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Wilsdruffer Tageblatt : 24.01.1940
- Erscheinungsdatum
- 1940-01-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-194001243
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19400124
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19400124
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1940
-
Monat
1940-01
- Tag 1940-01-24
-
Monat
1940-01
-
Jahr
1940
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 24.01.1940
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SNMM Mle M immer noch an Strenger Frost sogar an der Riviera, aber Frühlingswetter an der jugoslawisch griechischen Grenze Noch immer will die grimmige Kälte, die über den größten Teil Europas liegt, nicht nachlassen. Auch im sonnigen Süden sriert man, und eisige Sturmwinde jagen die Men schen von den Straßen. Aber wir nähern uns von Tag zu Tag mehr der schöneren Jahreszeit, und wenn von der jugo slawisch-griechischen Grenze Frühlingswetter gemeldet wird, so können auch wir die Hoffnung hegen, daß die un gewöhnliche Kälte dieses Winters endlich einmal ein Ende studerr wsrd. c Spanien unter einer Eisdecke Spanien hält die Kältewelle an. Während in Madrid die tiefste Temperatur minus 5 Grad betrug, wurden in Avila 20 Grad Külte gemessen. In ganz Zcntralspanien ist der Ueberlandautobus- und Lastkraftwagenvcrkchr ein gestellt, da die Straßen vereist und die Gebirgspässe unter meterhohem Schnee begraben sind. Die Provinz Segovia leidet unter einer Wolfsplage. Zum erstenmal seit sieben Jahren fiel auch in Sevilla Schnee. Viele Ortschaften im mittleren Spanien sind seit drei Tagen vollkommen von der Außenwelt abgcschnittcn. Im Hafen von Bilbao mnßte die Verladetätigkeit infolge heftiger Schneestürme eingestellt werden. Eisiger Sturmwind über Italien In Triest und auf dem Karsthochland ist weiter Schnee gefallen. Bei einem Rückgang der Temperatur auf minns 18,6 Grad ist in Voghera Schnee gefallen. Große Verspätungen im Kleinbahnverkehr brachten neue Schneefälle in Florenz mit sich, wo ein e if i g e r Stu rm w i n o die Kälte besonders -»nerträolich mockfle. Die Seen in den B-ee-n der Trient sind vollständig zugefroren. In Mailand hat der harte Frost drei Todesopfer gefordert. In Genua ist die Tempera-ur bei eisigem Wind auf 5 Grad unter Null gesunken, eine Kälre, die man seit Menschengedenken in der großen Hafenstadt an der Riviera nicht erlebt hat. 26 Grad unter Null in Belgien. Die Kältewelle hat sichinVeloien bedeutend verschärft. Besonders stark sind die Gebirgszüge der Ardennen und ihrer Ausläufer betroffen, wo erneut einsetzende Schneestürme jeg lichen Verkehr lahmgelcgt haben. In der Gegend von Namur ist das Thermometer auf 26 Grad unter Null gefallen. Zahl reiche Wasserleitungsröhren sind geborsten. Auch die Kanali sation ist durch die eisige Kälte völlig unbrauchbar geworden. Die Kalkindustrie in Beauraing hat ihre Arbeiten eingestellt. Am schwersten ist die Forstwirtschaft betroffen, die gerade in den Ardennen vielen Hunderten Arbeit bot. Vorläufig sind viele Dörfer, die von der Außenwelt abgeschnitten sind, darauf angewiesen, von dem zu leben, was sie sich aufspeichern konnten > Personenzugverkehr in Jugoslawien eingeschränkt ' Um eine ungehinderte