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der Ansehung: der Erzherzog Ludwig Victor und Prinz Philipp von Coburg ouö Wien, der Erbgroß- Herzog von Weimar, der Prinz Friedrich von Hohcn- zoilcrn als Vertreter Sr. Atajcslät des 5kniscrs Wil helm, Obcrhofmcistcr Graf von Ncssclrodc als Ver treter Ihrer Majestät der Kaiserin, der Erbgroßhcr- zvg von Baden, der Prinz Johann Albrecht von Mecklenburg-Schwerin, der Prinz Morih von Alten burg, der Herzog Ernst Giinther von Schleswig-Hol stein, ferner als Vertreter Sr. K. K. Hoheit des Kronprinzen des Deutschen Reichs nnd von Preußen Graf Seckendorfs, des Königs von Italien der italie nische Gesandte in Berlin, Graf Lannay, dcö Königs von Spanien der spanische Gesandte in Berlin, Graf von Bcnomar, des Königs von Schwede» der schwe dische Gesandte in Berlin, Baron Bildt, des Königs von Portugal, Graf Sau Mignil, dcö Königs von Württemberg der K. Gesandte Freiherr von Soden, dcö Großhcrzogö von Mccklcnbnrg-Strclih der Kammer- Herr von Grävcnih, des Herzogs von Meiningen der Hafmarschall von Röpcrt, deö Herzogs von Altenburg der Oberschloßhauplmann von Eöthc, dcö Herzogs von Eobnrg der Oberjägcrmeistcr von Schack. Von '/z7 Uhr an versammelten sich die vorgenannte» Fürst lichkeiten nnd Abgesandten in den Bilderzimmern des Königlichen Schlosses, wo auch unsere Allerhöchsten nnd Höchste» Herrschaften kurz vor sieben Uhr cin- Irafcn. Schlag sieben Uhr fehle sich der Trnncrzng von der Kapelle des Palais am Taschcnbcrg ans unter Vorantritt der Geistlichkeit in Bewegung nnd mit der selben Minute begann das Trancrgcläntc aller Glo cken der Stadt. Der Zug nahm seinen Weg über den Gang am Taschcnbcrg durch deu altcu Schloß- thcil nach dem Schloßlhcil am Gcorgcuthor, wo sich die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften nnd die Abgesandte» fremder Fürste» anschlosscu. Durch die selbe GlaSthüre am Hauptaufgang znm Schloß, durch den die selig Entschlafene noch am vorletzten Hofball in voller Frische nnd Lcbcnöfrcndigkcit geschritten, wurde sic jetzt hinüber getragen znr Kirche und in die Gruft unseres Königshauses, dem sie als ein thcurcö Glied angchört. Den Traucrzug, der alle Hcrzeu in Wehmnth erzittern machte, eröffnete eine Anzahl Lakeicn mit brennenden Fackel», da»» folgte die Geistlichkeit mit den, hochwürdigc» Bischof »nd sodaun der Obcrhofmarschall, der HauSministcr v. Nostitz-Wallwitz mid der Hanömarschall, hierauf der voii 8 Heiducken getragene mit rothcm Sammel nnd reich mit Gold verzierte Sarg. Hinter demselben schritten Sc. Majestät der König, znr rechten Seite Sc. Königl. Hoheit Prinz Georg nnd zur Linken Prinz Friedrich Anglist. Dann folgten die fremden Fürst lichkeiten und die Abgesandten der auswärtigen Höfe. Den Schluß bildeten mehrere Schwestern, welche die hochselige Prinzessin während ihrer Krankheit gepflegt hatten. Sobald der Zng die Kirche betreten hatte, wurde der Sarg zur Gruft getragen, wohin sich jedoch mit der Geistlichkeit mir Se. Majestät der König, Ihre Königl. Hoheiten Prinz Georg nnd Prinz Friedrich Angnst, sowie der Obcrhofmarschall, dcr Minister dcö Königlichen Hauses und der Hauömar- schall begaben. Nachdem der Herr Obcrhofmarschall dic Leiche der Geistlichkeit übergeben hatte, begaben sich der König nnd die Königlichen Prinzen nach der Kirche