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Tleuorommg 0er Kriegsvesowung Verbesserte Abfindung für Wehrmachtangehörige des Bcurlauv- lenstandes — Die Besoldung der Offiziere und Unteroffiziere Bet der praktischen Anwendung des Einsatz-Wehrmacht- gebührnisgesetzes vom 28. August 1939 hat sich gezeigt, datz die Abfindung der Wehrmachtangehörigen des Beurlaub tenftan des nur mit Wehrsold in vielen Fällen nicht ausreichend war. So standen sich zum Beispiel alle diejenigen, die zu Hause keine Friedensbeziige oder Familien unterhalt hatten, gegenüber den aktiven Kameraden wesentlich schlechter. Aus diesem Grunde schasst eine neue Verordnung für die Angehörigen des Beurlaubtenstandes die Möglichkeit, an Stelle ihrer bisherigen Friedensbezüge (zum Beispiel als Beamte) oder des Familienunterhaltes das Gehalt der Be rufssoldaten des gleichen Dienstgrades als „Kriegsbesoldung' zu wählen, wenn letztere für sie günstiger ist. Für die Ange hörigen des Benrlaubtenstandes, die bisher als Junggesellen weder Friedensbezüge noch Familienunterhalt erhalten haben, beseitigt sie den Zustand, daß sie außer Wehrsold nichts er hielten und dadurch den im gleichen Dienstgrad stehenden Kameraden des Friedensstandes gegenüber nicht unwesentlich im Nachteil waren, trotzdem sie jetzt als Führer oder Unter führer die gleiche Verantwortung wie ihre aktiven Kameraden tragen. Der Offizier oder Unteroffizier des Beurlaubtenstandes, der die Kriegsbesoldung wählen will, stellt einen Antrag !bei seinem Truvp enteil, der d-e ----- Kriegsbesoldung in der Heimat veranlaßt. Mit dem gleichen Zeitpunkt fallen dann die bisherigen Friedensbezüge oder der Familienunterhalt fort, so daß also nirgendwo eine Anrechnung stattsindet, sondern immer nur entweder die Kriegsbesoldung oder die bisherigen Friedensbeziige oder der bisherige Fa- milienunterhalt gezahlt wird. Für diejenigen Wehrmachtangehörigen, die als Festbesol dete ihre Friedensbezüge weiterbeziehen oder die neue Kriegs besoldung wählen und zum Ersatzheer oder den entsprechenden Einheiten der anderen Wehrmachtteile gehören, sällt der Wehr sold fort, wenn sie ledig sind oder als Verheiratete am Wohn ort ihrer Familie Dienst tun. Es fällt also zum Beispiel bei Offizieren, Unteroffizieren und Schützen der Wehrsold fort, wenn sie Friedensbezüge als Festbesoldete oder die neue Kriegs besoldung erhalten und bei ihrer Familie wohnen. Ist dagegen zum Beispiel der Schütze am Wohnort seiner Familie kaserniert, so erhält er selbstverständlich den Wehrsold neben seinen Frie densbezügen weiter. Jene Reich-mittel für Teilung und Umbau von Wohnungen Zuschuß in Höhe von 50 v. H. der Baukosten Der Reichsarbeitsminister hat im Zuge seiner früberen Maßnahmen erneut einen Betrag von 10 Millionen RM für die Teilung von größeren Wohnungen, den Umbau sonstiger Räume zu Wohnungen sowie An- und Ausbauten zu Wodw zwecken zur Verfügung gestellt. Die Maßnahme erstreckt sich aus das gesamte Reichsgebiet unter besonderer Berücksichtigung der wiedergewonnenen und eingegliederten Gebiete. Es ist eine Zuschußgewährung in Höhe von »O v. H. der Baukosten vorgesehen. Der Höchstbetrag ist für jede neu erstellte Wohnung oder im Falle der Woh nungsteilung für jede Teilwohnung auf 800 RM. festgesetzt worven, für den einzelnen An» oder Ausbau aus 600 RM. Die Arbeiten müssen bis zum 31. Dezember 1940 be- endet sein. Ueber den Antrag, der vor Beginn der Arbeiten z« stellen ist, entscheidet im Gebiet des Altreiches der zustän dige Landrat oder Oberbürgermeister. Thorner Eisenbahnbrücke im Verkehr , Mit einer bewunderungswürdigen Genauigkeit hat sich der neue Bau der vor weniger als sechs