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l I Bezugspreis: Vierteljährlich 1,20 Mark frei ins Haus. In der Geschäftsstelle abgeholi viertel jährlich 1 Mk. Einzelne Bummer >0 pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag und Sonnabend Nachmittag. S nnä Anzeil, Milt — II Anzeigenpreis: Für die kleinspaltige Korpus-Zeile oder deren Raum zo Pfg. — Im Reklameteil für die kleinspaltige Petit-Zeile 25 Pfg. Anzeigenannahme bis Z2 Uhr mittags. Bcilagegebühr nach Vereinbarung. 8 ,o Alit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel" „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Druck und Verlag von Hermann Rühle, Buchdruckerei in Groß-Gkrilla. Verantwortlich für die Redaktion H. Rühle in Groß-Okrilla. Nummer 2q Mittwoch, den 25 Februar s3. Jahrgang OerMches und Sächsisches. Vttendorf-Vkrilla, 2^. Februar — Fastnacht. Mil dem Fasmachts dienstage waren irüher eine Menge wirk lich volkstümlicher Belustigungen ver bunden. ES hat immer noch seinen kultur geschichtlichen Reiz, einen Blick auf diese Dinge zu richten Um so mehr, als man hier und dort versucht, dieses Alt-Bolks- liche neu zu beleben. Allerdings, viel Glück hat man bisher nicht mit solchem Bestreben gehabt, Die großen und kleinen Umzüge von Annodazumal waren eben etwas anderes, als was dann später an ihre Stelle gefitzt wurde. Das ursprüng liche Harmlose, Naive, Unmittelbare konnte nicht so ohne weiteres erneuert werden. Die Fastnachlsfreude war wohl zunächst eine ausgelassene Frühlingsvorseier. Die Deutschen übernahmen sicherlich nicht ein- fach die romanischen Narrenfeste, sondern sie hatten ihre eigene, gerade ihrer Art entsprechende „Narrenkirchweih". Derber, handgreiflicher Humor lief da mit Die alten Fastnachtsspiele haben für unseren heutigen Geschmack vielfach etwas allzu Drastisches, und sie amüsierten gelegentlich durch Szenen, die wir roh und unflätig nennen müssen. Doch, wie gesagt, unsere Altvorderen sahen und nahmen vieles ganz anders, als wir es tun. Etniges von dem drum und dran der Fastnacht klingt ja wohl noch leise nach. Da ist z. B. der Fastnachts-Pfannkuchen. Nur daß man ihn heute beim Bäcker oder Konditor kaust, während er einstmals am Familienherd, also sozusagen mit viel mehr persönlicher Note, entstand. Natür lich spielen bei den allen Fastnachts bräuchen heidnische Opservorstellungen her ein. ES sei vor allem an das „Begraben der Fastnacht" erinnert. — Bei naßkalter, feuchter Witterung hört man wohl überall Husten, die Katarrhe sind nichts seltenes, häufig tritt dabei noch mehr oder weniger heftig die Influenza aus. Es find dieses alles Uebel, denen man sofort im Anfangsstadium Einhalt gebieten muß. Es läßt sich dagegen ein vortreffliches Hustenmittel gebrauchen, es sind dies die rühmlichst bekannten Kaiser's Brust-Earamellen mit den 3 Tannen, deren Erfolg wie vom Fabrikanten nachgewiesen durch 6100 amtlich beglaubigte Zeugnisse bestätigt ist. 8. L. L. Monistische Taufe. Schon seit Jahren sind in den Kreisen des Monistenbundes Bestrebungen im Gange, die auf die Ausgestaltung eines besonderen monisttschen Kultus hinzielen. Schon Häckel, der geistige Vater des Monisten bundes fordert ja in seinen „Welträtseln" Andachtshäuser für die Anhänger des Monismus und erwartet, daß bald die Zeit kommen wird, wo die christlichen Kirchen in monistischen Kultusgebrauch übergehen. Die neue monistische „Religion" ist zwar trotz eifrigen Suchens noch nicht gefunden, das hindert aber nicht, daß man etnnweilen mit der