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Wilsdruffer Tageblatt : 06.05.1940
- Erscheinungsdatum
- 1940-05-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-194005067
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19400506
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19400506
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1940
-
Monat
1940-05
- Tag 1940-05-06
-
Monat
1940-05
-
Jahr
1940
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 06.05.1940
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Englands Spiel mii dem Feuer Offene deutsche Städte sollen bombardiert werden. In einer Zuschrift an die „News Chronicle" setzt sich der Herausgeber der englischen Zeitschrift „The Aero- plane", Colston Shepherd, dafür ein, den Luftkrieg nach Deutschland zu tragen England habe, so schreibt er u. a„ feindliche Luftstützpunkte an verschiedenen norwegisrtpm Plätzen bombardiert, worunter norwegische Zivilisten gelitten haben mögen. Jetzt sollte England icdoch Dessau, Bremen, Rostock Und Oranienburg bombardieren, wo wöchentlich Dutzende neuer Flugzeuge produziert würden, um die englischen Streit- kräste anzugreisen. Solle aber England immer darans war ten, daß der Feind zuerst zuschlage? Wenn England ernstlich wünsche, den Krieg schnell zu gewinnen, müsse cs den Krieg auch nach Deutschland hereintragrm * Es gibt in England immer wieder Leute, die mit erstaun licher Leichtfertigkeit mit dem Feuer spielen. Von dem Her ausgeber einer Fachzeitschrift über Luftfahrt sollte man eigent lich annehmen, dass er über die ungeheure Stärke und ver nichtende Schlagkraft der deutschen Luftwaffe unterrichtet ist. Im anderen Falle sind die Tommies, die der norwegischen Katastrophe entronnen sind, sicherlich gern bereit, diesen Schreibtisch-Strategen darüber entsprechend aufzu klären. Sollten englische Flieger wirklich den Versuch machen, offene deutsche Städte wie die genannten zu bombardieren, ^fo würde dies eine Antwort auslösen, die alle bisherigen englischen Erfahrungen mit der deutschen Luftwaffe in den ^.Schatten stellen würde. Englische Llmiriebs in Griechenland Geheimsender in Saloniki entdeckt — Britische Flieger als „Geschäftsleute" In Saloniki gelang es einer Polizeistreife, eine ge heime Sendeanlage in der weiteren Umgebung der Stadl aus- findig zu machen. Die Sendeanlage war in der Villa eine? englischen Professors eingebaut, der sich dort vor einigen Wochen angeblich zu „Studienzwecken" niedergelassen hat Der Geheimsender soll Wettermeldungen an britische Seestreitkräsle im östlichen Mittelmeer gegeben haben, wahrscheinlich zur Unterrichtung eines oder mehrerer Flugzeug träger. Der englische „Professor" ist verhastei worden In Athen weilt sei, drei Tagen eine Gruppe von fünf- nndzwanzig englischen Fliegern in der Uniform der Piloten der Empire Airwavs. Die Ankunft der Flieger finde« um so mehr Beachtung, als bereits vor vierzehn Dagen sünsund zwanzig englische Flieger, die Angehörige der Royal Airforce waren, in Äthen einirafcn, sich als Geschäftsleute ausgäben und auf die drei besten Hoteis von Athen verteilt wurden Die Häufung dieser Fliegerbesuche in Athen ha« Beunruhigung in der Bevölkerung ausgelöst. Man betrachtet im Zusammenhana mit den neuesten Vorgängen im Mittelmeer und der Teil- Mobilisierung in Griechenland die Mission dieser Flieger keineswegs als ziviler Natnr. „Wir Lehandelten ganz