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Wilsdruffer Tageblatt : 15.04.1940
- Erscheinungsdatum
- 1940-04-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-194004151
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19400415
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19400415
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1940
-
Monat
1940-04
- Tag 1940-04-15
-
Monat
1940-04
-
Jahr
1940
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 15.04.1940
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TVörveffettung von Konvensmilch !>Wmnuna der beim Kleinhandel vorhandenen Vorräte v« Obst, und Gemüse-Konserven und Trockenpflaumen. In der Lebensmittel-Zuteilungspcriode vom 6. Mai bis L. Juul 1940 wird den Versorgungsberechligien, wie ein Er- last des Reichsernährungsministers bestimmt, die Möglichkeit gegeben, an Stelle von 150 Gramm Nährmitteln nach chrer Wahl entweder eine große Dose bzw 2 kleine Dosen Kondensmilch oder eine '/i-Dose Obst- oder Gemüse konserven oder 250 Gramm Trockenpslaumen (Back pflaumen) zu beziehen. Hinsichtlich der Konserven und Trocken- Hflaumen sollen nur die noch beim Kleinhandel vorhandenen Vorräte geräumt werden. Dagegen werden sich die Wünsche -er Verbraucher aus den Bezug von Kondensmilch voraus- stchtlich voll verwirklichen lasten, weil der Einzelhandel mit Kondensmilch beliefert werden wird. Damit die Verteiler in die Lage versetzt werden, sich für die Ausgabe der Kondensmilch die erforderlichen Vorräte -u beschaffen, ist es notwendig, die Kondensmilch bereits jetzt zn bestellen. Diejenigen Verbraucher, die an Stelle don Nährmitteln Kondensmilch beziehen wollen, lasten daher IpStestens bis zum 18. April 1940 die Fl.-1-Abschnitte der egenwärtig gültigen Reichsfleischkanen für Normalverbraucher stnd für Kinder bis zu 6 Jahren von den Verteilern abiren- Men, bei denen sie die Kondensmilch zu beziehen beabsichtigen. (Die Verteiler stempeln den Siammabschniti der Fleischkarte und versehen ihn mit dem Zusatz „Fl. 1". damit stchergestellt D. daß die Ware später nur dort bezogen wird, wo sie bestellt worden ist. Die von den Verteilern gesammelten Fl.-1-Ab- schnitt« sind sofon den Ernährungsämiern einzurcichen, die bis zum 23. April 1940 Bezugscheine über Kondensmilch ans- KeLen. Es wird ausdrücklich daraus hingewiesen, daß der Fl.-1-Abschnitt der Fleischkarle nur als Bestellschein dient. Die Abgabe der Kondensmilch erfolgt in der nächsten Zureilunas- periode (6.5.—2.6.) auf die dafür vorgesehenen Abschnitte ver Rährmittelkarte. Eine Vorbestellung von Konserven oder Trockenpflaumen findet nicht statt. Diejenigen Verbraucher also, die Konserven oder Trockenpflaumen beziehen wollen, «eben den Abschnitt Fl. 1 der Fleischkarte nicht ab. Wer von der Austauschmöglichkeit keinen Gebrauch machen, sondern Nährmittel beziehen will, gibt selbstverständlich den Abschnitt der Fleischkarle auch nicht ab. Die Abgabe des Abschnitts Fl. 1 als Bestellschein kommt ttso nur dann in Betracht, wenn Kondensmilch bezogen wer den soll. In diesem Falle muß der Stommabschnin der jetzigen Fleischkarte sorgfältig aufbewahri werden, da er beim Bezug der Kondensmilch als Nachweis über die erfolgte Bestellung beim Kleinhändler vorgelegt werden muß. Selbstversorger er halten keine Kondensmilch. so«. Beitrag des Mieters zum Lustschuhraumbau I« den Richtlinien über den Beitrag für die