Volltext Seite (XML)
immer und immer wieder nuf diesen Punkt zurück, und wie ein Sidler uns seine Acnlc lauert, bewachte Eberhard Louisen, die dcu Fciud richtig crknuntc und zu fürchte» wußte. Eine kleine Veränderung, die aber besonders nnf den weiblichen Theil der Familie einen recht günstige» Ei»fl»ß niiöübtc, fand »ach Verlauf zweier Jahre statt. Willy Goldman» trat als Volontär i» das Arcdo'schc Bankhaus ciu und da« heitere, nnmtcrc Wesen des jungen MmmcS, der schon immer ein gern gesehener Gast gewesen war und der jetzt täglich in der Familie dcö befreundeten Bankiers verkehrte, löste nach und nach die Spaummg, die noch zwischen dem Vater nud den Nmdcrn herrschte, und wenn es auch anfangs dem alten Brcdo einen Stich in'S Herz gab, an der Stelle, wo Georg seinen Platz habe» sollte, den fremden Jüngling zu scheu, so gelang cö doch bald dem Eifer nnd der heiteren Rührigkeit des jnngcii Mannes, den Prinzipal zu seine» Gmistcu z» stimme», nnd er genoß binnen kurzer Zeit das Vertrauen des ganzen Personals. Herr Goldman» wollte seine» Sohn nicht ins eigene Geschäft nehmen, da er meinte, „ein junger Mann müsse, nm einst befehlen zn können, gehorchen lernen," nnd da dies unter der Slcgidc eines zärtlichen Vaters, im Bewußtsein dcö künftige» Besitzes schwer sei, so solle er sich die geschäftliche» Spore» »»ter Fremde» verdienen nnd im fremde» Neste fliege» lerne», »»d so war Willy »ach kurzer Besprechung mit Herrn Brcdo znr allgemeinen Befriedigung bei diesem cin- getreten. Für die beiden Mädchen war damit ciu fröhliches Leben nugcgaugcu und Sluuibcll schloß sich rasch n» dcu frische» hcitcrc» Genossen a», der cö trcsflich vcr< staub, sich dcu Nciguugcu dcS rcizcudcu Kindes au- zupasscu mid dcr dcu bcidc» Mädchen oft nud gcr» von Gcorg erzählte, mit dem cr hcrzlich brfrcundct gewesen nnd den cr in liebevollster Erinnerung trug. So eilten wicdcr Jahre und Jahre hin, das Slltc in ihrem Schovßc begrabend, und scheinbar war auch bei Brcdo'S das Leid überwunden, denn die schönen, liebreizenden Töchter dcS HanscS waren zn Jnngfrancn hcrangcblüht nnd ein ncncö Leben machte sich geltend, da Adolfine den gesellschaftlichen Anforderungen ihrer Töchter genügen wollte nud mußte und die so lauge größere» Gesellschaften verschlossenen Nänmc strahlte» in herrlichem Lichtglanzc nnd jmigc mid ältere Damen und Herren sonnlcn sich in dem süßen Lächeln dcr holden Mädchen, welche wie gntc Genien de» finsteren Geist dcö HanscS zn banncn wußten und selbst auf dcm recht alt gewordenen, vergrämten Antlitz des Vaters einen freundlichen, befriedigte» Ausdruck hcr- vorzuzaubcru vermochten, und wenn Annibcll wie ein lustiger Schmetterling an Willy'S Seite in fröhlichem Tanze dahmflog nud ihr jugcudfrischcs Lache» mit dem seine» z»sammc»klnug, dann träfe» sich Adolfimmö mid Doris Blicke und ei» gcmcinsamcr Wunsch schic» a»f den Lippe» zu liegen. (Fortsetzung folgt.) Vermis ch t c s. — Wie so Manches im Leben achtlos fortgeworfcn wird, weil man seinen Werth nicht kennt oder