Deutschland wie eine belagerte Festung und geben offen zu, daß wir die ganze Bevölkerung einschließlich Männer, Frauen und Kinder, Alte und Junge, Gesunde und Kranke so aushungern wollten, bis sie zu, Niederwerfung reis sind." So gab der Erste Lord der britischen Admiralität, Win ston Churchill, nach dem Weltkrieg mit zynischer Ossern yeit zu und brüstete sich seiner „Heldentat". Derselbe Winston Churchill ist heule wieder das Ober haupt der britischen Kriegsverbrecher. Mit den gleichen Me thoden wie im Weltkrieg glaubte diese Clique den Krieg gegen Deutschland führen zu können. Deshalb wurde die Wirt schaftsblockade gegen Deutschland errichtet und damit Vör alte Kamps gegen Frauen, Kinder und Greise wiederausgenommen. Das Deutschland von heute ist nicht das Deutschland von 1914. Wir haben aus dem Weltkrieg gelernt. Englands Wirt- schaftsblockade ist ein stumpfes Schwert. Dafür aber haben wir die Hand an die Kehle Englands gelegt. Schutz Ser Wikinger Schifte Deutschland hüte« norwegische Kulturgüter. Die deutsche .Militärbehörde teilt mit: Im Auftrage von Generalfeldmarschall Göring hat der Kommandant für die Luftwaffe in Norwegen die ve- rühmien Wikinger Schisse auf Bygdoey besichtigt und die notwendigen Massnahmen kür ihren Schutz gegen Luftangriffe getroffen.. TvnreN. Svort Md Tviel. SEMS MWMW WM LMM 2:1 Verdienter Sieg durch große MnnnfchaftSleistung Vor 20 000 Zuschauern lieferten sich sie Bereichsmann schaften von Sachfen und Ostmark einen spannenoen Freund- schaftskamps. ven Sachsen knapp und etwas glücklich, wenn auch nicht unverdient, mit 2:1 >1:0» gewann. Beide Bereichs mannschaften waren sehr spielstark, wenn auch einige LMtzen- spieler wie Binder, Pcsfer und Hahnemann, die gegen Jia- sien spielten, auf der einen und Schon. TSC. auf der an deren Seile fehlten. Die Wiener hatten ihre Eli aui vier Posten noch verändert, in Sachftns Eli trat Richard Hof mann. der damit sein 25 Spiel in der Gaumannjchaft fte- fene. fü" den verletzten Weigel an. Dem Nicki fehlersreien Sckiedsiick«er Tölke stellten sich beide Mannschaften wie folgt: Sachsen: Kretz, Dresdner SC: Richter, Chemnitzer BL und Hempel, Dresdner SC: Settmann. Planitz, Tzur, Dres dener SC und Schubert. Planitz: Mende, Chemnitzer BC, Hänel. BC Hartha, Heimchen, Polizei-SV Hormann, DSC, Arlt, Riesa — Ostmark: Zöbrer, Austria: Schnaus, Vienna und Sckall. Avmira: Skoumal, Rapid, Mock, Austria. Probst Austria: SckUlina. Avmira. Hanke. Vienna. Neuer- meier. Wacker. Decker. Vienna Hanrefter Admira. D>e Gäite zewien ein technisch hervorragendes Spiel doch blieben die Leistungen des Angriftes dinier den Erwartun gen zur ick da bis zur Sttaftanmarerne wobt schön zusam« menoekp'-ft wurde dann aber die Kunst der Wiener zu Ende war. Den gleichen Febler machten übrigens die Sachsen in der zweiten Hälfte Im allgemeinen erzielten die Ostmärler für länacre Strecken Feldiiberleaenben Sachsen verteidigte iedoch hervorragend.' wobei sich vor allem Hempel, Seltmann und Schubert hervortaten - Richter kam erst in der zweiten Halkzei. voll aui Touren. Dzur deckte kehr am Kretz halte keine allzu schwere Arbeit, mutzte aber zum Schlutz oft ret tend einareiken Der Sturm her Saebleueli liest in den ersten zwanzig Minuten die Horinuna erstehen, als wenn die Ost mark in Grnnv und Boden gespielt werde Vor allem Richard Hormann zeiaie eine blendende Form und bediente Arft im mer uno immer