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Wasser unv sewg Vie MMavfuyr sei ununterbrochen und auch der U-Bahnverkehr normal. Tausende zuriickkehrende Zivilisten träfen die Stadt zwar mit Soldaten gefüllt an, aber in ihren Wohnungen sei alles beim alten. Aus Gesprächen mit mehreren französischen Bekannten ging hervor, daß ihre zurückkehrenden Verwandten alle möglichen deutschen Grausamkeiten befürchtet hätten und daß sie fetzt überrascht und erleichtert feMMen, daß alle Befürchtungen unbegründet gewesen seien. Die deutschen Soldaten, soweit sie dienstfrei seien, benähmen sich wie Touristen. Ueberall könne man sie vom Momparnasse bis zum Montmartre seheni sie be stiegen den Eiffelturm und machten vergnügt Aufnahmen von einander. Im Gegensatz zum ersten Beseyungstag scheine eint deutliche Entspannung eingeireien zu sein. Unterhaltungen zwischen Deutschen und Parisern seien an der Tagesordnung. Die Deutschen, mit Reiseführern in der Hand, lieben sich be raten. Die Pariser schien sich allmählich mit der Lage abzu« finden. Ein Grund hierfür sei ihre nie versagende Neugierde, und die deutsche Armee tue alles, sie zu befriedigen, Ein weite- rer Grund sei, daß Höflichkeit mit Höflichkeit erwidert werde und daß das deutsche Militär durchweg höflich sei. Rücksichtslose Sprengungen der Franzosen Bei Verrisres, dem Schweizer Grenzütt gegenüber Pontarlier, trafen in den letzten Tagen und noch bis in die Vormittagsstunden des Montags Scharen von französischen Flüchtlingen ein. Die Schweizer Behörden haben angeoronep daß vorerst nur französische Frauen, Kinder, Greise und Kranke über die Grenze gelassen werden dürfen. Auf französischer Seite sind die Zufahrtsstraßen zur Grenze bereits in deutscher Hand. Die französischen Truppen waren schon seit Tagen aus dieser Gegend abgezogen, nachdem alle Brücken und wichtigen militärischen Anlagen gesprengt wor den waren. Diese Sprengungen verursachten auch aus schweizerischem Gebiet zahllose Zerstörungen, da die französischen Militärbehörden die einfachsten Vorsichts maßnahmen verabsäumt hatten Montag früh sah man von Schweizer Seite aus Vie ersten deutschen TaNks und Panzer wagen, denen Motorravschützen vorausfuyren. Verriöres war im Deutsch-Französischen Krieg 1876 da durch berühmt geworden, daß hier die flüchtige französische Bourbaki-Armee in die Schweiz übertrat UNd entwaffnet wurde. Eblt kUilt Seemmmftat Wie Kapitänleutnant Kuppisch den britischen Hilfskreuzer im Moray Firth versenkte Wie schon im OKW-Berichl vom 18. Juni mitgeteilt wurde, Ist der Erfolg eines U-Booies aeaen einen englischen Hilfs kreuzer tm Morav-Firth durch ganz besonderen Schneid und vollen Einsatz des Bootes unter Führung von KapttänleUt- Nanr Kuppisch erzielt wotveN. Wir erfahren dazu noch fol gende Einzelheiten: Der ourch Flugzeuge und Fischdampfer gesicherte Hilfs kreuzer würde gegen Mitternacht durch einen Torpedo an Achterschiff getroffen. Da das Schiff nicht sank, griff das Booi nach etwa drei Stunden erneut an und feuerte einen weiteren Torpedo, der das Schiff mittschiffs traf. Trotz schärfster Abwehr durch inzwischen herangezogcne zahlreiche Zerstörer, U Bootjäger und Flugzeuge, die das U- Boo» unter Wasser mit Fliegerbombeneinfatz fortlanfcnv nu- griffen, entschloß sich der Kommandant, da das Schiff sich auch jetzt noch über Wasser hielt, nach weiteren zwei Stunden zu dem dritten Dorpedoschutz, der den Hilfskreuzer gegen 5.30 Nhr unter Wasser brachte. Es gelang dem Kommandanten, sein Boot durch hervor ragende Führung der stundenlangen, hartnäckigen Verfolger zu entziehen und unvrsehtt in die Heimat zu bringen TagesKronlk in Gttchworle« Glückwünsche des Führers zum Geburtstag Admiral Horthys. Der Führer hat Seiner Durchlaucht dem Reichsvevveser des Königreichs Ungarn, Herrn Admiral Horthy von Nagy- banya, zum Geburtstag drahtlich seine Glückwünsche über mittelt. Französisches MG.