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.1; 168, SS. Juü. Mchtamtsichrr Thnl. 2695 schreibt Müller, „will ich alles thun, zu Ihnen zu kommen, aus Stunden oder Tage, allein oder mit andern, wie nur immer es an geht, Da Sic mir vom 20. schreiben, Sie bleiben in Wilhelmsbad »och acht oder zehn Tage, so werden Sie dort erfahren, was über mich entschieden wird," Noch fügt er als Notiz fürdcnV-rlcgerReich bei: „Den Berichten der Dircctorialgesanltschaft zufolge ist unsere Darstellung des Fürstenbundes i» Regensburg wol ausgenommen worden; ich sollte sic nun sortsetzcn, will aber so viel immer möglich zuvor den dritten Theil der Schweitzcrgeschichte fördern," Der Wunsch von Schriftsteller und Verleger, sich zu sehen, geht in Erfüllung, wie auch die weitere Reise sich nach Wunsch gestaltet. Das Ehepaar Reich fährt hinüber in die Pfalz, Schwan, der Gc- vatter-Hofbuchhändlcr, wird in Mannheim besucht, Schweighäuscr kommt von Straßburg für einige Tage herüber. Auf dem Rückweg wird Wieland in Weimar nicht vergessen. Am 27, Juli aber em pfängt dann Heyne von dem rückkehrenden Freunde gute Nachrichten, die sofort nach Hofgeismar wandern, wo die Hofrathin mit gutem Erfolg die Kur gebraucht. „An Professor Schweighäuscr", meint Heyne, „fanden Sie ge wiß einen sanften bescheidenen Mann, der voll Hochachtung und Liebe für Sic ist; er hat mir einen Brief geschrieben, worinn er von Ihnen spricht als etwa einer von seiner maitrossv zu sprechen pflegt. Hätte ich doch Drittmann seyn können! Aber mein unsanftes Joch erlaubt mir nicht einmal meiner guten Frau in Hofgeismar Gesell schaft zu leiste». „Müller ist gewiß bei allen seinen Sonderbarkeiten ein sehr merkwürdiger und dabei guter Mann," Der August findet Reich wieder daheim in gewohnter Beschäf tigung. Der Göttinger Gevatter hat oft und mancherlei Stoff zu Briefen; unter Andern, meldet er, daß Förster die russische Ent- dcckungscrpcdition begleiten werde, „Er bekömmt 2 na, Rubel jähr lich, Therese 1 m, R,, die ihr in Leipzig ausbezahlt werden. Stirbt er, so behält sic zeitlebens oder nach ihrem Tod die Tochter bis zur Ausstattung 1500 R,, kommt er zurück, so behält er zeitlebens diese 1500 R, zu verzehren, wo er will. Im Oetober kommen sic beide hier an, Förster geht im November nach England, von da das Schiff im Frühjahr ausgehct. Das ist sreylich bittersüß! Aber besser als Wilna, Schmerzlichen Austritten muß ich entgegensetzen," Am 31. Oetober läßt dann Müller von Bern aus von sich hören. Wegen der Schnelligkeit dieser Reise sind ihm einige Briefe Rcich's erst jetzt zugckommen. Daß Schmieder in Carlsruhc den „Fürstcnbund" nachgcdruckt, war ihm schon bekannt, und hat er darüber s. Z, an de» Markgrafen von Baden geschrieben. Dieser antwortete, „derDerklagtc sey dismal (vor 5—K Wochen) abwesend, so daß er nicht mit ihm sprechen könne". Ucbrigcns hat Müller gefunden, daß der „Fürstenbund" auch in der Schweiz stark gelesen wird, doch mußte er überall die Klage vernehme» über die zu geringe Anzahl der Eremplarien, Er hält daher für sehr wahrscheinlich, daß auch der Nachdruckcr seinen Profit daran haben wird. Unmöglich wäre nicht, ihm denselben zu vereiteln, wenn man das baldige Erscheinen einer wohlfeileren, verbesserten und vermehr ten Ausgabe anzeigte. Die Verbesserungen würde Müller sofort nach seiner Rückkehr nach Mainz, Ende November, einsenden. An drerseits ist es doch wieder zweifelhaft, ob diesesVorhaben zweckmäßig ist, da das Buch im nördlichen Deutschland bereits in so vielen-Hän den ist, in Oberdeutschland aber der Nachdruck vonBielcn gekauft ist, bevor die Ankündigung der neuen Auflage erscheint. Vielleicht wäre es da besser, die beträchtlichen Capitel, welche Müller der vorigen Ausgabe beizusügen hätte, entweder als einen zweiten