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MKdmfferÄlgMtt Nr. 74 — W. Jahrgang Freitags den 29. März 1940 Wilsdruff-Dresden Drahtanschrift: „Tageblatt" Postscheck: Dresden 2640 Das „Wiisdrufser Tageblatt" ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Wttsdrufs bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Bekanntmachungen des Landrates zu Meißen und des Bürgermeisters z« Wilsdruff, des Finanzamts Nossen sowie des Forstrentamts Tharandt La» „Dtl«dnifser Tageblatt" ers«Un« werklafl« IS Uhr Bezugrpre» monatt r RM «re« Sau«, bei Poftbesiellung l.Ä> RM juzügl Bestellgeld Einzelnummer lv Rvl Alle Postanstalten. Postboten, unlere Auströger u GcschSsi«!ieIe nehmen zu leber Zet, Be- .. ,, Geltungen entgegen Im ftalle höherer Gewalt oder Wochenblatt fllk Wilsdruff U. Umgegend jonsttgcr Be,r:eb«störun- gen besteht lein Anspruch ant Lieferung der Zet- tung oder Kürzung de« Bezualpreise« Rücksenvung eingelandter Schris,ftü-t« erfolgt nur. wenn Rückporto bctltegt Auzelgenpretse laur aulNegender Pretrliste Nr 8. — Ztsser-Gebühr:L0 Rps. — Portzeschrie« bene Erscheinungstage und Platzwünlche werden nach Möglichkeit berücksichtigt. — A n z e i g e n-A n n a h m « bi« vormittag« lv Uhr ... . crr, Für die Richtigleit del durch Fernruf übermit. Fernsprecher: Amt Wilsdruff 20b testen Anzeigen übernch. men wir keine Gewähr — - — Bei Kontur» unl -iwangSvergleich erlischt jeder Anspruch auf Nachlab. Neutralität über Bord! Die stärkere Aktivität, die der französische Ministerpräsi dent bei Ucbernahme seines Amtes angekündigt hat, scheint nach den letzten Meldungen aus Paris darin zu liegen, daß die Westmächle künftig nicht mehr gewillt sind, die Neutrali tät anderer Staaten zu achten. Da Reynaud das Sprachrohr Londons ist, so gibt er damit auch die Auffassung der eng lischen Kriegsverbrecher kund, die selbst offenbar zu feige sind, der Neutralität den Krieg zu erklären. Durch die Erhebung des Neutralitätsbruches zum System soll die Piratcnpolitik der Westmächle, wie sie seit Beginn des Krieges betrieben wurde, nunmehr legalisiert werden. Wenn wir die sieben Kriegsmonate überblicken, so reiht sich in ihnen eine Neutralitätsverletzung der Westmächle an die andere. Die Kriegsverbrecher waren immer nur bereit, die von ihnen angeblich geschützte Freiheit der kleinen Staaten nur so weit zu achten, wie sie ihren Plänen nicht im Wege ist. Die ganze bisherige Kriegführung der Westmächte besteht in einer Kette von Neulralitätsverletzungen zu Wasser, zu Lande und in der Luft. Es ist die alte Piraten politik. die England seit Jahrhunderten betreibt. NeutraUtülsbrüche am laufenden Band. Die Karte zeigt die wichtigsten seit Kriegsbeginn began genen Völkerrechlsbrüche Englands in Norwegen, Däne mark, Holland und Belgien. Die schmalen Pfeile kenn zeichnen die Einslüge britischer Flieger über neutrales Hoheitsgebiet. lWeltbild-Gliese-M.) Je mehr sich unsere Gegner in die Passivität gedrängt sehen, um so brutaler brechen sie internatwnale Bestimmun gen. Seitdem das meerbeherrfchende England erkennen mußte, daß seine Herrschaft aus den Weltmeeren ein längst ver- blichener Glorienschein ist. da hat es zu den bewährten See räubermethoden gegriffen. Neutrale Schiffe werden überfallen und auSgeplündert, neutrale Poft wird geraubt, und neutrale Schiffe werden in die britischen Seeräuberhäfen geschleppt. — Seitdem London erkannt hat, daß seine Luftwaffe der deut schen nicht gewachsen ist. und daß es ihr nicht gelingt, den deutschen Abwehrring zu durchbrechen, da ist sie dazu ttber- gegangen, über neutrales Gebiet in Deutschland einzufliegcn. Täglich berichte« das Oberkommando der Wehrmacht von Ver letzung dänischen, holländischen, belgischen, luxemburgischen und norwegischen Hoheitsgebietes. Der Reutralitätsbruch ist von der Gegenseite also schon