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MKdnOrLMatt Nr. 143 — 100. Jahrgang Freitag, den 21. Juni 1940 Diabtanschrift: „Tageblatt" tar „Wiirdrufsei Tageblatt' erscheint werktags iS Uhr Bezugspreis monatt 2 RM frei Haus, bei Postbestellung l,S0 RM zuzügl. Bestellgeld Einzelnummer 10 Rps Alle Postanstatten. Postboten, unlerc Austräger u Geschältsstelle nehmen zu leder Zeil Be. .. ... stellungen entgegen Im Falle höherer Gewalt oder WvchkNdlatt für WilAdkUli U. IlNtgkgeNd sonstiger Belriebsgöiun. llen besteht kein Anspruch ' aui Lieierung der Zet. enng oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung etngesandter Scbris,stücke ersolg« nur. wenn Rückporto beiliegt Das „Wilsdruffer Tageblatt" ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Wilsdruff bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Anzeigenpreise laut aufliegender Preisliste Nr 8. — Zisser. 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Damals warteten wir aus die Wafsenstillstandsbedin- gungen, obwohl unser Heer noch völlig intakt war. Heute wartet Frankreich auf die Bedingungen, während die Reste seiner geschlagenen Armeen in regelloser Flucht und Auflösung ihrem Ende entgegen. Wie war es 1918, als Deutschland seine Bitte an den Gegner richtete? 37 Tage haben wir damals auf die Antwort warten müssen, 37 lange Tage, in denen der brutale Hungerlrieg des Gegners gegen Frauen, Kinder und Greise in Deutschland fortgeführt wurde. 37 lange Tage, in denen Deutschlands Söhne zu Tausenden ver bluteten. Fünf Tage brauchte Wilson zur Antwort. Am 3. Oktober 1918 richtete die damalige Regierung des Prinz Max von Baden unter Bezugnahme auf die 14 Punkte an den amerikanischen Präsidenten Wilson das Ersuchen, den sofortigen Abschluß von Waffenstillstands bedingungen herbeizuführen. Erst nach fünf Tagen erhielten wir überhaupt eine Antwort vvn Wilson. Dann folgte ein Notenwechsel hin und her, und es dauerte fast noch fünf Wochen, bis endlich am 7. No vember der deutschen Regierung mitgeleilt wurde, daß sie Bevollmächtigte an eine bestimmte Stelle der Front senden sollte, wo sie zu Marschall Foch geführt würden, der die Bedingungen mitzuteilen habe. Am 8. November traf die deutsche Abordnung, deren Vorsitz Matthias Erzberger führte, im Walde von Compiögne ein und wurde zum Salonwagen Fochs geführt. Dort wurden die deutschen Unterhändler^wie Angeklagte behandelt. Foch diktierte ihnen die Bedin gungen. Auf Verhandlungen ließ er sich nicht ein. 72 Stunden Frist zur Annahme. Deutsche Einwendungen begegneten einem kalten „Nein" Fochs. Er stellte den deutschen Delegierten für die Annahme seiner Bedingungen 72 Stunden. Als die Deutschen darum baten, die Bedingungen aus schnellstem Wege, und zwar durch Radiotelegramme an den deutschen Reichskanzler weitergcben zu dürfen, lehnte Foch kalt blütig ab. So blieb kein anderer Weg, als trotz der kurzen Frist einen Sonderkurier zur deutschen Regierung zu schicken. Als die deutsche Delegation wegen dieser Verzögerungen um Fristverlängerung auf 96 Stunden bat, hallte ihr wieder Fochs kaltes „Nein" entgegen. Die deutsche Delegation erfuhr auf alle Hinweise und Vor schläge zur Milderung der Bedingungen, Verlängerung der Näumungsfristen, Gewährung einer Waffenruhe und Aufhebung der Blockade eine brüske Ablehnung. Am 11. November, morgens 5 Uhr, konnten die beiden Delegationen in Abwesenheit Fochs sich zur Aus fertigung des Waffenstillstandstextes zusammensetzen. «Sind Sie noch nicht fertig?" Inzwischen erschien Foch. „Sind Sie noch nicht fertig?", war seine erste und drohende Frage. „Wenn Sie nicht in einer Viertelstunde fertig sind, komme ich