Ausgestaltung des monistischen Kultus beginnt. Geheimrat Ostwald, der Vorsitzende des Monisten bundes, ist zur Tat geschritten und Hal eine „monistische Taufe" erfunden, die er in einer der letzten Nummern der Zeitschrift „Das monistische Jahrhundert" ausführlich beschreibt. Die ersten monistischen „Täuf linge" waren seine eigenen Enkelkinder. Das erste bekam nach Ostwalds Beschreibung das „Kophtische Lied" Goethes „Geh! ge- hviche meinen Winken", das zweite den Goetheschen Spruch: „Schaff' das Tagwerk Weiner Hände" als Denlzeichen aus seinen Weg und als „greifbares Symbol aller guten Wünsche" gab ihnen der Großvater noch einen Strauß Rosen mit Mehren und „als eine praktische und symbolische Gabe zugleich" jedem einen „Lebensschein", — Diese monistische Taufe soll nun nach Ostwaldschem Vorbild als monistischer Kultgebrauch bei der Geburt von Kindern eingesührt werden. Man darf gespannt sein, welche weiteren kultischen Blüten diese Entwicklung im Monistenbunde dem nächst treiben wird. — In die Rumpelkammer gehört das Waschbrett, denn es entspricht nicht mehr dem neuzeitlichen Geist, der uns für die bisher so mühevolle Arbeit des Waschens neue, höchst einfache Wege weist. Welche Nachteile die unsanfte Behandlung der Wäsche mit Waschbrett und Bürste hat, ist allgemein bekannt; die Schwächung des Gewebes und damit ein rascher Verschleiß der Wäschenücke ist die Folge. Deshalb gehen die Hausfrauen auch immer mehr zu der Persil-Waschmethode über. Diese verlangt nur einmaliges, etwa ^4 bis i/z stündiges Kochen. Ohne jedes Reiben und Bürsten ist die schmutzigste Wäsche im Nu blendend weiß, vollkommen rein und frischdusiend wie auf dem Rasen gebleicht. Neben der bedeutenden Ersparnis an Zeit, Arbeit und Geld tritt die größere Schonung der Wäsche beim Gebrauch von Persil be sonders vorteilhaft in die Augen. Perfil bietet jedoch nur dann all tuest Vorteile, wenn es allein, ohne irgendeine Zutat von Seife usw., verwandt wird. — Die Gefahr der ungekochten Milch. Daß die ungekochte Milch tatsächlich nicht ungefährlich ist, beweisen die mannigfachen Untersuchungen. Bei 72 untersuchten Kindern, die tuberkulöse Halsdrüsen hatten sand Dr. Mitchell bei 90 Proz. den Er reger der Rindertuberkulose und nur bei 10 Proz. den Erreger der menschlichen Tuberkulose. Irrtümer sind deshalb nicht möglich, weil die Untersuchungen an den entfernten Halsdrüsen sofort nach der Operation angestellt wurden. Den größten Prozentsatz stellen die Kinder bis zu drei Jahren., Man muß außerordentlich erstaunt sein, daß es sich hier um einen so hohen Piozentsatz handelt, aber das ist verständlich wenn man weiß, daß in Schottland, wo die Unterluchungen stattsanden, noch immer die Gewohnheit herrscht, die Kinder mit ungekochter Milch zu ernähren, und daß dort unter den Kühen die Eutertuberkulose sehr verbreitet ist. Dazu kommt noch, daß in den meisten der untersuchten Fälle auch ein tuberkulöser Herd der Gaumenmandel auf der erkrankten Seite nachgewiesen werden konnte. Kinder, die von einer Familie stammten, in der die Lungen- ruberkulose herrschte, zeigten den sogen. D^xus üumLuus, d, h. den Tuberkelbazillus wie er beim Menschen vorkommt. Dr. Mitchell schlägt zur Beseitigung der hohen Gefährdung der Kinder durch ungekochte Milch eine zwangsweise Verabfolgung von nur sterilisierter Milch oor. Dresden. Ein lchw-rer Unfall ereignet sich am Sonnabend nachmittag in Vvrsiam Tolkewitz. An der Ecke dei Theodor und Wilischslraße sind Hochuromarbeiter damit be- 'chänigt, hölzerne