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MMe Llbjeitung. Amts- uns Anzeigeblstt für das Königl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Schandau und den Stadtgemeinderath zu Hohnstein. Die „Sächs. Elb-Zeitung" erscheint Mittwoch und Sonnabend und ist durch alle Postanstalten, sowie durch die Expedition dies. Vl. für 1 Mark vicrtcljährl. zu beziehe». — d-V Inserate für das Mittwochsblatt werden bis Dienstag früh v Uhr, für das So.nnabendSblatt spätestens bis Freitag früh » Uhr erbeten. — Preis für die ge spaltene CorpnSzcile oder deren Naum 10 Pf., Inserate unter 6 Zeile» werde» mit 60 Pf. berechnet, (tabellarische oder complicirtc nach Uebcreinkunft.) — Inserate für die Elbzeitung nehmen an in Hohnstein Herr Vürgcrmstr. Hesse, in Dresden und Leipzig die Annoncen-BiircauS von Haasenstein L Vogler, Jnvalidendank und Nud. Mosse. 67. Schandau, Sonnabend, den 22. August 1885- Die Aufgabe der deutschen Juduftrie. In immcr weitere Kreise dringt die Ucbcrzcngung, daß die wirthschastlichcu Fortschritte DcntschlandS vor zngöwcisc von der Stellung der deutschen Industrie auf dem Weltmarkt adhängcu. Eine blühende Industrie beschäftigt nicht nur lohnend Millionen von Arbeitern, sondern sic ist auch, sei cö in der Fabrikation, sei cö in der Versorgung der Arbeiter, die sicherste und zahlungsfähigste Käuferin der landwirthschaftlicheu Producte. Im Austausche der landwirlhschastlichcn uud industriellen Producte liegt dauu aber auch der Hebel für den Handel und so kann eben unr eine blühende Industrie den wirthschaftlichcu Kreislauf recht günstig gestalten und erhalten. Welche Mittel müssen nnn aber vorzugsweise an gewandt werden, nm der dcnlschcu Industrie den gc. bührcudcu Platz auf dem Weltmärkte zu gebe»? — Wer hier mit einem Schlagworte ins Feld rücke» oder der Industrie durch gesetzliche Maßregeln ans die Beine helfen wollte, würde sich in einem großen Jrrthnm befinden. Recht attcrkenuc»Swcrlh sind ja gesunde, ehrliche Urthcilc über die deutsche Industrie, auch weil» sic nicht immer deren Lob singe». Hoch z» achten sind auch die Stützen, welche die deutsche Juduftrie an der geeinten Macht des Vaterlandes, au der Kriegs- uud Handelsflotte besitzt und dankend erkennt man anch in allen industrielle» Kreise» die Fürsorge au, welche Negierungen »ad Parlamente ihrem Gedeihen widmen, der wahre Hebel für die Industrie liegt aber auf allen diesen Gebieten nicht. Sehen wir ims mir auf dem Markle um, welche Waare siegt. Das Gute, das Dauerhafte, das mög lichst vollkommene, das wirklich Schöne wird bei an gemessener PrciSstcllnug doch immcr die schwindelhafte, die billige nnd schlechte Waare ans dem Felde schlagen und sich dancrndc Kundschaft erwerben, von der allein der wirthschaftlichc Erfolg abhängcn kann. Die Qua lität der Jndnstrieprodnctc hängt nun aber offenbar in der Hauptsache mir von dein Fabrikanten ab, also sind die Fortschritte »nd Leistungsfähigkeit der Industrie auch nur iu die Sclbsthülfe der Fabrikanten zu lege». Fachvcrciue zur Hebung gemeinsamer Interessen mögen sich allerdings bilden, zumal komm, auch kostspielige Vertretungen im Auslände und