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Wilsdruffer Tageblatt : 12.06.1940
- Erscheinungsdatum
- 1940-06-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-194006120
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19400612
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19400612
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1940
-
Monat
1940-06
- Tag 1940-06-12
-
Monat
1940-06
-
Jahr
1940
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 12.06.1940
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ZWMWieNr umtrale Kiltmig durch Italiens Kriegseintritt nicht berührt Don zuständiger jugoslawischer Stelle wird dem Belgrader Vertreter des DNV. und der Agenzia Stefani erklärt, daß dr« neutrale Haltung Jugoslawiens durch den Eintritt Italiens in den Krieg nicht berührt werde und Jugoslawien auch weiter hin aus dem Konflikt der Großmächte herausbleiben wolle. Mit Befriedigung wird festgestellt, daß der Duce Jugosla wien gegenüber nicht nur die bereits früher erteilte Zusage der Achtung seiner neutralen Rechte in der mit größtem -»nteresse aufgenommenen Rede wiederholte, sondern daß er auch ähnlich gegenüber Griechenland und der Türkei sprach. Auf Grund dieser Erklärungen nimmt man jugoslawischer- seits an, daß sowohl Griechenland als auch die Türkei eine ähn liche Haltung wie Jugoslawien einnehmen werden. Die vom Reichsminister des Auswärtigen von Ribbentrop abgegebene Erklärung der Reichsregierung wurde von den maß gebenden jugoslawischen Stellen als eine neue Bekräftigung der Zusammenarbeit der beiden europäischen Ordnungsmächte aus» g^Jn politischen Kreisen der jugoslawischen Hauptstadt wurde der Eintritt Italiens in den Krieg an Seite Deutschlands bereits seit längerer Zeit erwartet. Die jugoslawische Presse hat die Öffentlichkeit auf dieses Ereignis vorbereitet, sb daß keinerlei Beunruhigung eintrat. Ueberall wird die Auffassung vertreten, daß nunmehr das Geschick der westlichen Plutokratien besiegelt sei. Zugleich findet man Dankes- und Anerkennungsworte für die Führung der jugoslawischen Politik, die das Land aus dem Konflikt der Großmächte herausgehalten hat. Gegen die Feinde Italiens Nach einer Meldung der Agenzia Stefani aus Addis Abeba haben die muselmanischen Untertanen von Jtalie- nisch-Osiafrika bei den italienischen Behörden den Antrag auf ihre Masseneinberufung gestellt, um gegen die Feinde Italiens zu kämpfen. In Addis Abeba haben die Muselmanen in Straßenumzügen geschloffen für die Regierung und das Kriegsglück Italiens demonstriert. Der Mn-mS in Griechenland Die griechische Presse berichtet in größter Ausmachung über den Kriegseintritt Italiens. Sie bringt gleichzeitig Bilder des Führers und des Duce. Allgemein wird in Griechenland die Aus wirkung des Kriegseintritts Italiens dahin gewertet, daß nun mehr der Zusammenbruch der Westmächte noch schneller vor sjch gehen werde. Die Blätter weisen weiter auf das unaufhaltsame deutsche Vordringen in Frankreich hin. — Das englische Pfund wird von der Bank voll Griechenland seit Montag nicht mehr eingewechselt. Spaniens Positron: „NWMegWrende Macht" Die Falangezeitung „Arriba" definiert die spanische Hal tung in der neuen Phase des europäischen Krieges und schreibt zum erstenmal, Spaniens Position sei die einer „nichtkriegfüh renden Macht". Spanien könne seine Sympathie für die Hwei großen befreundeten Staaten nicht verbergen, die heute Sva- uiens Geguer von gestern auf die Knie zwängen. Gmuis erklärt den Krieg EnglandhSrige Geste des Verräters. Der Geschäftsträger der Südafrikanischen Union hat, emer amtlichen Verlautbarung zufolge, dem italienischen Außen minister Graf Ciano erklärt, er müsse im Auftrage seiner Regierung die Pässe verlangen. Dabei habe er hinzugefügt, daß diese Mitteilung als gleichbedeutend mit einer Erklärung des Kriegszustandes zwischen Italien und der Südafrikanischen