wieder vorbildlich Für die restliche Spielzeit zerftel aber die ame Zusammenarbeit sehr zum Leid der Zu schauer. Hänel vervastte viele ame Toraeleaenbeiten. Helin- cken zeiaie ebenfalls neben sehr guten Momenten manche schwache Leistnna. Ueberraschend am war Menve auf Rccvis- austen. der leider viel zu wenig bedient wurde. Mende konnte mebrlgch SchNgus überwinden. Er war neben Richard Hof mann der produktivste Stürmer der Sachsenels. Arlts Zu spiel liest manchmal zu wünschen übrig, seine schnellen Läuse and sein aeschicktes Täuschen brachten ihm jedoch viel Svm- ohatien ein, Richard Hofmann brachte von Anfang an den sächsischen Sturm immer wieder nach vorn. Eine von ihm sabelhafte einaekädelte Aktion führte in der 16. Minute zum ersten Tor. Die Vorstösse der Wiener endeten säst alle in den Reihen der aufmerksamen Verteidigung Sachsens, wobst allerdings viele Ecken verschuldet wurden. Mit, dem knappen 1:ü-Vorsprung ging es in die Pause. Rach dem Wechsel verfehlte Richard Hofmann nur knapp das Tor der Gäste. Tie Wiener legten äck nun mäcktig ins Zeug. Sachsens Läuferreihe erwies sich aber als unüberwindlich Ans beiden Seilen kombinierten die Stürmerreihen viel zu viel, anstatt einen Schuß zu wagen. Schall, det nickt immer im Bild war, machte in der 64. Mi-, nute im Strafraum Hand. Richard Hofmann ließ sich die, Gelegenheit zum zweiten Tor nicht entgehen. Sein Elfmeter-, schuss fass unhaltbar im Tor. 2:0 für Sachsen. Jetzt wurden oas Spiel immer spannender, die Wiener zogen alle Register ihres Könnens, spielten wunderschön zu, konnten aber nicht schiessen Daaeaen blieben die sächsischen Vorstöße viel gefähr licher. Zweimal kam Mende an Schnaus vorbei, beidemale legte er schußgerecht zur Mitte vor. Hänel hatten aber alle guten Götter verlassen, er verpaßte beide Vorlagen. DieNach- schüsse Arlts brachten nichts ein. Zwei Minuten vor Schlutz fiel aus einer Ecke heraus das Ehrentor der Wiener. In einem wilden Durcheinander erwischte Reitermeier das Le der und knallte es unhaltbar unter die Latte. Der Endstand der Ecken lautete 4:11 für Ostmark. Sporkfr. Leipzig und TV NlederhäLllSj kn der EfkkftffdlkMH Im Kamps um die Sachsenmeisterschaft iin Handball er kämpften sich die Sportfreunde Leipzig mit 5:0 den zweiten Sieg aeacn Fortuna Leipzig und damit die Tsilnabmebereck- tiaung an der Entscheidung gegen den TV NiederhäsliÄ- Frcftal. Das erste Entscheidungsspiel findet an Pfingstsonn tag in irrettal, das Rückspiel am 19. Mai in Leipzig statt« Müens Revanche geglückt Knapper 3 : 2-Si*eg über die deutsche Els Vor mehr als 70 000 Zuschauern wurde Im Mailänder Sta- oion der neunte Fußball Länderkamps zwischen Deutschland und Italien qusgetragen. Diesmal war das Glück aus seiten der italienischen Weltmeister Els von 1934 und 193», die mit einem knappen 3:2- Sieg die Revanche für ihre 2:5- Niederlage vom November vergangenen Jahres nehmen konnte. Die Italiener führten bei Halbzeit mit 2:0 Toren: dann konnte Deutschland durch den Wiener Mittelstürmer Binder zivei Tore aufholen. Bald daraus siel aber auch das dritte und entscheidende Tor für Italien, das diesen Vorsprung bis zum Schluß zu halten wußte. Wie im tiefsten Frieden tragen Deutschland und Italien sportliche Länderkämpfe in dieser heroischen Zeit aus und geben damit der Welt ein weithin sichtbares Zeichen der engen Freundschaft die beide aiiss engste miteinander verschworenen