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Wilsdruffer Tageblatt : 15.06.1940
- Erscheinungsdatum
- 1940-06-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-194006152
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19400615
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19400615
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1940
-
Monat
1940-06
- Tag 1940-06-15
-
Monat
1940-06
-
Jahr
1940
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 15.06.1940
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TEr» md MchhaeMM. Pirna. Aus der Elbe gerettet. Ein 16jähriges Mäd- Hen, das an verbotener Stelle in der Elbe gebadet hatte. verlor plötzlich den Grund und trieb ab. Ein Angehöriger der Wehr- Macht und ein Pirnaer Einwohner sprangen aus die Hilserufe Mit der Kleidung ins Wasser. Der Soldat konnte das bereits besinnungslose Mädchen fassen, und beide Retter brachten es ans Ufer, wo das Mädchen wieder zu sich kam. ! Syrau. Syrau erhält einen Waldpark. Das zwi schen dem Säuglingsheim der Stadt Plauen und dem Rittergut gelegene 13 000 Quadratmeter große Waldgrundstück aus dem Besitz des verstorbenen ehemaligen Besitzers des Rittergutes Syrau. Karl Theodor Golle, wird demnächst als Waldpark der Gemeione Syrau der Oeffentlichkeit übergeben werden. Der Waldpark soll durch einen Weg unmittelbar an das Gelände der Syrauer Drachenhöhle angeschlossen werden. Reichenbach i. B. Als Ratsherren von Lublin. Wie das älteste Vürgerbuch der Stadt Lublin im Generalgou vernement wissen lägt, hat die Einwohnerschaft Lublins iahr- hundertelang einen starken deutschen Einschlag aufzuweisen So permeldet es das; um 1600 herum selbst Reichenbacher nach Lud- lin zugewanoert sind. Die ehemaligen Reichenbacher Bürger Georg Schäfer und David Lauermann, die Bürger von Lublin wurden, amtierten sogar von 1616 bis 1618 als Schöffen und von 1619 bis 1656 als Ratsherren. 3« M rssey 459 EiMtze Das verdienstvolle Wirken der Technischen Nothilse — Aus der Tätigkeit der Landesgruppe IV Wo immer das harte Los einer höheren Gewalt das tägliche Leben beeinflußt, steht die Technische Nothilse blitzschnell bereit. Wenn man erfährt, daß im Bereich der Landesgruppe lV Lber- elbe — umfaßend den Gau Sachsen sowie Teile der Gaue -ude- tenland, Schlesien, Thüringen und Halle-Merseburg — allein in einem kalben Jahr rund 450 Einsätze notwendig waren, so kann Man sich das Maß an Arbeit und Leistung vorstellsn, das hier vollbracht worden ist und Werte von vielen hunderrtau;end Reichsmark erhalten half. Bei Hochwasser wurden 2155 Nothel- ser mit 18276 Arbeitsstunden, bei Schneeverwehungen 1v71 Rotkelfer mit 17 446 Arbeitsstunden eingesetzt. Bei Eisgang waren 979 Nothelfer mit 9408 Stunden und bei Beseitigung von Frostschäden 170 Nothelser mit 1083 Arbeitsstunden tätig. Durch langsährige Erfahrung hat sich eine schlagfertige Praxis herausgebildet; bespielsweise steht in den „Wetterw'n- keln des Erzgebirges, im Eottleubatal, ein starkes Aufgebot bereit, während in weniger gefährdeten Landesteilen die Streit macht der Helfer im Verhältnis geringer ist. Manch harte Nuß hat der außergewöhnlich strenge Winter zu knacken gegeben; die Auswirkungen sind noch heute zu be kämpfen. Frostaufbrüche auf den Straßen änd mit den ersten warmen Tagen vielfach eingetreten. Die TN Leieit.pt diese Schäden, wobei vor allem im Sudetenland mel Arbeit zu be- wältige« ist. Blättert man in den Einsatzlisten der