Union anzusehen sei. Kanada folgt dem Beispiel Wie Associated Preß aus Ottawa meldet, nahm das Kanadische Unterhaus eine vom Ministerpräsidenten Mackenzie King eingebrachte Entschließung an, derzufolge Kanada Italien den Krieg erklärt. * Brasilien übernimmt Schutz der italienischen Interessen Einer Meldung des römischen Nachrichtendienstes Stefani ans'Rio de Janeiro zufolge hat die brasilianische Regierung den Schutz der italienischen Interessen in Frankreich und Groß britannien sowie in deren Kolonien, Besitzungen und Man datsgebieten übernommen. SANN» huldigt Führer and Duce Stürmische Kundgebungen im Abgeordnetenhaus In der Sitzung des ungarischen Abgeordnetenhauses kam es zu lebhaften Kundgebungen für die Achsenmächte. Als einer der Abgeordneten in seiner Rede darauf hinwies, daß die italie nischen Soldaten auf Befehl des Duce zu den Waffen gegriffen haben, erhoben sich die Abgeordneten von ihren Sitzen und brach ten dem Duce und dem Führer stürmische Kundgebungen dar. Bei dem weiteren Hinweis auf die großartigen deutschen Waf fenerfolge in Frankreich wiederholte sich der stürmische Beifall der ungarischen Abgeordneten. Höchste Erregung in ASA. Scharfe Ausfälle im Senat Im USA.-Bundcssenat löste die Nachricht vom Kriegs- eintritt Italiens starke Erregung und teilweise scharfe Aus fälle aus. Der demokratische Sentor Lee schrie mit heiserer Stimme: „Frankreich ist erledigt, denn wie lange kann es jetzt noch aushalten?" Als Lee forderte, daß die Vereinigten Staaten jetzt alles, ausgenommen Menschenmaterial, zur Ver teidigung gegen einen gemeinsamen Feind an die Westmächte senden sollten, ertönte von den dichtgefüllten Galerien minuten langer Beifall, so daß die Ordnung nur mit Mühe wieder hergestellt werden konnte. Weiter behauptete Lee, daß, falls Deutschland siege, der Krieg auch Amerika erfassen werde. Vor Vertretern der Presse sagte der Vorsitzende des Außenpolitischen Ausschusses, Pittman, eine Beschleuni gung der Bemühungen zur Erschließung der materiellen Hilfs quellen Amerikas zugunsten der Westmächte voraus. MOMmgMMe ZM gamm Empire Sofort nach der Kriegserklärung Italiens Hal nrchi nur in England, sondern im ganzen britischen Empire eine wüste Ver- hastungs- und Terrorwelle gegen Italiener etnqeieyi. In Südasrika wurden die ganze Nacht über Italiener tn den verschiedensten Teilen des Landes durch die Polizei des englandhörigen Herrn Smuts verhaftet In Durban und in Kapstadt Hal britischer Pöbel unerhörte Ausschreitungen gegen die dort lebende italienische Bevölkerung verübt Auch am der Insel Lypern wurden alle Italiener sofort nach der Erklärung Mussolinis verhaftet. In Australien, wo über 27 000 Italiener leben, hat die Polizei, einer Nachricht aus Melbourne zufolge, besonders strenge Maßnahmen erarissen. In den Zuckerplantagen von Ouenns- land, wo ungefähr 8000 Italiener arbeiten, steigerte sich die Angst der australischen Behörden sogar zu umfangreichen militä rischen Sondermaßnahmen. In Britisch-Jndien wurden etwa 200 Italiener verhaftet, darunter allein in Bombay 70. Für Großbritannien Hal der britische nationale Sicherheits dienst. nach einer Reutermeldung, am Dienstag die Verhaltung von allen Italienern im ganzen Lande verfügt Die in London lebenden Italiener, deren Zahl ungefähr 7000 beträgt, wurden kaum eine Stunde nach der Rede des Duce in großen Massen verhaktet AdgrmdMe llmmMmMit Ausgerechnet Nuss Cooper schmäht das italienische Volk In dem Augenblick, in dem Italien in den Entscheidungs- rampf um seine Lebensrechte eintritt, finden die plutokratischen Kriegshetzer, die Europa in den Krieg gestürzt haben, keine andere Antwort als niederträchtige Beleidigungen und haß erfüllte Schimpfereien. Am gehässigsten tut sich dabei Duff Cooper hervor, der die Schimpfkanonaden der anderen Kläffer noch zu überbieten trach tet. Feigheit und Verräterei ist das