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Ottendorfer Zeitung : 08.04.1908
- Erscheinungsdatum
- 1908-04-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190804088
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19080408
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19080408
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-04
- Tag 1908-04-08
-
Monat
1908-04
-
Jahr
1908
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 08.04.1908
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politikke Kunälckau. Deutschland. *Zur Kaiserreise nach Korfu wird von unterrichteter Seite gemeldet, daß auf be sonderen Wunsch König Eduards zwei englische Kriegsschiffe das Kaiserpaar auf der Reede von Korfu begrüßen werden. * Wie verlautet, wird Reichskanzler Fürst v. Bülow gelegentlich seiner Romreise auch vom Papst in Audienz empfangen werden. * Die Fordemngen für dieBahnbauten in Drutsch-Ostafrika und in Süd- westafrika sind von der Budgetkommission des Reichstags bewilligt worden. * Nachdem nunmehr die Etats deS Reiches und für Preußen sertiggestellt sind, hat die Reichsregierung und die Regierung Preußens mit den Großbanken dahin ein Abkommen ge schlossen, 400 Millionen Mark preuß. Konsols und 250 Millionen Mark Reichsanleihe auszugeben und zwar durch eine 4prozentige, auf 10 Jahre unkündbare Anleihe. *Die Drachen st ation des Reiches Friedrichshafen hat den Betrieb durch die Fahrt des Drachenbootes „Gna" nach Konstanz und Überlingen mit verschiedenen gelungenen Drachen aufstiegen eröffnet. * Mil de bei der Verhängung der Polizeiaufsicht empfiehlt ein Erlaß des Preuß. Ministers des Innern an die Polizei behörden. Sie sollen in jedem Fall besonders sorgfältig prüfen, ob und inwieweit die Auf erlegung besonderer Aufenthaltsbe schränkungen erforderlich erscheint. Osterreich-Ungarn. *Wie aus Wien berichtet wird, findet die Begegnung zwischen Kaiser Wilhelm und Kaiser Franz Joseph in Wien in der zweiten Maiwoche statt. *Jm österreichischen Abgeordnetenhause kam es trotz des zwischen den feindlichen Parteien geschlossenen Waffenstillstandes erneut zu erregten Auseinandersetzungen wegen der Sprachen- frage in Böhmen. Die Sitzung mußte daher geschloffen werden, ohne daß es möglich gewesen wäre, bei der allgemeinen Streitlust auch nur einen Punkt der Tagesordnung zu erledigen. Frankreich. * Die vielumstrittene Amnestievorlage wurde nach heftiger Debatte mit 497 gegen 5 Stimmen angenommen. "Nach einer Meldung aus Paris hat ein Ingenieur eine für den Panzerschiffb au hochwichtige Erfindung gemacht. Die neue Er findung ermöglicht es, auch bei schwankendem Schiffe während des Scyießens die Geschütze auf das Ziel gerichtet zu halten. Sie ge stattet eine Feuergeschwindigkeit sür die 19 Zentimeter-Kanonen von vier, für die 24 Zentimeter - Kanonen von zwei, für die 30,5 Zentimeter-Kanonen von zwei Schuß pro Minute. Wenn die neue Erfindung sich tat sächlich nach diesen Angaben bewähren sollte, so wären damit der Schiffsbautechnik neue Wege gewiesen. England. * Schatzkanzler Asquith, der zukünftige Leiter der englischen Politik erklärte, daß die Liberalen vorläufig noch immer die Mehrheit im Parlament behalten und somit für die Er haltung des Friedens Sorge tragen werden. Schweiz. *Jm Nationalrat wurde an die Regierung die Frage gerichtet, welche Schritte sie auf die dringenden Gesuche der schweizerischen Vieh zuchtverbände gegenüber der von den süd deutschen Staaten über die ganze Schweiz verhängten Grenzsperre getan habe, und welche Mittel sie für den Fall zu ergreifen