behelfs- (Mäßige Herrichtung von Luftschutzräumen ist die Höhe der Geldbeiträge aus 1,00 bis 2,50 Mark je zu schützende Person beschränkt. Zur Klarstellung von Zweifeln hat der »«ichsluftfahrtminister im Einvernehmen mit den beteiligten Stellen diese Frage in einem Erlaß näher geregelt. Die Umlegung des erstattungsfähigen Kostenbetrages durch den Hauseigentümer soll nicht etwa nach Köpfen erfolgen, sondern nach Maßgabe der wirtschaftlichen Verhältnisse entsprechend der Miethöhe. Häufig ist es vorgekommen, daß Hauseigentümer zur Errichtung des Lustschutzraumes mehr ausgegeben haben, als sie unter Beachtung des Richtsatzes um legen konnten. So sind vielsach die Möglichkeiten, von den Hausbewohnern die Bereitstellung ihrer Arbeitskraft oder von Baustoffen und Geräten sowie von Einrichtungsgegenständen zu verlangen, nicht erschöpft worden. ES bestehen keine Be denken, auch größere Beträge auf die Mieter umzulegen, wenn sich diese freiwillig hierzu statt der Naturalleistungen bereit- ««klären oder wenn es unter Berücksichtigung der Verhältnisse sämtlicher Beteiligten angemessen erscheint und das Amts gericht in diesem Falle die Umlegung zulätzt. Mitunter liegt die Ueberschreitung auch daran, daß über dl« Behelfsmaßnahmen hinaus endgültige Baumaß- »ahmen durchgeführt wurden. Diese sind an die Höchst grenze der Richtsätze nicht gebunden. Die Kosten für endgültige Bamnaßnahmen können mit Zustimmung der Preisbehörden auf die Mieter umgelegt werden. Der Erlaß regelt Weiter einen Lastenausgleich bei der Hergabe von Räumen. Di« Hergab« «ines hauswirtschastlich genutzten Kellerraumes zur Errichtung des Lustschuhraums gilt als Beitrag, ein Anspruch auf Entschädigung oder Mieiminderung ist dafür nicht gegeben. Den Mietern sind dafür im allgemeinen andere Unterbringungsmöglichkeiten zur Verfügung zu stellen. Gewerblich oder für Wohnzwecke genutzte Räume sollen nur in zwingenden Ausnahmesäuen in Anspruch genommen werden. Ist Ui einem solchen Faste die Ersatzraumgestestnng - nicht möglich und stellt die Hergabe des Raumes ein besonderes Opfer dar, so kann ein Mietminderungsanspruch zuerkannt werden. Die Mielminderung kann für die Dauer des Ausrufs des Luftschutzes aus die durch den Lufischutzraum zu schützenden Personen als lausender Beitrag umgelegt werden. Das gleiche gilt für den Betrag, der dem Mietwert eines vom Hauseigen tümer zur Verfügung gestellten gewerblich oder für Wohnzwecke genutzten Raumes entspricht. Der Richtsatz von 1,00 bis 2^0 Mark sinder in diesen Fällen keine Anwendung. Pfunde gelten in Syrien nichts mehr Sie werden alö Zahlungsmittel nicht angenommen Ein aus dem Orient zurückgekehrter neutraler Ge schäftsmann berichtet, daß er in der irakischen Hafenstadt Basra von den Engländern an der Weiterreise nach Iran gehindert wurde, obwohl olle feine Visen in Ordnung waren. Er führt dies aus die Aengstlichkeit der Engländer zurück, ihre kriegerischen Vorbereitungen im Iranischen Gols fremden und dazu noch neutralen Augen preiszugeben. Auf der Rückreise durch Syrien sei er in geldliche Schwie rigkeiten gekoinmen, weil er seine mitgesührten englischen Pfunde dorr nicht absetzen konnte. Im französischen Mandatsgebiet Sorten würden englische Pfunde nicht mehr als Zahlungsmittel angenommen. Tageschronik in Silchworten Ruft übernahm daö Präsidium des ReichssorschungörateS Nach dem Ableben des Präsidenten deS