längst zum System erhoben worden. Der nächste Schritt der Westmächte kann also nur noch die offizielle Kriegserklärung an die Neutralität sein, zu der man sich nun in London und Paris entschlossen zu haben scheint Die Kriegsverbrecher würden damit nur ihre Drohungen, die sie seit Monaten gegen die Neutralen gerichtet haben, wahrmachen. Wir erinnern an die Absagen Chamberlains an die Neutralität in seiner Rede am 19. März, der bald daraus die Kampfansage des englischen Außenministers Hali fax an die neutralen Staaten folgte, die mit der Drohung verbunden war, daß die Völker, die frei zu sein wünschten, ihre Lage ernsthaft prüfen müßten Der Kriegsminister Stan ley wurde dann deutlicher, als er sich dieser Tage zum Finn landkonflikt äußerte und die Frage, warum England nicht aktiv eingegrifsen habe, dahin beantwortete, daß es noch die Rechte der Neutralen geschont habe Brutaler und unge schminkter als seine Kollegen hat Winston Churchill den neu tralen Staaten gedroht, indem er einige Tage nach dem bri tischen Mord im Jössingfjord rundheraus erklär», man könne es nicht der Regierung Seiner Majestät ve^'-l'-'" wenn sie »der bisherigen Auffassung von der Neutralität überdrüssig' geworden sei. Das war der Trumps aus eine kurz vorher ab gegebene Erklärung des englischen Ministerpräsidenten, der zu seiner Rechtfertigung im Fall „Altmark" Norwegens Haltung als „unvereinbar mit der aktiven und unparteiischen Aus übung der Pflichten eines neutralen Landes gegenüber Eng land" bezeichnete und darin einen Widerspruch »um iuter- Holländer schieden britischen Vorüber ab Von niederländischem Jagdflieger getrossen - Handgreiflicher Beweis sür die britischen Neutralitätsverletzungen Wie durch die Berichte des Oberkommandos der Wehr macht wiederhol« amtlich bekannt gegeben worden ist sind die Einklüge britischer Flugzeuge nach Nordweftdcutschland in unzähligen Fällen über Holland erfolgt Der holländische Rc- giernngSpresiedicnst gab nun am gestrigen Donnerstag be kannt, dnst ein britisches Flugzeug beim Morgengrauen wie derum Holland in westlicher Richtung überflog. DaS Flugzeug wurde durch ein niederländisches Jagdflugzeug über PerniS. dem Oelhafen von Rotterdam, abgeschoffen Vier BesaUungs- mitglieder. eines davon leicht verwundet, wurden interniert: das fünfte BesghnngSmiiglied war aus dem Flugzeug abge- sprun -en und fand hierbei den Tod. Lieser Fall ist ein weiterer Beweis, wie die „Beschüt zer kleiner Staaten" durch die Art ihrer Kriegführung ver suchen. auch in der Luft, ebenso wie zu Wasser, diet-tben Staaten zu vergewaltigen. * Das donpus cielieti Bisher lasen wir in holländischen Berichten, wie auch in denen anderer neutraler Staaten allzuoft etwa den fol genden Satz: „Ein Flugzeug unbekannter Nationalität über flog unser Gebiet". Oft genug haben wir uns über Liese Formulieruna gewundert, weil saft immer nachweisbar war. daß es sich um ein Flugzeug der Westmächte handelte, in der Hauptsache ein englisches Flugzeug. Die Engländer haben sich die Vorsicht der neutralen Staate«« immer zunutze ge macht, indem sie mit konstanter Bosheit abstritten, daß eins ihrer Flugzeuge die Neutralität verletzt habe. Sind auch die englischen Ableugnungen immer nur als saule Ausreden ge wertet worden, die nichts an der Tatsache ändern konnten, daß die englischen Luftpiraten rücksichtslos neutrales Hoheits gebiet mißachten, so ist nunmehr der Beweis für die eng- iische Rechtsverletzung geliefert. Ein niederländisches Jagdflugzeug hat erfolgreich einen der englischen Rechtsbrecher angegriffen und zum Absturz gebracht. Dieses ahgeschossene englische Piratenslugzeug läßt sich nun nicht mehr von London weydebattieren. Es liegt auf holländischem Boden, und wer es immer noch nicht glauben kann, daß die Engländer die rücksichtslosesten Rechtsbrecher sind, der