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MUcht Glb^eilung. Amts- unö Auzeigeblatt für das König!. Amtsgericht und den Stadtrath zu Schandau und den Stadtgemeinderath zu Hohnstein. Die „Sachs. Clb-Zeitung" erscheint Mittwoch und Sonnabend und ist durch alle Postanstaltcn, sowie durch die Expedition dies. Bl. für I Mark vicrtcljährl. zu beziehen. — Inserate für das Mittwochsblatt werden bis Dienstag früh 8 Ilhr, für das SonnabcndSblatt spätestens bis Freitag früh st Ilhr erbeten. — Preis für die ge spaltene Corpuszcilc oder deren Naum 10 Pf., Inserate unter 5 Zeilen werden mit 50 Pf. berechnet, (tabellarische oder complicirte nach Uebcrcinkunft.) — Inserate für die Elbzeitung nehmen an in Hohnstein Herr Vürgermstr. Hesse, in Dresden und Leipzig die Annonccn-BürcauS von Haasensteiu L Vogler, Jnvalidendank und Nud. Mosse. 31.Schandau, Mittwoch, den 16. April 1884. Bekanntmachung. Zu einem zur Feier des Geburtsfeftes Sr. Majestät des Königs Albert von Sachsen am 2 3. April d. I. Nachmittags 5 Uhr in der Villa Königin Carola abznhaltcnden ssesillinkr laden wir andurch ergebenst ein. Preis des Couverts incl. Mnsikbcitrag 4 M. — Pf. Zeichnungslisten liegen in der Natskanzlei und im Forsthause ans. Schandau, am 15. April 1884. Der Stadtrat und das Stadtverordneten-Collegium. eon8tantin Iimmel, Vürgermstr. kullolflli KÄir. Politische Weltschan. Die Ostcrfcsttagc haben die DiScnssion über die schwebenden Tagcöfragcn nnsercr iniicrcn Politik ans ein Minimum rcdncirt und liegt auch über dieselben thatsächlich Neues nicht vor. Es gilt dies namentlich in Bezug auf die Krisis im preußischen StaatSmiui- stcrinm, deren Anögang sich noch immer nicht mit Bestimmtheit Vorhersagen läßt; jedenfalls werden aber die nächsten Tage die Entscheidung in dieser Frage bringen. Auch in einer anderen wichtigen Angelegen heit, nämlich hinsichtlich dcö Schicksales des Socialistcn- gcsctzcö im Reichstage, rcsp. der beantragten Ver längerung desselben, ist etwas Gewisses nicht zu ver zeichnen. Die Leiter der in dieser Frage den Aus schlag gebenden Centrnmöpartci wollen anscheinend die Sache während der Fcricnpause des Reichstages „di latorisch" behandeln, obwohl sich die NcichSrcgierung schon klar nnd bündig dahin ausgesprochen hat, daß sich das Parlament nur sür stricte Annahme oder Ab- lchnnng des betreffenden Antrages, ohne irgendwelche Zusätze, zu entscheiden habe. Es würde daher auch der Antrag, welchen daö CcMrnm angeblich stellen will, das Socialistcngcsctz nnr um ciu Jahr, stall, wie vorgcschlagcu, um zwei Jahre zu verlängern, keine weitere practischc Folge gegenüber der so deutlich do- cumcntirtc» Willensäußerung der Negierung haben. Die Verschmelzung der Fortschrittspartei und der Scccssionisten hat im Lager der Gemäßigt-Liberalen den unter den veränderten Verhältnissen begreiflichen Wmisch nach einer strafferen Organisation der national- liberale» Partei erzeugt. Seitdem sich Herr v. Acu- uigseu aus dem parlamentarischen Leben zurückgezogen hat, ist daS Bedürfnis; immer stärker hcrvorgelrctcn, der Partei wieder einen thatkräfligcn Führer zu geben. Jüngst verlautete allerdings, daß Herr v. Bennigsen wieder an den parlamentarischen Geschäften thcil- uehmcn werde »nd in einem pfälzische» Reichstags- Wahlkreise z» caudidirc» gedenke, neuere» Nachrichten zufolge ist indessen dieses Gerücht durchaus unbegründet. Jetzt wird mm Herr Miguel, der Oberbürgermeister von Frankfurt a. M., als der künftige Leiter der ua- tionallibcralcn Partei bezeichnet; dieses Gerücht nmß indessen mmdcstcnö ebenfalls als verfrüht betrachtet werde». Herr Miguel selbst hat