Mindeste, was dieser Eng länder den Italienern vorwirft. Ausgerechnet ein englischer Minister wagt diese Worte zu gebrauchen, die doch gerade das Charakteristikum der Engländer sind, was sie immer wieder bewiesen haben. Drei Namen genügen: Namsos. Anoals- nes und Dünkirchen! Das Antreten Italiens zum Kampf um sein heiliges Recht nennt dieser saubere Herr ein Ver brechen. Das wagt ein Mann zu sagen, der seine schmutzige Aufgabe darin iah. die Welt in den Krieg zu Hetzen, der sür die Vernich tung Deutschlands eiferte, dieser Plutokrat reinsten Wassers, der eine verrottete Welt in den Krieg gegen die jungen Ratio- nea trieb, die nor ihre heiligsten Rechte forderten. Wenn er aber von Undankbarkeit fafelt. so sei er nur an die verabscheuungswürdigen Sanktionen erinnert, nnt denen England Italien erwürgen wollte. Sein haßerfülltes Wutgeheul.überschlägt sich aber, indem er den Duce des italie- nnwcn Mures einen gemeinen Mörder ich impft. Diefe als» qrundtiefe Unverschämtheit kommt aus dem Mund« des Ministers eines Volkes, dessen Geschichte in das Blut unzäh liger unterdrückter Völker getaucht ist, in das Blut der Buren und Inder und so vieler anderer. Dieses Blut aber kommt nun über die plutokratische Welt, und dieser Haßgesang Duff Coo pers ist nur ein Ausdruck der Furcht vor dem unwider ruflich Kommenden! „ Scharf rechnet „Eiornale d'Italia" mit Duff Cooper ab. Seine Behauptung, England und Frankreich feien die „Erb freunde Italiens" wird an Hand der Sanktionen und des Ver rates in Versailles zurückgewiesen. Das Blatt erinnert an sie vielen Mißhelligkeiten zwischen Italien einerseits und den Weltmächten andererseits und die vielen unerledigten italieni schen Forderungen und verweist gegenüber Loopers Behauptung, Italien habe sich eines Dolchstoßes gegenüber den Weltmächten schuldig gemacht, auf den Bündnisvertrag mit Deutschland. Ge rade England und Frankreich hätten Italien schmählich ausae» nukt und wären ihm mehrfach in den Rücken gefallen. Wer ist UMert? Gefährliche Trugschlüsse der Westmächte — Durch Italiens Kriegseintritt weitere wichtige Licfergebiete sür die Pluto kratien ausgefallen Als großen und allerdings einzigen Vorteil der Welt mächte aus dem Eintritt Italiens in den Krieg verzeichnet daZ Londoner Jnsormalionsministerium die Schließung einet Lücke in der Blockade Deutschlands. Trotz der Ereignisse del letzten Monate ist es als offenbar den Strategen des westli chen Wirtschaftskrieges noch nicht klar geworden, daß der bis herige Verlauf des Krieges eindeutig die absolute Blockade- festigkett Deutschlands erwiesen hat. Sie wollen noch immel nicht zugeben, daß die deutsche Wirtschaftskraft in den ver gangenen zehn Monaten nicht geschwächt wurde, sondern im Gegenteil auf den verschiedensten Gebieten immer deutliche» sichtbare Zeichen einer fortschreitenden Erstarkung zeigt. Im Gegensatz zu den Westmächten läuft heute Deutsch- lands Kriegswirtschaft reibungslos aus höchsten Touren, und ihre Versorgung mit den notwendigen Rohstoffen ist aus eige ner Erzeugung und soweit noch notwendig durch absolut unbe hinderte Zufuhren vollständig sichergestellt. Gleiches gilt auch für die Wirtschaftskraft Italiens, von der die Westmächte wirklich nur mit größter Selbsttäuschung annehmen könnten, daß sic unvorbereitet in diesen Krieg eintral. Es wäre den führenden Leuten des britischen Kriegswirt- schaftsministeriums in London sicherlich nicht von Schaden, wenn sie einmal ihrem angeblichen Vorteil einer Schließung der italienischen Blockadelücke die ihnen gleichzeitig erwach senden Nachteile gegenüberstellten. In der ganzen übrigen Wett bestehe»» heute keinerlei Zweifel mehr darüber, daß England und Frankreich durch den Eintritt Italiens in den Krieg nunmehr zu den Märkten Nord- und Osteuropas, Bel giens nnd Hollands auch die Märkte des Südostraumes und des Nahen Ostens verloren haben. Nachdem