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Zach lischt LlbMmg. Amts- unö AnzeLgeölatt für das Königl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Schandan nnd den Stadtgemeinderath zu Hohnstein. Die „Sachs. Elb-Zeitung" erscheint Mittwoch und Sonnabend und ist durch alle Postanstalten, sowie durch die Expedition dies. Bl. für 1 Mark vicrtcljährl. zu beziehen. — Inserate für daS Mittwochsblatt werden bis Dienstag früh 0 Uhr, für das SonnabcndSblatt spätestens bis Freitag früh v Uhr erbeten. — Preis für die ge spaltene CorpuSzcile oder deren Naum 10 Pf., Inserate unter 5 Zeilen werden mit SO Pf. berechnet, (tabellarische oder complicirte nach Ucbercinkunft.s — Inserate für die Elbzcitung nehmen an in Hohnstein Herr Vürgcrmstr. Hesse, in Dresden und Leipzig die Annonccn-VürcauS don Haasenstcin L Vogler, Jnvalidendank und Nud. Mosse. 101. Schandau, Sonnabend, den 19. December 1885. Abonnements - Kintadung. Auf das mit dem 1. Januar 1886 beginnende erste Quartal der „Sächsischen Elbzcitung" nimmt die unterzeichnete Expedition, sowie jede kaiserliche Postanstalt zu dem Preis von 1 Mark Bestellungen an. Wir ersuchen unsere geehrten anöwärtigcn Leser, die Abonnements-Bestellung gefälligst sofort machen zu wollen, indem wir bei späteren Aufträgen für die vollständige Nach lieferung der bereits erschienenen Nnmmcrn nicht einstchcn können. — Insvrntv finden durch die ses Blatt eine weite Verbreitung. Die Expedition der Sachs. Elbzcitung. Rußland und die Orientkrisis. Noch immer liegen die bulgarisch-ostnimclischc Frage und der bulgarisch-serbische Zwischenfall wie ein Alp auf dem fricdcnöbedürftigcn Europa. Tag für Tag sehnt man die friedliche Beilegung dieser Conflicte herbei, aber eö scheint, als ob sich dieselbe noch längere Zeit verzögern würde. Kommt cS im gegenwärtigen Stadium der Orientkrisis doch nicht nur darauf an, die kleinen Balkanstaatcu zu beruhigen, sondern auch die In teresscn der dort zunächst bcthciligtcn Großmächte vor Collisioneu zu bewahren. Am schlimmsten ist dabei thälsächlich Rußland da ran, denn cö kau» keinem Zweifel unterliegen, daß die bulgarische Bewegung ebensosehr gegen die Vormnnd- schaft Rußland« als ans die Union mit Ostrnmclicn gerichtet war. Die gcsammlc russische Oricntpolitik, der furchtbare jüngste russisch-tückische Krieg mit seinen nuermcßlichcu Opfern halten aber stets als Endzweck eine ciuflnßrcicbe Slcllnng Rußlands in Bulgarien und an der Westseite des Schwarzen Meeres im Auge. ES kann also Rnßland nicht zngcmnthct werden, diese mit so großen Opfern crkanftc Slcllnng ohne Weiteres aufzugebcn, zumal angenommen werden muß, daß ciu Großbnlgaricn leicht ins Schlepptau einer anderen Groß macht, z. B. in dasjenige Englands genommen und aus einer Stütze der russischen Oricnlpolitik ein Gegner der selben wird. Soll sich also die Oricntfrage nicht noch mehr verwickeln nud schließlich daraus ciu Weltkrieg entflamme», so muß ein Weg gefunden werden, nm den moralisch berechtigten Einfluß Rußlands