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Ottendorfer Zeitung I> — s Bezugspreis: Vierteljährlich ,,20 Mark frei ins Haus. In der Geschäftsstelle abgeholt viertel jährlich 1 Mk. Einzelne Nummer w Pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag und Sonnabend Nachmittag. i Unter!mKung^ unä Änzeigeökatt 8 — Anzeigenpreis: Für die klemspaltige Korpus-Zeile oder deren Raum zo pfg. — Im Reklameteil für die kleinspaltige Petit-Zeile 25 Pfg. Anzeigenannahme bis <2 Uhr mittags. Beilagegebühr nach Vereinbarung. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel" „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Dnick mit Verlag von Hermann Rühle, Buchdruckerei in Groß-Dkrilla. verantwortlich für die Redaktion H. Rühle in Groß-Okrilla. Nummer 28 Freitag, den 6 März sM s3. Jahrgang Sparkasse Ottendorf Morrtzdors verzinst Einlagen bei strenger Geheimhaltung mit Die in den ersten 3 Werk ¬ tagen eines Monats eingezahlten Beträge werden für den betreffenden Monat noch voll verzinst. Einlagen bei auswärtigen Sparkassen werden kostenfrei hierher übertragen. Oertliches «nd Sächsisches. Bttendorf-Vkrilla, s. März ZM. L.V.L. Einer der häufigsten Vorwürfe, die heute gegen unsere Kirche erhoben werden, ist der: sie predige nur immer von christ- licher Liebe, aber sie lasse es an den ent sprechenden Taten bedenklich fehlen. Namentlich dort, wo man für den Wert dessen, was die Kirche durch das Wort der Menschheit zu geben hat, nicht das volle Verständnis besitzt, finden diese Vorwürfe vielfach offene Ohren und rufen Abneigung gegen die Kirche hervor. Dagegen Hilst nur eins: daß man die Tatsachen reden läßt. Den Tatbeweis für das was sie verkündigt, tritt unsere Kirche an in den mannigfaltigen Werken der Liebe, die sie übt und das größte, umfassendste Werk dieser Art ist die Innere Mission. Nach altem Herkommen wird am ersten Bußtage jedes Jahres für ihre Zwecke gesammelt. Auch aus diesem Grunde sei im folgenden dem Kreise nnserer Leser einiges aus ihrem Wirken mitgeteilt, wobei wir uns be schränken auf das, was die Innere Mission in unserem engeren Vateriande leistet, ein mal, weil es am meisten unser Interesse verdient, dann aber auch, weil unsere Gaben diesem Zweiggebiet der Inneren Mission zugute kommen sollen. Schon der frühesten Jugend gilt die Fürsorge der Inneren Mission. In Krippen und Kinder heimen, in Kindergärten und Kinderschulen (in Sachsen über 300) sammelt sie die jenigen Kinder, denen das Leben in der Familie ganz oder doch zum großen Teile versagt ist. Sie sucht die schulpflichtigen Kinder in Knaben- und Mädchenhorten vor den Gefahren der Straße zu bewahren, sie geht der schulentlassenen Jugend nach und sammelt sie in Jünglings- und Jungfrauen vereinen (in rund 600 Vereinen Sachsens über 30000 Jünglinge und Jungfrauen). Viel Geduld und Trene verwendet sie auf die Rettung der Verirrten und Bewahrung der sittlich Gefährdeten In Magdalenen- asylen und Frauenheimen will sie ihnen den verlorenen Halt wiedergeben. Die Nachtmission sucht die Opfer der Unzucht dem Leben der Schande zu entreißen. In Trinkerrettungsanstalten uno Blaukreuz vereinen wirkt sie dem Laster des Alkohols entgegen. Trotz der großen staatlichen und der städtischen Fürsorge bleibt der Inneren Mission auch auf dem Gebiet der Kranken pflege noch eine große Arbeit übrig. Ueber 1000 Diakonissen, die in den Diakomssen- häusem zu Dresden, Leipzig und Borsdorf