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Wilsdruffer Tageblatt : 22.04.1940
- Erscheinungsdatum
- 1940-04-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-194004229
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19400422
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19400422
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1940
-
Monat
1940-04
- Tag 1940-04-22
-
Monat
1940-04
-
Jahr
1940
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 22.04.1940
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- Ser 2». April an der Westfront Die We st front feiert des Führers Geburtstag ...20. April, (p.li.) Der Ehrentag unseres Führers hatte zwischen den Festungswerken des Westens und bei den Soldaten des Vor feldes fein eigenes erhabenes Gepräge. Hier, wo in jedem Augenblick die persönliche Einsatzbereitschaft erforderlich ist, hat der Festtag des großdeutschen Volkes eine orsondere Form erhalten. Schon seit Tagen haben die Männer in den Bunkern, in den BcreitschaftSstellungen und die in den Nampfständen des Vorfeldes Führerbilder ans den illustrier ten Zeitungen ausgeschnitten und geschmückt mit frischem Tannengrün und mit den ersten Frühlingsblumen am Ehren platz der Unterkünfte angebracht. Wo es Zeit und Umstände erlaubten, hielten die Truppen- Knnrnandeure kurze eindringliche Appelle. Da standen die feldgrauen Kolonnen an den Flaggenmasten angetreten. Wäh rend das Symbol deutscher Wehrbereitschaft gehitzt wurde, er innerte ein Sprecher an die hohe Bedeutung dieses Tages, be sonders für die Soldaten der Westfront. Aus ihren Worten klang das Gelöbnis-heraus, dem Führer, der unserer Nation Ehre und Freiheit und der dem deutschen Soldaten feine Waffen wievergab, nur noch mehr verbunden zu sein. Jetzt, in der groben Zeit der Bewährung, hat jeder Mann die Ge legenheit, seine Treue zum großen Einiger unseres Volkes zu beweisen. Der Vorfeldsoldat, aber auch der Westwallarbeiter in seiner Baustelle weit vor der Festungskampslinie erlebte diesen Taa mit besonderer Eindringlichkeit. Nach langen beschwer- Glüikwünsche -es Auslandes Herzlich gehaltene Gratulationen zum Führer-Geburtstag. Auch in diesem Jahre haben des Geburtstages des Führers zahlreiche ausländische Staatsoberhäup ter und Regierungschefs gedacht. So erhielt der Führer in herzlichen Worten gehaltene Glückwunschtele gramme von Ihren Majestäten dem König von Italien und Kaiser von Aethiopien, dem Kaiser von Mandschukuo, dem König der Belgier, dem König von Dänemark, der Königin der Niederlande, dem König von Rumänien, dem König von Thailand (Siam), dem Prinzrcgenten von Jugoslawien, dem Spanischen Staatsches Generalissimus Franco, dem Reichs verweser des Königreichs Ungarn, Admiral von Horthy, und den Staatspräsidenten der Slowakei und des Protektorates Böhmen und Mähren. Ferner sandte der italienische Regie rungschef und Marschall des Imperiums Mussolini dem Führer telegraphisch freundschaftliche Glückwünsche. Ebenso haben telegraphische Glückwünsche übermittelt Zar Ferdinand von Bulgarien, der Königlich Italienische Außenminister Graf Ciano und zahlreiche andere führende Persönlichkeiten des Auslandes. Der Führer hat diese Glückwünsche mit Dank telegrammen beantwortet. Die in Berlin beglaubigten ausländischen