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Spanien bei den Achsenmächten Große Genugtuung in Italien. — Verstimmung in Frankreich. Die Erklärung Spaniens, sich als nichtkriegsührende Macht zu betrachten, wiro von der italienischen Presse mit großer Ge nugtuung ausgenommen. „Corriere della Sera" schreibt, die Erklärung stelle, abgesehen von allen anderen politischen Er wägungen, an sich schon den Beweis der Solidarität mit den Achsenmächten und eine neue Bekundung des euro päischen Willens Spaniens dar. Das spanische Innenministerium gab eine Verfügung be kannt. wonach es den sogenannten Pressebüros der kriegführendenMSchte in Spanien verboten wird. Druckschriften, Broschüren, Informationsblätter oder sonstige Propagandaschriften herzustellen und zu verteilen. Ferner wer- den alle Lokale geschlossen, die iene Mächte unter dem Namen „Lesesaal" oder „Bibliothek" unterhalten und die lediglich der Verteilung von Propagandamaterial dienen In Frankreich zeigt sich eine deutliche Verstimmung über Spaniens Haltung. Die Franzosen weisen darauf hin, daß Frankreich nunmehr an zwei Grenzen ange griffen und an der dritten bedroht werde. In Südsrank reich ereigneten sich verschiedene Ausschreitungen gegen dort ansässige Spanier, wovon namentlich spanische Geschäfte in Biarritz, Si. Jean de Luz und Perpignan betroffen wurden. Es wurden auch Druckschriften in spanischer Sprache verteilt, die von wüsten Angriffen auf die Regierung Franco nur so wimmeln. der Gewißheii -es Sieges" Viktor Emanuel an den Führer. Der König von Italien und Kaiser von Aethiopien hat das Telegramm des Führers aus Anlaß des Kriegseintritts Italiens folgendermaßen beantwortet: ,Hch bin Ihnen sehr verbunden für Ihr freundliches Ge denken und für die herzlichen Worte die ich aufs lebhafteste erwidere in der Gewißheit, daß tue ruhmreichen Armeen Deutschlands und Italiens unseren treu verbundenen Völkern Mit dem Sieg ein immer größeres Glück sichern werden. gez. Vittorio Emanuele." Der Duce hat in einem herzlichen Handschreiben an den Führer das Telegramm des Führers beantwortet. * Empfang des italienischen Botfchasters bei Molotow Die Moskauer Presse veröffentlicht an bevorzugter Stelle die amtliche Verlautbarung über den Empfang des italieni schen Botschafters Rosso beim Regierungschef und Außenkom- mifsar Molotow. Dagegen verlautet nichts über den Empfang der neu ernannten Botschafter Englands und Frankreichs, die schon vor dem italienischen Botschafter in Moskau eingetrofse» waren. LaassKronlk in Stichworts« Deutsch-türkisches Handelsabkommen. Von dem deutschen Botschafter von Papen und dem Generalsekretär des türkischen Außenministeriums, Botschafter Numan Menemen Cioglu, fand ein Notenwechsel über den Abschluß eines gegenseitigen Handelsabkommens statt. Das Abkommen sieht einen Warenaustausch von je 21 Millionen türkischen Pfund vor und stellt damit den lebhaften Wunsch beider Staaten unter Beweis, ihre wirtschaftlichen Beziehungen auch unter den gegenwärtigen Verhältnissen aufrechtzuerhalten und auszubauen. VGA. mahnen die ^Schuldner Das Washingtoner Staatsdepartement forderte in seinem üblichen halbjährlichen Mahnschreiben zwölf europäische Län der einschließlich Belgien und Polen auf, die Mitte Juni fällig werdenden Abzahlungen und Zinsen auf die Weltkriegs- schulden zu begleichen. Die fällige Gesamtsumme beträgt 223 Millionen Dollar. «annarr -verreuung der Frontarbeiter. .Das Sanitätswesen der Organisation Todt führt in den nächsten Wochen erstmalig in e,ner Massenorganisation eine röntgenologische Erfassung aller Fr ontarbeiter, zuzüg- W Arbeiter der Festungs-, Pionier- und