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NöMe ElbMung. Amts- unö Anzeigeblatt für das König!. Amtsgericht und den SLadtrath zu Schandau und den Stadtgemeinderath zn Hohnstein. Die „Sachs. Elb-Zeitung" erscheint Mittwoch und Sonnabend und ist durch alle Postanstaltcn, sowie durch die Expedition dies. Bl. für I Mark bicrtcljährl. zu beziehen. — »V Inserate für das Mittwochsblatt werden bis Dienstag früh st Nhr, für das SonnabcndSblatt spätestens bis Freitag früh st Nhr erbeten. — Preis für die ge spaltene CorpuSzcilc oder deren Namn Iv Pf., Inserate unter 5 Zeilen werden mit 60 Pf. berechnet, (tabellarische oder cvmplicirte nach Uebercinkunft.) — Inserate für die Elbzcitung nehmen an in Hohnstein Herr Bürgcrmstr. Hesse, in Dresden und Leipzig die Annoncen-Büreaus von Haasenstein L Vogler, Jnvalidendank und Nud. Mosse. M 17. Schandau, Somiabmd, den W. Februar 1885. Arbeitercolonien und Arbeitsstätten. Nicht Brod, nicht Gclduntcrstützung ist cö, welche den Arinen und Elende», wie den Bagabnndcn und Tagedieben anfhelfcn kann, sondern lohnende Arbeit muß dein liebel steuern. Der ehrliche, brave Arbeiter verlangt auch schon immer statt Almosen Arbeit und diejenigen Individuen, welche Almosen und Bettelthum der Arbeit vorzichcn, mühten mit allerhand erlaubten Mitteln zur Arbeit gcuöthigt werden. In einer Anzahl deutscher Staaten und Provinzen hat man nun sogenannte Arbcitcrcolonicu gegründet, nm in ihnen beschäftigungslose und vagabondircndc Personen wieder an Arbeit und Ordnung zu gewöhnen und ist dies Beginne» meistcuthcilö mit Erfolg be- gleitet gewesen. Diese Schöpfungen der Menschenliebe sind nnn vorwiegend auf dem Lande und znr Erfüll ung landwirthschaftlichcr Arbeiten gegründet, cS ist aber kein Zweifel, daß fast noch schlimmer in großen Städten die Noth der Arbeitslosen anftritt, und cs gilt daher anch in größeren Städten Einrichtungen zn schaffen, welche demselben Zwecke dienen wie ans dem Lande die Arbcilercolonic». Eö muß nun in dieser Beziehung ei» außerordentlich günstiger Ncrsnch, den mau in Dresden mit einer solchen Arbeitsstätte ge macht hat, erwähnt werde», der de» Zweck verfolgt, de» i» Dresden wohnenden unbeschäftigten oder nnr beschränkt erwerbsfähigen Personen in Zeiten von Arbeitslosigkeit vorübergehend Beschäftigung zu ge währen, nm sic vom Betteln oder von dem Verlassen ihrer Familien nbznhaltcn. Der „Dresdner Verein gegen Armcnuolh und Bettelei" hat einen darauf be züglichen Versuch seil Mitte Januar 1884 iuö Leben gerufen und eine förmliche Arbeitsstätte eingerichtet. ES ist nicht uninteressant, ans dem ucncstcn Jahres, bericht des Vereins gegen Armcnnoth zn ersehen, wie sich diese Einrichtung bewährt hat. Die Anstalt ist am 14. Januar 1884 eröffnet worden und cs haben darin bisher 112 Arbeiter längere oder kürzere Zeit Beschäftigung gefunden. Die diesen arbeitslosen, aber arbeitswilligen Personen gewährte Beschäftigung be stand in Kryolithpochc», mit Anfcrtigcn von Fußmatten ans Faserstoffen und im Holzspaltcn; das Krholith pochen ist vorwiegend. Die Arbeit wurde mit zwölf Arbeitern begonnen. Schon Milte Februar flieg die Zahl