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Wer hat schuld an der Kälte? Nicht der Mond. — Auch nicht der Golfstrom. — Viel leicht die Sonnenflecke? Die ganze Nordhalbkugel der Erde leidet seit Wochen unter Schnee und Kälte, wie sie vielfach seit hundert Jahren nicht mehr vorgekommen sind. Auf der Suche nach den Ursachen dieses Naturereignisses müssen wir uns Wohl oder übel den Gelehrten anvertrauen. Dabei zeigt sich, daß, um eine winterliche Intensität wie die gegen-' wärtige zu erklären, die gewöhnlichen Bedingungen nicht auszureichen scheinen. Man ist sich in den letzten Jahren schon darüber klargeworden, daß die Auslösungen mancher Wittcrungserscheinungen nicht mit den üblichen irdischen Faktoren allein erklärt werden können, sondern der Annahme eines vom Kosmos in die Lufthülle der Erde eindringenden Moments bedürfen. Da die Sonne für unseren Wärmehaushalt verant wortlich ist, müssen wir sie in erster Linie hier in Be tracht ziehen. Wir stoßen dabei auf das Phänomen der Sonnenflecken, deren Ursachen selber zwar noch nicht be kannt sind, von denen mit Sicherheit aber doch soviel feststeht, daß sie durchschnittlich alle 11, 13 Jahre in ein Maximum eintreten und Erdmagnetismus und Erd- elektrizität äußerst stark beeinflussen, so sehr, daß deren Jntensitätskurve mit der der Sonnenflecken fast völlig übereinstimmt und sie auch die elfjährige Periode mit machen bis auf einen an sich unbedeutenden zeitlichen Vor- oder Rückgang. Vor wenigen Monaten gab es das letzte Sonnen fleckenmaximum, und Erdelektrizität und Erdmagnetismus reagierten darauf prompt mit erheblichen Störungen und Polarlichtern, die teilweise bis nach Rorddeutschla.nd hin ein sichtbar waren. Auch die europäische Kälte steht nahe bei diesem Fleckenmaximum. Hängt sie mit - ihm zu sammen? Das vorletzte Maximum fiel in das Jahr 1928, das erinnert uns an den extrem kalten Winter >928/29. War nicht auch der Winter >916/17 außerordentlich kalt, der zusammenfiel mit dem drittletzten Sonnenfleckenmaxi- mum? Und schließlich der Winter des Feldzuges 1870/71! Lag er nicht ebenso wie der von 1814, das Jahr des Blücherschen Uebergangs über den zugefrorenen Rhein, in der Nähe eines Fleckenmarimums Das kann kein Zufall sein, und es ist nicht abwegig, an eine unmittelbare Beeinflussung der Sonnenflecken- maxima auf extrem kalte Winter zu denken. In der Kette der Indizien fehlt nus nur noch das vorpus äslioti, die Kenntnis über das Medium oder die Energie selbst, die die Auslösung hervorruft. Was wir gewöhnlich von der Sonne sehen, ist nichts als ihre weißglühende Gas hülle. Sonnenflecken dagegen sind Strudel oder Oeffnun- gen in dieser Hülle, durch die wir aus die rotglühend- flüssige eigentliche Oberfläche des Sonnenkörpers blicken. Durch diese Strudel werden uns elektrische Wellen und Jonen zugeschleudert, deren Erzeugnis eben Polarlichter und erdmagnetische und elektrische Störungen sind. Warum sollten nicht auch andere Partikel in großer Menge bei diesen Ausbrüchen den Weg zu uns finden? Gase sind sicherlich darunter. Kann es nicht auch verfeinerter Wasserdampf sein, der unterwegs in der Weltraum temperatur erstarrt, als Eisstaub in unsere Atmosphäre dringt und hierbei schwere Kälteeinbrüche und Schnee fälle auslöst? In der Tat konnten des öfteren, zuletzt in den ver gangenen Januarnächten, eigentümliche atmosphärische Störungen, eigenartige Wolkenschleier und nächtliche Leucht- erscheinüngen beobachtet werden, die nichts mit gewöhn lichen Wolken zu tun hatten, sondern weit oberhalb der Stratosphäre liegen mußten. Von der Sternwarte Sonne berg wurden diese Beobachtungen bestätigt. Dr. Hoff meister, ihr Leiter, schätzt die Höhe dieser Störungs erscheinungen auf 200 