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MGsche LlbMung. Amts- und AnzeLgeblatt für das Königl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Schandau und den Stadtgemeinderath zu Hohnstein. Die „Sachs. Elb-Zcitung" erscheint Mittwoch und Sonnabend und ist durch alle Postanstalten, sowie durch die Expedition dies. Vl. für 1 Mark Vierteljahr!, zu beziehen. — Inserate für daS Mittwochsblatt werden bis Dienstag früh 0 Nhr, für daS SonnabcndSblatt spätestens bis Freitag früh v Nhr erbeten. — Preis für die ge spaltene CorpuSzcile oder deren Nanin 10 Pf., Inserate unter 6 Zeilen werden mit 50 Pf. berechnet, (tabellarische oder complicirte nach Ucbercinkunft.) — Inserate für die Elbzeitung nehmen an in Hohnstein Herr Bürgcrmstr. Hesse, in Dresden und Leipzig die Annonccn-VürcauS von Haascnstcin L Vogler, Jnvalidendank und Nud. Mosse. 87. Schandau, Sonnabend, den 31. October 1885. Die Angelegenheit der SonntagSarbeit. Die von NcichSwcgcu angcordncte Enquütc über die Frage der Sountagöarbcil ist noch immer nicht zum Ab schluß gelaugt und cö laßt sich daher auch ein Gesammt überblick über die Ergebnisse dieser Untersuchung »oc nicht ermöglichen. Indessen liegen doch schon ein Reihe von Einzclbcrichten hierüber nuö den verschie denste» Theilen Dcntschlnndö vor und diese Berichte lassen erkennen, wie groß die Schwierigkeiten sind, welche einer Regelung der „Sonntagsfragc" auf gesetz geberischem Wege cutgcgcustchc», denn die widerstrei- tcudstcu Anschauungen nnd Ansichten werden in diese» Berichten über den i» Rede stehenden Gegenstand laut. Soviel läßt sich aber doch schon in diesem Streite der Meimmgcn nnd Interessen erkennen, daß das Bedürf nis; der Sonntagsruhe iu allen Kreisen vorhanden ist nnd daß cs sich hauptsächlich nur um das Wie? han delt, diesem Bedürfnis; Geltung zu verschaffen, ohne zugleich die Interessen zahlreicher industrieller und gc werblicher Zweige, bei denen die SonntagSarbeit noch eine hervorragende Nolle spielt, empfindlich zn ver letzen. Es begreift sich, daß cS ungemein schwierig ist, in diesem scheinbar regellosen Wirbel von sich bekäm pfende» Interessen eine Grundlage, einen Pnukt zn finden, von dem ans cS möglich wird, allen Forder ungen bis zu einem gewissen Grade gerecht zn werden. Würde mau alle SonntagSarbeit verbieten, so müßte man sich bald zur Wicdcranfhcbnug des Verbotes ge nölhigt scheu. Wollte mau gar nichts in der Sache thiln, so würde mau vou Stund' an keine Nnhc mehr in derselben haben. Die ganzen Umstände drängen also auf eine» „moclus vivoncii" zwischen Vcrthcidi- gern nnd Gegnern der SonntagSarbeit hin und der selbe dürfte wohl dadurch gefunden werden, daß — abgesehen von gewissen Betrieben, welche, wie die öffentlichen VcrkchrSaustaltcn, gar keine Pansen ver tragen — die SonntagSarbeit in allen Geschäften, Etablissements, gewerblichen Unternehmungen u. s. w., in denen bezahlte Arbeiter oder Beamte thätig sind, untersagt, dagegen solchen Betrieben, in denen mir die Unternehmer selbst Sonntags thätig sind, crlanbt wird. Man würde dadurch zunächst erreichen, daß die großen Fabrikbctricbc mit ihren Hunderten nud Tausenden von Arbeitern am Sonntag