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Ottendorfer Zeitung : 10.04.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-04-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191404102
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19140410
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19140410
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-04
- Tag 1914-04-10
-
Monat
1914-04
-
Jahr
1914
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 10.04.1914
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Statthaltern eck lel. Ebe Kaiser Wilhelm seine Reihe nach Korku antrat, tauchten ziemlich bestimmte Gerüchte auf, wonach auf verschiedenen leitenden Poffen km Reiche und in Preussen bedeutsame Än derungen bevorsteben sollten. Jetzt aber ist eS davon still geworden. Ja, eS wird nun sogar behauvtet, dass keinerlei Diplomatenwechsel stattfinden solle und dass vor allem auch die Stattbalterkrists in den Reichslanden bereits ihre Erledigung gefunden habe. Obwohl diese Gerüchte kaum nachzuvrüfen stnd, verdienen sie doch, vermerkt zu werden, zumal ihre Bs- Begründung nichts Unwahrscheinliches an sich hat. Bekanntlich sollte der Stattbaiter Graf Webel am 1. April von seinem Posten zurück treten. Seine Relle nach Berlin war all gemein dabin gedeutet worden, dass der Kaiser die Ratschläge des bewährten Staatsmannes in Bezug auf die Neubesetzung des Statt« baltervostens entgeaenzunebmen wünsche. Wie nun iene erwähnten Gerüchte mit Be stimmtheit willen wollen, soll diese Auslegung der Berliner Reise des Grafen Wedel irrig gewesen sein. Graf Wedel sei im Gegenteil vom Kaiser nach Berlin beordert worden, weil der Monarch den Grafen durchaus zur Rücknahme seines Rücktrittsgefuches bewegen wollte. Man batte immer gesagt, die end gültige Entscheidung des Kaisers über die Lösung der Statthalterkrise werde aus Korfu fallen. Es ist aber anderseits Tatsache, dass der Kaiser seine Korfureise nicht angetreten hat, ohne zuvor mit dem Grafen Wedel per sönliche Rücksprache genommen zu haben. EZ soll daher auch bereits in der Unterredung zwischen dem Kaiser und dem Grafen Wedel die Entscheidung dabin gegangen sein, dass Graf Wedel auf seinem Posten als Statt halter verbleibt. Allerdings war diese Lötung der Krise zu nächst nur als eine vorläufige gedacht, aber vielerlei Anzeichen sprechen datür, dass stch diese vorläufige Entscheidung in eine end gültige umwandeln wird, da der Kaiser, was in eingeweihten Kreisen kein Geheim nis ist, den Graten Wedel im Strass burger Statthaltervaiais sehr gern steht. Die ganze Entwicklung der elsässisch« lothringischen Frage nach den Zaherner Ereignissen habe gezeigt, so sagt man in Berliner eingeweihten Kreisen, daß Graf Wedel der rechte Mann am rechten Ort ist. Seine unbestreitbare diplomatische Befähigung, sein überaus liebenswürdiges Wesen lallen ihn wie keinen anderen geeignet erscheinen, an so schwieriger Stelle für die Ausgleichung der Gegensätze zu wirken. In den Reichslanden würde man jedenfalls, sollten sich die Gerüchte von dem Verbleiben des Grafen Wedel be stätigen, die Entscheidung des Kaisers mit Freuden begrüßen, da sich die Persönlichkeit Wedels in der reichsländischen Bevölkerung des grüßten Ansehens und der höchsten Be liebtheit erfreut. Nun hieß es aber damals auch, der preußische Minister des Innern v. Dallwitz sei zum Nachfolger des Grafen Wedel auserseben, und es bedürfe lediglich der amtlichen Be kanntmachung seiner Ernennung. Aus der selben Quelle, die des Statthalters Ver bleiben als verbürgte Tatsache zu melden weiß, verlautet nun, Herr v. Dallwitz, mit dem tatsächlich wegen des Statthalterpostens ver handelt