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MMt Llb^itmg. Amts- und Anzeigeblatt für das König!. Amtsgericht^nd den Stadtrath zu Schandau und den Stadtgemeinderath zn Hohnstein. 71. Schandau, Mittwoch, den 3. September 1884. Wir ersuchen unsere Mitbürger bei Gelegenheit dcö in der Zeit vom 0.—8. September d. I. stattfindciidm deutschen Schriftstcllcrtagcö ihre Hünscr entsprechend mit Gnirlnndcn und Fahnen schnüickcn zu wollen, insbesondere werden die Bewohner dcö Marktes nnd der Elbfront ersucht, Sonntag den 7. d. M. von 8 Uhr abends an ihre Hiinscr zn illnminibcn. Reißig ist unentgeltlich von heute an auf dein Marktplätze, Schnlplatzc, Bastciplatze und Zaukenstraßc zu cnlnchnlcn. Schandau, am 1. September 1884. Der S t a d t r a t. Brgrmslr. Timmel. Zur Aufrechterhaltung der Ruhe nnd Ordnung bei der Jllnmination nnd dem Fcncrwcrke am 7. September d, I. abends bringen wir hiermit folgende Bestimmungen zur öffentlichen Kenntnis: 1. Es ist den Anordnungen nnd Weisungen der Mitglieder dcö Fcstkomitcö, dic blau nnd wcißc Rosetten tragen nnd der die Fcstpolizci mit anüiibcndcn freiwilligen Tnrncr-Fcncrwchr sowie der anwesende» Polizciorganc allenthalben unweigerlich nachznkommcn. 2. Das Betreten der Gartenmauern, Gartcnsänlm nnd das Anhalten an den Gartcnstackctcn und Zäunen der Elbgrundstiickc nnd namentlich der Elbhütclö ist ebenso,-wie daö Betreten der Dampfschifflandcbrückc» nnd der an der Elbpromcnade nnfgestclltcn Bänke verboten. 3. Das Stchcnblcibcn ans der sogenannten Bindnngöbrnckc, sowie daö Drängen beim Passieren derselben ist verboten. 4. Von Eintritt der Dnnkclhcit an ist. daö Fahren mit Kntschgcschirrcn nnd Wagen aller Art, einschließlich Hand- nnd Kinderwagen, sowie daö Reiten ans der ganzen Elbfrontc von Bahr's Hotel an bis zur Billa Königin Karola verboten. 5. Daö Abbrcnncn von Fcncrwerkökörpern, sogenannten Kanoncnschlägcn und bengalischen Flammen, sowie daö Schießen mit Gewehren nnd Böllern scilcii dcö zuschancndcn Publikums ist verboten. Der nntcrzeichnetc Stadtrat erwartet, daß den vorstehenden Anordnungen allenlhalbcn Folge gegeben nnd den Aufsicht führenden Organen dic Anöiibnng ihrer Fnnktioncn nicht mntwillig erschwert wird. Znwidcrhandlungcn werden nnnachsichtlich und streng in Gemäßheit 8 36V. 10. dcö NeichSstrafgcsctzbnchcö geahndet werden nnd haben Renitente Behufs Feststellung ihrer Persönlichkeit Sistirnng an NatSstellc zn erwarten. Schandau, den 1. September 1884. Der S t a d t r a t. Brgrmstr. Timmel. Wir bringen andnrch znr öffentlichen Kenntnis, daß Teilnehmer-Karten zu den Festlichkeiten bei Gelegenheit dcö dcntschcn Schriftstcllcrtagcö, jedoch mir in beschränkter Unzahl von Mittwoch, den 3. September d. I. an in der Natökanzlci hier gcgcn Erlegung der festgesetzten Beträge zn entnehmen sind. Am Bcgrnßnngöabcndc, den 6. September d. I. abends können mir Schriftsteller, Coinitcinitglicdcr und cingcladcnc bez. cingcführtc Gäste tcilnchmcn. Dic Fcstkartcn zum Waldfcste sind sichtbar am Hute zu tragen. Schänd an, am 1. September 1884. Der Stadtrat Brgrmstr. Timmel. Politische Weltschau. Ans dem Gebiete der hohen Politik tritt dic Drci- kaiscrzusammcnknuft immcr mchr in den Vordergrund. Noch