Nachrichten- I'E' durch. Zur Durchführung der Untersuchung hat sich Röntgen-Sturmbann ff-Hauptamt zur Verfügung gestellt. Diese Maßnahme ist ein Beispiel dafür, wie für die Front arbeiter im Operationsgebiet auch während ihres Einsatzes gesorgt wird. Die „Lichtstadt" Paris ist Frankreichs Herz — Die größte Stadt des Mittelalters — Eine der schönsten Städte der Welt — Die Nachsicht der Sieger nährte den Pariser Chauvi nismus. Die Franzosen und vor allem die Pariser selbst haben die Hauptstadt Frankreichs gern „la vills lumiers", die „Lichtstad t", genannt und den Anspruch erhoben, Paris sei so etwas wie der Mittelpunkt der Welt. Die Welt hat diesen Anspruch teilweise als — sagen wir — leicht über trieben belächelt, teils har sie ihn mehr oder weniger gläu big anerkannt. Aber derer, die ihn anerkannten, wurden immer weniger, und derer, die ihn belächelten, immer mehr. Vom allerengsten französischen Standpunkt aus gesehen, sozusagen aus der Froschperspektive, hat die französische Meinung eine gewisse Berechtigung. Wenn Paris auch keine Lichtstadt ist oder war, weder in wört lichem noch übertragenem Sinn, so war sie doch mehr als sonst irgendwo der Mittelpunkt Frankreichs, und Paris und die Pariser haben das Schicksal Frank reichs und die geschichtliche Entwicklung des Landes wesentlich beeinflußt und bestimmt. Paris mit seiner un geheuren, jahrhundertelangen Entwicklung und seiner ständig wachsenden Vorherrschaft in Frankreich wurde so nicht nür für die Franzosen selbst, sondern vielfach auch für die übrige Welt zum Begriff des ganzen Landes. Paris ist Frankreich, und die Geschichte von Paris ist zur Geschichte Frankreichs geworden. Der Name Paris kommt von dem keltischen Stamm der Parisier, die in dem Gebiet wohnten, das später den Namen „Isle cke ssraneo" bekam. Insel Frankreichs, nicht nur wegen seiner Lage zwischen den Flüssen, sondern mehr noch, weil es wirklich, fo wie eine Insel im Meer liegt, wie eine Insel im übrigen Frankreich lag, etwas abgesondert, etwas überhöht könnte man sagen, alle Kräfte von außerhalb an sich heranziehend und in sich sammelnd. So war Paris immer schon eine sehr volk reiche Stadt; es zählte im frühen Mittelalter über 100 000 Einwohner, im weiteren Verlauf des Mittelalters 150 000 und 200 000 Einwohner, und obwohl Kriege und Seuchen die Zahl der Bürger immer mehr dezimierten, war Paris die größte Stadt des damaligen Mittelalters, als mit Beginn des 17. Jahrhunderts die Könige die Stadt zum Sitz ihrer Residenz und zum Mittelpunkt der königlichen Zentralgewalt machten. Größte Stadt Europas ist Paris lange geblieben, es wurde erst langsam von anderen Städten überflügelt, und von dieser Tatsache, die größte Stadt zu sein, rührt wohl etwas der Hochmut und aurb der Nebermut der Pariser her. Der Ort selbst, der die Keimzelle des heutigen Paris War, war in vorrömischer Zeit die Hauptstadt eines kel tischen Stammes, der Parisier, und hieß Lutuhezi, d. h. Wasserwohnung. Aus dem keltischen Lutuhezi machten die Römer daun, als sie unter Cäsar Gallien eroberten und im Jahre 51 vor der Zeitenwende dort schon eine Ver sammlung der gallischen Völker abhielten, Lutetia. Mit diesem Jahr 54 beginnen dann auch die kriegerischen Er eignisse, in deren Mittelpunkt Paris im Laufe seiner wechselvollen Geschichte immer und immer wieder gestan den hat. Für uns Deutsche sind dabei drei Daten be merkenswert: 1814 zogen unter den Truppen der Verbündeten auch preußische Truppen in Paris ein, 1815 Wiederholte sich das gleiche, und dann noch einmal 1871. Paris genießt in der ganzen Welt den Ruhm, eine der schönsten Städte zu sein. Das läßt sich