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Donnerstag, den 14. März 1940 Nr. 63 — 99. Jahrgang Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Drahtanschrift: „Tageblatt' MMufferTageblatt Das „Wilsdruffer Tageblatt" ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Wilsdruff bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Bekanntmachungen des Landrates zu Meißen und des Bürgermeisters M Wilsdruff, des Finanzamts Nossen sowie des Forstrentamts Tharandt Das „Wilsdruffer Tageblatt' erscheint werktags IK Nyr Bezugspreis monatl 2 RM fiel Hau«, bet Postbestellung l,Ä> RM zuzügl Bestellgeld Einzelnummer 10 Rpf Alle Postanstalten. Postboten, unsere Austräger u Geschäftsstelle nehmen zu leder Zett Be- ..... .. ,, stellungeu entgegen Im Salle höherer Gewalt oder Wochenblatt sÜk WllsdkUff U. UMgegkNÜ jonsttger BelrtcbSstörun. gen besteht kein Anspruch ans Lieferung der Zet- tnng oder Kürzung der Bezugspreise« Rücksendung etngesandler Schriftstücke erfolgt nur. wenn Rückporto bewegt Anzeigenpreise laut aufNegender Preisliste Nr 8. — Ziffer-Gebühr: 20 Rpf — Voraeschrio- bene ErscheinungStage und Platzwünsche werden nach Möglichkeit berücksichtigt. — Anzeigen-Annahme dürchv°Fernrn^ überN Fernsprecher: Amt Wilsdruff 206 tetten^An/tt^n^ men wir keine Gewähr. _ Bet Konkurs UN» Lwangsvergletch erlischt jeder Anspruch aus Nachlaß. »Der finnisch. russischeFriedensschlu hist den wcstdemokratifchen Kriegstreibern schwer in die Knochen ge fahren. Die Westmächte haben eine Schlacht verloren, die west liche Diplomatie hat zu den zahlreichen Misserfolgen einen neuen hinzugesügt, und cs ist begreiflich, wenn ein italienisches Blatt zu melden weist, dah die Enttäuschung und die Unzu friedenheit im englischen und französischen Volk sehr gross sind, nachdem die Regierungen bis znm letzten Augenblick mit ihrem grasten Schlag, den sie gegen Deutschland durch die Kriegs- ausweitung aus Skandinavien und den Druck auf Rußland ausüben würden, geprahlt haben. Moskau: Ausräumung des Kriegshcrdes Die russische Presse würdigt den Friedensschluß als „grausame Niederlage für die englisch-französischen Kriegs brandstifter". So bezeichnet es die Moskauer „Prawda. Gleichzeitig hebt das Blatt die Bedeutung des Vertrages in zweifacher Hinsicht hervor: Der Vertrag gewährleistet die Sicherung der Grenzen der Sowjetunion und vor allem Leningrads, räume den Kriegs herd in Nordeuropa aus und schaffe zwischen der Sowjetunion und Finnland dauerhafte friedliche Beziehungen, deren Grund bedingung die Garantie ihrer gegenseitigen Sicherheit ser. Zum russisch-finnischen Friedenssertrag. Unsere ^arte zeigt, leicht schrafsiert, die Gebiete, die Finnland an Rußland abtritt. (Zeichnung: Eitzner-Wagenborg.) Kein „Druck" Schwedens Eine freche Unterstellung Daladiers zurückgewiesen Daladier hatte in seiner Kammererklärnng am Abend des Friedensschlusses zwischen Rußland und Finnland, in der er den Plan enthüllte, mit SO 000 Mann in Schweden einzufallen, falls Finnland den Appell um Hilfe an die Westmächte richte, auch von einem angeblichen „Druck" Schwedens aus Finnland gesprochen. Zu dieser Aeußcrung hat der schwedische Außen minister Günther Stellung genommen und betont, daß die schwedische Regierung nicht den geringsten Druck auf Finn land ausgeübt habe. Deutschland deckt Italiens Kohlendedars Lieferungen auf dem Landwege » In Verfolg der Besprechungen, die zwischen dem Reichs- Minister des Auswärtigen von Ribbentrop und dem Duce stattgefunden haben, haben der deutsche und der italienische Rcgicrungsansschuß für die Regelung der deutsch-italienischen Wirtschaftsbeziehungen eine austerordentliche Tagung abge halten mit dem Ziel, die erforderlichen Maßnahmen zu ver einbaren, um die Kohlenlieferuttgen aus Deutschland nach Italien vollständig aus dem Landweg echurch- zuführen und auf diese Weise fast den gesamten italienische» Einfuhrbedars an Kohlen zu decken. Der Vorsitzende des deutschen