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Eine Straßensperre wird beseitigt. Sperrbalken, die den stürmischen Vormarsch unserer Truppen im Westen aufhaltcn scllten, wurden im Handumdrehen be seitigt. (PK.-Schlickum-Weltbild-Wagenborg-M.) Englands Zwingburg im Mittelmeer. Unser Bild zeigt einen Blick auf La Valetta, die Hauptstadt Maltas, und eine Kartenskizze der Insel Malta und der dazu- oehörigen Insel Gozo. (Scherl-Wagenborg-Eißner-M.) Der Eewaltmarsch zur Seine Das französische Volk weiß bis heute noch nicht, weshalb schwarze Divisionen sein Land verwüsten. Von Kriegsberichter Frowein. ..„ 13.Juni (PK.). Der deutsche Infanterist steht an der Seine. Weygands Verteidigungslinie wird in der nächsten deutschen Wochenschau zu sehen sein. Unsere Regimenter stehen im Herzen Frankreichs. > Wir wissen eines und sind stolz darauf: An der unteren Somme, zwischen Amiens und Abbeville, sind bayerische Infanteriedivisionen die Herren des Schlachtfeldes gewesen. Sie trafen besser als Frankreichs Kolonialelite, sie schossen Weygands schwerste Panzer ab. Sie hielten der feind lichen Artillerie stand. Gestern noch war der Tag Heitz und blutig. Er forderte die Beherztheit eines jeden einzelnen Mannes, Mut, Drauf gängertum, Opferbereitschaft und Geistesgegenwart. Dann aber losten sich die Nachhuten des Feindes von unseren vordersten Teilen. Die Aufklärer meldeten: Sie gehen bis an die Seine zurück. Sie sprengen die Brücken in nnd südlich Rouen. Jetzt hieß es, dem Feind an den Fersen bleiben. Er durfte keine Zeit haben, er mußte unser Schwert im Nacken spüren, und die gleichen Regimenter, die sich seit Wochen durch Blut und Feuer der Sommeschlachl durchgekämpft hatten, die gleichen Männer, die seit Tagen keinen Schlaf kennen, immer gewärtig des schwarzen Heckenschützen, des flankierenden Angriffs schwerster Panzer — sie traten zum Vormarsch an. Worte können nicht sagen, was die Männer heute geleistet haben. Möglich wurde der Gewaltmarsch zur Seine in dem Bewußtsein, daß hier die Entscheidung heranreist, die aller Opfer wert ist. Jeden Fußbreit dieses Landes durchschreiten wir mit dem Gefühl, datz in den vier Jahren des Weltkrieges kein Deutscher die Ufer der Seine kämpfend erobert hat. Alle wissen es, dies ist Frankreich selbst, sein Herz, sein lebendiger Körper, das die Wucht unseres Vorstoßes erobert. Hier zeigt sich, wie die Kraft des Siegesbewußtseins dem Körper Lei stungen abringt, die später in der Geschichte sich ebenbürtig den größten Verfolgungsschlachten des Jahres 1914 an die Seite stellen werden. Aber nicht nur die Infanterie marschiert unter größten Strapazen. Die Männer am Lenkrad haben den. gleichen schweren Dienst. Immer wieder bleibt nur ein zentimeter breiter Spalt zwischen den vor- nnd zurückrollenden Ko lonnen. Immer wieder findet ein eiliger Kradmelder seinen Weg über Kartoffeläcker und hohes, buschiges Gras. Die Straßen unseres Vormarsches sind ein Gradmesser für den Wert des Feindes von morgen, der uns jenseits der Seine erwartet. Er hat keine Sekunde Zeit gehabt, er hat die Brücken unversehrt gelassen, die Richtungsweiser an den Straßenkreuzungen unbeschädigt gelassen. Wir lesen überall noch Rückzugsbefehle für die gewichenen Regimenter. Nur die zerschossenen Panzer fehlen diesmal an der Rückzugsstraße. Die Unerbittlichkeit des Krieges. Grausam nnd unerbittlich ist der Krieg über die Städte und Dörfer im ehemaligen Etappengebiet des Feindes nieder gegangen. Ueberall stehen die Feuersäulen zerstörter Siedlun gen am wolkenlosen Himmel. Die Zivilbevölkerung, Bauern und