zurück, wo indessen Ihre Majestät dic Königin, Ihre Königlichen Hoheiten Prinzessin Mathilde nnd Marie nnd die Prinzen Johann Georg nnd Max über dic Gänge cingctroffcn waren. Ans demselben Wege hatten sich dic Hcrrcn und Damen vom Dienst, die Hcrrcn dcr 1. nnd 2. Hofrangordnnug, dic Mi nister, Laudtagöabgcordnetcn, das corps clipIoinrUigno nnd dic Deputation deö Naths und dcr Stadtverord neten znr Kirche begeben. Dic kirchliche Fcicr bestand in dcr Aufführung dcs Lrüvo rc^inn von Schustcr nnd einem Gebet. Nach derselben vcrsammcltcn sich Ihre Majestäten im Königlichen Schlosse mit den fremden Fürstlichkeiten nnd Abgesandte» znm Thee, während dic Prinzlichcn Hcrrschaftcn sich »ach dem Palais i» dcr Laagcstraßc znrückbcgabcn. — DaS fcicrlichc Trauer Hochamt für die cut- schlafcnc Prinzessin Georg, Königl. Hoheit, wurde am Sonnabcnd 11 Uhr Vormittags in dcr katholischen Hofkirchc abgchnltcn nnd waren beide Königl. Ma jestäten, dic Prinzlichcn Hcrrschaftcn nnd die znr Bci- sctznng hier cingctroffcucu hohen Fürstlichkeiten nnd besonderen Gcsaudtc» re. in den Oratorien dabei an wesend. In dem am Hochaltar nnd an den Tribünen schwarz dccorirten nnd mit den Wappenschildern der hohen Verblichenen anSgcstaltctcn Gottcshansc war dcr übliche Trancr-Katafalk durch glänzenden Kcrzcuschcin reich erleuchtet und die fürstlichen Insignien dcr Ver ewigten tragend vor dem Hochaltarc anfgcstcllt. Dcr hochwürdigc Herr Bischof Bcrncrt cclcbrirtc nutcr Assistcnz cincr großen Anzahl Geistlicher die ernste Fcicr, während ans dem Chore unter Kapcllmcistcr Wütlncr's Leitung nach einem knrzcn schwcrmülhigcn Orgcl-Präludinm Chcrnbiui'S großartiges „Negnicm" zu Gehör gelangte. In lautloser Stille, in pictät- nud weihevoller Stimmung lauschte die nach Tausen den zählende Menge der anwesenden Znhörcr den hehren, tief ergreifenden Melodien. Nach der kirch lichen Fcicr cmpfiugcn Ihre Majestäten dcr König nnd dic Königin sowic Sc. Königl. Hoheit Prinz Georg dic Abgesandten fremder Höfe. Zu den schon Genannten waren nach znr Beisetzung cingctroffcn dcr Belgische Gesandte in Berlin, Graf van der Stratcn- Ponlhoz, dcr Großhcrzoglich Hessische Gesandte Neid hardt in Berlin, sowic Sc. Dnrchlaucht Prinz Nohan aus Wien. Nachmittag 2 Uhr fand bci Ihren Ma jestäten ein HvMinor üimUcüro statt, an dem dic fremden Fürstlichkeiten Theil nahmen, welche alsdann im Laufe dcö Nachmittags und Abcnds wieder ab, reisten. Se. Kaiser!. Königl. Hoheit Erzherzog Lud wig Victor Hal sich Abends ^9 Uhr mit dem Eonricr- zng dcr Nordwcstbahn nach Wien znrückbcgcbcm — Se. Königliche Hoheit Prinz Georg, Herzog zn Sachsen, hat an Sc. Exccllcnz den Herrn StaatS Minister von Fabrice folgendes Handschreiben gerichtet: „Dresden, den 8. Fcbruar 1884. Ew. Execllcnz! Es hat sich in den traurigen Tagen dcr Krankheit meiner nnvcrgcßlichcn Gemahlin nnd nach deren Ab leben, nicht bloS in Dresden, sondern auch im ganzen Lande eine so lebhafte, so innige Thcilnahmc gezeigt, daß cö mir ein Herzenswunsch wäre, da ich doch nicht wie ich möchte, jedem Einzelnen danken kann, meinen Dank.dafür einen allgemeinen öffentlichen Anödrnck zn geben. Es läge mir daran, den vielen Thcilnch- mendcn zn sagen, wie rührend und wie wohlthncnd mir ihre Thcilnahmc war nud wie ich cS ihnen nie vergessen werde, was sie in den trüben