ausgebildet sind, wirken in Sachsen meist in Kranken- und Gemeindepflege. Ihnen zür Seite stehen die Brüder oder Diakonen anSgebildet in der Brüderanstalt in Moritz burg, rund 200 an der Zahl, meist in der Erziehungsarbeit ober auch in Kraokenpflege tätig. Leiblich und geistig Kranke» Krüppel Schwachsinnige unterstehen ihrer Pflege. In den 9 sächsischen Bethlehemstiften sind schon über 45 000 schwächliche Kinder in mehrwöchcnllicher Kur ausgenommen worden. Die Innere Mission sucht auch den sozialen Nöten nach Kräften zu steuern. Nur andeuten können wir die Arbeits gebiete, die diesem Zwecke dienen: Wander- kochku.se, Arbenerkolor.ien» Arbeitsstätten, Schreibstuben, Fürsorge für Strafentlassene Armenpflege der Stadtmission. Die Innere Mission will endlich die Wortverkündigung der Kirche ergänzen, indem sie den Sonn- tagslosen nachgeht und den Eisenbahnern, Flußschiffern, Seeleuten, Kellnern in Wort und Schrift Ersatz zu schaffen sucht für den regelmäßigen Gottesdienst, dem sie meist fernbleiben müssen. Fürwahr ein reiches Arbeitsgebiet! Und doch ist's noch lange nicht alles! Es gibt kaum eine Not dec die Innere Mission nichr eine Hil'e entgegen zu setzen hat. Aber freilich, die Nöle sind auch ungeheuer und sie wachsen immer mehr. Gebe Gott, daß uns allen die Not unseres Volkes aus dem Herzen brenne, daß wir darüber zu tatkräftigen, opferfreudigen Gebern werden für das Werk das mit den Waffen des Glaubens und der Liebe der Not wirksam begegnen will! Lasset uns lieben nicht mit dem Worte, noch mit der Zunge, sondern mit der Tat und in der Wahrheit! Langebrück. Gemeindevorstand a. D. Höntzsch, der am Mittwoch sei» 68. Lebensjahr vollendete, wurde von der Vereinigung der Gemeindevorstände im Amtsgerichlsbezirke Radeberg, der er als stellvertretender Vor- sitzender angehörte, zum Ehrenmitglied ernannt. Radeberg. Bei der Stadtverordneten- Ersatzwahl am Dienstag wurde in der 2. Ab teilung Schneidermeister Klengel znm Stadt verordneten gewählt. Dresden. Die Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung des Kurpfuschertums schreckt* Ein für die Hebung des Amehens dec deut- ichen Heilanstalten bedeutsamer Erfolg ist den Verwaltungsbehörden in Sachsen zu danken. Nachdem zahlreiche ärztliche Organe und die Deutsche Geseüchsafl zur Belämpsung des Kurpsuschertums immer wieder auf die Be denklichkeit von Bilz und seiner Unter- nehmungen hingewiesen haben, hat sick im Jahre 1911 der Anlaß gevoien» eine ein gehende ärztliche Injektion vorzunehmen. Dabei haben sich Zustände herausgestellt, die gerade auch im Ausland, wo man die Bilziche Naturheilanstalt sür ein vollwertiges deutsches Institut anzusehen sich gewöhnt halte, die aeulschen Krankenanstalten cm allgemeinen stark in Mitleidenschaft zu ziehen geeignet waren. Ansteckende Kranke waren von den übrigen Anstallsinsassen ruckt isolier!, aßen mit ihnen am gleichen Tische und benutzien gemeinsames Eßgetchur. Von Tuberkulösen benutzte Zimmer wurden ohne nennenswerte Reinigung anderen Kranken überwiesen. Diese und andere Mißstände, die un Dresdner Kreisausschuß und durch den O erbürgermeisler Dr. Beutler schärfste Krmk erfahren hatten, veranlaßten die Konz<ss>onsenl;rehuug. Bilz haue Berufung eingelegt, die j.tzi von der obersten Instanz endgültig avgewiesen wurde. Ebenso wurde dem von Bllz noch rasch zur Leitung der Anstalt herbeigezogenen Sanriäls- art Dr. Bilfinger die Konzession zur