Ver- kreter haben durch persönliche Eintragung in das in der Präsidialkanzlei des Führers ausliegende Besuchsbuch dem Führer ihre Glückwünsche zum Ausdruck gebracht. Oie Telegramme Viktor Emanuels und Mussolinis Das Glückwunschtelegramm des Königs und Kaisers Viktor Emanuel hat folgenden Wortlaut: „Es ist mein Wunsch, Eurer Exzellenz meine wärmsten Glückwünsche zu Ihrem Geburtstage zum Ausdruck zu bringen. Viktor Emanuel." Der Führer hat telegraphisch dem König von Italien «nd Albanien und Kaiser von Aethiopien wie folgt geantwor tet: „Für die mir zu meinem heutigen Geburtstage aus gesprochenen Glückwünsche bitte ich Eure Majestät meinen herzlichsten Dank entaegcnzunehmen. Adolf Hitler." Das Telegramm des Königlich Italienischen Regierungs chefs Mussolini lautet: „Während das deutsche Volk Ihren Geburtstag feiert, möchte ich Ihnen im Namen der Faschistischen Regierung und des italienischen Volkes meine herzlichen Wünsche übermitteln mit der sicheren Zuversicht, daß das deutsche Volk siegreich die große Probe besteht, in die es gestellt ist. Mussolini." Der Führer hat telegraphisch dem Duce geantwortet: „Ich danke Ihnen, Duce, herzlichst für die Glückwünsche, die Sie mir namens der Faschistischen Negierung und des Voltes Italiens übersandt haben. Ich erwidere Ihren Gruß in dem unerschütterlichen Glauben, daß unsere in der Gemeinsamkeit der Weltanschauung und der Ziele Verbündeten Nationen den Kampf um ihre Lebensrechte erfolgreich bestehen werden. Adolf Hitler" Uchen Regenlägen strahlte endlich wieder die Sonne am reinen Himmel und vor ihm lag eine wundervolle Frühlingsland- schast mit all ihrem Hoffen und Leben. Aber keinen Äugen- blick dursten sie diesem ewig neuen Wunder der Natur sich hingeben. Der Gegner streute mit seiner Artillerie das Land ab, und die Motörengeräusche der Aufklärer, die irgendwo wie kleine silberne Mücken am Firmament hingen, erinnerten "zu deutlich an die rauhe Wirklichkeit. Bei ihnen ging der feldgraue Alltag mit allen Pflichten und Erfordernissen wei ter. Nur geschmückte Bilder des Führers, gelegentliche Ge spräche der Kameraden untereinander erinnern an diesem Tag an Adolf Hitler, besten Namen und Wendung das Kampf ziel unserer Generation darstellt. So waren die Männer im Westen mit ihren Herzen und Wünschen vereint mit unseren Soldaten, die weit im Norden Wache bezogen haben, und mit dem ganzen deutschen Volk, das an diesem Tage nur eine inbrünstige Bitte in sich trug: Lang lebe der Führer! Hans Dähn. MchMe NaggenhWng vor dem Feind 20. April. (?. K.) An verschiedenen Stellen der Oberrhein-Front leiteten die Soldaten des Westwalls den Geburtstag des Führers in besonders eindrucksvoller Form ein. So wurde in einem Frontabschnitt, wo vor wenigen Tagen noch heftig geschossen worden war und wo unsere Flak ein englisches Flugzeug heruntcrgeholt hatte, der 20. April um l2 Uhr nachts mit einem Regen von weißen Leuchtkugeln be grüßt, der das ganze Rheinial hell beleuchtete. Gleichzeitig wurden an den Kampfwerken Hakenkreuzflaggen ge hitzt und mit Scheinwerfern angestrahlt. Transparente mit der Aufschrift „Mit unserem Führer zum Sieg" und „Wir gratulieren unserem Führer" verkündeten spontan die Anteil nahme unserer Soldaten an diesem Tag, an dem ein ganzes Volk und erst recht unsere