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die angestellten Rechnungen und Versuche ergaben ja, dass die Gasmaschine, abgesehen von allen anderen Annehmlichkeiten, um vieles billiger arbeitete, als jene. So wird angegeben, dass, wäh rend sich die Betriebskosten einer 4pferdigen Dampfmaschine in Berlin, bei 4,5 kg Kohlenverbrauch für die Pferdekraft in der Stunde, auf 6,57 . täglich stellen, die neue Maschine nur 3,42 • für die gleiche Leistung' beanspruche, wenn 1 cbm Gas 17 Pfg. koste 1), und ähnliche, vortrefflich in das einzelne gehende Uebertreibungen sind häufig. Richtig ist, dass die Maschine von Anfang an verhältniss- mässig gut ging, weil sie gut erdacht und ausgeführt war; durch diese guten Eigenschaften bestochen, liessen sich viele ohne Prü fung der Betriebskosten zu Bestellungen verleiten, so dass diese sich häuften und eine besondere Gesellschaft, die Socit Lenoir, gegründet wurde, welche sich lediglich mit dem Baue dieser Ma schinen befassen sollte. Als nachher die Maschinen in Betrieb kamen und darauf die Gasrechnungen einliefen, liess die Begeiste rung bedeutend nach, und während man anfangs auf gut Glück 1 cbm Gasverbrauch für die Pferdekraft in der Stunde annahm, wies nunmehr der Bremszaum mit tötlicher Sicherheit nach, dass 3 cbm im Mittel mindestens erforderlich waren, bei schlechter Wartung aber noch mehr. Deshalb musste der grössere Theil der in Betrieb gesetzten Maschinen in das alte Eisen wandern, und die neue Erfindung wurde nun nach allen Richtungen hin schlecht gemacht. Grob genug sagt ein Zeitgenosse: „Sie gebraucht zwar keinen Heizer, aber einen Oelgiesser“ 1 2 ). Wie so häufig, lag auch hier die Wahrheit in der Mitte. Die Maschine war weder so gut, wie sie anfangs, noch so schlecht, wie sie später gemacht wurde. Als erste in den Werkstät tenbetrieb eingeführte war sie sogar recht gut zu nennen; sie arbeitete bei sorgfältiger Behandlung ruhig und ziemlich sicher, nur im allgemeinen viel zu theuer. Ihre guten Seiten bewirkten denn auch, dass sie sich mancherorts halten konnte, nämlich überall da, wo die örtlichen Umstände oder die Unregelmässigkeit im Arbeitsbedarfe die Anlage einer Dampfmaschine verboten und 1) Dingler 157, 323; aus dem Breslauer Gewerbeblatte 1860, No. 15. 2) Dingler 159, 165; aus dem Breslauer Gewerbeblatte 1861, No. 2.