nicht einmal leugnen. Es hat schon deshalb einen Vorzug vor anderen Städten, daß es nach einer einheitlichen Planung angelegt ist. Breite Boulevards, Prachtstraßen mit ele ganten Geschäften, Cafös und Restaurants durchziehen die Innenstadt, in der die Behörden ihren Sitz haben, Wäh rend die Industrie die äußeren Bezirke der französischen Hauptstadt beherrscht, abgesehen von den Vorstädten im Westen, in denen die Neichen ihre Villen und Luxuswoh nungen haben. Die hervorragenden Bauwerke und die mittelalterlichen Kathedralen werden aus dem Stadtbild gewissermaßen herausgehoben durch die zahlreichen Plätze und Parks. Die Umgebung von Paris aber gleicht einem großen, yerrnchen Garten, der rn Frledenszenen täglich Tausende und aber Tausende aus der Stadt hinau-zieht. Von den rd. 2,9 Millionen zählenden Einwohner« sind die wenigsten eingesessene Pariser. Die neu Zugezo genen drücken der Seinestadt heute das Gepräge auf. I« den letzten Jahrzehnten wurde Paris der Tummel platz der Ausländer und vornehmlich der Juden. So wurde aus der einstmals glorreichen „Licht stadt" die Stadt jener morschen und verfallenden „Demo kratie", an der das heutige Frankreich zugrunde geht. Paris ist von den Siegern in den Kämpfen, die Frankreich selbst angestiftet hatte, immer sehr glimpflich behandelt worden, und gerade das hat die Pariser zu übermütigen Chauvinisten gemacht. Nach den langwährenden napoleonischen Kriegen erschienen Preu ßen, Oesterreicher und Russen am 29. März 1814 vor Paris, das von den Marschällen Marment und Mertier verteidigt wurde. Schon am folgenden Tage führte der alte Blücher den Sturm auf den Monmartre, den Kalk hügel von 129 Meter Höhe im Norden von Paris. Und wieder einen Tag später kapitulierte die Stadt. Die ver bündeten Truppen betraten aber nur zum aller geringsten Teil Paris. Es hielten lediglich der Kai ser von Rußland und der König von Preußen ihren Ein zug, überdies bejubelt von den Parisern, die im ersten Augenblicke froh waren, daß die ewigen Kriege unter Napoleon Bonaparte aufgehört hatten. Im Jahre 1870 begann die Einschließung von Paris zwischen dem 15. und 19. September. Aber erst am 27. Dezember wurde die Beschießung der Pariser Forts mit schwerer Artillerie ausgenommen — sehr zum Verdruß von Bismarck, ver ein schnelleres Verfahren gewünscht hätte, und sich über die Verzögerungen in seinen „Gedanken und Erinnerun gen" sehr abfällig ausspricht. Die Kapitulation von Paris erfolgte am 28. Januar 1871, >md erst nach der Unter zeichnung des Vorfriedens von Versailles. Am 1. März rückten wiederum nur 30 000 Deutsche in die Hauptstadt ein und räumten sie bereits am übernächsten Tage wieder! Schon am 7« März wurden die Pariser Forts teilweise von den Deutschen verlassen. Paris ist also immer sozu sagen mit Glacehandschuhen angefatzt worden. In kei nem Fall wurde Paris als eroberte Stadt, sondern stets als Kulturstätte behandelt! Nur die Kunstgegen- stände, die z. B. Napoleon Bonarparle geraubt hatte — darunter das berühmte Viergespann am Brandenburger Tor in Berlin — wurde von den rechtmäßigen Eigen tümern wieder in Besitz genommen. Dagegen wurde Paris auf das Schlimmste durch die Revolution von 1789 und den Kommunistenaufstand von 1871 verwüstet. Den Dank für die milde Behandlung statteten die Pariser damit ab, daß sie von den Deutschen als „Barbaren", „Hunnen" oder „Boches" sprachen. Neves a«S aller Welt Sic hatten es satt. Am Strand von Gandia bet Va lencia wasserte am Mittwoch ein französisches Militärflugzeug, dessen aus drei Mann bestehende Besatzung den zuständigen spanischen Martnekommandamen aussuchte, dem st: erklärte, sie