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MMe Gb^eitMg. Amts- und Anzeigeblstt für das Köttigl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Schandau und den Stadtgemeinderath zu Hohnstein. Die „Sachs. Elb-Zeitung" erscheint Mittwoch und Sonnabend und ist durch alle Postanstaltcn, sowie durch die Expedition dies. Bl. für 1 Mark vierteljnhrl. zu beziehen. — Inserate für das Mittwochöblatt werden bis Dienstag früh v Uhr, für das Sonnabcndsblatt spätestens bis Freitag früh 0 Uhr erbeten. — Preis für die ge spaltene CorpuSzeilc oder deren Naum 10 Pf., Inserate unter 6 Zeilen werden mit L0 Pf. berechnet, (tabellarische oder complicirtc »ach Uebercinkunft.) — Inserate für die Elbzeitung nehmen an in Hohnstein Herr Bürgermstr. Hesse, in Dresden und Leipzig die Annonccn-BürcauS von Haascnstein L Vogler, Jnvalidcndank und Nud. Mosse. 67. Schandau, Mittwoch, den 20. August 1884. Politische Weltschau. Die Diplomatcn-Confcrcnz in Varzi» steht im Mittelpunkte aller politischen Erörterungen und wird wohl mich noch geraume Zeit auf diesem Gebiete vor herrsche«. Ju der That ist der Besuch, welche» der Leiter der auswärtige» Angelegenheiten Ocslcrrcich- Ungarnö dem dcntschc» Reichskanzler in den letzten Tagen der vergangenen Woche ans dessen pommcr- schcm Landsitze nbgcstnttct hat, ein Ereignis; von nn- gewöhnlichcr Bedeutung und tritt um so mehr hervor, als ihm erst in Ischl die Begegnung zwischen Kaiser Wilhelm nnd dem österreichischen Herrscher vora»- gcgangcn ist, zu welcher un» die Barzincr Znsammcn- knnft glcichsani eine Ergänzung bildet. Waö Fürst Bismarck nnd Graf Kalnolh znsammcn besprochen, erörtert nnd beschlossen haben, das wird freilich vor erst das Geheimnis; nur ihrer nächste» Umgcbmig bleibe», indessen wird doch schon jetzt mit einer gc- wissen Bestimmtheit behauptet, daß die europäische Lage, wie sie sich nuö dem Scheitern der Londoner Coufcrcnz ergeben hat, einen Hnuptgegensland der Bar. zincr Berathnngcn gebildet habe, und diese Anschau ung erscheint durch die gegenwärtige» Verhältnisse im europäischen Conccrt auch gerechtfertigt. Daneben werden noch als Punkte, auf welche sich die Untcr- rcdimgcu des Fürste» Bismarck mit Graf Kaliioky erstreckt habe» dürfte, die Krisis iu Eghptcii »nd die politisch«! Conscguc»zc», welche sich daran knüpfen, das Bcrhältniß der dcntsch-östcrrcichischcn Allianz z» Italien und Rußland, die Anarchistcngcfahr u. s. w. genannt, doch können alle diese Mitthcilnngcn vor- läufig eben mir den Charakter bloßer Coiijcctlirc» tragen. Was aber der Barzincr Zlisammcnkimft unter allen Umständen ihren bleibenden Werth verleiht, ist der Umstand, daß sic, gleich der Monnrchcnbcgcgnnng von Ischl, von neuem die Intimität der ganzen Bc Ziehungen des deutschen Reiches znm österreichischen Kaiscrstaate bekundet, daß sic ein weiteres bedeutsames Zeichen der unerschütterlichen Fortdauer der dcntsch- östcrrcichischcn Allianz bildet und an diesem Felsen werden sich jetzt und ferner alle Bestrebungen brechen, die darauf hinziclcu, de« allgemeinen Frieden und das Einvernehmen der cnropüischcii Stantcnfauülic zu stören. In der kaiserlichen Kriegsmarine ist durch zwei allerhöchste CnbiuctSordrcS eine bedeutungsvolle organi satorische und administrative Veränderung verfügt worden. Die eine dieser Ordres betrifft die Bildung von zwei Marinc-Juspcctiouen, welche mit dem 1. Oc- tobcr d. I. inö Leben treten und von denen die erste ihr Stabsquartier in Kiel, die zweite in Wilhclmö- hafen habe» wird. Die zweite Bcrfügung bezieht sich ans die Bildung einer SchiffSprüfnngö-Conimission, welche gleichfalls am komnumdcn ersten Octobcr zn- sammcntrclcn nud ihren Sitz in Kiel haben wird. Zn beiden Cabinctöordrcö sind vom Chef der Admirali tät bereits die nöthigcn Anöführilngöbcstimiunngcn erlassen worden. Bezüglich des mmcn Zwischenfalls mit England wegen des secräubcrischcn Attentates ans den „Die drich" sind noch keine Schritte der Ncichörcgicrnng zn verzeichnen, jedenfalls wird aber die letztere die An gelegenheit nicht ans den Aiigcu verlieren. Recht cigenthümlich berührt die Meldung, daß bei der Insel