Beamte und Kaufleute haben bis-auf wenige Greise und Kranke unseren Vörmarschraum verlassen müssen. Wir sehen die angerichtete Mahlzeit auf dem Tisch, wir finden vollge packte Einkauflaschen vor den Ladentischen, wir sehen fertig gepackte Wagenkolonnen mit allem Inventar des Flüchtlings elends. Sie sind zurückgeblieben. Die schwarzen Truppen haben Frankreichs Bauern im Laufschritt mit nach hinten genommen. Noch unheimlicher ist das Gesicht der Dörfer jenseits der großen Straße. Sonnlagsstill liegen die Höfe. Nur das Vieh schreit auf den Weiden. Ganze Herden von Kühen stehen stur auf der Straße und brüllen nach der Hand, die sie Pflegt und wartet. Hier geschieht es einem jungen Leutnant von der Flak, datz er vor einem der heckenbestandenen Wege einen Bauern trifft. Der Mann begrüßt ihn mit den Worten: „Ah, enfin les Anglais!" (Endlich find die Engländer da!) Das freu dige Gesicht verliert aber im gleichen Augenblick die Farbe. Di« Hände formen sich zur bittenden Gebärde, als ihm in durchaus geläufigem Abitnrienten-Französisch geantwortet wird: „Nein, diesmal sind es die Deutschen!" Und da mußte diesem Mann erst klargemacht werden, datz die Deutschen nur auf Soldaten schießen, nicht aber auf verblendete und im Banne Pariser Vorstellungen lebende Bauern, auf deren Rücken Herr Reynaud den Krieg austrägt. Wo wir mit Franzosen sprachen, wo wir die weinende Klage der ver lassenen Frauen anhörten, da gab es nur die eine Frage: „Wird der Krieg schnell zu Ende! gehen?" Auf den Straßen des Sieges. Truppenverbände aller Formationen auf den Straßen im Westen in unaufhörlichem Vormarsch. (PK.-Huschke-Scherl-Wagenborg-M.) Hinter dieser Frage steht für uns die Gewißheit, daß das französische Volk bis heute noch nicht weiß, weshalb schwarze Divisionen sein Land der Verwüstung preisgeben. Heute sprachen wir mit einem gefangenen Korporal aus Paris, der vor zwei Tagen aus einem Sonderurlaub an die Front zurückkehrte. Er hat die schweren Angriffe unserer Bomber auf die Flughäfen rings um Frankreichs Hauptstadt miterlebt. Er hat eine verzweifelte Frau mit ihren Kindern zurückgelas sen, Er sagte uns: „Weshalb das alles? Weshalb der Krieg, wenn unsere Offiziere den Generälen des Führers nicht ge wachsen sind? Weshalb Verdunklung, wenn die deutschen Bomber bei Tage über Paris ihre Ziele treffen? Ich habe an dem Ganzen kein Interesse mehr. Ich will nur meine Frau und meine Kinder lebend Wiedersehen." Sie Schmach von 1918 gesühnt Zur Einnahme Compiögncs durch deutsche Truppen. Compiögne in deutscher Hand! Mit geradezu erschüttern der Gewalt werden unsere Gedanken zurückgeleitet aus die Vor gänge des Jahres 1918, da hier dem führerlosen deutschen Volke jene schmachvollen Waffenstillstandsbedingungen aufer legt wurden, die den Auftakt zu dem Schandvertrag von Ver sailles gebildet haben. Am 8. November 1918 hielten aus einem Bahngleis in einer Waldlichtung bei Compiögne zwei Sonderzüge. Marschall Foch ist hier gewillt, den Triumph des „Siegers" voll auszukosten und empfängt hier als Bevollmächtigter der Riesenschar unserer Feinde des Weltkrieges die deutschen Unterhändler. Die Vor gänge in Compiögne sind von vielen Augenzeugen festgehalien worden. Eine Begrüßung der Unterhändler sand nicht statt. Eine kurze förmliche Verbeugung, der man den Zwang ansah, mutzte genügen, und als die Unterhändler mit Matthias Erzberger an der Spitze in dem Salonwagen Fochs Platz nahmen, füllte zunächst ein frostiges Schweigen den Naum, bis Foch sich mit einer arroganten Geste zu Weygand, seinem Generalstabschef, wandre und mit