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Eine» grässliche» Selbstmord beging in Mona der vor einigen Tagen aus Stettin zu gereiste Barbier Rötzlein. Mit einem Rasier- Messer schnitt er sich den Bauch auf, daß die Eingeweide herausquollen, und öfsnete sich dann die Pulsadern. AIS man ihn aufsand, war er bereits tot. Fabrikbrand. Die Tuchfabrik I. Ohlert in Neustadt a. Haardt ist mit Spinnerei (4000 Spindeln), Weberei, Walkerei und Wollager saft gänzlich niedergebrannt. Der bei der Aachen- Münchner Gesellschaft gedeckte Schaden beträgt über eine halbe Million. München alS „lachender Erbe". Die Stadt München, der vor wenigen Tagen durch ein Vermächtnis des Rentners Kölbl 800 000 Mark zugefallen find, hat schon wieder eine Erbschaft, diesmal von 200000 Mk. gemacht, die ihr der verstorbene Artillerie-Hauptmann Otto Schulze in Gemeinschaft mit seiner noch lebenden Gattin überschrieben hat. Im Streit. Ein Ei«jähriger-Arzt des 1. Ulanen'Reuiments in Bamberg und ein SamtStsunteroifizier kamen am Bahnhof mit Kaufleuten Streit und zogen blank. Der Arzt verwundete leinen Gegner durch einen Säbel hieb auf den Kopl. Der Polizei gab er hier auf einen falschen Namen an. Selbstmord ei«eS Baakkasfierers. Der Kassierer Keller von der Filiale der Bayrischen Notenbank in Kempten ist in den Hanberschloß- Anlagen daselbst tot aufgefuuden worden. Er soll gcmütsleidend gewesen sein. Selbstmord wird angenommen, obwohl die Todesursache noch nicht feststeht. Ein geheimnisvoller «Sattenmord wurde in Weikersdorf, nahe bei Wien, an der Süd bahn, verübt. Die Gattin eines Weichselrohr fabritanten, Margarete Santominizzi, wurde seit zwei Tagen vermißt. Man bemerkte Licht hinter ihrer Fenstern, sprengte die Tür auf und fand die Frau ermordet auf ihrem Bett. Der Hals zeigte Würgemerkmale und war zur Hälfte durchschnitten. Neben der Leiche lag daS Taschenmesser des Gatten, des mutmaß lichen Mörders, der nirgends zu finden war. Nit der Leiche war eine Art Aufbahrung vor genommen worden. Kerzen in hohen Leuchtern, Heiligenbilder und Rosenkränze umgaben die Leiche. Auf dem Tisch lag ein Zettel mit ver- worrenen Aufzeichnungen, die wahrscheinlich ein Geständnis der Tat sein sollten, von denen aber nur „V-3 Uhr" zu lesen war. Die Nach forschungen nach dem Gatten, der Peter heißt, ergaben, da« er sich unmittelbar nach dem Morde von Weikersdorf nach Baden zu seinem Bruder, einem Kaufmann, begab und diesen bat, ihn wegen ausbrechenden Wahnsinns in die Irrenanstalt nach Wien zu bringen, wo er auch Ausnahme fand. Der Gattenmörder hat sich am Abend selbst dem Wiener Landesgericht gestellt. Er scheint die Tat in einem Anfall Von religiösem Wahnsinn und krankhafter Eifer sucht begangen haben. Ei« Berg in Flammen. Auf dem be waldeten Stadlbergs bei Brixlegg in Tirol enl- stand ein Brand, der sich infolge Sturmes rasch auSbreitete. Der ganze Berg war in Flammen gehüllt und bot ein schaurig-schöneS Bild Viele Hunderte find bei den Löscharbeiten tätig. Ein Feuerwehrmann stürzte über eine fünfzig Meter hohe Felswand ab und wurde schwer verletzt. Die Wahnsinnstat einer Mutter. Die 26 jährige Frau des Monteurs Taucher in Graz brachteihre beidenKindec um. Sie durchschnittdem zweijährigen Söhnchen Franz mit einem Küchen- Messer den Hals bis znm Wirbel, worauf sie das acht Monate alte Mädchen Anna mit den Händen erwürgte. Vorher hatte sie den Kindern Mit Tinte das