Durchführung des Güterzugverkehrs km alten Umfange trotz der jetzigen schlechten Witterungs verhältnisse zu gewährleisten, hat der jugoslawische Verkehrs minister eine Einschränkung des Personenzug verkehrs angeordnet. Der sich immer noch verschlimmernde Kohlenmangel ermöglicht in Belgrad nur eine ungenügende Heizung des Krankenhausviertels. In den Operationssälen herrschen durchschnittlich nur 14 Grad. In Westbosnien sind vier Hirten erfroren, die von einem Schneesturm überrascht Wurden. Airs anderen Landesteilen Jugoslawiens werden weitere fünf Todesopfer durch Erfrieren gemeldet. Bier Meter hohe Schneewehen in Schweden ' Die schweren Schneestürme, besonders in Südschwe» 8en, dauern weiter an. Die Schneeverwehungen haben rie sige Ausmaße angenommen. So meldet die Bevölkerung aus der Umgebung von Kalmar und Wad und der Insel Oeland Schneewehen von drei bis vier Meter Höhe unv mehreren hun dert Metern Länge. Zahlreiche Kraftfahrzeuge, darunter Om nibusse sowie zu ihrer Freilegung ausgesandte Schneepflüge, sind selbst in Schneewehen festgefahren. Es ist sogar vorye- kommen, daß Schneepslüge mit eingeschneiten Autos, die sie für Schneewehen aebasten haben, zusammengektoßen sind. Die Schnecmassen haben die große Küsienlandstraße von Kal mar nach Karlskrona ebenfalls blockiert. In Südschweden müs sen zahlreiche Schulen geschlossen werden, weil die Kinder nicht durch den Schnee durchkommen können. Auch für die Schiffahrt in den südschwedischen Gewässern haben das Schnee gestöber und der starke Sturm große Schwierigkeiten gebracht, t, Skiläufer in Madrid Der strenge Frost in Madrid hält weiterhin an. Die Madrider Straßen sind teilweise völlig vereist. Der Autover kehr ist äußerst schwierig. Ueberall wird mit Spitzhacken gear beitet, um das Eis aufzubrechen. Kinder fahren improvisierte Schlitten, und «ach Skiläufer erscheinen in den Madrider Stra ßen, was ein niedagewesenes Kuriosum darstellt. ENMgt MMMkKtrl Fres erfundene Nachrichten über die Reise deutscher Berater nach Rußland. DaS englische Lügenministerium verbreitet Meldungen, die sich in ihrer Naiviläl und Einfalt würdig den bisherigen Produkten englischer Propaganda anreihen. Diesen Nachrichten zufolge sollen 150 deutsche militärische und technische Berater nach Rußland gefahren sein, um den Russen in Finnland Hilse zu leisten. Hieraus sei Vie gemeldeie erhöhte fliegerische Tätigkeit der russischen Luftwaffe zurückzusühren. Als Gegen leistung soll Sowieirußland Deutschland die galizischen Oel-- selder sowie die Kontrolle über die dortigen Eisenbahnen zu- acstanden haben. Deutsches Militär habe in Verfolg dieser Abmachungen diese Gcbieie besetzt. Es verlohnt sich nicht ver Mühe, näher aus diese Phan tastereien einzugehen, die selbstverständlich, wie gewöhnlich solche englischen Meldungen, frei ersunden siiid. So sieht es an der englischen „Front" ans Die zahlreichen Vergnügungsreisen der Angehö rigen, Kinder und Bekannten hochgestellter Persönlichkeiten an die „Front" und die darüber in der englischen Presse gebrachten „Hosverichte" haben in der britischen Armee lebhaftesten llu- willen ausgelöst. Der „Daily Expreß" veröffentlicht eine Feldpostkarte, in der es heißt: „Wer hat einem Jungen von fünfzehn Jahren, dem Sohn des Eeneralstabschefs