Tagen au mir gclhan haben. Ew. Exccllcuz würden mich zu leb haftem Danke verpflichten, wenn Sie cö vermitteln wollte», daß diesen incincn Gefühlen in gccignetcr Wcisc in den öffentlichen Blättern Anödrnck verliehen würde. Georg, H. z. S. — SämmUiche Höfe habe» wegen Ablebens dcr Frau Prinzessin Georg Trauer angelegt. In Loudon und in Petersburg beträgt dic Hoftrauer 10 Tage. — Nachdem im Mai 1883 iu Kassel ein „Deut scher Verein gegen de» Mißbrauch geistiger Getränke" begründet worden ist, hat eine am 28. November 1883 in Dresden abgchaltcne Versammlung von Männern dcr vcrschicdcnstcn Bcrufskrcisc dic Gründung ciiicö „Dresdner BczirkSvcrcinö gegen den Mißbrauch gei stiger Getränke" beschlossen. Der in dieser Vcrsamm- lung gewählte Vorstand hat einen Aufruf erlassen nnd sicht sich durch den Bcitritt vou mchr als 700 Mit gliedern mit 2500 Mk. Jahresbeiträgen, sowic durch Znslimmmigöcrklüruugcn aus dcn vcrschicdcnstc» Theilen Sachscnö veranlaßt, eine Landcövcrsammlnng ciuzu- bcrnfcn, ans welcher über dic Mittel nnd Wege zur Bckämpfnng der Trunksncht nnd über dic Gründling cincS sächsischen Laudcsvercinö gegen den Mißbranch geistiger Getränke mit Bezirks- und OrtSvcreinen in größeren und kleineren Stadt- nnd Landgemeinden bc- ralhcn werden soll. Diese Landcsvcrsammlung soll am Donnerstag den 14. Februar d. I. Abends 7 Uhr im Saale dcs „Eldorado", Stcinstrnßc 9, abgchaltcu nnd mit cincr Darlegung der Vercinszwcckc, sowic mit Vorträgcn deö Herr» Geh. NcgicrungSrathcö d'Aliugc in Zwickau über dcn „Feind im eigenen Lager" nud dcs Herrn Mcdicinalrath Or. Birch-Hirschfeld in Dresden über „Alkoholvergiftung vom ärztlichen Standpunkte" eröffnet wcrdcn. Eö werden zn dicscr Vcrsammlung nicht mir sämmtliche Mitglieder des Dresdner BczirkSvcrcinö, sondcrn überhaupt alle in und außerhalb Dresden wohnenden Freunde dcr Be strebungen gegen die Trnuksncht ciugrladcn. — Iu ciucm dec Gäßchen dcr Wilsdruffer Vorstadt lag dieser Tage das wenige Mobiliar einer armen Familie auf dcr Straße. Krankheit und Arbeitslosigkeit hatten den Bcsitzcr des ärmlichen Hausstandes dcn Hauszins nicht crwcrbcn lasse» könncn und der Wirth war nicht zu bewegen gewesen, dic Habe noch länger im Hause zu behalten. Verzweifelnd sah die Frau nach Hilfe suchend aus, aber nirgends schien sich eine solche finden zn wollen. Da trat plötzlich ei» älterer Herr an dieselbe heran und fragte sic nach dem Namen ihres Mannes, nach dem dcs Hauswirths und »ach der Ursache der Zahlungsnnfähigkeit. Schlicht und offen erzählt sie demselben das Unglück, das sie betroffen. In diesem Augenblick kam auch der Ehemann von seiner Entdeckungsreise nach einer neuen Wohnung zurück. Ein Blick dcs Fremdcu genügt, um ihn zu überzeugen, daß hier wirklich Gram und Sorge an dem Körper des ManneS nagten. „Laben Sie ein Logis gefunden?" fragte er theiluahnisvoll. „Ja, Herr", antwortete dieser und nannte ihm das gefundene Quartier. Dieser schrieb es sich auf und ging dann fort. Kurz darauf erschienen zwei kräftige Dicnstleute, welche die weuigc Labe ausludcn und sic nach dcm nencn Bestimmungs ort schassten. AlS das Ehepaar mit den zwei kleinen Kindern dort ankam, trat ihnen dcr neue Wirth cntgcgcu und sagte den selben, ein fremder Herr sei dagewcseu und habc ein halbes Jahr Zins präuumerando bezahlt nnd er werde auch