Regierungsausschuffes, Ge sandter Clodius, und der Vorsitzende des italienischen Negic- rnngSausschusscs, Senator Giannini, haben das entsprechende Protokoll unterzeichnet. De» H««Ae»^»4eK „Es ist der britischen Hungerblockade geglückt, die Unter ernährung der Kinder bereits im Mutterleib zu bewerkstelligen. Ich weiß, daß nicht nur zehntausende Deutsche, die noch unge- boren sind, zu einem Leben körperlicher Minderwertigkeit be stimmt find, sondern daß auch tausende Deutsche, die noch nicht empfangen sind, das gleiche Los treffen wird. Das bedeutet, daß cs im Jahre 1940 aller Wahrscheinlichkeit nach nur noch ein physisch degeneriertes deutsches Volk geben wird." Der englische Freimaurer F. T. Wile hat im „Weekly Dispatch" am 10. Juli 1918 diese gemeine Prophezeiung aus gesprochen. Der Führer hat die Erfüllung dieser verbrecherischen Hoffnung vereitelt. Das deutsche Volk von 1940 steht stark» gesund und zu einer unüberwindlichen Einheit zusammen geschweißt gegen das gleiche England, das mit dem gleichen Ziel der Aushungerung und Vernichtung Deutschlands einen neuen Krieg entfesselt hat. Niederlage der Kriegsbrandstifter Die Westmachte über die Beilegung des Finnlandtonfl ktS fchwer bestürzt; Ser Gegner verlor eine Schlacht Nicht nur die Strategie der Westmächte erweist sich in diesem Kriege als recht unglücklich und erfolglos, die westliche Diplomatie steht ihr an Fehlschlägen keineswegs nach. Ob die Herren in London und Paris, die leichtfertigerweise diesen Krieg gegen Deutschland anzettelten, immer noch nicht gemerkt haben, daß man es mit einem Gegner zu tun hat, der etwas besser auf dem Posten ist als das parlamentarische Deutsch land von 1914? Die Westmächte haben diesen Krieg nicht un gestraft vom Zaune gebrochen. Jetzt bekommen sie die Quit tung für ihr frevelhaftes Spiel, und die empfindliche Nieder lage, die sie soeben in Nordeuropa erlitten haben, wird sicher lich nicht die letzte sein! Wie war es doch in den letzten Wochen und namentlich in den letzten Tagen? Wir brauchen uns nur die Uebcrschris- 1en unserer Zeitungen daraufhin anzusehen. Immer wieder ertönte aus London und Paris der Schrei nach Kriegsaus- weitung im Norden. Finnland, das war ja nur wieder eine Tarnung nach dem Muster Polens. An Finnland hatte Eng land ebensowenig Interesse wie Frankreich. Drei Monate hätten die Westmächte Zeit gehabt, wenn sie Finnland in seinem Kampfe gegen Rußland ernstlich hätten helfen wollen. Aber die paar hundert Skier, die paar alten Flugzeuge und was sonst noch an Ladenhütern in den westdemokratischen Arsenalen herumlag, konnten wirklich nicht als tatkräftige Hilfe angesehen werden. Was kümmerte es die Plutokraten in London, wenn Finnland verblutete. Was hat es sie ge kümmert, daß Polen verschwand? Gerade in den letzten Tagen wurde immer deutlicher, daß die sogenannte Hilse für Finnland nur ein Vor wand war, um einen neuen Kriegsschauplatz im Norden zu schaffen, Deutschland von seiner Erzzufuhr aus Schweden abzuschneiden und unter „Verlängerung der Westfront" Deutschland in der Flanke zu fassen. In der Linie dieser Ziele lag der unerhörte Druck, der von den Westmächten auf die skandinavischen Staaten ausgeübt wurde. Man wollte die Nordstaaten zwingen, ihre Neutralität aufzugebcn und in die Front gegen Deutschland einzuschwcnken. Dabei haben Lon don und Paris selbst vor den plumpsten Drohungen nicht zurückgeschreckt. Die Frage des Durchmarschrechtes durch Nor wegen und Schweden war sür die westlichen Kriegstreiber längst kein Problem mehr. Nun ist die Sache schief gegangen, und zwar gründliche. Die Finnen haben sich eines Besseren besonnen. Sie haben, wenn auch etwas verspätet, eingcsehen, das; sie von den west demokratischen Kriegsbrandstiftern genau so mißbraucht wer den sollten wie Polen. Sie hätten das zwar schon gleich zu Beginn merken müssen, nachdem ihnen das polnische Beispiel deutlich vor Augen stand, aber sie glaubten, eine Freund schaft mit den Westmächten dem