TN., Io kielt man knapp und sachlich u. a.: Bergen von Getreide. Umstaveln v:n Holz, Ausbessern von Bruchstellen eines Dammes, Rettung eines Grundstückes von Einsturzgefahr, Bergung von Vieh, Bergung einer Fähre, Errichtung von Brücken, Freilegung einer Bahn strecke; so geht es Seite für Seite, Einsatz reiht sich an Einsatz und vollendet das Bild einer wahrhaft großen Leistung zum Nutzen der Gemeinschaft. Die Männer aber, die sich in ihrer Freizeit freiwillig und ohne Entlohnung einsetzen, sie gehen nach vollendeter Hilfe leistung still wieder an ihren Arbeitsplatz und freuen sich, wenn wieder ein neuer Mann mit dem gleichen Willen zu ihnen stößt, der die Wichtigkeit der Aufgaben der TN. erkennt und mitzuhel- ieu bereit ist.'Die TN. kann, immer Männer gebrauchen. Sito Schlick, der Erfinder dn SchiffslEls Vor hundert Jahren wurde am 16. Juni Otto Schlick in Grimma i, Sa. geboren. Sein Vater erkannte früh die technische Leaobung des Jungen und schickte ihn 1857 auf die Technische Hochschule zu Dresden, wo er bis 1862 studierte. Mit 29 Jahren schon gründete er eine Flußschiifswerst in Dresden. Nach erfolg- reicher Tätigkeit als Schiffsbauingenieur m Fiume und Buda- pest wurde er 1875 Direktor der Nordischen Werst — heute Ger- maniawerst - in Kiel, später Leiter des Germanischen Lloyds. Otto Schlick war vor allem Eisenschisfsbauer und gab em Handbuch für Eilenschiffsbau heraus. Sein Massenausgleichs- vsrfadren ist auf fast allen Postdampfern und Kriegsschiffen ein- geführt worden. Der von ihm konstruierte Schissskretsel fand größte Beachtung. Unermüdlich arbeitete der hochbegabte und angesehene, mit dem Dr.-Jng. h. c. ausgezeichnete Techniker an der Entwicklung und Förderung des Schiffsbaues, den er als seine Lebensaufgabe erachtete. Kunst und Kultur Eme WUmM LkiMMY 14 Sinsoniekonzerte von KdF. in Dresden Den deutschen Menschen mehr an die Musik yeranzuluyren, vor allem an Vie Musik seiner großen Meister, m ihm Verständ nis und Bereitschaft zu wecken und ihm damit einen Quell der Entspannung und der Freude zu geben, dieses Ziel hat dre Deutsche Arbeitsfront in Dresden mit den KvF.-Smfomekon- zerten verfolgt. Wertvoll war es dabei, daß Dr, Kurt Kreiser, Dresden, für sämtliche Konzerte Einführungen ichrieb, deren volkstümliche und doch fundierte Darstellung bei vielen Besu chern das Verständnis für gute Mulik geweckt und vertieft hat. Schon allein durch diese Einführungen wurde ein Weg gezeigt, der sich für die übrigen Kunstgattungen lehr wohl anwenden läßt und auch hier einen Erfolg im Sinne des Wortes: „Die Kunst dem Volke!" erreichen wird Gewiß der Weg ist nicht einfach. Kunst vermag nur dem etwas und soviel zu geben, so viel innere Bereitschaft er selbst mitbringt. Vierzehn Konzerte hat die NS.-Gemeinschaft „Kraft durch Freude" mit der Dresdner Philharmonie in den letzten neun Monaten veranstaltet. Bedenkt man dabei, daß daneben in Dresden noch die Sinfoniekonzerte der Staatsover und die eige nen Anrechtskonzerte der Philharmonie stattfanden. so kann man das große Bedürfnis, das nach guter Musik besteht, ermeßen. In allen Konzerten von KdF. gab es ein ausgewähltes Pro gramm erster Orchesterwerke und Sinfonien. Die besten Solisten und Dirigenten wurden verpflichtet und gleichzeitig wurde der Förderung der Nachwuch^künstler größte Aufmerksamkeit zuge wendet. Das letzte Konzert brachte neben Liedern von Hugo Wolf und Richard Strauß und Werken von Schumann zwei Werke