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Britischer DovveWel erkannt Norwegische und dänische Blätter gegen die Neutralitäts- Verletzungen Die jüngsten englischen NeutralitätSvcrlctzungen beherr schen weiter das Gesicht der skandinavischen Blätter. Man ist empör« über das „anmaßende" Verhalten, das von der briti schen Presse an den Tag gelegt wird. Die norwegische Zeitung „Morgenposten' stellt der Be hauptung der britischen Regierung, daß sie um des Schutzes her Neutralen in den Krieg gezogen lei. die dauernden Neu- tralitgtsverletzunaen als scharfen Gegensatz gegenüber. Es «ei keineswegs zu rechtfertigen, daß die englischen Tee- streitkräfte innerhalb der norwegischen HohcitSgewässcr ihre kriegerischen Ziele nach Belieben verfolgen. Eine solche planmäßige Jagd seilens englischer U-Boote aus Schiffe wie den deutschen Dampfer „Edmund Hugo Sün nes* innerhalb neutraler Gewässer müsse zu ernsten Kom plikationen sichren. „Morgenbladet" fragt: Wie würde Wohl die englische öffentliche Meinung reagieren, wenn fremde Kriegsschiffe ausländische Handelsschiffe in englischen Hoheits gewässern belästigen! Der erste Schaden vom September noch nicht bezahlt ' Zu den englischen Verletzungen der dänischen Neutra lität in Zusammenhang mit erfolglosen Luftangriffen aus Sylt schreibt die dänische Zeitung „Faedrelanvei" u. a., daß es mit englischen Entschuldiaunaen und Schadenersatzverspre chen diesmal nicht getan sein könne, In Anbetracht dessen, sagt das Blatt, daß die enalischen Flieger sich bei dieser neuen Verletzung der dänischen Neutralität bis 150 Km. innerhalb dänischen Territoriums befunden haben, daß das Luktgebiet über der dänischen Insel Noem als Ansfallbasis kur den eng lischen Angriff auf Sult benutzt wurde, daß englische Flie ger aus dänische Luftabwehraeschütze feuerten, daß Kolding und andere ostjüttsche Städte englischen Flieaerbesuch hauen und endlich, daß der Schadenersatz kür den enalischen Bom benabwurf auf Esbjcrg im vorigen September immer noch nicht ausgezahlt sei, dürfte es wohl Zeit sein, daß die verant wortliche dänische Negierung im englischen Außenministerlum zu erkennen gebe, daß das Maß nun voll sei. Im übrigen zeige die „Cossack'-Asfäre, daß die Neuira't- lät eines Landes in ernster Gefahr sei, wenn es nicht imstande sei, seine Grenzen zu schützen und im gegebenen Fasse enlicblos- fen gegenüber dew Neutralitätsbrecher zuzuschlagcn. Das Maß ist voll Ernste dänische Warnung an England. Die dänische Oeffentlichkeit befaßt sich weiterhin mit der Frage, wie England die wiederholten schweren Neutralitäts verletzungen wiedergutmachen und die Schadenersatzklage lösen will, nachdem sich herausgestellt hat, daß die englischen Flieger bis 150 Kilometer in das dänische Territorium eingeflogen sind, das Luflgebiet über der dänischen Insel Röm als Aus- sallbasis für den englischen Angriff aus Sylt benutzt haben, und daß schwere Beschädlgungen durch die englischen Bomben erfolgt sind. Das Kopenhagener Blatt „Faedrelandet* meint unter Hinweis darauf, daß England den Schadenersatz für den Bombenabwurf auf Esbjera im vorigen September immer noch nicht ausgezahlt habe, Vie verantwortliche dänische Regierung müsse in London zu erkennen geben, daß das Matz nun voll sei. Der dänische Außenminister Munch müsse an geeigneter englischer Stelle die Notwendigkeit unterstreichen, baß man bei einem Luftangriff aus ein feindliches Land, das an der Grenze eines neutralen Staates liege, nur vollquali« sizterte Mannschaften verwende, deren Sicht-, Manövrie- rungs- und Orientierungsvermögen in Ordnung sei, so daß nicht Treffer Hunderte von Kilometer vom Ziel vorkommen könnten. Im übrigen zeige der „Cossack*-Fall, daß