ReichsforschungS- rates, General der Artillerie Professor Dr. Becker, hat sich der Reichsminister für Wissenschaft. Erziehung und Volksbildung, Bernhard Rust, entschlossen, das Präsidium des Reichs- forschunysraies persönlich zu übernehmen Alle Zuschriften an den Präsidenten des Reichsforschungsrates sind, wie bisher, nach Berlin-Steglitz, Grunewaldstrabe 35, zu richten. Aufnahme der Zehnjährigen als NeichSsendung. Wie alljährlich, finde, am Abend des 19. April, am Vor- abend des Führergeburtsiages, im Rahmen eines Gemein- schaftsempfanges der HI. im ganzen Reich von der Marien- bürg aus die feierliche Ausnahme der Zehnjähri- gen in die untersten Altersgliederungen der HI. statt. Stabs- führer Hartmann Lauterbacher wird dabei in der Zeit von bis 17.30 Uhr eine Ansprache an die Zehnjährigen und ihre Eltern richten, die als Reichssendung übertragen wird. Nürnberg — Akademie der Künste. Bei der Eröffnung einer großen Kunstausstellung in Nürnberg gab der Oberbürgermeister der Stadt der Reichs parteitage, Liebel, die auf Weisung des Führers durch den Reichsminister für Erziehung und Unterricht erfolgte Um wandlung der Nürnberger Staatsschule für angewandte Kunst in eine Akademie der bildenden Künste bekannt. Polizetdirektor in Schanghai erschossen. Einem in der internationalen Niederlassung von Schanghai zur täglichen Gewohnheit gewordenen Attentat fiel der Direktor Tanschaoliana von der Sonderabtei lung Polizei der internationalen Niederlassung zum Opfer. Ferner wurde ein Polizist schwer verwundet. Zwei der vier Attentäter wurden auf der Flucht durch Schüsse verwundet und konnten verhaftet werden. Ein chinesischer Passant wurds verwundet. Militärische Zwangsarbeit in Britisch Westafrika. Wie verlautet, beabsichtigen die britischen Kolonial behörden in Britisch-Westafrika. die Eingeborenen für mili tärische Zwangsarbeit fu rekrutieren. Mit der praktischen Einführung des britischen ZwangSorbeitSsystems in den Kolonien dürste die Ausrichtung mit der militärischen Zwangsanshebnng in den französischen Kolonien vollzogen sein. Jude» in Thile unerwünscht. Der chilenische Außenminister Hal eine offizielle Mit teilung veröffentlicht, wonach in Zukunft di« Einreise von Juden nach Chile unter keiner Begründung und unter keinem Vorwand gestattet wird. Spanisch-portugiesische Freundschaftskundgebung Aus einem Galadiner, das der portugiesische Min.sierpräsi- dent Salazar im Schlosse Cintra bei Lissabon zu Ehren des Offizierkorps des spanischen Geschwaders gab, betonte er die tiefe Freundschaft zwischen Spanien und Portugal. Sie sei ein fester Grundpfeiler für die Verträge, eine machtvolle Hilfe für oie gemeinsamen Interessen und ein sicherer Faktor gegen seitigen Verstehens. peisamo den Finnen zurückgegeben Sowjetbehörden Übergaben alles in gutem Zustande In Uebereinstimmung mit dem Protokoll zu dem Frie densvertrag zwischen der Sowjetunion und Finnland haben Sondervertreter der russischen Armee dem Sonderbeauftragten der finnischen Armee Petsamo und den Hasen Lina- hamari mit Gebäuden und wirtschaftlicher Ausrüstung der Stadtverwaltung und der örtlichen Industrie übergeben. Beide Parteien unterzeichneten eine Erklärung, daß der Oberbefehl der sowjetrussischcn Armee in Petsamo die Tele phon- und Telegraphenzenirale, die beiden elektrischen Zen tralen, das Elektrizitätsney, die Zentralheizung in einer An zahl von Häusern ebenso wie die