Nationen verknüpft. Nachdem die deutsche Elf im November vorigen Jahres im Berliner Olympiastadion über die italieni sche Nationalmannschaft mit 5: 2 Toren gesiegt hatte, hatte man der neuen Begegnung allgemein mit grösster Spannung -örmttch daraus, diese Niederlage auszugleichen, während der deutsche Fußballspori die feste Hoffnung auf einen neuen Sieg über den Weltmeister hatte Bei der Seitenwahl hatte die deutsche Mannschaft daZ Glück, mit der Sonne im Rücken spielen zu können. Das wai ein grosser Vorleil. denn das Spiel sand bei einer sür di« deutschen Begriffe ausserordentlichen Wärme statt. Allerdings konnten unsere Spieler diesen Vorteil nicht viel ausnuyen Namentlich der schwere 'Mittelstürmer Binder kam bei der starken Hitze nicht recht in Gang und vermochte sich gegen über den wendigen Italienern zunächst nicht recht zur Gel tung zu bringe». Gleich zn Spielbeginn eröffneten die italienischen Stürmer überaus gefährliche Angriffe gegen das deutsche Tor. Sowohl der Jnnensturm wie die Flügelstürmet tonnten immer wieder durchbrechen und die deutsche Verteidi gung ümspielen In der 16 Minute würde der Eiser de« Azzurts zum erstenmal durch einen Erfolg gekrönt. Dabei wäre dieser Treffer zu verhindern gewesen, wenn der deutsch« Torwart Klodt nicht, wie später noch öfter, zu früh das To« verlassen hätte In der 25. Minute kamen die Italiener z« ihrem zweiten Erfolg, während der deutsche Sturm sich immei noch nicht finden konnte. Bei Beginn der zweiten Spielhälft« schien sich das Blatt zu wenden Der deutsche Sturmführei Binder kam endlich in Form und konnte durch zwei Tore de« Ausgleich erzielen. Während dieser großen Angrisfsperiod« der Deutschen hätten die Italiener zweifellos noch mehr Tref fer hinnehmen müssen, wenn nicht ihr ausgezeichneter Tor hüter Olivieri durch seine glänzenden Paraden immer Wiedel in letzter Minute gerettet hätte. Als die italienische Els dan» anschließend zum dritten Tor einsenden konnte, war es de« deutschen Sturm nicht mehr möglich, die starke Verteidigung des Olympiapaares Foni-Rava zu überwinden. Bei alle« Einsatz fehlte es bei dem deutschen Sturm an der richtige« Zusammenarbeit. Schließlich mag auch die drückende Hitze, di« über dem Mailänder Stadion lastete, die volle Entfaltuni des deutschen Fußballkönnens beeinträchtigt haben. Deutschland gewinnt den Mssolinl'poral Den Höhepunkt des Internationalen Reitturniers in Roa bildete der große Wettbewerb um den Eoldpokal Mussolinis In Anwesenheit des Duce, dcS Neichssportführers und des deutschen Botschafters blieb die aus Major Momm (Alchimist), Rittmeister Brinckmann (Oberst), Rittmeister E. Hasse (Notar! und Rittmeister Weidemann (Alant) bestehende deutsche Mann schaft im schärfsten Kampf mit Italiens vorzüglicher Mannschaft mit 8 Fehlern siegreich gegen 12 Fehler der Gastgeber. Di« übrigen Rationen solgten erst in erheblichem Abstand, Ru mänien mit 32 Fehlern vor der Schwerz mit 41V» und Ungar« mit 71 Fehlern. Der Duce beglückwünschte General Freiherrn von Dalwich als Leiter der Expedition und überreichte anschließend denl Mannschastsführer Major Momm den Golvpokal sowie de« Preis des Außenministeri,ims sür die beste Einzelleistung, di« Major Momm mit zwei fehlerlosen Ritten auf Alchimist voll brachte. rrovnsn von K/Isrls Okortln «topyrik,l,t dq Prometheur-Berta« U». Süchagcr wroo«nz«u Lei Münchri» 83- Fortsetzung Außer Claaßen waren noch