unterschätzt, so geschieht es auch mit vielen heimischen Bvdcnerzeugnisse», die, wenn man sie zu nutzen verstände, unsere Tafel um manches schmackhafte Gericht bereichern würden. Wohl kaum hat Jemand beispiels weise daran gedacht, daß in dem unscheinbaren, struppige» Kraut des Radieschens eines dcr zartesten und wohlschmeckendsten Salatgcmüse steckt: die Blattstengel des Radieschens nämlich. Bieten dieselben an und für sich mit Pfeffer und Salz eine schätzenSwcrthe Beigabe zum Butterbrod, so sind sie, wie die „Dvrfzcitung" versichert, als Salat zubereitet, geradezu köstlich. Rian entfernt die Blätter von den Stengeln, reinigt diese sorg fältig und wäscht sie einige Male in frischem Wasser. Dann werden die Stengel klein geschnitten oder auch fein gewiegt, etwas Salz daran gethan und, damit das Salz durchzieht, etwa eiu bis zwei Stunden stehen gelassen. Kurz vor dem Genus; thut mau Oel uud Essigs nach Belieben anch etwas Pfeffer daran. — In Halle brach am Mittwoch Abend plötzlich dcr Fußboden dcs^ersteu Geschosscs dcS grostcn Rcstanrants „Markt- schloß" mit lantem Krach cin. Glücklicherweise wurden Menschen nicht beschädigt. — Seit der im Jahre 1879 in Gotha erfolgten Errichtung eines LcichenverbrennnngSofeuö ist die Fcncrbcstatlung langsam in Aufnahme gekommen, am Dienstag hat daselbst die 181. stattgefuuden. Bon den 181 Fencrbestattnngen kamen nus's Jahr 187b achtzehn, 1880 sechszehn, 1881 drciunddrcistig, 1882 dreiunddrcisiig, 1880 sechsundvierzia nnd in diesem Jahre bis zum 8. Juli schon 35. Die Feuerbestattung wurde voll zogen an 53 Leichen aus Gotha, worunter 38 Männer, 13 Frauen und 2 Kinder, ferner au 128 von auswärts gekommenen Lei chen, worunter 80 Männer, -10 Franc» u»d 2 Kinder. — AnS dcm Spcssart, 12. Jnli. Die Heidclbccrernte hat bei uns begonnen, wie die vielen Weidenkörbc beweisen, welche, gefüllt mit diesen schwarzen Kindern deS Waldes, an den Eisenbahnstationen im Spessart die Augen des reisenden Publikums auf sich ziehen. Hundert bis zweihundert Korbe voll Beeren werden täglich an einer Eisenbahnstation verfrachtet, obgleich die Ernte erst ihren Anfang genommen hat, und die volle Reife der Beeren erst später eintritt, etwa am Ende dieses MonatS, bis zu welcher Zeit auch die Einkäufe zur Bereitung der „Perle deS Spcssart" verschoben werdcn. Dicse Perlc dcS Spessart, unser vortrefflicher Heidelbeerwein, hat jüngst auch in Berlin wieder bei der Ausstellnng von Gartcnerzeugnisscn aus den prcusüschcn Gebietstheilen einen grosse» Sieg über alle seine Rcbcnbnhler errungen, indem die Herren Preisrichter ihm den erste» Preis zuerknimt habe». Auch hat er sich »ach Frankreich bereits Bahn gebrochen, und in Toulon wird er bereits verkostet worden sein, da der französische Cvnsul in Frankfurt a. Al. bereits in der vorigen Woche ei» Kistchen voll Flaschen mit I'irna uiul 8lüm»äuu nur an 8omr- »»<1 b'oottago». t'rüü t'rüü 5 0 0 Vin. 10 8 8 17 8 üoü 8. - ttvüm. I) a m p t'8 v ü it't't'a ü r t. 8o1mml»n Von »reellen Vo» 8vluunlau Xavüm. ^ükaürt üvs Oamplüootos Von Rümmkutt »aoü Ilnntran Vorm. Kundin. 