kann sich nun mit eigenen Augen an dem corpus clslieti davon überzeugen. Wir sind neugierig, was London nunmehr sür eine Ausrede findet, und wir wären gar nicht überrascht, wenn es noch Holland wegen der Wahrung seiner Hoheitsrechte mit schärfsten Anklagen bombardierte. Das sähe der« Piraten ähnlich. Wie dem aber auch sei, wichtig ist und bleibt, daß ein britisches Flugzeug aus holländischem Boden abgeschoffen worden ist und damit den unwiderlegbaren Beweis für die englische Neutralitätsverletzung geliefert hat. Kampfansage an die Neutralen Kriegserklärung der Weltmächte an die Neutralität - Gelährliche Vläne Wie die Pariser Zeitung „Temp s", das Sprachrohr des Pariser Außenamtcs, mitgeteitt hat, ist man sich an zuständiger Stelle darüber klar, daß der NcutralitätSbegrisf gegenüber den nordischen Staaten nicht in der bisherigen Form aufrcchtcrhat- ten werden kann. Die Neutralität der norwegischen Gemäßer könne nicht mehr respektiert werden, da diese Gewässer seit Kriegsbeginn „Neutralitätsverletzungen von anderer Seite ausgesetzt seien". Wenn auch das halbamtliche Pariser Nach, richtenburo „Havas" sich beeilt hat, diese unmißverständliche Erklärung des „Temps" abzuschwächcn, so hat „Havas" die ursprüngliche Meldung dennoch bestätigt, indem erklärt wird, daß durch die Passivität gewißer Regierungen der eigentliche Sinn der Neutralität gefälscht worden sei. „Havas" unter scheidet bezeichnenderweise zwifchen einer „aktiven Neutralität", unter der die Hilfeleistung gewisser neutraler Staaten für die Westmächte verstanden wird, und einer „passiven Neutralität", wie die wirkliche Neutralität anderer Staaten, die weder sür die eine Seite noch für die andere Partei nehmen, bezeichnet I wird. „Havas" hat dann am Donnerstag eine neue Erklärung abgegeben und die Information des Vortages als falsch be zeichnet, weil sie aus einen möglichen Entschluß anspiele, der noch gar nicht gefaßt sei, aber die Tatsache ist nicht mehr ans der Welt zu schaffen, daß man in den Kreisen der westdemo kratischen Kricgsvcrhrechcr mit dein Gedanken umgeht, die Neutralität der nordischen Staaten, in erster Linie die Neutra lität der norwegischen Gewässer, künftig nicht mehr zu achtem Das bedeutet also Kriegserklärung der Weltmächte an die Neutralität. Diese Absichten der westlichen Neutralitätsbrccher haben in der ganzen Welt größtes Aufsehen und stärkste Beunruhigung hcrvorgerufen. Man ist sich allgemein darüber klar, daß eine solche Entscheidung der Westmächle schwere Folgen haben mutz. Angst vor der Isolierung In Italien werden die Pläne der Westmächte zum offenen Bruch der Neutralität scharf beobachtet. Man sieht in ihnen Zeichen der Nervosität, weil man in Lon don und Paris immer mehr alte Illusionen aufgeben müsse. England und Frankreich glaubten, fo schreibt ein Mailänder Blatt, die Lorbeeren des Weltkrieges wieder zum Ergrünen zu bringen und sich wie damals an die Spitze einer Koalition von Völkern stellen zu können, um Deutickland diesmal end- nationaken Recht erblicken wollte, „wie es die britische Ne gierung verstehe". Recht, wie es England versteht! Das ist der springende Punkt. Der Engländer kennt zweierlei Recht: das Recht, das für seine Pläne brauchbar ist, und das Recht,-das wohl international anerkannt sein mag, aber den englischen Zielen iin Wege steht. In jedem Falle gehl das englische Recht über internationales Recht So wird sich denn England und mit ihm sein getreuer Trabant Frankreich auch über den eindeutig festgelegien Neutralilätsbcgrifs skrupellos hinweg, setzen, weil nämlich diese Begrifssfestsetzung den Plänen der Kriegsverlängerer und Kriegsausweiter hinderlich ist. Die Westmächte brauchen dringend ein Ventil, um die zunehmende Enttäuschung «md Verärgerung ihrer Völker über den bis herigen Kriegsverlaus abzulenken Sie erkennen, daß