Windebüume in dem Hafen Linahamari wiederhergestellt Hai und daß alle diese Unter nehmungen dem Beauftragten der finnischen Arm-e i n gutem Zustande übergeben worden sind. Riesenbrand im Hafen von Gent 30 Millionen Francs Schaden. Im Hafen von Gent ist ein Großseuer ausgebrochen, daS in kurzer Zeit riesige Ausmaße angenommen hat. Bisher sind drei Lagerhäuser mit insgesamt 20000 Ballen Baumwolle. Jule und Leinen vernichtet worden. Der Sachschaden wird vorläufig aus 30 Millionen Francs geschätzt. Der Brand kam in einem Lagerschuppen zum Ausbruch, in dem sich 5000 Ballen Baumwolle befanden. In kurzer Zeit griffen die Flammen aus zwei weitere Lagerhäuser über, die ebenfalls vernichtet wurden. Der Riesenbraud griff so stark um sich, daß die umliegenden Häuser in sieberhafter Eile ge räumt werden mußten. Die Feuerwehr bekämpft den Brand mit allen Mitteln, jedoch besteht die Gefahr, daß sich das Feuer noch weiter ausbreitel. RaturlaWrovden in der Türkei Ueberschwemmungen und Erdstöße. In den letzten Tagen ist die Türkei erneut von schwere« Naturkatastrophen heimgcsucht worden. Der Euphrat ist über seine Ufer getreten und hat die ostanatolische Stadt Elasis überschwemmt. In der Bevölkerung ist Panik ausgebrochcn. In mehreren Stadtteilen sind die Häuser von der reißenden Strömung deS Flusses überflutet worden. Eine Anzahl von Häusern ist eingcstürzt, andere wurden schwer beschädigt. Der Sachschaden ist sehr groß, es sind auch Menschenleben zu be klagen. doch liegen hierüber noch keine Zahlen vor. Auch in der Gegend von Smyrna haben sich wieder schwere Ueberschwemmungen ereignet, die ebenfalls großen Schaden anrichteten. Zur gleichen Zeit werden aus verschie denen Städten Anatoliens fortgesetzt stärkere Erd«"^ — der, u. a. aus Siwas und Samsun. Drei Vp!er eines Berbrecher- Sn Derlin-Lichterselde ithoß ein Verbrecher, der eknes Ein bruchs überführt worden war. zwei Kriminalbeamte und einen Soldaten nieder. Der eine Kriminalbeamte wurde auf der Stelle getötet während der andere mit einem lebensgefährlichen Schutz in den Leib besinnungslos zusammenbrach Ler Soldat hatte sich dem Verbrecher bei seiner Fluckt in den Weg gestellt. Der Soldat Kanonier Baien erhielt einen Brustschutz, an dessen Folgen er kurz darauf starb Als der Verbrecher sah daß er umstellt war und es kein Entrinnen mehr gab. schoß er sich selbst ein Kugel in den Kopf und brach tot zusammen. Vollsschüdllng zum Tode verurteilt Das Sondergericht in Halle L S. verurteilte am 4. Aprtk IS40 den 31 Jahre alten Wilhelm Müller aus Holz weißig zum Tode und zum dauernden Verlust der bürger lichen Ehrenrechte. Müller, ein vielsach vorbestrafter Gewohn heitsverbrecher, hatte im September und Oktober 1939 unter Ausnutzung der Verdunkelung in der Gegend von Bitter feld eine große Anzahl von Einbrüchen begangen und sich in einer Scheune ein regelrechtes Diebeslagez eingerichtet. Er unternahm von dieser Scheune aus seine nächtlichen Diebes sahrten. Der Vorsitzende betonte bei der Urteilsverkündung, daß dem Angeklagten aüe Arten von Beflerungsmöglichkeiten in seinem früheren Leben trotz seiner schon damals recht schweren Straftaten geboten wurden, daß aber nun, nachdem er dieS alles in den Wind geschlagen hatte, sein neuerliches Rückfällig werden, weil dies im Kriege erfolgte, seine endgültige Ausschließung aus der Volksgemeinschaft not wendig machte. ««pyrtaht bi> Prom«theu«-B,ria>i