gedenke, daß diese unbegründete Matz- nähme länger aufrechterhalten werden sollte. Der Regierungsvertreter erklärte darauf, es werde dem Hause in einigen Tagen ein Gesetz entwurf vorgelegt werden, der die Interessen der schweizerischen Viehzüchter zu schützen be stimmt ist. Italien. *Jn den Straßen Roms ist es gelegent lich der Beerdigung eines bei einem Unfall getöteten Arbeiters zu einem förmlichen Kampf zwischen den Teilnehmern und der Polizei ge kommen. Auf beiden Seiten wurden Schüsse abgegeben und erst als Militär heranrückte, konnte die Ruhe wiederhergestellt werden. Aus Anlaß dieses Zwischenfalles soll in der Kammer ein Gesetz eingebracht werden, das die Be stimmungen über die Polizei gewalt genau festlegt. * Die Kammer befaßte sich mit den im Ver lauf der Jahre angesammelten Gesuchen der ge wöhnlichen Gerichte, gegen Deputierte vor gehen und gegebenenfalls Urteile voll- Sir Lowther. Der zum englischen Botschafter in Berlin aus ersehene Sir Gerard Lowther ist 1858 geboren. Er gilt als sehr geschickter Diplomat uns hat die englischen Interessen wiederholt, so besonders bei der Konferenz von Algeciras mit viel Erfolg ver treten. Er erwirkte unter ander« auch die Frei lassung des durch Naisuli gefangen gehaltenen Kaids Maclean, obwohl dieser gar nicht mehr Eng länder, sondern naturalisierter Marokkaner war. strecken zu dürfen. Die Kammer verweigerte hierzu ihre grundsätzliche Zustimmung, soweit Verstöße gegen das Wahlrecht in Frage kommen, erteilte sie jedoch, um der öffentlichen Mei- 'nung Genugtuung zu geben für alle gewöhn lichen Verbrechen. Luxemburg. *Die Großherzogin von Luxem burg hat in Santa Margherita Ligure (in Italien) vor den zu diesem Zweck dort er schienenen Abgeordneten der luxemburgischen Kammer als neu ernannte Statthalterin den Eid auf die Verfassung geleistet. Ruhland. *Die Reichsduma nahm mit großer Mehr heit einen Gesetzentwurf an, wonach in den Etat für 1908 4 Millionen Rubel zur Errichtung neuer Kirchenschuten ein gestellt werden sollen. *Das in Kronstadt erscheinende amtliche Organ des Marineministeriums beschäftigt sich mit der Frage, ob Rußland auf dem Gebiete der auswärtigen Politik mit England oder Deutschland zusammengehen solle, und kommt zu dem bemerkenswerten Schluß: „Ein sofortiges und festes Bündnis mit Deutsch land ist nötig. Wenn dies geschehen wird, so werden sich alle unsre Unternehmungen, unsre verlorene Stellung inmitten der Großmächte wieder zu gewinnen, in sehr naher Zukunft ver wirklichen. Ein Bündnis mit England aber wird, was seinen Nutzen für Rußland anbetrifft, nur zweifelhaft sein —' sogar verderblich.* Balkanstaaten. * Wie aus London berichtet wird, besteht in Regierungskreisen nur wenig Neigung, die russischen Reformvorschläge sür Maze donien anzunehmen. Da aber die französische Regierung sich angestrengt um eine Einigung bemüht, wird man in London doch wohl nachgeben. Amerika. *Jn New Dork, wo am 28. v. auf offener Straße eine Bombe geworfen wurde, herrscht allenthalben große Anarchisten furcht. Alle Großbanken im Geschäftsviertel New Jorks haben ihre Besuchsgalerien geschlossen, damit kein Fremder Zutritt erhalte. Die Polizei hat üb-r 120 Verhaftungen vorgenommen. — Tausende und Abertausende von Einwanderern werden die Ver. Staaten in der nächsten Zeit wieder verlassen müssen. Der strenge Befehl des Handelssekretärs an die Einwanderungs- Inspektoren, dem zufolge sie mit der Polizei Hand in Hand arbeiten sollen, um das Land von den anarchistischen Elementen zu säubern, soweit das unter den Deportationsbestimmungen der