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MUcht Llb^eitMg. Amts- und Anzeigeblatt für das Königl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Schandau und den Stadtgemeinderath zn Hohnstein. Die „Sachs. Elb-Zeitung" erscheint Mittwoch und Sonnabend und ist durch alle Postanstaltc», sowie durch die Expedition dies. Vl. für 1 Mark Vierteljahr!. zu beziehen. — »Hk» Inserate für das Mittwochsblatt werden bis Dienstag früh y Uhr, für das Sonnabendsblatt spätestens bis Freitag früh v Nhr erbeten. — Preis für die ge spaltene CorpuSzeile oder deren Naum 10 Pf., Inserate unter 5 Zeilen werden mit 60 Pf. berechnet, (tabellarische oder complicirte nach Ucbercinkunft.) — Inserate für die Elbzcitung nehmen an in Hohnstein Herr Vürgcrmstr. Hesse, in Dresden und Leipzig die Annonccn-Vürcaus von Haasenstein <L Vogler, Jnvalidcndank und Nud. Mosse. 51, Schandau, Sonnabend, den 27. Juni 1885. Aöonnemeuls - Kintadung. Auf daö mit dem 1. Juli 1885 beginnende dritte Quartal der „Sächsischen Clbzeitnng" Unmut die unterzeichnete Expedition, sowie jcd kaiserliche Postanstalt zn dem Preis von 1 Mark Bestellungen an. Wir ersuchen unsere geehrten auswärtigen Leser, die AbonnementS-Bestellum gefälligst sofort machen zn wollen, indem wir bc späteren Aufträgen für die vollständige Nach licfcrnng der bereits erschienenen Nummern nicht cinstchen können. — finden durch die ¬ ses Blatt eiue weite Verbreitung. Die Expedition der Sachs. Elbzeitunq. Der Abschluß der englischen Minister- krisis. Nach mancherlei seltsamen Schwankungen hat jetzt die in England durch die Demission des Cabiucts Gladstone entstandene MiuistcrkrisiS ihr Ende erreicht. Nachdem cö noch im letzte» Augenblicke geschienen hatte, als ob an der Abneigung der Liberalen, das von MarguiS Salisbury ucugcbildcte conscrvativc Ministerium zn nutcrstiitzcu, daö letztere scheitern würde, ist cS überraschender Weise zn einem Compromiß zwi sehen den Liberalen und den Conscrvativc» gclommcn. Dasselbe läßt sich in seinem wesentliche» Inhalt dahin znsammcnfasscn, daß sich Gladstone, als der Führer der nunmehrigen liberalen Opposition, den zn erwar tenden Anträgen der Negierung gegenüber volle Actionö- freihcit wahrt, dabei aber verspricht, die Negierung bei der Erledigung der der gegenwärtigen Parlaments- scssion noch obliegenden Arbeiten thnnlichst zn unter stützen. Zugleich dürfte zur Stunde der formelle Rücktritt Gladstonc'ö von der Negierung erfolgt sein und das Cabinct Salisbury die definitive Genehmig ung der Königin erhallen haben. Da in demselben »och cittige Veränderungen vorgciiommc» wordc» sind, so stellt sich jetzt dasselbe in folgender Znsamnicnsctznng dar: Salisbury, Vorsitz und Auswärtiges; Northcote, erster Lord des Schatzamtes; Sir Hardinge Gifford, Lordknnzlcr; Sir Michael Hicks Beach, Schatzkanzlcr; Sir Richard Croß, Inneres; Oberst Stanley, Colo nien; Smith, Krieg; Lord George Hamilton, erster Lord der Admiralität; Sir Nandolph Chnrhill, Mini ster für Indien; Graf Carnavan, Picckönig von Ir land; Lord John Mammcrs, Gcncralpostmcistcr; Lord Cambrokc, Lordpräsidcnt dcö Geheime» NathcS; Lord Harrowby, Lord-Geheimer Siegelbewahrer und Herzog vo» Nichmo»d, Präsident des HniidelSamlcö. Die politische Lage an der Themse ist somit für den Augenblick geklärt; ob indessen dem gegenwärtigen conscrvativc» Cabinct cinc lange Lebensdauer beschie- dcn sein wird, hängt ganz und gar von dem Aus gange der noch im Laufe dieses Jahres bevorstehen de» 'Neuwahlen zum Parlamente ab, deren Anögang sich infolge der Vcrmchrnng der Wähler nm zwei Millionen noch nicht im Mindesten Voraussagen läßt. Inzwischen wird dem Marquis Salisbury nicht« an deres übrig bleiben, als in der innere» wie in der äußere» Politik i» den Bahnen seines Vorgängers zn wandeln. Wollte er in Bezug ans die inneren An. gclcgenhcitcn Englands mit cinschneidcndcn Vcrnudcr- nngcn hcrvortrctcn, so würde er sicherlich die sofortige Opposition der Liberalen Hervorrufen, da sich ja Mr. Gladstone ausdrücklich in dem erwähnte» Com- promiß volle ActicmSfrcihcit gegenüber den etwa zn