Telegraph.nmaslen durch Masten auö Schleuderveton auSzuwechwln. Als sich der 27 Jahre alle Telegraphenarbeiter Adam angeschnallt an der Spitz- eines Holz- mastes befand, neigte sich dieser plötzlich zur Seite und stützte mit Adam nm Bei dnscw Uniall erlitt d<r Atteuer tchwe B r .tz n-gen. Er wurde mit dem KiaRena .ammil nach dem Johannstädter Krankenhaus befördert. — Jestaenowmea waide der vielfach vor- -estraste 27 jährige Kutscher Max Oswin Heinz aus Deuben, der in letzter Zeit Fahrräder und Kutscherpelze gestohlen und unter Be nutzung der gestohlenen Legitimationspapiere eines Arbeiters Plischke aus Breslau an Händler und Privatpersonen verlaust hat. — Direktor Stosch Sarrasani Hal sich ver anlaßt gesehen, sein Dresdner Zirkusgaslsptel ui Anbetracht des Elsolges, den er zurzeit in Humburg hat, hinauszuschieben; er wird seine znzensische Saison erst am 11. März beginnen und zwar wird sie nur 26 Tage umfassen. Statt der Wild-West-Szenen wird Sarrasani diesmal einen großen orientalischen Akt unter Miiwiilung von Derwischen, Aradern, äthio pischen Negern, Schlangentänzerinnen und Haremsirauen herausbringen, Er bereitet außerdem noch ein großes sensationelles Manege- und Bühnenschaustück vor, wobei wieder die versenkbare Manege in Funktion treten soll. — Tie U-ffitte der Kinder, im Winter an Flüssen talwärts treibende Eisschollen zu be- ueigen und so ein Stück mit forizuichwimmen hat schon manches Opfer gefordert. Auch in den El: orlschaften herrscht unter den Knaben viele gesähiliche Unsitte. So hatte am Sonn abend ein Knabe in Mickten Uevigau eine Eisscholle bestiegen und wurde zu seinem Schrecken in die Strömung gerissen und mit lorlgeirieben. Erst in der Nähe der Gohliser Windmühle gelang es einigen Männern, den unvorsichligen Knaben wieder an das Ufer zu ziehen. — MarkihauSgesellschast m, b. H. Dresden nennt sich ein neues Großunternehmen, das einerseits der Bequemlichkeit des kausenden Publikums, andererseits der Förderung des kausmänniscyen Mittelstandes dienen soll« Bekanntlich soll das Gewandhaus an der Kleuzstraße, das der Stadt gehört, nieder gerissen werden, um einem anderen groß zügigen modernen Bau Platz zu machen. Dadurch würden u. a. die seit vielen Jahren oort befindlichen Fleischbänke ihr Heim ver lieren. Die neue Geiellichatt will nun das Gebäude Moritz,lraße 1b erwerben und nieder legen und als modernes Kaulhaus wieder er« liehen lassen. Da dieses Gebäude ausschließ lich der Nahrungsmittelbranche gewidmet fern toll, so würden dadurch auch die allen Fleisch ränke wieder einen geeigneten Platz finden. Arnsdorf. Einen öffentlichen Karnevals umzug veranstaltet am FastnachlStag der Ver band des Wohlläiigkertsvereins „Sächsische Fechtschule" in Arnsdorf. Da auch sämtliche Orlsvereine ihre Beteiligung durch Stellen von Festwagen zagesagi Haven, verspricht die Ausführung recht originell zu werden. Kreischa. Wiederum ergebnislos verlies die Wohl eines Vorsitzenden sür die OrlS- tronlenlasse Kreischa. Es dürste nunmehr ein Zwangsoorsitzender eingesetzt werden. Kamenz. Aus der Hausflur eines hiesigen Restaurants ist vor etwa 3 Weiten ein Faß mit 15 Liier Branntwein v-rschwunden. Am Sonnabend sino als die Diebe desselben drei hier zugereiste Tuchmacher ermittel! worden. Durch Meinungsverschiedenheiten bei dec Ver leitung rer Drebesveute hatten sie sich ver- semüel und gegenseitig verraten. Hohenstein. Das Mineralbad Hoher.