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Wilsdruffer Tageblatt : 10.03.1940
- Erscheinungsdatum
- 1940-03-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-194003101
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19400310
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19400310
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1940
-
Monat
1940-03
- Tag 1940-03-10
-
Monat
1940-03
-
Jahr
1940
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 10.03.1940
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ffräücn" nlZcine Gefnlit ocrrcnykct, sieabcr in iyrcn vöscn Kricgsabfichten durchschaut und sie nach ihrer moralischen und änilitärischen Niederlage im Finnland-Konslikt weniger zu ffürchtcn beginnt: f Man ist in London und Paris aufs äußerste erstaunt über Lie Rückwirkungen des Moskauer Friedens in Europa. Die plutokratischen Kriegsverbrecher haben, wie es das italienische Blatt „Popolo di Noma" mit Recht zum Ausdruck bringt, bewußt die öffentliche Meinung in ihren Ländern irregeführt, und sie mögen es nun mit ihren Völkern ausmachen, wie sie sich rechtfertigen können. Es ist bezeichnend, wenn in den Be richten der Londoner Korrespondenten neutraler Blätter be reits von einem offenen Gegensatz zwischen Chamberlain und Daladier gesprochen und die Stellung des französischen Mini sterpräsidenten gegenüber seinem Volke als schwer erschüttert bezeichnet wird. Uns kann und soll auch das nur recht sein! Daß der Katzenjammer in London und Paris noch viel größer Werden möge, dafür werden unsere Wehrmacht sorgen uno die Gerechtigkeit der Geschichte, die diesmal unerbittlich die Pluio- Kratischen Kriegsverbrecher zur Verantwortung ziehen wird. j Der verhinderte Krieg im Förden ? «er schwedische Außenminister Günther gab im Reichs- btg eine Erklärung über den Abschluß des finnisch-russischen Friedens ab. Der Minister bezeichnete es als selbstverständlich, daß die schwedische Regierung die Finnen bei ihrer Bereitschaft, jdie abgebrochenen Verhandlungen wieder aufzunehmen, zu unterstützen versucht habe. Nachdem auch aus der russischen Seite, eine Bereitwilligkeit gezeigt worden sei, zu einer Ver einbarung zu kommen, habe ein gewisser Kontakt zustande- gebracht werden können. Es könne aufs bestimmteste erklärt werden, daß keinerlei Drnck von schwedischer Seite ausgeübt worden sei. Günther stellte ausdrücklich fest, daß die schwe dische Vermittlung ohne geringstes Zusammenwirken mit irgendeiner außenstehenden Macht erfolgt sei. Eine Jnterventionspolitik der Westmächte hätte wahr scheinlich den ganzen Norden in den großen Krieg hinein gezogen. Man könne von einer schwedischen Regierung nicht verlangen, daß sie mit offenen Augen zusehen solle, daß der Krieg zwischen den europäischen Großmächten und möglicher weise sogar besten Schwerpunkt nach Schweden verlegt würde. ! Die nordischen Völker müßten auf der Grundlage der neuen Erfahrungen die Frage einer Verstärkung der "nordi schen Zusammenarbeit angreifen. Finnland gehe aus dem Kriege nnter voller Wahrung seiner Selbständigkeit und ehrenvoll hervor. Für Schweden bedeute der Friede einen Aichttzunkt an dem noch kürzlich so drohenden Horizont. Türkei zieht die Lehren > Bestürzung bei den Englandfreunden. Die römische Zeitung „Ledere" meldet aus Istanbul, daß der fmnlsch-russtsche Friedensvertrag eine erschütternde Wir- mng aÄ. die Türkei ausgeübt habe. Die englandfreundlichen «reise Istanbuls und Ankaras seien vor allem über das Aus bleiben