zn Gunsten der kleinen Handwerker nnd Kanflcntc stillgcstcllt werden. Ganz abgesehen davon, daß hierbei die bedenkliche Uebcr- prodnctiou der großen Fabriken, die sich heutzutage in vielen industriellen Brauche» bemerklich macht, we. »igstcnö i» etwas beseitigt wird, würde eine solche Maßregel den kleine» Geschäftsleute», die ja so schon mit der fast erdrückende» Coucurrenz der Großindustrie schwer zu kämpfen haben, am Sonntag entschieden zn Gute komme». Freilich ist da»» die Frage immer »och offen, wie denn der Arbeiter eine» Ersatz für seine» Lohnansfnll am Sonntag finden, wie er diese» Ausfall, dcu er iu seinem Verdienste erleidet, decken soll. Wird die Großindustrie sich geneigt zeigen, den SonutagSlohn weiter zu zahle», auch wcim sic von Gcsetzwcgcn ge zwungen würde, auf die SonntagSarbeit zn verzichten? Und wenn im letzteren Falle die Großindustrie gesetz lich veranlaßt werden könnte, dem Arbeiter den Lohu- anöfall zn ersetzen, würde dies für sie nicht große finanzielle Opfer bedeuten? Dies ist allerdings einer der heikelsten Punkte in der Frage der SonntagS- arbcit, rcsp. Sonntagsruhe und jedenfalls wird deren praktische Lösung nach dieser spcciellcu Richtung hin sich nur schrittwcise erreiche» lasse», daß sic sich aber erreiche» läßt, ka»» schon heule als feststehend betrach tet werden nnd hoffentlich wird eine nicht mehr ferne Zeit auch das Wie? bringen. Von einer starren Durchführung der Sonntags ruhe, wie unsere Sonntngöfanatikcr wollen, kann über haupt keine Rede sein. Selbst für bestimmte, enge Kreise ist dies nicht möglich, stets treten unvorherge sehene Fälle ein nnd daö Leben läßt sich unu einmal nicht vollständig iu bestimmte Regeln zwängen. Ebenso ist aber auch diejenige Anschauung, welche auf dies Sonntagsruhe ganz verzichten will, weil sic sich nicht stritt durchführen läßt, entschieden zu verwerfen, schon deshalb, weil die Ucbcrzcngnng von der Nolhwcudig- kcit einer wenn auch mir thcilwciscu Abschaffung der Soiintagöarbcit sich nicht mehr bannen läßt. Es tritt nuö auch hier wieder die alte Wahr heit entgegen, daß die extremen Wege noch nie znm Heil geführt haben nnd so wird man denn auch in der vorliegenden Materie schließlich die bewährte goldnc Mittclslraßc cinschlagcn müssen. Sicher wird man auf derselben auch zum ersehnten Ziele gelangen, je nem Ziel, welche« am meisten der altehrwürdigen Vorschrift entspricht: „Sechs Tage sollst du arbeiten, am siebenten aber ruhen I" nud die iu unserer ner vösen, hastenden, geldgierigen Zeit leider nur allzusehr vergessen worden ist. T a g c s,q c s ch i ch t e. Sachsen. Schandau. Vorigen Montag, den 26. d. M., feierte der Gesangverein „Licdcrkranz" in den Räumen dcö Schützcnhanscö daö 57. StiflnngS- fest, zu dem sich eine recht stattliche Zahl vou Theil nchmcru cingcfuudcn halte. Die Festtafel, welcher Sei ten der Sänger daö markige „Deutsche Lied" vorans- gcschickt wurde, bot nicht mir eine ausgezeichnete liebliche Kost, sic brachte auch Geuüssc für Geist und Gcmülh. Lauuige Tafcllicdcr vcrmittcltcu abwechselnd mit guter Schildbach'schcr Musik nud ernsten und heiteren Toasten, von denen namentlich der Eine, iu besonders feiner Marke