-Feuer auf Rettungsboote. Südlich der Kanarischen Inseln wurde das ita lienische Schiss „Fortunata" von einem französischen Zerstörer beschossen. Die Besatzung verließ das Schiff und erreichte das Land, obwohl sie von den Franzosen mit MG.-Feuer verfolgt wurde. Auch der italienische Dampfer „Mahda" wurde von einem französischen Zerstörer beschossen und die Besatzung beim Uebersteigen in die Rettungsboote mit MG.-Feuer belegt. Durchprüfung aller Beiriebe Ei« Erlaß SeldtcS zur Deckung deS Kräftebedarss der Rüstungsindustrie. Reichsarbeitsminister Seldte hat in einem Erlaß über Maßnahmen zur Deckung des Kräftebedarss der Rüstungsindustrie die nochmalige sofortige Ueberprü- fung aller Möglichkeiten ungeordnet, die zu einer Entspannung der Arbeiiseinsatzlage führen können. In allen Betrieben ist. wie der Minister bestimmt, der Einsatz der Facharbei ter sofort zu überprüfen Soweit sie Nicht bei Fachausgaben benötigt werden, müssen sie Betrieben mit vordringlichem Fach arbeiterbevars zugesühn werden Der Bedarf an Angelernten, aü Htlssschlosiern, Hilfsdrehern Usw., soll durch Verstärkung der Attlernmaßnahmen befriedigt werden Für Rüstungs- anfgaben besteht auch ein vordringlicher Bedarf an Hilfsarbei tern Beitikbe aller Wirtschaftszweige, z B der Holz verarbei tenden Industrie, Glasindustrie Papier-, Zellstoff-, Holzstoff- erzeugung, PapierverNtbeitüng, Druck, Leder, Textil, Nah- ruugs- und Genußmittelherstellung usw. werden darauf zu überprüfen sein, wieweit Kräfte süt kriegswichtige Aufgaben sretgestelll werven können. Der angespannte Arbeitseinsatz rechtstrügi auch einen Abzug von Kräften für eine begrenzte Zeit Die Dienstverpflichtung Hai dann mit der Auf lage zu erfolgen, datz sie bei Bedarf den alten Betrieben wie der zur Verfügung stehen müssen Zur Unterstützung der Arbeitsämter bei diesen Betriebs- durchprüfungen sollen in grotzeM Umfang Kommissionen ein gesetzt werden, und zwar im Bezirk jedes Arbeitsamts für die kleineren, jedes Landesarbeitsamts für die größeren Be triebe von 200 Und Mehr Kräften sowie eine Reihe von Reichs- kVMmissionen für Vie ganz großen Betriebe, mit Ver gleich- zeitigen Ausgabe der Durchleuchtung ganzer Wirlschastsränme uniet den Gesichtspunkten des Arbeitseinsatzes- Arbeitskräfte, die den Arbeitsplatz wechseln, sind nach Maßgabe ihrer Eignung ausschließlich bei kriegswirtschaftlich vordringlichen Ausgaben Stnzuseyen Auch sämtliche kurzarbeitenden Betriebe werden nochmals sofort überprüft Vor allem aber ist eine Verstär kung des Fraueneinsayes vorgesehen Dabei soll der Ersatz männlicher Arbeitskräfte durch Frauen betrieben wer den, damit die ko freigestellien Männer bei Arbeiten eingesetzt werden, slir die Frauen nicht in Betracht kommen. Abgesehen von der Gewinnung weiblicher Arbeitskräfte durch Auskäm- MUng und Stillegung der Betriebe müssen in erheblich stärke rem Umfang als bisher Reserven an weiblichen Arbeitskräf ten mit allen Mitteln zur Arbeit herangezogen werden. Als Gegenstück zu diesen Anweisungen über Vie Siche rung weiterer Arbeitskräfte schreibt ver Erlaß eine scharfe Prüfung Ver KräfteansotderUNgen ver Betriebe vor Waffenschmiede Gchnsider-Creuzot Die im Heeresbericht V0M 18. Juni genannte Stadt Le Creuzot, auch Le Ereusot geschrieben, ist in der ganzen Welt als die Waffenschmiede Frankreichs bekannt. Im Jahre 1836 gründeten hier im burgundischen Bergland Adols und Eugen Schneider in der Nähe größerer Steinkohlen- und Erzlager Stahl-, Eisen- und Elektrizitätswerke, und eine Artilleriegerätöfabrik. Von Creuzot aus geht feit Jahrzehnten Kriegsgeräl