in Bnl garicn wicdcrhcrznstcllcn und zu sichern. Rußland hat thatsächlich Bulgarien vom Türkcnjochc befreit nnd auch für Bulgariens Wcilcrc»twickclung Sorge ge tragen, und wenn cS diese Politik auch nicht nur ans Nächstenliebe, sondern aus wvhlbcrcchuctcm Interesse verfolgte, so sind Rußlands Verdienste nm die Bc- freinng der Bulgaren doch unbestreitbar, und cö hat ein Recht, seine Interessen dort zu vcrthcidigcn. Zwi schen dem Fürsten von Bulgarien und dem Kaiser von Rußland muß daher als einfachstes Fricdcnömittct eine Aussöhnung stallfiudcn. Da Fürst Alexander durch seine Tapferkeit für sich nud seine Bulgaren die Achtung der Welt erworben hat, wird man ihm in Rußland wohl den ostrumclischcn Staatsstreich ver zeihen und ein annehmbares BersöhnnngSwcrk nahc- lcgcn können. Ist dies geschehen, dann ist auch Ruß- land mit der Vereinigung Bulgariens nnd Ostrnmc lienS einverstanden nnd der Friede gesichert, denn die anderen Großmächte haben gegen diese Union nichts einznwcndcn, nnd die dem Vcrhüngniß verfallene Türkei wird gute Miene zu bösem Spiele machen, zumal mau geneigt sein dürfte, ihr eine goldnc Brücke zum Rück znge zu bauen. Serbien ist natürlich durch sei» Kricgö- nuglück daö „Karnickel" geworden und muß, sei es in einem Landstreifc», sei cS in einigen Millionen baarcm Gelbe, die Zeche an Bulgarien bezahlen. Die Wiederannäherung Bulgariens an Rußland scheint von Petersburg aus auch schon verflicht zu werde» und den Rußland befreundeten Kaiserreichen Deutschland nnd Oesterreich, dürfte cö auch gelinge», durch ihre» Einfluß daö russisch-bulgarische Vcrsöhn- nngswcrk zu vollende» und der Orientkrisis den Stachel zn nehmen. T a § c s,q e s ch i ch t e. Sachsen. Schandau. Bezüglich der am vcr- flosscncn Dienstag statlgcflmdcnc» Stadtverordneten- wähl sei im Interesse derjenigen unserer Leser, denen das am genannten Abend ansgcgcbcnc Extrablatt nicht mehr behändigt werden konnte, daö Resultat der selben hiermit nochmals wiederholt. Von Ansässigen wurden der Stimmenmehrheit nach gewählt die Herren Tischlermstr. Gnst. Zschaler mit 136, Zimmcrmstr. Herm. Porsche mit 133 nud Hotclbcs. Nnd. Sendig mit 68 Stimmen; von Unansässigcn die Herren Haupt- zollamtöassistcnt Niuck mit 129, Herr Ncntamtmauu Löwe mit 70 Stimmen. — Vom 2. Januar bis mit 12. December a. e. gelangten inSgcsammt 8712 beladene Fahrzeuge beim hiesigen Hanpt-Zoll-Amtc zur Abfertigung. — Zu dem in der letzten Nummer d. Bl. ver öffentlichten Berichte über die im Gcwcrbcvcrcin am 10. d. M. veranstaltete Anöstcllnng wird »och »ach lräglich ergänzend bemerkt, daß auch Herr Klempner- meister Porsche eine Anzahl vortrefflicher Neuheiten ausgestellt halte. Anch sind in derselben Versammlung 12 Herren in den Verein ausgenommen worden. — Am Dienstag feierte Herr Bahnhof-Inspektor Wittig auf Bahnhof Schandau sein 25jähr. Dicnst- jubilänm. — Auf die morgen Sonntag Nachmittag 5 Uhr stattfindcude Christbcschccrung für arme Kinder im Thurmzimmcr machen wir dem Bemerken aufmerksam, daß