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Ottendorfer Zeitung : 13.02.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-02-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191402130
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19140213
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19140213
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-02
- Tag 1914-02-13
-
Monat
1914-02
-
Jahr
1914
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 13.02.1914
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Oer Putl'ck in Peru. Präsident E. Billinghurst, der noch vor wenigen Tagen Herrscher von Peru war und der nunmehr abgesetzt, verhaftet und in die Verbannung geschickt wurde, war der Enkel eines englischen Offiziers, der im Kampfe für Argentiniens Unabhängigkeit gestritten hatte und der erste Ausländer war, dem die neue Republik das Bürgerrecht verlieh. Der Sohn dieses naturalisierten Argentiniers lieh sich in Maynegua in Peru nieder, heiratete eine Peruanerin, wurde der Vater des setzt ge stürzten Präsidenten, verlor aber bei dem grohen Erdbeben von Jquique 1888 sein Leben und den gröhten Teil seiner Habe. Der Sobn Don Guillermo hat sich durch seine Kenntnisse als Jurist und sein vielseitiges Wissen über Nitrate, die Nitraflager und ihre Besitzverhältnisse ein ansehnliches Vermögen erworben, im Kriege zwischen Chile und Peru als Heerführer eine bedeutende Rolle gespielt und in den letzten zwanzig Jahren als eigen mächtiger und gewalttätiger demokratischer Volksfreund und Demagoge viel von sich reden gemacht. Er war schon vor fast zwanzig Jahren erster Vizepräsident der Republik, ' lehnte vor fünfzehn Jahren die Präsidentschaft ab, verlegte sich statt dessen auf geographische Forschungsreisen und Sozialreform. war vor fünf Jahren Bürgermeister von Lima und wurde durch die in dieser Stellung erworbene Volkstümlichkeit emvorgehoben auf den Präsi dentenstuhl der Republik. Als Staatsoberhaupt lag er aber in stetem Hader mit beiden Häusern des Kongresses, die es ihm unmöglich machten, eine Regie rung nach seinem Sinne zu bilden. Schon Mitte letzten Jahres kam es darüber zu schweren innern Störungen, und der frühere Präsident Legnia wurde damals von einer, wie es hieh, organisierten Volksmenge in seinem Kaufe belagert, ohne von der Regie rung Unterstützung erlangen zu können, ge fangen genommen, unter Anklage der Ver schwörung gegen die Regierung eingekerkert und darauf in die Verbannung geschickt. Dann gingen die inneren Kämpfe mit er neuter Erbitterung weiter, bis nun neuerdings eine Krisis entstand, weil der Präsident mit dem Gedanken umging, den Kongreß als aus unrechtmähiaen Wahlen heroorgegangen kurzer hand aufzulösen, wogegen sich indes Liberale wie Demokraten sträubten. Die Dinge waren inzwischen so weit ge diehen, daß verschiedene Senatoren und Abge ordnete verhaftet worden waren, unter ihnen auch Carlos Legnia, der Bruder des verbann ten Präsidenten, sowie zahlreiche andere nam hafte Politiker. Auch die .Preula', das Hauptblatt der Opposition, war von der Poli zei ohne weiteres geschlossen worden. Dadurch scheinen dann die weiteren Ereignisse zum Ausbruch gedrängt worden zu sein. Niemand weiß, wie gegenwärtig die Dinge in der Re publik aussehen. Wenn aber nicht alles trügt, so wird der jetzige Präsident bald für Ordnung sorgen. Politische kuncilckau. Deutschland. *Kaiser Wilhelm wird Ende Avril gelegentlich seiner Heimkehr von Korfu dem Kaiser Franz Josef in Wien einen Besuch abstatten. -Prinz Wilhelm zu Wied- hat nun mehr seine Wahl zum Fürsten von