Soldaten in Dankbarkeit zum Führer emporschauen. Während draußen noch die Leuchtkugeln in die mondhelle klare Nacht emporstiegen, standen die Bunkerkommandanten vor den Besatzungen der Kampswerke und verlasen den Tagesbefehl des Oberbefehlshabers Generaloberst von Braüchilsch zum 20. April. Milten in der feierlichen Flaggen« hissung. die sich im Schutz der Bunter und Stellungen vollzog, begann der Feind an einzelnen Stellen zu schießen. Tie Fran zosen schienen im ersten Augenblick an irgendeine Ueber- raschung zu denken. Sie dürften aber nicht schlecht gestaunt haben, als sie die deutsche Nationalhymne, das Deutschlandlied und das Horst-Wessel-Lied, über den Strom herüberklingen hörten, die die deutschen Soldaten nach dem Grutz an den Obersten Befehlshaber angestimmt hatten Dieser schlichte, ruhige Gesang unserer Soldaten stand in einem sonderbaren Gegensatz zu dem nervösen und völlig planlosen Feuer von drüben. Langsam flaute die Schießerei dann wieder ab. Immer noch aber stiegen einzelne Leucht kugeln in den weiten Himmel dieser Frühjahrsnacht am Rhein, leuchteten die Hakenkreuzflaggen weit hinüber, wo der Franzmann schon an irgendeine Ueberraschung gedacht hatte. Diese spontane Kundgebung unserer Soldaten am Ober rhein war zugleich eine sehr eindeutige Antwort aus eine kläg liche Lautsprecheraktion der Franzosen vor 48 Stunden, bei der sie in lächerlicher Weise versuch« hatten, den Führer in den Augen unserer Soldaten herunterzusetzen, denn nieinals hat es wohl eine Wehrmacht gegeben, hat es Soldaten ge geben, die überall, wo sie auch hingestellt werden, mit solcher Treue und Hingabe für ihren Führer und Obersten Befehls haber zu kämpfen bereit sind. Von allen Bunkern des Westwalls grüßten am 20. April Hakenkreuzfahnen und verkündeten den Siegeswillen, den Führer, Front und Heimat mit einzigartiger Bereitschaft in sich tragen. Hermann Opper. Für Gol-aien und Arbeiter Die diesjährige Durchführung der Bayreuther Festspiele. Die Bayreuther Fe st spiele werden in diesem Sommer in vollem Umfange durchgeführi und beginnen am 17. Juli 1940. Zur Aufführung gelangen zweimal der ge schlossene „Ring des Nibelungen" und viermal der „Fliegende Holländer". Sämtliche Vorstellungen sind als geschlossene Ver anstaltung von der NS.-Gemeinschaft „Kraft durch Freude" übernominen worden. Die Bayreuther Festspiele spielen in diesem Jahr für Verwundete, Frontsoldaten, Frontarbeiter, Rüstungsarbeiter und Nüstungsarbeiterinnen. Die Aufführungen sind ein Teil des Dankes des Führers und Volkes an feine Soldaten und Arbeiter. Gold gegen Dlul Kundgebung der SA. «nd der Wehrmann« schäften Zum Geburtstag des Führers brachten die SA. «nd mll ihr die SA.-Wehrmannschasten dem Obersten SA.-Führei ihren Glückwunsch, ihren Dank und ihr Treucgelöbnis durch einen am Sonutagvormittag im ganzen Reich durchgeführte» Gesamteinsatz für dir vormilitärische Wehrerziehung zuni Ausdruck. In Berlin marschierten 15 600 SA.-Männer und Angehörige der SA.-Wehrmannschaften im Anschluß an de« freiwillig übernommenem praktischen Ausdildungsdienst im Sternmarsch zu einer gewaltigen Kundgebung im Lustgarten aus. Dem Aufmarsch, der sich zwischen Schloß und Dom mit Front zum Alten Museum vollzog, wohnten viele Tausend« von Berlinern bei. Stabschef Lutze benutzte die Gelegenheit, den SA.