- ULM, dessen Mitbesitzer der jetzt im Dresdner Unlersuchungsgeiängnis befindliche Grundstücks, spekulaur Ehr. Fr. Lorenz ist, gelangt am 16 April zur Zwangsvertteigerung, Der Taxwerr beläust sich auf 166889,33 Mark. Steinigtwolmsdorf. Hier ereignete sich am So nlag ein bedauerlicher lluglücksiall em zwei jun^e 'rn cheme eu zum Oprer sieten. Zwel Lchulkuaven lin Aller von eli Johreu Hutten öle nicht Mehr tragfähige Eis decke betreten, waren beide eingebrochen und ertrunken. Der eine ist das einzige Kind seiner Eltern. Frauenstein. Der Vorschußverein kann in diesem Jahre sein bOjährigeS Bestehen feiern. Er hat sich aus kleinen, bescheidenen Ansängen zu einem angesehenen Institut ent wickelt und besonders in der Umgebung von Frauenstein segensreich gewirkt. Der Umsatz betrug im Jahne 1912 297728 Mark und im Jahre 1913 368410 Mark. Die Mit gliederzahl beträgt jetzt über 160. Gröbab. Riesa. Im hiesigen Elbvorhafen ist am Sonnabend eine weibliche Leiche im ungefähren Alter von 20 bis 25 Jahren auf gefunden worden. Die Wäsche der Verstorbenen ist mit dem Buchstaben M. versehen. Um den Hals trägt sie ein goldenes Halskettchen nebst Anhänger mit rotem Stein. Mittweida. Bei den Aufräumung-- arbeiten aus der Markt-Brandstätte in Mitt weida haben auch etliche Langfinger der Ver suchung nicht widerstehen können, sich fremdes Gut anzueignen. So ist ihnen vor allem bares Geld zur Beute geworden. Einer der Brandgeschädigten vermißte eine eiserne Geld kassette, in der er einen größeren Geldbetrag ausdewahrte. Die Kassette wurde ausgebrochen in der Wohnung eines der Spitzbuben aus gesunden. Bis jetzt hat die Polizei fünf Diebe ermittelt, die aus einen gehörigen Denkzettel rechnen dürfen. Altmittweida. Eine aufregende Szene spielte sich vorgestern nachmittag auf dem hiesigen Bahnhofe ab. Als sich eben der Personenzug ^4 Uhr in Bewegung gesetzt hatte, warf sich ein 30 Jahre alter Hand arbeiter in selbstmörderischer Absicht zwischen zwei Wagen. Der Lebensmüde erreichte jedoch seinen Zweck nicht, sondern wurde zur Seit« gestoßen, sodaß er nur eine Brustverletzung davontrug. Der Bedauernswerte wurde in das Mittweidaer Sladtkrankenhaus eingeliefert. Aue. Viel besprochen wird hier gegen wärtig das Verschwinden zweier Personen von hier, nämlich des Inhabers der Firma I. A. Flechtner, eines der ältesten Geschäfte AueS (Kolonialwaren usw.) und des hiesigen Ver- ireiers eines Leipziger Patentbureaus. An den ersteren waren in letzter Zeit einige groß« Zahlungsforderungen herangetreten, denen «r nicht gewachsen zu sein vermeinte. Infolge dessen wurde er kopflos; am Montag letzter Woche trat er eine Geschäftsreise nach Chemnitz Werdau. Leipzig usw. an, von der er bisher noch nicht zurückgekehrt ist. In Chemnitz ist er noch gesehen worden, von da aus hat sich seine Spur vollständig verloren. Der Agent des Leipziger Bureaus ist seit Dienstag der vergangenen Woche unter Hinterlassung von Schulden in noch unbekannter Höhe ver schwunden. Er soll nichts zurückgelassen Haden als eine Mappe mit noch uneingelösten Wechseln. Klingenthal. In der vor dem hiesigen Amtsgericht stattgefundenen Verhandlung gegen oie berüchtigten Geldmännel Seemann, Hoyer Schneidenbach, Meinel und Rauh wurden ver urteilt: Seemann zu einer Gesamtstrafe von 3 Jahren GFängnis, Hoyer nnd Schneiden bach zu je 15 Monaten Gefängnis und Meinel und Rauh zu je 4 Monaten Ge- röngnis. — Die sogenannten „Geldmännel" locken bekanntlich ärmeren Leuten ihre Er- Iparnlsse unter dem Vorgeben ab, ihnen dafür „billiges", d. h. falsches, Geld zu verschaffen. Berkaus, Kauf un» Tausch