Monaten von deut schen Ingenieuren und Facharbeitern begonnenen Eisenbahn brücke über die Weichsel bei Thorn vollzogen. Am Montag nachmittag fuhr in Gegenwart zahlreicher Ehrengäste der erste Zug über die Brücke nach Osten, die damit in feierlicher Weise für den Verkehr freigegebcn wurde. Gleich darauf traf aus entgegengesetzter Richtung ein zweiter Zug ein, dem nun fahr planmäßig weitere folgen werden. Damit ist ein bedeutsames Werk des Wiederaufbaus im Reichsgau Danzig-Westpreutzen abgeschlossen. In einigen Wochen wird auch das zweite Gleis sreigegeben und damit die wichtige Verkehrsader, die die Reichshauptstadt mit dem deutschen Osten über die Strecke Posen—Thorn—Deittsch-Eylau und Schncidemühl—Bromberg—Thorn verbindet, völlig wieder zur Verfügung stehen. Verzog von novurg vei Roosevelt Empfang in der Privatwohuung Präsident Roosevelt empfing in seiner Privakwohmmg den Präsidenten des Deutschen Roten Kreuzes, Herzog von Koburg, der von dem deutschen Geschäftsträger Thomsen be- gleitet war. MiM-flnnische Besprechungen Por Ratifizierung des Friedensvertrage» Auf dem Moskauer Flughafen trafen der finnische Staats minister Paasikivi. das Parlamentsmitglied Professor Wojonmaa und drei Personen ihrer Begleitung ein. Es sind Besprechun gen zwischen den finnischen Delegierten und den sowjetischen Staatsmännern angesetzt, die die Ratifizierung des Friedens vertrages. die Fragen, die mit der Grenzziehung zusammenhän gen und die im Friedensoertrag gleichfalls vorgesehenen Wirt- schastsverhandlungen betreffen dürften. Indien forderi völlige Unabhängigkeit Ablehnung des DominionstattiS — Rede deS Präsidenten des Nattonalkongresses In Ramgarh begann die mit besonderer Spannung er wartete 53. Tagung des indischen Nattonalkongresses. Der Präsident des Kongresses eröffnete die Tagung mit einer Rede, in der er mit Nachdruck die nationalen Forderungen Indiens vertrat. Er verlangte, wie das englische Reaterbüro selbst zugibt, für Indien das Recht, sich seine eigene Ver fassung ohne ein Dazwischen treten von außer halb zu geben. Das indische Problem, so erklärte der Redner, bestehe darin, ob es berechtigt ist, sein eigenes Schicksal zu bestimmen oder nicht. Die britische Regierung wolle Indien nicht das Recht der Selbstbestimmung zubilligen. Indien müsse und wolle daher auf dem eigenen Weg der Nichtzusammenarbeit vorwärtsgehen. Einigkeit, Disziplin und das volle Ver trauen in die Führerschaft Gandhis seien die Faktoren des Erfolges. — Der Präsident gab im Zusammen- Hang mit dem gegenwärtigen Krieg zu erkennen, daß Indien mit diesem europäischen Kriegsgeschehen nichts zu tun habe. Londoner Zeitungsmeldnngen aus Indien zufolge hat der Ausschuß der indischen Kongreßpartei einstimmig die so- genannte „Patna-Entschließung" angenommen. Die Ent schließung enthält die Forderung nach völliger Unabhängigkeit Indiens, wobei der Dominonstatus als für Indien ungeeig net abgelehnt wird. „Verirrte" Engländer in Belgien interniert In der Nähe von Dpern haben wiederum zwei eng lische Soldaten die belgische Grenze überschritten, wobei sie von der belgischen Gendarmerie verhaftet und interniert wur den. Die Engländer erklärten, sich „verirrt" zu haben. George Lansbury, der in den beiden Arbeiterparteiregie rungen MacDonalds 1924 und 1929/31 Minister war, schreibt in seinem Buch „My England" über die egoistischen Ziele Britanniens bei der Eroberung Indiens: „Keiner unserer Vorfahren, die Indien eroberten, ging dorthin, um Indien wohlhabend zu machen. Sie gingen hin, um Indien mit allen Mitteln der Gewalt auszuplündern, oder zum mindesten, was die etwas Zivilisierten betrifft, um als Händler möglichst