Weiler- »ührung versagt. Nun soll Bllz noch die Möglichkeit gegeben bleiben, rasch seine. Anstalt zu verkaufen, aber nur, wenn ern durchaus vertrauenswerler Arzt das Unlern.hu ' kausl. Oberlößnitz. Der Gemeinde: .t nahm in seiner letzten Sitzung Kenntnis von der am 19 Februar 1914 erfolgten Gründung eines Kirchbau- und Parochialvereins rn Overlößn tz sowie davon, daß von ungenannt sein wollen der Seile 15000 Marl als Grundstock zur Errichtung einer evangelisch-lutherischen Kirche in Oberlößnitz zur Verfügung gestellt worden sind. Tharandt. Von dem Zuge Nr. 1107 der vormittags 6 Uhr 40 Minuten von Tharandt nach Hainsberg wegiähri, wurde am Dienstag früh auf genannter Strecke gegenüber der sogenannten Pasiritzmühle der Wasser- meister Schwalbe aus Deuben überfahren und sofort getötet. Meißen. Aus dem Nachtzuge Dresden- Meißen sprang am Dienstag früh zwischen Coswig und Neusörnewitz der Soldat Kalka von der 3. Kompanie des 1 Pionierbataillons Nr. 12 in Pirna. Er zog sich bei dem Sprunge einen Schädelbruch zu und starb, ohne das Bewußtsein wiedererlangt zu haben. Der Verunglückte stammt anscheinend aus Großcnhain und hatte in Station Coswig das Aussteigen verpaßt. Riesa. Der Kahn des Schiffseigners Theodor Büttner in Elster, der hier 12000 Zentner Weizen geladen hatte, fuhr auf der Fahrt nach Hamburg bei Hirschmühle, in der Nähe von Dommitzsch aus ein Fahrzeug der V. E. G. auf und wurde leck. Durch das eindringende Wasser ist die Ladung zum großen Teil entwertet worden. Mit HllK eines Pulsometers konnte der Kahn vor dem vollständigen Sinken bewahrt werden. Mügeln b. O. Auf dem Eisenbahn übergang an der Kartoffelflockenfabrik in Mügeln wurde von dem Zug, der früh gegen 7 Uhr von Oschatz nach Mügeln abgeht, ein Fuhrwerk überfahren. Der Wagen wurde mitten auseinandergeriffen, der Kutscher und die Pferde blieben wie durch ein Wunder unverletzt. Freiberg. Das Dorf Oberbobritzsch bei Freiberg hat noch nicht ganz 2000 Einwohner. Seit dem Jahre 1891 herrscht völlige Steuer- freiheit, so daß weder für die Kirche, noch die Schule, noch sür die politische Gemeinde An lagen erhoben werden. Der jährliche Gesamt bedarf der politischen Gemeinde beträgt rund 30000 Mark und derjenige der Schulgemeinde rund 13 000 Mark. Die Einnahmen fließen aus zwei Quellen: erstens aus dem Rein gewinn der Sparkasse und zweitens aus dem umfangreichen Gemeindegrundbesitz. Hartha. In der Nähe des Gasthauses „Zum Kreuz" in Hartha beabsichtigt eine Ge- lellschaft eine Gasanstalt zu errichten, um die beiden Städte Hartha und Geringswalde, die beide städtische Elektrizitätswerke besitzen, mit Gas zu versorgen. Döbeln. Der 46 Jahre alte Buchhalter Müller der Chemischen Fabrik Knab, Linden- Hain-Giünroda wurde bei Klosterduch tot auf dem Bahngleis aufgefundeu. Es wird Selbst mord vermutet. Leipzig. In einem Warenhause in der Windmühlenstraße in Leipzig wurde am Dienstag eine ganze Familie, bestehend aus Vater, Mutter und Tochter, beim Laden diebstahl abgefaßt. Eine Durchsuchung der in Böhlitz-Ehrenberg bei Leipzig gelegenen Wohnung förderte ein ganzes Warenlager an Schuhen, Stoffen, Wäsche, Gardinen und Schußwaffen zu Tage, das zum größten Teil von Diebstählen aus Leipziger Geschäften her rühren dürste. — Die Leipziger Krastdroschkenbesitzer haben beschlossen, auf Verhandlungen mit den aus- ständige» Chauffeuren nicht einzugehen, weil die Stellen durch Arbeitswillige vorläufig