Einwanderungsgesetze möglich ist, zeigt bereits seine Wirkungen. * Die Ruhe auf Haiti scheint nicht von allzugroßer Dauer gewesen zu sein. Wie aus Port au Prince gemeldet wird, fahndet Präsident North Alexis schon wieder in der ganzen Stadt auf angebliche Verschwörer und geht dabei nicht besonders sanft mit dem Eigentum der Fremden um. Aufs neue haben Flücht linge Schutz in den Gesandtschaften gesucht. Wie lange wird das Treiben in diesem Zerrbild eines Staatswesens noch andauern? Hus ciern Keickstage. Im Reichstage stand am Donnerstag die zweite Lesung des Vereinsgesetzes zur Beratung. Nach ziemlich erregter Debatte wurden 88 1 und 2 des Gesetzes angenommen. Im allgemeinen standen die Blockparteien geschlossen für die Regierungsvorlage ein. Besonders bekämpfte Abg. Heine lso,.) den Gesetzentwurf. Der Abg. Müller-Meiningen (fress. Vp.s erklärte wiederholt, der Freisinn würde töricht handeln, wenn er die Vorlage und damit einen entschiedenen Fortschritt in der allgemeinen voliti- schen Richtung ablehnen würde. Im Hinblick auf die ablehnende Haltung der Regierung sei mehr, als jetzt geboten werde, nicht zu erreichen gewesen. Er bedaure dies, würde aber mit seinen Freunden alle auch noch so sympathischen Abänderungsanträge ablehnen, um das Scheitern der Vorlage zu ver hindern. Am 3. d. wird die zweite Lesung des Reichs- vereinsgeseyeS beim 8 3 fortgesetzt, der die Anmeldeftist sür alle öffentlichen Versammlungen zur Erörterung politischer Angelegenheiten auf 24 Stunden vor Beginn der Versammlung festlegt. Abq Trimborn (Zentr.) rügt, daß in der Kommission nur die gewerkschaftlichen Versamm lungen von der Anzeigepflicht sreigelassen worden seien. Diese Vorzugsstellung müsse unbedingt auf die Versammlungen aller Berufsstände ausgedehnt werden, auch wenn sie einen gewissen politischen Charakter an sich haben. Abg. Hildenbrand (soz.): Tas Verhältnis zwischen Volk und Regierung soll auf Vertrauen begründet sein. Das bringt eS mit sich, daß selbst verständlich auch die Regierung die Verpflichtung hat, dem Volk Vertrauen entgegenzubringen. Im 8 3 kommt aber krassestes Mißtrauen der Regierung dem Volk gegenüber zum Ausdruck. Am schlimmsten ist es aber, Laß die preußischen Zustände auf das ganze Reick übertragen werden tollen Durch die polizeiliche Überwachung und Bevormundung ist gerade in Preußen ein enormer Haß vorhanden, der aus dem Gefühl der Unterwürfigkeit entstanden ist. In längerer Reds tritt Staatssekretär v. Beth mann-Hollweg den Ausführungen der Vor redner entgegen. Das Gesetz sei im § 3 eine be sonders starke Liberalisierung der bestehenden Be stimmungen, denn er beschränke die Anmeldepflicht lediglich auf politische Veranstaltungen, dann stelle er die öffentliche Bekanntmachung der Arncige gleich und beseitige den Anflömngrgrund wegen nicht ganz genügender Anmelsung. Wahl- und gewerr- fchaftliche Versammlungen bleiben frei. Abg. Dziembowski (Pole) erklärt, daß durch den 8 3 polnische Vereine und Versammlungen geradezu unmöglich gemacht werden. Abg. Müller- Meiningen fragt an, ob sür die Anzeige einer Versammlung die politische Rich tung einer Zeitung von Einfluß ist. Staatsseirctär v. Bethmann-Hollweg: Die öffentliche Bekanntmachung in der Zeitung muß so gestaltet werden, daß oie Polizei bei ver nünftiger Aufmerlsamkeit rechtz u g.