verschiedene junge Männer da, meistens Urlauber. Gerdas Bruder Otto, der immer wieder neue Kriegswitze erzählte, auch Richard Teubnitz War da, — ich bin ihm ausgewichen, wo ich nur konnte, aber er verfolgte mich überall hin, wollte ewig mit mir tanzen und ließ mich nicht los. Ich habe nie begriffen, daß Hans-Hermann sich mit ihm befreunden konnte. Dieses bleiche, blasierte Gesicht mit dem Monokel! Goldenes Kettenarmband ums Handgelenk, dauernd die hohen Lack- stiefel, diese ganze Uebere?7ganz, —> scheußlich! Er näselte ziemlich mit Claaßen, dessen Uniform und ganzes Gebaren außerordentlich einfach ist. Dann fing er auch an, vom Krieg zu erzählen, aufdringlich und selbstgefällig. Ich konnte es fast nicht mehr ertragen und sah, wie es auch um Claaßens Mundwinkel zuckte. Ein Glück, daß Hans Beren- stein da war, ein bißchen rauhbeinig, aber unverblümt offen, ehrlich und einfach machte er sich über TeubNlhens Geschwätz lustig. Als Teubnitz seine Heldentaten beendet hatte, sagte Berenstein ganz kühl: „Das ist doch gar nichts Besonderes! Nur Selbstverständliches! Aber hier, — was Kamerad Claaßen geleistet hat...!" Er erzählte von einer Patrouille, in der Leutnant Claaßen große Gefahren bestanden und seinem Regiment einen unschätzbaren Dienst geleistet habe. Das E.K.I habe er doch bekommen, warum er es nicht trage? Claaßen war ganz rot geworden, als sich ihm alle Ge sichter zuwandten. „Woher wissen Sie das denn alles?" fragte er erstaunt. „Aber Ihr Bild stand doch sogar in der .Woche'!" sagte Hans Berenstein. „Als Sie vorhin hier hereinkamen und Ihr Name fiel, erinnerte ich mich sofort an Ihr tolles Husarenstücken..." Henner Claaßen zuckte die Achseln und wehrte fast ver legen ab. Sein Gesicht war fast knai>uhaft verlegen. Er wandte sich etwas hilflos an mich: „Müssen wir nicht gehen? Ihre Frau Tante hat mir aufgetragen, Sie früh heimzubringen...!" Ich mußte heimlich lachen, aber ich War auch froh, daß ich die Gesellschaft verlassen konnte. Wir sind den weiten Wea zu Fuss aeaanaen. obwohl Gerda uns den Wagen angeboten hatte. Es Watz herrlich draußen, eine warme Weiche Nacht. Ueberallhin verfolgte uns der Duft von feuchter Erde und blühenden Wiesen, es hatte vorher geregnet. Schließlich kam aber der Mond, ganz zart und blaß. - Wir gingen fast den ganzen Weg schweigend nebeneinander. Aber wir waren sehr froh . 10. Juni 1913. Unser lieber Hansgast hat uns plötzlich verlassen. Von Münster war ihm ein Brief nachgesandt worden. Der Onkel aus Ostpreußen, fast der einzige Verwandte, schrieb ihm und bat ihn dringend, doch ein paar Tage des Ur laubs auch bei ihm zu verleben. In so schweren Zeiten müßte die Familie fest zusammenhalten. Natürlich konnte er die Bitte nicht abschlagcn und hat für ein paar Tage zugesagt. Tlber nach seiner Rückkehr will er gleich nach Lipperioh herauskommen. Und dann sind ja auch noch die vier Wochen Ausbildungszeit, in denen er gewiß Zeit hat, hin und wieder mal zu kommen. Und wenn ich zum Bahnhofsdienst in Münster bin, wird er sicher eine Stunde Zeit für mich haben Als er heute abfuhr, war mir seltsam zumute. Ich fühlte mich schrecklich einsam und hätte hemmungslos Weinen können. Es ist vielleicht verrückt, — wegen eines völlig Fremden! Aber vielleicht liegt es daran, daß wir uns so sehr gut verstanden haben... Tante Tina sagte auch, als er gegangen war: „Ein ganz prächtiger Mensch, ich freue mich, wenn er