Kreuzzeichen auf die Stirn ge- zeichnet. Hierauf erhängte sie sich selbst, wurde aber von dem heimkehrenden Mann ab geschnitten. Die golvene Medaille. Dem nach 2b Tagen aus dem Bergwerk in Lens ge retteten Bergmann Be tcaux ist ebenfalls die goldene Medaille verliehen worden. Der Schatz in der Drehorgel. In Paus wurde kürzlich ein Drehorgelspieler bei der Ausübung seines Berufes von einem Schlag anfall betroffen und fiel tot zur Erde. Als man seine Drehorgel untersuchte, fand man darin 2500 Mark in Gold, 4000 Mark in Noten und außerdem noch eine Schatzanweisung über 6500 Mark. Sieben Personen ertrnnke«. In der Nähe von Glanville (Frankreich) ist auf der Seine die Vergnügungsjacht „Ange de Mn" unlergegangen, wobei die sieben auf der Jacht befindlichen Personen ertrunken find. Die Bilanz ver Spielhölle. AuS dem Spielernest wird berichtet: Die Wintersaison des Kasinos in Monte Carlo (oom 1. Oktober bis 1. April) schloß mit einem Mehrertrag von 3 790 000 Frank gegenüber dem Vorjahre. Die lichten Tage Eingang zu dem im Mittelpunkt von Tiflis (Kaukasus) gelegenen Druckerei, bedrohten die dort Anwesenden mit dem Tode und be mächtigten sich einer fünf Zentner schweren Druckpresse, die sie auf einen Karren luden und unbehelligt fortbrachten. Fra« Alice Longworth, die Tochter des Präsidenten Roosevelt, wird, seitdem sie von ihrer Hochzeitsreise zurückgekehrt ist, dermaßen mit Briefen überschüttet, daß sie sich gezwungen gesehen hat, eine Sekräterin anzustellen, um ihre umfangreiche Korrespondenz erledigen zu können. Die meisten Briefe rühren von jungen Mädchen im glücklichen Alter von „sechzehn" und darüber her, die die junge Frau um Rat schläge in Liebesaugelegenheiten bitten. Oss neue ungarische Ministerium. v.^ekocle finsnrLr» ttsnctet NiniLien slAtecer MttS öpponA triESL Kultus Aktiendividende betrug im Vorjahre 320 Frank und wird dieses Jahr mit 360 Frank berechnet werden, bringt also eine 70 prozenüge Ver- zinsung. Bo« ei^er Lawine begrabe«. Bei Blitzingen im Schweizer Kanton Wallis find z-hn Arbeiter, die mit dem Wegräumen einer Lawine beschäftigt waren, durch eine neue Lawine überrascht und getötet worden. DaS «eur Krebsheilverfahre« des Genfer Arztes Dr. Obrer, das vor einigen Monaten in der Pariser Medizinischen Woche' veröffentlicht wurde, begegnet in den Kreisen der Berner medizinischen Fakultät in theoretischer und praktischer Hinsicht entschiedenen Zweifeln. Bisher find nämlich nur Versuche an Tieren gemacht worden. St« Luftschiffe«. Preis der Königin vox Italien. Die Königin von Italien stiftete einen internationalen Pokal für eine Luft- ballonkonkurrenz quer über die Alpen, die unter Leitung der Luftschisser-Vereinigung von Italien stattsinden soll. Dreiste Räuber. Mit Revolvern be waffnete Leute verschafften sich am Hellen, N Ein nenes Riesentheater von ge- gewaltigem Umfang soll in einem westlichen Stadtteil New Dörls errichtet werden. In den Plänen ist eine Bühne von 100 Fuß Breite und 35 Fuß Tiefe, mit einem Proszeniumsbogen von 45 Fuß Bleite und 40 Fuß Höhe vor gesehen. Der Theaterraum wird die übliche Anordnung zeigen, mit zwei Reihen Logen, insgesamt 46, von denen jede 6 Sitze erhält. Im ganzen wird das Theater für 2000 Per sonen Raum bieten. Es soll 40 Anileide- räume für Schauspieler und ebenso viele für Schauspielerinnen, einen Qbungssaal für das Ballett, einen großen Raum zum Aufenthalt der Schauspieler während der Pausen usw. ent halten. Gerickrskalle. 