wieder, und ich garantiere Ihnen, daß Sie dann in fünf Minuten fertig sind". Das war eine neue unmißverständliche Drohung, aus der der Hochmut, der Siegerdünkel sprach, in der aber auch gleichzeitig der abgrundtiefe Hatz und die Verachtung gegen Deutschland mitsprachen. Es war um 5.20 Uhr früh am 11. November, als die Unterzeichnung der Bedingungen erfolgte. Die deutsche Delegation schloß ihre Arbeit mit der Erklä rung: „Ein Volk von 70 Millionen leidet, aber es stirbt nicht." Das deutsche Volk hat Jahrzehnte hindurch gelitten, aber es ist nicht gestorben. Aus siefster Not und Er niedrigung erstand ein neues Deutschland, dem Adolf Hitler frisches Leben, neuen Geist und seine Idee ein hauchte. Dieses Deutschland hat die Schmach ausgelöscht, die deutsche Ehre wiederhergcstellt und die Niederlage von 1918 durch den Sieg von 1940 ausgemerzt. Der Angeklagte Deutschland, der 1918 vor Foch stand, ist heute der Ankläger. Frankreich aber wird jetzt das Urteil zu hören bekommen, das es sich selbst sprach, als es in sadistischer Befriedigung seiner Haßgefühle 1918 Deutschland die Vernichtung und Zerstückelung diktierte! MWMMWMWMMWMMMgWMMMMMMMWWWMWM Wenn ich auf das Rote Kreuz Hinweise, dann wird uns allen sofort bewußt, wie klein die Opfer sind, die vom einzelnen gefordert werden, ge messen an den Opfern, die viele unserer Volks genossen an der Front zu bringen haben. Adolf Hitler. A Die französische Regierung hat, wie am Donners tagabend amtlich bekanntgegeben wird, an die italienische Negierung durch Vermittlung der spanischen Negierung ein Waffenstillstandsgesuch gerichtet. Die amtliche italienische Mitteilung lautet: „Die französische Regierung hat sich heute vormittag über die spanische Regierung an die italienische Negie rung gewandt und um Verhandlungen mit Italien über einen Waffenstillstand nachgesucht. Die italienische Negie rung hat über den gleichen Weg in der gleichen Form wie die Reichsregierung geantwortet, d. h., daß sie die Be kanntgabe der Namen der französischen Bevollmächtigten erwartet, für die dann Ort und Datum der Begegnung festgesetzt werden." * Dieser Schritt der französischen Regierung ist eine Folge der Tatsache, vatz Deutschland und Italien gemeinsam mar schieren und gemeinsam handeln. Darüber hinaus bestätigt das Waffenstillstanosgesuch die schwierige Lage, in der sich .Frankreich befindet, und es straft diejenigen Lügen, die noch immer von einem „kämpfenden" und Liegenden" Frankreich glauben sprechen zu dürfen. Was bereits in den Worten Pe- tains und in der Anfrage an die deutsche Reichsregierung zum Ausdruck kam, es findet in dem Ersuchen an Italien seine Bekräftigung: Frankreich ist zusammengebrochen. Frankreichs Unterhändler Mitteilung an die Reichsregierung v«8. Berlin, 20. Juni. Die französische Regierung hat nunmehr ihre Unter händler für dis Waffenstillslandsverhandlungen der deut schen Regierung namhaft gemacht. Es sind dies: General des Heeres Hunhiger, Botschafter Roel, Vizeadmiral Leluc und General der Luftwaffe Vergers t. Infolge der schwierigen Rachrichtenverbindungen über Spanien ist diese Mitteilung der französischen Regie rung erst heute morgen 1 Uhr bei der Reichsregiernng eingetroffen. Sie konnte daraufhin dem Führer um 4 Uhr früh übermittelt werden. Das deutsche Oberkommando der Wehrmacht hat daraufhin unverzüglich die notwendigen Anordnungen ge geben und Vorkehrungen getroffen, um die französische Waffenstillstandsdelegation zu empfangen. Badenmiler gekommen Wie wir erfahren, haben unsere Truppen am Don- nerstagmittag den in Lothringen gelegenen und durch den Kampf bayerischer Truppen im August 1914 bekannten Ort