Albanien angenommen, nachdem die Anleihefrage eine befriedigende, wenn auch nur vorläufige Regelung gefunden hat. Durch Vermittelung der in Berlin tätigenBotschaster der Großmächte hat Prinz'Wilhelm zu Wied den sechs Regie rungen, die ihn seinerzeitim Wege des deutschen Auswärtigen Amtes von seiner Wahl .zum Fürsten von Albanien verständigt hatten, die. Annahme bekanntgegeben. Zugleich ist die internationale Kontrollkommission in Durazzo von diesem Beschuß in Kenntnis gesetzt worden, um di?'Abreise der albanischen Deputation in die Wege zu leiten. Der Fürst von Albanien ist nach, Rom äbgereist, wo er „sich einige . Tage aufhalten wird, um sich dann nach Wien zu begeben. Dann kehrt der Fürst nach Potsdam zurück und wird hierauf in Neuwied die Abordnung emp- Tu feig! 6j Roman von Reinhold Ortmann. sgowcSunq.i - Er. war schon besiegt, und daß sein Selbst gefühl sich noch ein wenig dagegen sträubte, die Niederlage einzugestehen, konnte die junge Frau, die jedes Stirnrunzeln und jedes Wimpernzucken an ihm kannte, nicht mehr darüber täuschen, daß ihr Triumph ein voll ständiger sei. Es erregte sie nicht, daß er ihr. die Antwort schuldig blieb und wieder im . Zimmer umher zu wandern begann. Gelassen wartete sie, bis er das Schweigen brechen würde, und es.kostete sie sogar einige Mühe, ganz ernsthaft zu bleiben, wenn sie die unge wissen, fast zaghaften Seitenblicke gewahrte, die er von Zeit zu Zeit zu ihr hinüberwarf. Endlich blieb er neben ihrem Sessel stehen. „Auch meiner Tante hattest du nichts von — von deiner Bühnentäligkeit gesagt?" „Nein. Ich hatte keine Veranlassung dazu. Denn als ich mich auf ihr Inserat meldete, befragte sie mich nur nach meiner Herkunft mrd danach, ob ich bereits eine ähnliche Stellung bekleidet habe. Ich war der Meinung, daß es für sie weniger auf meine Vergangenheit an käme, als auf eine treue Erfüllung der über nommenen Pflichten. Und in dieser Hinsicht — denke ich — hätte ich mir dann auch nichts zu schulden kommen lassen." Ihr Gatte war sichtlich froh, daß sie ihm die Möglichkeit gab, ihr etwas Freundliches zu sagen. «Du hast hundertmal mehr getan als nur deine Pflicht — ich brauche dir das nicht erst zu bestätigen. Es war mehr die Aufgabe fangen, die ihn im Namen des albanischen Volkes begrüßen soll. An deren Spitze wird aller Voraussicht nach Essad-Pascha stehen. Die Reise des Fürsten nach Albanien wird über Wien und Triest gehen. Den Weg zur See wird der Fürst voraussichtlich auf einer Jacht zurücklegen. Die an der albanischen Küste versammelten Kriegsschiffe der Groß mächte werden ihm das Geleite geben, worauf ein feierlicher Einzug in Durazzo statt findet. - Im preußischen Abgeordneten hause kam es bei der zweiten Lesung des Justizetats zu stürmischen Szenen. Der Abg. Liebknecht (soz.) wollte den Fall der Witwe Hamm in Flandersbach, die wegen Totschlags an ihrem Gatten unschuldig im Zuchthaus sitzen soll, zur Sprache bringen. Der 'V izepräsident wies jedoch daraus hin, daß das in die dritte Lesung gehöre. Als das Haus in seiner Mehrheit sich auf die Seite des Vizepräsidenten stellte, kam es zu einem Tumult, der längere Zeit dauerte. Erst nach Beruhigung konnte die Sitzung zu Ende ge führt werden. * Zur Arbeitslosenfrage führte auf Grund von Anfragen der Sozialdemokratie und des Zentrums der Minister des Innern v. Fleischhauer inderZweitenwürttem- bergischen Kammer aus, die Frage der Arbeitslosenversicherung sei noch nicht so weit geklärt, daß er in der Lage sei, Vorschläge in dieser Richtung zu machen. Den Weg der Zwangsversicherung könne ein Einzelstaat nicht