Studien der auslän dischen Industrie Verhältnisse durch Vcrciuigmig ent sprechender Groß- oder Klcin-Iudnstricllcu statlfiudcu, aber die Haiiplstützc lege jeder Industrielle iu die eigene Kraft. Jeder Einzelne snchc ans scmcm Gebiete uud mit seine» Mittel» n»d Kräfte» das möglichst Beste z» leiste», da»» kommt der allgemeine Fortschritt ans industriellem Gebiete vou selbst. Nur vor zwei Irr- thümern wäre dabei noch zu warucu. Wer ciucu Fort schritt crruugcu hat, halte sein Erzeugnis! nicht in eitler Selbstüberhebung für das Beste, sondern strebe immer nach weiterer Vervollkommnung. Desgleichen stelle aber auch Niemand, der etwas Tüchtiges leistet, sein Licht unter den Scheffel »nd producirc mir für enge Kreise. Das AiiSlaiid ziimal imiß ein stärkerer Ab nehmer für gute, deutsche Judustricprodnctc werden uud behufs Eroberung ausländischer Abnehmer dürfen die deutsche» Industrielle» weder Mühe» »och Koste» scheue». Die Kaisermüchtc. Zwei verflossene Begebenheiten, die Bcgcgmmg der Kaiser Wilhelm nnd Franz Josef in Gaslein »nd der mehrtägige Besuch des österreichischen Ministers Grafen Kalnokh in Varziu beim Fürsten Bismarck, nud ein unmittelbar bevorstehendes Ercigniß, die Zu sammenkunft der Kaiser vou Oesterreich uud Rußland in der mährischen Stadt Krcmsier, lenken die allge meine Aufmerksamkeit auf die iu Europa, ja vielleicht iu der gauzcu Welt tonangebenden Politik der Kaiscr- inächte Deutschland, Rußland nud Oesterreich. ES ge schieht dies nicht etwa aus dem Grunde, daß die hinter, ciuandcrfolgcndcn Begegnungen der leitenden Pcrsöu-i lichkcitcn der Kaiscrmächtc, deren Politik in ncnc Bah-I licn zu lenken hätte», sonder» angcnschcittlich lediglich. deshalb, de» friedliche» Bn»d z» kräftige» »nd für schwebende Frage» der eigne» Angelegenheiten, sowie für Differenzen mit andere» Mächte» Verständigungen zu suchcm Argumente, welche die erwähnten Ereignisse als hochwillkommen für daö fricdcnöbcdürftigc Europa stempeln. In die Geheimnisse und Pläne der leitenden Staats männer wollen wir nun allerdings nicht cinzlidriugcn versuchen, aber betrachten wir die politische Lage nach dem Stande der Ereignisse des letzten Jahres, so wird uns bald klar, welche Verschiebungen in der allgemeinen Situation statlfandcn nud in welcher Richtung die Arbeiten der Diplomaten liegen. Rußland hat seil Jahr und Tag gezeigt, daß cö eine dauernde Annäher ung au Deutschland und Oesterreich wünscht, welche natürlich unr nutcr der Bedingung acceptirt werde» konnte, daß Rußland sich der Friedenspolitik Deutsch lands und Oesterreichs auschloß, wogegen natürlich die letzteren Großmächte auch Rücksicht auf die cigculhüm- liche Lage Rußlands zu nehmen haben. Seither sind aber anch iu England die mißlichen Folge» der Gladstouc'schcu Politik i» Egypten ciuge- trctcn, ist Gladstone selbst gefallen imd hat cimm Ca- biiictte Salisbury Platz gemacht, ist in Frankreich au Fcrry's Stelle Brisson getreten, hat Italien seine so wenig erfolgreiche Expedition nach Afrika unternommen, ist in Afghanistan der Grcnzstrcit cntstaudcn, hat Ge neral Kämarow seinen Handstreich vollführt, ist eine ernsthafte Kriegsgefahr