der bcschäsliglcu Personen ans 26 und man mußte für ciueu zweiten Nanni besorgt sein. Eö sind im Sommcrhalbjahrc durchschnittlich 8—10 Mann nud im Winter 25—70 Mann täglich beschäftigt worden. — Fast alle in der Arbeitsstätte beschäftigten Männer waren darüber erfreut, gerade iu den Wintcrmonatcn, iu dciicu so viele Gewerbe ruhe», Arbeit zu erhalten, nm sich wenigstens die nothwcndigstcn Unlcrhnltnngö- mittel anschaffem zu können. Viele sind dadurch von dem Hauge zum NichlSlhun, welcher sich im Wiuler so leicht cinstcllt uud zum Truuk verkeilet, erfolgreich bewahrt wordcu. Viele haben beim Abgänge von der Arbeitsstätte dafür gedankt, daß sic durch ihucu gc- gcwährlc vorübcrgehcndc Beschäftigung davor bewahrt worden seien, Schulden zu machen nud ihre Sachen zu verpfänden. Manche, die früher in der betreffenden Arbcitöanstalt nnr gezwungen gearbeitet hatten, ge wannen in der Freiheit mehr Geschmack mid Lust znr Arbeit und sind wirklich tüchtige Arbeiter gcwordcu. In Betreff dcö Alters der in der Dresdner Arbeits stätte beschäftigter Arbeiter ist zu bemerken, daß imtcr ihnen alle Altersstufen vertreten waren. Von den äl teren, wegen körperlicher Schäden zu schweren Arbeiten unfähigen Leuten sind drei Mann seit dem 21. Jnli und drei Mann seit dem 22. September ohne Unter brcchnng in der Arbeitsstätte beschäftigt worden. Jüngere Leute waren nur auf kurze Zeit beschäftigt und sind nur mit wcuigcn Ausnahmen ans der Arbeits stätte ausgetreten, wenn sic ständige Arbeit gefunden hatten. — Jedenfalls verdient dieser Versuch iu allen Städten, die an einem Arbcitcrprolctariat oft oder vorübergehend leiden, Beachtung oder Nachahmung. Enqlttnds Verlegenheiten. Ehe Gladstone der Führer der englischen Politik wurde, hat er seinem Vorgänger Lord Beaconsfield (DiSracli) die schlimmsten Dinge vorgcworfcn. Nach Gladstone war Bcaconficld's Politik diejenige eines „rasenden Thoren" lind eines hülfloscn Greises auf dem Dache, der am Größeuwahuc leide. Nun, jetzt sitzt in London auf dem Negicrnngsstnhlc anch ein Greis, der sich nicht z» helfen weiß, und dieser Greis heißt — Gladstone. Er. der früher als Oppositions- Mitglied die ganze politische Well narren zn können glaubte, wird jetzt von ihr gründlich genarrt und Je dermann weiß cö, nnr Herr Gladstone nicht. Im Sudan stchcn die Dinge Dank der verkehrten Politik Englands anßcrdcntlich kritisch. Die englischen Streitkräfte müssen sich vor denjenigen des Mahdi nordwärts znrückzichcn, das ist eine offene Thaliachc, wenn die Engländer sic auch zu bcmänlclu suchen. Vor zwei Jahren sagte Gladstone noch: Was geht uns der Sudan an, mag dort herrschen wer will, wir beschränken nnö auf Egypten. Als aber der Mahdi mächtiger wurde, da schickte Gladstone den General Gordon nach dem Sudan, nm mit Güte, List oder Gewalt den Mahdi unschädlich zu machen. Nnn ist Gordon lodt, Chartnm gefallen und die Macht des Mahdi im Steigen, also haben in den letzten Jah ren die Engländer in Folge von Gladstonc's eigen sinniger Schaukelpolitik im <^udan Alles verloren und in Egypten in ihrer schwierigen Stellung auch nicht ein Haar breit gewonnen. Dazu kommt, daß