worden sei und er seine Zu stimmung gegeben habe, wolle nicht mehr auf seinem Posten verharren, er wolle aber auch nicht ein anderes Amt über nehmen, sondern sich ganz von den Amtsgeschäften zurückziehen. — Dieses Gerücht klingt kaum glaublich: denn es war bisher nicht üblich, dass sich hohe Staatsbeamte ohne genügenden Grund schmollend ins Privatleben zurückzogen. Ein solcher Grund liegt aber für Herrn v. Dallwitz auch dann nicht vor, wenn das Gerücht recht bat, daß ihm der Statt halterposten in Aussicht gestellt, dann aber nach reiflicher Überlegung anders verfügt worden sei. Ist also schon nicht anzunehmen, daß Herr v. Dallwitz seinen Abschied aus Anlaß der Erörterungen über den Statthalterposten nimmt, so ist noch viel weniger wahrschein lich, daß auch — wie man in Berlin bestimmt willen will — Herr v. Bethmann Hollweg »u gehen beabsichtigt, weil er Herrn v. Dallwitz zum Nachfolger des Grafen Wedel vorge schlagen hat und nun steht, daß der Monarch nicht seinem Rate entsprechend entschieden hat. Dieses Gerücht, das mit aller Bestimmtheit auch in süddeutschen Blättern verbreitet wird, verdient schon deshalb keinen G'auben, weil der Kaiser sicher nicht eine Entscheidung ohne Rücksprache mit seinem ersten Ratgeber ge troffen hat. — Die .Krisengerüchte fallen also in nichts zusammen, wenn man sie auf ihre Möglichkeit prüft. 'LTeKtmsvn. poUtikeke Kundsckau. Deutschland. * Prinz Heinrich von Preussen ist mit seiner Gemahlin auf seiner Südamerikafahrt kn Buenos-Aires (Argentinien) einge troffen. Auch hier, wie überall in Chile, wurde das prinzliche Paar mit Jubel begrüßt. * Zu der Frage, ob der Reichstag dies mal geschlossen ober vertagt werben wird, nimmt setzt auch eine halbamtliche Re gierungsauslassung Stellung. Nach der Ver« Raffung, heißt es darin, gelte die Schließung als Regel, die Vertagung als Ausnahme. Im vorliegenden Falle werde der Reichskanzler die Entscheidung des Kaisers erst her» bsttührsn. wenn sich das Ergebnis der Reichs« tagsverband'ungen genauer übersehen lalle. Darüber, was in diesem Jahre nach Ostern noch erledigt werden soll, werde sich hoffent lich eine Verständigung »wischen der Regierung und den Parteien erzielen lallen. Finde dann noch eine Selbstbeschränkung in den Debatten statt, so werde der Reichstag nicht ungebührlich lange auf den Beginn der Sommerpause zu warten brauchen. * Di- Lahl der K on ku r s an tr 8 2 e, die wegen Mangel an Malle abgelehnt werden muss, nimmt stetig und in bedenklichem Masse zu. Im Jabre 1901 wurden 1100 solcher An- träge abgelehnt, 1912 bereits mehr als 2400. Diese Entwicklung wirkt sehr nachteilig auf die .Kreditverhältnisse ein und erleichtert im übrigen böswilligen oder leichtsinnigen Schuldnern das Fortkommen, weil gegen wärtig eine öffentliche Bekanntgabe der abge- lebnten Konkursanträge nicht stattsindet. Von zahlreichen Handelskammern und gewerblichen Verbänden wird daher eine Abänderung der Reichskonkursordnung dabin be antragt, daß auch die wegen Mangel an Malle abgelehnten Konkursanträge öffentlich bekannt gemacht werden, da das jetzige Ver fahren dem unsoliden Geschäftsgebaren zu gute kommt. Zugleich soll nach weiteren An trägen in solchen Konkursfällen die Staatsan waltschaft von Amts wegen zur näheren Unter suchung verpflichtet werden. Die bevorstehende Revision der Zivilprozeßordnung wird Ver anlassung geben, auch die Konkursordnung einer Prüfung zu unterziehen, und hierbei dürfte auch über den obigen Antrag eine Ent scheidung getroffen werden. Österreich-Ungarn. * Kaiser FranzJosepH muß auf Anraten der Ärzte das Zimmer hüten, da sich der Monarch erkältet hat. Die Alarmnach richten von einer schweren