8 11 0 8 10 II 8 10 -I 0 55 -10 8oI;a»<I»u ^»Icmit't, 5 10 30 -15 üosgl- ü. livilvilü. u. I'. I>. Hoüunü. v. XvU8tacIt v. Himtzan lwsgl. üvsz-l. c1v88Ü cIv8LÜ v. Ilautzcm I, 18 14 45 -15 15 t'rüü Vorm. 25 45 30 Von 8<:IuunI»u mmü lünlonlmcch.'l'etmcho» X;». 1 58 - 3 35 - 5 30 t'rüü Vorm. Xacünn. keiZkgkrlkgknkkitkii. IE 8. 8taat8Üaünon. 23 42 Vorm. 10 35 üis Imitmoritr:. Xaoüm.12 45 - IIorriiLÜr. 245 - 3 45 - Horrimür. Wir haben cin Vermöge», das wir nicht kennen — es ist die Zeit. Eine sorgfältige Anwendung derselbe» ka»n erstaun lich viel auö uns machen. Es ist komisch, zu sehen, wie man in der Gnnst dcr Mc»- schcn stcigt und fällt, je nachdem ihr Nrlhcil über uns durch Andere bcemslußt wird. Sonntagsmorsicn. Die Lnft so warm, dcr Hinnncl so blau, Ringsum cin hciligcs Schweige», Stur in dcn tauscnd Blumen dcr Au Snnunt leise ein Bicnenreigen. Und ans dcm Dorfe dort im Thal Ertönet Glockenläuten: — O sanfter Friede, o warmer Strahl! Was soll cs mir bedeute»? Jst's Himmelsruhe? ist's ciu Gebet? Siud's keusche LiebeSslammc»? Ist es ciu Lied, das mich durchweht? Jst's Alles dies zusammen? Ill) Eourivrrmg mit 3. EI. lirip;mn. IlrvLiüm vorlcoürt /.u isoüo» Von Lanlxcm — Rckmitz, »reell 8eürwäuu 5 32 7 40 10 8 2 20 4 44 7 30 Xo»8t. t'rüü 0—*) - 7 — Vin. 8 5 - 0 20 - II—III) Xin. 12 5 - 12 45 - 2 10 - 3 10 - 4 20 0 10 Von Hi'vmlcm! imeü 8rüanäach Von - - rmoü I>ro8il<m.ü;ai:i; 8elimnliln - 8 23*) ü. Iloümiü. ii.'!'. - 0 30 ") ü.u. 5Viu;;. Xt8.I2 45 b. ttucümü. - I 54 III) ü. ttoclouü. u. t'rüü 7 27*) ü. Ilocümü. - 7 50 ü. llocloiiü. u.I'. Viil. 10 40 cloügl. - I l 47III)ü. Ilvclunü. Dcr HauSschwnmni wird zlvar durch Luftzug am sichcr- stcn verhindert, indessen wolle mau die große» Ilebelständc, wie Erkältung dcr Fuschödcn, Ungczicfcr re. nicht außer Acht lasscn. Vor Allcm lvird abcr durch ciu Hohllcgcu in der Siegel kein Lufstzug erzeugt sonder» nur das Wuchern des Schwammes begünstigt. Deshalb ist eS rationeller, das betreffende Holz- und Diclenwerk mit dcm flüssigen I)r. H. Zeremicr'schm Patcnt- Autinrcruliou aus dcr Chemische» Fabrik von 8«I>»»II«I>i> ii> z» streichen und dnS Fiill- matcrial durch Aiifeuchten mit demselben zu ünprägnircii, also schtvauiuislchcr zu machen. Da kann kein Schwamm mehr entstehen. In Schaudau hat nur Herr Otto Niederlage davon. Auch von de» sich gut bewährte» Garbvl-Wachö- u»d LlSphalt-Firinsscn zu alle» Jmpräguiruugcu und An- strichcu vo» Hvlzwcrk in« Frcicu hält obige Firma Lager. und da habcn'S de» Versatzschein. Lassen'S mich beim AnSlöse» cmpfohlcil sein." Als sic sah, das; dcr nm seine» tteberzieher leichter gewordene Herr nicht zu wissen schien, was cr für die Bemühungen zu zahlen habe, sagte sie: „Dcr Schein kost't a Groschen, ich habe nur a Sechser! z'fordcrn." Dcr König schob lächclnd dc» Versatzschein in die Tasche, und indem er dem Weibe die elf Gulden in die Hand drückte, sagte cr: „Nehm' Sie das, liebe Frau, für Ihre Mühe!" Die Alte wußte