große Geschäfte zu machen. Von Clive, Warren, Hastings und allen anderen Bizekönigen wurde erwartet, daß sie vom Augenblick ihres Amtsantritts ausschließlich der Förderung des britischen Wohlstandes dienten." Heute läßt England in dem wirtschaftlich ausgeplündcrten Indien Rekruten werben, um dieses unglückselige Land auch blutmäßig auszuplündern. Lansburys Bekenntnis hat den britischen Imperialismus jeder Pharisäermaske entkleidet und rückhaltslos bloßgestellt. Des e/s» sfWWWMWWHWWWlMWWWsWMWWssWWtWWMWWWWWsWWW! Abschluß Ver Frontreise Lutzes Kamcradschaftsabend im Kreise der SA.-Kameraden Der Stabschef der SA., Viktor Lutze. der in Reglest tung von Oberstleutnant Dencke und Obergruppenführei Jüttner eine Besichtigungsreisc an die Front unternahm, wurde zum Abschluß seiner Reise durch den Kommandierenden General Tiemann empfangen. Nach einem herzlichen Kame radschaftsabend im Kreise von SA.-Männern, die heute als Frontsoldaten ihre Pflicht tun, kehrte der Stabschef in dis Reichs bauvtstadt zurück. Berufserziehung und Beiriebsführung Verusserziehung auch im ambulanten Gewerbe Trotz des Kriges werden die Berufserziehungsmahnahmen im ambulanten Gewerbe in erhöhtem Maße durchgeiührt, weil sie dort besonders dringend erforderlich sind. Die Eauwaltuna Sachsen der Deutschen Arbeitsfront führt seit Monaten in fast allen sächsischen Kreisen Wochenendschulungen durch, die sich eines überaus starken Besuches erfreuen. Auch eine vollkom mene Arbeitswoche mit 64 Teilnehmern wurde im Berghos Raupennest bei Altenberg i. Erzg. durchgeführr. In dem Bemühen, das früher teilweise mißachtete ambu lante Gewerbe zu einem gleichberechtigten Stand zu entwickeln, wird in den Berufserziehungsmaßnahmen nicht nur politisches und sachliches Wissen vermittelt, sondern vor allen Dingen auch die Kameradschaft gepflegt. Neues aus aller Wett Professor Albert Speer 3S Jahre alt Prof. Albert Speer, der Architekt des Führers, votr^ endete am 19. März sein 35. Lebensjahr. Prof. Speer ist nicht nur als Architekt, sondern auch als Schöpfer der künstlerischen Ausgestaltung fast aller großen Kundgebungen von Staat und Partei bekannt geworden. »Altmarks-Verwundete kehren heim Von den sieben deutschen Seeleuten, die bei dem Völker-' rechtswidrigen brutalen Uebersall Englands auf die „Alt mark" verletzt wurden und im Krankenhaus in Christansand in Behandlung waren, konnten fünf die Reise in die Heimat antreten Zwei damals besonders schwer Verwundete dürften noch einige Wochen im Krankenhaus bleiben, doch befinden sie sich aus dem Wege der Besserung. Fünfzigmal Urgroßmutter. Eine 87jährige Frau tu Duderstadl (Eichsfeld) wurde zum fünfzigstenmal Urgroß mutter. Die Zahl ihrer Nachkommen beträgt insgesamt 84. Sieben Söhne bei der Wehrmacht. Von der Landwirts familie Vitus Gail in Rieden (Oberbayern) stehen sieben Söhn« bei der Wehrmacht. Der Vater Vitus Gail kämpste im Welt krieg 1914/19 ebenfalls für das Vaterland. Der letzte Sänger aus der Aera Richard Wagner. Im Alter von 80 Jahren starb in Hildesheim der Opernsänger a. D. Richard Reimer. Der Verstorbene war als eine historische Gestalt in der Geschichte der deutschen Oper und in weiten Teilen Deutschlands bekannt. Mit ihm ist der letzte deutsche Opern sänger dahingegangen, der noch unter der persönlichen Leitung von Richard Wagner in Ringaufführungen gesungen hat. Zn seinem 75. Geburtstag hatte ihn der Führer durch ein Glück wunschschreiben und Uebersendung seines Bildes geehrt. Mit zehn Jahren schon zweifacher Lebensretter. Der zehn jährige Schüler Gerolf Pöhle ans Großpostwitz (Sachsem der bereits vor vier Jahren einen Menschen vor dem Tode deS Ertrinkens