Kilometer über der Erde und erklärt sie, da sie schlechterdings keinen anderen Ursprung haben können, für kosmischen Staub, der von außen in die Luft hülle eingedrungen ist. Kurz zuvor waren auf der Sonne explosionsartige gewaltige Sonnenflecke entstanden, die auch Nordlicht im Gefolge hatten. Diese Beobachtungen deuten die Lösung unseres Winterproblems, und es bleibt nur noch die Frage offen, ob die Sonnenflecke nicht etwa selbst erst von kosmischem Staub hervorgerufen wer den und dieser auf dem Wege zur Sonne auch not wendigerweise uns trifft oder ob er ein Produkt der Siecke ist. Auf reinen Fall dürfen wir uns ablenken lassen etwa durch Feststellung einer Golfstromverlagerung, die ja erst eine Folge der langandauernden kontinentalen östlichen Winde ist und nicht umgekehrt, oder von extremen Früh lingstemperaturen in dalmatinischen oder alpinen Tälern um diese Zeit, die lediglich auf langanhaltende lokale Föhnwirkung zurückgehen. Auch den Mondwechsel mit der Witterung in Zu sammenhang zu bringen, ist irrig. Die Abergläubischen sagen: „Der Mond macht Ebbe und Flut. Warum soll er da nicht auch den Wetterwechsel, Wärme und Kälte machen?" Freilich, die Gezeiten sind im wesentlichen sein Mond auch Wettermacher sein, dann müßte sich ent sprechend Ebbe und Flut nicht weniger als alle sechs Stun den das Wetter ändern. Es denkt aber gar nicht daran. Und die achttägigen Mondphasen? Neumond, Erstes Viertel, Vollmond...? Mondphasen sind überhaupt kein Zustand, sind nichts Bestehendes. Der Mond durchläuft sie im Bruchteil einer tausendstel Sekunde, und das Wetter kehrt sich nicht im mindesten daran. Es ist daher nicht ver wunderlich, wenn diese Tage das Vertrauen in unser gutes Nachtgestirn erschüttern: „Run ist abnehmender Mond, und es ist doch wieder kalt..." Lurnen, Evoet M- Sviel. Kein Fußball und Handball in Sachsen Im Bereich Sachsen wurden alle Hand- und Fußballpunkt spiele abgeseut, so daß es am Sonntag für Fuß- und Handballer eine unfreiwillige Pause gab. Die Ringcr-Länderstafseln für Dresden Für den am 18. Februar in Dresden stattkindenden Länderkampf im Ringen zwischen Deutschland und Italien steht jetzt die italienische Staffel vollständig, die deutsche bis aus zwei Vertreter fest. Deutschlands Vertreter im Feder- und Weltergewicht werden beim Dresdner Vorberei- tungskursus ermittelt. Danach ergeben sich für den Ländertampf nunmehr vom Bantamgewicht aufwärts folgende Paarungen: Mario Liverini gegen Müllich (Wiesenthal): Neruio Balzani gegen Siegmund Schweickert (Wiesenthals oder Bischoff (Dort mund): Luigi Campanella gegen Nettesheim (Köln); Luigi Rigamonti gegen Fink (Göppingens oder Heilig (Wiesenthal): Natale Rangon gegen Schweickert (Berlins: Umberto Silvestri gegen Leichter, Frankfurt a. M.: Natale Vecchi gegen Fritz Müller (Bamberg). Einen weiteren Kamps außerhalb der Län- derkampfwertung tragen im Federgewicht Allessandro Volpi und der Dresdner Wrttwer aus. Sachsen bei den Nadsportmeisterschaften Für die Hallenmeisterschaften des deutschen Amateurrad- sports am 18. Februar in der Berliner Deutschlandhalle sind 150 Meldungen abgegeben worden. Auf dem Programm stehen 1000-Meter-Malfahren, 1000-Meter-Zeitfahren, 4000-Meter- Vereinsmannschastsfahren und 30-Kilometer-Mannschaftsfah- ren. Aus Sachsen starten zahlreiche Amateure aus Dres den. Leipzig und Chemnitz. Reichsskiwettkämpse der Studenten Am Freitag begannen in Obeischreiberhau die Reichs-Ski- wettkämpre der Studenten mit dem 18-Kilometer-Langlauf. Den Sieg trug Gerl, Universität München in 1:24'52,4 vor dem Münchner Heinicke davon. Dritter wurde der Studenlen- meister Helmut Schmid, Dresden, mit 1:26:52.8, der durch seinen guten Platz erneut die besten Aussichten aus den Sieg in der Kombination besitzt Die Taqesbestzeit im Langlauf lief in der Klasse der Altakademiker der Breslauer Söhmisch mit 1:24:44,8. Die Reichsskiwettkämpse der Studenten wurden am Sonn abend in Obeischreiberhau mit dem Abfahrts- und Torlauf fortgesetzt. Im Absahrtslaus erwies sich der Dresdner Werner Fricke allen Mitbewerbern weit überlegen. Er benötigte für die vier Kilometer lange. 