Erkrankung des greisen Herrschers, die an verschiedenen Börsen verbreitet waren, treffen jedoch nicht zu. Frankreich. *Der ehemalige Finanzminister Caillaux, der in letzter Zeit im Mittelpunkt der Erörte rungen stand und infolge des tödlichen Revolverattentats, das seine Frau auf den Redakteur Calmette verübte, von seinem Amte zurückgetreten war, wird auf Zureden seiner Freunde für die am 26. d. Mts. stattsindenden Kammerwahlen kandidieren. England. *Jm Londoner Hyde-Park fand wieder einmal eine Massenversammlung statt, ohne die nun einmal keine politische Ange legenheit von einiger Wichtigkeit erledigt werden kann. Diesmal handelte es sich um eine Kundgebung gegen die Selbstver waltung in Irland. Natürlich erschienen auch die Wahlweiber um Skandal zu machen. Sie wurden aber von Freunden und Gegnern der Selbstverwaltung arg zugerichtet und mußten das Feld räumen, nachdem die Polizei sie herausgehauen hatte. Italien. *Die Kammer hat dem Kabinett Salandra mit 303 gegen 122 Stimmen bei neun Stimmenthaltungen ein Ver trauensvotum erteilt. *Die in den großen Städten abgebaltenen Eisenbahnversammlungen beschlossen einstimmig, in den General st reik zu treten, falls ihre Mindestforderungen nicht bis zum 15. April angenommen würden. Russland. * Petersburger Blätter verbreiten die Nach richt, daß als Folge der deutsch-russi schen Vreßsehde die russische Regierung beabsichtige, alle Bestellungen der Ministerien für Wegebauten, des Krieges und der Marine nunmehr England, Frankreich und Belgien übertragen werden. Dis Bestellungen, die be reits an Deutschland vergeben waren, sollten rückgängig gemacht und ebenfalls den ge nannten Staaten überwiesen werden. -- Die Nachricht ist wie eine Reihe ähnlicher un freundlicher Meldungen mit Vorbehalt aufzu nehmen. Valkanstaaten. "Fürst Wilhelm von Albanien hat nun die Mobilisation im ganzen Lande angeordnet, um in Epirus die Ordnung wiederherzustellen. Die Albanier folgen ohne Ausnahme willig seinem Ruse. — Zugleich haben die Großmächte auf Drängen Öster reich-Ungarns und Italiens beschlossen, die griechische Regierung aufzufordern, sofort alle ihre Truppen aus Epirus zurückzu ziehen. Es scheint nämlich sicher zu sein, daß dis griechischen Regulären auf feiten der Rebellen kämpfen. Afrika. *Bei einem Überfall ausständi- icher Marokkaner auf eins spanische Patrouille im Innern des Landes wur den fünf spanische Soldaten getötet und zehn schwer verletzt. Dem Umstande, daß die spanischen Truppen im Lager von Rio Negro, durch das Gewehrfeuer aufmerksam gemacht, ihren Kameraden rechtzeitig zu Hilfe eilten, ist es »u danken, dass die Verluste der Spanier nicht noch größer waren. Nach hartnäckigem Kampfe gelang es, die Marokkaner, die eine große Anzahl Toter auf dem Kampfplatz ließ, in die Flucht zu schlagen. — Die Berber stamme des mitleren Atlasge- birges haben den heiligen Krieg erklärt und werben mit grösstem Eifer Bundesgenossen im weitesten Umkreise. Sowie die ersten in das Innere vordringenden französischen Truppen sich im Gebiete des mittleren Atlas zeigen werden, soll der heilige Krieg beginnen- Asien. * Aus Sinanfu, der alten chinesischen Haupt stadt, in der Provinz Schanst, wird gemeldet, daß der „Weiße Wolf" mit seinen Horden im An»uge ist. Alle Missionare der Umgegend stnd in die Stadt gestoben, wo sie unter militärischem Schutz stehen. Bisher ist es also den Regierungstruvpen nicht gelungen, die gefährlichen Räuber unschädlich zu machen. ^eer und flotte. — Auf Anordnung des Staatssekretärs des Reichsmarineamts findet seit dem Jahre 1910 auf den Kaiserlichen Wersten ein interessanter Versuch mit der kaufmännischen Buchführung statt, der noch