des Dresdner Staatskapellmeisters Kurt Striegler, dar unter die Uraufführung des Werkes 81, „Heldische Musik", die Striegler ursprünglich für die Eröffnung des Reichspartei tagkongresses schrieb und die vom Führer bereits dafür genehmigt war. „Ztgeunervaron" und „Tiefland" aus der Freilichtbühne Der Rus der sächsischen Freilichtbühnen ist so fest begründet, daß sie jetzt im Kriege nicht nur bestehen können, sondern sich eines immer größeren Zuspruchs erfreuen. Für das Zittauer Erenzlandtheater, das bisher schon die Oybiner Waldbiihne be spielte, hat sich auf der am Donnerstag eröffneten Freilichtbühne in der Weinau ein neues Betätigungsfeld eröffnet. Unter der natürlichen Umrahmung des für die Weinau charakteristischen Laub- und Nadelholzbestandes, der auch der erhöhten Bühne als prächtige Naturkuliße dient, liegt die Weinau-Vühne in unmittelbarer Nachbarschaft des weiten Wiesenaeländes, auf dem im Vorjahr die Ausstellung „Wille und Werr" veranstaltet wurde. Zur Eröffnung am Donnerstag spielte das Erenzland theater „Was ihr wollt" von Shakespeare Die Darstellung und dis szenische Gestaltung schöpften die gegebenen Möglichkeiten voll aus und weckten das Interesse für die kommenden Ausfüh rungen, „Der Zigeunerbaron" und die Oper ,,Tiefland", durch die das Erenzlandtheater und die Weinaubühne vor weitere Bewährungsproben gestellt werden. Was bringen die Dresdner Theater? Die Dresdner Staatsoper bringt zu Beginn der neuen Woche am Sonntag die Erstaufführung der Puccini-Oper „Das Mäd chen aus dem goldenen Westen", Wiederholung am 20. Juni. Weiler stehen aus dem Plan: Der Freischütz (17. 6.), Rienzi (18. Juni), Ptzer Gynt (19. Juni), „Der Vogelhändler" (21. Juni), „Rigoletto" (22. Juni), „Dis Meistersinger von Nürnberg (23. Juni), „Die verkaufte Braut« (24. Juni). Im Dresdner Schauspielhaus steht „Ein Windstoß" dreimal auf dem Spielplan, und zwar am 16., 17. und 20. Juni. Weiter wird gegeben ,,Das Käthchen von Heilbronn" (18. Juni), „Der Lügner und die Nonne" (19. Junr), „Schwefel, Baumöl und Zichorie" (21. Juni), „Der Schöppenmeister" (22. Juni), „In termezzo am Abend" (23. Juni), „Maria von Schottland" (24. Juni). Das Dresdner Theater des Volkes führt auf: Am 17., 20., 22., 23. und 24. Juni ,^Der arme Jonathan", am 18. Juni und 21. Juni „Wo die Lerche singt", am 19. Juni „Flachsmann als Erzieher". Vom 17. bis 24. Juni gibt es im Central-Theater Dresden allabendlich ,,Der Vetter aus Dingsda", vom 24. bis 30. Juni bleibt das Theater zur Vorbereitung der Operette „Lisa, benimm Dich!" geschlossen. Eine Plastik „Beerensucher" aufgestellt Der Erzgebirgszweigverein hat am „Rockelmaun" eine Pla stik „Bcerensucher" ausgestellt. Das von H. Tröger, Dresden, geschaffene reichlich zwei Meter hohe Denkmal stellt ein Mädchen mit seinem kleinen Bruder dar, die mit gefüllten Beerenkrüaen heimkehren. Echter Beerenwaldboden um das Werk erhöht die Wirkung. Me letzte „Marche" gestorben In ihrer altehrwürdigen Bauerntracht, die sie aks letzt« „Marche" von Kummer und der übrigen Altenburger Umgebung getragen hat. wurde die Altbäuerin Anna Pröhl geb. Colditz zu Grabe graten, die im 80. Lebensjahr gestorben ist. Sie hat zehn Kinder großgezoaen; vor zwei Jahren wurde ihr das gol dene Ehrenkreuz der NirMer verliehen. Zwei Söhne kielen im Weltkrieg) Anregungen Mr den Küchenzettel Sonntag früh: Milchmalzkaffee. Hefekuchen; mittags: Kopf- oder Gurkensalat, Schmorbraten, Spätzle, Milchschaum mit