der versprochenen englischen Hilse für Finnland stark beunruhigt. In der Türkei beginne sich die Ansicht durchzu- setzen, die Neutralität mit allen Mitteln anfrechtzu- erhalten, und man sei entschlossen, solange das Land selbst nicht ,n Gefahr sei, jedem Druck zu widerstehen. Dar Pfand nm ein Fünfte! gesunken s- Der britische Prestigcverlust untergräbt den Pfundkurs k' In den letzten 48 Stunden hat sich an den internationalen Devisenmärkten die Abschwächung des englischen Pfundes in einem Ausmaß fortgesetzt, das in London größte Bestürzung hervorgerufcn hat. Während man am Dienstag beispielsweise in Newtzork noch einen Kurs von 3L6j notierte, stellte er sich jetzt auf 3,74 . ! Zeitweise gab er bereits, da sich die Entwicklung unter kleinen Schwankungen vollzieht, bis aus 3,72 3/8 nach. Damit tst ein Tiefstand erreicht worden, wie er bisher noch niemals zu verzeichnen war. Wenn man bedenkt, daß sich die Pfund- Notiz Ende August 1939 noch auf der Basis von 4,68- bewegte, so hat das Pfund nunmehr während des Krieges bereits ein Fünftel feiner Friedenskaufkrast am Weltmarkt eingebüßt. An Lllen übrigen Märkten verläuft der Pfundsturz ähnlich, aleick- gültig, ob man nun etwa Amsterdam oder Zürich oder auch beispielsweise Schanghai nimmt. Dabei wird an sämtlichen internationalen Devisenmärk ten als ursächlich hierfür neben der neuen Anordnung, daß »rwiffe englische Ausfuhrwaren nur noch gegen Devisen ver kauft werden sollen, ausdrücklich auch die schwere diplomati sche Niederlage Großbritanniens bezeichnet, die England im Zusammenhang mit der jüngsten politischen Entwicklung er litten habe. Durch den britischen Prestigevcrlust sei das Ver- strauen m das Pfund noch weiter untergraben worden. Bestürzung m London Ueber das indische Attentat. — Aufbäumen gegen die plutokratischen Unterdrücker. Das Attentat des indischen Freiheitskämpfers Mahomed Singh Azad auf den Staatssekretär für Indien, Lord Zetland, und andere hohe Beamte, die das indische Volk unterdrücken halfen, hat in der englischen Oeffentlichkcit größte Bestürzung hervorgerufen. Selbst die Explosionen, die den Engländern den Freiheits- und Kampfeswillen der Iren demonstrieren, brach ten die infolge der neuesten Schlappe im Finnland Konflikt bereits nervös gewordenen Gemüter nicht so in Erregung wie diese fünf Schüsse des Inders. Man ist sich vollkommen darüber klar, daß es sich um ein politisches Attentat handelt. In der englischen Presse spiegelt sich unverkennbar die Be unruhigung wider, welche der Anschlag auch in Regierungs- kreisen ausgelöst hat. Man gibt bei aller Verständnislosigkeit für die Motive zu der Tai in Londoner politischen Kreisen offen zu, daß man sich über die Erbitterung des indischen Volkes bisher Illusionen hiugegeben hat. Man glaubte, man könne die indischen Nationalisten genau wie 1914 vertrösten, und die Erfüllung ihrer berechtigten Forderungen hinaus schieben, bis der Krieg beendet sei und man dann den Indern mit Bomben und Kanonen klarmachen werde, was die pluto kratischen Machthaber in London unter „Selbstverwaltung, Gerechtigkeit und Humanität" verstehen Deshalb nahmen die Engländer die scharfen Entschließungen der Indischen Kon greßpartei sowie die offene Kampfansage Gandhis nicht für ernst. Sie glaubten, es werde, wie so ost, beim Pas- siven Widerstand, schlimmstenfalls bei einem wirtschaftlichen Boykott bleiben. Die Schüsse in London haben nun die Briten wenigstens für einen Augenblick aus. ihrer Selbst täuschung