anläßlich der Beratung des Marineetats im Reichs tag erörtert wurde. Es'ollte festgestellt werden, obdie kaufmännische Buchführung der herkömmlichen vor zuziehen ist. Die aus den Verbuchen gewonnenen Erfadrungen haben gezeigt, daß die kaufmännische Buchführung mehr Buchungen erfordert als die bisherige kameralistische, und daß sie nur mit Schwierigkeiten und Mehrarbeiten darauf einge richtet werden kann, die 'Innehaltung des Etats und der vielen gesetzlichen und sonstigen Vor schriften klar erkennen zu lassen und die gesetzliche Kontrolle zu ermöglichen. — Das Landungskorps des Kanonenbootes „Cormoran" führte mit der Polizeitruppe am Kieta auf der Bougainville-Insel, der nordöstlich sten Insel der Salomogruppe, eine sechstägige Expedition in das Innere aus, um den sich be fehdenden Eingeborenenstämmen Frieden aufzu zwingen und ihnen den Willen der deutschen Re gierung, diesen Frieden auch zu erhalten, klarzu- machen, In den amtlichen Berichten wird die vorzügliche Lattung unserer Seeleute heroorge- hoben. Durch die Expedition wurde der beab sichtigte ^weck vollkommen erreicht. 8ckreckenstaten auf 8amoa. Zu der Meldung von den Schreckenstaten Eingeborener auf Samoa, die auf dem Wege über Sydney (Australien) nach Berlin gelangt ist, wird noch berichtet: Am Abend des 7. Februar erbrachen vier Fitasttas, eingeborene Polizisten, die Gewehr« schränke des Gefängnisses in.Apia und ent kamen mit vier Gewehren und vierhundert Pattonen aus den Baracken. Neunzehn Jahre nur zählte der Älteste, der der Rädelsführer war. Sie marschierten auf die Lesar-Plantage zu, die etwa 22 Kilometer entfernt lag, und kamen dort am nächsten Morgen an, als der iunge Pflanzer, Herr Treviranus und Herr Schlitt, sein Aufseher, dabei waren, ihren Kults dis Tagesarbeit zuzuweisen. Treviranus fragte die Vier nach ihrem Begehr. Sie antworteten, sie seien auf der Suche nach entlaufenen Kulis. Man kragte weiter nach den Nummern der Vermißten. Statt der Antwort krachten Schüsse. Pflanzer und Aufseher brachen zusammen. Schlitt war tot, Treviranus, der einen Bauchschuß erhielt, hatte noch soviel Kraft, mit zitternder Hand den Namen eines Arztes auf einen Fetzen Pavier zu schreiben. Ein Kuli brachte die Botschaft aus die London-Missions-Statkon in Malna. fünf Kilometer weit entfernt. Ein Automobil schaffte zwei Ärzte von Avia herbei, die leider feststellen mußten, daß Treviranus tödlich verletzt ist. Kaum war die Schreckensnachricht nach Avia gekommen, als man auch schon einge borene Soldaten, Schutzleute, vertrauenswerte Samoaner mit Gewehren ausrüstete und sie unter Führung von Weissen auf die Suche nach den Verbrechern schickte. Sie tot oder lebendia einzuliefsrn. lautete der Befehl. Am 10. v. Mts. fand man die vier bei Malis im Dickicht fest verschanzt. Vier Weiße, die Herren Dr. Minieking, I. Coherost, Hellige und Motzkus, wagten einen Sturm. So beiß war jedoch das Feuer der vier Deserteure, daß die vier stürmenden Braven sich wieder zurück ziehen mußten. Leider nicht ohne Verlust, denn Hellige sank erschossen nieder. MotzkuS erlitt einen Schenkelschuss. Nun umzingelte man die vier, hielt sie unter sicherem Feuer und wartete, bis sie sich verschossen hatten. Diese Vorsicht ersparte den Belagerern weitere Verluste. Gegen zwei Uhr nachmittags endlich ließ das Feuern aus dem Dickicht nach. Ein neuer Sturm gelang. Zwei der jugendlichen Deserteure waren tot, einer war schwer, der andere leicht verwundet. Der erstere starb noch am selben Abend: der andere wurde um S Uhr der nächsten Nacht gelärmt. Von und fein. Jubelfeier in der Provinz Sachsen. Die 100jährige Zugehörigkeit der Provinz Sachstn zu Preußen soll im nächsten