von einem Mitglicdc des 1. Basses präscntirt, recht zündend wirkte, die Unterhaltung. Zn letzterer trug auch ganz wesentlich mit bei ein dircct ans „Wal halla" gekommener Bericht über den Kampf zwischen „Prinz Ncbcnblüth" nnd „Fürst Hopfcnblülh". In höchst hnmorvollcn Redewendungen wurde darin gc- schildert, wie Beide sich um die Herrschaft beim 57. Stiftungsfeste dcö Licdcrkranzcö gestritten, wie zuletzt Hopfcnblüth dem weit edlere», füruchmcu Partner sich beugen, ihm die Herrschaft hat übcrlnsscu müssen und wie vou Beiden schließlich daö Compromiß getroffen worden sei, daß fortan im Licdcrkranz Ncbcnblüth bei Vergnügnngcn und festlichen Gclngcu, Hopfcnblülh dagegen au dcu Arbeitstagen der Säuger, den Ucbnugs- abcudcu, das Regiment führen solle. Die vou den Sängern harmonisch vorgcführtc, vorher von ihnen recht praktisch geübte „Triuklchrc" bildete den Schluß der Tafel. Der sich anschließende Ball wurde, wie mau wahrnchmcn konnte, gern nnd sehr stark frcqucn- tirt nnd soll cö früh am Tage gewesen sein, als die letzten Fcstgästc das freundliche Haus der Schützen verlassen haben. Möge der Licdcrkranz, wclchcr sich aus dcu bescheidensten Anfängen zn seiner jetzigen chönen Gestaltung durchgcrungen, unter der zielbe- vußtcn, bewährten Leitung sciucs Herrn Dirigenten auch weiter fröhlich sich entwickeln, mögen aber auch die Säuger bestrebt sein, durch gegenseitiges treues Zusammenwirken dieses schöne Ziel erreichen zn helfen. „Grüß Gott!" —n. — Vom 2. Januar bis mit 24. October a. o. ge langten inögcsammt 7245 beladene Fahrzeuge beim )iesigcu Haupt-ZollA-mte zur Abfertigung. — Bei der Köuigl. Altcrsrcutcubauk in Dresden- Altstadt, Landhausstraßc 16, sind bis Ende September d. I. 926 Einlagen mehr als im ganze» vorigen Jahre ciugczahlt worden. An dem Mehr nehmen Theil die Krciöhanptmannschaftcn Bantzcn mit 133, Dresden mit 453, Leipzig mit 255, Zwickan mit 67 nnd das Ausland mit 18 Einlagen. Fünfzig und mehr Proccut beträgt die Zunahme in der Stadt Leipzig nnd den Amtöhauptmannschaften Zittau, Löbau, Bautzcu, Großenhain, DrcSdcu-Ncustadt, Meißen, Oschatz, Roch litz nnd Glaucha». — A» Stelle dcö Fahrplauö der sächsisch-böhm. Dampfschifffahrts-Gesellschaft vom 5. Oktober d. I. tritt vom nächste» Montag den 2. November an eine »cm: Fahrordmmg in Kraft, worauf wir laut Inserat in heutiger Nummer d. Bl. verweisen. — Ein bedeutsamer Gedenktag für das deutsche iVolk ist iu weiteren Kreisen desselben anscheinend zicm- slich unbeachtet vorübcrgcgangcn — der 85. Geburts tag Moltkc'ö. Am verflossenen Montag, dcu 26. Ok tobers waren 85 Jahre vergangen, seit der berühmte Schlachtcndcnkcr in dem mecklenburgischen Städtchen Parchim geboren wnrdc und in Anbetracht dessen, was der geniale Stratege seinem Herrscher nnd seinem Volke in drei Feldzügen geleistet und das ihm für immer die Anerkennung und Dankbarkeit der deutsche» Ratio» sichert, muß dieser Tag mit zu dcu Gedenk, tagen Deutschlands gerechnet werden. Der Lebens lauf Moltkc'ö ist zu bekannt, als daß wir demselben au dieser Stelle nochmals iu seinen Einzelheiten fol gen sollten; mit Gcnngthuung sei aber hervorgchobcn, daß sich der große Fcldmarschall trotz