Schutz Deutschlands und seiner Verbündeten vorziehen zu müssen. Wir können Finn land den Vorwurf nicht ersparen, daß es dereinst das An gebot des Führers zum Abschluß eines Nichtangriffspaktes in ziemlich brüsker Form abgelehnt hat in der Meinung, einen solchen Schutz nicht notwendig zu haben. Der Führer hat ihnen den Schutz wirklich nicht anfdrängen wollen, aber er glaubte, daß die Finnen das Gebot der Stunde erkannt hätten. Finnland hat sich für die Feinde Deutschlands ent schieden, hat sich von ihnen gegen Rußland aushetzcn lassen und mutz nun die Zeche bezahlen. Ihr hartnäckiger Wider stand war unsinnig, und es hätten sich sicher Mittel und Wege gefunden, um den Konflikt mit Moskau vorher beizulegen. Aber Finnland wird aus diesem Erlebnis gelernt haben, das auch für alle anderen Staaten, die mehr oder weniger offen ihre Sympathie für die Westmächte bekundet haben, lehr reich sein wird. Mr. Chamberlain und Monsieur Daladier, die ihr Spiel im europäischen Norden schon gewonnen glaubten, werden diese empfindliche Niederlage schwer verwinden und sie vor ihren Völkern schwer verteidigen können, aber sie werden ihre Taktik nicht aufgeben nnd nun vermutlich das Schwergewicht ihres Intrigenspiels aus einen anderen Teil der Erde verlagern. Vielleicht nach Sttdosteuropa oder in den ' Nahen Osten. "Sicherlich werden auch die skandinavischen Staaten nunmehr mit Vorwürfen von den Westmächten bom bardiert werden, wie schon Daladier die bösen Schweden an klagt, die die Entsendung der französischen Hilfstruppcn, die schon eingeschifft gewesen wären, mit ihrem „Nentralitäts- simmel" verhindert hätten. Eine neue Walze also. Doch nicht sehr klug, denn waren etwa die bösen Neutralen auch schuld an Polens Untergang? Die westliche Diplomatie hat eine Niederlage erlitten, und Deutschland hat eine Schlacht gewonnen. Der Norden ist nicht bereit, für die Westmächte die Kastanien aus dem Feuer zu holen; es ist also nichts mit der „Verlängerung der Westfront". Wir sind uns darüber klar, datz die Gefahr der Kriegsausweitung damit nicht etwa ein für allemal be seitigt ist, sondern daß sie anderweitig weilerbesteht. Wo auch immer aber uns die Gegner sich steilen, da werden wir sie werfen, und wir werden nicht eher ruhen, als bis die Kriegs brandstifter für immer unschädlich gemacht sind! Paris: Enttäuschung und Mißstimmung In Paris ist man über die Meldung vom Abschluß des sowjetrussisch-finnischen Friedensvertrages wie vor den Kopf geschlagen. Der französische Rundfunk konnte am Mitt- wochmorgen die Enttäuschung und Mißstimmung der franzö sischen amtlichen Kreise nicht verhehlen. Das Unterfangen, der schwedischen Regierung die Verantwortung für die Vor gänge zuzuschieben, wird weiter betrieben, wobei man sich nicht scheut, zu versuchen, das schwedische Volk gegen seine eigene Regierung auszuspielen. Der Pariser Berichterstatter des „Journal de Gönäve" schreibt, „man ist zu der Fest stellung gezwungen", daß das Unbehagen über die Entwick lung der finnischen Angelegenheit in Paris sehr stark ist. Ueber die Stimmung in Paris gibt der Leitartikel des „Temps" deutliche Auskunft. Es heißt darin u. a„ man dürfe nicht verhehlen, datz die letzten Ereignisse aus die fran zösische öffentliche Meinung einen tiefen Eindruck gemacht hätten. Das Blatt stellt dann fest, datz die Annahme der sowjetrnssischen Bedingungen eine materielle und moralische Niederlage für die westlichen Demokratien bedeute. USA.: Völlige plutokratische Hilflosigkeit Die gesamte nordamerikanische Presse mutz zu geben, datz mit dem finnisch-russischen Friedens schlug Deutschland seit dem Polenfeldzug den zweiten großen Sieg errungen hat. Man ist sich darüber klar, daß der Friedensschluß größte prak tische Konsequenzen nach sich ziehen wird und dem englisch französischen Prestige einen außergewöhnlich schweren Schlag versetzt habe. Nachdem die Westmächte gerade in den letzten Tagen den Eindruck erweckt hatten, als seien sie