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MMe LlbMmg. Amts- und AnzeigehLstt für das König!. Aintsgericht und den Stadtrath zu Schandau und den Stadtgemeinderath zu Hohnstein. W. 13. Schandau, Mittwoch, den 13. Februar 1884. Politische Weltschau. lieber den Zusammentritt des ittcichötageö verlau tet von ofsiciöscr Seite noch immer nichts Bestimm tes, indessen scheint fcstzustehc», daß derselbe Anfangs März erfolgt. Es wäre aber sehr zu wünsche», daß dieser Termin bald amtlich festgcstcllt und bekannt gemacht würde. Die parlamentarische GcschäftSciu- thcilung nicht nur, soudcru auch die private» Diö- positio«c» der Abgeordneten machen cö wüuschciiö- wcrth, daß die Bekanntmachung des Termins für den Wiederbeginn der NcichStagssitzmigc» bei Zeiten erfolgt. Außer dcu schon bekannten Vorlage» wird dem Reichstage in der bevorstehenden Session auch ciu Nachlragöcredit für Mariuczwcckc zugchcn. Offi- ciöscrscitö wurde wiederholt iu Abrede gestellt, daß NachtragSetatö zu erwarte» scic», die „Nordd. Allg. Ztg." selbst bestätigt aber erstere Meldung; vielleicht dürfte dieser Nachtragöcrcdit nicht der einzige bleiben. Die Mchrforderung beträgt 18 Millionen Mark und bezieht sich ausschließlich auf die Bcrmchruug der Torpedoboote; Nachfordcrungcu für daö NcichShecr sollen dagegen nicht zn erwarten sein. Die jüngste Anwesenheit des Statthalters der Ncichölaudc, Fcldmarschall v. Mantcnffcl, i» Berzi» nnd seine hiermit zusammenhängende Reise nach FriedrichSrnhc werden in der Presse noch mehrfach erörtert. Eine Berliner Correspondcnz der „Schlcs. Ztg." bezeichnet als Grnnd dieser Reise angebliche, zwischen dem Reichskanzler und dem Statthalter über die Politik des letzteren, Differenzen, die durch das Eiugchcu des Herrn v. Manteuffel auf die Jutcutio- ncn des Fürste» Bismarck geschlichtet morde» scic». Die amtliche „Elsaß-Lothr. Ztg." bezeichnet diese Mcl- dnug als von Anfang bis Ende erfunden, dem gegen über hält der Berliner Corrcspondcnt der „S. Z." seine Mitthcilnug aufrecht und hebt hervor, daß der Statthalter selbst seine Diffcrcnzpunktc mit dem Fürsten Bismarck erwähnt und als solche besonders die Fälle Flottwcll, Antoine und Mang bezeichnet habe. Die Bereinigte Linke deö österreichischen Abgeord netenhauses hat iu ihrer FractiouSsihung vom 7. Fe bruar einen für die gcsammtc parlamentarische Lage in Oesterreich wichtigen Beschluß gefaßt. Eö haudclrc sich nm die definitive Beschlußfassung über die Frage, ob die liberale» Mitglieder deö Abgeordnetenhauses unter den gegenwärtigen für sie so schwierigen Ver hältnissen an den parlamentarischen Bcrathungen »och fernerhin Thc'l nehmen oder aber sich von denselben znrückzichen sollten. Vielfache Zuschriften ans den Kreisen der liberalen Wählerschaft hatten daö letztere gefordert, mit 75 gegen 25 Stimmen nahm indessen der Club der Linken eine Resolution an, des Inhalts, daß der Club mit Rücksicht auf die politische Situa tion cö für geboten halte, im gegenwärtigen Zcit- pnnkte den parlamentarischen Verhandlungen nicht fern zu bleibe». Hiermit ist eine namcntlich in den deutsch-böhmische» Landcsthcile» mit großer Lebhaftig