hcranfbcschworcn nnd wieder in he» Hintergrund gedrängt worden. Alle diese Er eignisse haben ihre Spur in den europäischen Bezieh ungen znrückgclasscn und können anch nicht ohne Ein wirkung auf die Politik der verbündete» Staaten ge blieben sei». Zwischen Deutschland und Frankreich ist eine merkliche Abnahme der innige» Beziehungen, die zum Erstaunen der Welt unter Fcrry's Regierung eingctretcn waren, wahrznuchmcn. Dagegen zeigt die Politik des Toryeabincts in England daö sichtliche Bestreben, sich dem mitteleuropäischen Staateubuude anzunähcru nud um dessen Unterstützung sowohl in der cgyptischcn wie in der ceutralasintischcu Frage zu werben. Auch die Türkei ist im Verlaufe der Ereig nisse wieder ein Factor der europäischen Politik gc worden. Sir Drummond Wolff ist auf dem Wege, nm für England um die Unterstützung der Pforte zu werben, und cö wird wohl nicht langc währen, bis er den Gegenzügen der russischen Diplomatie begegnet, die niemals anfhört, aufmerksamen Anges die Bezieh ungen Englands znr Türkei zn verfolgen, welche letztere als Verwahrerin der Schlüssel zn den Dardanellen mr Rußland immer noch eine so große Bedeutung hat, daß cö jede Verbindung mit der Pforte mit einem seiner möglichen Gegner zn hintertreiben streben mnß. Alles das mnß von den drei Kaiserreichen erwogen werden, die sich das Ziel gesteckt haben, inmitten der einander widerstrebenden Interessen den europäischen Frieden zu erhalten. Uud ciu guter Thcil der Ac sprcchungcu der leitenden Persönlichkeiten der Kaiscr mächtc, wie sic in Gnstciu und Varzin stattfanden und nnnmchr noch in Krcmsier stallfiudcn sollen, dürfte diesem Ziele gewidmet sein. Tagcs >; es ch i ch t e. Sachfen. Schandau. Die am 20. August erschienene 25. Nummer der Kurlistc weist 1201 Par teieu mit 2796 Personen nnd 19271 Passanten nach. — In Folge cingelrctcncr migünstigcr Witterung beschränkte sich die von Sr. Majestät dem König für Dienstag und Mittwoch augcsctztc Jagd auf Miltcln- dorfcr imd HintcrhermSdorfcr Forstreviere nur auf dcu crstcu Tag. Die Rückkehr Sr. Majestät erfolgte daun anch schon nm Mittwoch früh. — Vom 2. Januar bis mit 15. August m o. ge äugten insgesammt 4915 beladcuc Fahrzeuge beim hiesige» Hanpt-Zollamtc zur Abfertigung. -- Lant Äekamttmachmig der sächs.-böhm. Dampf- schifffahrtsgcsellschaft in heutiger Nummer d. Bl. treten vom nächsten Montag au einige Aeudcrungen in dem Fahrplane vom 17. Mai d. I. ein, wie Näheres ans dein betreffenden Inserate zu ersehe» ist; ebenso sind darnach anch die Abcndfahrten von Schandau »ach Tctschc» »nd vou da »ach hier eingestellt. — Am Donnerstag den 20. d. früh gegen 4 Uhr entstand ans bis jetzt noch »»erklärliche Weise i» einer verschlossene» Dachkammer des dem Materialwaarcu- händlcr Hr». Glicma»» i» Wcadischfähre gehörige» erst vor einige» Jahre» crba»tc» Doppelhauses iu der Dach-Etage ciu Braud, der, da die meiste» Bewoh ner desselben sich »och im tiefe» Schlafe befände», schon so weit um sich gegriffen hatte, daß die Flamme» bereits zm» Dache hera»sschlngeu, bevor dieselben vou der sic bedrohenden Gefahr nuterrichtet waren. Die sofort alnrmirtc hiesige freiwillige