wählen. Das Genier System könne für den Staat nicht in Betracht kommen, weil er nicht einen indirekten Druck auf die Arbeiter aus üben könne zum Eintritt in die Kampforgani sationen gegen das Unternehmertum. Das Vorgehen der bayrischen Regierung sei nur als ein interessanter Versuch zu betrachten. * Die geplanten Felddien st Übungen der deutschen Truppen an der Mosel grenze werden in der luxemburgischen Presse lebhaft besprochen. Es herrscht eine ziemlich ernste Auffassung hinsichtlich der Neutralität des Landes in kriegerischen Fällen vor. — An den Übungen, die Ende Februar stattsinden, sollen Truppen des Standortes Trier und des 28. und 68. Infanterie-Regiments in Koblenz teilnehmen. , Rustlaub. * Auf Befehl des Zaren sind im ganzen russischen Reiche, mit Ausnahme des Weichsel gebietes, die Landwehrmänner des ersten Aufgebots, die bei der Einberu'ung von 1911 und 1913 direkt zur Landwehr ge zählt wurden, im laufenden Jahre zu vier wöchigen Waffenübungen einberufen. Balkanstaarcn. * Türkische Blätter melden, daß das eng lisch-türkische Abkommen, das vier Protokolle über die Koweit, den Persischen Golf und die Bagdadbahn betreffenden Fragen enthalte, dem Sultan zur Genehmigung vor gelegt worden sei. Bekanntlich wurden die Verhandlungen im Einvernehmen mit Deutsch land geführt. Bestätigt sich die Richtigkeit der Meldung, dann ist auch die Zustimmung des Deutschen Reiches zu diesen englisch-tür ischen Abmachungen erteilt worden. Das hat aber zur Voraussetzung, daß die englisch-deutschen Verhandlungen über den ganzen Komplex der vorderasiatischen Fragen am Ziele ange langt sind. Amerika. * Der Rebellengeneral Zamor ist nach heftigem Kampfe in Port-au-Prince eingezogen: damit sind die Revolutio näre Herren in Haiti. Asien. * Durch einen Erlaß des Präsidenten Juanschikai wird angekündigt, daß in China die Himmelsopfer zu Ehren des Kon fuzius beibe-halten werden, wobei der Präsident als Vertreter des Volkes die üb lichen Zeremonien in der Hauptstadt voll ziehen wird. In dem Erlaß wird jedoch aus drücklich erklärt, daß damit keineswegs eine Staatsreligion eingeführt werde. Die volle religiöse Freiheit wird bestätigt. * Ein n eue s ch i n esis ch e s Währungs gesetz ist jetzt in Peking veröffentlicht worden. Es setzt diy Silberwährung fest und bestimmt als Münzeinheit ein chinesisches einer Krankenpflegerin als die einer Gesell schafterin, die dir bei der anspruchsvollen und grillenhaften alten Dame zugefallen war. Und während der letzten Wochen vor ihrem Tode, die ich . auf ihren dringenden Wunsch in ihrer Nähe zubringen mußte, habe ich Gelegenheit genug gehabt, deine Aufopferung, deine Ge duld, deine liebevolle Sorgfalt für die unbe queme, launische Patientin, die dir doch nur eine Fremde war, immer aufs neue zu be wundern. Gerade das ist es ja gewesen, was mich gelehrt hat, dich- zu lieben. Doch wozu sage ich dir das alles! Die Umstände, unter denen unsere Verlobung erfolgte, werden dir ja noch ebenso deutlich in Erinnerung sein wie mir." Fanny nickte, indem sie wie traumverloren vor sich hin sah. „Ja, ich erinnere mich ihrer sehr gut," be stätigte sie. „Und ich erinnere mich auch an das, was du mir über deine Lebensanschau ungen sagtest, als du um mich warbst. Eine so hohe Meinung hattest du von dem Beruf der Frau und so streng waren deine Anforde rungen an ihre makellose Reinheit, daß mir wohl der Mut entfallen mußte, dir von meiner Schauspielerinnenlaufbahn zu erzählen." Sie mußte irgend einen unglücklichen Aus druck gewählt haben, denn dem Baumeister schoß plötzlich aufs neue das Blut ins