in alle Staaten der Welt, und die Geschützfabrik Schneider gatt als eine der bedeutendsten auf dem ganzen Erdball. In Le Creuzot «erden außer Rüstungsmatertal auch noch Lokomotiven, Traktoren und Elektroapparate gebaut. Die Besitzer Vieser gewaltigen Rüstungswerke, die neben der eigentlichen Stadt eine eigene Industriestadt bilden, ge bären zu der Clique der französischen Pluto- kratie. Ihr größtes Interesse war stets das, irgendwo in der Welt zum Krieg zu Hetzen, denn am Krieg verdienten sie Auch an diesem Krieg haben sie größtes Interesse gehabt, und sie haben nicht mit Mitteln gespart, um die Clique der Kriegs hetzer in Paris finanziell zu unterstützen. Unsere Zähne sind ein lebendiger Teil deS Körpers. Jede Vernachlässigung der Zähne rächt sich an unserer Gesundheit. l) tt l 0 u 0 DON! Neues ms Mee Welt. Museum der Kriegsmarine Der Oberbefehlshaber der Kriegsmarine hat km Einver nehmen mit dem Reichserziehungsminister bestimmt, datz di« bisherige Kriegsmarinesammlung beim Museum für Meeres kunde in Berlin dem Oberkommando der Kriegsmarine unterstellt wird und die Bezeichnung erhält „Museum der Kriegsmarine". Die organisatorische Bindung zum Institut für Meereskunde wird dabei gelöst. Das Museum der Kriegs marine wird Vie Haupltraditions- und Erinnerungsstätte der Kriegsmarine sein Ihr sind die hierfür geeigneten Gegen stände in erster Linie zuzuführen. Die Errichtung von Zweig stellen des Museums der Kriegsmarine bleibt Vorbehalten. Deutsche Seeleute spenden für das Rote Kreuz. Einen be sonderen Beweis engster Verbundenheit mit der im Kamps« stehenden Heimat gab die Besatzung eines deutschen Motor schiffes, das nach Kriegsausbruch gezwungen war. einen neu tralen Hafen anzulaufen. Der an Bord bestehende Stützpunkt der Auslandsorganisation der NSDAP, leitete unter den Be- satzungsmttgliedern die abgeschnitten von der Heimat selbst schwer zu kämpfen haben, eine Sammlung für das Kriegs- yilfswerk des Deutschen Roten Kreuzes ein, die das stolze Er gebnis von 1600 Reichsmark brachte. Der Betrag wurde dem Roten Kreuz durch die Heimaireederei des Schiffes ausgezahlt. Schauspielerin Devrient Reinhold gestorben. Die bekannt« Wien.r Schauspielerin Babette Devrient-Reinhold, die dem Burgtheater von 1889 bis 1932 angehörte, ist im Alter von 73 Iahten in Wien gestorben. Sie war u. a. das erste Rau tendelein des Burgtheaters in Haudimanns „Die versunkene Glocke" Goethe-Medaille fikt Prof. Dr. Krückmann. Der Führer hat dem ordentlichen Professor em. Geheimen Medizinalrat Dr. med. Emil Ktüümaun in Berlin aus Anlatz der Voll endung seines 75. Lebensjahres in Anerkennung seiner großen wissenschaftlichen Verdienste ans dem Gebiete der Augenheil kunde die Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft ver liehen. Erster Einsatz des KdF.-Zelttheaters für die Wehrmacht. Die Wehrmachtbühne der NS.-Gemeinschafi „Kraft durch Freude" beginnt in dem seinerzeit vom NeichSorganisationS- leiter eingeweihten ersten Zeltthemer mtt einer Reihe vo« Aufführungen im Lager Jüterbog, um anschließend an die Front zu gehen Die Bühne spielt in der Inszenierung Max Marfelds, des Regisseurs des Berliner KindertheaterS, das deutsche Königsdrama „Lothak" von Walter Flex. Vergnügungsdampfer gekentert. In Ferrol (Spaniens kenterte in der Hafenein ahn der von einer Vergnügungsfahrt zuriickkehrende Ausslugsdampfei „Virgen del Puerto", der mit zahlreichen Kindern besetzt war Trotz der sofortigen Reitungs' bemühunaen der Hafenbehörden und der Besatzung des Minen legers „Nevtuno" ertranken sieben Personen Sport Sachsens Leichtathletik-Meisterschaften Für die sächsischen Leichtathletik-Meisterschaften, di« am 13. und 14. Juli in- Leipzig auf dem Platz des TSB 1S67 Leipzig