Turncrfcucrwchr war schnellstens znr Stelle uud gelang es derselben trotz des vorhandenen Wassermangels im Verein mit Mannschaften der hiesigen Ortsspritzc »nd anderen hilfsbereiten Männern von Wcndischfährc, sowie von der Haltestelle daselbst, von welcher anch die Spritze hcrbcigcholt wnrde, nnd von Porschdorf, Rathmanns dorf rc. das Fcncr ans die eine Hälfte dcö Hanscö zn beschränken, wen» cs anch nicht zn verhindern war, daß die crstc »nd zweite Etage zerstört wurde. Ge rettet wurde ja viel, indessen dürfte de» Besitzer des Hanscö, sowie dcu Gcflügclhändlcr Kahl, der nicht versichert hatte und dem fast alles verbrannte, wohl der größte Schaden treffen. — Die dritte Klasse der 108. kgl. sächs. Landes - lottcric wird den 7. und 8. Scptcmdcr gezogen, und hat dazu die Erneuerung der Loose bis zum 29. d. M. zu erfolge». — Elter», welche Ki»dcr mit sich auf die Eisen bahn nehmen, möge folgender Vorfall erneut daran mahne», ja recht sorgfältig auf die Kleine» zu achte». A»f der Eisc»bah»fahrt vo» Gcrödorf »ach Zitta» wurde» am Sonntag Nachmittag einem kleinen Knaben, der sein Händchen unvorsichtiger Weise au die Wan dung der geöffneten Waggouthürc hielt, beim Zu schlägen derselben drei Finger zerguclscht. — Die Lohnfiihrwcrköbcsitzer aller Gattnugcii im deutschen Reiche beabsichtigen (nach stattgchablcn Ver- haudlnugcn mit den Vertretern von 16 größeren deut schen Städicn) im kommenden Monat eine Znsammcn- knnft znr Gründung einer Unfnll.BerufSgenossenschaft und Besprechung verschiedener, den Berns berührender Kragen abzuhaltcu, sowie einen über ganz Dcutschlaud sich erstreckenden Verband, zur Wahrung, Hebung »nd Fördenmg der Standcsintercsscn herznstcllc». Als Znsammcnkunftsort ist dabei Leipzig, als Zeit der 9., 10. nnd 11. September d. I. festgesetzt. Der Vor sitzende dcö Leipziger Localcomilec, Fuhrhcrr Adolf Dübner, Waldstraße 25, ist bereit, nähere Auskunft zu crthcilcm — Auf den sächsische» Staatsciscubahuc» gelaug te» »ach vorläufiger Feststellung im Monat Juli d. I. 2304057 Personen (4- 175320 gegen den gleichen Monat des Vorjahres) nnd 950794 Tonnen Güter (4- 50567 T.) zur Beförderung. Die Einnahme betrug m Personenverkehr 2140997 M. (-s- 140909 M.), im Güterverkehr 3541617 Mark (— 57753 Mark), mö sonstigen Quellen 251916 Mark (— 32912 M.), uögcsammt 5934530 Mark (-s-50244 Mark). Die Einnahme vom I. Januar bis Ende Juli d. I. stellte ich auf 39472071 Mark (-s- 861519 Mark), Hiera» mrticipirt der Personenverkehr mit 11178824 Mark (-s- 588423 Mark), der Güterverkehr mit 26329544 Mark (4- 258689 Mark), mid die Eimiahme a»ö sonstige» Quelle» mit 1963703 Mark (4- 14407 M.). — Nach Mitthcilnngcn des „Statistische» Jahrbuchs mr daö Königreich Sachsen" auf das Jahr 1886 bc- rägt die Zahl der in Sachse» amtirc»dcn Geistlichen »nd Lehrer an dc» dem Ministerinm deS Cultns nnd öffentlichen Uitterrichles nntcrstcllten höheren Lehr anstalten nnd Volksschulen dermalen inSgcsammt 9883, nämlich 1124 Geistliche, von denen 337 in Stadt- gcmcindcn, 787 in den Dörfern thätig sind, ferner 1404 Doccnten uud Lehrer an den höheren Lehr anstalten (Universität, Polytechnikum, Laudcsschnlcn