Edmnno Ironside, eigent lich die Erlaubnis zum Besuch der Maginotlinie erteilt? Werden Schulausflüge dorthin organisiert? Ich habe beiläufig gehört, daß Papier knapp sein soll. Weshalb verschwenden die Zeitun gen dann aber so viel Raum, um eine bis zum Erbrechen blöd sinnige Begebenheit so breit zu beschreiben? Ich bin überzeugt, daß wirkliche Soldaten in derartige Veralberungen des Krie ges ganz gehörig mit dem Blaustift hineinfahren würden! W. Ä. Jadd." Der Labour-Abgeordnete I. I. Davidson befaßte sich mit dem gleichen Thema und erklärte: „Wie lange will man noch aus den britischen Tommies ein Schauspiel für vergnügungs süchtige Leute machen, die es nicht wagen würden, sich der Front zu nähern, wenn wirklich gekämpft würde. Die Besuche der Söhne berühmter Männer und anderer Leute in den Schützen gräben sollten sofort aufhören! Will die Regierung aus der britischen Armee eine Zehnp fennig jahrmarktschau machen sür Besucher, die nur deshalb Erlaubnis zu ihren Stip- visiten erhalten, weil sie einflußreichen Familien angehören?" Das müssen ja nette Zu stände sein! Vor allen Dingen müssen die Poilüs daran eine geradezu überwältigende Freude empfinden! Rückgang des englißven MeWestMes Der englische Presselord Beaverbrook hat im „Daily Expreß" wieder einmal einen Artikel veröffentlicht, in dem er nachdrücklich einen Ausbau der englischen Landwirtschaft for dert, um Devisen einsparen und Schiffsraum größeren Um fangs sür kriegswichtige Einfuhren freibekommen zu können. Es wird eine Erhöhung der landwirtschaftlich nutzbaren Fläche um 4 Millionen Morgen vorgeschlagen und gleichzeitig eine bedeutende Erhöhung des Viehbestandes. Dabei hat Veaver- broo! allerdings nicht bedacht, daß eine Steigerung des Vieh bestandes unmöglich ist, wenn man auf der anderen Seite weite Grünflächen unter den Pflug nimmt und damit die Futtergrundlage vermindert. Interessant sind aber seine Angaben, daß seit Kriegsaus bruch in England der Kälberbestand um 14 Million zurückgegangen sei, ebenso der Schweinebestand und infolge der Futtermittelknappheit der Hühnerbestand sogarum 5 Millionen. Diese Ziffern sind ein eindrucks voller Beweis für die Behinderung der britischen Einfuhren durch die deutsche Seekriegführung und die weitreichenden Auswirkungen dieser Erfolge. Es bleibt bei den Todesurteilen Ncvisionsverhandlung gegen INA Mitglieder in London Das Londoner Strafgericht verwarf die Berufungen von zwei Mitgliedern der „IRA" gegen die Todesurteile, die gegen sie wogen Mittäterschaft bei dem Bombenanschlag in Eoventry am 25. August gefällt worden waren. Für die Verhandlung im Londoner Strafgerichtsgebäude Old Bailev waren außergewöhnliche Vorsichtsmaßnahmen getroffen worden, wie sie selten in der Geschichte der Lon doner Gerichte vorgekommen sind. Um das ganze Gebäude war ein starker Polizeikordon gelegt worden, alle Eingänge wurden bewacht, und auch innerhalb des Gerichtsgebäudes patroullierten starke Polizeiaufgebote. Auf der Anklagebank saßen neben den Gefangenen fünf Wärter mit gezogenen Re volvern. Bei den Angeklagten handelte es sich um den 32jäh- rigen Peters Barnes und den 29jährigen James Richards. Spork > Deutsche Meister Uesen in Dresden 2506 Zuschauer erlebten am Dienstag bei der Veranstaltung des STC