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Wilsdruffer Tageblatt : 20.02.1940
- Erscheinungsdatum
- 1940-02-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-194002202
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19400220
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19400220
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1940
-
Monat
1940-02
- Tag 1940-02-20
-
Monat
1940-02
-
Jahr
1940
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 20.02.1940
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kmkb «MZNorioegen Englands Angriff auf di« »Altmark" als flagrante Verletzung neutraler Souveränität, I „Flagranteste Verletzung neutralen Gebietes» In einem Interview über den „Cossack"-ZwischenfaH be zeichnete Hambor, der Präsident des norwegischen Storting und Vorsitzender des Auswärtigen Ausschußes, das Vorgehen der britischen Flotte als ^flagranteste Verletzung des Gebietes eines neutralen Staates, die sich in diesem Krieg ereig nete. Er fügte hinzu: „Wir in Norwegen verstehen nicht diese unverschämte und ungestüme Verletzung der Hoheitsrechte unse res kleinen Staates. Der Augenblick, den man für diesen Ee- Waltakt gegen Norwegen wählte, ist sehr bemerkenswert. Wir Ständen kurz davor, ein Handelsabkommen mit Eng- land abzuschlietzen. Es ist völlig selbstverständlich, daß nach dieser anmaßenden Verletzung norwegischen Hoheitsgebietes alle Desprechun'aen über Handels- und Cchisfahrtsfragen zwischen den beiden Ländern nun in ein ganz neues Stadium getreten sind. Was die schwersten norwegischen Verluste auf See nicht errei chen konnten, nämlich daß norwegische Seeleute sich aoeigerten, nach England zu fahren, wird jetzt nach diesem Ueberfall vielleicht eintreten. Amh KaMrmate» wmseu geworiev Norwegische Augenzeugen berichten ; Die Osloer Tageszeitungen bringen weitere ausführliche ^Berichte von Augenzeugen über die Seeräuberei im ^Iössingfjord. So schreibt „Aftenposten": Der Krieg hat se>ne -ersten blutigen Spuren auf norwegischem Boden hinterlassen. Auf dem steilen Ufer des Iössingfjords, 15 bis 20 Meter lang bis zum Weg hinaus, ziehen Nch die Biunpuren hin. Ader auch weit draußen auf dem Eise nnv dunkle Flecke zu sehen. Deutsche Seeleute haben versucht, sich vor den englischen Ku geln zu retten. Tie „Altmark" liegt mit dem Achierende ganz dicht an Land. Die Hakenkreuzsahne wehr au? halbmast. An Bord liegen sechs Tote und in den Krankenkabmen fünf Ver letzte. Aus der ganzen Steuerborvseite des Schisses ist die Farbe abgeschabt, ein Zeichen des heftigen Zusammenstoßes mit dem englischen Kriegsschiff. Am Lande stehen norwegische Marinesoldaten mit auiaevflanztem Baionett. Drei kleine nor wegische Marineiabrzeuge wachen draußen im Fjord. Die Augenzeugen berichten, daß di« Engländer nicht nur schossen, sondern auch Handgranaten warfen. Als daS englische Kriegsschiff nach dem Ueberfall wieder aus dem Fjord herausfuhr, beschoß es, wie Augenzeugen gesehen haben, die deutschen Seeleute auf dem Eis weiter. Man hörte Schreie der Getroffenen bis in die Häuser von Iössinghnvn. Die Besatzung der „Altmark" brachte die Toten und Ver wundeten an Bord und fischte noch lange nach einem Ver mißten. Ein toier Seemann wurde morgens aus einer treiben den Eisscholle gefunden. In einem anderen Augenzeugenbericht heißt es, daß sei tens der Engländer mit automatischen Wassen ge schossen wurde. Eine kleine Fabrik, welche sich dicht am Strand befindet, trägt in ihren Mauern deutliche Schußspu- ren. die von Maschinengewehrfeuer herrühren. Der norwegische Zollbeamte, der 25jährige Odd Egnas, der sich beim Einlaufen der „Altmark" in den Fjord an Bord begab, und sich im Gespräch mit einem der deutschen Offiziere befand, wurde von den Engländern an die Wand gestellt und mit erhobener Schußwaffe be fragt, wo sich die gefangenen Engländer befänden. Er ver suchte, sich als norwegischer Zollbeamter