650 Meter Höhenunterschied aufwei sende Strecke 4:10,3 und schaffte damit einen >o grogcn Vor sprung, daß es auch zu einem überlegenen S-eg m der Kombi nation reichte, obwohl im Torlauf nur ein dritter Platz kür den Dresdner heraussprang. Torlaufsieger war mit 561 und 51,6 Sekunden der Innsbrucker Bär. der in der Kombination hinter Fricke den zweiten Platz belegte. Dresdner Radballpreis Im Rahmen eines großen Saalsportfestes, bei dem auch Europameister Frey, Chemnitz, im Einer-Kunstfahren startete, wurde am Sonnabend im Dresdner Reichsadler vor 1200 Zu schauern der Große Dresdner Radballpreis zum drittenmal ent schieden. Der Sieg siel an die Voriahrsjieger Schulz-Rudolph (Diamant Chemnitz), die alle füns Spiele gewannen und ohne Punktverlust blieben. Durch das bessere Torverhältnis kamen die Berliner Fritz-Matz (Klub Lichterfelde) auf den zweiten Platz vor Mais-Menge vom veranstaltenden Post-SV Dresden. Geschwister Paustn in Sachsen Die Wiener Geschwister Pausin starten, wie nunmehr fest- steht, bei zwei Eislaufveranstaltungen am 21. Februar in Dres- den und am 22. Februar in Annaberg. Sachsenmeisterschaft im Mannschaftsringen Um die Sachsenmeisterschaft im Mannschaftsringen kämp fen in diesem Jahr nur zwei Mannschaften, der KSV._ Ju gendkraft Gelenau und der TV. Leipzig-Schöne feld. Am Sonntag standen sich beide Staffeln im Vorkamps in Gelenau gegenüber, und die Leipziger behielten mit 4:3 Punkten knapp die Oberhand. Der Rückkampf findet am 25. 2. in Leipzig statt. Sudetendeutsche Skimeisterschaften Die sudetendeutschen Skimeisterschaften begannen mit dem Langlaus und dem Kombinationsspringen. Im Lanalaus lies Lt. Günther Meergans mit 1:16'35 die beste Zeit für die 18 Kilometer. Zweitbester wurdein der Altersklasse 1 der Klingen thaler Walter Glaß II mit 1:16 37 vor dem Sieger der Kl. 2, Hans Donth-Witkowitz mit 1:16:57. Sudetendeutscher Skimei- ster wurde Hans Donth vor Lt. Meergans. Den 5. Platz be legte der Sachsenmeister Adolf Bleidl, Schwaderbach, vor Glaß II. Klingenthal. Sti-Welttämpse des ASM Das Wochenende tm deutschen Sport stand wiederum ganz im Zeichen wintersporilicher Wettbewerbs. Die alpine SA. traf sich in Bad Hosgastein, wobei Weltmeister Helmuth Lantschner den Abfahrtslau? gewann Die 4X8-Ki!ometer- Stafsel wurde von der Gebirgssägerstandarte Salzburg, tu der Spurnglauf-Weltmeister Josef Bradl mitlies. überlegen gewonnen Zu gleicher Zett trugen die Angehörigen des NSKK. in Zell am See ihre Skiwettkümpfe aus Im Absahrtslaus erwies sich unter rund 350 Teilnehmern der NSKK.-Ober- scharführer Karl Seer (Bad Gastein) als der Beste vor dem Sturmmann Rudolf Matt, der seinerseits im Torlauf sein meisterliches Können zeigte Die beiden ostmürkischen Tages sieger wurden von Korpsführer Hühnlein herzlich beglück wünsch! Die Meisterschaften der Studenten in Schrciberhau waren zahlenmäßig sehr stark besetzt Den Nbfahrtslanf ge wann Fricke (Dresden). Ganz überlegen war bei den Frauen Helga Gödl (Innsbruck', die über eine Minute schneller wai als die Vorjahrssiegerin Ruth Speidel (München). Sieget im Torlaus wurde Ploch (München). Bei den Studenienmeisterschaften in Spindel mühle gewann Lentnani Meergans (Hirschberg), der zwei- mattge deutsche und Wehrmacht-Skimeister, den 18-Kilometer- Langlaus. Der Meistertitel und zugleich der Ehrenpreis