rastloser geisti ger Arbeit während eines langen Leben« nnd trotz nnglanblichcr körperlicher Anstrengungen seine geistige Spannkraft und körperliche Rüstigkeit gleich seinem kaiserliche» Herrn bis in daö höchste Alter zn bewah ren gewußt hat. In größter Zurückgezogenheit hat Graf Moltke feilten Ehrentag gefeiert und dies ent spricht nnr der Bescheidenheit nnd seltenen Anspruchs losigkeit, welche dem „großen Schweiger" eigen sind, Eigenschaften, die cö ihm jedenfalls erwünscht sein ließen, daß ihm au seinem 85. Geburtstage kciuc glän zenden Ovationen dargcbracht wurden. — Möge nuö der geniale Feldherr noch lange erhallen bleiben, dem gcsammtcn dcntschcn Vatcrlandc zn Ruhm und Ehre! — Mit dem 1. November beginnt im Königreich Sachsen die Schonzeit für Krebse und dauert bis mit 31. Mai nächsten Jahres. Während dieser Zeit dür fen in fließenden Gewässern Krcbse überhaupt nicht gefangen werden nnd auch die auö geschlossenen Ge wässern hcrrührcudcn dürfen weder feilgcbotcn noch verkauft werde». Für weibliche Krebse mit Eier» un- ter dem Schwänze erstreckt sich dieses Verbot ans daö ganze Jahr. Es wäre sehr zn wünschen, daß diese Bestimmung recht genau eingehakten würde, da ohne hin in dcu lctztcu Jahren der Krcbsrcichlhnm auch in den sächsischen Gewässern durch die sogcuanutc Krebs- pest gewaltig abgcuommcu hat, und die gute Wicdcr- wvölkeruug verödeter Gewässer mit Krebsen insofern chwicrig ist, als der Krebs zum Wachse» sehr langer Zeit bedarf. Ei» ordentlicher Spcisckrcbö ist wcuig- tcuö 6 bis 8 Jahre alt, und besonders große Excm- ilarc haben stets ein Alter von 15 bis 20 Jahre». Indessen ist eine Wiedcrbesctznng dadurch möglich, daß mau kleinere Krcbse kauft nud aussctzt. Dresden. Ihre Majestäten der König nnd die Königin nebst Gefolge begeben sich voraussichtlich näch ten Dienstag nach Schloß Sibyllcuort. Ob Sc. Kgl. Hoheit Prinz Georg nebst hoher Familie Ihre Ma- cstätcn begleitet, ist noch nicht bestimmt, vcrmnthlich vcrdcn die Priuzlichcn Herrschaften einige Tage später Nachfolge». Die Rückkehr Ihrer Majestäten und Ihrer Kgl. Hoheiten dürfte zn Anfang der zweite» Hälfte dcö November z» erwarte» sei», da in dieser Zeit durch Se. Majestät die Eröffnung dcö Landtages cr- 'olgcu soll. — Am 29. d. M. Vormittag 11 Uhr wurde in der katholischen Hofkirchc zum Jahrcsgcdächtniß für L>e. Majestät dcu hochscligcu König Johann (7 1873) ci» feierliches Requiem abgchaltcu, welchem Ihre Ma- jcstätcii der König nnd die Königin, sowie Ihre Kgl. Hoheiten der Prinz Georg, die Prinzessinnen Mathilde nud Maria Josefa uud die Prinzen Johann Georg, Max nud Albert beiwohnten. — Sc. Majestät der König und Sc. Königliche Hoheit Prinz Georg reisten am Donnerstag Abend 7 Uhr 33 Min. mit dem Couricrzng über Rödcrau »ach Berlin. Se. Maj. trug die Drngoucr-Uuiform und Se. K. Hoheit die Ulanen-Uuifvrm seines prcu- jischcn Regiments. Zur Verabschiedung hatten sich ans dem Bahnhofe der Stadt-Commandant Geucral- ieutcnant von Funke mit dem Platzmajvr Hauptmann von Haupt eiugcfuudeu. Vor eiuigcu Tagen feierte iu Wurzen ein alter Zcteran aus de» Freiheitskriegen, Christian Gottlob Apfelstädt, seinen 93. Geburtstag. Er hat als Jäger