zu legitimieren, doch schenkten die Engländer ihm keinen Glauben. In einem un- dewachten Augenblick ließ er sich an einem Tau an der Schiffs seile herab und flüchtete über das Eis. Tie Engländer hiel ten ihn, wie „Tidens Tegn" ebenfalls nach Berichten von Augenzeugen weiter meldet, für einen Feind und schossen hinter ihm her. Die Geschoße sausten um seinen Kops. Nur seiner guten Ortskenntnis habe er es zu verdanken, daß er mit dem Leben davonkam. England erst frech — jetzt oerlegen Der Ton. in dem sich England wegen des Pi'ratenstückes zu verteidigen sucht, hat sich auffallend gewandelt. Aus der Frech heit ist Verlegenheit geworden. Es ist schon bezeichnend, daß London, das sofort mit einer ganzen Blutenlese von aus ländischen Stimmen, meist aus der englanbhörigen Preße, auf zumarschieren pflegt, nicht imstande ist, außer einigen amerika nischen Stimmen auch nur eine einzige neutrale Pressestimme »u seinen Gunsten anzuführen. Besonders skandinavische, hollän dische, belgische und schweizerische Stimmen, die London sonst lang und breit zu zitieren pflegt, fehlen vollkommen. Aber auch die Art der Londoner Verteidigung hat sich Mändert..Es ist ein jämmerlicher Versuch, sich vor den Neutralen Son der Schuld retnznwafchen wenn London erklärt, Deutsch land habe ,a n g e f a n g e n". London verkündet also, es seien die Deutschen gewesen, die überhaupt das Ganze veranlaßt hätten, denn — man höre und staune — der erste Schuß, der einen britischen Offizier namens Smith verletzte, sei von deut scher Seite gefallen. Allo fei doch die deutsche Schuld erwiesen. Außerdem hab« der deutsch« Dampfer ebenfalls den britischen Zerstörer „zuerst" anzugreifen versucht und wieder folgert Lon don, daß also nur die Deutschen selbst alles veranlaßt hätten. Die Deutschen hätten also die Feindseligkeiten eröffnet. Dann erzählt London noch das Märchen vou einer Matrosenmütze, die von einem deutschen Seemann einem Briten geschenkt wor den sei, durch die erwiesen werden könne, daß dre „Altmark" als ein Kriegsschiff anzujebcn sei. Schließlich muh noch die bekannte Lüge herhalten daß auch deutsche Schiffe niemals auf die norwegische Neutralität Rücksicht genommen hätten. So viele Worte, so viele hilflose Ausreden oder plump« Lügen. Deutschland hat angesangen. Di« armen britischen Kreu zer und Zerstörer, sechs an der Zahl, iahen sich durch die ^Blt- mark" so furchtbar bedroht daß sie sich eben wehren mußten. Das wagt jetzt London zu behaupten. Obwohl Churchill und das Londoner Kriegshetzeikabinett ausdrücklich den Befehl zu dem Ueberfall gegeben haben, wird hier der dummdreiste Ver such gemacht, Deutschland die Schuld zuzuschieben. Offenbar ist die internationale Reaktion auf dieien Piratenübersatl London so auf die Nerven gegangen, daß man jetzt nach Auswegen sucht. Es wird den Londoner Lügenmatadoren nichts nützen, sie haben ihr wahres Gesicht enthüllt und das verzweifelte Gestammel hindert London schließlich ja auch selbst nicht, gleichzeitig zu erklären: „Das ganze Großbritannien steht hinter dieser Ak tion!". nämlich das Großbritannien Churchills und Chamber lains, das aus der einen Seile kaltblütig das internationale Recht mit Füßen tritt, auf der anderen Seite aber mit so vlumven Lüaenkaoriolen der Verantwortuna zu entaeben trachtet. Die WestmiiMe wollen Schweden «mgarnen Die Moskauer Zeitung Prawda" veröffentlicht einen aus führlichen Lagebericht der TÄSS aus Stockholm, aus dem her- vorgeht, mit welcher Aufmerksamkeit in Moskau die skandina vische Politik im Zusammenhang mit dem finnischen Konflikt verfolgt wird. 2n Schweden und Norwegen, so heißt es in dem TAS<s-Bericht, steigere sich die fieberhafte Tätigkeit der englisch-französischen Diplomatie, die mit allen Mitteln das Ziel verfolge, Schweden zu einem feindseligen Vorgehen gegen die Sowjetunion zu veranlassen, 2n ven wei testen Kreisen der schwedischen Oefsentlichteit