keit verriebene» Agitation zu ihrem vorläufigen Ab schlusse gelangt und verdient dieser von patriotischer Hingebnng zeugende Beschluß nur entschiedene Bil ligung. Es ist immer noch besser für die Vertreter des liberalen Deutschlhumö im österreichischen Ab- gcorductenhansc, auf ihre» Pläueu auözuharreu, als eine Abstiucuzpolstik cinzuschlagcu, deren Folgen sich für die deutschen Interessen am ersten fühlbar gemacht hätten. Dem französischen Cabiuct ist für die Niederlage, welche dasselbe neulich iu der Dcputirtcukammcr durch die Annahme des Antrages Clcmencean erlitten, eine glänzende SatiSfaction zu Theil geworden. Am Donnerstag fand in der Kammer, die Wahl der Mit glieder zu der vou Clemenceau beantragten Eiiguctc- Commission statt, welche neue Erhebungen über die wirthschaftlichc Lage, spcciell in Paris, anstelle» soll. Von den gewählten 44 Mitgliedern gehöre» 35 der ministeriellen Partei an, als welche die „republikanische Vcrciuignng" zu betrachten ist, während die Radicalc» ncbst der extremen Linken nur durch 9 Mitglieder vertreten sind, die monarchistischen Fractionen aber wurden vollständig ausgeschlossen. H^r Ferry kann demnach einen.cntschicdcncn Sieg über die Coalition der radicalen Fractionen und der Monarchisten, welche ihm in der Wirthschnftsfrage Opposition machen wollte, verzeichnen. — Aus Tonking sind neuer dings recht günstige Nachrichten cingetroffc». Admiral Conrbct meldet, daß die Aufständischen in der Provinz Namdinh unter bcdcntcndem Verlust ihrerseits voll ständig zerstreut wordcu seien und daß zwischen den chinesischen Truppen nnd den Anamitcn in Bacninh Uneinigkeit herrsche; die Beziehungen znm Hofe von Hne seien fortdauernd die Besten. England stürzt sich jetzt Hals über Kopf in kriege rische Vorkehrungen, um endlich den Siegeslauf des Mahdi zil hemmen, nachdem cö den Ereignisse» im Sudan so lange mit unbegreiflichem Phlegma zngcschcn hat. Bereits ist ein Kriegsschiff mit ca. 500 Manu Marine-Jufautcric von Portömonth abgcgaugcn, welche dazu dicucu sollen, die Besatzung des vou dcu aufstäudischcu Arabern zunächst bedrohtem Suakim zn verstärken, weiter ist der Couimandant des Mittcl- mccrgcschwadcrS angewiesen worden, alle nur irgend wie disponiblen Mannschaften ebenfalls nach Snakim zu entsenden. Zwei Jnfautcricrcgimcntcr deö Lagers von Aldcrschot haben Befehl erhalten, sich znr sofor tigen Einschiffung bereit zu halte». Im Ganze» sol len die für Egypten bestimmten Verstärknngc» 8000 Man» betrage». Die Mißstimmung, welche die cgyptischc Zaudcrpolitik Gladstone's iu ganz Eng land erregt hat nnd durch die Niederlage Baker Pascha'ö nur noch verstärkt worden ist, findet ihren Ausdruck in einem Mißtrauensvotum, welche die Cou- scrvativeu diese» Dienstag gegen die Regierung im Unterhause cinbringcu wolle» und ci»c ähuliche auti- miiiistcricllc K»»dgcb»«g vo» Seite» der Opposition ist auch bereits für das Oberhaus angeküudigt. Iu der Schweiz regt sich wieder die conscrvativ- ultramontaue Allianz. Dieselbe hat einen Aufruf erlasse», i» welchem sic anffordcrt, alle vo» der Buu- deövcrsauimllmg am 4. Dcccmbcr v. I. erlassenen Gesetze durch ciuc