ist Tag und Ort derselben nicht gcnan bekannt, allem Vcrmnthcn nach wird sie aber in der ersten Scptcmbcrwochc nnd ans russischem Bodcu staltfiudcu. Dem Gerüchte, daß Fürst Biömarck, Graf Kalnokh und Herr v. Gicrö, der leitende Staatsmann Ruß lands, der Monarchcnbcgcgnnng beiwohnen würde, ist bis jetzt von officiöser Seite nicht widersprochen wor den und cö isr dahcr dieses Gerücht durchaus nicht von der Hand zu weisen. Jedenfalls wird dic Zu sammenkunft der drei Kaiser eine solenne Bekräftig ung des trefflichen Einvcrnchmcnö sein, welches zwi schen Rußland und den beiden nlliirtcn Käiscrmächten erfreulicher Weise schon längere Zeit besteht. Dic wohlthncnde Wirkung dicscö Einverständnisses für den europäischen Frieden und spccicll für die Nnhc im Orient ist anläßlich der bulgarischen Wirren, der panbnlgarischcn Bewegung, der Frage der Erncnnnng eines neuen General-Gouverneurs in Ost-Nmnclicu n. s. w. zu markant zu Tage getreten, als daß nicht Jeder, dem dic Erhaltung geordneter und friedlicher Zustände in Europa am Herzen liegt, dic bcvorstc- hendc Entrcvuc, dic cin Unterpfand der Fortdauer dieses Zustandes bilden wird, mit herzlichster Sympa thie begrüßen sollte. In den inneren Angelegenheiten treten die Vor- bereilnngcn zn den Ncichötagswnhlcn mchr nnd mchr hcrvor. In parlamentarischen Kreisen wird jetzt an genommen, daß die Wahlen in der zweiten Hälfte dcö Octobcr stattfindcn und daß in den nächsten Tagen dic diesbezügliche offieicllc Bckanntmachnng erfolgen würde. Eö wird dahcr jetzt schon von den verschie denen Parteien mit Hochdruck gearbeitet, um in der Wählerschaft Stimmung zu machen nnd dic ganze» Anzeichen lasse» darauf schließe», daß der eigentliche Wahlkampf diesmal ei» besonders heftiger sein wird. Inmitten dieser leidenschaftlichen Agitationen erscheint das Sednnfest allen Parteien, soweit sic überhaupt nicht principielle Gegner des nengccintm dcntschcn Reiches sind, als cin Moment der Nnhc, gewisser maßen als ein neutrales Gebiet, auf dem alle politi schen und eonfcssioiicllcn Gegensätze verschwinden und wo nur der Gedanke an daö gemeinsame große Vater land der vorherrschende ist. Hoffentlich wird auch diesmal daö Scdanfcst in der seiner nationalen Bc- dcntnng würdigen Weise verlaufe». Dic vcrbrcchcrischc» Thntcn der Stcllmachcr mid Eoiisorten scheinen epidemisch zn wirken. In Ham burg wurde am Freitag Vormittag 11 Uhr auf den In haber eines GcldwcchslcrgeschäftS, Moritz Kancr, cin Attentat ausgeführt, bei dem zwei Verbrecher bcthciligt waren. Während der eine Wache stand, versetzte der andere dem allein im Laden anwesenden Kancr einen Schlag mit einem spitzen Instrument in den Nacken. Kancr schlng eine Fensterscheibe cin und rief nm Hilft. Obgleich der Gcldschrank geöffnet war, fand der Räu ber nicht Zeit, Wcrthpapiere oder Geld an sich zn nehmen. Er entfloh nach heftiger Gegenwehr, wurde aber auf der Straße ergriffe», ohne vo» de» zahl reiche» Waffe», die er bei sich trug, Gebrauch machen zu könne». Der Verbrecher ist ei» 2Ijähr. Schlosscr- gcscllc Namens Borncmami, der sich in letzter Zeit in Schleswig-Holstein und Dänemark und vorher längere Zeit in Amerika aufgchaltcn hat. Dic Operationen dcö französischcn