die Neu tralität eines Landes erst wirklich in ernster Gefahr sei, wenn es nicht imstande sei, seine Grenzen zu schützen und im gegebenen Falle entschlossen gegenüber dem Neutralitäts- hrecher zuzuschlagen. Reynaud täßi sich berichten Frankreichs Auslandsvertreter »ach Paris berufen Wie aus Paris gemeldet wird, sollen die diplomatischen Vertreter Frankreichs in verschiedenen Hauptstädten demnächst nach Paris gerufen werden, um Reynaud Bericht zu erstatten. Die Botschafter ans Nom und Brüssel würden die ersten sein, t>ie für kurze Zeit nach Parts kommen. Der Botschafter in London, Corbin, war bereits am vorigen Sonnabend in Paris. Reynauds Premiere Nnndfnnkansprache dcS französischen Ministerpräsidenten Paul Reynaud, weiland Ministerpräsident der franzö sischen Republik, Treuhänder des jüdischen Finanzkapitals und gehorsamer Handlanger ver englischen Plutokratie, hat sich nach alter Manier dem französischen Volke durch den Rundfunk vor- aestellt. Scheinbar glaubte er zunächst eine Erklärung dafür schuldig zu sein, daß er im Kabinett mit genau einer Stimme Mehrheit bestätigt worden ist und er versprach, daß die wirk- liche Einstimmigkeit in des Wortes wahrster Bedeutung noch kommen werde Herr Reynaud hat damit gleich eine Zusage gegeben, die uns doch gewagt erscheinen will. Im übrigen hielt er es wohl für ratsam, dem Volke die Frage, warum Frankreich in den Krieg eingetreten sei, nicht zu beantworten. Er begnügte sich lediglich mit der Bemerkung, daß die Gründe jetzt wohl bekannt seien. Anschließend traf er jedoch ine bemerkenswert richtige Feststellung, Frankreich sei — angeblich im Gegensatz zu früheren Fällen — diesmal weder überrascht noch überfallen worden Es hat sich in der Tat inzwischen herumgesprochen, daß Frankreich den Krieg, nachdem seine Kriegshetzer, unter ihnen Herr Reynaud, an prominenter Stelle, schon seit langem daraus hingearbeitet hatten, vom Zaune gebrochen Hai Auch die Folgen dieser fran- zösischen Kriegserklärung gab Reynaud richtig an, indem er erklärte, Frankreich werde „h a c« kämpfen, har« arbei ten und bitter leiden müssen*. Diese Wahrheiten werden den Franzosen nicht gerade angenehm in den Ohren klingen, zumal wenn sie bedenken, daß die Hauptintercssenten an dem Kriege, die englische Plutokratie, nicht gewillt sind, die Leiden mi« den Franzosen zu teilen Im übrigen war Reynauds Rede ein wirres Durch- einandcr von A l l g e m e in p l ä tz e n. die sich aus Aeußerungen stützten wie: „Es mutz jetzt regiert werden — daS Ziel bleibt dasselbe, den Feind zu besiegen. — Die Stunde, in der wir leben, ist entscheidend." In diesen Redensarten ging es weiter. Reynaud machte sich damit getreu dem Vorbild seines Vorgängers zum Dolmetsch schärfster Kriegspropaganda. An gesichts der ständig zunehmenden Kriegsausweitungsplänen der Westmächte im Norden und neuerdings auf dem Balkan unter schob er in echter Kriegshetzermanier Deutschland dunkle Pläne im Südosten, scheinbar in der Hoffnung, die Empörung der nichtkriegsührenden und neutralen Staaten von Frankreich ab zulenken. Zum Schluß feuerte Reynaud das französische Volk zu gesteigerter Leistung an „Heute ist daS, was normal ist, un genügend", sagte er mit der Geste des starken Mannes. Aber „halten wir den Kops hoch*, so schloß er sein klägliches Ge stammel, von dem er wohl selbst kaum angenommen haben kann, daß es tiefen Eindruck auf die Franzosen gemach« haben wird. Wir werden es erleben, wie seine zahlenmäßig nicht nachweisbaren Anhänger sehr bald einen langen Hals bekom men werden l Großbranoe in Frankreich 80 000 Doppelzentner Getreide vernichtet. — Lebensmittellager in Brand. In der langen Reihe verheerender Brände wurde Frank reich