o. Etchaü«r Vr»den»«u von b/lsrl« Odsettn s, Fortsetzung. „Ach, es ist eigentlich nicht mehr viel zu erzählen", sagte er fast rauh. „Ich war als Berichterstatter für meine Zeitung mit der Mukden-Armee durchs Land gezogen, hatte meine wichtigste Aufgabe beendet und geriet mit einer Gruppe eingeborener Helfer in denselben Sandsturm wie Dürkheim. Es gelang uns aber, in einem kleinen Bauernhaus unterzuschlüpsen. Ich hörte dann ganz schwach Hilferufe und Schüsse, machte mich auf und fand Dürk heim in recht elendem Zustand. Wir schleppten ihn in unseren Unterschlupf — das ist alles. Am anderen Morgen schien eine herrliche klare Sonne. Wissen Sie noch, Dürk heim? Es sah gigantisch aus, sie stand wie eine riesige rotglühende Scheibe am Himmel —" „Sie wollen ablenken und die Sache verkleinern!" rief Dürkheim. „So einfach, wie Sie die Sache schildern, war es nicht. Nachher habe ich erfahren, daß Sie Ihre Helfer mit vorgehaltenem Revolver gezwungen haben, den Hilfe rufen nachzugehen, — keiner wollte freiwillig in den mörderischen Sandsturm hinaus. Sie selbst waren tödlich erschöpft, hab erfroren und hatten zudem von irgendwoher ein scheußliches Fieber im Blut. Trotzdem schleppten Sie mich heim und halfen mir —" Er reichte dem kleinen Eng länder mit festem Druck die Hand. Ralstons Gesicht hatte sich gerötet. Die Gaste klatschten Beifall, das hübsche blonde Mädchen sah dem kleinen Journalisten mit verführerischem Lächeln tn die Augen. Ralston blickte auf Henriett Morahn. Sie beugte sich näher zu ihm: „Wir essen gleich. Sie bleiben doch und nehmen teil?" Ralston nickte. „Kommen Sie und fühlen Sie sich hier wie zu Hause!" sagte die schöne Frau herzlich... * Das Essen fand im großen Speiseraum statt, der sich an die Terrasse schloß. Ralston sah sich verwundert um. Der große Raum war Mit vornehmstem Geschmack ausgestattet, ein langer Tisch, don hochlehnigen Stühlen Mit grünem Brokatbezug um geben, stand in der Mitte, er war mit einer verwirrenden Fülle von schwerem Silber und kostbaren Gläsern gedeckt; rosa Lianen nickten aus niedrigen Schalen. Ralstons Blick glitt die Hellen Wände entlang, blieb auf einem Bild hängen, das ihm bekannt vorkam, es war eine Frauengestalt im braunen Kleid mit Spitzenkrause, ein Mädchen auf dem Arm. Er erschrak fast. Das war doch oer neuentdeckte Rembrandt, über den sein Blatt berichtet hatte, jener Aufsehen erregende Fund, der, wie es hieß, an einen Privatmann verkauft worden war. Es war doch nicht möglich, daß man diesem Bilde hier — in den Tropen — begegnete-..! Henriett Morahn hatte mit leisem Lächeln sein Ge sicht betrachtet. „Sie schauen sich den Rembrandt an?" meinte sie. „Hier haben Sie ihn Wohl nicht vermutet?" Ralston trat näher und betrachtete das Kunstwerk — es war unzweifelhaft das Original! Seine Verwirrung wuchs. Man hatte damals phantastische Summen genannt, die für das Bild bezahlt worden waren. Der Reichtum dieser Frau mußte unermeßlich sein. „Ich überlasse Sie Herrn Rembrandt gern für einen Augenblick!" sagte Frau Morahn und löste den Arm aus dem seinen. Sie wandte sich zu den anderen Gästen. „Darf ich Sie zu Tisch bitten?" Leise legte sie die schmale Hand auf Dürkheims Arm. „Sie sitzen neben mir, Sie und Ihr Freund!" Sie neigte den Kopf ein wenig und lächelte. „Zufrieden?" Dürkheims verschlossenes Gesicht war sehr hell ge worden ... Das Essen begann. Es war ein Mahl