Jahre in mannigfacher Weife gefeiert werden. ES wird in Halle a. S. eine grosse landwirt schaftliche Ausstellung veranstaltet. Ferner plant Merseburg, zugleich an das 900jährige Bestehen des Domes, eine Gedenk eier, bei der auf dem Schlossplatz ein Reiterstandbild Friedrich Wilhelms III. enthüllt werden soll und das Erscheinen des Kaiserpaares in Aus sicht steht. Andere Kreise, wie z. B. der Kreis Sangerhausen, wollen eine Festschrift heraus geben. DaS neue Braunschweiger Geld. Außer den Geldmünzen mit dem Bilde des Herzogs Ernst August werden für eine Million Mark Drei- und Fünfmarkstücke mit dem Brustbild des Herzogs und der Herzogin geprägt. Ein erfundener Angriff. Am 2. Februar b. I. war ein Rekrut des Colmarer Dragoner- Regiments Nr. 14 ins Lazarett gebracht wor den, weil ihm, wie er erzählte, in einer ziemlich unbelebten Straße „von einem Unbekannten, der Dialekt gesprochen habe-, mit einem Revolver in die linke Hand geschossen worden war. Jetzt hat der,Soldat, ein Rheinländer, gestanden, daß er sich damals den Schuß selber beigebracht habe und daß seine ErzählunM erfunden gewesen sei. Gestern noch aus stolzen Rossen. 4j Roman von Horst Bodemsr. (Fortsetzung.) So hatte sein Vater gesagt und er mutzte ihm eigentlich Recht geben, nur die Meinung konnte er nicht mit ihm teilen, daß in den Großstädten der Teufel los sei, und wer in ihnen nicht ausgewachsen, solle hübsch da bleiben, wo ihm der Herrgott das Nest gebaut hatte! Aus seinem Grübeln wurde er durch einen gelinden Rippenstoß Pillows ausge« schreckt. „Meister, dort, der Leutnant von Wrütten!" Richtig, da stand er, in Uniform, die Arme über die Brust verschränkt, ein Lächeln um den Mund, wie eine Bildsäule. Der grüne Attila mit den silbernen Schnüren, die Feld mütze mit dem brandroten Stirnstreifen in den Nacken geschoben, kleideten ihn gut. Plötzlich schien Leben in ihn zu kommen, er ging auf zwei Damen zu, Mutter und Tochter, küßte der älteren die Hand. „Aha!- meinte Pillow. Die elegante, junge, blonde Dame, in weiß gelleidet, einen Strohhut mit mächtiger Straußenfeder auf dem Kopfe, konnte ihre Helle Freude nicht verbergen, als er auf sie -utrat. Der Gesüle schob bis Lippe» vor. heirate» soll ein Rennreiter nicht!" „Aber Ernst!" „Nee. nee. Meister, was da alles dazuge hört, um stch in „Con^ition* zu halten, das »tAu Ä» gavrtchtt Jo. La gehört Ralston wzu! Wenig essen, so gut wie nichts trinken, mmer im Training bleiben, damit man nicht chwer wird, ist keine Kleinigkeit, das können Sie mir glauben! Versuchen Sie doch selber mal. sich nur fünf Pfund abzuzwicken, da wer« >en Sie erst sehen, was das heißt — viel wiegen Sie ja überhaupt nicht! Na, das ist ganz egal, aber auf Wrütten wetten wir! Freilich, viel wird's auf den nicht geben, denn der hat was loS, da stellen ihm natürlich die „Pattone-, so nennen die Trainer die Herren, die ihre Pferde bet ihnen arbeiten lassen, gern ihr bestes Material zur Verfügung! Er kann sich dann das Pferd aussuchen, das er retten will, und wenn er gewinnt, kriegt er den Ehrenpreis, ich zeig' Ihnen nachher die schönen silbernen Sachen, im „Gabentempel- sind sie ausgestellt, also begreiflich, daß ganz Berlin auf ihn setzt!" „Und wenn er nicht siegt?" „Dann eben ein anderer und da gidt's hohe „Odds- !" „Was ist denn das?' „Englisch ist das! überhaupt, England ist das Mutterland des Sportes, von dort haben wir viele Ausdrücke übernommen, die Sie heute noch nicht kapieren! Also Odds heißt so viel wie Auszahlung am Toto oder beim Buchmacher l" „Buchmacher?" „Pscht, Meister, seien Sie stille, davon erzähle ich Ihnen zu Hause, die sind jetzt ver boten, aber na, — ein andermal!" „Wollen wir