aufgeschreckt, wenn auch die Unterdrücker bald wieder in die gewohnte Gleichgültigkeit gegenüber den Leiden der Unterdrückten verfallen dürften. Zwei Peiniger Der tödlich getroffene Sir Michael O ' Dwyer war früher Gouverneur des Pandschab. Er ist für das furchtbare Blut bad in Amritsar 1919 verantwortlich, bei dem englische Sol daten ohne jede Veranlassung in eine unbewaffnete indische Menschenmenge hineinschofsen und dabei Hunderte unschul diger Männer, Frauen und Kinder ermordeten. Der verletzte Staatssekretär für Indien, Locd Zetland, hat durch seine schroffe Abweisung der indischen Ansprüche Gandhi so vor den Kops gestoßen, daß dieser alle weiteren Besprechungen mit dem Vizclönig abbrechen mußte. * Indiens Antwort Die Schüße des indischen Freiheitskämpfers, durch die einige der Peiniger und Unterdrücker, die die englische Pluto- kratie nach Indien entsandt hat, getroffen wurden, richten sich gegen die verantwortlichen Männer in London, die getreu der plutokratischen Tradition eine unerhörte Ausbeutungs- Politik in Indien befohlen haben Das 350-Millionen-Volk der Inder lebt unter der englischen Knechtschaft in geradezu un beschreiblicher Armut. Die englische Geldgier kennt in ihren Ausbeutungsmethoden keine Grenzen Greise, Frauen und Kinder werden eingespannt in die Arbeit für die englische Plutokratie. Die Löhne sind ein Hohn auf jede Menschlichkeit. Obwohl die Inder 15 bis 17 Stunden am Tage schuften müs sen, findet man sie mit ein paar Pence ab, mit denen sie sich nicht einmal das Nötigste zum Leben beschaffen können. In den Missionsversammlungen der englischen Heuchler wird immer gepredigt, England habe Indien um der Inder willen erobert, und es wolle den Lebenszuschnitt der Inder heben. „Das ist Heuchelei", sagte einst Sir William Joynson- Hicks, der Innenminister im Kabinett Baldwin, und deckte in geradezu brutaler Offenheit die wirklichen' Hintergründe der englischen Gewaltherrschaft auf, wenn er fortsuhr: „Wir eroberten Indien mit dem Schwert, und wir werden es mit dem Schwerte niederhalten. Wir brauchen es als Absatzgebiet für britische Waren im allgemeinen und für die Baumwollwaren von Lancashire im besonderen. Hier in Indien zeigt die Politik der englischen Pluio- kratie ihr wahres Gesicht. Millionen entrechteter Inder wer den einem langsamen und erbarmungslosen Hungertod preis gegeben, damit die britischen Dividendenläger auf ihre Kosten kommen. 23,2 Jahre ist die durchschnittliche Lebensdauer eines Inders, und die der Frauen nur 22,8 Jahre. Das hat ein mal das Internationale Arbeitsamt in Genf festgestellt, also eine Institution, der es wahrlich nicht darum zu tun ist, Eng land etwa anzuklagen und seine Ausbeutungsmelhoden an den Pranger zu stellen. Mit einer unglaublichen Brutalität schwingen die engli ¬ schen UroEgke die Knüre iw er Inmen , nrw wer gegen das menschenunwürdige Los zu protestieren, den trnft die ganze Schwere englischer „Gerechtigkeit. Der wird öffentlich ausgepeitscht, der wird ins Gefängnis geworden, oder die Menschen werden auf dem Markt zusammengetneben und durch Maschtncngewehrsalvcn hingemäht. Nach diesem Muster erfolgte das Blutbad von Amritsar, für das der jetzt tödlich getroffene Sir Michael O'Twyer verantwortlich zeichnete. England hat die Sturmzeichen aus Indien, die sich seit Kriegsbeginn mehrten, nicht beachtet. Es hat die Streiks und die Protestkundgebungen und die wiederholten Forderungen der Inder, das bereits 1917 gegebene Versprechen der Selbstän digkeit Indiens