-Wehr- mannschaften, d. h. den Ausbildern wie den Auszubildendem für den vorbildlichen freiwilligen Einsatz Dank und An erkennung auszusprechen. Fast eine Million Männer feie« heute mit der ersten Ausbildung so gut wie fertig, und schon stünden wieder ebenso viele bereit, in der karg bemessenen Freizeit in kameradschaftlicher Verbundenheit und in einem über die selbstverständlichen Pflichten hinausgehenden Einsatz dem gleichen Ziel zuzustreben. „Waren es früher die inneren Gegner, denen die SA. zu trotzen wußte, so sind es heute die äußeren Feinde, denen aus Spott und Verleumdung, Terror. Blockade und Gewalt die gleiche Antwort gegeben wird. ^Wir kämpfen und wir siegen mit Adolf Hitler^ Die alten saturierten Völker stehen gegen die jungen auf strebenden und unterdrückten Nationen; Kapitalismus steht gegen Arbeit, Gold gegen Blut. Ihr aber, meine Kame raden, seid der beste Beweis dafür, daß nicht mehr das alte, sondern ein neues Deutschland da ist, ein Deutschland, das von einer einigenden Idee getragen wird und durch die Kraft des Führers wieder glauben gelernt hat. Sorgen wir dafür", so schloß der Stabschef, „daß der Block, zu dem unser Voll zusammengeschweißt ist, immer härter wird, dann wird ganz Deutschland ein Bunker fest wie Granit und unüberwindlich sein. Dann stehen in ihm die deutschen Mannschaften, wehr willig und wehrfähig, geführt von dem ersten Soldaten dieses Volkes, bereit zn jedem Opfer. In dieser Bereitschaft grüßen wir unseren Führer und wissen, wir kämpfen und wir siegen mit Adolf Hitler!" Neues aus aller Wett. Luxusschnellzug entgleiste in voller Fahrt. Ein Luxus-' schnellzug der New Aork-Zentrallinie entgleiste auf der Fahrt von New Aork nach Chikago. Neun der 16 Wagen wurden gegen die hohe Böschung geschleudert, während die Lokomo tive explodierte. Bei dem Unglück kamen 25 Personen ums Leben, während rund 100 Menschen verletzt wurden. Wiener Burgschauspiclerin Katharina Schratt gestorben. Die ehemalige Bnrgschauspielerin Katharina Schratt ist in Wien im 87. Lebensjahre gestorben. Sie begann im Stadtthcaier in Baden bei Wien ihre Laufbahn und wurde, dann später an das Berliner Hoftheater berufen. Dort machte sie sich als Naive einen Namen, unternahm dann mehrere Gastspielreisen und wurde schließlich an das Wiener Burgiheater verpflichtet. Im Jahre 1900 zog sie sich in den Ruhestand zurück. Mit dem alten Kaiser Franz Joseph verband sie eine herzliche Freundschaft. Deutschlands größtes Arbeitsamtsgebäude, das Berliner Arbeitsamt in der Charlottenstraße, ist nunmehr fertiggestellt. Aus diesem Anlatz fand ein Beiriebsappell statt, auf dem nach einer Begrüßungsansprache des Leiters des Amtes Reichs arbeitsminister Seldte das Wort erarifk., Zwei gefährliche Gewaltverbrecher Hingerichtei Am 19. April 1940 sind der am 8. Februar 1920 in Ham burg geborene Fritz Hille und der am 22. März 1921 i« Hamburg geborene Heinz Langpaap hingerichtet worden, die das Sondergerich« in Köln als Volksschädlinge und ge fährliche Gewohnheits- und Gewaltverbrecher zum Tode, 15 Jahren Zuchthaus und dauerndem Ehrverlust verurteilt hat. Hille und Langpaap sind schon bald nach ihrer Schulentlas sung straffällig geworden. Im Oktober 1939 haben sie sich zur geineinsamen Begehung von