Admirals Conr- bct gcgcn den Rayon der chinesischen Strom- nnd Küstcnfortö dcö Flnsseö Ming sind von durchschlagen dem Erfolge gekrönt worden. Dic sämmtlichcn Fortü und Batterien der Chinesen in nnd nm den Kricgöhafen Fontcho» sind zerstört, desgleichen ist die chcncsischc Kriegsflotte, soweit sie bei Fontchon versammelt war, vernichtet und erscheint somit der erste Abschnitt des französischcii Actionsprogrammcö an der chincsischcn Küste erfüllt. Dic nächste Aufgabe dcö Admiralö Cour bet dürfte darin bestehen, die Inseln Hainan nnd Formosa zn besetzen, nnd erscheint deren Losung in Anbetracht dessen, waö die französische Flotte vor Fontchon schon geleistet, nicht allznschwicrig. In Ton- king haben sich dic Schwarzflaggcn wieder gerührt, sie sind aber von den Trnppcn dcö Generals Ncgricr ohne große Schwierigkeiten in daö Gebirge im Nor den Tonkings znrückgcworfcn worden. Einstweilen macht intensive Hitze größere Operationen in Tcmking unmöglich und hat ans diesem Grund auch der Vor marsch auf Langson eine Verzögerung erfahren. Nicht unbedenklich ist die Nachricht, daß chinesische Truppen daö Frcmdcnvicrtcl von Fontchon nnögcplündcrt habe», seitdem dic französischcn Kriegsschiffe de» Mmgflnß wieder verlassen haben; cö erscheinen hiernach weitere Exccsse gcgcn Frcmdc in dcn chincsischcn Hafenstädten nicht unwahrscheinlich. In Italien hat man gegenwärtig mit einem nencii nnd einem alten Uebel zu kämpfen. Daö letztere wird durch daö Brigauteuunwcscn repräscutirt, welches iu Mittel-Italien nnd spccicll gerade in der Umgegend von Nom üppiger als je blüht nnd dessen Ausrottung der italienischen Regierung größere Schwierigkeiten be reitet, denn zuvor. Das neue Uebel aber ist die Cholera, welche mmmchr dic ganze npcnninische Halbinsel über zieht nnd mm fast in allen größeren Städten Italiens aufgetrctcn ist, merkwürdiger Weise gerade mit Aus nahme Nom, obwohl hier alle Bedingungen für eine Entwickelnng der Epidemie vorhanden sind. Die Ne gierung des Königs Hnmbcrt thnt alles Mögliche, nm der Verbreitung der Seuche Einhalt zn thmi, leider scheitern aber fast alle ihre Maßregeln an der Beschränktheit nnd dem Aberglauben der unteren italienischen Volksschichten. Nnßländ schenkt dm ostasiatischcn Verwickelungen eine ganz besondere Aufmerksamkeit, aus dem einfachen Grande, weil das Czarcnrcich auf eine bedeutende Lüngcnanödehmmg Chinas Grcnznachbar ist. Wie man der „Pol. Corrcsp." a»S St. Petersburg meldet, sind au der nissisch-chincsischcn Grenze Unruhen anö- gcbrochen, infolge dessen eine Verstärkung der russi schen Garnisonen im Amurgebics bevorstcht. In dem miglücklichcn Peru ist wiederum der Bür gerkrieg anögebrochcn. Gmcrnl CaccrcS, einer der Prätendenten ans dem Präsidentenstnhl, überfiel die Hauptstadt Lima in voriger Woche, wurde aber von dcn Truppen dcö Präsidenten Jglcsiaö mitcr blutigen Kümpfen-wieder hinaiiögeschlagen. Trotzdem steht ein neuer Angriff Caceres auf Lima bevor nnd soll der selbe noch 1300 Mann diöeiplinirtcr Trnppcn zu seiner Verfügung haben. T a g e s g e s ch i ch t e. Sachfein Schandan. Dic Seiten dcö Stadt- rathö an dcn Gcmemsinn dcr Bürgerschaft Schandan'S gerichtete Bitte, zu Ehren dcr dcntschcn Schrift- ..-uLM