Gesicht — diesmal bis in die Stirn hinauf, und so ungestüm, ja brutal erfaßte er das Handgelenk seiner Frau, daß sie erschrocken zwammenfuhr und mit angstvoll erstauntem Blick zu ihm aufsah. „Hättest du — hättest du mir denn damit auch noch anderes gestehen müssen — schlim- Dovarstück, den Juan, mit etwa 24 Gramm Reinsilber. Andere Silbermünzen sind die Fünfzig-, Zwanzig- und Zehn-Cents-Stücke. Sie haben zehn Prozent Kupfermischung. Ferner gibt es Kupfermünzen von ein und zwei Cents und eine Nickelmünze von fünf Cents. Die Dollarstücke alter Währung haben für einige Zeit noch neben den neuen Gül tigkeit. Vemleker Keicbstag. (Original-Bericht.) Berlin, 10. Februar. Der Reichstag setzte am 7. d. Mts. die Einzelberatung des Etats des Innern mit der Besprechung des Ausführung des Kaligesetzes fort. Dazu lag ein Antrag der Konservativen, des Zentrums und der Nationalliberalen vor, den Fond zu Hebung des Kaliabsatzes, den die Kommission bereits um 900 000 Mk. er höhte, um weitere 500 000 Mk. zu erhöhen, den von der Kommission gewünschten Betrag von 500 000 Mk. für Propagandazwecke in San Francisco aber zu streichen. Abg. Sachse (soz.) forderte eine Kaligesetznovelle und sprach von Umgehungen des Gesetzes, die der Herzog von Gotha begangen habe, was man einen Betrug nennen müsse. — Präsident Dr. Kämpf rief den Redner deshalb zur Ord nung. — Unterstaatssekretär R ichter besprach den angeblichen Betrugsfall und betonte, daß sich die herzogliche Verwaltung in gutem Glauben befunden habe. Eine Novelle zum Kaligesetz werde in allernächster Zeit dem Hause zugehen. Die Verstaatlichung der Werke wäre zurzeit sehr schwierig. — Abg. Krix (Zentr.) trat für eine Erhöhung der Mittel für die Auslandspropaganda ein. Auch im Jn- lande sei eine enorme Steigerung des Absatzes zu erwarten. Der Reichstag dürfe sich jedoch nicht die Kontrolle über die Propaganda aus der Hand winden lassen. — Abg. Är. Bär winkel (nat.-lib.) betonte die Notwendigkeit, die Kali-Industrie konkurrenzfähig zu erhalten. — Abg. Goth ein (sortschr. Vp.) bezeichnete es als unmögliche Aufgabe, im Reichstage die Verwendung der Provagandagelder vorzu nehmen. - Abg. v. Brockhausen (kons.) stimmte dem Anträge zu und legte Verwah rung gegen die Behauptung ein, daß seine Freunde sich vom Kalisyndikat beeinflussen ließen. Nach weiterer kurzer Debatte schloß die Erörterung. Im Reichstage fand die Etatsberatung des Innern am Montag die 15. Fortsetzung. Die Abstimmung über die Kalipositionen war am 7. d. Mts. wegen der schwachen Besetzung des Haukes auf Montag hinausgeschoben worden. Aber auch heute waren nur zwei dürftige Dutzend Abgeordnete da, als der Präsident die Sitzung eröffnete, und io erlebte man das Schauspiel, daß die Abstimmung zum zweiten Male verschoben werden mußte. Die sachliche Erörterung begann beim Statistischen Amt. Der Volksparteiler Sivkovich stellte das Verlangen nach einer einheitlichen Schulstatistik. Es ist ja zweifellos, daß die Bedeutung aller Statistiken in den Vergleichswerten liegt und daß diese schwinden, sobald die Aufnahme in den verschiedenen Einzelstaalen nach ganz verschiedenen Gesichtspunkten erfolgt. In einer einstündigen Rede forderte Abg. Rühle (soz.) die Veröffentlichung der vor zehn Jahren angestellten Erhebungen über die Kinderarbeit in der Landwirtschaft. Man ver zögere diese Veröffentlichung in gewissenlo'er Weise, rief er aus, und erhielt dafür nachträg lich durch den Präsidenten Dr. Kämpf einen Ordnungsruf. Abg. Dr. Pieper (Zentr.) wünscht eine Statistik über die Verhältnisse in Handel, Ge werbe und Industrie