der Zutritt zn diesem feierlichen Act Jedermann gern gestattet ist. Für diejenigen, welche hierzu noch ciu Schcrflciu beitragen wollen, sei bemerkt, daß Herr Kämmerer Müller sehr gern bereit ist, dasselbe mit vielem Dank cntgcgcnznnchmcn. — Bezüglich dcö WcihnnchlS-Poslvcrkchrö macht die kaiscrl. Obcrpostdircction bekannt, daß am Sonn tag vor Weihnachten, den 20. d. M., der Schalter dienst und die Orlspackctbcstcllnng wie an den Wochen tagen staltfindcn. — Zur Erleichterung dcö Reiseverkehrs für das bevorstehende Wcihnachtsfcst wird die Giltigkcitsdaucr der auf den Stationen der Berlin-Dresdner Eisenbahn sowohl für de» Localverkchr als anch im Verkehr mit anderen preußischen Stantöbnhucn auSgcgcbcucu Ne, tonrbillctö von mindestens zweitägiger Giltigkeit dahin verlängert, daß dieselben bci Lösung am 24. oder 25. December d. I. zur Rückfahrt noch am 28. Dc- ccmber benutzt werden können. Einer Abstempelung der Nctonrbillctö vor Antritt der Rückfahrt bedarf es in diesem Falle nicht. — Das Finauzmiuistcrium veröffentlicht daö von de» Kammern bewilligte Gesetz, betreffend die provi sorische Fortcrhclmng der Steuern und Abgaben im Jahre 1886. Danach sind bis zum Erlaß dcö für die Fiuanzpcriodc 1886/87 zn erlassenden Finaiiz- gcsctzcö zu erheben: rr) die Grundsteuer nach vier Pfg. von jeder Steuereinheit, d) die Einkommensteuer, c) die Steuer vom Gewerbebetrieb im Umhcrzichcn, cl) die Schlachlstcucr, inglcichen die Uebcrgaugsstcucr von vcreinsläiidischcm Flcischwcrkc, e) die Erbschaftssteuer, t) der Urknndcnstcmpcl. — Vor einigen Tage» kam es an der sächs.-böhm. Grenze, in der Nähe von Rosenthal, zwischen öster reichischen Grcnzbcamten nnd einer Schmngglcrbandc zu einem Zusammentreffen. Die österreichische Finanz- wachpatrcmillc rief dic Pascher an; da dieselben aber kein Gehör gaben, so feuerten dic Beamten auf sic und verwundeten einen der Schmuggler. Dies hiu> icrtc aber leider nicht, daß die ganze Gesellschaft 'chlicßlich doch mit ihrer Beute glücklich entkam. — Von Denjenigen, welche bemüht sind, daö harte Looö unserer kleinen Vogclwclt in der schlimmen Wiu- tcrzcit zu erleichtern, möge nicht außer Acht gelassen werden, daß es wünschcuöwcrlh ist, auch Flcischübcr- rcstc zur Fütterung zu verwenden; denn diejenigen Vögel, welche ihren LcbcuSnnlcrhalt vorzüglich in Flcischnahrung finden, als Meisen, Baumläufer, ver schiedene Spcchtartcn u. s. w. werden diese Brosamen, welche von unsern Tischen fallen, mit Freuden will kommen heißen. Um uiui aber diese Liebesgaben nicht von unberufenen Gästen, als Katzen nud Hnudcu, ver zehren zu lassen, beobachte mau Folgendes: Man streue dic Fütterung nicht auf den Boden, sondern binde dic Flcischübcrrcstc an beide Enden eines Zwirn- fadcnS nnd werfe denselben da»» in daö schwache Ge äste der Bäume oder Sträucher. Die Königl. Amtöhanplmaunschaft zn Pirna hat mit Zustimmung des Bezirksausschusses dic Gcmcindc- wcgcwärtcr Friedr. Ang. Kegel in Mockethal, Friedr. Sauer iu Friedrichswalde, Aug. Adam in