kaltem Hohn in der Stimme fragte: „Was wünschen die Herren?" In einer kurzen und ziemlich schroffen Debatte wurde den Deutschen klargemacht, daß sie nur die Bedingungen enrgegenzunehmen hätten und daß von irgendwelchen Verhand lungen keine Rede sein könnte. Schließlich kam der Augenblick, in dem General Weygand aus Befehl Fochs die furchtbaren WafsenstillstandsbedingunLen vorlesen konnte. Jeder Versuch von oeuiicyer Weite, wenigstens vte unmenscyucyflen Bevingungen dieses Schanddokumentes zu mildern, wurde kalt und unbarm herzig abgelehnt. Foch wußte genau, datz hinter den deutschen Generalen würdelose politische Kreaturen standen, die jede Schmach einstecken würden. Alle Achtung vor einem tapferen Gegner und die so viel gerühmte französische „Ritterlichkeit" wurden, beiseite geschoben und nur der unverhohlene Hatz der Franzosen diktierte die Stunde, und Schikane aus Schikane hauste sich bei den weiteren Verhandlungen. Am 11. November 1918 unterzeichneten die Deutschen den Wasfenstillstandsverirag. und so gaben Erzberger und Konsorten den Alliierten den Weg nach Versailles frei. Die Hauptbedingnngen des Waffenstill standes waren niederschmetternd: Es mutzten sofort 5000 Kano nen, 25 000 Maschinengewehre, 1700 Flugzeuge abgegeben wer den und darüber hinaus wurde die sofortige Räumung Frank reichs, Belgiens, Elsatz-Lothringens verlangt. Die Entente truppen sollten das linke Rheinufer besetzen mit den Brücken köpfen Mainz, Köln und Koblenz, und am rechten Rheinufer mußte sofort eine 10 Kilometer tiefe neutrale Zone gebildet werden. Die weitere Ablieferung von 5000 Lokomotiven, 5000 Kraftwagen, 100 U-Booten. 8 modernen Kreuzern und 6 großen Schlachtschiffen sowie die Desarmierung und Ueberwachung des Restes sollten es Deutschland unmöglich machen gegen das zu erwartende Friedsnsdiktat noch rebellieren zu können. Foch und Weygand haben ihren Triumph wahrlich aus gekostet, ne haben mehr erreicht, als sie erwarten durften, denn noch während der Verhandlungen stürmte ein deutsches Regi ment die französischen Stellungen und wies die angreisenden Amerikaner mit blutigen Köpfen ab. Mit solchen Frontsoldaten hinter sich hätten Männer auch ein Nein wagen dürfen, aber es waren keine Männer da. Heute steht es im Urteil der Ge schichte sest, daß es sehr fraglich ist, ob die Franzosen ihrer aus gepumpten und sriedenshungrigen Armee eine Wiederaufnahme des Kampfes hätten zumuien dürfen. Es ist heute müßig, darüber zu diskutieren. Die Geschichte der Gegenwart hat durch Taten gesprochen, die Stätte einstiger Schmach ist in deutscher Hand. Deutsche Soldaten stehen nun vor dem Gedenkstein und dem Denkmal bei Compiögne und lesen die vom Haß diktierte Inschrift „lei succomb» l'orxuest erimioel äs I'siimpire ^lismanä", (hier starb der verbrecherische Stolz des deutschen Reiches). Dieses Won wurde für die jetzi gen Kriegsverbrecher in Frankreich zu einer grausamen Ironie. General Weygand, der in Compiögne 1918 mit unverhohle nem Hatz und Triumph die französischen Waffenstillstandsbedin gungen verlesen hat, mutz es heute selbst büßen, daß Frankreich zwanzig Jahre nach Versailles mit „verbrecherischem Uebermut und. Stolz" einen neuen Krieg vom Zaun gebrochen hat. Frank reich steht vor der größten Niederlage seiner Geschichte, und die rächende Nemisis hat sich ausgerechnet Weygand dazu aus erkoren, das Revisionsurteil entgegenzunehmen. Compiögne 1918 ist gesühnt. Der Soldat des Äroßdeutschen Reiches hat das Frontgefchlecht gerächt. Das Wahrzeichen von Paris, der über 300 Meter Hoyt Eiffelturm. (Wagenborg-Archiv-M.)