ge- nügend besetzt sind und die Arbeitnehmer die Arbeit ohne Einhaltung der festgesetzten Kündigungsfrist eingestellt hatten. Sie stellen ihnen aber anheim, die Arbeit zu den alten Bedingungen wieder arnzunehmen. — Wegen Unlemchlagung amtlicher Gelder ü> Höh,, von 1500 Mark wurde in einem Gasthause des Südens ein hiesiger Eisenbahn beamter, der sich dort unter falschem Namen aushielt, festgcnommen. Der Defraudant wurde der hiesigen Staatsanwaltschaft zugesührt, Gautzsch. Waldarbeiterinnen entdeckten >n dem zum Rinergute Lauer gehörigen Wald« etwa 80 Meter von dem von Gautzsch nach Großz'chocher-Windorf führenden Waldweg entfernt auf einer alten Rüster in etwa 18 Meter Höhe einen Leichnam, der an einem Aste hing und nur aus Haut und Knochen bestand. Sie meldeten den grausigen Fund dem Gutsvorstand» und dieser benachrichtigte die Gautzscher Ortspolizei, die dann deu Leichnam herunterholte und in die Leichenhalle nach Gautzsch überführte. Das Skelett war das eines Mannes, der sich schon vor langer Zeit mit einer Gardinenschnur an dem Baume ausgehängt haben muß. Kleidungsstücke waren am Tatorte nicht zu finden. Der Tote war etwa 1,65 Meter groß und wird auf etwa 30 Jchre geschätzt. Nachdem von der Landes kriminalbrigade der Leichnam photographiert worden war, wurde er nach Leipzig in das Institut für gerichtliche Medizin geschafft. Annaberg. Mit der Fleischpreisfrage beschäftigte man sich eingehend im hiesigen Stadiverordnetenkollegium und gub der Miß stimmung der Bürgerschaft darüber Ausdruck, daß trotz des ansehnlichen Sinkens der Ein kaufspreise die Detailpreise nicht herabgesetzt worden seien. Bürgermeister Willsch versprach ein sehr ernstes Wort mit der Fleischerinnung zu reden. Ferner empfahl man, eventuell Schlachtungen in städtischer Regie vorzunehmen. Zwickau. Ein Familiendrama hat sich in der Nacht vom Montag zum Dienstag hier abgespielt. Als sich am Dienstag mittag mehrere Tischgäste in die Gastwirtschaft zum Lamm in der Hittelstraße begeben wollten fanden sie die Gastwirtschaft verschlossen vor. Einer der Gäste begab sich in die Wohnung des Gastwirts, Hugo Stein» und fand ihn im Bett liegend tot auf. Er hatte sich vergiftet. Im Nebenzimmer fand man einen Brief der von ihm fern weilenden Frau Stein, der an ihren Mann gerichtet war und die Mitteilung enthielt, daß sie nie wieder in dieses Land znrückkehren würde. Dieser Brief scheint die Ursache zu dem Selbstmord des 40 jährigen Mannes gewesen zu sein. Das Ehepaar war kinderlos. Die Kellnerin und das Küchen mädchen waren ebenfalls verschwunden. Buchholz. Ein Erdrutsch ereignete sich an der Eisenbahnstrecke unterhalb des Bahn- Hofes Buchholz-Königstraße. Die zersplitterten Felsmessen legten sich über die Gleise, als gerade der von Schwarzenberg kommende Zug in der Anfahrt war. Ein Buchholzer Bürger war Augenzeuge des Vorganges, eilte dem Zuge entgegen und brachte ihn zum Stehen. Die Schuttmassen wurden beseitigt und mit geringer Verspätung konnte der Zug seine Fahrt fortsetzen. Schneeberg. Seit acht Tagen ist der Obst- und Gemüsehändler Günther von hier verschwunden, der zwei gutgehende Geschäfte in der Stadt besaß. Gestern ist über daS Vermögen Günlhers das Konkursverfahren eröffnet worden. Günther entfernte sich auS seiner Wohnung unter der Angabe, verreisen zu müssen. Seither hat er nichts von sich hören lassen. Wohin er sich gewendet hat, ist unbekannt. ^661 I Luppen »Ins «ttv