Erdbeeren; abends: lleberbackene Spätzle, Salat, Vollkorn brot mit restlichem Braten. Rettich, deutscher Tee. — Spätzle» 250 Gramm Mehl, 2 Eier oder 1 Ei, 1 Milei, ein viertel Liter Waßer, Salz. Mehl, Eier und Wasser eine Viertelstunde lang fest schlagen. Der Teig muß so fest iein, daß die Maße gut Zu sammenhalt, aus ein kleines Brett streichen, mit dem Messer kleine Stückchen abschneiden und in siedendes Salzwaßer gleiten laßen, ein paarmal aufkochen, mit dem Schaumlöffel herausnehmen und bis zum Anrichten in warmes Waßer legen (nicht zu lange liegenlaßeitt. Vor dem Anrichten mit geröstetem geriebenen Brot bestreuen. Montag früh: Braune Mehlfuppe (Spätzlekochwasser ver wenden), Marmeladebrote; mittags: Frischkost von Kohlrabi, neue Pellkartoffeln, Fleischtunke (Restverwertung von Fleisch und Tunke vom Sonntag); abends: Bratkartoffeln (Restver- wertunq), Hafetflockenrührei, Vollkornbrot, Brunnenkreße. —- Frischkost: 250 Gr. Kohlrabi, 2 Eßl. Oel, wenig saure Milch, gehackte Kräuter. — Kohlrabi schälen (bei gar» jungem Kohl rabi Schale mitverwendsn), reiben, mit Oel. Milch und Kräu tern vermischen, mit wenig Salz abschmecken. ; Dienstag früh: Buttermilchsüppe, Vollkornbrot, Kunst honig; mittags: Krautwickel (Verwendung der Kohlrabiblättet), Peterttlientunke, Pellkartoffeln oder Kartoffelbrei; abens: Rha- barbergrütze mit roher gesüßter Milch, Qnarkbrote. — Kraut wickel: Große Kohlrabiblätter. Zur Fülle: 100 Gramm ge hacktes Fleisch oder Fleischreste, 1 Lis 2 abgekochte, erkaltete, geriebene Kartoffeln oder eingeweichtes Brot, Salz nach Ge schmack oder gegarte, ausgequollene Eräupchen mit gehackten Kräutern. — Kohlrabiblätter mit wenig heißem Waßer über gießen, damit sie sich gut rollen laßen, gehacktes Fleisch mit den geriebenen Kartoffeln oder der eingewcichten Semmel gut vermischen (ev. 1 Teelöffel Milei zugeben), mit Sah abschmek- ken, in die Blätter füllen, mit Hölzchen zusammenhalten- müp Krautwickel fertig zubereiten. Turnen. Sport und Spiel Fußball. Sonntag, den 16. Juni findet das Fußball-Punkt spiel zwischen Wilsdruff Jgd. und Coswig Z Jgd. statt. Spielbeginn vormittags 10 Uhr. Die Wilsdruffer Mannschaft wird einen schweren Kampf zu bestehen haben. Vsrle, Handel. Wirtschaft Aoffsusr ProdrMonbörfs vom 14. Juni 1940. Weizen, hiesiger, 75/77 Icg effekt., Juni-Festpr. 10,55; Rog gen, hiesiger, 70/72 kg effekt., Juni-Festpr. 10,05; Gerste, Win ter, 2zeilig 10,10; do. 4zeilig 9,10; Hafer, Juni-Festpreis 8,80; Wiesenheu, neu 2,70—3,20; Stroh (Weizen- und Roggen) 1,40—1,50; Stroh (Preß-) 1,50—1,60; Weizenmehl, Type 812, Äsche 812 16,30; Roggenmehl, Asche 815 12,65; Rog genkleie 5.95—6,25; Weizenkleie 6,55—6,70; Speisekartoffeln, neue, weiße und rote 2,95; do. neue, gelbe 3,25; Landeier. Marktpreis für 1 Stück 0,10. Berliner Lvertpaptcrvorse. Das Börsengeschäft hielt sich t« engen Grenzen. Der A k t i e n m a rk 1 schloß etwas fester. Der Rentenmarkt war ruhig. Altbesitzanleihe zogen ein Achtel vom Hundert an. Jndustrieobligationen teilweise höher, vor allem 5prozemigc^Geffenberg. Auch 7prozenüge Reichsbahnvorzüge , VScheEau. Mit der Kamera in vorderster Linie. Ein deutscher Kriegs berichter hat die Infanterie beim Vorgehen begleitet. So sind Bilder aus der großen Vernichtungsschlacht in Nordfrankreich entstanden, wie man sie selten gesehen hat. Die neue Ausgabe der Kölnischen Illustrierten Zeitung bringt diese ungewöhn lichen Bilddokumente. Aus dem weiteren Inhalt: Im Rücken des Feindes, der Einsatz unserer Fallschirmjäger; Die Schmach Frankreichs, die schwarzen Hilfstruppen 1918 und 1940; Es geht auch „ohne", heitere Randbemerkungen zu einem aktuellen Thema; Die Frauen von Neapel, das Land hinter dem Himalaja; außerdem noch viele Bilder und spannende Berichte im neuen Heft. vou I. scWMk» kllkksr«. ukneoM-incnrrrcnurr ouncn vsirrLa oru>ir ttLurM.vsiro^u.ZL (3. Fortsetzung.) Das Eden-Hotel tat alles Erdenkliche für seine Gäste. Aber Unmögliches konnte es eben auch nicht möglich Machen. Der Direktor gab ihm schließlich den Rat, sich an der Theaterkasse aufzustellen und abznwarten, ob nicht eine Karte zurückgeßeben werde. Die Wahrschein lichkeit war zwar sehr gering, aber es war jedenfalls das Zweckmäßigste, das sich überhaupt tun ließ. Tussein hatte sich noch nie zn einem Tanzabend ver irrt. Er war nicht sonderlich für Rampenlicht und Ku lissen begeistert. Einzig «Schauspiele vermochten ihn zn fesseln. Jetzt trat er von einem Fuß auf den andern, sah Wagen um Wagen vorfahren und hörte Stimmen und Seide um sich rauschen. Man brauchte gar kein schlechter Mensch zu sein, um Ku wünschen, es möchte einem der glücklichen Karten- vesitzer ein kleiner Unfall zugestoßen sein. — Aber auch dieser unfromme Wunsch schien sich nicht erfüllen zu wollen. In Abständen von einer Minute drehte er sich immer wieder nach dem kleinen Fenster um, hinter welchem der Mann an der Kasse saß und mit unbewegter Miene Geld in Empfang nahm und die Karten verabreichte, die be stellt worden waren. Mit dem Achtuhrschlag war die letzte Hoffnung vorbei. So berühmt also war die kleine Anita von damals, daß nicht einmal ein Stehplatz für ihn übrigblieb . . . Ein Wort nur und sie hätte gewiß Rat geschafft. Vielleicht hatte sie sogar darauf gewartet, daß er Len Wunsch aus sprach, sie tanzen zu sehen. ,Zch Esel!" brummte er vor sich hin nnd begegnete dem lachenden Augenpaar von Anitas Zofe. „Ach Gott, da sind Sie ja," sagte sie erleichtert, „und sch laufe seit zehn Mjnuten alles ab, um Sie zu finden' Frau Gode hat noch einmal angerufen; da sagte ich ihr paß SiL so gerne eine Karte gehabt Hütten und all ausverkauft sei. Sie hat mi^ durch einen Lohndiener den Schlüssel zu ihrem Schreibtisch geschickt, weil sie darin noch eine Freikarte hatte. Bitte, hier! Machen Sie rasch! Es läntet schon! Viel Vergnügen, mein Herr!" „Oh, vielen Dank! Einen Augenblick!" Aber er mußte sein Künfmarkstück einstecken, denn Agn?s war schon wieder verschwunden. Wie lieb von Anita. Die Karte galt für einen Logen platz oder einen solchen im ersten Rang. Ueber dem Theater lag noch ein leises Summen und eine glitzernde Helle. Er war noch lange nicht der Letzte, denn immer wieder öffnete sich da nnd dort eine Tür und ließ einen verspäteten Gast herein. Neben sich gewahrte er einen Herrn in Smoking und eine Dame in großem Abendkleid. Es war peinlich, selber nur im dunklen Stratzenanzug gekommen zu sein. Aber durch seine Jagd nach einer Karte war die Garde robefrage in den Hintergrund getreten. Er war sonst nicht kleinlich, vertrat aber die Ansicht, daß Künstler es verdienten, daß man sich ihretwegen eine halbe Stunde Zeit für seinen äußeren Menschen nahm und sich zum mindesten so gut auzog als man konnte. Das erhöhte das eigene Wohlbefinden nnd gab denen, Lie das Programm bestritten, den Beweis, daß man ihr Können richtig ein schätzte. Unvermittelt wurde es dunkel./ Der scharlachrote Samt des