Theil oder unter neuem Titel (Geschichte der Union, Anna len der Union) besonders drucken zu lassen. „Bon Aschaffenburg", erwähnt noch Müller, „schreibtman mir, einige sagen, ich sey nach Holland; andere glauben, ich sey in die Türkey gesandt worden, »nd aus Ihrem Brief sehe ich, daß ich ka tholisch bi» und nach Rom gehe. Diese drey Historien sind eine so wahr als die andre; meine Rückkunft und Lebensart werden die beste Aufklärung geben, ich Halle solches Geschwätz für unwürdig, daß ichs widerlege, „In der Schweiz habe ich zur letzten Hälfte des dritten Theils der Historie viele sehr wichtige Dokumente und Chroniken bekommen, durch welche ich in de» Stand gesetzt werde, zumal über den erste» bürgerlichen Krieg viele ganz neue Nachrichten zu liefern. Ich bin in allen XVlIOrtcn und fast allen zugewandtcn gewesen, mit gleich großem Nutzen für die Ausbreitung und Berichtigung meinerKennt- nisse und lebhaftem Vergnüge» über meine allen, mehrere neue Freunde und wichtige Bekanntschaften." Die diesem Briese beigesügte Liste der Freicremplare, die dem Verfasser der „Briese zwcener Domherren" zukamen, erledigte Philipp Erasmus mit altgewohnter knorriger Hand; wie seit 40Jahren stets machte er die Einträge der bcginncndcnHcrbstmesseausdcnCon- len der Geschäftsfreunde, wie so lange schon bringt auch diesmal die Messe die gewohnten Päckc nach Göllingen, „In der Thal", schreibt Heyne am 23,Oetober, „Sie sind ein Freund, der den Nahmen ver dient, und auf den man rechnen kann. Den zweiten, den ich Ihnen an die Seite setzen könnte, kenne ich noch nicht, und ich kenne doch ein gutes Theil Menschen." — Von den Meßgeschenken sind bereits die Lerchen, die vortrefflich sind, mit den Aepseln eingelangt, und Alle, die davon Genuß haben, sagen dem Geber herzlichen Dank, Die Zahl derselben ist beträchtlich, da Förster und Therese jetzt dazu gekommen sind. Wenige Wochen später erhielt Herr Dürre den Auftrag, einen Traucrbrics zu drucken, der Leiter der Firma Weidmanns Erben und Reich war am 3. December gestorben. Es ist erfreulich, daß der Verkehr zwischen Heyne, Müller und der nunmehrigen Weidmannschen Handlung durch diesen Todesfall keine Störung erlitt. Die Zweifel, die wohl ausstcige» konnten, wurden dadurch rasch beseitigt, daß der nnnmchrige Factor Reim, der noch unter Reich gearbeitet hatte, ein tüchtiger Geschäftsmann und darauf bedacht war, den Autoren alle die Freundlichkeit zu er weisen, durch die Reich dieselben sich dauernd erhalten. So kommt es, daß die Briese nach Rcich's Tode nicht eben sel tener werden, Müller, der Frau Luise gleich nach des Gatten Tod theilnehmcnd schrieb — Heyne that zweifellos das Gleiche —, wendct sich noch vor Schluß des Jahres in Geschäftsangelegcnheitcn an die Firma. Verschiedene Fragen, über deren Behandlung Reich starb, sind noch zu erledigen. Wie soll's mit der Schwcizcrgeschichte wer den, die Müller in der bisherigen Weise vorerst nicht sortsetzcn kann? Herr Reich hatte den Verlag der beabsichtigten „Denkwürdigkeiten" übernommen, doch soll die Wcidmannsche Buchhandlung für das Wort desTodten nicht aufkommen müssen, „Seit ich in die politische Lausbahn getreten, bin ich weit weniger Meister meiner Stun den, welche durch Reisen und archivalischc Untersuchungen zu osl inir geraubt werden," Und dann die Schrift über den Fürstenbund betreffend, wird es reichlich sein, eine zweite Auflage zu drucken, nachdem Schmieder das Werk nachgedruckt hat? Die Firma entschließt sich zu einer zweiten Auflage und Herr- Dürre verrechnet dieselbe (20 Bogen) in der Jubilatemesse 1788 einschließlich Censur und Correctur mit 50 Thalcr, Honorar ward gezahlt für die erste Auflage 198 Thaler(dcnBogen zu l'/^ Carolin), für die zweite Auflage, die zu 21 Bogen gerechnet wird, 63 Thalcr 361*