Blau-Weiß Dresden ein besonderes sportliches Ereig nis. Die deutschen Meister im Eiskunstläufen, Lydia Veicht und Horst Faber, zeigten zusammen mit zahlreichen hervorra genden Vertretern der Reichshauptstadt in Dresden nie gese hene Leistungen aus dem Eise Am Beginn zeigten die Dresdner, daß sie Fortschritte gemacht haben. Nach den Schwestern Eiga und Eva Richler liefen die Dresdner Meister Frau Wilberg- Bahr und Helmut Sirinek mit viel Beifall bedacht, der sich stei gerte, als die Berliner Anita Heinricht, Edith Schwabe und Günther Lorenz fowie das ausgezeichnete Tanzpaar Uriul« Schülke-Peter Erammatikofs durch ihr Können zu überzeugeq wußten. Der Höhepunkt war das Laufen der Meister aus Man« chen. Horst Faber sowohl als auch Lydia Veicht zeigten ein« Kür, deren flüssige Sicherheit und Eleganz ebenso begeisterte^ wie die technische Beherrschung aller nur denkbaren Schwierig keiten durch die beiden Meister, die begeisterte Anerkennung der Zuschauer immer wieder hervorries. Den Rahmen bildete ein fesselnder Eishockeykamps zwischen einer Berliner Auswahl mannschaft (Berliner Schlittschuh-Club und LTC Not-Weiß) und der Mannschaft des Bezirkes Dresden (STC Blau-Weiß und Altenberger SV). Die Ostsachsen hielten sich weit besser^ als erwartet, doch siegten die Berliner sicher mit 10:5. Deutsche Tischtennis-Meisterschaften fallen aus Die Deutschen Tischtennis-Meisterschaften, die für den 10.1 und 11. Februar nach Dresden vergeben waren, sind abgesagt worden. Deutsche Kriegsmcisterschaften im Rodeln Auf der Jeschken-Rodelbahn bei Reichenberg im Sudetengau werden am kommenden Sonntag Lje^DeMcheq, Krieasmeüterlchaften im Rodeln ausM.ragen., MürEOau. Die neue Folge der parteiamtlichen illustrierten Wochcn- zeitung „I. B." bringt wieder einen vielseitigen Inhalt, von dem besonders zu erwähnen sind Lie großen Bildberichte: Besuch in Cinecitta — eine Blütenlese strahlender junger Künstlerinnen aus Italiens Filmstadt Cinecitta. In Ler 5. Folge des Sonderbcrichis „Drei Jahre Imperium" sieht man Schnappschüsse vom Schlangenball im Weißen Adler, Modisches um die Eingeboreuenschöne, Dortmunder Bier in Eritrea usw. Ein weiterer Bildbericht führt an den oberen Narew, wo der ehemalige polnische Staatsforst-Urwald unter Naturschutz gestellt wird. Aus dem weiteren Inhalt: Fenster sturz um Oppenheim — Alles für die Juden — Fledermaus immer wieder neu — Lachen vorn und weiter hinten. Im textlichen Teil erscheint die Fortsetzung des Kriminalromans und des aktuellen Tatsachenberichtes „Rothschild, die Geißel, Europas". REssender Lewzig Donnerstag, 25. Januar. 6.30: Ans Wien: Konzert. — 8.20: Aus Breslau: Konzert S.30: Sendepause. — 11.30: Gedenktage des Jahres. — 11.45: Kleine Chronik des Alltags. — 12.00: Aus Breslau: Konzert.- 15.00: Von tapferen Frauen. — 15.20: Musikalisches Zwischen spiel. — 15.40: Spiel mit lauter Trümpfen. Szene von Kurt Herwarth Ball. — 16.00: Aus Frankfurt: Konzert. — 17.10: Bunte Unterhaltung mit Inge Vesten (Sopran), Fritz Brendel (Lvlophon) und der Kapelle Otto Fricke. — 17.30: Von HanS und Hof, von Wiege, Bett und Truhe. Hörfolge vom bäuer lichen Leben. — 18.25: Musikalisches Zwischenspiel: DeAtWSsmRbnher 8.36: Ans Wien: Frühkonzert. — 8.20: Aus DreskE FNS die Arbeitskameraden in den