mit nur noch brutalerer Gewalt beantwortet. Nun hat die Verzweiflung dem indischen Freiheitskämpfer Mahomed Singh Azad den Revolver in die Hand gedrückt. Die Schüsse sind ein Fanal und ein Zeichen dafür, daß das Er wachen des indischen 350-Millionenvolkes nicht mehr meder« mbatten ist. —. — — ' Blutbad — eine „dankbare" Sache O'Twyer verantwortlich für den Massenmord von Amritsat Sir Michael O'Dwver ist einer der bestgehaßten Männel in Indien. Nachfolgende Tatsache charakterisiert seine Eim stellung: t In Amritsar, wo schon wenige Tage zuvor Demonstra tionen aus Anlaß der Teuerung und wegen des Schicksals ver Türkei sich gebildet hatten — dabei war auch die Natio nalbank aestürnu morden —. hatte sich am 13. April 1919 er neut eine Versammlung von etwa 5000 Indern gebildet. Ge neral Duver ließ ohne jede Aussoroerung zum Auseinander- gehen in die Menge hineinschießen, 400 bis 500 betrug die Zahl der Toten, an Verletzten mußte naw Dvvers eiocner Aeußeruna mit dem Dreifachen gerechnet werden. Spät« wurde der General befragt ob ihm ein solches Blutbad nich fürchterlich erschienen sei Ties war seine Antwort: „Tas nicht. Ich denke mir es war eine dankbare Sach« Ich dachte, gut und genau schießen zu müßen, damit ich ovo sonst einer nicht von neuem anzukanaen brauchte. Das einzy Mögliche war Gewalt Ich halte es sehr wohl für möglich, dal ich die Menge ohne Schießen hätte anseinanderjagen können: Und dieses Vorgehen billigte der jetzt erschaffene Si Michael O'Twyer, damals Gouverneur von Pundschav. E drahtete dem General Dvver zu diesem Blutbad seine voll! Anerkennung: „Ihr Vorgehen korrekt. Gouverneur billigt es: «Emen Erbkeind Indiens erMoffeu» Eine Erklärung des Attentäters . „Tribuna" meldet zur Erschießung des früheren Gouver neurs des Pundschab. der Täter habe bei feiner Vernehmung osten erklärt, er habe nicht nur einen geschworenen Feind In diens erschaffen, sondern auch mit dem Tod von O'Twyc« seinen Bruder gerächt, der bei der Bluttat von Amritsar ums Leben gekommen sei. Die italienische Nachmittagspreffe betont die schwere« Folgen, die das Londoner Attentat auf die Außenpolitik vo« Großbritannien haben kann. O'Dwver habe die indischen Ver- fassunasbestrebungen aufs heftigste bekämpft. „Lavoro Fa- kctsta" schreibt, der Erschossene sei wegen seines rücksichtslose« und blutiaen Vorgehens in Indien bestgehaßt gewesen. Die ganze italienische Presse berichtet, der erste Eindruck in England, das noch unter dem Schlag des russisch-finnischen Friedensschlusses stand, sei verheerend gewesen. Die düstersten Gerüchte seien in Umlauf gekommen. Man versuche jedoch das Ereignis zu „einer Episode in der wechselvollen Geschichtt der englisch-indischen Geschichte" abzustemveln, profiigier ireibi m den Tob In belgischen Schisfahrtskreisen befürchtet man, daß außel dem Fischdampfer „B. 47" zwei weitere belgische Fischdampfer, nämlich die „Ostende 141" und die „O. 66" in der Nordsee untergegangen sind Ein belgischer Frachtdampfer hat nämlich ein Wrackstück mit der Aufschrift „Ostende 141" gesunden. Die „O 66" ist seit mehreren Tagen ebenfalls überfällig. Die großen Verluste der belgischen Fischereiflotte sind Wohl darauf zurückzusühren, daß diese sich in englische Gewässer wagt, die bekanntlich von Minen völlig verseucht sind. Es ist auch ein offenes Geheimnis, daß viele belgische Fischdampfer ihre Fänge ans reiner Profitgier oder auch unter englischem Druck direkt an England verkaufen. § Holländisches Motorschiff zerstört