Diebstählen verbunden, unter Ausnutzung der Kriegsverhältnisse, insbesondere der Ver dunkelung, zahlreiche Einbrüche und außerdem einen schweren Naubübersall mit Waffen begangen. Ihre Hände spielten Lüttttt üAec Aenciett" von Odsrlln entwickeln sollte!" Er sah seine Frau an. „Henny wird bald einund zwanzig. Denkst du auch daran, daß wir in Kürze die Wahrheit sagen müssen? Sie hat ein Recht daraus, zu wissen, daß wir nicht" — er brach ab. Frau Doras scharfe Züge waren weicher geworden, ""ce Hände spielten unruhig mit ihrem altmodischen »»pyrtatzt dq PromelhtuL-ÄeUag U,. Lichacter Grüben,eU VU Munchm ilv. Fortsetzung. - ! „Ach, es kommt Wohl auf ihn gar nicht so sehr an, wie aus Brinkmann. Der wird mir den Gefallen schon tun. Aber natürlich ist es nötig, Saß wir mit Dürkheim in gesellschaftlicher Verbindung stehen — dann läßt sich das doch alles leichter machen, verstehst du?" Dora von Lipperloh hatte sich auf den Divan gelegt «nd sah nachdenklich zur Decke empor. Hans-Hermann wollte sich von dem Jungen nicht trennen, ein Vater konnte an seinem eigenen Sohne nicht mehr hängen, als er an dem Pflegekind, dem Abkömmling entfernter Ver wandter — Hans-Hermann von Lipperloh ging einige Male unruhig lm Zimmer auf und ab. „Außerdem denke ich, daß er und Henny sich dann wieder näherkommen. Hubert kann häufig hier sein, Henny bleibt gottlob de^ Winter über bei uns, es wäre doch seltsam, wenn sich^oann nicht alles nach unseren Wünschen Armband. „Es wird mir entsetzlich schwer, ihr zu sagen, daß wir nicht ihre richtigen Eltern sind. Sie hat es einundzwanzig Jahre hindurch geglaubt..." Lipperloh zuckte die Achseln. „Verheimlichen können wir es ihr nicht. Es muß sein. Was soll sich denn dadurch ändern? Wenn sie später einmal Hubert heiratet und er dann Lipperloh übernimmt, bleibt sie sowieso immer bet uns..." „Wenn, Hermann, wenn! Du sprichst alle diese Dinge aus, als seien sie selbstverständlich. Henny hat im Augen blick nichts anderes im Kopf als ihre Sportstudien, — sie steht gut und vertraut mit Hubert, sicher. Aber ob das für eine Ehe ausreicht...?" „Ach, laß doch das Unken. Hubert ist ein bildhübscher Bursche und verliebt in Lennv. Warum soll sie ihn nicht mögen? Versteh' mich doch: gerade deswegen will ich doch, daß der Junge während seines praktischen Jahres hier in der Nähe oleibt. Da können sich die beiden oft sehen, ohne daß Hubert ganz hier zum HauS gehört." Seine Stimme wurde leiser. „Ich will auch Vorbeugen, daß ihr irgendein Sportmensch den Kopf verdreht — —" Dora war langsam aufgestanden. „Du magst schon recht haben, Hans-Hermann!" meinte sie schließlich weicher als sonst. „Ich würde mich ja auch freuen, wenn alles so würde, wie du es dir vorstellst." „ES muß so werden. Was soll denn au« Lipperloh werden, wenn Hubert es nicht mit einer vernünftigen Frau später übernimmt? Sollen es etwa die Degeners bekommen, wenn wir nicht frühzeitig genug für Erben sorgen? Dafür habe ich nicht jahrzehntelang geschuftet. Ich habe für Lipperloh manches geopfert." Ein unruhiges Zucken ging über sein Gesicht. Dora von Livverloh hob die Schultern. „Also gut! Versuche ruhig, ob du Hubert hier in der Nahe unterbringen kannst. Wenn du von Brinkmann so viel hältst, kann es ja nur güt für ihn sein, wenn er aus Rendshof arbeitet, ich