sei bereit, Frankreich zu verteidigen, aber nicht für England Krieg zu führen. Die Flieger bleiben vorläufig in Valencia. Der englische KSnigSturier schlief aus der Dokumenten- lasche. Wie Associated Preß meldet, bediente sich der persön liche Kurier des englischen Königs, Robinson, der mit einem Clipper-Flugzeug mit wichtigen Dokumenten für die britische Botschaft in Washington einlras, ganz außergewöhnlicher Vor sichtsmaßnahmen. Während des Nachtfluges nahm Robinson die Dokumententasche mit ins Bett. Tagsüber war sie mit einem Strick am Handgelenk befestigt, und um sicher zu gehen, daß die Tasche im Falle eines Absturzes sofort versinke, war sie außerdem mtt einem Bleigewicht beschwert. Raubüberfall in Wilna. In der litauischen Hauptstadt wurden wieder zwei litauische Polizisten, dir einen städtischen Kassierer begleiteten, der mit Lohngeldern unterwegs war, ans dem Hinterhalt erschossen. Auch der Kassierer wurde durch einen Schutz verwundet. Die Täter raubten den Barbetrag in Höhe von 5000 Lit und entkamen. Seit der Besetzung des WilnagebiereS durch Litauen sind über zehn Polizisten beim Kampf mit dem örtlichen Verbrechertum ums Leben ge kommen. Man erwartet jetzt ein außerordentlich scharfes Ein greifen zur Säuberung der Stadt von verbrecherischen Ele menten UklMvxk-kLcnrzzcnurr ouucn vriri^o orx»« «euw«. veiro-tu,»». (2. Fortsetzung.) „Gewiß," war seine Erwiderung. „Wenn ich geahnt hätte, daß die kleine Anita Nodegg von damals die Tän zerin Gode ist, hätte ich längst einmal etwas von mir hören lassen." Er verstand ihr zweifelndes Lächeln und wandte ver legen den Blick von ihr ab. „Sag, ist es nicht ab und zu sehr schwer?" „Au tanzen, meinst du?" „Das weniger. Ich dachte eher an das Alleinsein." „Oh —" meinte sie, „das brauchte ich ja nur zu ändern, wenn ich wollte! So wie ich meinen Namen aus persön lichen Gründen änderte und mir den Künstlernamen Gode zulegte. Es ist ganz einfach." „Aber du willst nicht?" „Nein." Er wartete auf eine Erklärung, aber sie kam nicht. Das reizte ihn. War dieses „Nein" etwa ein Wink, den sie ihm geben wollte? ,Bitte, bemühe dich nicht! Was hätte ich für einen Grund gehabt, gerade auf dich zu warten? Ich bin fünfzehn Jahre meinen Weg ohne dich gegangen und fühle auch weiterhin kein Bedürfnis nach Anschluß! Sicher gab es mehr als ein Dutzend andere, die ihr näher standen und die sich vielleicht auch schon in schweren Zeiten bewährt hatten. Und er hatte kein Verdienst als das. eben die Kindheit mit ihr geteilt zu haben ... „Bist du nie mehr nach Hanse gekommen?" fragte er Ansicher. „Nein. Ich kann mich auch nicht entschließen, mir selber irgendwo ein ständiges Heim zu schaffen. Viel leicht habe ich durch meinen Beruf den Sinn fiir die Seß haftigkeit verloren. Es hält mich nirgends. Kaum bin ich irgendwo abgestiegen, so warte ich schon wieder auf den Augenblick, wo ich die Koffer packen und reisen kann." „Hier auch?" fragte er mit geschärftem Ohr. „Sier genau so wie überall! NäMte Wocbe ist Lier Schluß. Dann wartet Hamburg schon! Dann Budapest, i Rom!" Sie fühlte, wie er ihre Finger losließ und zog sie langsam zurück. „Das ist dir unbegreiflich, nicht § wahr?" „Eigentlich schon. Und wo verbringst du deine Ruhe- „Wo es sich gerade trifft," sagte sie und drehte spiele risch an ihrem Ehering. „Das letztemal war ich in Swinemünde. Diesmal ist es., wahrscheinlich der Schwarzwald." Er gab sich alle Mühe und fand sich doch nicht mehr zurecht in ihr. Aus dem Kinde von damals war eine Frau geworden, die gewohnt war, selbständig zu denken und zu handeln. Früher hatte er beides für sie besorgt. Und war immer ihrer Gefolgschaft