Vorhangs leuchtete schwach herauf. Er horchte kaum auf die leise Musik, sah nur immer nach diesem Vorhang, hinter dem er sie wußte. Eben blähte der fal tige Stoff sich leicht. Aber es mochte wohl nur jemand daran vorübergesa)lüpft sein, denn er teilte sich noch nicht. Es erging ihm wie auf seiner Jagd nach der Karte. Er fieberte vor Erregung. So ähnlich war es seinerzeit vor Weihnachten immer gewesen, wenn sie die Be scherung nicht erwarten konnten, nur Laß Anita neben ihm gestanden und beruhigt hatte: „Es kommt ja gleich, Dick! Es kommt ja gleich ..." Und während er das noch dachte, floß unten Ler scharlachrote Samt auseinander und ließ die Bühne frei. Sie war leer. Er nahm das Glas ans Ange, um die Wolke, Lie eben hereingeschwebt kam, deutlicher erkennen zu können. War das möglich, daß hinter diesem Rieseln von Tüll nnd Schleiern Anita verborgen war — die Anita der Kinder- eit, die graue Söckchen getragen hatte und weiße Schü. en über bunten HänsekleiLeLN?..,, „Letztes Lied," tönte Lie Stimme Les Ansagers in den erwartungsvoll lanscbenden Zuschauerraum. So wußte er wenigstens, was der Tanz besagen sollte, Er selber war mit wenig Phantasie begabt. Und sich ein Programm zu kaufen, dazu hatte die Zeit nicht mehr ge reicht. Er war glücklich, daß er überhaupt hier saß. i Die Schleier unten begannen sich letzt zu heben, wog ten, weiteten sich, lagen als schillerndes Gefieder am Boden, breiteten sich auseinander und spielten in tau send Regenbogenfarben. Ein kleiner Fntz kam znm Vor schein. Ein Älabasterarm, bann ein zweiter. Wo eine Falte auseinanderfloß, konnte man dis Schönheit dieses , Körpers ahnen, Ler La unten Las „Letzte Lied" versinn bildlichte. Tussein schämte sich nicht, daß ihm die Wangen glühten. Er drückte die Finger in Las blaue Tuch Ler Brüstung und wandte kern Auge von Ler Bühne. Zu tiefst ergriffen ging er innerlich mit, als die Bewegungen der kleinen Füße immer matter wurden, Ler blonde Kopf zur Seite glitt, Lie Hände abznsterben begannen und zum Schluffe reglos hingen. Die Alabasterarme hoben sich noch einmal, fielen herab und erweckten den Ein druck, als rissen sie dabei Len schlanken Körper mit. Er taumelte, glitt und sank lautlos in sich zusammen. , Er saß ohne Bewegung, schaute nur und mußte sich erst auf sich selbst besinnen, als der Beifall losprasselte. Er sah, wie Anita sich verneigte, die Hände dankend hoch gereckt, wie sie einen Strauß Rosen an die Brust drückte, sich erneut und immer wieder verneigte: Wie oft denn noch?! erregte er sich. Das war ja Quäle rei! Verstanden denn die Leute nicht, daß sie müde war?! Er fuhr sich über die Stirne. Der Smoking neben ihm roch stark nach Juchten. Er hörte das Rascheln des Abendkleides, das sich bei jedem Händeklatschen seiner Trägerin am Gürtel bauschte. Die Bühne tauchte jetzt in völliges Dunkel. Dann brach eine schwache Helle durch. Es begann langsam zu tagen. Nun ein greller Streifen von Rosa, von Blau, von Orange, von Grün, von zartem Rot. Die Sonne stieg triumphierend über den Horizont. i „Tagfalter," sagte die Stimme aus dem roten Samt- ' Hang herauf. Anita trug diesmal ein Kleid aus zitronenfarbener Seide. Leichtbeschwingt schwebte sie über die Bühne, in lächelnder Grazie, beugte sich, als nippe sie an Gräsern und Blumen, hob sich wieder, stob entsetzt auf: Wilde )uben waren hinter ihr her und suchten sie zu fangen. (Fortsetzung folgt.)
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