Badenweiler genommen, nach dem der Badenweiler Marsch benannt ist. Bristol «nv Sonthamvlon angegriffen Deutsche Bomben auf englische und französische Häfen Wie nachträglich bekannt wird, haben deutsche Kampf verbände im Laufe der Nacht zum Donnerstag in der Gegend von Bristol und Southampton Werften und Ha fenanlagen und Anlagen der Luftrüstungsindustrie mit Bomben angegriffen. Dabei brachen an vielen Stellen Brände aus und heftige Explosionen erleuchteten die Nacht. Auch die Hafenaulagen von Lorient, La Rochelle, Bordeaux und St. Nazaire wurden mit Bomben belegt. Weithin sichtbare Brände kennzeichneten den Weg unserer Kampfflugzcnge. Ein Kreuzer und mehrere Handelsschiffe mit etwa 23 000 Tonnen Rauminhalt wurden von Bom ben getroffen und zum Teil schwer beschädigt. » Mehr und mehr bekommt England die Schärfe des deut schen Schwertes zu spüren.' Bald wird man einsehen müssen wie Recht der Führer hatte, als er vor dem Wahn warnte, England immer noch als eine Insel zu betrachten. Damals mochte man über die veutsche Warnung lachen. Jetzt beginnt man den Ernst zu spüren, der hinter jedem deutschen Wort als eine für die Kriegshetzer bittere Wahrheit steht. Jetzt wird den Engländern Heimgezahlt, was sie bei ihren Nacht- flüaen nach Deutschland an Bomben brachten. Aber die deut schen Flieger zielen besser und wählen sich ihre Ziele besser aus als die englischen. Sie scherten die zivile Bevölkerung, wessen dafür aber militärische Ziele, die Stätten der Rüstung, mit um so größerer Wucht. Dos ist dos Wetzende Frankreich „Wie eine Herde ohne Hirt" — Pariser Eleganz neben zer lumpten Bettlern Vor dem chaotischen Wirrwarr und dem Elend verzwei felter Flüchtlinge, das Vie britischen Kriegshetzer und ihre Vasallen m Paris in die sranzösische Bevölkerung gebracht baben. aeben die Korrewondenten der spanischen Zeitung ,',ABC" und „Da" mtt einer Schilderung aus Mrveaux «n ebenso erschütterndes wie bezeichnendes Bild. Man sieht die Pariser Eleganz neben lumpigen Bettlern, gestürzte Politiker neben armseligen Bauern. Bekannte Film größen tauchen in der dumpfen Menge unter. Dichte Mengen belagern die Banken fowie die Konfulate Spaniens und Englands. Aus allen Gesichtern spiegelt sich Ermüdung zum Umsallen wider Wo sich nur eine Gelegen heit bietet, versuchen völlig Erschlaffte zu schlafen. Minister schlafen aus Stühlen oder Sosas in dürftigen Dachstuben und Hinterzimmern von Restaurants. Nicht Hunderte, nein, Tausende militärischer Fahrzeuge aus allen Teilen Frankreichs, englische, französische und belgi sche Rote Krei" M-oe« -"--Einander. Bentin isi raum noch vorhanden. Nur selten erblickt man ein Schiff im I Haien. Unter den Zivilisten, die untätig und unschlüssig umher» wandeln, sieht man Tausende von Angehörigen der geschla genen Armeen: Flieger ohne Flugzeuge, Kanoniere ohne Kanonen, Infanteristen ohne Gewehre. Herriot in die Schweiz geflüchtet Unter den Flüchtlingen erblickt man zahlreiche jüdische Elemente, Leon Blum sitzt schweigend tm Restaurant, umge- geben von einem riesigen Berg von Koffern, halb auf den Diwan ausgestreckt vor einem Glas Kaffee mit Milch. Nie mals. so schreiben die Berichterstatter, habe man Blum mehr den ewigen Juden angesehen. Paul Boncour speist mif gutem Appetit in einem feudalen Restaurant. Jud Mandel wurde in einem Lurusrestauranl, in dem die Diplomaten zu verkehren pflegen, plötzlich verhaftet, nach einigen Stunden aber wieder ireigelassen. Wie die Berichterstatter in Bordeaux hörien, ist Herriot bereits in die Schweiz geflüchtet. Vor sei ner Flucht hatte er sich nach Lvon begeben, um Geld und Wertpapiere von der Bank abzuheben. In Lyon kam