ausqetragen werven, ist Vie Ausschreibung erschienen. Ausgeschrieben sind sür Männer die üblichen Lauiwettbewerbe von 100 bis 10 000 Meier. Hüroenläufe über 110, 200 und 460 Meier, die üblichen Sprung- und Wuriwettbewerbe, Staf feln über 4-mal-lOO, 4-mal-400 unv 3-mal-1000 Meier forme ein Dreikampf, ver aus 100 Meier. Weitspruna unv Kugel- stvtzen besteh: unv in zwei Klassen für Männer unv Juna- mannen durchgeführr wird. Die Frauen bestreiten oie auch sonst üblichen Läufe, Würfe und Sprünge, oazu ebenfalls einen Drelkampf mit ven gleichen Wettbewerben wie oie Männer. Die Meldungen müssen bis zum 2. Juli abgegeben werden Untergau Leipzig l107j holte sich die Handballmeisterjchast In Chemnitz wurden am Sonntag Vie Endspiele um die Handballmeisterkchaft des Obergaues Sachsen des BDM. aus qetragen. In der Vorschlußrunde schlug Untergau Leipzig (107l den Untergau Chemnitz <1041 mit 9:0 (2:01, während sich Un tergau Dresden s1M unv Untergau Annaberg (1081 4'4 (3:61 unentschieden trennten. Das Los entschied süt Annaderg als Steger, so daß sich im Endspiel Untergau Leipzig und Untergau Annaberg gegenübsrstandcn. Die Mavel aus der Reichsmesse stadt eroberten sich den Meistertitel durch einen 1l:3-Sieg (6:2). Um den 3. unv 4 Platz kämpften Untelgau Dresden und Unter gau Chemnitz. Da vieles Treffen 3:3 s3:0l ausginq. mußt« auch hier Vas Los entscheiden, das dem Untergau Dresden den dritten Platz etnbrachte. UkrttLsra krcnrLrcttnrr ouircmVLar-w VZNLn ttttrrrn cvknvv.- (6. Fortsetzung.) Seinsheim fand sich augenblicklich in die Rolle, ver handelte mit ihr, sprach mit dem Portier, rief nach dem Lift- und Gepäckjungen, fuhr selber mit hinauf und zeigte chr die Räume, die der Portier als frei bezeichnet hatte. Sie war überaus zufrieden — und blieb sechs Wochen. Seither sprach er den Direktor des Adlon mit „Herr Kollege" an. „Ich habe mir das weiß Gott ehrlich ver dient!" sagte er schmunzelnd. Die Weiukelche zitterten noch aneinander, als Anitas Wagen vorfuhr. Seinsheim öffnete selbst den Schlag und reichte ihr den Arm. „Noch immer müde?" „Ich habe ein bißchen geruht inzwischen." „Und ich habe gewartet, Anita! Nichts als gewartet." Er fing das Samtcape auf, das ihr halb von der Schul-. ter geglitten war. „Gefällt es Ahnen? Wie Sie gewünscht haben, Anita: Nur Sie und ich allein. Ich danke Ihnen." Sie überließ ihm ihre Hand, die er erst küßte und sie bann in der seinen behielt, bis et sie zu ihrem Platz ge führt hatte. Das Porzellan des Gedecks spielte in sanftem Rosa, das der Schirm der Lampe um sich verbreitete. Die Sekt kelche daneben wirkten festlich, goldgerandet wie sie er- ! schienen. , Seinsheim sah nach der Orchidee, die an Anitas Kleid prangte. Dazwischen zitterte eine Wucherblume. „Lie ben Sie diese Sterne, Anita?" fragte er und ließ sie da bei nicht aus den Augen. Sie hielt den Kopf leicht gesenkt und führte den Löffel zum Munde, ehe sie Antwort gab. „Sie erinnern mich an die Jugend, Varon." „Ach werde auf meiner Besitzung in Blankenese eine Wiese dass« pflanzen lassen, Anita. Gibt eö sonst noch etwas, was Me an die Jugend nnd Heimat erinnert?" „Manches nych" sagte sie ausweichend. Sie leid -g Nicht nötig, ihm von ihrem Wiedersehen mit Benedikt Tussein zu erzählen. Er zog womöglich Schlüsse — und es gab keinen Schluß zu ziehen! Dick reiste vielleicht schon morgen wieder weg. Immerhin war es schön ge wesen, ihm so unerwartet begegnet zu sein. Sie fühlte, den Blick Seinsheim auf sich gerichtet und nahm von dem Hummer, den er ihr anbot. „Es liegt alles so weit zurück," sprach sie, die fünfzehn Jahre der Vergangen heit überspringend, „und es ist so wenig geblieben von allem, was mir einmal gehörte —" „Von Besitz oder Menschen, Anita?" „Bon beiden," erwiderte sie, hob das Glas und ließ es mit einem wechselnden Lächeln an das seine klingen. 