- Kenntnis be ¬ kommt von der beabsichtigten Versammlung. Irgend welchen Einfluß bekommt dabei die politische Rich tung der Zeitung nicht. Darauf wird ein Antrag auf Schluß der Debatte ange> ommen. Die Abstimmung findet auf Antrag de? Abg. Sinaer namentlich statt und er gibt, daß 195 für Schluß der Debatte sind. Es werden darauf alle während der Debatte einge gangenen Zusatz- und Änderungsanträge zu diesem Paragraphen abgelehnt und dieser selbst ange nommen. Es folgen die 8§ 4, 4a und 4b, die von Ver sammlungen unter freiem Himmel und Aufzügen sprechen, die 24 Stunden vor der Veranstaltung angemeldet werden müssen, Abg. Hildenbrand (foz.l beantragt, sechs Stunden vorzusehen und den Zusatz zu machen: Der Genehmigung unlerliegen kirchliche Prozessionen, Bittgänge, Wallfahrten, Leichenbegängnisse, Hoch zeitszüge sowie die Umzüge der Jnnuncen und Vereine nicht. Alle weiteren Bestimmungen wurden zu Schikanen führen. Nach längerer Debatte werden alle Abänderungs- anträge verworfen und der 8 4, 4a und 4b ange nommen. Abg. Zehnter (Zlr.) beantragt die E nfügung eines 8 4o, der sür diejenigen Ve-einc, dst jetzt einen Vorstand oder Satzungen nicht zu chaben brauchen, das bestehende Recht bis Aufhebung durch die Landesgesetzgebung gelten lassen Null. Staatssekretär v. Bethmann-Hollweg: Die Einhestlich'eit deS Gesetzes würde durch dstfeu Antrag Einbuße erleiden, denn das Reichsvoreins- aesetz 'oll doch gerade die vielen Einzelgesetze be seitigen. In der praktischen Handhabe sind in Süd deutschland-die Vercinsgesetze zwar fnibeiklich, nach dem rechtlichen Zustand aber besteht diese Freiheit lichkeit nicht, und deshalb bedeutet dieses Reichsgesetz eine Verbesserung auch für Süddentschland. Abg. Köbler (wirtsch. Vgg.): Ich bitte Sie, den Antrag Zehnter anzunehmen, der ein kleines Zuckerstückchen in dem bitteren Kelch bedeutet, den die H-ssed trinken müssen. Lassen Sie uns Hellen doch ein kleines bißchen Freiheit. Ein jetzt eingehender Antrag auf Schluß der Debatte wird unter großem Lärm im ganzen Hanse bei namentlicher Abstimmung abgelehnt. Bayrischer Gesandter v. Lcrchenfeld führt sodann au?, daß seine Regierung in dem Gesetz, wenn eS auch nicht alle Wünsche erfülle, doch einen entschiedenen Fortschritt sehe. Abg. Osann (nat.-lib.s erklärt sich bei der Ab stimmung über den Antrag Zehnter von seiner Partei trennen zu müssen, weil das neue Gesetz kür Hessen entschieden eine Verschlechterung bedeute. Abg. Schädler (Zentr.): In der bayrischen Kammer sind die rückständigen Bestimmungen deS Gesetzes verurteilt worden. Und da spricht Graf Lerchenfeld von Fortschritten I Da ist unser bayrisches Vereinsgesetz doch noch besser. Es kommt bei diesem Gesetz nicht auf die Regierungen, sondern aus die Völker an, und darum bedauere ich es, daß Graf Lerckenfeld hier so gesprochen Hai. Nach weiterer Debatte wird ein Schlußantrag angenommen und in namentlicher Abstimmung der Antrag Zehnter verworfen. Nachdem noch 8 5 und 6 (Waffcntragen in öffentlichen Versammlungen) angenommen worden find, vertagt sich das Haus. Von uncl fern. Schwerer Unfall in der englischen Kriegsmarine. Die englische Kriegsflotte hat den Verlust eines wertvollen Fahrzeuges und zahlreicher wackerer Matrosen zu beklagen. Wie ans London gemeldet wird, ist der Tor pedobootszerstörer „Tiger" abends beim Manö vrieren des Reserve-Geschwaders in der Nähe der Jniel Wight vom Bug des Kreuzers „Berwick" in zwei Teile zerschnitten worden und sofort untergegangen. Von der Mannschaft befanden sich viele in schweren, wasserdichten Sachen und Stieseln unter Deck, so daß ihre Rettung sehr erschwert wurde. Dazu herrschte tiefste Dunkelheit. Auf die Signale des „Berwick" wurde vom Geschwader sofort alleS mögliche zur Rettung der Unglücklichen getan. Beim Lichte der Scheinwerfer suchten die herabgelassenen Boote nach den verzweifelt mü dem Lode Ringenden und retteten schließlich 25 Mann. Die Admiralität erklärt, daß 36 Mann umkamen. Der Kommandeur des »Tiger", Leutnant Middleton, ist unter den Ertrunkenen. Der gerettete Torpedo-Instrukteur Newman starb an Erschöpfung. Die Unter suchung vor dem Kriegsgericht ist sofort eiu- geleitel woroen. K Vie Vame mit öen Koten. 