kostbarer Ge- »flegtheit, es wurden schwere Weine gereicht, es gab die charf gewürzten Speisen der Tropen, deren Curry-Ge- chmack leise im Hals zu brennen begann. Ralston sah innend auf die Hande der Frau, sie trugen ein paar aus erlesen schöne Ringe mit kostbaren Steinen, sie bewegten sich sehr behutsam, als wollten sie die seltsame Innen fläche verbergen... Das Rätsel um diese Frau ließ ihn nicht mehr los. Weshalb sprach sie lächelnd von Einladungen und belang losen Gesellschaften, an denen sie teilnehmen würde und zu denen sie lud? War das ein Leben für diese schöne und energievolle Frau? Einer der braunen Diener beugte sich flüsternd zu ihr hinunter. Die Gastgeberin wurde blaß, stand auf, sagte ein bittendes: „Entschuldigen Sie mich einen Augenblick!" und ging rasch hinaus. Tie Gesellschaft plauderte unbekümmert weiter, Dürk heim bielt sein Glas in der Land und sah lächelnd und versonnen darauf nieder. Ralston aber folgte mit den Blicken der schlanken Gestalt. Der leichte grauseiden Veor- Hang, der die Türhöhlung füllte, war ein wenig ver schoben, nebenan schien ein kleiner Damensalon zu sein, man sah schimmerndes goldgelbes Holz und einen funkeln den Barockspiegel. Ralston schaute schärfer zu. Was war das? Deutlich erkannte er in dem Streifen des Spiegel bildes Henriett Morahns weiße Gestalt, daneben ein häßliches, braunes Altmännergesicht, eine wilde fordernde Geste und eine beschwichtigende Handbewegung der schönen Frau. Dann war das Spiegelbild nur ausgefullt von dem häßlichen Gesicht eines verkommenen alten Mannes in schmutziger, halb zerrissener Jacke. Mit klopfendem Herzen starrte Ralston auf das unheimliche Bild. Nun erschien Henriett Morahn wieder, man sah den Weißen Schimmer des Kleide-, Ihre Hand, sie drückte dem Alten ein Bündel Scheine in die Hand. Dann war alles vorbei... Ralston strich sich über die Stirn. Was war um diese Frau? Der Bettler sah aus wie ein Erpresser, — was hatte die Frau mit ihm zu tun? Warum zahlte sie ihm solch ein dickes Bündel von Scheinen aus? Warum ließ sie ihn nicht durch ihre große Dienerschaft hinaus werfen? Nach einer Weile trat Henriett Morahn wieder z« ihren Gästen. Sie lächelte liebenswürdiger als je. „Eine kleine Abhaltung — nichts Besonderes!" gab sie auf Dürkheims Frage nach ihrem Wegbleiben zurück. Ihr Gefickt war ruhig und gefaßt, aber Ralston merkte deut lich, oatz die schmalen Hände zitterten. Es war spät, als die Gäste Abschied nahmen. Ralston hörte herzliche Worte, Einladungen, Bitten zu einem Tee, einer Abendgesellschaft. Wollte Frau Morahn sich nicht einer gemeinsamen Fahrt zum Vihara-Kloster anschließen? Es sei doch bald Uposathafest, da müsse man sich das Treiben dort unbedingt besehen! Das Kloster sei pracht voll, es liege mitten ipi Wald. Und dann die huddbistischen Mönche in ihren malerischen gelben Gewändern! Die vielen Opfernden und Betenden mit ihren Blütenketten und Räucherkräutern! Henriett Morahn nahm alle Einladungen an. Ralston bemerkte es mit Erstaunen. Als man vom Uposathafest sprach, glitt ein leichter Schatten des Unwillens über ihr schönes Gesicht. Ralston empfand dasselbe wie sie: Die Neugier dieser unbekümmerten jungen Menschen, die sich ein großes Religionsfest einer anderen Rasse als prickeln des Schauspiel besehen wollten, war unangenehm. Sie zögerte noch. (Fortsetzung folgt)
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