wünsche dir jedenfalls, daß alles klappt." Sie hatte sich wieder hingelegt. Nachdenklich blickte sie auf den gebeugten Rücken des Mannes. Er, der sich so brennend einen Sohn und Erben für Lipperloh ge wünscht hatte, litt sehr unter der Kinderlosigkeit seiner Ehe. Schließlich hatte er sein ganzes Herz an Hubert ge hängt, den man als Waise zu sich genommen hatte und den er als Erben von Lipperloh emsetzen wollte. Und dann war da noch Henny — Henny, frisch, blond, schlank, gescheit, die hübsche, be herrschte Henny, die man insgeheim bewunderte und an der man hing. Es war nicht eigener, aber doch verwandtes Blut, was sich im alten Herrenhaus von Lipperloh zusammengefunden hatte. Und es war verständlich, wenn Hans-Hermann mit diesen beiden jungen gesunden Menschen Pläne hatte, mit ihnen Lipperloh erhalten wollte. Es fragt sich nur, ob sie sich seinen Wünschen fügen würden. „Noch eins, Dora! Tante Tina sagte mir gestern, daß sie seit vielen Monaten nichts von " er stockte, — „na, also du weißt schon, — von ihr gehört hat! Sonst hat sie doch hin und wieder wenigstens geschrieben...!" Die tiefe Stimme klang bedrückt. „Was meinst du, was kann los sein mit ihr? Vielleicht geht es ihr schlecht?" Dora von Lipperloh wandte den Kopf zur Seite. Sie war aschfahl geworden, und ihre Stimme zitterte, als sie sagte: „Wie soll ich das wissen? Sie wird verschollen sein, untergegangen — was weiß ich...!" Der Mann war jetzt auch erblaßt. „Wir waren vielleicht zu hart mit ihr, Dora. Schließ lich ist sie meine einzige Schwester..." „Und eine Mutter, die sich nicht um ihr Kind kümmert", kam es scharf zurück. „Das ist nicht richtig, Dora. Du weißt es. Sie hat uns das Kind damals nur überlassen, weil sie sich in größter Not befand." „Jedenfalls hören wir nichts von ihr. Und das kann uns nur lieb sein!" Die Stimme der Frau war so scharf geworden, daß der Mann sie erstaunt ansah. „Hart bist du manchmal, Dora", sagte er schließlich gedehnt. „Du liebst doch Henny, du hängst doch so an ihr, — und für Hennys Mutter empfindest du gar nichts?" Dora von Lipperlohs Hände bebten erregt. 1 „Warum adoptierst du Henny nicht?" fragte sie heftig. „Hundertmal habe ich dich darum gebeten. Sie ist doch wie unser eigenes Kind, sie gehört doch zu uns, — warum tust du das nicht?" Der Mann ging ein paar schwere Schritte durchs Zimmer. „Das kann ich doch nicht, Dora! Schließlich lebt Hennys Mutter noch, wenn Henny es auch nicht weiß. Adoptierte ich sie, so nähme ich der Mutter doch das letzte Recht..." „Und weshalb nimmst du es ihr nicht?" Scharf und heftig kam die Frage. „Und wenn sie zurückkommt und sich Henny holen will, — was dann...?" „Das wird sie nicht. Sie weiß, daß Henny bei un« gut aufgehoben ist, daß sie es bei ihr nie so gut haben kann« Was schlagen wir uns mit Hirngespinsten herum, Dora, und sprechen von alten Geschichten? Wichtiger ist die Gegenwart." 'Dora von Lipperloh nickte entschlossen. „Ja, du hast recht. Die Gegenwart ist wichtiger. Machen wir also im Laufe der Woche Besuch bei Dürkheim und laden ihn dann zur Jagd ein. Alles andere wird sich daun ergeben." Der Gutsherr von Lipperloh nickte zufrieden, küßts seiner Frau die Land und ging nachdenklich hinaus. ^Fortsetzung folgt)
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