des Gauleiters und Reichsstatthatters Konrad Henlein siel jedoch an Hans Donth (Witkowitz' Am Berg Isel in Innsbruck wurde ein Langlauf über >6 Kilometer durchgesührl, den der Südtiroler Vinzenz Demetz vor Gottfried Baur und Weltmeister Gustl Berauer zu seinen Gunsten entschied In Thüringen war der Lanalaus Rund um den Nesselberg das wichtigste Ereignis. In beiden Wertun gen, über 25 und 50 Kilometer, siegte jedesmal der thürin gische GanmeMer Hallenmeifferschafien des Schwimmsports Neuer Rekord im 100-Meter-Rülkenschwimmen für Frauen. Die Hallenmeisterschaften des Großdeuischen Schwimm sports in Magdeburg, brachten gleich im ersten Meisterschafts- Wettbewerb einen neuen deutschen Rekord. Die deutsche Mei sterin Liesl Weber (Bayreuth), holte sich über 100 Melek Rücken in neuer Rekordzeit von l:17,l Minnien den Titel. Im 200-Meter-Brustschwimmen für Männer siegte Meister Joachim Balke «Kriegsmarine' über seinen Hauplwidersachek Köhne «Magdeburg' in der guten Zeit von 2:39,9 Minnien. Die Meisterschaft über 200 Meter Kraul verteidigte der Rekord halter Werner Plath «Berlin' in 2:14,4 mit Erfolg. Ueber- raschend kam die Niederlage der sieggewohnten Bremer in der Kraulstafsel über 4 mal 100 Meter, in der Post-SV.-Breslau als erste anschlug Ueber 4 mal 100 Meter Brust siegte Hellas 'Magdeburg' vor Kriegsmarine-Kiel Ueber 400 Meter Kraul mußte die langjährige Meisterin Ruih Halbsguth wegen Wa- denkrampfes ausgsben, so daß die Eimsbüneterin Rannow in 5:50,2 zu Meisterwürden kam. Die 3-mal-IOO-Meter-Kraul- staffel der Frauen gewann ASV.-Breslau vor Nire-Charlot- tenburg. Lohmann unv Mertens siegten tn der Druischtandyalle. An dem Radrennabend in der Deutschlandhalle in Berlin kam Toni Merkens im Fliegerkamps zu einem schönen Gesamtsieg vor dem Schweizer Kaufmann und dem Italiener Loattt. Im Dauerrennen um den Preis des früheren Steherweltmeisters Erich Möller bestritten Lohmann, Stach und Hoffmann als Sieger der drei Vorläufe zusammen mit dem.Schweizer Hei mann den Endlaus, in dem Lohmann mit Rundenvorsprung als Sieger durchs Ziel ging. Ehmer war durch Reifendesekt und Sturz ausgeschieden ««eskir-'rkrw^rcxurr vk»«.»«, mk urr«. r». (58. Fortsetzung.) Sein gehetzter Blick schweifte umher — gab es denn nichts, seine Bande zu lösen? Da atmete er zitternd aus. Etwas hatte Steffens übersehen. Das konnte ihm zur Rettung werden. Dort in der Ecke der Kammer standen Werkzeuge, Geräte, darunter eine Säge. Sie schaute gerade mtt einigen scharfen Zähnen unter ein paar Säcken und Putztüchern hervor. Hans-Hermann ließ sich, so gut seine gefesselten Füße es vermöchten, auf die Erde gleiten. Angstvoll lauschte er — hatte er doch ein polterndes Geräusch nicht ver hindern können. Uber niemand war zu hören. Borsichtig rollte er sich nun auf dem Boden bis zu der Ecke, in der die Säge stand. Mit den Zähnen biß er in die Säcke und Lappen und zerrte sie beiseite. Er spürte den bit teren, dumpfen Geschmack des Tuches auf seinen Lippen. Run war die Schneide der Säge frei. Er hob seine Hände, scheuerte mit den Handstricken langsam an dem Stahl auf und ab. Da stäubten die ersten feinen Fasern des Hanfseils ab, die Zähne der Säge gruben sich tiefer, schnitten hinein in die Fesseln, ein Zug, ein Zerren — Hans-Hermann hatte seine Hände frei. Er bewegte die steifgewordenen Gelenke ein paarma! hin und her. Dann ergriff er die Säge und zerschnitt rasch die Fesseln an seinen Füßen. Gottlob, nun war er frei! Was nun? Erst einmal wollte er die Säge wieder au ihren Platz stellen. Dabei verschob sich ein Brett unten gn der Wand, Ein Loch wurde sichtbar, groß genug, um einen schlanken Menschen hindurchzulassen. Bor Freude stand er starr: die Geräte sollten wohl oieses