wiederkommt. Ja, Hennhlein, jetzt wird es bei uns wieder sehr einsam sein..." Ich habe nur genickt. Ich war blaß, und mir war kau zu Mut... 12. Juni 1915. Eine große Neberraschung. Ganz unerwartet kündigt Hans-Hermann heute an, daß er für wenige Tage auf Ur laub kemmt. Die Nachricht ist wie alle: kurz, etwas herrisch, etwas kühl..Er schrieb noch dabei, Tante Tina möge besondere Sorgfalt darauf legen, daß sich Lipperioh würdig präsentiere. Er würde uns Ueberraschendes mit teilen ... Da bin ich gespannt. Natürlich freue ich mich, daß Hans- Hermann kommt. Ich habe mich schon oft gefragt, wie es kommt, daß wir nicht inniger und herzlicher zueinander stehen. Bate: und Mutter sind so früh gestorben. Ver wandte haben wir wenig. Es wäre doch natürlich, wenn wir uns ganz eng aneinander anschlöfsen. Aber es ist nicht so. Wir sind verschiedene Naturen, es ist so viel Trennen des zwiicben uns. und Lans-Hermanns berechnende küble Art ist mir so fremd... Aber ich will das alles vergessen und sehr lieb zu ihm sein... 13. Juni 1915. Hans-Hermann ist gestern gekommen, seine große Ueber- raschung haben wir bald erfahren. Am Nachmittag hat er uns mitgeteilt, daß er sich jetzt verloben wolle, wahr scheinlich würde er auch bald heiraten... Wir waren aufs äußerste gespannt. Schließlich fragte Tante Tina: „Wen denn?" „Dora Degener...", hat er gesagt. Wir sahen uns an nnd schwiegen eine Weile. Dann haben wir gesagt, was so üblich ist, daß wir ihm Glück wünschen, daß er sicher bald seine Brctut hierher bringen wolle — wie alt sie eigentlich sei — vsw. usw. Am Spätnachmittag ist Hans-Hermann schon auf-gebrochen, die Degeners wohnen in Münster, alle bekannte Familie. Tante Tina hat nachher nicht viel zu mir gesagt. Nur eines: „Sie soll recht vermögend sein. Der alle Degener gilt als furchtbar streng, — Spielschulden wird's bei dem nicht geben dürfen. Na, vielleicht lst es gut für Hans- Hermann — da wird er ja Wohl vernünftig werden..." Ich bin früh schlafen gegangen. Aber ich habe keine Ruhe gefunden und mich ans Fenster gesetzt. Es war so still draußen, nur die Eichen rauschten Vorm Haus. Zum ersten Male ist mir richtig aufgefallen, wie sehr ich doch an Lipperioh hänge. Die Wiesen waren ganz weiß über spannen vom Nebel — es schien mir alles so verzaubert und doch so heimelig... Dann ist mir recht schwer ums Herz geworden. Wie soll es werden, wenn Hans-Hermann heiratet und seine Frau hierherbringt? Es ist doch mein Elternhaus hier, — werde ich es verlieren? Ich fürchte es fast. Ich mag die Dora Degener nicht. Gar nicht. Sie hat etwas Kaltes, Be obachtendes, schon als Kind in der Schule. Mich hat sie nie leiden mögen, das weiß ich. Wir waren zusammen m der Tanzstunde, obwohl sie ein paar Jahre älter ist. Wir waren ja noch Kinder, aber sie hat es nie »ertragen können, daß ich besser tanzte als sie, daß ich so viele „Freunde" hatte. Später war sie glatter, freundlicher zu mir, wenn wir unS hin nnd wieder bei Bekannten getroffen haben. Ich ver stehe jetzt Wohl: es war Hans-Hermanns wegen. Aber Gerda Berkow hat doch gehört, wie sie einmal über mich gesprochen hat: ich sähe aus wie eine Operettenschönhcit, es sei nichts „Solides" an mir. Ich hab' mich damals furchtbar geärgert. Was kann ich denn dafür, daß meine Haare so funkeln und meine Augen so grün sind — Nun wird lie meine Schwätzerin. lFortsekuna folgt!
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