nicht, was sie von einem solchen Geschäft halte» sollte, u»d wollte dcn Herrn, der schon die Brücke erreicht hatte, um Aufklärung bitten, als ein Gendarm, der die ganze Scene bemerkt halte, ans die Alte zuhing, nachdem sich der König entfernt hatte, nm sie wegen Belästigung desselben auf offener Straße zn arretiren. Das sah König Max von dcr Brücke ans. Aus seinen Wink, dessen Dentnng dcr Gendarm recht gnt verstand, liest cr vo» dcr Altc» ab. I» dcr Ncsidcnz angelangt, eilte aber dcr König Max zur Königin und mit vergnügtem Lächeln ihr dcn Versatz- schcm überreichend, rief er: „Marie, ich habe meine» tteberzieher versetzt, dc» kan»st Du nur enüösc»." Stostseuszcr eines Briefträgers: O, thcurcr Stephan, denke billig, Sei menschlich, hilfreich, edel, gut, Last Deine Boten geh'» in Drillich I» Anbetracht dcr grostcn Glüht. Wcnn Dn so renne» solltest feste, Trepp ans, Trepp ab, Haus ein, HauS aus, Du zögest sicher Rock und Weste Und, was weist ich, noch weiter aus! Heidelbeerwein nach Toulon abgcschült hat. Hoffentlich wird er seiner Hcimnth, dcm Spessart, auch auf fremder Erde Ehre machen nnd als kräftiger Soh» des deutschen Waldes lvird der Heidelbeerwein auch in dcr Abwchr dcr Eholcra scinc Kraft bcwähren. Abcr auch in Deutschland dürfte gerade in dcr gegenwärtigen Zeit unter allen Präservntivmittcln gegen Cholera uud alle Magcnleidc» die Spessartperlc am meisten zu empfehlen sein. — Eine Aufsehen erregende Anzeige ist ans Halberstadt bei der SlaatSamvaltschast in Altona cingelanfen. Es werdcn nämlich in eincm längeren Schreiben — wie man vcrmnthet, auS der Feder irgend eines auS einem Lotteriegcschäfte ent lassenen Commis — 508 Personen in Altona und Schlcswig- Holstcm deS Spielens in verbotenen Lotterien angcschuldigt. Unter diesen, meist dcn bcsscrcn Ständen angchörcnde», befinden sich auch hochgestellte Justizbeamte und ein Militärprcdiger. — In Zell am See, eincm hcrrlich gclcgcncn kleinen Kur ort bei Gastein, ist, wie ein Tonrist ermhlt, kürzlich — die Polizei abgcschnsft worden. Da nämlich durch eiu ganzes Jahr keine einzige Arrestalion, überhaupt kein einziges Vergehen vor- gckvmmen, so hat der Gemeinderath beschlossen, die einzige Per son, welche dort die Polizeigcwalt und die Execntivn des Straf gesetzes repräsentiere, den — Nachtwächter, abzuschasscn. Also geschehen im Jahre des Heils 1884. — Einer der witzigste» Mc»schc» war dcr fra»zösischc Ko- mikcr Ver»ct, dcr, als cr in Petersburg lauge Zcit cugagirt war, seiner köstlichen Einfälle wegen zu den Lieblingen dcS Kaisers Nikolaus gehörte. Einst hatte der Gcneraldirector des Theaters große Summen verspielt, die zu dem Eigenthum dcr Theaterkasse gehörten und die Schauspieler erhielte» daher Mo- »ate laug keiuc» Gehalt, mußte» aber dennoch schweige», weil sie sonst unbedingt entlassen worden wären. Dcm mußte mm Vernet, als des Kaisers Liebling, abhclscn, und eines TagcS, als cr dic Egnipagc dcs Czarcn daherfahrcn sah, lief cr trotz größtc» Unwetters auf dem Fahrwege im tiefen