88 Elberfeld. Der Oberbürgermeister zu Elber feld hatte dm Kgl. Landrat Dr. Wichelhaus zu BreSlau mit 79 Mk. zur Gemeindeeinkommensteuer für 1904 herangezogen. Der Oberbürgermeister nahm an, daß Dr. Wichelhaus als Kommanditist einer Kommanditgesellschaft in Elberfeld gewerbliches Einkommen beziehe und daher auch in Elberfeld zur Gemeindeeinkommensteuer herangezogen werden dürfe. Nach fruchtlosem Einspruch erhob Doktor Wichelhaus Klage beim Bezirksausschuß und betonte, er sei nicht Kommanditist, sondern sei am Gewinn der Kommanditgesellschaft infolge einer Einlage beteiligt. Der Bezirksausschuß wie» die Klage ab. Diese Entscheidung focht Dr. Wichelhaus durch Revision beim OberverwaltungSgericht an, daS die Vorentscheidung bestätigte und im Hinblick auf den GesellschastSvertrag und die Eintragung in daS Handelsregister annahm, daß Dr. Wichelhaus den Gläubigern al» Kommanditist mit der Einlage hafte. DaS Einkommen eines Kommanditisten sei als Einkommen aus Handel und Gewerbe anzu sehen und unterliege der Besteuerung in Elberfeld. Frankfurt. Der Buchhalter August Ritter stand wegen Falscheid» vor der Strafkammer, weil er am 8. Februar bei Leistung de» OffenbarungSetdcS ver schwiegen hat, daß ihm eine Gehaltsforderung von 200 Mk. monatlich zustehe. Die Strafkammer er klärte sich für unzuständig und wie» die Angelegen heit an da» Schwurgericht, well Ritter dringend de» Meineids verdächtig sei. Wegen Fluchtverdacht» wurde er sofort verhaftet. Stendal. Da» Urteil gegen dm Mörder Tyczynski und seine Helfer iß nach mehrtägiger Verhandlung gesprochen worden. Der Gerichtshof verurteilte Franz TyczynSki wegen Morde» in einem Falle und Mordversuch» in fünf Fällen zum Tode und 15 Jahr Zuchthaus, sowie zum Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte, Joseph Kowalczyk wegen Beihilfe zu 15 Jahr Zuchthaus und zehn Jahr Ehrverlust, Kwasniewski zu sechs Monat Gefängnis, Zasina zu sechs Monat Gefängnis und Andrusiak zu drei Monat Gefängnis. Die Verurteilten hatten be kanntlich in Kläden bei Stendal die Aufsehers frau Goltwedel ermordet und deren Mann sowie ihre vier Kinder durch Beilhiebe schwer verletzt. Wien. Der wegen Beihilfe an der Ermordung de» Rentier» Sikora in Wien vom dortigen Schwur gericht zu mehrjähriger schwerer Kerkerstrafe ver urteilte Heinrich Klein hatte gegen seine Frau Franziska, die wegen de» erwähnten Raubmorde» zum Tode verurteilt, später aber zu lebenslänglichem Kerker begnadigt wordm war, die Ehescheidungs klage angestrengt. Nachdem diese Klage seinerzett vom Landgericht abgewiesen wordm war, batte sich nunmehr das OberlandeSgericht mit dieier Sache i« der Berufungsinstanz zu beschäftigen. Der Gerichts hof gab der Berufung keine Folge und wies dm Kläger kostenpflichtig ab mit der Begründung, daß nur ein schuldloser Gatte die Trennung der Ehe beanspruchen könne und auch nur dann, wenn er nach Kenntnis vom EhetrennungSgrunde die Ehe nicht fortgesetzt hat. Kopenhagen. Im Prozeß gegen die Reederei des englischen Dampfers „Ancona", der im ver gangenen Jahr da» dänische Schulschiff „Georg Stage" zum Sinken brachte, wegm Zahlung einer Entschädigung ist die englische Reederei Vom see- und Handelsgericht verurteilt worden. 