Schlupfloch verdecken. Hans-Hermann legte sich auf den Bauch und spähte vorsichtig hindurch. Er sah in eine zweite kleine Kam mer, von der eine Treppe offenbar in irgendeinen Gor- ratsraum der großen Jacht führte. Geschickt kroch er hindurch. Nun ocfand er sich in einem kleinen Gerschlag Eine Treppe führte tatsächlich hinunter in den Lade raum. Eine andere aber aus einen Außengang der Jacht und unmittelbar hinaus ins Freie. Hans-Hermann schwindelte es. War er wirklich der Freiheit so nahe? Wenn er nun absprang — er war ein sehr guter Schwimmer, vielleicht würde irgendwo in der Nähe ein Boot ihn aufnehmen, oder winkte irgendwie eine Rettung. Und wenn auch nicht, alles schien ihm in diesem Augenblick besser, als weiter m der Gewalt dieser Verbrecher zu bleiben. — Sogar an Peggy dachte er einen Augenblick nur mit kaltem Bedauern. Sie war für ihn doch nur etwas gewesen, was lrine Sinne gelockt und seinen Schmerz um Bencdikte betäubt hatte. Schon wollte er sein gefährliches Unternehmen mit dem Mute der Verzweiflung wagen. Da fiel ihm Jens Petersen ein. Nein, er konnte nicht fliehen und den armen Kerl in der Gemalt dieser verbrecherischen Bur schen lassen. Was also war zu tun? Er überlegte fieberhaft. Da plötzlich drang ein Geräusch an sein Ohr. Er duckte sich, lauschte, spähte hinaus. Und was er sah, ließ sein Blut vor Grauen erstarren: Steffens, der eine Bootsmann, und Pierre schleppten einen Menschen den Außengang entlang. Es war Jens Petersen, und er wehrte sich nur schwach. Wie er jetzt an Hans-Hermanns Versteck vorübergeschleift wurde, sah der, daß es lediglich eine halb mechanische Bewegung Petersens gewesen war. Denn der Lehrer war keines wegs wieder völlig bei Besinnung. Sein Blick hatte etwas Leeres und Fernes. Er schien es mehr instinktiv zu fühlen, als mit dem wachen Verstände zu begreifen, was man da mit ihm vorhatte. Jetzt hörte Hans-Hermann Steffens sprechen: „Los doch, fort mit ihm, wir haben keine Zeit mehr zu verlieren. In ein paar Minuten sind wir an Ort und Stelle. Der Bursche muß fort sein, ehe wir Zedlitz herausholen." Die beiden Bootsleute zerrten den fast hilflosen Kör per Petersens an die Reling heran, Haus-Hermann sah, wie der Widerstand des noch halb Betäubten schwach und schwächer wurde. Jetzt hoben alle drei Männer mit voller Kraft den Körper über die Reling — ein Stoß, ein dumpfes Äufklatschen Von seinem Versteck aus konnte Hans-Hermann den hilflosen Körper in den Wellen treiben sehen. Da verließ ihn jede Besinnung, jede Vorsicht. Er mußte nur eins: er mußte diesen Menschen retten, er mußte ihn retten, obwohl er eigentlich sein Feind war, obwohl er ihm Benedikte fortgenommen hatte. Er konnte ihn nicht sterben lassen — um Brnediktes und seiner eigenen Männerehre willen. Kaum waren die drei Männer um die Biegung des Laufganges verschwunden, lief Hans-Hermann aus seinem Versteck hervor? schon war er an der Reling, da hörte er Rufen, Laufen, Schreien. Nicht rückwärts sehen, dachte er. Er sprang ab, brausend umfingen ihn die Wellen. Oder war es nicht das Brausen des Wassers? Kam von irgendwoher dieses dröhnende Geräusch? Er wußte es nicht. Er tauchte nach einem weiten Bogen an der Oberfläche auf. Plötzlich peitschte ein Schutz und noch einer — ein Auf schrei von Hans-Hermanns Lippen, das Wasser um den getroffenen Körper färbte sich rot. Jetzt aber klang das Dröhnen lauter und lauter, es war über der Jacht, über den entsetzt aufschauenden Verbrechern. Es brauste herab, der große Niesenvogel glitt auf die Fluten nieder, nahe der Jacht, ein Sprach rohr ertönte: „Keinen Schuß, Hände hoch oder wir schießen euch in Grund!" Eine bebende Frauenstimme aber rief: „Jens, Jens, komm, zeig' dich, Jens!" (Fortsetzung folg''