Nach einer United-Meldung aus London ist das hollän dische Motorschiff „Buizerd" (270 BRT.) an der britischen Nordostküste „aus Felsen gelaufen" und dadurch zerstört wor den. Die sechsköpftge Besatzung wurde von einem Rettungs« boot an Land gebracht^ - .... von »ans U8ttLSek-tzeeN7LLUtvrr vvacu Vkkocg (28. Fortsetzung.) <>Guten Abend, Fräulein Volkmer! Sie sind es doch, ßücht wahr? Ich heiße Olga Mitterer und arbeite wie Eie im „Tageblatt", drunten in der Expedition. — Wollen Sie sich auch das Konzert anhören? — Ich bin sm Grunde gar nicht so erpicht darauf, wissen Sie, es »st ja doch immer wieder dasselbe. Aber da ich mit Herrn Decherkamp befreundet bin, so muß ich doch tun, als pb, nicht? Er hat mir eigens eine Karte aufgehoben; Eie können sich denken, wie es ihn beleidigen würde, kwenn er mich nicht sähe." Eva fuhr in einem Husch mit der Zunge über die Kippen hin. „Sie sind mit Herrn Becherkamp bekannt?" ! „Ja, gestern nachmittag hatten wir uns ins Kaffee „Stadt Wien" verabredet. Sie glauben nicht, was für ein entzückender Mensch er ist, gar nicht eingebildet! — Uebrigens — im Vertrauen — er fragte mich nach Ihnen, und ich merkte, daß er eine ziemliche Wut auf Eie hatte, Was haben Sie denn bloß angestellt? — Ich habe ihm natürlich zugeredet, daß er sich getäuscht habe, sicher hätten Sie es nicht so gemeint, Sie hätten be stimmt nicht die Absicht gehabt, ihn zu beleidigen. — Kolleginnen müssen doch zusammenhalten, nicht wahr? — Kommen Sie nicht mit?" j „Nein, ich warte auf Herrn Sutter." ' „Auf Herrn Sutter? Schau, schau! Schon ein biß chen Anschluß gefunden? Da tun Sie recht daran. — Na, viel Vergnügen, Fräulein Volkmer!" Zunächst war Eva über das Gehörte nicht weiter er staunt, so als habe man ihr nur irgendeine Neuigkeit .erzählt. Erst allmählich stellte sich ein unangenehmes Gefühl ein, von dem ihr Inneres mehr und mehr er füllt wurde, bis es sich zu einer fast körperlichen Uebel- keit steigerte. f Beinahe hätte sie Herrn Sutter übersehen, der auf der Anderen Seite des Eingangs nach ihr Umschau hielt iunL nnn- üL Li üL -LiM Land, eben binLinaeßen Müllte, er! vor Sie entdeckten sich beide fast zu gleicher Zeit, in dem Augenblick, da die Lampen des Vorraumes sein Gesicht hellten. Lebhaft mit dem Arm winkend, eilte er auf sie zu. „Da sind Sie ja, ausgerechnet in dem dunkelsten Winkel! Ich glaubte schon, Sie hätten mich versetzt." Eva spann noch an ihren Gedanken: Sollte etwa das der Grund gewesen sein, weshalb Becherkamp heute so freundlich zu ihr war? Weil Fräulein Mitterer ihm zugeredet hatte? — Er hatte also zu anderen Leuten über sie gesprochen! Hatte sich über sie beschwert! ... Eva blickte zum Orchester empor, aber Epgen Bechen .... , ... . . kamp war noch nicht zu sehen. Lediglich der dicke, kleine wie ein vielfaches Echo durch den Saal. Herr Sämäaelein rollte LUiuereüt inmitten (einer Vers I - - MprtleLnnackvlalll» : ' l einsmitglieder hin und her, gleich einem zweiten Bona-, parte ferne Truppen anfeuernd vor der entscheidendes Schlachi. Der große Saal füllte sich bis zum letzten Platz. Selbst an den Wänden ringsum standen die Leute, junges Volk, dessen Begeisterung größer war als der Gelds beutel, das aber auf seinem Stehplatz nicht weniger zus frieden war als die behäbigen Bürger auf ihren Rohr« stühlen. ihre Instrumente stimmten. Eva ließ sich zu ihrem Platz führen, verwirrt von all dem Ungewohnten, das über sie hereinbrach. Der viel fache, immer mehr sich steigernde Lärm, die strahlende