zeige man sich aus das schärfste beunruhigt durch die unverhüllte Einmischung Englands und F-gntr-ick-s in hip i^"-edHckien Regie ¬ rung, die direkt darauf hinauslaufe, Schweden zur Aufgabe seiner Neutralität unv zum Kriegseintritt aut leiten des eng- lisch-fronzösiswen Blockes zu zwingen Auch über die eigenlliche Absicht ves enalisch-iranzösischen Blockes würden >n diesen Krei sen keine Zweifel bestehen Der französisch-englische 2mperia» lismus ver sich hinter ver Maske der Unterstützung kür Finn land verberge, erstrebe nichts andere» als bi« Unterwerfung Skandinaviens unter seine Kriegspolitik mit dem Ziel, die Front des Krieges gegen Deutschland im Norden zu erweitern. Eagland rechnet mit „tritilcher Situation" in Schweden In einem Rundschreiben, das Vie englischen Staats angehörigen in Schweden erhalten haben, wird »n Aussicht gestellt, daß eine „kritische Situation" in Schweben einlreten könne. Aus diesem Grunde wird die gesamte englische Kolonie in Schweden in Gruppen von 20 bis 30 Per sonen ausgeteilt, an deren Spitze ein Verbindungsmann steht, der den Kontakt mit dem britischen Konsulat aufrechtzuerhalten hat. 2n dem Rundschreiben wird erklärt, daß alle Staatsange hörigen durch diese Maßnahmen alle Warnungen und Verhal tungsmaßregeln erteilt bekämen, wenn die Entwicklung der politischen Lage dies erfordere. Je gewissenhafter wir die Zähne abends reinigen, desto nachhaltiger ist der Erfolg der Zahnpflege. Churchills „Husarenstück^ Die „Altmark" hatte sämtliche feindlichen UeberwachrmgS- linien bereits durchbrochen Wenn der englische Rundfunk sich nicht eniblödet, das Vorgehen gegen den deutschen Handelsdampfer „Altmark" als ein „Husarenstück" hinzustellen, so spricht doch die Wirk lichkeit eine ganz andere Sprache, und in dieser Wirklichkeit bleibt von dem Husarenstück auch rein gar nichts mehr übrig. Di« „Altmark" dagegen ist ein deutsches Tankschiff, das schon lange vor Kriegsausbruch sich im Ausland befunden hat und zu planmäßigen Fahrten im Oeltransport eingesetzt war. Es wurde bei Ausbruch des Krieges vollkommen überrascht, hatte also auch keine Waffen und eine rein zivile Besatzung. Weil sich die „Altmark" aber gerade in ausländischen Ge wässern befand ist sie zur Versorgung des Panzerschiffes „Admiral Graf Spee" mit herangezogen worden und hat diesen Dienst mit größtem Geschick versehen. Das Tankschiff hatte dann auch einen Teil der Gefangenen des „Admiral Gras Spee" an Bord nehmen müssen und war nach dem Ge fecht des „Admiral Graf Spee" in der La-Plata-Mündung ganz aus sich allein gestellt. Mit außerordentlicher Geschicklichkeit hat auch dieses deutsche Handelsschiff sich durch sechs Monate hin durch allen Verfolgungen des angeblich meerbeherrschenden Albions entziehen können und war schließlich nach Durch brechung aller feindlichen Sperren in die neutralen norwegi schen Gewässer gelangt, wo es sich nun gereitet glauben durfte. Freilich hatte die Besatzung der „Altmark" ihre Rechnung ohne die Brutalität Churchills gemacht. Mit dem Wunsch, in Nor wegen einen Konflikt zu schaffen konnte so der Erste Seelord zugleich seine niedrigen Racheinstinkte gegenüber dem deutschen Tanker befriedigen, denn schon lange verzehrte sich dieser feiste Plutokrat in ohnmächtiger Wut darüber, daß die Tüchtigkeit der deutschen Kapitäne es immer wieder ver standen hatte, den Engländern ein Schnippchen zu schlagen, und so wollte man diesmal mit aller Gewalt den erneuten Durchbruch eines deutschen Handelsschiffes in die Heimat ver hindern. Aus offener See ist es den Engländern nicht gelungen, die „Alimark" zu stellen. Da haben sie nun das deutsche Schiff in neutralen Gewässern überfallen und damit den traurigen Ruhm geerntet, ein neues Verbrechen auf das Schuldkonto Englands geladen zu haben. Bei uns nennt man so etwas ein Bubenstück, und die Geschichte wird die Schandtat der „Cofsak" auch niemals anders