trotz aller Widerrufe Nußlaud doch jetzt die Gelegenheit benutzt, um, wenn auch nicht gerade in Judien cinznfallc», so doch seine Stellung iu Eculralnsicu zn erweitern, nud die letzten Etappen nnd Thore, die nach Indien führen, in Besitz zu nehmen. England nahm bekanntlich vor drei Jahren einen Theil von Afghanistan in Besitz, nm der Ausbreitung Nuß lands in CcMralasicn znvorznkvmmcu. Nnßland ist nun seit jener Zeit bemüht, dem englischen Schachzugc einen neuen entgcgcuznsctzcu nnd entweder im Vcr- lragSwcg mit bewaffneter Hand das anch dem Emir von Afghanistan tributpflichtige Herat oder vorläufig auch mir Pcujdch zu gewinne». Die russische Negier ung soll sogar dem Emir von Afghanistan im Ge heimen ein Bündniß nnd Hülfe gegen England an getragen haben, wenn der Emir ciuwilligc, daß Ruß land Herat in Besitz nehme. England, welches vor einige» Jahre» Afghanistan bekämpfte, nnd sich in dessen östliche» Grcnzlündcrn fcstsctztc, darf sich nicht darüber beklage», wenn Nnßland nun Afghanistan gegen England nnSznspiclcn sucht, das ist lediglich politische Klugheit. — Iu Hinblick auf die tragi komische Thatsachc, daß der lcitcude Staatsmann Englands in der auswärtigen Politik von einem Fch- lcr in den anderen gefallen ist nnd znm großen Theile die Verlegenheiten Englands im Sudan, Egypten nnd Centralasicn verschuldete, Hal sich uuumchr im cug. lischcu Parlamente auch die Opposition von rechts nnd der änßcrstcn Linken zu einem Entrüstnngöslurmc gegen die Gladstonc'schc Politik ermann!, nnd cö ist nicht unwahrscheinlich, daß noch im Laufe der Woche Glad- slouc zum Nücktritte veranlaßt wird. Ob nun frei lich der Nachfolger Gladstonc's England bald nnö den Verlegenheiten ziehen wird, bleibt eine andere Frage, denn in die Erbschaft Glndstone'ö ist ein wahrer poli tischer Rattenkönig verwickelt, verfahren und wider wärtig im höchsten Maße. T a g e s g e s ch i ch t e. Sachse». Sch and an, den 24. Fcbr. Das 24jährige Stiftungsfest des GewcrbcvcrcincS, welches gestern in den Räumen dcö Hcgcnbarlh'schcu Etablis sements abgehalten wurde, erfreute sich eines unge mein starken Besuches feilen der Mitglieder nud dcrcu Angehörigem Der große, mit Guirlandcn, Fahnen niid Wappenschildern, von denen letztere auf dc» Gc- wcrbcstand bezügliche, znm Theil recht ergötzliche Siun- sprüchc trugen, reich geschmückte große Saal war bis ans den letzten Platz gefüllt. Die Feier wurde durch ciu von der Knrkapcllc cxact vorgctragcucs Vorspiel aus „Loheugriu" ciugclcilct. Hierauf ergriff der Vor sitzende, Herr Schnldircclor Dreßler das Wort, um die Versammlung in warmer Ansprache herzlich will kommen zn heißen und hieran eine kurze Ucbcrsicht über die Thätigkcit des Vereines in dem abgclaufcncu Geschäftsjahre, iu welchem die Mitglicdcrzahl erfreu licherweise von 280 aiif 306 Personen gestiegen sei, zu schließen, vor Allem aber allen denjenigen, welche die Bcstrcbnngcn des Vereines bisher gefördert nud unterstützt, den Dank des Vorstandes nnSznsprcchcn nnd der Hoffnung ans ein ferneres Wachsen nnd Gc. dcihcn dcö Vcrcincö Ausdruck zu verleihen. Nach dieser von allgemeinem Beifall begleiteten Rede