selbst unter Verletzung der Neutralität Schwedens und Norwegens bereit, Finnland zu helfen, sieht man in dem Ausbleiben der Hilfe leistung die völlige Hilflosigkeit Englands und Frankreichs. In amtlichen Kreisen der USA. ist man sehr zurückhal tend angesichts der prosinnischen Propaganda, die unter eng lischem Einfluß in den letzten Monaten in den Vereinigten Staaten betrieben worden ist. Die neue finnisch-russische Grenze Aehnlich der Grenzziehung von 1721 Die Moskauer Zeitung „Prawda" veröffentlicht die dem Friedensvcrtrag beigefügte Karte, auf der die neuen Staats grenzen zwischen Rußland und Finnland eingezeichnet sind. Demnach verläuft die neue Staatsgrenze folgender maßen: Sie setzt am Finnischen Meerbusen ungefähr 50 Kilometer westlich von Wyborg an und verläuft dann so ziemlich gerade in nordöstlicher Richtung, ungefähr 25 Kilometer nörd lich von Wyborg und 25 Kilometer nördlich von Sordavala (Serdobol) vorbei, so daß die Eisenbahnlinie Wyborg— Sordavala ans sowjetrussischem Gebiet verbleibt, um dann westlich der sowjetrussischen Stadt Porososero die alte Greu'e zu erreichen. Weiter wird ein schmaler Streifen Finnisch-Kareliens an der Ostgrenze Finnlands (gegenüber der Bucht von Kandalakscha mit dem Hauptort Kuolojärvi) mit der Sowjetunion vereinigt sowie die Fischer- und Srednijhalbtnsel an der Bucht von Petsamo. Der neue Grenzverlaus erinnert — mft geringen Ab- . Weichungen zugunsten Finnlands — an die mit Abschluß des Nordilcken Krieaes im Jahre 1721 geschaffene Grenze, ' Gesicherter Friede in Aordeuropa Moskau über die Auswirkungen der Ver ständigung mit Finnland Nach einigen wenigen Tagen intensiver Verhandlungen, die naturgemäß unter dem Siegel des strengsten Geheimnisses geführt wurden, ist, wie aus Moskau gemeldet wird, mit dem vereinbarten Friedensabkommen der Frieden zwischen der Sowjetunion und Finnland nunmehr wicderhergestcltt. Die finnischen Unterhändler, die am 8. März im Flugzeug aus Stockholm in Moskau eingetrosfen waren, und die Vertreter der Sowjetregierung mit Autzcnkommiffar Mo lotow an der Spitze haben damit in kurzer Zeit ein Werk vollendet, das nicht allein dem Konflikt zwischen beiden Staa ten ein Ende setzt, sondern darüber hinaus berufen ist, den Frieden in Nordeuropa endgültig zu konsolidieren. Der Vertrag trägt, wie Moskau betont, die Züge der staatsmännischen Auffassung Stalins, wonach die Sowjetunion in dem Konflikt mit Finnland nicht nach territorialen Erobe rungen strebte, sondern in erster Linie auf die Sicherung seiner Interessen bedacht sein mußte. Niemand werde bestreiten kön nen, daß der finnische Staat auch nach der Abtretung der Kare lischen Landenge einschließlich Wiborg lebensfähig bleibt. Die Sowjetunion habe von einer Gebietsabtretung in Sowjet- karelien, wie sie ursprünglich vorgesehen war, Abstand genom men, da die vor dem Konflikt vorgeschlagene Regelung unter ganz anderen Voraussetzungen gestanden hat als die nunmehr erfolgte. Die Sowjetregierung hab; ihrerseits Verzicht geleistet auf den Vertrag, den sie am l. Dezember 1939 mit der soge nannten Volksregierung Kuusinen abgeschlossen hat. Im übrigen unterscheiden sich, wie von russischer Seite weiter betont wird, die Friedensbedingungen nur wenig von den ursprünglichen Forderungen Moskaus. Die pachtweise Einräumung Hangös als Flottenstützpunkt und die Abtre tung der F is ch e r - H a l b i n s e l an der Murman-Küsie seien unverändert in den Friedensvertrag übernommen worden. Hierbei sei die Mäßigung der Sowjetseite zu beachte«, durch die Petsamo als Zugang zum Nordatlantik den Finne« er halten blieb. Trotz alle: Störnngsversuche der Westmächte, die noch in letzter Minute versucht hatten, das Friedenswerr zum Schei tern zu bringen, ist die Beilegung des finnisch-sowjetischen Konflikts nunmehr zur Tatsache geworden. Deutschland, das von Anfang an dem sowjetisch-finnischen Konflikt in völlig neutraler Haltung gegenüberstand, begrüßt den Abschluß dieses Friedens