und eine Arbeiterstatistik. Staatssekretär Dr. Delbrück erklärte, daß diese Statistik erweitert werden würde. Die Erhebungen über die Kinderarbeit seien noch nicht vollständig. An der Veröffentlichung dieses Materials habe die Gesamtheit aber das größte Interesse, schon damit den unge heuerlichen Übertreibungen entgegengetreten werden könne. Die vom Abg. Legien (soz.) gewünschte Streikstatistik sei in Vorbereitung, genaueres könne der mcres, du weißh was ich ineine, Fanny! — Sage mir die Wahrheit, sage mir wenigstens jetzt die ganze Wahrheit! Ich könnte es nicht ertragen, wenn ich von nun .an mit diesem fürchterlichen Zweifel umhergehen müßte. — Herr Gott im Himmel, ich dürfte ja keinem anständigen Menschen mehr in die Augen sehen." Fanny war bleich geworden. Diesen Leiden schaftsausbruch hatte sie nicht mehr erwartet. Und deutlicher als vorhin bei ihrem Eintritt las sie jetzt in Rudolfs Zügen etwas, das ihr Furcht einflößte. „Laß doch meinen Arm los — du tust mir ja weh!" sagte sie, indem sie sich aus seinem eisernen Griff zu befreien suchte. „Möchtest du mich nicht vielleicht gar schlagen?" Er gab sie frei, aber das beängstigende Feuer brannte noch immer in seinen sonst so ruhig blickenden Augen „Nein, davor bist du sicher," brachte er mit heftig atmender Brust hervor und wie wenn er sich jedes Wort mühsam abringen müßte. „Aber ich — ich wäre vielleicht imstande, dich zu töten, wenn du mich auch — auch darin betrogen hättest." Fanny lachte laut auf. Es hatte ein spöt tisches Lachen sein sollen; aber es klang ge zwungen und unnatürlich. „Weiter nichts?" sagte sie mit zuckenden Lippen. „Von dieser gewalttätigen Seite habe ich dich ja gar nicht gekannt. Und wo rin könnte deiner Vermutung nach mein todeSwürdiges Verbrechen bestanden haben? Denn ich habe bis zu diesem Augenblick noch nicht das Vergnügen, dich zu verstehen." Ihr Mienenspiel strafte die erheuchelte Minister aber noch nicht mitteilen. Beim Titel Normal - Etchungskommission teilte Ministerialdirektor v. Jonquiöres auf eine Anfrage mit, daß die Förderwaden in den Steinbrüchen eichpflichtig seien. Zum Titel Reichsgesundheitsamt begründete Abg. Antrick (soz.) eine Resolution auf gesetzliche Regelung des Hebammen-WesenS und trat für eine Besserung der Lage deS Pflegepersonals ein. Die soziale Stellung des Pflegepersonals bessern zu helfen, erklärte sich auch Abg. Dr. Gerlach (Zentr.) bereit, doch müsse dieser Stand auch zu einer sozialen Auffassung des Berufs kommen. Erfolgreiche Krankenpflege sei nur möglich bei idealem Streben unter Ver zicht auf materiellen Genuß. Staatssekretär Dr. Delbrück bemerkte, daß Beschwerden des Pflegepersonals häufig ungerechtfertigt seien. Bestehende Übelstände müßten selbstverständlich behoben werden. Ob aber diese Zustände gebessert würden, wenn man das Pflegepersonal unter die Gewerbe ordnung stellt, wie es Abg. Antrick wolle, sei zweifelhaft. Die Pfleger seien Angestellte öffentlicher Anstalten, die zum Test unter behördlicher Aufsicht ständen, zum Teil privater Natur seien. Eine gesetzliche Regelung er scheine nicht angängig. Es beständen bereits allgemeine Grundsätze über die Prüfung des Pflegepersonals und es müsse sich erst ergeben, ob ein reichsgesetzlicher Befähigungsnachweis möglich wäre. In bezug auf die Arbeits verhältnisse prüften die Bundesregierungen zurzeit die Verhältnisse. Die Vorwürfe des Abg. Antrick, daß nichts geschehen sei, wären deshalb ungerechtfertigt. Nach weiterer kurzer Debatte, in der auch Abg. Frhr. von Knigge (kons.) seinem Wohlwollen für das Pflegepersonal Ausdruck