4. Tussein hatte eine unruhige Nacht hiuter sich. Er war nach dem Gespräch mit Anita ins Adlon gefahren und hatte nach ihr Umschau gehalten. Als er sie in keinem der Räume fand, erkuudigte er sich bei dem Portier, ob Frau Gode im Hotel sei. Die Antwort war vorauszusehen. „Es ist möglich, mein Herr, mit Bestimmtheit kann ich das nicht sagen." Natürlich, dachte er, Portiers haben auch ihre An weisungen. Bis gegen ein Uhr wanderte er den Bürger steig auf und ab. Jeden Wagen, der am Portal anrollte oder von dort wegfuhr, nahm er ins Auge. Anita hätte ihm Nicht entgehen können. Aber sie kam nicht. Weber allein, noch in Begleitung. Er war redlich müde, als er gegen einhalb zwei Uhr zurückkam, und fuhr sofort mit dem Lift nach seinem Zimmer. Er hätte gerne noch bei Agnes angeklopft nno gefragt, bis wann sie die Herrin zurückerwarte. Aber möglicherweise schlief das Mädchen schon. Vielleicht wußte es auch gar nicht Bescheid. Das Auskleioen ging heute schrecklich langsam vor sich. Dafür hüpften die Gedanken nm so rascher. Sie hafte zn verstehen gegeben, daß sie eingeladen sei. Aber nicht, von wem, Natürlich von einem Herrn . . . Obwohl der Schnürsenkel des rechten Schuhes völlig unschuldig aU dieser Tatsache war, zerrte er ihn so heftig aus der Oese, datz er ritz. Gleichgültig wars er das Ende auf den Vorleger. Seiue Mutter Hütte es zweifelsohne aufgehoben und wieder zUsammeugcknotct. Er hatte gottlob nichts von dieser Anlage. Was hatte sie zum Schluß all ihr Sparen und ZUsaMmenraffsn gettützt? — Die Inflation hatte alles restlos verschlungen. Ein Es war sehr taktvoll von Nita gewesen, daß sie keiner lei Andeutung darüber gemacht hatte. Er schämte sich noch heute. Hoffentlich hatte man im Hause Schnürsenkel znr Verfügung, wenn er morgen früh welche brauchte. All die vielen Jahre, die er nun schon im Eden wohnte, batte er sich immer mit einer Wonne ins Bett fallen lassen. Das war auch noch so ein Ueberbieibsel aus der Kinderzeit. Trotz Protest und schärfster Strafandrohung von der Mutter. Heute legte er sich ganz sänftiglich hin ein. Es war ja möglich, daß Anita gerade an der gleichen Wand schlief. Das schien aber nicht der Fall zu sein, denn er hörte — er schämte sich nicht, das Ohr an die Wand zu legen — Wasserrauschen, erst dumpf brausend wie ein Gietzbach, der in ein leeres Becken fällt, dann leise gurgelnd, zuleyi nur noch tropfend, und in das Tropfen hinein sagte plötzlich Anitas Stimme: „Es ist noch immer zu heiß, Agnes." Dann plätscherte drüben das Wasser wieder, und als es still wurde, strengte er sich vergeblich an, noch einmal Anitas Stimme zu vernehmen. Nur ein leises Tropfen war noch hörbar. Wahrscheinlich schloß der Hahn nicht gut. Vielleicht war es gerade dieses Tröpfeln, was ihn so rasch in den Schlaf sinken ließ. Ein Klopfen riß ihn gegen acht Uhr morgens gewalt sam aus schönstem Traume. Er fuhr mit beiden Beinen zugleich aus dem Bett. „Was gibt es?" „Ein Telegramm, Herr Tussein!" Er tappte über den Teppich zur Tür und nahm es durch einen Spalt in Empfang. Das konnte nichts Gutes sein. Man telegraphierte ihm vom Werke nicht, wenn Man ibn nicht dringend benötigte. Noch dazu jetzt, wo es ! um seinen Urlaub ging. „Ihr Kommen unbedingt notwendig — stop. D.378 startet heute, den oieruudzwanzigsten ugust, zwölf Uhr zwanzig Tempelhof. Dr. Heubach." Erst als ihn an den Beinen fror, merkte er, datz er nur im Hemd war. Ausgerechnet jetzt, wo er Anita ge troffen hatte, mutzte er weg! Er hatte sich heute den ganzen Tag oder wenigstens den Nachmittag von ihr er bitten wollen. Sanssouci — Wannsee — — wohin sie eben wollte. Aber auf Heubachs Telegramm gab es k"'