bezeichnen, mag der englische Rundfunk so viel von einem „Husarenstück" htnaustrompeten, wie er mag. Gefährlicher als im Weltkrieg Der norwegische Außenminister zum Verbrechen im Jöfsing- Fjord Außenminister Koht sprach in Trondheim über die gegenwärtige Lage und erklärte, daß sie für Norwegen viel leicht gefährlicher als die im Weltkriege fei. „Wir sind", so sagte er, „zwar in den meisten Kriegszwischenfällcn nicht in der Lage gewesen, entscheidende Beweise für die Ver- antwortungspflichiigen zu erbringen Der schlimmste Fall der Neutralitätsverletzung aber ist der der „Altmark" gewesen. Wir haben energisch gegen diese schwere Neutralitätsverlebuna Englands protestiert." Tlach Zusammenstoß gesunken Die britischen Frachtdampfer „Greystone Castle" (5853 BAT.) und „Cheldale" «4218 BNT.j stießen, wie aus Durban <Südafrika> über London gemeldet wird, kurz vor Mitternacht zusammen. Der ..Cheldale" sank innerhalb drei Minuten. Der Kapitän, der 1. und 2. Osfizier und 13 Mann der Besatzung des „Cheldale" werden vermißt. Der 3. Osfizier, der Bordfunker und 17 Mann konnten das Land erreichen. 157To1e beim Untere des ZeErers „Döring" Nachdem die britische Admiralität bereits den Verlust des Zerstörers „Daring" zugegeben hatte, teilt sie nunmehr m,t. daß der 1375 Tonnen große Zerstörer torpediert worden ,st. g Offiziere und 148 Mann werden vermißt und als verloren betrachtet. Ein Osfizier und vier Mann wurden gerettet. , Eeyetmmsooue mamyett amermttWem Framer Der englische Frachter Thurston aus Glasgow mutzte am Sonntag Lissabon anlaufen, da fast alle Besatzungsmitglieder an einer rätselhaften Krankheit leiden. Der Kamtän, zwei Ofsi- ziere und acht Matrosen wurden ins Krankenhaus eingeliefert und isoliert. Es handelt sich um eine ansteckende Krankheit. Der Kapitän ist bereits gestorben. Der Dampfer kann wegen Perso-- nalmangel nicht auslaufen. - i^er!" iro^u von «ans „Meinetwegen beauftragen Sie schrie Keppler und flüchtete in sein Hein« Sutter war zum Direktor bestellt. Cs sollte eine neue Arbeitseinteilung vorgenoumren werben. Dies und jenes war zu besprechen. Heine Sutter ging also nach oben. Im Direktionszimmer saß Eva Volkmer einsam an ihrer Schreibmaschine, verzehrte eine Mohnsemmel und las mit großer Andacht die Zeitung. Es war gerade Frühstückspause. „Nanu!" staunte Sutter, nicht gerade unangenehm überrascht. „Ein ganz neues Gesicht? Letzte Neu erwerbung des Tageblattes?" Eva bejahte mit verlegenem Lächeln. „Ich Heitz« Goa Volkmers „Was Sie sagen! Und nun eine so ruhmvolle Rück kehr! Wir werden über Herrn Becherkamp weiter in großer Aufmachung berichten. Weitz mau schon, wie lange er in Passau bleibt?" „Keine Ahnung! Man müßte mal seinen Bruder —" „Man müßte mall" Direktor Keppler stieß einen ver zweifelten Seufzer aus. „Ach, Fridolin, Sie bringen mich noch ins Grab! — Man hätte schon längst müßen! Mehr Tempo, Herr Fridolin! Wenn Sie immer warten, bis Ihnen Ihr Stammtisch die Neuigkeiten zuträgt! — Wir sind doch kein Sonntagsblättchen! Wir sind eine Tageszeitung. Wenn Ihnen doch der Unterschied end lich klar werden möchte!" Fridolin zog erst einmal sein großes grellroteS Taschentuch, denn er litt seit einigen Tagen an einem beträchtlichen Schnupfen. „Ich kann ja dann mal den Lehrjungen zum Kaufmann Becherkamp htnüber- schicken." „Den Lehrjungen!" stöhnte Kevpler. „Herr, verzeih ihm, denn er weiß nicht, was er spricht. — Sie werden selbst gehen, mein Teurer! Sie werden den Mann interviewen. Sie werden bei der Ankunft auf dem Bahnhof sein. Sie werden den berühmten Mann nach Strich und Faden ausquetschcn. Morgen erscheint eine ganze Seite über Becherkamp. Dienstlicher Befehl!" Fridolin hätte nicht Fridolin sein müssen, wenn diese Worte sein Gemüt auch nur im geringsten in Wallung gebracht hätten. ,,Das kann alles der Rempf machen. Der bat den richtigen Dreh dafür. Ich werde ihn tele phonisch beauftragen, wenn