gab, aber die sozial demokratischen Übertreibungen zurückwies, und Abg. Dr. Blunk (forkschr. Vp.) zwangsweisen Unterricht für das Pflegepersonal gefordert hatte, vertagte sich dqs Haus. Oeer unö flotte. — Am 1. Oktober 1914 sollte die Zaberner Garnison bekanntlich eine Verstärkung durch eine Abteilung Artillerie erhalten Nach neueren Entschließungen wird dis geplante Ver stärkung jedoch endgültig unterbleiben. Sämtliche Kosten, die durch Abschließen von Kaufverträgen bis jetzt entstanden sind, werden durch den Militär« siskus getragen. Aus zwingenden militärischen Rücksichten, darunter auch solchen auf die Aus bildung, wird auch die Wabl eines anderen Stand ortes kür die zweite Abteilung des Feldartillerie- Regiments Nr. 84 erwogen. unö fern. Unfall eines »-Zuges. Der V-Zug Berlin — Frankfurt — Basel schwebte unweit Halle a. S. in großer Gefahr. Der Speise wagen sprang aus den Schienen und der hinter dem Wagen laufende Teil des Zuges fuhr auf den Speisewagen auf. Der Kellner lehrling des Speisewagens zog sofort die Notleine, wodurch ein unabsehbares Unglück verhütet wurde. Der Piccolo erhielt von den Reisenden ein namhaftes Trinkgeld. Der schwer beschädigte Speisewagen wurde aus rangiert und der Packwagen für den Restau rationsbetrieb hergertchtet. Auflösung der „höchsten" Schule Preussens. Die Schule der Kolonie Forst- langwasser am Schmiedeberger Kamm im Riesengebirge — 936 Meter über dem Meere —, die als dis höchstgelegene Schule Preußens gilt, wird, dem Vernehmen nach, wegen der sehr geringen Kinderzahl, die an unterrichten ist, vom 1. April ab außer Betrieb gesetzt werden. Es besuchen zurzeit nur noch ins gesamt vier Kinder diese Schule, und im Winter, wo wegen der Schneeverhältnisse die Verkehrswege äußerst schwierig find, findet des öftern dort oben überhaupt kein Unterricht statt. Beim Turnen verunglückt. In Wühe'ms- haven stürzte der Oberleutnant zur See Frei herr v. Beaulieu-Marconnay beim Turnen vom Neck ab und b'ieb tot liegen. Der Ver unglückte war 25 Jahre a!t und ist vor kurzem erst zum Oberleutnant befördert worben. Sicherheit ihrer Rede Lügen. Aber der Bau meister sog nichtsdestoweniger die erlösende Hoffnung begierig ein, die ihre Worte in ihm weckten. „Du verstehst mich nicht? — Du hattest dir also nichts vorzuwerfen — merke wohl aus: ganz buchstäblich genommen — nichts? Es war keine Lüge, als du mir sagtest, daß dein Herz noch nie einem anderen Manne ge hört habe?" Seine Augen hingen an ihren Lippen, als erwartete er von ihnen ein Urteil über Leden und Tod. Die sonst kaum sichtbare Arterie an seinen Schläfen war hoch aufgeschwollen, und in seinem Gesichte zeigten sich Furchen, die Fanny bisher niemals darin wahrgenommen. Kaum ja, selbst nicht in Momenten größter Abspannung hafte er so alt ausgesehen wie in diesem Augenblick; dem blühenden jungen Weibe, das sein angstvoll fla^ernder Blick fast verzehrte, erschien er eine Sekunde lang wie ein Greis. Und die Furcht, die sie vor ihm empfand, erzeugte in ihr zum erstenmal ein Gesühl des Widerwillens gegen diesen alternden Mann, der sie mit seinen Fragen peinigen durfte, weil Gesetz und Sitte und ihr eigener Wille ihn zum Herrn über ihr Schicksal gemacht hatten. „Ich antworte nicht, wenn man mich be schimpft," erklärte sie trotzig. „Wenn du dich berechtigt glaubst, mir alles beliebige Schlechte zuzutrauen, nachdem du erfahren hast, daß ich beim Theater gewesen bin, so erachte ich eS unter meiner Würde, mich dagegen zu ver teidigen." Sie stand auf und schien willens, das
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