Strahenschmutz eine ganze Weile neben dcm kaiserlichen Wagen her, bis Niko laus auhaltcn ließ und lachend ihn amics: „Sind Sie denn wirklich toll geworden, Vernet, was soll das bedeuten?" „Ma jestät, lassen Sie mich in Gnaden laufen," rief athemlos dcr drollige Komiker, „ich habe die größte Eile, schon seit drei Mo naten lanfe ich meiner Gage nach und kann sie doch nicht cin- holen." Mit diesen Worten verschwand er uni dic Eckc; wußtc cr doch nur zu gut, daß sic ihre Wirkung nicht versehlcn wür- dcn. Eine sofort auf kaiserlichen Befehl angcstelltc Untersuchung der Angelegenheit brachte den Künstlern ihre langersehnten Ge halte und dcm leichtsinnigen Intendanten seine Versetzung auf einen anderen Posten. — Einmal war Vernet zn einen; Feste beim Großfürsten Michael geladen und ebenso auch unter An deren dcr berühmte Astronom Schnbert. Dieser bedeutende, aber furchtbar schüchterne und linkische Gelehrte, dcr sich das erste Mal in so hoher Gesellschaft befand, erfüllte mm kemes- wegs dic Erwartungcn, dic man allerhöchste;; Ortes in seine Untcrhaltnngsgabc gesetzt hatte und dcr Großfürst fragte daher Vernet: „Wie mag cs wohl kommen, daß ein so bedeutender Mann Ivie Schnbert, sich so fürchterlich ungeschickt bewegt und so sehr ruhig ist?" „Entschuldigen Ew. Kaiserliche Hoheit", war dic schr treffende Antwort Vcrnct's, „dic Vcrwirrung dcs bcdauernSwcrthcu Gelehrtem dcr Mann ist ja doch Astronom, nnd da mag cr den» heute allerdings mit Recht etwas confus sein, denn cr ist ja nicht gewohnt, so viel Sterne am unrechten Platze z;; sehen." — Ucbcr das Wachsthnm dcs Irrsinns in Frankreich während und nach dcm deutsch-französischen Kricgc thcilt neuc- stcnö einc compclcntc psychiatrische Autorität interessante Daten mit. Als wesentlichste Ursachen geistiger Störungen in dem dritten Viertel dcs lanfendc» Jahrhnndcrts wcrdcn bczcichnct: die Gennßsncht, das Streben, schnell reich zu werden, die Schick salsschläge, das Börsenspiel, die Krachs und dcr AlkoholiSnms; ans letzterem allein sind 25 Proc. dcr Jrrsinnssällc znrückzusüh- rem Sonderbarerweise erfahr in; Moment der Kriegserklärung dic Zahl dcr Jrrcn, soweit Paris in Betracht kommt, eine Her- abmmderung; das danerte abcr nur kurze Zeit; nach der Kata strophe von Sedan, als die Vorortsbcvölkerung massenhaft nach Paris cinströmtc, wachs die Zahl dcr Geistcsgcstörtcn rapide; Fälle vo» Melancholie und dumpfem Hinbrüteu waren besonders häufig. An deren Stelle trat im Verlaufe der Belagerung die Ersindungsmanie. Eine Menge vo» Leute» wcmdtc» sich mit dc» verrückteste» Ideen behufs Masscnvertilgung der Preußen an General Trochu, aus dessen Cabinct sie gewöhnlich den Irrenanstalten zuwandcrten. Mit dem Beginn dcs Bombarde ments Warden viele vor Schrecken verrückt; daneben danerte der Ersindungswahusam fort. Unter andern schlng man Herrn Thiers vor, cr solle den Dcatschc» die Kriegsentschädigung in vergoldeten Zinkmüuzen, in falsche» Kassenschcme» nuszahle», oder cr solle sic vo» einer dcn Junggesellen über 20 Jahre