gerettet hatte, wurde jetzt für eine weitere Rettungs tat durch Ueberreichung eines Anerkennungsschreibens und eine Geldspende ausgezeichnet. Er hatte einen auf dem Eis« des Dorfteichs eingebrochenen Spielgefährten gerettet. Voltsschädling hingcrichtct. Nm 19. März 1940 ist der am 11. März 1918 in Holzweißig bei Bitterfeld geborene Arno Janiszewski hingerichtet worden, den das Sondergericht in Halle a. d. S. am 18. Januar 1940 als Volksschädling zum Tode und zum dauernden Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte verurteilt hat. Der trotz seiner Jugend wiederholt vorbestrafte Verurteilte hatte systematisch in ganzen Straßenzügen Eilen burgs und in seiner Umgebung zahlreiche Einbruchsdiebstähle unter Ausnutzung der zur Abwehr von Fliegergefahr getrof fenen Maßnahmen verübt. Mit 70 Jahre« noch am Setzkasten. In Oppeln kann der Senior der Buchdrucker, Gustav Malzahn, der bereits 56 Jahre zu den Jüngern der „Schwarzen Kunst" Gutenbergs gehört, seinen 70. Geburtstag begehen. Malzahn nahm noch im ver gangenen Jahre mit Erfolg am Reichsberufswettkamps teil. Der Jubilar steht trotz seines hohen Alters noch täglich mit dem Winkelhaken am Setzkasten, U>rneö»t-geennLcuyTr omrcn /^>LtLa,we»o/zv/j (33. Fortsetzung.)' Eine Weile später kam Eva mit Herrn Wiesner vor bei und lächelte ihr freundlich zu. Dieses Lächeln, das ihr spöttisch vorkam, versetzte Olga kn grimmige Wut. „Ach, guten Abend, Fräulein Volk merl — Haben Sie Herrn Becherkamp nicht gesehen? Sie wollen ihn gar nicht freilassen, den Armen. Wir haben uns nämlich verabredet. Der große Erfolg muß doch gefeiert werden, nicht wahr?" Evas hilfloses Lächeln bereitete Olga eine schöne Genugtuung, die aber rasch wieder verflog, als sie sah, wie Fräulein Volkmer draußen einem jungen Manne vorgestellt wurde, in dem sie den feschen jungen Wies ner erkannte, unerreichbar für Mädchen von Olgas Art. Und nun mußte man mit eigenen Augen sehen, wie die beiden Herren sich um Eva bemühten und schließlich mit ihr im Auto, übrigens einem fabelhaften Wagen, davonfuhren. Dunnerkiel, die verstand es! Die hatte den Bogen spitz, wie Heine Sutter zu sagen pflegte! Nach einer endlos langen Zeit kam Becherkamp. Nanu, welch drolligen Alten hatte er denn da bei sich? Den konnte man natürlich nicht brauchen. Aber Becherkamp ging vorbei, ohne ihr mehr als ein flüchtiges Kopfnicken zu schenken, und ehe sie den Mut fand, ihn anzusprechen, war er auch schon draußen. Olga Mitterer, eine temperamentvolle kleine Krabbe, stampfte vor Enttäuschung und Wut mit den Beinen. Dann lenkte sie ihre Schritte zum Kaffee „Orient", denn sie empfand das Bedürfnis, sich von Heine Sutter trösten zu lassen. H Ot ' „Das ist Fritz, mein Junge!" sagte Albert WieSner And zeigte auf den jnngen Mann, der lachend neben der Lür seines Wagens stand. „Haben Sie keine Sorge, er ist nickt so aefäürlick. wie er ausüebt!" „Väterchen hat mir schon von Ihnen erzählt! Ich freue mich!" Er ergriff ihre kleine Hand und drückte sie vorsichtig. „Wollen Lie Herrschaften nicht Platz nehmen?" Eva blickte mit unverhohlener Bewunderung auf den schönen Wagen, ohne daß sie gewagt hätte einzusteigen. Sie drehte sich mit einem verlegenen Lächeln zu Albert Wiesner, der hinter ihr stand. „Ich — bin noch nie in einem Auto gefahren!" „Ach — nun wollen Sie uns aber einen Bären auf binden!" Eva schüttelte den Kopf, und diese kleine Geste war so rührend, daß die beiden Männer, einander anblickend, sich einer tiefen Bewegung nicht erwehren konnten. Fritz ergriff noch einmal chre Hand. „Das ist gerade, als hätten Sie mir diesen Wagen soeben geschenkt. Ich freue mich, datz ich Ihnen zum erstenmal dieses