erwartenden Anträgen der Regierung auSbcdnngcn hat, und Lord Salisbury weiß selbst am besten, wie cs mit seinem Cabinct ohne dic Unterstützung oder wenigstens Neutralität der liberalen Partei bestellt sein würde, zumal da dic irischen Abgeordneten für dic Cvnservntivcn mir schr zweifelhafte Bundesgenossen abgcbcn. Was aber die auswärtige Politik anbclnugt, so sind auch hier dem neuen englische» Cabinct dic Hände so ziemlich gcbnndcn. Daö friedliche Arrangc- I mcnt mit Rußland hat noch unter dem liberalen Mi nisterium cinc derartige Förderung erfahren, daß Sa liöbnry nicht viel übrig bleibt, als die Verhandlungen wegen Afghanistan vollends znm Abschluß zn bringen. Ebenso ist nicht anzunchmcn, daß dic angcbahntc Vcr ständignng zwischen England und Deutschland hinsicht lich der beide Staaten berührenden überseeischen Fra gen von dem Tory Cabinct wieder nmgcstoßcn werden sollte und was endlich Egypten, den dritten Haupt punkt in der auswärtigen Politik Englands, anbclangt, so wird Salisbury an vollendete» Thatsachc» nicht viel ändern können. Zn denselben gehört der Rückzug der englischen Truppen aus dem Sudan und daö neue Cabinct von St. James dürfte schwerlich in dieser Beziehung Gcgcnordrc ertheilcn, denn es ist offenbar auch froh, daß England wenigstens der Ver legenheiten im Sudan los imd ledig ist. Was im klebrigen die Stellung Englands in Egypten anbctrifft, so wird Salisbury allerdings gut Ihnn, den Wider spruch seines Vorgängers Gladstone, in welchem sich derselbe mit den anderen Mächten bezüglich der Sncz- canalfragc befand, fallen zu lassen, cinc dcrartigc Nachgiebigkeit Englands würde seine cgyptischc Stell ung sicher nicht verschlechtern. Unruhen und Ministerkrisis in Spanien. Spanien, das Land der Kastanien und Revolu tionen hat wieder seinen alten bösen politischen Berns bewährt. Am 20. und 21. Jnni verursachte dic uie- dcrc Bevölkerung der Hauptstadt Madrid cinc auf ständische Bewegung gegen die Regierung. Es gelang allerdings einigen starken Genödarmcric'Abthcilnngcn, die Menge z» zerstreuen, aber es hat bei diesem An laß einige Todtc und Verwundete gegeben und die Affaire hätte sehr ernst werden können, zumal, wenn man den jähzornigen Charakter der Spanier und den politisch noch immer nnterminirtcn Boden Spaniens in Betracht zieht. In Spanien gicbt cS Republikaner, Demokraten und Socialistcn aller Schattirungcn und cs wohnt allen diesen Gegnern der Monarchie cinc karte Nciguug zn rcvolntionärc» Thatcn innc. Cinc gewisse Ruhe der Regierung und Beschränkung ans die nothwcudigstc» Maßregeln, verbunden mit der wachsenden Achtung, dic sich dic Monarchie König Alfonso's durch Gerechtigkeit und Loyalität zu erwer be» verstände», hat mm offcnbar bei der aufständische» Bewegung recht cindümmcud gewirkt und cö scheine» ernste Bcfürchtmigc» für den spanischen Thron nicht vorhanden z» sein. Akan kann dies vielleicht auch noch daraus schließen, daß der Ausbruch der Unruhen weniger durch politische Umtriebe als durch cinc hoch gradige Unzufriedenheit der Bevölkerung Madrids wegen der strengen Maßregeln gegen die Cholcra- verbreitnng stattfand. Diese Maßregeln des Mini- tcrö des Innern Romero y Robledo für Vcrmiudcr- mg der Cholcrngcfahr erstrecken sich zumal ans den ganzen Vcrkchr mit Lebensmitteln, die Absperrung nficirtcr Häuser nud Straßen n. s. w. nud so wohl meinend solche Anordnungen auch sein mögen, so ist cö doch natürlich, daß dieselben auch einer ganzen Menge Händler imd Gewerbetreibenden die gcschäft- ichc Lebensader unterbinden müssen. Geschäflslosig- cit, NahrnngSsorgcn und übertriebene Zingst dcr Madrider Bevölkerung, zumal der Wohlhabende», vor der Cholera die spanische Hanplstadt in einen kritische» Zustand gebracht, oder sich in einer Demonstration gegen dic Regierung Lnft machte. Merkwürdiger Weise sind diese Unruhen aber mich mit einer Ministcr- kisis verbunden, deren nähere Ursache man nicht kennt, die aber anch Differenzen der Minister unter sich nud nnf die vom Ministerpräsidenten Canovas del Castillo nicht gebilligte Reise dcö Königs nach Mnrcia znrück- zuführc» sind. Der