in diesen Tagen von zwei katastrophalen Schadenfeuern heimgesucht, die großen Sachschaden anrichteten. In La Grive brannten die Getreidesilos einer Landwirt schaftsgenoffenschaft ab, wobei 8 0 0 00 Doppelzentner Getreide iin Werte von 20 Millionen Francs ein Raub der Flammen wurden. Der Brand erfaßte in wenigen Minuten das ganze Ge bäude. Das Dach stürzte krachend ein. Die Brandursache ist noch nicht geklärt, es steh« nur fest, daß das Feuer im dritten Stockwerk seinen Ausgang genommen hat. Das Gericht unter Führung eines Staatsanwalts hat an der Brandstelle die Unlersuchuntz ausgenommen. Gleichzeitig brannte in St. Etienne ein großes Laaer von LebcnSmittelvorräten ab, die einer Lcbcnsmittelgescllschaft ge hörten. An der Bekämpfung des Brandes waren neben der Feuerwehr auch militärische Abteilungen tätig. Durch große Benzin- und Oellager, die unter riesigen Stichflammen explo dierten, wurde der Brand noch genährt. Ein Feuerwehrmann kam bei den Löscharbeiten durch einen Sturz ums Leben, ein Soldat und ein Zivilist erlitten bei Hilfeleistungen für den Verunglückten leichte Verletzungen. Kupfer, Messing, Nickel, Blei Schafft zur Spende schnell herbei! „MNlsche Humanität" Erneuter Terror gegen die Araber in Palästina. Die Terrormaßnahmen der Engländer haben in Palästinas wieder verschärfte Form angenommen. So sind im Gefängnis von Arco zwei Araber gehängt, zwei zum Tode, vier zu lebens länglichen oder langjährigen Gefängnisstrafen verurteilt wor den. Während man gegenüber den Arabern nnr vier Urteile milderte, hat man zehn jüdischen Missetätern Erleichterung ihrer Strafen gewährt und insbesondere Urteile auf 20 Jahre Gefängnis wegen Wafsengcbrauchs aus sieben Jahre und gleiche Urteile von l5 Jahren aus süns, von acht auf drei und von fünf aus zwei Jahre herabgefetzt. Bezeichnend für die unterschiedliche Behand lung der Juden gegenüber den Arabern ist vor allen Dingen die Tatsache, daß nur gegen Palästina-Araber wegen Waffenbesitzes oder Wassengebranchs die Todesstrafe ver hängt worden ist, während man gegenüber den Juden bisher eine derart grausame Bestrafung vermieden hat. So wüten die Knechte der britischen Ausbeuter gegen ein freiheitslieben des Volk und wagen es noch, der Welt vorzulügen, daß sie für die Befreiung der kleinen Völker in den Krieg gezogen seien. Sie fordern Mts al; Anteil am Reichtum Furchtbares Blutbad in Kalkutta — Englische Polizei schieß in einen Demonstrationszug streikender Arbeiter Die Engländer haben am Mittwoch die Leidensgeschichtl Indiens um ein weiteres Kapitel vergrößert. Als Tausend« von indischen Straßenarbeitern als Protest gegen die AuS beulung durch die britische Verwaltung einen DemonstrattonS zug durch die Straßen Kalkuttas veranstalteten, ging die bri tische Polizei plötzlich zum Angrisf über und versuchte, de, Zug zu sprengen. Wie amtliche englische Stellen zugeben, hat die Polizei mehrere Salven auf die wehrlosen Streikenden abgeseucrt Biele Frauen und Kinder, die den Zug begleiteten, wurde« von den Kugeln getroffen. Die Zahl der Toten und Verletz ten steht noch nicht fest. Es kain zu schweren Zusammenstößen, wie sie Kalkutta sei« zehn Jahren nicht mehr erlebte. Di« britische Polizei soll 18 Anführer der Streikbewegung verhafte! haben. rlmdilimng der finnischen Regierung Ministerpräsident Ryti, Außenminister Prof. Witting Die finnische Regierung ist umgebildel worden. Am Mitt wochnachmittag wurde folgende neue Liste der Regierungs- Mitglieder bekanntgegeben: Ministerpräsident ist der Direktor der Finnischen StaatS- bank, Ryti, Aüßenminister Professor Dr. Witting; Justiz minister: Lehtonen; Innenminister: Freiherr von Born; Ver teidigungsminister: Generalmajor