Erleb nis bescheren darf. Aber nun steigen Sie ein. Ich werde sehr vorsichtig fahren, damit Sie keine Angst zu haben brauchen, datz etwas passiert." Und Eva stieg ein, erschrak ein wenig, als sie beim Niedcrsitzen so tief in die Polster zurücksank, fühlte sich aber sogleich wie verzaubert in der weichen Umarmung. Albert Wiesner setzte sich neben sie und schlug die Tür zu. „Nun, gefällt es Ihnen?" „Schön!" flüsterte Eva und prüfte vorsichtig die Federung. Fritz, der im Führersitz Platz genommen hatte, schob das Fenster zurück, das ihn vom Innern des Wagens trennte. „Also, es geht los, Fräulein Volkmer! Was denkst du, Väterchen, macken wir einen kleinen Umweg zum anderen Donauufer? Da haben wir nämlich eine schöne gerade Straße." „Einverstanden! In den Ratskeller kommen wir immer noch früh genug. Auch Fräulein Volkmer wird kaum etwas dagegen einwenden. Ick fürchte aber eher, daß wir unsere Not haben werden, sie nachher aus dem Wagen herauszulocken." „Das kann schon sein!" meinte Eva mit klopfendem Herzen, da sie sich auf eine wundersame Art über die Erde dahinschweben fühlte. Eine herrliche Sache war das, gerade so, als wäre man eine Feder, ein Stückchen Flaun, ohne Gewicht, von einem leisen Windhauch lustig dahingeweht... Das Auto suchte sich seinen Weg durch die Stadt zur anderen Seite, zwischen engen, gewundenen Gaffen da hin- glitt alsbald über Lie Marimiliansbrücke. wandte sich an der Einmündung in den Anger in einem scharfen Winkel nach rechts und hatte nun die lange Gerade der Holzgartenstraße bis hinauf zur Durchbruch vor sich. Fritz Wiesner stellte den Sucherspiegel. bis er ihm das Gesicht des Mädchens zeigte. Eva Volkmer saß ganz still und schmal in ihrer Ecke, hatte die Hände im Schoß gefaltet und blickte mit großen, andächtigen Augen vor sich hin. Auch der alte Wiesner betrachtete das Mädchen mit verstohlenem Seitenblick, und vielleicht war dies die Stunde, in der zum erstenmal der flüchtige Gedanke in ihm aufkeimte, wie hübsch es wäre, wenn dies holde Kind mit engeren Banden seinem Hause verbunden würde. Sie könnte seinem Sohne eine liebe Frau und ihm selber eine gute Tochter werden. Und er gestattete sich ein wenig zu träumen, von einem jungen, fröhlichen Leben in den vereinsamten Räumen des Wiesnerhauses, von Kinderlachen und abendlicher Musik. Es müßte hübsch sein!... Jedoch waren dies nur Träume, lockere Spiele der Phantasie, die sich kaum zum Wunsche ver« dichteten. Der Wagen verminderte jäh die Geschwindigkeit, mit einer scharfen Wendung rollte er auf die gekrümmte Fahrbahn des Luitpoldsteges, dessen stählerne Troffen, in gewaltiger Kühnheit über den Strom gespannt, im Schimmer Les Mondes glitzerten. Die Fahrbahn, mit zierlichem Gestänge an den Drahtseilen aufgehängt, er« zitterte unter der Last des schweren Gefährtes. Aus dem Fenster deS Wagens bot sich ein unver gleichlicher Blick. Der Mond stand gerade über dem Delta der Flüsse und sandte eine silbern gleißende Licht säule von dem fernen Uferrand an der Blickgrenze biS zum Schatten der Brücke. Die bewaldeten Höhen am rechten Ufer waren von einem sanften Licht beglänzt, während auf der anderen Seite daS mächtige schwarze Massiv der Festungen Ober- und Niederhaus das Bil abschloß. Eva wandte sich mit einer leichten Drehung deS Kopfes an Herrn Wiesner: „Gibt es denn einen Platz auf der Welt, der noch schöner ist als diese Stadt?" Der Angesprochene lächelte. „Wir Passauer jedenfalls leugnen es. Warum auch nicht? Selbst wenn irgendwo das Paradies läge, käme es der Heimat nicht gleich." Eva wollte eine versonnene Antwort geben, aber Lä hielt der Wagen schon vor Lem Ratskeller. ' (Fortsetzung folgt.!