17) Kriminalroman von G. Qu iS. Der Trupv verließ den Wald; aber nicht schweigsam; Marode beulte, fluchte, stieß die schrecklichsten Verwünschungen aus. Münch drohte dem alten Jakob, klagte sich selbst der Dummheit an, weil er den Diener Karls in seiner Verkleidung nicht erkannt hatte, rief Anna, die vor ihm floh, fluchte dem Himmel und der unseligen Macht, die seine wohl berechneten Anschläge vernichtet, die Frucht deS Morde? ihm entrissen hatte. „Zwei Jahre sind eS her murmelte Münch. „Ja, zwei Jahre sind es," so tvrach seine innere Stimme, „gerade um diese Stunde ver ließest du daS Haus der Marode und richtetest deine Schritte nach der Wohnung des alten Hollmann. Zwei Jahre sind eS her, da wurdest du zum Mörder. Jetzt sind die Tage deines Lebens gezählt. Und er wird leben, wird frei sein. Er, den du in das Zuchthaus brachtest, er kehrt zurück, um sein Glück zu genießen. Gott ist geduldig. Er kennt die richtige Zeit Zeit und Stunde. Die deinige hat geschlagen." Der Zug mit den Gefangenen gelangte zur Schenke am Kreuzweg. Reutter, der Junge und Anna gingen hinein, nachdem der Greis einige leite Worte mit einem der Gendarmen gewechselt hatte, der sich zu dem guten Erfolge deS von ihm geleiteten Unternehmens Glück wünschte. Anna reichte dem alten Jakob die Hand und sagte zu ihm mit leuchtendem Antlitz: „Mein Freund — ich darf Ihnen wohl diesen I Namen geben, als einen geringen Lohn, den Ihr Zartgefühl nicht zurückweisen wird, — hier ist unser Werk vollbracht. Wir müssen nun zu rückkehren, um unsern Freund, der die Nähe der Rettung nicht ahnt, auf sein Glück vorzube reiten. Würdiger guter Jakob, Sie sind Karls Retter. Wenn ich auch aufhöre, mich Ihre Nichte zu nennen, so werden doch die Gefühle der Hochachtung und Dankbarkeit, die ich für Sie hege, niemals in mir ersterben." „Ich habe nur Ihren Befehlen gehorcht, mein Fräulein. Ich überließ mich anfangs einem zwecklosen Schmerz, einer traurigen Rat losigkeit, bis Sie mutig die Sache in Ihre Hand nahmen, mir geboten, dem Münch zu folgen, dessen Verbrechen Sie ahnten. Sie haben die Niederlassung hier ersonnen, den Plan mit Klugheit eingeleitet, endlich die Ent scheidung herbeigeführt. Sie allein haben ihn gerettet. Sie waren der Kopf, ich die Hand, Ihr geringes Werkzeug." „Seien Sie nicht so bescheiden, Jakob; ich weiß, was ich von Ihnen zu halten habe. Gott möge Sie segnen! — heute noch reise ich zu meinem Vater Ich verlasse das Wirtshaus in einigen Stunden. Zur Regelung unsrer hiesigen Angelegenheiten werden Sie wohl nicht mehr als einen Tag brauchen. Dann kommen Sie nach." Der Tag war bereits inzwischen angebrochen. Anna löschte die Lampe aus, ordnete ihre Toilette, machte sich reisefertig und ging nach dem Gastzimmer hinunter. Hermann, derHaus- bursche war dort. „Verreisen Sie, Fräulein?" fragte er besorgt. „Ja, Hermann." „Auf lange Zeit?" „Für immer, mein armer Freund. Aber ich denke an dich. Du bleibst im Wirtshause." „Nein, mein Fräulein, wenn Sie abreisen, bleibe ich nicht eine Stunde länger hier." „Warum denn, Hermann?" „Ich werde Soldat, mein Fräulein." Der Ton, mit dem der arme Bursche sprach, war so betrübt, daß Anna ihm nicht zu widersprechen wagte. Sie