Walden; Finanzminister: Generaldirektor Pekkala; Unterrichtsminister: Pastor Kuk- konen; zwei Landwirtschaflsminister: Heikkinen und Koi- visto; zwei Minister für Verkehr und Arbeit: Salovaara und Ekholm; Handels- und Jndustrieminister wurde Kotilainen; Sozialminister; Fagerholin; Volksversorgungsminister: Direk tor Tanner. Neun Minister sind Mitglieder deS Reichstages, und zwar Lehtonen (Sammlungsportei), von Born (Schwedische Volks partei), Kukkonen, Heikkinen und Koivisto (Agrarpartei), Pek kala, Salovaara. Fagerholin und Tanner (Sozialdemokratische Partei). Die neue Regierung trat am Mittwochabend zum ersten mal vor den Reichstag. Verschwörung in Brasilien aufgedeckt Verhaftungen in Sao Paulo. Der Polizei des Staates Sao Paulo gelang es, eine Ver< schwörung liberal-demokratischer Elemente im Keime zu er sticken. Eine amtliche Mitteilung der brasilianischen Regierung besagt, die Polizei habe seit einiger Zeit Vorbereitungen von früher in der Paulistaner Politik fiihrenden Kreisen um di« Zeitung „Estado de Sao Paulo* beobachtet, bie einen revo lutionären Umsturz einleiten sollten. Die an der Verschwö rung Beteiligten seien verhaftet und nach Rio gebracht wor den. Man habe umfangreiches Wassen material beschlagnahmt. Die Schließung des Gebäudes der Zei tung wurde verfügt. . l n «ans mrmskk-icecnr»Llllvri ovacn vkk»c> (40. Fortsetzung.) Er dachte an Berlin, beschwor mit aller Kraft die Bilder der Vergangenheit herauf — aber er vermochte nichts mehr zu erwecken, zu mächtig schon war der Um bruch seines Wesens vorgeschritten. Da gab Eugen Becherkamp den Widerstand auf, ließ sich treiben, frohen Sinnes vertraute er seinem guten Atern. Er rollte die Noten ein, barg sie in der Tasche und Machte sich auf den Weg zur Stadt. Als er vor dem Hause in der Höllgasse ankam, hatte er ein kleines Paketchen unter dem Arm, denn er wollte -dem Mädel eine Freude machen. Ans ihren Gesprächen erinnerte er sich, daß sie im »bersten Stockwerk wohnte, und er stieg Lie Treppe empor, übermütig und voll freudiger Erwartung. Auf halber Höhe schon vernahm er den Klang des Har moniums, er brauchte nur den Tönen nachzugehen, um sicher ans Ziel zu gelangen. Nun erkannte er die Melodie des DonauwalzerS, und seine zuversichtliche, fröhlich» Stimmung war einfach Nicht mehr zu steigern. Oben angekommen, verweilte er eine Zeit vor der Tür und lauschte ihrem Spiel. — Wahrhaftig, sie konnte etwas. Mit welcher Beschwingtheit sie Lem ernsten In strument die fröhliche Weise entlockte! Er klopfte an, vernahm ihre zaghafte Stimme und trat ein. An seinen Augen stand ein Helles Leuchten. „Sie spielen ja schon wieder den Donanwalzer, Fräu lein Volkmerl Ist er Ihnen so sehr ans Herz gewachsen oder — haben Sie an gestern abend gedacht?" Eva drehte sich langsam um, stand auf und machte ein paar zögernde Schritte auf ihn zu. Ihre Augen waren groß und staunend auf ihn gerichtet. Sie war ihm noch nie so schön erschienen, ja, eS war Stu» aerade. als läüe Lr üe ZUM erstenmal „Herr Becherkamp!" stammelte sie endlich. „So überrascht?" lächelte er und drückte ihr die Hand. In der gleichen Sekunde mußten sie beide an die gestrige Nacht denken, an den Augenblick, da er beim Abschied ihre Hand in der seinen festgchalten hatte. Eugen Becherkamp sah sie erröten, scheu Len Kopf senken und mit der Fußspitze irgendein unsichtbares Hindernis beiseiteschieben. Und er fühlte, daß es köst lich sein müßte, von Diesem jungen Mädchen geliebt zu werden. „Ich bin wohl noch zu früh daran? — Aber ich hatte in der Stadt etwas zu erledigen und da ich — nein, ich will nicht mehr lügen: ich bin absichtlich früher ge kommen, Fräulein Volkmer, weil ich mit Ihnen noch ein bißchen plaudern wollte — von Dingen, die nur Sie uud mich angchen! — Oh, sooo große Augen! Nein, nein, es kommt fetzt keine Liebeserklärung, sondern ganz etwas anderes." Er zog seine Notenrolle heraus, strich sie glatt und legte sie auf das Harmonium. Nachdem er ihr sein Paketchen in Lie Hand gedrückt hatte, setzte er sich an das Instrument und begann zu spielen. Eva war seinem Tun staunend gefolgt. Sie hielt daS Paket mit beiden Händen an die Brust gedrückt und näherte sich dann langsam, und zwar derart, daß sie alle paar Minuten, je mehr sie von seinem Spiel ge fesselt ward, leise auf den Zehenspitzen einen einzigen Schritt tat. Nun stand sie neben ihm, sah bald auf seine Finger» wie sie in die Tasten griffen, und spähte Laun wieder von der Seite her auf sein Gesicht. Etwas später wandte er, ohne daS Spiel zu unter- brechen, den Blick zu ihr, und da bemerkte er, daß sie die Augen geschlossen hatte und immer noch sein Paket mit beiden Händen an ihre Brust gedrückt hielt. Er spielte aus dem Stegreif weiter, sein Blick konnte sich nicht von ihr trennen. Sie mochte aber den Blick fühlen, denn sie öffnete die Augen und nun sah sie ihn an, ohne Befangenheit und voll freudigen Staunens. Und so, während ihre Blicke ineinander ruhten, spielte er sein Werk zu Ende. Er dachte daran, wie Evas Bild das Werden dieser Schöpfung begleitet und gleichsam behütet hatte. Daß sie leibhaftig dastand und das Geschaffene hörte, dünkte ihm wie ein Geschehnis von tiefer Bedeutung. Der leckte Lon verklang- er ließ Lie Lände sinken. und beide verharrten eine Weile in einem befangenen Schweigen. „Hat es Ihnen gefallen?" fragte er sie endlich. Sie nickte langsam, wie in tiefen Gedanken. „Ja — es war, als wenn ein junges Menschenkind auf einer sonnigen Wiese Lahinschritte, um Blumen und zierliche Gräser zu pflücken. Man konnte sie richtig sehen, die schönen Farben, die grüne Wiese, den blauen Himmel und alles. Und dann kam ein Wind und ließ ihre; Röcke flattern und " „Woher wissen Sie, baß es ein Mädchen war?" Eva blickte ihn verwundert an. „Ich — denke es mir; so!" „Und — was geschah weiter?" „Zuerst svielte sie mit Lem Wind, ließ sich von ihm jagen und hatte ihren Spaß daran. Aber dann kriegte sie es wohl mit der Angst; sie versuchte zu fliehen, hatte aber doch auch wieder Lust an ihm und freute sich, den Kampf mit ihm aufzunehmen. Uud dann — daS weiß ich nicht mehr, das habe ich wohl nicht ganz verstanden, aber es war das Schönste von allem ... Das ist gewiß ein rechter Unsinn, was ich da zusammengeoichtet habe?" „Es ist gar kein Unsinn, Fräulein Volkmer!" er widerte er mit großem Ernst. „Das "soll eine Sym phonie werden, und dieser erste Satz soll die Begegnung eines jungen Mädchens mit dem Manne schildern. Sie haben es wundervoll herausgehört!" „Schön!" Sie sagte es schlicht, voll Ergriffenheit. 1 Er sah zu der vor ihm Stehenden auf. Eine vor witzige Locke war ihr halb über die Stirn herab geglitten, und ihre klaren, arglose,: Augen hatten einen verträumten Schimmer, als ahnte sie etwas von den Dingen, die wie ein Geheimnis in den Winkeln -es Zimmers lauerten. In dieser Stunde fühlte Eugen Becherkamp sich auf das innigste dem Mädchen verwandt, diesem Mädchen, dem es gelungen war, die guten Kräfte seiner Seele zn wecken und frei zu machen. Er nahm ihr sacht das Paket ab, legte eS auf deck Tisch und ergriff dann ihre beiden Hände. Daß sie ihm willenlos überlassen wurden, empfand er wie ein Be kenntnis ihrer Kameradschaft. Nun sprach er zu ihr, begann ihr alles zu erzählen, seine Gespräche mit dem Bruder, das Werden seines Werkes, und wie sie durch ihr fast körperliches Dabei sein, durch die starke Wirkung ihres Wesens sein Tuck seleLULl hab' ^iFvrüetzuna