Volksabstimmung verwerfen zu lassen. Die Regierung des Königs Milan hat bei den in voriger Woche stattgcfundencu Wahlen zur serbi schen Skupschtina einen vollständigen Sieg davongctra- geu. Es wnrdcn 108 rcgierungSfrcnndlichc Abgeord nete nnd nur 14 radicalc Abgeordnete sowie 0 An hänger des früheren Ministerpräsidenten Nistics gewählt. Die sensationelle Nachricht von der Gefangen nahme Gordon Pascha'ö durch die Insurgenten scheint sich glücklicherweise nicht zn bestätigen. Indessen lau ten die Mitthcilnngcu über den Genannten noch sehr verschieden. Nach einer Version wurde Gordon be reits am 10. Februar in Berber, wohin er von Koroöko auö sich durch die nnbischc Wüste auf den Weg gemacht hatte, erwartet, »ach einer ander» Meldung aber soll er »ach Koroöko am Nil znrückgekehrt sei». Eö sind daher vorerst genauere Nachrichten abzuwartcn. T a g e s g e s ch i ch t e. Sachse». Schandau. Iu dem am vergange nen Sonnabend abgchaltcucn Vortragsabende des Gcwcrbcvcreinö hielt HerrSchnldircclor Nndolph ans Chemnitz vor einer zahlreichen Versammlung cinc» Vortrag über daö interessante Thema der Berufs wahl »uscrer Söhne. Ausgehend von der emi nenten Bedeutung, welche der Wahl deö Berufes für dcu Eiuzclucu und die Gesammlhcit inucwohnt, beleuch tete der gewandte Redner spcciell die vielfachen Schwie rigkeiten der BcrnfSwahl, crthciltc darauf unter ein gehender Begründung zahlreiche Ralhschläge nnd Mahnungen, welche zur Erkenntnis; nnd Pflege der körperlichen nnd geistigen Fähigkeiten des Kindcö, so wie für die Wahl der Schule nnd insbesondere einer höheren Bildmigöaustalt von Wichtigkeit sind, wicö weiter darauf hin, daß die Wahl des Berufes nicht dein Sohne allein überlassen werden dürfe, sondern von diesem gemeinsam mit den Elter» getroffen wer den müsse nnd schloß mit der Mahnung an die Eltern, die Wahl des Berufs ihrer Söhne nach deren intcl- lectnellcn Anlagen und moralischen Eigenschaften und unter Beachtung der eignen bürgerlichen und peku niären Verhältnisse, mit Rücksicht ans die vorhandene Nachfrage, jedoch ohne allzugroße Rücksichtnahme auf dcu zu erwartenden Verdienst gewissenhaft nnd frei von falschen Ehrbegriffen zu treffen. Die geistvollen Ausführungen des Redners waren von einem tiefen sittlichen Ernste getragen und wnrdcn in warmem Tone znm Vorträge gebracht. Reicher Beifall lohnte den Redner, der die Zuhörerschaft iu seinem 1 '^stän digen Vorträge sichtlich zn fesseln verstanden hatte. — Den Schluß des Vcrciuöabcudö bildeten die Aufnahme von weiteren 15 Mitgliedern ans Schandan und Krip pen in den Gcwcrbcvcrciu, sowie eine Anzahl geschäft licher Mitthcilnngcu, auö wclchcu wir hier mir noch cntuchmcu, daß der allseitige Wunsch nach Errichtung eines Winterhafens an der Lachöbach der Dresdner Handels- nnd Gcwerbckammcr zur weiteren Bericht erstattung anch feiten dcö Gcwcrbcvercinö zu erkennen gegeben nnd daß endlich daö Stiftungsfest deö Gcwerbcvcreinö in Hegenbarths Sälen Montag, den 18. Februar vou abends 8 Uhr ab abgchaltcn wer den soll. — Die Lehrmittelsammlung und die Bibliothek unserer Stadtschule haben seit dem 1. Angust v. I. wieder manchen