Helgoland ein englisches Kanonenboot stationirt wer den soll, angeblich znm Schutze der Fischerei — ob auch zur Bcrhiudcruug weiterer Gcwaltthätigkcitcu voll Seite« der englischen Fischerboote? Die Varziucr Zusammenkunft beschäftigt begreif licher Weise auch die politischen Kreise in Oesterreich- Ungarn in hohem Grade. Die tommgcbeudcn Wie ner Blätter widmen diesem Erciguiß eingehende Artikel, in denen sämmtlich die Fortdauer der ausgezeichneten Beziehungen zwischen Oesterreich und Deutschland betont wird, wie sic die Ccmfcrcuz Bismarcks mit Kal- uokh markirc. Selbst die Czcchen- und Polcnblättcr wagen nicht, die Barzincr Zusammenkunft zu bekrit teln, man weiß in diesen Kreise« trotz aller sonstige« Angriffe auf daö Dciitschthmu sehr wohl, daß Oester reich erst durch das Büuduiß mit Deutschland Macht nud Einfluß im europäischen Ccmccrt gewonnen hat und so hüten sich die Herren Czcchen, Polen u. s. w. wohlweislich, an der deutsch.österreichischen Allianz zu rüttel». Die große Spektakel-Comödie der fra»zösischc» Nationalversammlung hat nun mit der unverändert erfolgten Annahme der Ncvisionövorlngc ihr Ende er reicht. Unmittelbar darauf wurde iu beiden Häiiscru des französischen Parlaments die Debatte über den vom Cabiuet Fcrrh für Tonkiug verlangten Credit von 38 Millionen Francs in Angriff genommen nnd daö letztere kau» jetzt auch i» dieser Angelegenheit einen durchschlagenden Erfolg verzeichnen, den» mit 350 gegen 152 Stimmen hat die Dcpnlirtcnkammcr die Crcdilfordcrungcn am Freitag angenommen «nd somit Herrn Ferry in der Streitfrage mit China einen ncncii BerlrancnSbcwciS gegeben. Da auch der Senat, welcher am Donnerstag bereits die Crcditfor- dcrmig für die Expedition nach Madagaöcar fast ein stimmig genehmigte, an; Sonnabend den Credit für Tonking angenommen haben wird, so dürfte wohl noch an diesem Tage der Schluß des Parlaments er folgt sein, an dessen Session sich jetzt die Session der Gcncralräthc reiht, welche auf den 18. August cin- berufcu sind. — Die schon dem Erlöschen nahe Cholera Epidemie im südlichen Frankreich greift plötzlich von neuem um sich. I« Toulon und Marseille hat sich die Zahl der tägliche« CholcratodcSfällc wieder ver mehrt, außerdem werde« auch aus Toulouse, Perpignan, Vognü, Dignc u. s. w. Cholcrafällc mit zum Theil tödtlichcm Ausgang gemeldet. Die englischen Blätter beschäftige« sich mit Rück blicke» a»f die verflossene parlamentarische Session, deren Ergebnis; von den großen Londoner Blättern als im. Allgemeinen bcklngcnSwcrth bezeichnet wird. „Daily Telegraph" nennt die vergangene Session eine „Session der FiaScoS", „Standard" bezeichnet sie als die merkwürdigste und mifrnchtbarstc in den Annalen dZs modernen Parlamentarismus und die „Pall Mall Gazette" constatirt einfach die die völlige Unfruchtbar keit der Session. Auch die Thronrede, mit welcher das Parlament vertagt worden ist, wird vielfach ab fällig kritisirt, namentlich rügt cs die oppositionelle Presst, daß iu ihr weder von Ostasic», noch von Süd afrika und Madagaöcar die Rede gewesen sei, wo doch gerade jetzt die englischen Interessen stark cngagirt seien. Für die Ncgicrnng Mstr. Gladstones sind diese Kritiken dnrchanö nicht schmeichelhaft, sic zeigen wic- dcrum das i» weite« Kreisen der englische« Nation waltende Mißbehagen «nd um so mehr muß dem Cn- biuct Gladstone daran liegen, die in der Borbcrcituug begriffene Nil-Campagne behufs dcö Entsatzes des Generals Gordon zmn glücklichen AnStrag gebracht zu sehen. Die neueste auö Egypten hierüber vorlie gende Depesche meldet denn auch, daß sämmtlichc für die Expedition nach Chartum bestimmte Truppen so bald wie möglich nach Wadyhalfa, dem Sammel punkte der Expedition, abgchcn sollen, uni von dort aus »ach Sciinch, auf dem Wege »ach Dongola, cx- pcdirt z» werde». Die türkische Diplomatie hat sich iu der Postämtcr- fragc ciitschicdeii eine Schlappe geholt. Assym Pascha, der türkische Minister des Auswärtigen, würde sonst wohl nicht erklärt haben, die Pforte beabsichtige durch aus nicht, einseitige Schritte zu thnn, um die fremden Postämter iu der Ausübung ihres Dienstes zu