noch mehr sendcn. Kurz darauf erschien ein Markthclfer mit einen« Korb Lebensmittel aller Art, ein Kohlenfuhrmann brachte eine tüchtige Ladung Holz und Kohlen »nd ein benachbarter Prodnktcohänd- ler ließ dcr freudig überraschten Familie sagen, daß ei» Frem der bei ihm gewesen und 10 Mark für Kartoffeln, Gemüse re. hinterlegt habe, das ihnen jederzeit zn Gebote stände. Ein Zettel, den der Markthclfer abgab, sagte nur die wenigen Worte: „Gott hat mir mein einziges Kind von der Diphtheritis gerettet, bete» Sie zu ihm, daß er ihm fcruer Gesundheit schenke!" — Vor dcm Königl. Landgericht zu Dresden hatte sich am 12. d. M. der Klempner Friedr. Wilh. Hering ans Schandau, wegen NückfalldiebstahlS zu verantworten. Hering ist am 8. September 1862 geboren, schon vielfach vorbestraft, und wurde zuletzt von« Dresdner Kgl. Landgerichte wegen Nückfalldiebstabls zu zwei Jahren Zuchthaus vcrurtheilt, welche Strafe er bis zum 30. November 1883 verbüßt hat. Als Angeklagter am genannten Tage aus der Strafanstalt zu Waldheim entlassen worden war, hatte er 25 Mk. Uebervcrdieust ansgczahlt erhal ten und beabsichtigte er, sich nunmehr nach Schandau zu wen den. Auf der Tour nach dort kam er am 3. Dccembcr durch Blasewitz, kletterte im „Göthe-Garten" daselbst früh in dcr sech< stcn Stunde auf einen Bann« nnd stieg von da aus durch ein offenes Dachfenster iu das Nestauratiousgcbände ein. Nachdem der freche Dieb seine Stiefel und Nock auSgezogen und auf dem Corridor liegen gelassen, begab er sich in ein Schlafzimmer und nahm von ciucm Kleiderrechen ei» Paar Beinkleider, in welchem sich 20 M. baarcs Geld befanden. Hering wurde hier bei vou zwei Fraucuspersoucu überrascht, öffnete deshalb schleu nigst das Fenster und sprang iu deu Hof, woselbst er das Geld aus deu Beinkleider» nahm, und letztere wegwarf. Der Dieb begab sich nunmehr nach Dresden, kaufte sich Stiesel» nud eine» Nock u»d mußte zwei Tage später im Kraukcnhause »atcrge- bracht werde», da er bci dem Sprmige aus den« Fenster iu Blasewitz den Arm gebrochen hatte. Wegen eines schweren im wiederholten Nückfalle begangenen Diebstahls wurde Hering zu 3 Jahren ZnchthauS vernrtbeilt und seine Stellung unter Po lizeiaufsicht für zulässig erklärt. Der bckamitc Mühlcubcsitzcr Commerziciiralh Bicucrt i» Plane» bei Dresden, welcher dieser Ge meinde bcrcilS sehr ansehnliche Schenkungen znwcndctc, hat jetzt abermals in reichem Maße seine Fürsorge nm dcn genannte» Ort z» erkennen gegeben. Dcr Gcnannle hat nämlich dieser Tage dem dortigen Gc- mcindcrathc znr Errichtung einer höheren Schnle einen Bauplatz vou 11,360 Qnadratellcn nnd zn späterer Errichtung ciucö GemciudcamthanscS nud eines davor zu liegen kouimcndcn freien Platzes ein Grundstück vou 8640 Quadratcllcil schcnkungöwcisc überlassen. Eine tüchtige Strafe wnrdc kürzlich iu Kötzschcu- broda einem FortbildnugSschülcr zu Theil. Derselbe zvar schon früher wegen öfterer Schulvcrsäumnissc mit 15 Tagen Haft bestraft worden nnd erhielt ncncrdingö ans demsclbcn Grnnde wieder eine Haftstrafc von 10 Tagen zndictirt nnd zwar laut Beschluß dcr Kgl. AmtShanptniannschaft; für dcu Wiederholungsfall wnrdc demselben dic Unterbringung in cincr Besserungsan stalt nugcdroht. Vor dcm 1. Strafsenat des Reichsgerichts in Leipzig wurde am Donnerstag ein Strafprozeß ver handelt, welcher seiner Zeit in weiteren Kreisen, in sonderheit in Bayern, dcm Schauplatz dcr betreffenden Vorgänge, großcö Aufsehen hervorgernfeu hat. An geklagte in diesem Prozeß waren dic Freifrau Marie vou Closcu Gündcrodc auf Schloß Syburg, deren Kammermädchen Anna Eder nud dic TagclöhucrS- Ehcfran Magdalcuc Schießl. Dic Anklage lautete auf das Vergehen dcö 169 dcs N.