürlich unerwünscht. Dann wurde die Beratung des internatio nalen Vertrages zum Schutze des menschlichen Lebens auf See fortgesetzt. Ministerialdirektor v. J-onquiöres nahm Gelegenheit zur Zurückweisung der gestrigen so-ialdemokratischen Angriffe. Er versicherte, daß ihm Has Leben des Zwischendecklers ge nau soviel gelten, wie das eines Milliardärs. Die weitere Aussprache führte zu der Fest stellung, daß der Fortschritt deS Vertrages dem Vorgehen Deutschlands zu danken sei und zu dem Anerkenntnis, daß es.,sich nm einen Mustervertrag handle. Auch die Sozialdemokraten sind für den Vertrag an sich, aber wie schon zu Beginn der Besprechung der Frage versuchten sie auch jetzt die Erörte rung mit etwas abseits liegenden Dingen zu verbinden, insbesondere mit Arbeiterfragen. Abg. Schumann-Forst (soz.) verübelt den Rednern besonders, daß sie sich noch nie zu direkten Verhandlungen mit den Arbeiter organisationen Herbeigelaffen haben. Abg. Dr. Heckscher (fortschr. Bp.) ver wies demgegenüber auf die von Klassenhaß getragene sozialdemokratische Agitation, die jede Verhandlungsmöglichkeit erschwere. Der Vertrag wird schließlich in seiner ganzen Ausdehnung und ohne Änderung ein stimmig und endgültig angenommen. Ohne Debatte wurde ebenfalls in zweiter und dritter Lesung erledigt die Vorlage über statistische Aufnahmen der Vorräte von Ge treide und Müllerei-Erzeugnisse. Ein Gesetzentwurf über gemeinsame Rechte der Besitzer von Schuldverschreibungen wurde vom Geheimrat Delbrück kurz empfohlen und auf Vorschlag des Abg. Dove (fortschr. Vp.) ebenfalls in allen drei Lesungen ohne Debatte angenommen. So stand das Haus im Zeichen rascher Arbeit und konnte sich schon nach dreistündiger Sitzung vertagen. Eisenbahn-Katastrophe bei Mainz. Ein schweres Eisenbahnunglück ereignete sich auf der Station Niedersaulheim bei Mainz. Der Personenzug Alzei-Mainz fuhr beim Rangieren in einen Güterzug und stürzte eine hohe Böschung hinab. Die Wagen wühlten sich tief in den Erdboden ein und bildeten einen wüsten Trümmerhaufen. Es wurden drei Tote, sechs Schwerverletzte und zahlreiche Leichtverletzte geborgen. Der „Mittelpunkt" des Deutschen Reiches. Amtliche Vermessungen Haden er geben, daß im Dorf Krina im Kreise Bitter feld sich der Mittelpunkt Deutschlands be findet. Die Dorfgemeinde beschloß, an der betreffenden Stelle einen großen Gedenkstein zu errichten. Zusammenbruch eines Breslauer Spar vereins. Der 1450 Mitglieder zählende Bres lauer Beamten - Spar- und Darlehnsoerein Genossenschaft m. b. H. fordert die Spar einleger zum Verzicht auf dreißig Prozent ihrer zwei Millionen Spareinlagen auf, da sonst infolge satzungswidriger Geschäftsführung des früheren Vorstands und Unterschlagungen des Kassierers von 25 000 Mark der Konkurs unvermeidlich sei. Gestern noch auf stohen Rosten. 14j Roman von Horst Bobemer. lFartledttnav 18. Als Hoffmanns „Freund' an diesem Margen mit Paunitz zusammentraf, kniff der die Augen ein und hörte ruhig zu. Dieser Mensch, der Root, hatte also nicht reinen Mund ge halten, das war eine bitterböse Geschichte! Wer aber das auch hätte denken können! Er, der sanft so schlau war. wie irgend einer, der das Berliner Pflaster trat, war aus Wut leichtsinnig gewesen. Auch die schlauesten Füchse fangen sich einmal! Nun hieß es vor allen Dingen Mitte! und Weae finden, um in die Geschichte nicht mit hineingezogen zu werden! Und als Hoffmanns Abgesandter endlich zu Ende gekommen, lachte Paunitz au'. »Wer hat Ihnen denn den Unsinn ein- geblaken?' »Hoffmann selbst!' „Dann lagen Sie ihm, er wäre ein Rind vieh mit Elchenlaub und Schwertern und 'nem Ring durch die Nase! Ich werde ihm gerade Schwierigkeiten machen, — so dumm! Wir kennen uns doch und wissen, wenn auch Mal was passiert ist, was uns nicht gefallen hat, deshalb stellen wir einander noch lange kein Bein, denn... na, Sie verstehen mich schon! — Aber da muß e'ner hintenrumvetern und den müssen wir schleunigst erwischen, damit sich der Hassmann nicht etwa zu albernen Redereien Hinreisen läßt! — Warten Sie, ick komme