Betrieben Blasmusik. Der Gau- musikzug Schlesien. — Dazwischen um 9.00: Aus Breslaus Politisches Kurzgcspräch. — 9.30: Aus München: Sang und Klang in der Schule. Die Rundsunkspielschar München der Hitler-Jugend». — 10.00: Fröhlicher Kindergarten. — 10.30S Kleines Konzert. — Dazwischen 10.50—11.00 (Nur für den Dsutschlandsender): Normalton. — 11.00: Zur Unterhaltung^ Kapelle Eugen Jahn. — Dazwischen 11.30: Für die Hausfrau- — 12.00: Der Faserpflanzenbau nimmt zn. Bei den Hanf bauern im Luch. — 12.10: Aus Breslau: Mittagskonzcrt. Las Große Orchester des Neichssenders Breslau. — Dazwischen 13.00: Aus Breslau: Politisches Kurzgespräch. — 14.10: Musi kalische Kurzweil. Das Kleine Orchester des Reichsfenders Berlin und Solisten. — Dazwischen (Nur sü den Reichssender Berlin): Der Erzähler. — 15.30: Kinderliedersingen. — 16.00S Ans Frankfurt: Nachmittagskonzert. — 18.00: Nach des Tages Arbeit spielt das Orchester Willy Libiszowski. — Dazwischerr 19.45: Politische Zeitungs- und Rundfunkschau. — 20.152 Barnabas von Gcczy spielt. — 21.10: Kapstadt, Hörspiel vo« Hans Rehberg. — 22.30: Eine Neine Melodie. — 23.00: Polo, tisches Kurzgespräch. — Anschließend: Otto Dobrindt spielt. ooxcu vrytn 058-« vnkitrkkk.v5sv-o.ia. (ZS. Fortsetzung.) Benedikts fühlte ein süßes Erschauern. Jetzt kam baS Mort, auf das sie so lange gewartet. Jetzt würde er sie jan sein Herz ziehen, jetzt würde er ihr sagen, daß er sie siebte Drüben vom Strand her kamen mit langen Schritten Kin paar Fischer. > Jäh fuhren sie aus ihrer füßen Berfunkenheit auf. „Holla, Schulmeister," rief einer mit hallender Stimme, „kümens doch mal bi uns!" Erschrocken lösten sich Bencdiktes und JenS Peter sens Hände. „Ich komme gleich, Schlüter," ries Jens Petersen. Dann sagte er hastig: „Auf später, Venedikte. Haben Sie heute abend Zeit? Wollen wir spazieren gehen?" Sie nickte. Sehnsüchtig und traurig sah sie ihm nach. Warum mußte dieser glttcksschwere Augenblick zer stört werden? Sie wußte, einem Menschen wie Jens Petersen wurde cs so schwer, von sich zu sprechen. Sie batte einen ordentlichen Zorn auf Hcin Lüders, der jetzt sicher mit irgendwelchen ganz gleichgültigen Sachen Lens Petersen mit Beschlag belegte. » / A'S Venedikte ins Haus zurückkehrte, sah sie Kunst händler Torsion und Hello Steffens bereits im Garten auf- und abgehcn. Diesen Besuch hatte sie vollkommen vergessen. Wie peinlich, nun Hans-Hermann auf der „Burg" war. Gott mochte Wissen, was er von dem Zerwürfnis er zählt hatte. Aber Torsion und StessenS berührten die Sache zwi- Mn Lr imd Lans-Hermarm überhaupt nicht- „Gut bekommen, mein gnädiges Fräulein?" fragte Steffens. „Alfo hier bringe ich Ihnen Herrn Torsion. Ich denke, wir lassen ibn am besten einstweilen ganz allein, damit er sich in die Bilder vertieft. Hier rechts, zweite Tür." Torsion verschwand. Kaum war er außer Sehweite, sagte Steffens gedämpft: „Fräulein Zedlitz, ich habe Torsion absichtlich allein hinausgeschickt; bannt ich ungestört mit Ihnen sprechen kann. Sie wissen wohl, daß Ihr Better bei uns ge- landet ist?" Benedikts nickte. „Ich weiß," sagte sie gepreßt, „sch begreife nur nicht, er kennt doch Graf Lonne kaum. Wie ist das möglich?" Steffens lachte auf. Täuschte Venedikte sich? Oder klang das Lachen etwas zynisch? „Wenn