erhob sich der frühere verdienstvolle Vorsitzende des GewerbevcrcinS, Herr Stadtrath Max Mncllcr. In schwungvollen nnd begeisterten Worten zog derselbe einen Vergleich zwischen der politischen Stcllnng Deutschlands zur Zeit der Gründung deö Vereines vor vicrnudzwauzig Jahren nnd der Stcllnng, welche Deutschland hcnlc nicht nnr im europäischen Staatenralhe, sondern auch bei den nn- civilisirtcu Nationen cinnchmc. Diese Wandlung, hob der genannte Redner hervor, sei nächst unserem all« verehrten Heldcnkaiscr, der gewaltigen Persönlichkeit des Fürsten,Ncichskcmzlcr'S zn danken, dessen geniale Politik unserem Vnlerlande seine Weltmachtstcllnng geschaffen habe nnd darum müsse cs einen jeden Pntrioten freuen, an dem bevorstehenden 70jährigcn Geburtstage Bismarcks den Dauk für dessen unsterb liche Verdienste durch eine, wenn auch noch so be scheidene Beisteuer zur Biömarckspcndc bcthätigcn zu können. Mit der an alle Anwesenden gerichteten Bitte, anch ihrerseits dieses nationale Werk nach Kräften fördern zu helfen, schloß der Redner seinen, wie der Erfolg zeigte, überall sympathisch begrüßten Ausführungen. Der folgende ThciGdcö Programmes wurde ausgcfüllt durch musikalisch-humoristische Vor träge dcö Clavierhnmoristcn Herrn O. Lamborg ans Wien. Gleich die erste Pierce, die Vorführung einer musikalischen Familie zeigte die überraschende parodi stische Begabung des Künstlers, während er in dem darauffolgenden, nach Angaben aus dem Pu- bliknm znsammcngcstclltcn Fantasicpotpourri nicht mir eine hübsche Technik, sondern insbesondere in dcr reizvollen Gestaltung der Übergänge nud geschickten Verflechtung der einzelnen Motive reiches musikalisches Könncu bekundete. Einen durchschlagenden Erfolg erzielte derselbe insbesondere mit der Darstellung eines Virtuosen der Zukunft, iuglcichcn vermochten seine humoristischen Dcelamatioucu, abgesehen von dem Vie len dcö Dialektes wegen schwer verständlichen „Ein laß vor dem Bnrgthcatcr in Wien", in welchem auch die Stimmen dcr einzelnen redend cingcführteu Per sonen sich zu wenig scharf von einander abhobcn, dnö Publikum iu die heiterste Stimmung zu versetzen. Der reiche am Ende einzelner Stücke sowie am Schlnssc gcspcudctc Beifall nöthigtc den Künstler zu mehrfachen Zugaben, in welchen mau noch die staunens- wcrlhe Geläufigkeit seines Zungcnschlagcö zu bewun dern Gelegenheit halte. Mil einem höchst flotten und animii tcn Balle, welcher einen großen Theil dcr Fcst- thcilnchmcr bis in die Morgcnstundcn bcisammcnhielt — einige sollen erst nm 5 Uhr Morgens de» a» manchen Stellen fnßhohen Schlamm der Badepro- menade gcmcsscn haben — schloß das »ach dem Ur- thcilc aller bcthciligtc» Kreise gclnngenc Vergnügen. Glück ans znm fünfundzwanzigjährigcn Stiftungsfest! -j- — Morgen Sonntag Abend 6 Uhr findet in jicsigcr Kirche Passionögottcsdicnst statt. — Im Anschluß au die bis jetzt bestehenden Fahrten dcr sächs.-böhm. Dampfschifffahrt-Gesellschaft tritt von morgen Sonntag den 1. März an ciu crwcitertcr Fahrplan in Kraft, der die Tonr Drcödcn-Lcitmcritz berührt. Näheres ist aus dcr bctrcffcndcn Bekannt machung in heutiger Nummer d. Bl. zu ersehen.