mit, wir wollen ihn mal gleich suchen!" Aber schon im ersten Eafö erhielten sie die betrübliche Mitteilung, daß derienige. den sie gern sprechen wollten, hinter Schloß und Rieael saß. Paunitz spielte .sich auf den Entrüsteten aut, dabei war ihm das Herz bedenklich in den Hosenboden gerutscht. „Sollte man's glauben? — Da steht einem doch der Verstand still! — Aber das kommt davon, die Leutchen können nicht abwarten, bis ihre Saat resst, reich werden wollen sie im Handumdrehen und wenn sie dann reinfallen, wundern sie sich auch noch! Sofort verließ er das Eafö, den Root musste er erwischen! Aber der war nirgend zu finden!" »Verdammt," brummte er vor sich hin! Da kannte er den ganzen Tag auf der Straße liegen und nach ihm suchen. Denn bevor er nicht mit ihm gesprochen, wagte er sich nicht nach Hause, — man konnte nicht wissen! Als aber bis nachmittags vier Uhr seine Gänge durch die CaföS, in welchen Leute dieser Art zu verkehren pflegen, vergebens waren, kam ihm ein guter Gedanke! Pingstorff wollte er aussuchen, daß er auch nicht eher an den gedacht batie! Aber natürlich, ko ein alter Kopf funktionierte nicht mehr so tade^os, wenn man in Gefahr war, unter Umständen ein paar Monate mit hinter schwedischen Gardinen verbringen zu müssen. Der Varon war zu Harste. „So eilig. Herr Paunitz! Sie ich bin gerade erst aufgestanden, hab' eine reich lich tolle Nacht hinter mir!' „Böss Geschichte, Herr Baron, — böse Ge schichte !" „Na, was ist denn los? Sie sehen ja ganz gelb aus! Einer Ihrer werten Kunden etwa über den großen Teich entschlüpft und Paunitz hat das Nachsehen?" „Machen Sie keine schlechten Witze, Herr Baron, eine emste Sache!" Da fuhr Pingstorff der Schreck durch die Glieder. „Hab' ich etwas damit zu tun!" „I bewahre!" »Da setzen Sie sich erst 'mal und trinken Sie 'nen Kognak, sonst liegen Sie womöglich in fünf Minuten auf dem Teppich!" Paunitz trank und erzählte dann. „War das aber auch 'ne Riesendummheit, Menichenskind!" „Ich war so wütend auf den Hoffmann," erwiderte der ganz geknickt. „Einen anonymen Brief an die Kriminal- volizei zu schreiben und der alle „Annahme stellen" zu verraten, wer Sie kennt, hält das einlach für unmöglich! Herr Paunitz, da möchte ich doch aber schleunigst meine Be ziehungen zu Ihnen abbrechen!" „Herr Baron. . ." „Hat sich was, mein Bester! Und wenn Sie den Hoffmann schon reinlegsn wollten, meinethalben, aber sich dazu so „'nen faulen Kopp" auszusuchen, der der anderen Partei alles brühwarm hinierbringt, solche Albernheit lebt la gar nicht mebr!" »Sie müssen mir helfen. Herr Daron!" »Lich, w^e käm' ich dazu?" »Nun. ich denke. . »Und ich danke! Brocken Sie sich eine Suppe ein, löffeln Sie sie gefälligst auch allein aus!" Jetzt war Paunitz wieder der ruhige Mann. Der ihm dä gegenübersaß. war sein „Spießgeselle", dem er alles sagen konnte, denn — er hatie ihn in der Hand, machte es ihm zum mindesten unmöglich, sich wieder in Berlin in anständiger Gesellschaft sehen zu lassen. „Aber ich brauche Ihre Hilfe, und wenn ich die nicht bekomme und reinfalle, ist's genau so gut Ihr Schaden wie der meine!" Das war deutlich und Pingstorff verstand ihn aus der Stelle. Einschüchtern ließ sich der alte Sünder also vorläufig nicht mehr.' da mußte er versuchen, auf andere Weise ihn ein zuwickeln. Er lachte, setzte sich sein Monocle auf und sah Paunitz vergnügt an. „Sie brauchen mich? Ist das mal interessant! Der Paunitz braucht mich! — Zum Totlachen! Ja, was soll ich denn bei der ganzen Geschichte?" „Ich muß diesen Mister Root sprechen!" „Na, so suchen Sie ihn doch!" „Hab's versucht, seit heute früh zehn Uhr!" „Soll ich Ihnen vielleicht helfen?" „Ja, das heißt, Sie müssen es allein tun, eher kann ich unmöglich nach Hause!" „Aha! — Aber ich kenne ihn doch gar nicht!" „Tun Sie dach nickst so, Herr Baron!" „Nein, faktisch nickt!" Paunitz wußte, daß' das gezogen war. „Gut. Herr Baron! Ich fahr' jetzt raus nach Wamrsee, schwedischer Pavillon! Suchen Sie den^oot, ick b'ei>' dreisten ^sts 'ehn Uhr, finden Sie ihn nicht und ich jall' rein, zahlen