hindern. Auch ist der türkische Bcrsuch, mit den fremden Post ämtern in Constantinopcl zu concurrircu, wiederholt klüglich gescheitert. Aus Barna wird vom 13. August abermals gemeldet: „Der österreichische Lloyddampfer kam heute Morgen um 5 Uhr hier au. Das otto- manische Postpackclboot erreichte Banin erst um 8 Uhr, zu spät für den Expreßzug, der folglich ohne die tür kische» Postbeiitcl abging." Ein neuer französisch-chinesischer Zwischenfall. Wen» die Kanone» zwischen zwei Gegnern domicru, dami nimmt man allgemein an, daß der Krieg loö- gcgaiigcii sei. Dies ist nun zwischen Franzosen mid Chinese« ncucrdiugö ganz unstreitig der Fall gewesen. Der französische Admiral LcSpöö begann am 5. August die Alokadc der chinesischen Hafenstadt Kccluug auf der Insel Formosa oder Thaiwan, d. h. der frnn- zösischc Admiral versperrte mit stimm Schiffen voll ständig den Hafcncingang. Diese jedenfalls bcdciiklichc Operation durfte der chiiicsischc Commcmdant in Kccliiug nicht dulden lmd ließ mit einer am Ufer ausgestellte« Batterie auf die frnnzösischcu Panzerschiffe feuern. Die Schüsse der Chinese« wäre« aber «icht nur total wirkungslos, sonder« nun ließ auch der Admiral LcSpns von seinen Panzcrfrcgattcn mit ihren schweren Knuoncn Schnellfeuer auf die chiiicsischc Batterie gebe«, daß die Chiiiescn schleunigst das Weite suchten. Darauf landete auch noch eine Compagnie franzö sischer Marincsoldatcii in Kcclung und vernagelte die chiiicsischcn Kaiionc», wobei mir zwei Fraiizoscn nuö dem Hinterhalt von den Chinese» »iedergeschossc» w»rdc». Außerdem setzt Admiral Lcspvö die Alokadc Kcclmigö fort. Dieser Zwischenfall sicht mm offenbar ganz wie der officicllc Beginn des Krieges zwischen Frankreich und China auö nnd der DcpMirte Pvriu beantragte deshalb auch in der französischen Nationalversammlung die Dringlichkeit der Bcrathung der chinesischen Streit frage. Der Ministerpräsident Ferry stellte diese Dringlichkeit aber ganz entschieden in Abrede nnd Pürin's Antrag wurde mit großer Mehrheit abgc- lchnt. Trotz Bomben- nnd Kanoncngrüßen ist also immer noch kein Krieg zwischen Franzosen und Chinescu anSgcbrochcn! Diese Affairc scheint räthsclhaft, ist aber in Wirk lichkeit einfach klar zu legen. Man muß cö den französischen Diplomaten lassen, das; sic während der Tonkingfragc die Herren Chinesen nnd Ostasiatcu überhaupt gründlich kennen gelernt haben. Die Chinesen sind im Kriegswesen den Euro päern noch nicht entfernt gewachsen, suchen aber trotz- dcm durch allerlei Winkelzüge, Jutrigncn nud andere Täuschungen bei den Franzosen den Glanbeu zu er wecken, daß China eventuell zum Kriege gegen Frank reich schreiten, jedenfalls aber nicht die geforderte Entschädignugssnmmc zahlen werde. Es wäre nnn den Chinese» recht, wenn die Franzose» mit ihnen einige Jahrzehnte über diese Angelegenheit verhandel ten nnd sich von den chinesischen Zöpfen an der Nase hcrnmführen ließen. In Paris weiß man aber längst, daß man mit bloße» Unterhandlungen bei den Chinesen nicht znm Ziele kommt nnd daher haben sich die Franzosen durch die Blotadc Kcelnng'ö auf der kohlen- reichen Insel Formosa ein Faustpfand genommen, waö sic wahrscheinlich vollständig in ihren Besitz nehmen werden, wenn China nicht bald die verlangte Ent schädigung in der Tonkingaffairc zahlt. Ucbrigcnö scheinen die Franzosen durch die vor Fntschu nud nm Schnngai-Flnssc stehende Flotte des Admirals Conrbct zu ähnlichen Repressalien wie vor der Insel Formosa schreiten zn wollen. T a g c s g e s ch i ch t e. Sachse». Schandau. Am 1!1. d. früh gegen 8 Uhr trafen Sc. Majestät der König iu Begleitung Sr. Kgl. Hoheit dcö Prinzen Friedrich August nud des Flügelndjutantcn Major v. Malorti hier ein und begaben sich ohne Aufenthalt zur Jagd auf Mittcln- dorfcr Revier. — Infolge der seit einigen Wochen anhaltend außerordentlich günstigen Wittcruugsverhältnisst erfreut sich unser Städtchen fortwährend ciiieö sehr regen Verkehrs, wie dies besonders an de» Sonntage» be merkbar ist. So war am letzte» Sonntag ein grö ßerer Gesangverein aus Bantzen hier, der vom Prc- bischthor kommend einige Stunden im Dampfschiff-