bekanntlich erklärt, daß ihn seine umfangreichen Amtsgcschäftc an dem parlamentarischen Wirke» verhindern, während doch die Thcilnahmc an de» Vcrhandlnugcn der Parla mente die conditio sino stua. non für daö Haupt einer politischen Partei bildet. Im klebrigen weilte Herr Mignel kürzlich in Berlin nud bringt mau dies auffallender Weise mit den bevorstehenden Acndcrnugcn im preußischen Ministerium iu Verbindung. Zwischen der preußischen Negierung und der Ber liner Stadlvcrordnetcu-Versammlmig droht ei» merk würdiger Couflict nnSznbrcchcu. Es handelt sich nm daö vielbesprochene Ncscript dcö Obcrpräsidcntcn der Provinz Brandcnbnrg, wodurch dem Stadtvcrordncten- Vorsteher untersagt worden ist, den Antrag dcö Stadt verordneten Singer bezüglich der politischen Vertret ung der Stadt Berlin discntiren zu lassen. Motivirt ist dieser Erlaß durch den Hinweis daranf, daß ciiic derartige Erörterung der DiScnssion der Stadtvcrord- nclen-Versammlnug nicht unterliegen könne, da sich letztere nnr mit den commuualen Angelegenheiten zu beschäftigen habe. In ihrer Mittwochssitznng hat nun die Versammlung beschlossen, beim Minister dcö In nern über das erwähnte Ncscript des Obcrpräsidcutcu Beschwerde zn führe», eö ist iiidcssc» kam» a»z»»ehmc», daß der Minister daö Verfahre» dcö Obcrpräsidciitc» rcctificirc» wird. Der „Ochsc»kricg" zwischen Oesterreich nnd Ungari ist »ml beigclegt worden nnd zwar anscheinend diirck die Nachgiebigkeit der österreichischen Ncgicrmig. Die „Pol. Eorrcsp." veröffentlicht einen Ministerial-Erlaß, durch welchen die Verordnung der nicdcröstcrrcichischcn Statthaltcrci, betreffend die Vichcinfuhr ans Ungar», anfgchobc» wird, da dieselbe durch die beruhigenden Aufklärungen Ungarns in Betreff der Hnudhabuug der Vctcrinärpolizci gegenstandslos geworden sei. Diese „beruhigenden Anfklärnngcn" ändern nichts an der Thalsachc, daß die Flcischvcrsorgung von Wien in den Händen der ungarischen Vichwuchcrer bleibt, die ihre Freunde auch im Wiener Gemcindcrathc haben; im klebrigen hat dieser AuSgang der Affairc wieder cinmal bewiesen, wie sehr man sich in Wien durch die Ungarn in'S Bockshorn jagen läßt. Der Streike im Kohlen Ncvicrc von Auzin behaup tet sciucu gefahrdrohenden Charakter, wenngleich nach den Dynamit-Explosionen in verschiedene» Grube» kciiic weitere» Ausschreitungen vorgckommcn sind. Am Donnerstag fcmdcn im Bereiche des Kohlenbeckens nicht weniger als 17 Versammlungen der Streikenden statt, in denen überall aufreizende Reden gehalten wurde». ES ist hierdurch nur neuer Zündstoff iu die Bewegung geschlendert wordc» nnd eö wird dein gegenüber die höchste Zeit, daß die französische Regicr- nng die energischste» Mittel z»r Eindämmung dieser gefährlichen Bewegung ergreift. In London wird man die ncuerdiugs ans Chartum cingctroffeucn nnd etwas günstiger kantenden Berichte General Gordonö mit großer Befriedigung anfgcnom- meu haben. Gordon meldete, daß er die Aufstän dischen in mehreren Treffen am 30. imd 31. März geschlagen und daß der Feind hierbei 40 Tobte, 8 Ver wundete und 16 Pferde habe. Nach dem vcrhältmß- näßig geringem Verluste der Aufständischen zn urthci- cn, scheinen aber diese Affaircn keine große Bedeut ung gehabt zu haben und dürfte daher die kritische Sitnation Gordonö nicht wesentlich gebessert worden ein. Was die Differenzen zwischen dem cgyptischcu Ministerpräsidenten Nubar Pascha nud dem General- sccrctär Clifford Lloyd anbelnngt, so sind dieselben dem Vernehmen nach in befriedigender Weise bcigelcg! worden. ES heißt, Clifford Lloyd würde sich auf eine bisherige» F»nctio»c» beschränke» »nd zwar als cgyptischcr, nicht