Sie nichts dagegen haben." «lneck-ftecnr!5cuvn ounc« vciri^o orKäk (4. Fortsetzung.) Thomas Keppler breitete die Zeitung auf einem Nm- vruchlisch aus. „Nun, meine Herren, ich glaube, unser Blättchen wird Eindruck machen. Das größere Format, der schönere Druck — man wird unL nicht mehr nach sagen können, daß wir rückständig seien." Schriftleiter Fridolin setzte seine gewohnte Virginia in Brand. „Wir wären ganz gut noch mit unserer alten Presse zurechtgekommen. Abwarten, ob sich das Vergnügen bezahlt macht!" Fridolin saß seit achtundzwanzig Jahren an seinem Schreibtisch in der Redaktion und durfte sich ein offenes Urteil erlauben. „Natürlich, unser Fridolin!" entgegnete Kevpler etwas verstimmt. „Als wir seinerzeit die Setzmaschinen aufstellten, hat er uns auch ein schreckliches Ende vor ausgesagt." Dann wies er ablenkend auf das Titel blatt. „Üebrigens den Vegrützungsartikel für Becher kamp haben Sie fein gemacht. Sehr interessant! Ich wußte gar nicht, daß unsere beiden Passauer Becher- kamps einen so berühmten Bruder haben." „Eugen Becherkamp ist der Jüngste. Ich kannte ihn noch, als er in kurzen Hosen den Restdenzplatz unsicher machte. Er war schon immer ein Taugenichts und Hallodri." „Was man jetzt wohl nicht mehr behaupten kann. Der weltberühmte Schlagerkomponist und Kapell meister! — Sie schreiben mit Recht, daß wir stolz darauf sind, den berühmten Sohn der Stadt in unseren Mauern begrüßen zu dürfen. — Ein erfreulicher Zu fall, daß der Artikel gerade in unserer ersten vergrößer ten Nummer erscheint!" Fridolin sog gemächlich an feiner Virginia. „Tja, wenn das der alte Becherkamp noch erlebt hätte! Bor fünfzehn Jahren bat er den mißratenen Benael auS sem Laule KLiMt/ „Sehr erfreut! Heine Sutter. Ich bin der Metteur. Wissen Sie, was das ist? Nein? — Oh, macht nichts, deshalb gefallen Sie mir trotzdem." Er hielt ihr einladend seine Pfote hin. „Wo ist denn unser oller Erzengel? Ich wollte nämlich zum Direktor." „Ach — Sie meinen Fräulein Moosauer?" fragte Eva fassungslos über soviel Mangel an Respekt. Für sie war Fräulein Moosauer zwar auch ein Erzengel, aber ein echter, mit flammendem Schwert, der über ihr Glück oder Unglück zu entscheiden die Macht besaß. „Fräulein Moosauer ist eben zum Frühstück weg* gegangen. Sie wohnt gleich in der Nähe." „Au weia, da habe ich gerade den ungünstigsten Augenblick erwischt. Na, dann will ich den Herrn Direk tor erst mal in Ruhe sein Weißwürstchen essen lassen. Darf ich solange warten?" „Ja — bitte!" sagte Eva, obgleich sie nicht genau wußte, ob das angängig war. Wenn nun Fräulein Moosauer sich ungehalten zeigte? — Ach Gott, es war gar nicht so leicht, alles richtig zu machen. Heine Sutter ließ sich in einen Sessel fallen und zog eine Zigarettenschachtel aus der Tasche. „Rasch mal eine anstecken, Sie gestatten doch?" Eva bekam einen Schreck. „Ich — weiß wirklich nicht, ob das hier erlaubt ist." „Aber natürlich. Da kennen Sie Kepplern schlecht." Eva wagte keinen weiteren Widerspruch und wandte, sich wieder ihrer Zeitung zu. Heine Sutter betrachtete das schlanke, junge Mädchen mit wohlgefälligen Blicken, während er behaglich an seinem Glimmstengel sog. Hm, es wäre eigentlich Men- schenpflicht, daß man sich des armen Kindes ein wenig annahm. Wahrscheinlich saß die heute zum erstenmal in einem Büro, hatte natürlich keine Ahnung von den spitzen Zungen der lieben Kolleginnen und ließ sich widerstandslos vom Erzengel ausnützen. Es war nichts als Kameradschaft, wenn man solchem Unheil rechtzeitig vorbeugte. „Aha, Sie lesen gerade den Artikel über Eugen Becherkamp! Der wird sicher zu Tränen gerührt sein, wenn er den langweiligen Schmus von Fridolin liest, glauben Sie nicht?" Eva hob die Schultern. „Warum soll es ihn nicht freuen? Wenn er doch in Passau geboren ist! Passau ist »och seine Vaterstadt!" lLortsttzuna solgt.) .
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