Lichtflut der Lampen, das bunte Gewoge eleganter Gar deroben, alles war so neu, so ungewohnt, daß Eva Befangenheit kaum anfzublicken wagte. Aengstlich zwängte sie sich hinter Heine Sutter zwi schen den Stuhlreihen durch, an ungern sich erhebenden Menschen vorbei, deren Gesichter wie ein Spuk an ihr vorübcrglitten. Endlich erreichte sie ihren Platz, mit einem erleichter ten Aufatmen lieh sie sich nieder, indem sie sorgfältig ihren Rock zurechtstreifte. „Das hätten wir!" lachte Heine Sutter und begann sogleich sich aufmerksam nach allen Seiten umzusehen, als suche er. ob nicht von seinen vielen Freunden und Bekannten der eine oder andere anwesend sei. mich gar nicht wohl." Und sie log yi^ einmal. Es war einen ihr ganz elend zumute, eine bleierne Müdigkeit hatte sie lügnerischen Schwätzer! Eugen Becherkamp batte noch nicht einmal die Hälfte des kürzen Weges durchmessen, da brauste ein gewaltis ger Beifall auf — alles fing an, wie besessen in dis Hände zu klatschen. Die besonders Begeisterten sprans gen sogar von ihren Sitzen auf. Irgendwo rief jemand- ! „Becherkamp! Bravo, Becherkamp!" Und sogleich wurds dieser Ruf von anderen ausgenommen und rauschte nun Eva erinnerte sich der Unterhaltung, die Fräuleist Mitterer vor einer Viertelstunde mit ihr geführt hatte« und nun wollte es ihr doch scheinen, als seien die Dinge, die sie am Morgen erlebt hatte, nichts als ein hübscher? Traum gewesen. Freilich hatte sie dort oben auf dem Berge geweilk und auch in der Laube gesessen, und Eugen Becherkamp! hatte irgend etwas mit ihr gesprochen. Aber alleA andere, alles das, was ihr später so schön erschienen war, das hatten sich ihre Sinne nur eingebildet. Plötzlich trat im Saal Stille ein. Alle Köpfe wandten sich der Bühne zu, wo soeben aus einer Seitentür Eugen Becherkamp herausgetreten war und mit federnden Schritten dem Dirigentenpult zustrebte. Er sah unges mein vornehm aus in seinem vollendet geschneiderten Frack, mit seiner Hohen, sehnigen Figur und seinem rassigen Gesicht. Aber das war nicht der gleiche Mann, der heute früh Evas Hand gedrückt hatte. Wie fremd war er ihr, uns wie ähnlich war er jenem Herrn von gestern, jenem ergriffen. „Was, nach Hause gehen? Jagen Sie mir keinen Schreck ein! Ist. es etwas mit dem Magen? Trinken Sie doch einen Kognak, kommen Sie, da wird doch irgendwo ein Büfett sein!" Eva wehrte sanft ab. Nein, es sei nicht schlimm, sicher würde es gleich wieder vorübergehen. Als die beiden den Konzertsaal betraten, rauschte ihnen eine Welle heiteren Lärmes entgegen. Bekannte, die sich trafen, riefen sich Begrüßungen zu, über die Sitzreihen hin flogen Scherzworte, lebhafte Gespräche wurden gewechselt. Die Krönung aber, die musikalische Untermalung gleichsam dieser heiteren Symphonie, kam vom Podium, wo die Musikanten mit heftiger Hingabe „Sieh einer an!" rief Heine Sutter. „Dort vorne sitzt . „ . „ . . .. ! ja unsere kleine Mitterer. Da scheint also das Geredy ,Am liebsten würde ich nach Hause gehen. Ich fühle doch wahr zu sein, denn von ihrem Gehalt kann sie sichi ... ..-L —... .i— teueren Platz nicht leisten. — Haben Sie eH auch schon gehört? Die Kleine soll sich mit einer ziem-, lichen Dreistigkeit an Herrn Becherkamp herangemachd haben! Unser Expedient erzählte es im ganzen Betriebs herum, daß er die beiden gestern nachmittag im Kaffe« „Stadt Wien" gesehen hat. Sie sollen mehrere Flaschest Wein getrunken und ziemliches Aufsehen erregt haben."
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