die oeutschen Ersolge England bereits den Ver lust von 21,4 Prozent seines gesamten Außenhandels und von 35,4 Prozent seiner Einfuhr an Fleisch. Milch. Milcher zeugnissen und Eiern und von 18 Prozent seiner Einfuhr anderer Lebensmittel sowie von 22,1 Prozent seiner aesamlei» Rohstoffeinfuhr und 33,8 Prozent seiner Einfuhr an Lalb- und Fertigwaren brachten, wird die nunmehrige völlige Ab- schnüerung des englischen Handels vom gesamten Mittelmeer- nnd Südostraum eine weitere bedemeudede Steigerung dieser Ziffern unabwendbar zur Folge haben, Englanv wirb künf tig ebenso wenig wie Frankreich im bisherigen Umfange seine Bezüge an Erzen und Lebenslyitteln aus Jugoslawien, Erdöl und Getreide aus Rumänien, Tabak und Lebensmittel aus Bulgarien, Erzen, Tabak und Früchten aus Griechenland, Er zen, Tabak und Lebensmitteln aus der Türkei sowie Zwiebeln »md Baumwolle aus Aegypten erlangen können. Für Frankreich werden die Zufuhren aus Nord afrika abgeschnitten, und selbst die Oellieferungen aus dein Nahen Osten sind für beide Länder in höchstem Maße gefähr det, wenn es auch gelingen sollte, sie auf dem Seeweg um das Kap der guten Hoffnung zu befördern. Mit dem Ausfall des Mittelmeeres als Handels- und Schiffahrtsweg ist für England nach zahlreichen eigene« Ur teilen unzweifelhaft eine Lebensader angeschnitten. Hinzu kommt, daß sich selbst die britischen Bezüge aus Indien und Australien infolge des bedeutend vergrößerten Transportweges gewaltig verteuern und in Verbindung mit dein vorhandenen Tonnagenmangcl überdies zwangsläu fig vermindern müssen. Noch mehr als bisher werden daher die Weltmächte in Kürze erkennen müssen, daß sich die Fronten im Wirtschafts krieg gründlich verschoben habe»» nnd daß es sich heute weniger um eine Blockade Deutschlands als um eine Abschneidung der Westmächte von wichtigsten Liefergebieten handelt. ----- -- Tomasi-, von !Vls»p1« Odselln «lopyriM bq Prometheus-Lerlaa O,. «Hacker DrSbene-U bet Mlmcben Schlich „Dann laß mich jetzt für dich leben, Mutter!" sagte das Mädchen «nd reichte Henriett mit festem Druck die schlanke Hand. Henriett schüttelte den Kopf. „Nicht für mich, Kind! Du bist ein erwachsener Mensch, du sollst dein eigenes Leben führen! Aber wenn du bei mir bleiben willst oder zu mir kommen willst — Du weißt, je länger du das tust, um so lieber ist es mir..." Sie strich ihr über die Haare. „Hörst du! Draußen verschwindet Europa. Du kennst das noch nicht — Abschied von einer Welt. Wollen wir hinausgehen?" Hennh Lipperloh nickte. Henriett fuhr plötzlich auf. „Mein Gott! Ist denn überhaupt alles geordnet? Habt ihr Kabinen, könnt ihr überhaupt mitfahren? Henny lachte. „Wer natürlich. Dürkheim hat doch für alles gesorgt." „Ja — aber du, Hennh? Hast du Gepäck, hast du alles?" „Alles, Mutter. Als mein Entschluß feststand, mit dir zu gehen, habe ich gleich alles besorgt..." Henrietts Stimme war sehr leise. „Und was sagte man in Lipperloh?" „Tante Tina war sehr froh. Viele, viele Grüße an dich trug sie auf. Vielleicht kämst du in ein paar Jahren wieder. Das wäre ihr letzter Wunsch ans Leben..." Henriett schwieg eine Weile. „Und was sagen — die anderen?" „Onkel Lipperloh war gut — aber sie.. „Dora?" «Ja." „Sie sprach nicht gut von dir, — aber ich will ihr Glicht böse sein. Es fiel ihr schwer, mich zu verlieren, das ist es." Enger schmiegte sich das Mädchen an die Mutter. „Man war gut zu mir in Lipperloh. Aber eine Mutter habe ich nie gehabt. Eine Mutter, wie ich sie mir immer voraeüellt habe: zärtlich« weich, gütig..