ab- zunehmcnde» Stencr entrichten. Ferner hat man die Beobach tung gemacht, daß die während deS Krieges evacipirten Kinder vielfach Entartungen, physischer und geistiger Natur, unterwor fen sind, auch eine auffallende Neigung za Erkrankungen und zur Sterblichkeit darthan. Als eine der beklagcnSwcrlhcste» Erscheinungen endlich wird eoiistatirt, daß die Trunksucht unter der weiblichen Bevölkerung von Paris vor den; KriegSjahre so gut wie unbekannt war, während sic scitden; eia in immer weiterer Progression anschwellendes Laster geworden ist. — Ein französischer Präfeet telegraphirte an den Minister deS Innern: „Alle Vorsichtsmaßregeln sind getroffen; Jeder mann ist auf seinem Posten; wir erwarte» »»»mehr die Cholera". Dcr versetztc Ucbcrzichcr. König Max II. vo» Bayer» gi»g in München ost ohne Begleitung spazieren, besonders gern in de» Vorstädte», wo das eigentliche Volk wohnt. Einmal kam cr in dcr Vorstadt Au in die Nähe deS Versatzamtes, das man sofort an den Gestalten, die sich mit Päckchen unter den; Ara; dahinschlichea, und an den lauernden Nersatzweiber» erkenne» kvmtte. Die Somic schic» hciß, der König entledigte sich seines Uebcrzichers und bog in die Senfzcr-Allee eia. Als er aahielt, an; sich die Schweißtropfca von der Stirn za wischen, fiel ihn; ein an der Planke deS SchweizertheatcrS postirtes altes Weib aas, das sich ihm unter sonderbaren Gesticulationen näherte. Er glaubte anfänglich, es mit einer Bettlerin zu thun za haben, täuschte sich aber bald. Dem; nachdem die Alte sich vorsichtig umgeschnnt hatte, ob Niemand in der Nähe sei, sagte sie, auf dcn über dem Arn; deS Königs liegenden tteberzieher deutend: „Lieber Herr, Sie wollen gefälligst den Rock versetzen? Werd' es schon besorgen." Anfangs war der König ob dieses Ansinnens frappirt, da er sich aber nicht erkannt sah, reizte eS ihn, zu erfahren, welches Schicksal sein tteberzieher haben sollte, und flüsterte cr ganz vertrauensvoll: „Ja!" „Ja," ries das Weib, indem sie den tteberzieher nahm, wcnn'S in einer Viertel stunde wieder vorbeikommea, bring' ich schon 's Geld. Wir werden," sagte sie, mit Kennerblick das Kleidungsstück prüfend, „schon zehn Gnlden 'rausschlagea". Mühsam das Lache» unter- drückcmd, ging der König Weiler; nach einer Viertelstunde kam cr wieder und richtig stand die Alte schon ans der Lauer. „Da ist's Geld, lieber Herr ! Elf Gulden Han; mer kriegt. So — - 8 45") - III5 - I—III) ") Eouriorzuz; oüno 3. EI. *) X;;ü. in Dor Zug I'rüü 8 E. 5 5Ii». vo» Vo» 8elmiulnn imvü »romloi; t'rüü 2 34IÜI) - 0 15 - 7 15°) Vm. 8 40'") - 11 12 Xm. 12 43 - 4 I - 5 38 - 0 31 III) - 7 51 vom Ilauptzollamt: vom lüclmüvI': V.-^I 0 — X.-LI. 1 40 V.-5I. 0 15 X.-dl. 2 — 0 55 3 15 7 25 3 35 7 40 3 50 8 — 4 5 8 20 4 25 *) 8 45 4 40 '") 0 20 *) 5 10 0 35 '") 5 -10 10 25 6 10 10 40 0 35 10 58 7 30 II 10 7 55 11 25 8 5 11 50 8 25 X.-ÜI.I2 20 8 55 X.-ZI.I2 -15 0 15 I 15'") 0 25 -") Xur au 8cm» 1 30'") 0 40 »ml Xo8ttaL<m. Rcdactio», Druck uud Verlag vo» Th. Legler L H. Zeuuer ii; Schandau.