98 000 Kronen zuzüglich 5 Prozent Zinsen vom 25. Januar 1906 und 400 Kronen Unkosten an die Reederei des Schiffes „Georg Stage" zu zahlen. Kuntes Allerlei. * Zur Geschichte der Kaffeehäuser. DaS erste Kaffeehaus in London wurde von einem Barbier namens JameS Fare angelegt. Im Jahre 1708 wurde ihm verboten, das fremde gebrannte Wasser, daS man Kaffee nenne, und das in jeder Hinficht der Gesund heit sehr schädlich sei, zu verfertigen. 1750 zählte man aber schon 3000 Kaffeehäuser in London, und um die Mitte deS vorigen Jahrhunderts waren in der englischen Metropole bereits über 10 000 vorhanden. * * * Im Warenhaus der Zukunft sollen für die Kunden ärztliche Konsultation gratis gegen Bons eingerichtet werden. Einkäufe von mindestens fünf Mark berechtigen zu einer ein fachen Konsultation, solche von zehn Mark zu einer Konsultation mit körperlicher Untersuchung. Wer aber für mindestens zwanzig Mark Waren entnimmt, erwirbt das Recht, sich umsonst auf seinen Geisteszustand untersuchen zu lassen. (.Ulk.-) AxS der Schul«. Fritze ist als A-B-C- Schütze im Lesen sehr schwach; er lernt alles auswendig, „a - i o u", schnurrte er heute gedankenlos herunter. „Halt!" sagte der Lehrer, „wie heißt dieser I und zeigte auf das o. Doch damit war Fritz nicht einverstanden, er schob des Lehrers Hand beiseite und sprach: „Weg da, utiöcht ward nich!" Der Bote kehrre mit den Akten zurück, «»f einen Wink des Richters legte der Manu dieselben auf das Pull und verließ das Zimmer wieder. . «Sann ich erfahren," begann Neufer, „wer ^Eich als Ankläger gegen den Leutnant von Wellmann auftritt?" »Ankläger des Herrn von Weilmanv ist der General von Huldringev in der Residenz," ^twortete der Direktor, „doch fußte diese An- Uge hauptsächlich auf den Beobachtungen eines »mischen, den Sie vor kurzem der Nachsicht würdig hielten, nämlich seines hier am Ort an- ^seuden SohncS." „Ha — meine Ahnung!" rief Reus« leb- W-, „Doch meine Ansicht über diesen Menschen I.seit vorgestern eine andere geworden. Hören gefälligst, waS ich in betreff desselben er- kben mußte." Reuser sprach mit kurzen Worten üb« den Affuch des jungen Herrn bei ihm. Der dmchtsrat Höfte mit gespannter Aufmerksam- kst zu. ^ »3ll dem Menschen," rief er, als der wwittaut geendet hatte, „steckt ein moralisches Meheuer, ein Ränkeschmied schlimmster Sorte. Hen jetzt wohl ein, daß ich in meinem *ueu nicht zu weit gegangen bin." -Bbütommen, Herr Geüchtsrat," gab der »«brlkherr zu. „Aber wenn mir nun auch der Miprung der Anschuldigungen gegen Weltmann ^»ft und meinetwegen auch die Anklage deS ««nerals, so bleibt um mich immer völlig un- «Vriflich, waS die Krimmalabteiluna eines «nvilgerichts mit dem Vergehen eines Offiziers — überhaupt mit militärischen Vergehen zu tun hat. Selbst die Annahme ein« Untersuchung wegen politischer Vergehen eines Offiziers wäre nicht imstande, dies zu erklären." Dn GerichtSrat legte die Hand auf daS jetzt von dem Bote« herbeigebrachte Aktenstück und machte ein sehr ernstes Gesicht. „Da Legt eben des bösen Falles Schärse," sagte er langsam und bedächtig; „die militärische Seite der Sache ist bereits geordnet — viel zu schnell geordnet worden durch sofortige gänzliche Entlassung deS Herrn von Weilmann auS der Armee. Auch die so kühn vermuteten politischen Umtriebe haben eine nm sehr neben sächliche Bedeutung. Die Überweisung des selben an daS hiesige Gericht hat wegen Ver dachts eines von Henn Wellmann begangenen gememen Verbrechens staügesundeu." „DaS ist doch stark I" stieß d« Fabrikant empört hervor. „Ja, eS ist stark," pflichtete