als englischer, Beamter. In den nm das Congo-Gebiet spielenden Jntcrcsscn- trcite hat der amerikanische Senat eine» bcmcrkcnö- vcrthcn Beschluß gefaßt. Vom Senate ist nämlich der Antrag, de» Präsidenten der Vereinigten Staaten zu ermächtigen, die internationale afrikanische Gescll- chaft als die im Congo-Gebiete dominircnde Macht anzuerkenncn, angenommen worden. Die genannte Gesellschaft hat ihren Sitz in Brüssel und steht unter dem Protcctoratc dcö Königs dcr Belgier; in ihrem Auftrage weilt die Stanglcy'schc Expedition an dcn Ufern dcö Congo. Diese Gegend hat sich aber bekannt lich auch die französische Expedition unter Brazza znm Felde ihrer Thätigkcit erkoren, anderseits betrachten jedoch die Portngicscn daö Congo-Gebiet als ihnen gehörig, während die Holländer und Engländer eben falls Miene mache», sich daselbst fcstz»sctzc». Bei de» verschiedene» ai» Congo sich kreuzende» Interessen ist eö daher mehr als zweifelhaft, daß die intcrualio- »alc afrikanische Gesellschaft von ihren Rivalen als Vormacht anerkannt wird. Am Hofe von Peking liegen angeiischcinlich die Kriegs- und die Fricdcnöpartci mit einander im Kampfe. Von dem geheimen Nathc, dcr oberste» Instanz für die auswärtige» Angelegenheiten China'S, war bc- schlosscii worden, inFricdcusnntcrhandlnngcn mit Frank reich wegen dcr Tonking-Affairc zn trete» und mög lichst bald ci»c» dcsiiiitivc» Fricdcnöschliiß hcrbcizu. führe». Infolge dessen sind ans Befehl dcr Kaiserin von China Prinz Kang »nd vier andere Mitglieder des geheimen Nathcs, ans deren Betrieb hanptsächlich jener Beschluß gefaßt wurde, öffentlich degradirt und aller ihrer Würden entsetzt worden. Die chinesische Herrscherin scheint demnach eine sehr einflußreiche Per sönlichkeit und daneben keine besondere Freundin dcr fremden „Barbaren" zn sein. Die Feinde der französischen Republik. Die Franzosen sind ein wundcrbarcö Volk und ihre Wankclmüthigkcit ist ihr größter Fehler. Nach- dcm sich die Franzosen znm dritten Male einen rcpn- blikanischcn Staat gegründet haben nnd seit nahezu hundert Jahren mit dcn Bonapartistcn, Legitimisten »nd Orlcanistc» die schlimmstcii Erfahrnngen gemacht haben, gicbt eö doch immer lind immcr wieder eine große Anzahl miter ihnen, die, aus Egoiönmö oder cidcnschaftlicher Thorhcit, nach dcn Prätcndcnten hin- überschiclcn imd gern cinen ncmm König oder Kaiscr an Frankreichs Spitze stellen wollen. Daß dieses Projcct mindestens Revolution nnd Coutrercvolution hervorrnfcn muß nnd am Ende Frankreich »och schlech ter dastcht als vorher, scheine» jene u»r»higcn Geister gar nicht begreifen z» wollen. So haben die in letzter Woche stattgefimdcncn Nachwahlen für die französische Dcplitirtcnkammcr bewiese», daß die Orlcanistc» wirklich an Anhänger gewonnen haben. Ein orlcanistischcö Wahlcomitcc in Tonlonse hat sogar ganz offen die monarchische Fahne geschwenkt und durch ein heftiges Nmidschreibcn alle Conscrvativcu zur nachdrücklichen Bekämpfung dcr Republik aufgcfordcrt. Waö die französische Negier ung betrifft, so scheint ihr die Agitation weniger Sorge zn machen, als die Thatsachc, daß die für die Ncpu- üik im Laufe dcr letzten Jahre gewonnenen parlamen tarischen Elemente von jener wieder abgcfallcn und in daö Lager dcr Prinzen übergcgaiigcn sind. Man nennt hervorragende Mitglieder dcö linken Centrumö, welche sich offen als politische Freunde dcö Grafen von Paris, des Chefs dcr Orlcanistcn, bekennen und bei diesem, unbekümmert um die Dennnciatioucn dcr republikanischen Blätter, ans- und eingchcu. Daß dcr Graf in dcn parlamentarischcn Kreisen seinen Anhang zu vermehren sticht, hat kürzlich die Vcr-