dankenswerten Zuwachs erfahren. Insbesondere sind vom Stadtrat durch Hrn. Brgrmstr. Timmel, sowie vou den Herren Stadlrat Rößler, G. Bodemer in Dresden, Hoteldes. Schröter, Konservator Geithe ans Volkmarödorf b. Leipzig, Kanfm. A. Junker, Hütclbes. Jnl. Henker, Haupt- zollamtöassistcut Rinck ilud von Fran vcrw. Wchin- ger der genannten Anstalt Geschenke zngegaugcn. — Die gegenwärtige Schülerzahl beträgt iu der I. Bürger schule 347, iu der 11. Bürgerschule 227, iu der Fort bildungsschule 94, iu der Sprachsclcktc 37. Vou dcu die beiden Bürgerschulen besuchenden 574 Kindern sind 293 Knaben nnd 281 Mädchen. Seit Beginn des Schuljahres sind 7 der Schule angehörige Kinder gestorben. — Da möglicherweise schon in der nächsten Zeit die vicrklassige 2. Bürgerschule »ach dem Scchs- klassciisystcm wird organisirt werde» müssen, so ist seitens der Schulverwaltung die Beschaffung eines neuen Klassenzimmers iu Erwägung gezogen worden. — Wenn man jetzt Abcizds nach 8 Uhr die Noscn- gassc passircud, einen Blick in die iicne Turnhalle wirft, hat man Gelegenheit zu beobachten, welches rege Leben hier herrscht. Nicht die Tlirnschülcr allein sind cö, welche da im Turnen mit einander wetteifern, sondern auch vou einer zahlreichen Schaar vou Mäu- ncrn sicht man Dienstags und Freitags die Geist nnd Körper frischende Tnrncrci üben und pflegen. Nicht allein aber in der Turnhalle findet man die Begeisterung hierfür, sondern auch bei jedem Vergnügen, welches der Turnverein entweder unter sich oder be hufs Erzielung eines Ertrags zur Schuldcuamorti- satiou öffentlich veranstaltet, macht sich der hohe Sinn und die Liebe zum Turnen geltend, indem sich stets die jungen Leute zusammcnrottcu und durch Aufführ ung einiger Pioccn Ange nnd Herz deö Zuschcmers laben. Der am vergangenen Donnerstag in Hegen barths Etablissement zu ebenfalls vorerwähntem Zweck stattgcfnndciic Maskenball war zwar nicht überfüllt, da iusgcsammt mir 190 Billctö verkauft wurden nnd nach Abzug der hohen Unkosten ciu Nciugcwiuu vou ca. 30 Mark blieb; trotzdem war aber die Stimmung eine äußerst nnimirte, wozu namentlich Herr Hegen barth cincölhcilö durch die geschmackvolle, herrliche Dccoration der beiden Säle, audcrMhcilö aber auch durch vorzügliche Küche, wie spcciell eines guten Glas Bicrcö, zu gewöhnliche» Preisen in ancrkcnncnöwcr- thcstcr Weise bcigetragcn hatte. Erst mit Tagesanbruch fand dieser für Viele unvergeßlich bleibende Masken ball einen friedliche» Abschluß. — Die sächsische Elbschlcppschifffahrtö-Gcscllschaft „Kette" hat ihre» Schlcppbctrieb, sowie dcu gewöhn lichen Güterverkehr jetzt iii vollem Umfange wieder ausgenommen. Für den Eilgntverkchr zwischen Ham burg und Dresden sind vorläufig vier Dampfer in Dienst gestellt, welche» i» Kurzem weitere zwei folgen werden, so daß daun wie gewöhnlich zweimalige Eil gut-Expeditionen wöchentlich iu beiden Richtungen folgen werde». Dresden. Im Königl. Schlosse herrschte am Freitag den ganzen Tag über allerdings eine große ernste Geschäftigkeit, da weit mehr Vertreter auswär tiger Fürstenhäuser cintrafcu als bei der Stille der Trauerfeicr erwartet wordcu. Cingetroffc» wäre» zu