sie am Westwall leine Chancen haben, und deshalb suchen sie um jeden Preis, selbst um den des offenen Rechtsbruches, neue Kriegsschauplätze. Mir aller Wucht werfen sie sich zur Zen wieder gegen die nordischen Staaten, um in ihre Neu- tralität Bresche zu legen Gleichzeitig wühlen und intrigieren sie aus dem Balkan In ihre« Verzweiflung sehen sie nicht mehr die Grenze«« ihrer Macht, sie treiben zu einem neuen Weltkriegsbrand in der Hoffnung, irgendwie den Gegner mattsetzen zu können. Aber die Welt kenn« heute die Kriegs- taktik der Westmächte, und die neutralen Staaten lassen sich nicht mehr wie ehedem ins Bockshorn jagen. Es geht um das ' Entweder-Oder. gültig niederzuwerfen. Sieben Monate seien vergangen, aber England und Frankreich seien allein geblieben. Jetzt könne man sagen, sie seien isoliert. Kein Volk wolle für sie kämpfen, und dies fei der Grund ihrer Nervosität. Oslo: Oer einzig Schuldige ist England Das führende Blatt der norwegischen Regterungsarbeiker» Partei „A r b e i d e r b l a d e t", schreibt, daß Norwegen scharfen Protest einleqen müsse gegen die Verletzung der norwegischen Hoheitsgewäsfer durch England. Die britische Presse behaupte, daß deutsche Kriegsschiffe die norwegischen Gewässer für krie gerische Operationen benützten. Chamberlain habe jedoch kürzlich im Unterhaus zugegeben, daß keine Beweise für die Behauptung vorlägen, daß deutsche U-Boote die Versenkung von drei Dampfer«« an der Westküste Norwegens im Dezember verursacht hätten und daß die britische Admiralität nach dieser Zeit nieinals deutsche kriegerische Operationen in norwegischen Hoheitsqewässern beobachtet habe. England habe daher nicht den leifesten Grund zu einer Verletzung der norwegischen Neutralität. Die Wahrheit sei, daß die Verletzungen, die vor- gekommen seien, dnrch britische Kriegsschiffe und britische Flugzeuge erfolgt seien. Auch Moskau ist wachsam Die Verletzung der norwegischen Neutralität durch Eng land findet auch in Moskau starke Beachtung. Die Presse gibt die Mitteilung der norwegischen Telegraphenagentur unter Hervorhebung des norwegischen Protestschrittes in London wieder sowie eine Reihe von norwegischen und schwedischen Blättcrstimmen zu den neuen Völkerrechtsverletzungen Eng lands. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben Die Absicht Englands, Norwegen zu ver gewaltigen Die Stockhol,ner Zeitung „Svenska Dagbladet* veröffentlicht eine Meldung aus London, in der es heißt, daß die Erztransporte nach Deutschland durch norwegisches Fahr wasser den ganzen Winter über den Westmächten ein Dorn iin Ange gewesen seien. Viele Zeichen deuteten darauf hin, daß die Versuchung zum Eingreifen im Wachsen sei. Die Tatsache, daß nach der „C o s s a ck" - Affäre die eng lische Flotte nich« dazu übergegangen sei, den Verkehr zwischen der norwegischen Küste und der Dreimeilengrenze zu kon trollieren, bedeute nicht, daß die Frage abgeschrieben sei. In London herrsche eine fühlbare Verstimmung über die Form, in der die nordischen Staaten und insbesondere Norwegen ihre Neutralität wahrten Mai« erkläre offen, daß dies einseitig zu Deutschlands Gunsten sei. Wenn englische Kriegsschiffe und Flieger einige „rein technische" Neutralitätsverletzungen be gangen hätten, so müsse darauf hingewiesen werden, daß dies — nach britischer Ansicht — „ini eigenen Interesse Nor wegens" s!) und der übrigen Neutralen geschehen sei. Es gäbe keine Veranlassung, zu glauben, daß ein Ein greifen in neutrales Fahrwasser bald bevorstehe, aber es jcheine schwer zu sein, sich der Versuche zu widersetzen (!). ^ch bin davon überzeugt, daß je der Deutsche ^Anach besten Kräften zu dem Erfolg dieser Me« tallsammlung beitragen wird. Wir wollen dem Führer durch die Tat danken für alles, was er Volk und Reich gegeben hat Generalfeldmarschall Hermann Göring.