-" Sie barg den Kopf an den Schultern der Frau. „Ich habe sie jetzt erst gefunden..." Leise und liebkosend glitt Henriettes Hand durch das Weiche Haar. „Und nun komm, laß uns hinausgehen. Ich möchte deine Kabine sehen, wissen, ob du gut untergebracht bist.." Sie traten auf den Gang. Man hörte noch Ab schiedsrufe und den leicht verwischten Lärm der nahen Stadt. „Dürkheim hat für alles gesorgt...", sagte Hennh Lipperloh und sah die Mutter an. „Er ist so gut!" sagte sie leise. „Nicht wahr, er steht dir nahe?" Henriette sah in das junge Gesicht, das doch schon so weich und fraulich war. „Ja!" sagte sie leise. „Weil er mich an deinen Vater erinnert, — er war genau so fest und gütig..." Sie waren jetzt vor Hennhs Kabine angekommen. „Ich setze nur eben meinen Koffer hier ab und komme gleich zu euch!" / Eine winkende grüßende Hand. Mit weichem zärtlichem Lächeln ging Henriett Weiter. Plötzlich stand sie vor Thomas Dürkheim. „Komm!" sagte er leise. Sie wandten sich der Reeling zu und blickten auf die gliminenden Lichter der zurückblei- benden Stadt. „Ich bin so glücklich!" sagte Henriette leise und reichte ihm schweigend die Hand. „Es ist unfaßbar, daß sie zu mir gekommen ist! Hast du ihr such bestimmt nicht zuge redet, Thomas?" „Nein. Es war einfach die Stimme des Blutes, die sie zu dir zog. Was vorher war, war Schreck, Er staunen, Bestürzung —, sagte ich es dir nicht gleich?" „Du hast mich so froh gemacht, Thomas. Ich danke dir« ich weiß gar nicht, wie ich dir danken soll...!" „Keinen Dank, Henriett, ich habe nichts dazu getan, als bei ein paar Äeußerlichkeiten geholfen. Der nächste Dampfer hätte sie dir auch ohne meine Hilfe zugeführt.." Leise schlugen die Wellen an das Schiff. „Und du?" fragte die dunkle Stimme der Frau fast schüchtern. „Du fährst mit hinüber« Thoinas? Aber warum? Denke doch an deine Arbeit, an dein Heim!" „Alles wird unwesentlich ohne dich, Henriett!" Die tiefe Stimme des Mannes schwang zu ihr hinüber. Henriett fühlte ihr Herz heiß pochen. „Dein Heim!" sagte sie nochmal. „Haus Rendshof!" „Ja, es ist schade drum. Wer ich gehöre zu dir, Hen riett, das weißt du. Und ich verstehe, daß du dort nicht leben kannst. Heute noch nicht. Vielleicht einmal, wenn wir zwei ganz alte Leute sind und trotz allem, was war, den Heimatboden unter den Füßen spüren möchten. Ich kann meine Arbeit drüben beendigen. Ich kann von dort aus zu neuen Forschungen ausziehen und wieder zu dir heimkehren, Henriett. Mach kein zweifelndes Gesicht, Liebe, es wird gehen. Und sprich nicht von Schwierigkeiten..." „Ich habe eine Arbeit, Thomas. Die Teeplantagen. Ich verdanke Morahn so viel, ich muß für ihn arbeiten.. „Ich weiß. Aber was hindert das uns? Du sollst deine Pflicht ihm gegenüber nicht versäumen. Oder denkst du, daß er unsere Verbindung nicht gern sehen würde?" Henriett schüttelte den Kopf. „Nein, er wird mir nichts in den Weg legen, das weiß ich, er wird sich freuen. Ueber dich und Hennh " „Und ich freue mich darauf, ihn kennenzulernen, Hen riett, diesen Menschen, der dich mit soviel Liebe über schüttet hat. Mit soviel, Henriett, wie ich dir an Liebe ge ben möchte!" Noch einmal klang die dunkle Stimme der Frau in einer leisen Frage auf: „Und Hennh ?" „Ja, Hennh. Siehst du, Henriett, darauf habe ich ge wartet. Wir drei wollen zusammen ein schönes Ganzes bilden. Ihr sollt viel Zeit und viel Raum füreinander ha ben. Das wollte ich dir noch sagen. Wer ich glaube, sie kann mich leiden, wir werden gut zusammen leben. Und dann, — sie hat keinen Namen, keinen rechten Vater, — ich werde das sein, Henriett. Und glaub mir: es ist mir ernst damit..." In Henrietts Augen standen Tränen. Jetzt sah sie ihr Kind aus der Kabine kommen, mit frohem Gesicht und lachenden Augen kam Hennh auf sie zu. Nun hielt sie mit der einen Hand dis des Mannes, mit der anderen die ihres Kindes Zwanzig einsame böse Jahre sanken ins Meer der Er innerung und waren nur noch wie ein Hauch — Sie lächelte Leiden zu und zog sie näher zu sich. Ihr schönes Gesicht leuchtete. „Kommt!" sagte sie leise. Und sie wandten sich der Reeling zu. Dort standen sie lange und nachdenklich und sahen schweigend in die Nacht hinaus «LULL-
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