-St.-G.-A. — Unterdrückung dcö Personenstandes, Kiudcöuuterschic- bnng —, sowic auf Anstiftung und Beihilfe hierzu. Der Thatbcstaud läßt sich mit knrzcn Worten dahin fcststcllcn, daß dic Freifrau vou Closcu die Geburt ciucö Kindes ihrem Manne, mit dcm sic in Zerwürf nissen gelegen, verschwiegen nnd das Kind bci fremden Leuten, unter Angabe eines falschen Namens nnter- znbringen, sowie ferner versucht hat, unter diesem falschen Ramen das Kind in das Standeörcgister nnd in dic Pfarrmatrikcl cintragcn zn lassen; die beiden anderen Angeklagte» haben ihr hierbei Mithilfe ge leistet. Der Versuch mißglückte, und am 12. Novem ber erfolgte durch daö Landgericht zn Straubing die strafrechtliche Verhandlung, die damit endete, daß die Freifrau von Closcu zu 5 Monaten, dic Anna Edcr zu 3 Mouatcn nnd die Magdalene Schießl zn 15 Tagen Gcfängnißstrafc vcrurtheilt wnrdcu. Dic beiden Erst genannten legten Revision ein, dic jedoch allenthalbc» verworfen wurde, da daö Reichsgericht zu der Ucbcr- zengung gelangte, cö sei unter allen Umständen zur Genüge thatsächlich festgcstcllt, daß eine Unterdrückung dcö Personenstandes stattgcfnndcn hat. Vor dcr 3. Strafkammer des Königl. Landgerichts in Chemnitz wurde am Montag vergangener Woche eine Strafsache verhandelt, welche vor Kurzem, als mau sic cutdccktc, viel Aufsehen erregte. Am 19. De--- ccmbcr vorigen JahrcS wnrdc der Schaffner bei dcr Königl. Sächs. Staatöciscnbahn, Friedrich Eduard Nußbaum, aus dcm Dienste entlassen, weil gegen ihn der dringende Verdacht entstanden war, daß er unbc- fngt einen förmlichen Handel mit Eiseubahurctour- billctS, auf welchen dic Rückfahrt noch nicht conpirt war, in der Weise betrieben habe, daß er dergleichen Billets entweder selbst gegen Eutgcld an gleisende veräußerte oder dieselben zu diesem Zwecke an Por tiers iu Hotels, Hausknechte und dergleichen Personen versendete. Am Montag nun war Nußbaum, der, am 18. August 1838 geboren, vom Jahre 1872 ab bis zu seiner schon oben erwähnten Entlassung im Königl. Sächs. Eiscnbahndicnstc angcstcllt war, angc- klagt, als Beamter 7 Stück solcher in seiner amtlichen Eigenschaft empfangener Billet« rechtswidrig sich zu- gccigiict nnd nntcrschlagcn zn haben. Auf weitere Fälle konnte dic Anklage, trotzdem dcr dringendste Verdacht gegen Nnßbanm vorlag, daß er, der ei» nicht nnbcdentendcs Vermögen znsammcngebracht hatte, bereits seit Jahren in ausgedehnter Weise sich solche» unerlaubten Gewinn zn verschaffen gewußt habe, in Folge Fehlens weiterer greifbarer Unterlagen nicht erstreckt wcrdcn. Bezüglich dcr nuter Anklage gestell ten wenigen Fällen gewann dcr Gerichtshof nach ziemlich umfangreicher Beweisaufnahme trotz dcs Leugnens des Angeklagten dic Ueberzengung von der Schuld desselben und vernrthcilte ihn dicscrhalb zu 1 Jahr nnd 3 Monaten Gcfängnißstrafe nnd 3 Jahren Ehrcnrcchlövcrlnst. — Bereits am 3. März und folgende Tage findet, in Chemnitz die Schwurgcrichtövcrhandlungen gegen