der GerichtSrat bei. „Man wollte offenbar die Untersuchung darüber nicht gegen einen Offizier führen und nahm deshalb Gelegenheit, denselben wegen einer unbewiesenen Behauptung, die ihn eines militärischen Vergehens beschuldigte, auS der Armee zu entfernen. Um eS kurz zu sage«: He« von Wellmann hat vorgestern dem General von Huldringen seine Aufwartung gemacht; mit der Entfernung WeilmanuS ist jedoch auch aus dem Kabinette des Genuals ein »st achtzehntausend Mark in Banknoten beschwert« Brief verschwand«." „Und mau nimmt au 8" fuhr du erbleichte Fabrikherr auf. „Ja," bestätigte der Richter, „man nimmt au, daß Herr v. Weiltnan« denselben entwendet hat. Unterstützt wirv dieser Verdacht dadurch, daß Wellmann borgest«« nach sein« Rückkehr aus der Hauptstadt hierorts seiue Schulden bezahlt hat —" „Ader das ist ja doch — l" äußerte Reuser erregt; „wie kann mau denn nm! — daS hat ja gar keinen Zusammenhang. — Ich weiß, woher Wellmann daS Geld zur Bezahlung seiner Schulden hatte, nötigenfalls würde ich —" „Ich bin vollständig davon überzeugt," sagte nun der GerichtSrat. „Kurz und gut," rief Reuser. dem eS end lich möglich geworden war, sich zu fassen, „hallen Sie denn den Leutnant — nein, nicht mehr Leutnant — den Herrn v. Wellmann für einen — um der Sache endlich den rechten Namen zu geben — für einen Dieb?" „Nein," erwiderte der GerichtSrat bestimmt. „Ich würde Herrn v. Weilmann auch, wie ich schon bemerkt habe, sofort in Freiheit gesetzt und die mir nicht tu gehöriger Form über wiesene Sache zurückgegeben haben. Indessen hat sich heute «lwas «eignet, wodurch ich ge zwungen bin, mich wider meinen Willen noch weiter mit der Sache zu befassen. Mir ist daS Vorkommnis unbegreiflich, eS ist jedoch eine unzweifelhaft feststehende Tatsache. Bei der vom Justizminister besohleneu und von mir an- geordneten Haussuchung in Herrn v. WeilmanuS Wohnung ist der Umschlag des -^dachten Brieses gefunden worden —" „Der Umschlag?" rief Reus«. Aber wie ist das möglich?" „Ja, wie ist daS möglich?" wiederholle der Richter. „Ich mutz es M ergründen versuchen. Unter gewöhnlichen Umständen würde diese Tat sache für den Angeschuldigt«» eine sehe böse Wirkung auszuübeu imstande sein." „Herr Direktor, Lest« He« Direktor," rief der heftig erregt Fabrikherr, „die Gestillt des Referendars von Nüdlingen führt in diese« Augenblick einen wahren Hcxentanz vor meiner Seele auf —" „Ich kann von mir dasselbe sagen," er widerte der Direktor; „man ist nicht umsonst fünfunddreißig Jahre Richter. Aber Sie sehen wohl ein, daß die gegründete Vermutung noch keine erwiesene Tatsache bildet in den Mani pulationen eines gewissenlosen Verleumders und falschen Anklägers." „Ich fange an, mich zu beruhigen, Herr Gerichisrat," sagte Reul« mtt einem sehr schwere» Seufzer. „Ich sehe, Weilmanns Sache ist i» guten Händen, so böse dieselbe auch ausseheu mag. Gerade daS Widersinnige in d« Be schuldigung zeigt ihren eigentlichen Wert.' „Erlauben Sie," entgegnete der Direktor, „unser He« Referendar scheint w-r doch schlauer zu sein, als wenigstens ich bisher ge glaubt habe. Er hat zwar gut vorgearbeitet, jedoch in seinen schriftlichen Mitteilungen an den Bat« mit keinem Worte deS abhanden gekommenen Geldes erwähnt, und namentlich Wellmann nicht deS Webstahls beschuldigt. Man gewinnt vielmehr durch seiueu Bericht Leu Eindruck, als wtsse « gar nichts von dem- selbeu." »L I» (Fortsetzung folgte