denn nicht endlich sehen?" „Jetzt passen Sie mal auf l Die Nummern find schon aufgezogen! Nun arbeiten wir mit unserm sewonnene» Geld, neunzehn Mark — die werden nicht angenommen, also zwanzig!" ^Za, jal- Alle Zaghastigkeit war von Manke abge fallen. Der Pillow war sicherlich einer der Allerschlauesten auf der ganzen Karlshorster Rennbahn k „Zehn Mark setzen wir Sieg Wrütten, da gewinnen wir totstcher und zehn Platz, 'nen andern Gaul. Warten Sie mal,- er sah in seinem Programm nach. „Hm, wissen Sie, da wollen wir hübsch vorsichtig sein! Geben Sie mir die zwanzig Mark und bleiben Sie hier, ich hol' Sie wieder ab, ich höre mal ein bißchen rum, wie dis Chancen stehen, und bringe Ihnen dann die „Tickets-, so nennt man nämlich die Karten, die man für das Geld bekommt, auch 'n englischer Ausdruck!" „Aber hübsch vorsichtig, Ernst!" „Nur keine Bange, Meister, ich verstehe mich auf die Sache!" Nach und nach kam sich Manke doch nicht mehr so hilflos in dem Trubel vor. Ein paar Fachausdrücke hatte er sich schon gemerkt, und wie ein solches Rennen gelaufen wird, ge sehen. Er stand am Sattelvlatz und verwandle keinen Blick mehr von Herrn von Wrütten. Er hörte, was die andern von ihm sagten: „Der hat was los!- — „Der schafsts l" — „Es wird nicht viel auf ihn geben!" „Ja, viel oder wenig, wenn eS nur ein Plus gab, es wurden heute noch mehr Rennen geritten, und wenn man mit gewonnenem Gelds „arbeitete", konnte man sich die Sache auch mit größter Seelenruhe ansehen. So klug war er doch noch, daß er sich sagte, eine Sache könne einmal „jchies- sehen, denn das mußte doch einer ganzen Menge passieren, daß sie verloren, woher sollte sonst der Gewinn kommen?" Schon schwang sich Wrütten in den Sattes zwei waren bereits aufgaloppiert, und noH immer ließ sich Pillow nicht Wiedersehen Manke bekam Angst, er könne bei dem „Rum gehorche-vielleicht nicht rechtzeitig gesetzt, denn gleich ging das zweite Rennen los! Leerer und immer leerer wurde der Sattel platz, die Leute drängten stch zu den Tribünen, an die Barrieren. Da kam er mit rotent Kopfe angelaufen. „Meister, ich habe überhaupt nicht Wrütten gesetzt!" Dem stockte der Herzschlag, im Geiste sah er schon sein Goldstück verloren. „Sie sind wohl nicht gescheit, Ernst?" Aber der machte ein pfiffiges Gesicht. „Ich hab' mich am „Toto- aufgebaut, fast immer wurde „dreie- — „dreie" gerufen, die Nummer des Schinders, den Wrütten rettet, na, was soll denn da rauskommen? Für zehn Mark zwölfe!" „Wär doch immer was!" „Nee, Meister, so billig wollen wir beide doch nicht hier arbeiten! Stürzt Wrütten, bricht das Pferd aus oder versagt, so sind wir unser gutes Geld los, doch immerhin 'ne Möglichkeit! Und wenn er siegt, für das Risiko, denn das bleibt's doch immerhin, zwei Mark zu gewinnen, das ist doch 'n Dreck! Ich habe für jeden zwanzig Mark Platz ge* pflastert, auf 'nen Gaul, an den nicht so viele gedacht haben, weil sie wie wild auf Wrütten letzten! Wenn unser Pferd als zweites oder drittes einkommt, Lriesen wir mindestens „So» Fund sttopl geme liegt ausg> Erla! veriu zukäv Seeh zulan jedoä oder durch Man den 1 die s -Bell »Neu Esg es ei Keret Klerd ihren Herur schul (Post die e schup blieb leben k Gege Scha alsO in F Jetzt den l worh Die führt und Vero den 1 lierer Stuf' schau gleick gesetz S Syro irisch« dem reich« Warl nanu von gefoh E Am ! 200 ic goem Feier goeui am ' Seesi gesav gern ei mor Haber in Ur Schw Heft bruch schl- richte: bei L zehn versch von ! wegs verlel D Im l über dop, wori Hin! auch wer C sehr spät r jagt« ihne X Z Etz'; schni Rem imm Das mit schor T Red« huni Fahi L somc E „Gei Ltnt<
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