es bei seiner Ankunft zu feindseligen Kundgebungen der Bevölkerung. Dieser politische Wanderzirkus, der, fo schreiben Vie spa nischen Zeitungen, Frankreich in den Abgrund stürzte, bietet in seinem beschämenden Verhalten ein ähnliches Bild wie die einstigen Minister des republikanischen Spaniens, die wie diese Politiker Frankreichs unter Mitnahme aller Werte nach Asrika oder Amerika zu sliehen versuchten. Das französisch-englische Wassenbündnis, so schließt der Aufsatz, ist zerschlagen. Eine Schicksalsgemeinschaft der Flüchtlinge, die die Kriegstreiber in London und Paris ins Unglück brachte, ist übrig geblieben. Wachsende Englandfeindiichkett Im schroffen Gegensatz zu dem Chaos in Südfrankreich steht das. Bild in Nordsrankreich. In den Städten und Dörfern, die von den deutschen Truppen besetzt worden sind, bahnt sich ebenso wie in Holland und Belgien zwischen der deutschen Truppe und der französischen Bevölkerung ein gutes Verhältnis an. Dazu hat in erster Linie die vorbildliche Haltung der deutschen Soldaten beigetragen, die sich korrekt und höflich benehmen, gegenüber den ^Flüch tenden hilfsbereit sind und nach Möglichkeit dazu bei tragen, den Wiederaufbau einzuleiten. Mit der Vertiefung des guten Einvernehmens wächst die Abneigung des fran zösischen Volkes gegen seine plutokratischen Verführer und gegen das verräterische England. Es kommt immer häufiger zu englandfeindlichen Zwischenfällen. In Brest kam es zu, einer gewaltigen Schlägerei zwischen Eng ländern, die sich einschissen wollten, und französischen Soldaten. Die Engländer hatten die Franzosen durch verächtliche Bemer kungen und durch ihre Arroganz provoziert. Aus einigen Gegenden Französisch-Marokkos, besonders aus Fez, kommen Gerüchte über Unruhen unter der arabischen Bevölkerung als Folge des fran zösischen Zusammenbruchs. General Nogues ist von Tunis sofort nach Französisch-Marokko zurückgekehrt. BrMe mit FMMge» gesprengt So handelt französisches Militär an den eigenen Landsleuten Von Kriegsberichter Biebrach (P. K.) Aus Paris evakuierte man in den letzten Tagen vor dem deutschen Einmarsch Teile der Zivilbevölkerung. Man wies ihnen ven Weg nach Orleans. Zehntausend? bevölkern die Straßen, sie nach Süden führen. Auf der Brücke über die Loire drängen sich vier Fahrzeugkolonnen nebeneinander auf den Gehsteigen schiebt die ärmere Bevölkerung in Kin derwagen uns kleinen Handkarren ihre geringe Habe vor sich. Nach ven Siegen an ser Somme, Oise und Seine war die Vorausabteilung einer Division an die Loi-re vorgestotzen. Der Plan, die Brücken im Handstreich zu nehmen, scheiterte bei der einen Brücke, die, wie schon erwähnt, dicht von fran- iHsischen Flüchtlingen verstopst ist. Ungeachtet dessen sprengt daS französische Militär die Brücke mitsamt den Flüchtlingen restlos in die Luft. Ebenso sinnlos wie nutzlos ist dieses Vorgehen gegen die Zivilbevöl kerung gewesen, denn abgesehen davon, daß eine Brücke in takt geblieben ist, wäre durch die Sprengung der deutsche Vor marsch nicht auszuhalten gewesen. Nun sind deutsche Aerzte bemüht, den schwerver- wunderen Frauen und Kindern, die auf den Brückentrümmern und auf den abgesprengten Pseilern liegen, ärztliche Hilse und erste Versorgung zu bringen. Es ist dies genau dieselbe Kampfesweise, die dieselbe Bor- ausabteilung schon am vorhergehenden Tag bemerken mutzte als sranzösifche Soldaten wie wild in die Flüchtlingskolon- nen schossen, die dadurch, vatz sie in ver Mitte der Straße mar schierten. das Fortkommen der motorisierten Verbände er schweren mußten. Bei ihrer Gefangennahme erwiesen st« sich als nordafrikanische'Truppen unter kranrösilcher Füh rung.