HartmannS- bach, Carl Fischer in Cunnersdorf b. K., Friedrich Kaiser in Markersbach, Carl Großer in Obcrhclmö- dorf, Moritz Hartmann in Schmiedefeld, Carl Protze in Schöna, Carl Großmann in Lichtcnhain nnd Wilh. Kretzschmar m AmtöhaincrSdorf, wegen besonders sorg samer Pflege der Wege innerhalb der betreffenden Gemcindcn durch Gewährung einer Belohnung von je 15 Mark ausgezeichnet. In der am Sonntag in Pirna abgehaltcnen Dc- legirtcuversammlung dcö Gcbirgövcrcins für dic säch- sisch-böhmischc Schweiz kam dic Summe von 1500 M. zur Unterstützung der Scctioucn bci Bauten, Wcgc- aulagcu und dcrgl. znr Vertheilnug; cs wurden dabei die Scctioucn Pirna, Hohnstein, Cosscbandc, Dresden, Schöna, NeinhardlSdorf, Krippe», Schwcizcrmühle, Tharandt, Dohna, Wehle» nnd Planen mit vcrschic- denen Summen bedacht. Wie daö „Dr. I." mitihcilt, ist dic Nachricht in Dresden ciugcgnngcn, daß Sc. Majestät der König Ferdinand von Portugal, Vater der hochseligc» Frau Prinzessin Georg, am Dienstag in Lissabon verschieden ist. Der Verstorbene war geboren nm 29. Octobcr 1816. Er vermählte sich am 9. April 1836 mit der Königin Maria II. da Gloria und wurde Wittwer am 15. November 1853. 1837 erhielt er den Titel König. Während der Minderjährigkeit seines ver storbenen Sohncö war er Regent des Landes (1853 bis 1855). 1869 vermählte er sich mit Elise, Gräfin von Edla, geb. Heusler. — Die Kammer genehmigte die Erbauung eines Winterhafens, dic Erweiterung des ElbguaiS nnd den Bau einer neue» Quaivcrbiudungsbahn in Riesa ein stimmig. Der Dresdner Antrag wurde mit allen gegen drei Stimmen abgclchut. — Bci einer Dresdner Bankfirma bestellte am Sonnabend ciu gutgcklcidctcr Hcrr 15000 M. Prcuß. Rente und bat, dic Werlhpapicrc ihm in scinc Wohn ung Ncichöstraßc 24, II. zu senden, wo er Zahlung leisten werde. Seinem Wunsche ward entsprochen, der Comptoirdicncr händigte dann in dem bezeichneten Quartiere dem angclroffcnen Herrn auf sein beson deres Verlangen „znr Vergleichung der Nummern" die Scheine ans nnd ließ auch zn, daß er sich an einen nahen Tisch damit begab. Der aufmerksam be- obnchtcudc Bote nahm wahr, daß der Unbekannte, in dem er sich den Anschein gab, als verschließe er dic Staatöpapicrc in den Tischkasten, dieselben in seine Rocktasche barg. Als der Fremde nunmehr daö Zimmer verließ, eilte er ihm nach und sah noch, wie Jener seinen Ucbcrrock im Nebcngcmach ergriff und auf dic Trcppc eilte. Mit Hilfe eines dazu kommen den sogleich zur Unterstützung bereiten Dicnstmanncö gelang cö, ihn dort fcstzuhnltcn nnd iu dic Wohn ung znrückzubringcn. Hier lcgtc er dic Scheine wieder heraus, ergriff einen mehrfach geladenen, im Ucbcrrock verborgene» Revolver »nd gab, ohne daß er daran gehindert werde» konnte, durch einen Schuß in den Mnnd sich den Tod. Geldmittel fand man ungefähr 10 Mark bci ihm. Die Persönlichkeit dcö Fremden st der wegen einer ühnlichcnGannerei bereits bestrafte, rni vorigen Jahr wegen Erschwindelung von 18000 M. in München wicdcrnm steckbrieflich ohne Erfolg gc-