hochherzige König Alfonso wollte, nm ein Beispiel der Aufopferung zu geben, dic von der Cholera am meisten hcimgcsuchtc Provinz Mnrcia bcsnchcn, der Ministerpräsident scheint aber dic An wesenheit dcö Königs in der ebenfalls bestürzten Haupt stadt für weit nöthigcr erachtet zn haben. Es wird! sich mm zeigen müssen, wie der König dic Ministcr- krisiö bcigclcgt zn sehen wünscht. Da« bisherige Ca binct dcr Conscrvativc» hat seine Entlassung cingcrcicht und cö fragt sich, ob cö wieder hcrgcstcllt oder unter Sagasta ein liberales Ministerimn au feilte Stelle treten wird. T n g e s,q e s ch i ch t e. Sachsen. Schandau. Dic am 25. Jimi cr- schicncne 8. Nummcr der Kurlistc weist 332 Par teien mit 774 Personen und 5579 Passanten nach. — Vom 2. Januar bis mit 20. Juni n. o. ge laugten inögcsammt 3380 beladene Fahrzeuge beim Hauptzollamtc Schandau zur Abfertigung. — Die althergebrachte und schöne Sitte, am Jo hannistag die Gräber ans dem Kirchhof dcr licbc» Vcrstorbcncn mit Alnmcn zu schmücken, fand mich diesmal wieder ihre Acthtttigimg, indem man daselbst durch Nicdcrlegung von vielen Kränzen nnd Blumen dcr Lieben gedachte. — Wie „Dr. Nachr." mitthcilcn, wurden vor ei nigen Tagen ein Königsteiner nnd ein böhmischer Bootsmann eines von Drcödcn hier ankommenden Dampfschiffes recht nncmgcnchm überrascht, indem bei dcr staltgcfnndcncn Revision von den bctr. Stcucr- bcamtcn trotz dcr Versicherung, daß das Schiff nichts Steuerbares enthalte, drei Säcke Preßhefe vorgefnudcn wurden, die aus Dresden stammten nnd durch freund liche Vermittlung dcr crwähntcn Schiffer böhmischen ConsnmcMcn zngcführt werden sollten. Die durch einen dem Stcncramt zngcgangcncn anonymen Brief ent deckten Dcfrandantcn wurden alsbald ihres Dienstes entlassen nnd sehen nun ihrer Bestrafung entgegen, die schon in Rücksicht darauf, daß allein der verwirkte zehnfache Betrag des dcfraudirtcn Stcncrsatzcö 400 Mark beträgt, hart genug auöfalle» wird. Zudem erscheint cs auch schr wahrschcinlich, daß dcr Schmuggcl schon längere Zeit fortgesetzt worden ist nnd dic Untcr- nchnng demnach größere Dimensionen annchmen, rcsp. auf dritte Personen ausgedehnt wird. — Am Mittwoch waren cs 400 Jahrc, daß einer dcr treuesten Gehilfen dcö großen Reformators Lnthcr, Johannes Bugenhagen, das Licht dcr Welt erblickte. Als Sohu eines Nathöhcrru zn Wollin am 24. Juni 1485 geboren, stndirtc er später in Greifswald, wurde k503 Rektor dcr Schule zu Treptow, lehrte später in einem Kloster Theologie, verließ aber, von de» Schrif ten Luthers augcrcizt, 1521 das Kloster und giug nach Wittenberg, wo er bald eine Professur erhielt. Zu cincu Hörern gehörte anch Melanchthon. 1523 er zielt Bugenhagen das Pastorat an dcr Pfarrkirche zu Wittcnbcrg und cr war cS, dcr 1525 den Ehcbuud seines treuen Freundes Luther mit Katharina von Bora ciiiscgnctc. Bugenhagen gilt als der eigentliche Ord ner dcö protcstmitischen Kirchcurcgimcnts. Als gc- diegcncr Schriftsteller ans theologischem nnd histori- chcm Gebiete bcwährt, batte Angcnhagcn auch große Verdienste nm Luthers Bibelübersetzung. 1528 nahm er mit Luther dic Visitation der Schulen in Knr- achscu nnd Meißen vor nnd wurde 1536 zum Gc- ncralsnpcriutcndeutcn dcö Kurfürstcnlhums Sachsen ernannt. I» den letzten Jahren erblindet, starb cr am 20. April l558. Morgen Sonntag wird ans dcr Festung König- tcin ein Conccrt stallfiudcn. Daö Entroc von 50 Pf. wo Person berechtigt auch znr Besichtigung dcr Fcstnng. Am 23. Juni fciertc in Pirna Herr Hofrath vr. most. Bech sein goldenes Bürgcrjnbiläum. Es wurden ihm seitens der Stadt und von Freunden nnd Gönnern Ovationen gebracht. — Am vergangenen Montag hielt dic Pirnaer BezirkS-Ban-Jnnmig eine Versammlung ab. Da cö vorkomme, daß von Amtsgerichten Leute als Bausach verständige verpflichtet werden, die oftmals nicht die erforderliche technische Vorbildung besitzen, wie ferner auch öfters derartige Persönlichkeiten sich zu Ncclame- zwcckcn den unberechtigten Titel „Amtömaurcr-" rcsp. „Amtözimmcrmcistcr" bcilcgcn, so beschloß man, in Anbetracht, daß hierdurch dcr Werth dcö geprüften