sicher gewesen, ob es sich nun um Spiel oder Ernst gehandelt hatte. — Fünfzehn Jahre ... dachte er und sah sich nach Agnes um, die eben eingetreten war. „Herr Doktor Aigen ist gekommen," meldete sie. „Mein Pianist," erklärte Anita. „Ich habe für einhalb fünf Uhr die Uebungsstunde angesetzt. Aber Aigen war tet gern ein paar Minuten. — Sagen Sie dem Doktor, ich ließe um einen kleinen Aufschub bitten, Agnes. — Willst du nicht fertig trinken, Dick?" „Danke." Er sah nach der Uhr und schüttelte den Kopf. „Gäste wie mich sollte man nach einer halben Stunde hinauswerfen. Von selber gehen sie nämlich nicht mehr." Sie mußte lachen, als er sich verabschiedete, denn sein Gesichtsausdruck erinnerte sie an sein Mienenspiel in der Kinderzeit, wenn er ein Loch in die Hose gerissen hatte. 2. Tussein hatte bis fünf Uhr eine Unterredung mit einem Lieferanten der Atlantic-Werke angesetzt. Sie war um sechs Uhr beendet. Bis ßinhalb sieben Uhr wid mete er sich einem Bekannten, der seine Zelte in Wann see aufgeschlagen hatte und eigens zu ihm hereingekom men war. Es wurde zwar eine kleine Enttäuschung, denn der Bekannte hatte erst vor kurzem geheiratet und zeigte wieder Eile, wegzukommen. Die Einladung, mit nach Wannsee zu fahren, lehnte Tussein ab. So wie die Dinge lagen, brachte er doch nur eine Störung. Um einhalb acht Uhr saß er wieder auf seinem Fen sterplatz. Zmn Erstaunen des Pagen schob er den Sta pel Zeitungen achtlos beiseite und suchte die Terrasse - ab. Aber der Platz, an dem Anita am Mittag gesessen ! Latte, war leer. „Frau Gode speist wohl auf ihrem Zimmer?" fragte er den Ober, der ihm die Suppe in den Teller füllte. »Die gnädige Frau hat bereits gespeist." Reichlich früh, dachte er und bequemte sich nun doch, das Abendblatt auseinanderzufalten. Es fiel ihm erst jetzt ein, daß er sich mit Anita irgendwohin hätte verab reden können. In ein nettes Kaffee, oder in eine Wein diele oder sonstwohin, wo man sich angeregt unterhalten konnte, ohne allzuviel Lärm um sich zu haben. Er emp fand es selbst als eine Ungerechtigkeit, daß er den Ober verantwortlich machte, die Bratkartoffeln zum Sauer braten seien heute nicht so wie sonst. Ziemlich lustlos nahm er das Essen zu sich. Er war irgendwie unzufrieden. Ob sie es übel vermerkte, wenn er im Vorbeigehen an ihrer Türe klopfte nnd fragte, ob sie bereit wäre, ihm den Abend z» schenken? Agnes steckte den schwarzen Wuschelkopf heraus und strich das Spitzenschürzchen glatt. Die gnädige Frau wäre leider nicht zu sprechen. Er wisse sicher von Frau Gode selbst, daß sie heute abend tanze. Er hatte keine Ahnung gehabt, und sie war sehr er staunt darüber; denn wenn Anita Gode tanzte, wußte das doch die ganze Stadt, wenn nicht die Welt! „Wo?" erkundigte er sich, mit plötzlich gewecktem In teresse. „Im Schauspielhaus." „Wann?" „Um acht Uhr, mein Herr." Er sah nach der Uhr. Genau dreiviertel. „Danke," nickte er, besann sich und kam den Schritt, den er bereits gemacht hatte, wieder zurück. „Glauben Sie, daß ich noch eine Karte bekomme?" „Ausgeschlossen. Die Direktion hat bereits um ein- halp sechs Uhr angerufen, daß das Theater ausverkauft sei." „Könnten Sie mir sagen, wo ich noch eine Karte er langen könnte?" ersuchte er. „Ich befürchte — nirgends." Das war betrüblich. Aber er versuchte es doch. Er setzte den Fernsprecher in Bewegung und fragte bei sämt- lichcp Agenturen, von welchen er vermutete, daß sie den Kartenverkauf übernommen hatten, an, ob nicht doch noch etwas zn haben wäre. Vielleicht war zufällig irgendwo eine Karte zurückgegeben worden. Aber der Zufall wollte nicht. Er setzte den Portier in Bewegung. lLorck. folatO