nahm einen Ring vom Finger und gab ihm denselben mit den Worten: „Behalte ihn zum Andenken an mich. Schreibe manchmal an Jakob, wie es dir geht." Er dankte traurig. Der Postwagen kam heran. Jakob be gleitete Anna von Walmoden, die Tochter des Staatsanwalts an den Schlag, ihr versichernd, daß er in zwei bis drei Tagen in der Stadt eintreffen und dort mit dem Rechtsanwalt Schwinger Rücksprache nehmen werde. Der Wagen rollte davon. * * * Als Anna in der väterlichen Wohnung an gelangt war, stürmte sie, ohne erst ihren Reise mantel abzulegen, in das Zimmer des Vaters. Dort flog sie ihm in die Arme und streichelte und küßte ihn so zärtlich, daß er sofort erkannte, in wie unveränderter kindlicher Liebe und Treue sie noch an ihm hing. Die stumme Umarmung gewährte geraume Zeit. Beide hatten eine lange Trennung, lange Leiden, ge täuschte Hoffnungen und fruchtlose Erwartungen zu vergessen. Beide schüttelten in einem Augen blick die Last dieser Prüfung ab, um die Freude des Wiedersehens zu feiern, um sich einander vertrauensvoll und zärtlich in die Augen zu blicken, wie zu jener Zeit, als da? vermeintliche Verbrechen Karls noch keine Kluft zwischen ihnen aufgeworfen hatte. Wenige Minuten nach der Ankunft Anna? brachte ein Diener Herrn von Walmoden ei« amtlich versiegeltes Telegramm. Er öffnete es, durchflog den Inhalt, sa«' erbleichend zurück und murmelte: „O, göttliche Vorsehung, wie wunderbar find deine Wege!" „Was ist dir, lieber Vater? Enthält d« Bericht eine traurige Kunde? Ist ein Unglück geschehen?" „Nein, mein Kind," antwortete der Staats' anwalt, sich sammelnd, und reichte seiner Tochter gerührt die Hand. „Niemals bin ich glücklich^ gewesen. Ein Wunder ist geschehen. Das Licht der Wahrheit leuchtet." „Welches Wunder, welche Wahrheit?" „Indem ich diesen Bericht laS, den ich über die Vorgänge in Treilburg eben erhalten habe, bin ich wie geblendet von der wunderbare« Fügung der Vorsehung, die auf geheimnisvolle« Wegen die Unschuld zu retten, die Wahrheit ans Licht zu fördern weiß. Aber ich hätte auch die heilige Gewalt der Liebe bewundern müsse«, die in diesem Falle das Werkzeug der Vor sehung gewesen ist." , Der Bericht, der den Staatsanwalt so «el erschütterte, lautete: «in S Meiaingei fahre«, glitt Freihe des in Mi Meiningen, wollte, aut schwere Wo Unterichenke md der an glückte wur Das verlet gelenk abge über deS Han- schrieben: Hebungen Lina Hau Oldenburg habe. Die aber nicht » bon der ! können sich anwaltichaft Dr. Dietz ziehen, nic »erfahren. Rechtsanwa Monaten ; worden, sie des Landge X Di« sichre Lte! ihhe Unterb ling in e Eisen a. R seinen Elte beiden ein « vor einiger den. Ind schon so en Entfernung Vicht gelöst «aar, um Wen, nach vMkrlich v> vier wußte Entnahm de' von 3900 ? Mieten zunl Dornburg, " Mtztbahnh 7? jungen E'nen Freun v> Empfang kvichung tm vn?-nebm; in Ende, ^'erlichen Z während d' Dornburg bl ""ck'ahrt fei „Endlil Undet w Mißverstän iVm Opft Mörder d selten, ver °°n Treill M gerau! Morzuho Aertelmilli «Mden. L ,E? Komm Aast einer Hehlerin, 5 Avgenüber «-Huld hat gelegt. Merkstellii Mlichkeit Wnch und MngniS Gend Avachrichty *lluzwege' Aller dem Ader Tat 'Mger, tr > Annas ureude, wö „Was r „Sofort Miben u Angen la Mozeß ers Zohren Mr Gesühn Dichtung ^oinmer vo svkinfchaft m s°chen Raub A«st«r Manelchim llellers der Ue Anzah ^d nach r ""letzt unier v X Et« ^'rfschrei Mzheim d von üb er im Lc '"'8t und A den Bri Eismann Kn- Vo ^derheld di ^wandten i Mleich ai N Mandi noch ein d^-lSstur von der ^Vvzinerber
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