so hübsche Frauen im Spiel sind wie Peggy Trilow, dann sind manche Dinge leicht zu begreifen, Fräulein Zedlitz. Im übrigen ist Graf Lonne gewöhnt, daß ihm plötzlich Einquartiernng ins Hans geschneit kommt. Ihr Vetter hat ihm sehr gut gefallen. Viel- leicht kann er ihn auch bei seinen verschiedenen Unter nehmungen irgendwie unterbringen. Denn für die Mit arbeit hier auf Ihrem Gütchen scheint er sich doch wirk lich nicht zu eignen. Sie müssen mir nicht böse sein, daß ich diese Sache erwähne. Ich möchte nicht gern taktlos erscheinen. Nur, Fräulein Zedlitz —seine Stimme wurde weicher, werbender, „der Graf macht cs sehr von mir abhängig, ob er Ihren Vetter in seine Dienste nimmt. Und ich hinwiederum" — er schien zu zögern — „ich möchte nichts tun, was Ihnen irgendwie Schmerz bereiten könnte." Benedikts sah ihn verständnislos an: „Aber wenn Graf Lonne imstande ist, meinem Detter irgendeine Arbeit anznbieten, die ihm entspricht nnd ihn ernährt, dann muß ich ja nur sehr dankbar sein, Herr Steffens." „Und Sie würden nicht traurig darüber sein, wenn Ihr Vetter Sie für immer verließe?" „Aber nein, Herr Steffens, keineswegs." Steffens atmete tief aui: „Das wollte ich nur hören, Frgnlein Zedlitz. Ich Sal-Le Ihns» lehr." WkMWWWllWMMWWWMckWMWIARkiMNIMIEWMUUMLI „Wofür denn, Herr Steffens?" Er blickte sich um, seine Stimme wurde leise: „Ich — ich habe geglaubt, Fräulein Zedlitz, Ihr Herr Better stände Ihnen sehr nahe, und aus diesem Grunde zögerte ich. AVer nun bin ich sehr sroh, Fräulein Zed litz, sehr sroh. Denn ich —" „Bitte sprechen Sie -nicht weiter!" Benedikte trat erschreckt zurück. Was meinte Ler? Mann? Wie sah er sie denn an?! Um's Himmels willen, da würde sich doch nicht noch einer in sie verlieb« haben „Ich glaube, Herr Torsion kommt!" Hastig wandte sis sich zur Treppe. Wirklich, wie ein Retter in höchster! Not erschien Torsion, eine schwere Mappe schleppend: „Also, Fränlein Zedlitz, ich babe mir alles genau an4 gesehen und ausgeschrieben. Ich möchte Ihnen heutej noch kein Angebot machen. Ich will mir erst alles ein-j mal zn Hause genau durchrechnen und Sie dann zuj einer Besprechung bitten. Einverstanden? - In -lescß Mappe hier befinden sich übrigens die Studien, von denen Ihr Herr Vetter gesprochen hat. Auch sie reprä-! sentieren immerhin einen gewissen Wert. Würden Sig sie mir zu treuen Händen übergeben?" „Selbstverständlich, Herr Torsion." „Dann lasse ich bald von mir hören. Auf Wiedersehen- Fräulein Zedlitz!" Venedikte hatte Angst, daß Stessens vielleicht noch bleiben würde. Aber er verabschiedete sich sofort. Sie atmete erleichtert aus, als die beiden MänncÄ den draußen wartenden Wagen bestiegen hatten und davonfuhren. Es war wie verhext. Sie beschloß, sogleich Steffens, soviR wie möglich ans dem Wege zu gehen- Der war so. st imstande und machte ihr noch eine Liebes erklärung . . . All die Stunden bis zu ihrer Zusammenkunft mik Jens Petersen verbrachte Benedikte in einer bedrückten Unrnhe. Es war ihr diesmal noch (zelungen, Steffens auszuweichen, und es würde ihr vielleicht weiter ge lingen. Aber schon der Gedanke, diesen Mann hier auf der Insel zu wissen, seine Wünsche zu ahnen und doch nicht erfüllen su können, war unheimlich.
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